Wenn man Marta mal getroffen hat, ist jeder Moment, den man sich mit ihrer Band ebeschäftigt, ein besonderer, gelebter. Gefüllt mit lächelnder Verzweiflung. Mit weinender Heiterkeit. Die Welt läuft, steht Kopf, öffnet sich, denkt weiter. Untermalt von wuchtigen, klaren Songstrukturen. Das ist nicht mal eben so hingeschmissen.
Die erste EP “Free, far” in 2010 hatte mich allerdings noch nicht gefetzt. Ich empfand den Gesamteindruck als zu abgeklärt. Zu leicht, eventuell.
EP numero 2 ist gewachsen, hat sich verändert. Allein das Cover, der Titel und der Track dazu “life portrait” ist mehrfach übergroßartig. Welch höllisch Gebrüll aus Martas Kehle dringt ist ab Song 2 “nothing in this world” absoluter Knaller.
Ich switche mal zum aktuellen Output “start from the beginning”.
Eine Aufforderung?
Mit “witness” kommt gleich ein knapp 5 Minuten langer Hammer über den Zweifel am Mensch-sein. Ist man der stille Zeuge, der neben sich selbst steht und seinem Unglück dabei zusieht, wie es sich immer weiter reinreitet? Lügen, betrügen, durch beten darauf hoffen, daß sich wieder alles zum Guten wendet?
Das sind berechtigte Fragen. Leider wollen sie viel zu viele Leute nicht hören. Und nicht verstehen.
Wenn ich gerade heute morgen in die Nachrichten schaue, am 9.11.2016 nimmt das Jahr einfach kein Ende. Noch ein Populist erklimmt den Olymp der Eliten! Die amerikanische Trump(f)-karte hat gestochen.
Da sind alle Fragen nach der Vernunft des Menschen berechtigt!
Zurück zur Musik: es ist schon die dritte EP dieser tollen, kraftvollen Band, die es schafft, zwischen all den menschlichen Zweifeln, musikalisch eine Brücke zu schlagen zwischen Hardcore und Screamo. Die Aufnahmen sind absolut top für eine Band, die das ohne Label macht. Da steckt viel Herzblut drin. Abwechslungsreiche Mucke. Gut gemischt. Viel Druck. Die Brüchigkeit in der Stimme im Wechsel von Brüllen zu Singen – großes Kino! Diese Band ist erwachsen geworden, hat sich verändert.
Gerade fühlt es sich so an, als fehlten mir die richtigen, beschreibenden Worte für diese Band. In gewisser Weise ziehen mich die Lyrics schon etwas “runter”, wie man so sagt…. Dabei ist es eher “erden”. Nachdenken. Think before you act. In der guten Hoffnung, etwas verändern zu können. Mehr Menschen zu treffen, die diese positive Veränderung auch wollen
Ich lasse mal die Lyrics alles sagen:
“It’s enough, it’s enough/ We’ve taken too much/ It’s
enough, it’s enough/ There’s so much blood/ It’s high time
to change/ To understand/ It’s enough, it’s enough/We
have to renounce/ It’s enough, it’s enough/ We should be
ashamed/ There’s no time to rest/ To recover”
just promises.
“She presses delete, rewinds this tape / and starts from
beginning/ New game, new luck. Maybe a new life/ Just let
go everything ”
repeat, delete
Und ich hoffe, ich lese das richtige zwischen diesen Zeilen 😉