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review: PEPPONE – beste aussichten LP

(seufz), hach, der Peppone

Da läuft er wieder los, der Peppone! Er holt mich gleich ab. Und bevor es an der Haustür klingelt habe ich das im Bild im Kopf: vor der Tür steht ein junger Mann mit einem freundlichen Gesicht, er streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, wir laufen los. Er beglückt mich pfeifend oder summend mit einer Melodei. Wir hüpfen jetzt nicht kindisch durchs Gras, dafür ist Peppone zu alt und zu melancholisch fröhlich. Er freut sich, erzählt, wie er sich mit dir freut, seinen Mantel mit dir teilen möchte. Dosenbier wäre auch oke. Nach ein paar Minuten hört er kurz auf zu Pfeifen, dann setzt er aber auch gleich wieder an! Er gibt mir das Gefühl, daß mich das alles nicht betrüben soll.

Ich könnte eigentlich über jeden Song so weitermachen, doch dann würde der Review ungefähr 17 1/2 Minuten Lesezeit beanspruchen, was euch, dem geneigten Online-Leser natürlich über alle Maßen beansprucht, da könnt  ihr es auch gleich anhören, würde ich sagen!

Beispielsweise in diesem famosen Livestream des Bandhaus Leipzig vom 23.10. diesen Jahres.

Ein paar Worte zur Musik: sie hat sich schon einschneidend verändert gegenüber den letzten beiden Alben, denn jetzt spielen sie mit einem richtigen Schlagzeuger. Tuba ist eingestiegen, auch in Magdeburg unterwegs mit seiner hervorragenden Punk-Band Ben Racken. Man merkt also, dass die Beatbox fehlt und ein Schlagzeug etwas mehr Ecken und Kanten gibt. Ein bisschen Rauer klingt das Gesamtbild, denn Jens singt auch mit etwas mehr Reibeisen in der Stimme. Das tut den ganzen Band insgesamt gut, denn so wirklich haben sie das Songwriting dabei gar nicht verändert! Was ja so einige Bands nach Jahren tun und dabei eher noch poppiger werden, Ohrwurmtauglicher. Das brauchen Peppone ja glücklicherweise nicht, denn die produzieren sie am Band!

Das Artwork ist schön und klar, wie immer eigentlich, die Songtitel kurz & knackig. Die Texte und der Gesang erinnern, nehmen mit, lassen Räume zum ausschweifen. Wer an einem herrlichen Herbsttag melancholischen PopPunk hören mag, in Midtempo Manier, der kann da wirklich bedenkenlos zugreifen da passt einfach alles!

Anspieltipp ist in jedem Fall DER neue “Klassiker” des Deutschpunks: “kartoffelfell“. Kurz und knackig gespielte Drums, knappe Lyrics, vier Zeilen Strophe, Refrain. Und der ist so einprägsam, man mag nur noch gröhlend auf einer Berliner Straße vor die Häuser der Spießer pissen. Man kann, man muß dieses Lied einfach nur hemmungslos lieben…. und danach nimmt, nach diesem leidenschaftlichen Ausbruch, Peppone einen auch wieder melancholisch in den Arm. Eine wundervolle Scheibe, Leute.

Erschienen beim MajorLabel.

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review: SNACKWOLF – appetizers 7inch

SNACKWOLF   auf eiligen 45 RPM kommt die vier-Track-Single “appetizers”. Erschienen bei einem meiner Lieblingslabels, weil vielfältig, 30 Kilo Fieber Records.

Zu hören bekommt ihr vier “Appetithappen” des muikalischen Könnens dieser Band aus Stuttgart. Melodischer Hardcorepunk mit viel Spielfreude und auch viel Abgeklärtheit. Man spürt, daß das Quartett schon in einigen Bands gespielt haben muss. Mit dabei ist, wir kennen uns schon ein paar Tage, Flo am Bass, der auch bei den famosen Ludwigsburgern von KUBALLA am Start ist. Von den andern weiß ich leider nicht sooo viel. Gitarrist Rainer gab im letzten OX-Fanzine (Numero 151) ein Interview, eventuell erfahrt ihr dort mehr. An den Drums kloppt Hesse (doch doch… ich kenne ihn von PLANET WATSON, yeah, es ist mir wieder aus den grauen Zellen gefallen), Jonas zupft die andere Gitarre. Singen tun irgendwie alle. Mal mehr, mal weniger. Auf der FB-Seite gibts als Info nur “Snacks, Drugs and Rock’n’Roll”. Den Spaß haben sie groß geschrieben, für weinerliche DeproDüsterPunx ist das hier nichts, haha! Das konnte man schon Anfang Juno bei ihrer Releaseshow im Livestream beim Juha-West in Stuttgart mitverfolgen: Top Sound und viel Spaß.

Ich hatte mir den “Siebenincher” mit einem Klasse Mundschutz (“care bundle”) bestellt auf dem “snackwolf” steht. Jaha, das ist mal großartiges Merchandise. Der Name passt und ist funktional. (keine Ahnung, was ich meine….)

Kurze elf Minuten. Zu haben bei Bandcamp.

 

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review: LOSER YOUTH – warum haust du dich nicht selbst LP

Loser Youth “warum haust du dich nicht selbst” und der ersten Frage die ich stelle, bevor ich die Latte ganz ganz hochlege: wieso soll ich mich selbst hauen? Eventuell gibt der Songtitel “was zum fick bist du kämpfend für” die Lösung: eins zu eins Übersetzung aus dem Englischen! Daß die Herren Humor besitzen haben sie schon auf den andern erschienenen Tonträgern bewiesen. I like them since the first EP “livin’ la vida loca”!

Endlich ein Album vom Trio ausm Norden und das geht gleich los als würden THE HIVES mit ihrem Album “barely legal” drauf losrotzen, nur das hier der Gesang unverkennbar Loser Youth ist. Nach dem kurzen Intro “L.O.S.E.R.” führt die Band den geneignten Punkhörer ein schönes Sample in den Glauben ein, das Punk zum Satanismus führt. Wie wir heutzutage aus einschlägigen Mainstreammedien wissen, führt Punk nicht zu Satanismus, sondern Frau Merkel gehört dem Satanskult an. Siehe Videos der einschlägig bekannten Demos aus Berlin beim, ist das eigentlich auch schon Mainstream?, allseits bekannten Fernsehsender youtube. Vielen Dank auf jeden Fall an alle Corona-Leugner für diese Aufklärungsarbeit in Punkto Satanismus. Will sagen: das Sample ist schon überholt und trifft nicht mehr den Zeitgeist. Hihi.

Eine Veränderung ist spürbar bei Loser Youth, es werden noch mehr Genres gemixt als auf den letzten Releases. Da herrschte ja noisiger Schrammelpunk vor, nun höre ich mehr HorrorPunk-Elemente (“deutschlandlied“), Garage (“raum 3“), Surf und aber immer noch windschiefe Noise in den Gitarrenlinien.  Ich erfreue mich an der in jedem Song spürbaren Spielfreude, gut gesetzte  Breaks, kurzes, knackiges Songwriting. Der Bass knallt wie bei einer NYHC-Band, ab und an dann eine schmeichelnde Line (“ich bin ein punk“) wie Sahnie bei den Ärzten. Die Drums kloppen dir die Snare um die Ohren! Das Einzige, was ich, auf hohem Niveau, mokieren könnte: nach dem ersten Mal Hören sind die 15 Songs ganz schön durchgerauscht. Am Ende hätte ich gar nicht sagen können, wie viele Stücke das denn waren.

Die Texte sind, kann man nicht anders sagen: wie immer!, ganz klar formuliert, angepisst und doch immer mit einem süffisanten Blick auf das Geschehen, politisch, wie solidarisch, wie gemeinschaftlich. Das Artwork ist diesmal wirklich ein auffälliger Oberhammer, sehr sehr geil! Anspieltipp ist definitiv Song Numero 15 “deutschlandlied”

Platte ist echt hart zu empfehlen. Wer auf die Pisse-LP Anfang des Jahres gewartet hatte, der hat hier allemal drauf gewartet. Erschienen bei RilRec. Link führt zu einer schönen Edition mit Beutel und Dackelposter.


 

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fanzine: DEAR YOU #3 (bad zine, everyones fault)

Dear You Fanzine, Nummer 3

Durch zufall entdeckte ich in einer meiner Lieblingsgruppen bei FB “The 90s SCREAMO/HC/EMO/INDIE-Rock Friends” einen Post von Fanzinemacher Mark. Vorliegen habe ich habe Nr.32 von 50. Einzigen Wehrmutstropfen nehme ich vorneweg: der Macher ist zwischen in Spanien ansäßig, daher nicht ganz billig das Ganze, 5 € fürs farbige Zine plus Porto. Aber:

Ich bin sehr froh dieses außergewöhnliche Fanzine bekommen zu haben. Als Projekt schon mit einer Gruppe Freunden 2005 gegründet und rausgebracht. Dann kam eine Nr. 2, die er wohl schon fast alleine gemacht hat, nicht als Print sondern nur als pdf und zwar 2008.

Ganze 12 Jahre später, inzwischen ist er fast 50 – und ich mag da direkt seine Ehrlichkeit, denn ich verrate nicht, ob ich älter bin als 28, haha – hat er sich an die Ausgabe 3 gesetzt. Respekt!

Ihm ging es darum einfach mal wieder über unbekannte Bands und die  gute Musik die sie machen, zu berichten. Natürlich ist das Heft, welches im Juli erschien, auch ein Produkt des Corona-Lockdowns. Zeit zu schreiben und eine wirklich ansprechende Grafik zu gestelten! Es gibt sehr gut lesbare Interviews mit den Bands Fiddle Head (Hardcore / Boston), Glean SD (emotive HC / San Diego), die Newcomer von Bent Blue (Hardcore / San Diego), dem New Morality Zine, drugchurch und Entropy (heavy shoegaze / indie / grunge). Eine schöne Farbfotosammlung der HC / Emo-Shirts die in seinem Schrank sind. Ich hatte da ja auch schon mal über das Buch “life.love.shirts.” berichtet, welches die unterschiedlichen Shirtdesigns der Bands abbildet.

Jedenfalls: ein Plakat des Covers ist dabei und einige Augenkrebsmachende Aufkleber. Wo man das Heft bekommt? Hm. Evtl druckt Mark noch welche nach. Ich sag bescheid!

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review: rebok / flanell split MC

Rebok / Flanell Split Tape.

Ich lege, da ich Gary Flanell kenne, habe noch sein Buch vorliegen (dazu später mehr) zuerst Seite B ein und höre mir an “das Rauschen der Heizung part 1 bis 6”. Er hatte mir das Buch “Angst vor blauem Himmel” zugeschickt und diese Kassette beigelegt mit der Bitte um ein Review. Also los:

Musikalisch ist das zwischen Ambient und Noise. Vor allem ging es wohl um das besagte Rauschen der Heizung, denn das ist immer im Hintergrund. Ein Track hat einen klaren Beat. Ein anderer wieder nur mit Bass. Alles in allem  sehr ruhig und echt spannend anzuhören. Ist für Gary wohl sowas wie “free writing” mit Musik und Geräusch gewesen. Und was ihm seine Wohnung erzählen wollte.

Es folgt Seite 2, beziehungsweise Seite 1 mit Little Naitsabés Rebok (auch bekannt als Till The Morning Light). Ist noch mehr Ambient, ist etwas strukturierter im Songwriting. Es sind zehn Songs die mich teilweise, ich will jetzt hier kein Name-Dropping mit “riesen” Namen machen, kann mich des Eindrucks aber nicht erwehren hier neuere the Notwist zu hören.  Ich kenne mich da aber auch nicht wirklich aus, da ich so ne Mucke ja gar nicht höre.

Um so spannender dies hiermit mal getan zu haben. Entspannungsmusik der anderen Art, fass ich mal zusammen. Vielleicht parallel den Film koyaanisqatsi anmachen und diese gruselige Musik von Philip Glass nicht hören zu müssen, sondern eben dieses Tape, das mir wirklich wesentlich besser gefällt! Ganz hübsch aufgemachtes Tape im Pappschuber.

Erschienen bei John Steam.

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fanzine: MIND THE GAP #22

Nummer 22 des Mind the Gap Fanzines aus Hamburg. Auf dem Cover sind Razzia, Slime, Klaus Maek, Ziggy Marley, New Model Army, Sondaschule und Last Line of Defense, somit im Interview im Heft zu finden.

Als erstes habe ich mir das Interview mit Razzia durchgelesen, was ich echt spannend fand, wobei die mir die aktuelle Platte so gar nicht gefallen will “am Rande von Berlin”.Selbstverständlich auch sofort das Interview mit am Dirk, kurz bevor er bekannt gab, daß er Slime final nun den Rücken kehrt. Rückblickend spürt man im Interview schon die Diskrepanzen, die wohl zu dieser Trennung geführt haben. Am meisten gefallen hat mir aber auf jeden Fall das Gespräch mit dem Macher des WSDP-Labels, früher auch als “was soll das platten” bekannt. Frank bemüht sich darum aus den achtziger jahren wirklich völlig irre Bands aufzutreiben und rauszubringen.  Und da gibt es auch die kleine, liebenswerte Verbindung in mein Leben!

Vor drei Jahren kam der Gitarrist und Sänger von Tod durch Müsli, einer saarländischen New-Wave-Punkband mit einer einseitig bespielten LP um die Ecke. Ihr Demo “Tanz um das Atom” ist darauf zu hören. Sechs Songs… hört mal rein:

Inzwischen habe ich nicht nur diese Scheibe von diesem Label, nur das Meiste ist mir doch zu Elektronisch. Jedenfalls, um diese kleine Werbung abuschliessen, bei FB erreicht man Franck ganz gut und bekommt immer die neusten Scheibchen vorab in der Entwicklungsphase zu sehen!

Bemerkenswert sind auch die  unfassbar vielen Konzertsberichte. Kann ja schon sagen, daß die aus der Zeit gefallen sind. Und das auch noch von ganz vielen Bands die ich auf keinen fall jemals hören oder anschauen werde. Was also heisst, daß dieses Fanzine einen Teil des Punkrocks abbildet, den ich schlicht nicht höre. Da sind also ein paar alte Haudegen am Werk, die so ihrer eigene Sicht auf Punk haben. Dazu kommt ein ansprechendes Layout.

Jede Ausgabe lohnt sich also! 3,50 inkl Porto.

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THE DEAD END KIDS – kommando glitzer LP

THE DEAD END KIDS erreichten mich mit ihrer neuen Platte “kommando glitzer“. Erschienen beim tollen RilRec Label.

Vor ner gefühlten Ewigkeit erreichte mich schon ihr erster Release, die CD “in deiner stadt“. Irgendwie ist das bei mir mit CDs ja so ein “Ding”… Mal lag sie im Auto und lief im Player; und erfreute mich. Mal lag sie wieder im Wohnzimmer zwischen Schallplatten. So kann man keinen Review schreiben, hüstel. Dann freue ich mich tierisch zu hören, dass ihre neue Platte bei RilRec rauskommt. Puh, schon wieder so viel Zeit ins Land gezogen.

Die Band macht es mir von Anfang an echt leicht weiter zuzuhören. Der Sound ist nicht so ganz meins, da sie eher glatte, distortionreiche Gitarren mit Metalanleihen mögen. Geht aber richtig geil nach vorne. Alles ist ganz wundervoll melodiös und richtig gut gespielt. Ja, über den ersten Track und den Refrain “1, 2, 3, Kommando Glitzer, Glitzer ist unsere Munition” kann man (be)lächeln. Finde aber gut, das nicht gleich die totale Punkwutbarrikaden aufgestellt wird. Was eigentlich eher zu dem Sound passt. Der super Gesang der beiden Mädels und die tollen Chöre hauen es aber raus. Es reiht sich Hit an Hit und das ohne glattgebügelt und Radiotauglich zu sein. Die Band hat im Sound und Songwriting  immer noch ein paar Ecken und Kanten gelassen.

Textlich hat THE DEAD END KIDS auch einiges zu bieten, angefangen mit persönlich Themen wie verflossenen Lieben “i look back” bis zum Ausbreiten des eigenen, kümmerlichen Daseins in den Sozialen Medien “hey du“. Die Texte sind immer gelungen und umschiffen gekonnt Stereotypen. Hervorzuheben ist da der angehängte Track vom Video “alternative“. Hört mal rein, holt euch das klasse Bundle mit Patch (link oben bei RilRec).

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pADDELNoHNEkANU veröffentlichen spenden-album

sie schreiben:

in der zeit des lockdowns habe wir nicht aufgehört zu proben.
haben ein paar livestreams gemacht und mit der technik gekämpft.
da das aufnahmegerät als mixer diente, war es irgendwie logisch auch auf “aufnahme” zu drücken.
wir probten, durch die viele freie zeit, zwei mal die woche. die strasse vor dem proberaum oft leer. sehr ruhig.
einige hitzige diskussionen entbrannten nach ein paar bier und dem fundamentalistischen liedgut, welches das öl in unser loderndes feuer ist…

!!! alle einnahmen aus diesem momentan noch digitalen release – es werden noch einige songs dazu kommen – gehen zur hälfte an SEA-WATCH und an SEA-SHEPERD. alle einnahmen aus dem merch geben wir noch obendrauf. wir würden uns freuen, euch dabei zu wissen !!!

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review: SCHALKO – cool LP

Schalko. “Cool” heißt die Platte. Ich kann vorwegnehmen: ich hatte das Vergnügen schon vorher reinhören zu können; um dann zu lang zu brauchen, diesen Review zu schreiben. Das Demo von März 2019 fand ich schon famos und viel zu kurz. Nun also in voller Spielfilmlänge.

Ich habe mit allen drei Bandmembern ein Interview geführt für die nächste Printausgabe der ProvinzPostille, Nr. 7 kommt im Herbst. Da könnt ihr mehr über ihre Einflüsse, Entstehungsgeschichte und was sie so in Freiburg treiben, in welchem Klub sie unterwegs sind, wen sie supporten und so weiter, lesen! Hier soll es jetzt wohl erstmal darum gehen, was da an Musik aus den Boxen flimmert.

Weswegen ich so auf dem Filmding rumhacke? Nun, das Trio hat einfach auch ganz klasse Ideen für Videos.

Zuerst muss ich mich ein wenig daran aufhängen, dass ich die Vorab-Reviews (VÖ der Platte war am 11.09. über flight 13) beim OX gelesen habe und erstaunt aus meinem Klotzs-Tshirt glotzte. Ich sag jetzt mal ganz frech, dass das OX für mich in Sachen Punk nicht mehr wirklich das Maß aller Dinge ist, sondern wohl eher das Maß aller Dinge in Punkto “wie groß bekommt man ein Hardcore/Punk-Magazin in Deutschland”. Was keine Kritik sein soll, nur eine Grenzziehung.

Im Durchschnitt von 10 Redakteuren hat die Platte Mittelmaß bekommen, nur einer gab 9/10, was mich sehr überrascht hat. Dann noch die Vergleiche mit Turbostaat oder LOVE A, ich nehme es vorweg: sie sind Fehl am Platz. Wenn man sich nämlich die Mühe macht mehrmals reinzuhören, was ich mir einfach heutzutage wünsche; immer. So liebevolle Reviews wie bei Vinyl-Keks (oder hier) gibts ja nicht mehr so häufig. Gut Ding will Weile, und die nehmen wir uns.

Dabei merkt man schon gleich beim ersten Track, der wahnsinnig treibt, nach vorne geht das, dass Schalko minimalistisch melancholisch sind und emotional bissig. “Wegen allem wegen nichts” ist ein super Opener, der durch den Achtelrhythmus derbe in die Beine geht, wer da nicht anfängt zu tanzen! Die Richtung ist also klar, sechs Songs sind auf Seite A, es ist alles wirklich zärtlich auf ein absolutes Minimum reduziert. Was ich ganz großartig finde, da es genügend überproduzierte Bands mit doppelter und dreifacher Overdubgitarre gibt. Durch drei Kompressorschleifen dann nochmal so clean wie möglich ins Ohr gedrückt…. Hier ist es rauher und reifer. Hat mehr Grip und mehr Schneid als viele andere Bands, die diesem scheinbar extravaganten und so schwierig zu bedienenden Genre ihr Unwesen treiben.

Und Schalko sind unemotionaler in ihren Texten. Das ist wie im Film, man muss erst den Bildern folgen, die Emotionen aufbauen. Was mich wahnsinnig an deutsche Bands aus den Achtziger Jahren erinnert. Ansonsten gibts ne richtig fette Portion Wipers und, das ist klar, Oiro. Textlich wie auch musikalisch zwischen minimalistischen Beats und klaren Songstrukturen. Texte wütend gekeift, eine Gitarre die mal ne ganz dünne Melodie spielt und mal Akkorde wetzt. Was eher selten, dann als Bruch eingesetzt wird. Diese dann auch im nächsten Atemzug zerlegt werden durch leicht noisige Eskapaden. Ich bin ein großer Fan von Turbostaat, doch ich finde ziemlich wenig von ihnen bei Schalko. Erinnert an an die Anfangstage von von Krawehl oder Mikrokosmos 21.

Zum Sound: die Platte ist toll aufgenommen, sehr durchdachtes Songwriting, sehr persönliche Texte, die klasse Videos, (zu “so tun als ob“) gibt es auch noch eines. Auf Seite B gehts mit fünf Songs weiter die, finde ich, ihresgleichen suchen. Es reiht sich Hit an Hit, die sich eben genau so nicht anhören, als ob das vorbeirauscht. Das Cover ist mega cool geworden, vielleicht heisst die Platte deswegen “cool”. Auch hier darf, sollte man zwei, drei Mal hinschauen, um in der Einfachheit vieles zu entdecken. Ganz klasse Band aus Freiburg Schalko, anhören, Videos gucken, toll finden!

(Dieser Review erscheint auch noch bei Vinyl-Keks)

Demo:

 

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video: COR – friedensmüde

Die stimmgewaltige und textlich wie musikalisch ausdrucksstärkste Band aus Rügen hat ein neues Album raus. Es gab einige Veränderungen in der Band in den letzten zwei Jahren.

COR werden nicht müde, neue Songs zu schreiben, Sänger Friedemann bringt sogar noch mehr eigene Songs als Singer / Songwriter raus.

Checkt das aus. Cooles Video geworden! Müde vom Wohlstand, Konsum? Was hat Bedeutung, was hat Reiz? Sind wir Friedensmüde?