Ein kleines Festival in der Ortenau. Wer weiß, wo das liegt? (und ich meine ohne Internetgucken 😉 )
Klar, wir Badener wissen das und freuten uns extrem darauf, ein Festival, selbst organisiert, zu besuchen und zu bespielen.
Moderne Kommunikationsmittel machten es möglich jede Kleinigkeit, sei sie auch noch so klein, per Telefon oder Mail zu besprechen. Leider sagte dann doch eine Band ab und ein Singer/Songwriter sprang ein.
Dieses Jahr der zweite Anlauf des RENCH’N’ROCK
Die Wettervorhersage, im Gegensatz zu vielen anderen Festivals im Juni /Juli, war spitze.
Den Anfang machte EOIN O’SULLIVAN (leider keine Muckerseite, nur eine private), ein Ire mit einer ganz markanten Stimme. Und einer recht eigenwilligen Art, auf seiner Klampfe zu zupfen. Ich fand das als Einstieg in den langen Abend (5 Bands sollten noch folgen) ziemlich geil. Ich hoffe, mehr von ihm zu hören, findet sich ja auch ganz gerne mal Akustikmucke auf meinem Sampler wieder!
Es folgten NIKLAS BOHNERT & BAND, die mit ihrem Indierock auch zu überzeugen wussten. Nachdenkliche, melancholische Texte mit Sprachwitz und einer Story. Fand ich recht sympathisch und hoffe, die Herren bringen mal eine CD in den Handel. So jung und schon so viel zu erzählen. Darf aber ganz ehrlich sagen: mein Schuh ist es nicht 😉
Als Dritte am Start: PAT WEST. Der Sänger und Gitarrist Patrick, der als Voodoo-Priester mit Galgenpuppe am Gürtel auftritt, hat mich echt überrascht. Ich habe schon lange kein so abgefahrenes Bühnenoutfit gesehen, wie das. Und dazu, gegen später am Merchstand, einen so netten Kerl!
Die Musik ist, laut Eigenbeschreibung, eine Mischung aus Blues und Punk. Sie haben ein CD raus mit dem Titel “dreadnought blues”. Und sie hatten einen echt jungen Kerl an der dritten Gitarre auf der Bühne, der etwas nervös erschien, seine Sache aber super gemacht hat.
Die Band gibt ein gutes Bild auf der Bühne ab. In meinen Ohren klang die Musik doch eher nach Rock mit Blueselementen, als nach Punk. Da fehlt der Druck nach vorne. Das Publikum, was teilweise bekennende Hörer der Band sind, feierte die Herren ordentlich ab. Auch hier ein zweiter Schuh, der mir nicht passt.
Den Druck erwartete ich eigentlich von meiner eigenen Band. Ich nehme aber mal vorweg: grandios gescheitert!
Der Soundcheck war zu schnell abgehandelt. braucht pADDELNoHNEkANU vielleicht doch ein Kanu? Wie man im Alter einen Rollator brauchen kann?
Beim dritten Song riss eine Saite und da ich ein Floyd-Rose-Tremolo spiele, habe ich immer eine zweite Klampfe am Start. Die hatte ich auch im Vorfeld in den Händen gehabt und gestimmt. Als ich sie, ganz flott und ohne zögern umschnallte, klang sie, als hätte jemand eine Jammergeige draus gemacht. Wir kämpften uns durch 5 weitere Songs, die auch bei einigen Tänzern ziemlich gut ankamen, als mit einem Mal überhaupt kein Geräusch mehr aus dem Verstärker kam.
Wohl scheinbar ein dritter Schuh, der nicht passt. Leider einer, der passen sollte.
Ich knallte die Klampfe zu Boden und verließ das Trauerspiel. Einen Moment dachte ich, mit dieser Punkshow hätten wir nun irgendwen geschockt…. Aux contraire:
Wir verkauften noch ein paar Scheiben und knüpften neue Kontakte, ein paar Bier und tolle Gespräche!
Vorletzte Band des Abends waren die Acherner FOR THE BIRDS, die ich schon eine Weile kenne, sie waren auch mit 2 Songs ihres Demos auf dem ersten Postillensampler drauf.
Nun haben sie ein Jahr lang an ihrer Platte “through pain and affliction” gearbeitet, die nächste Woche rauskommt.
Die Mucke hat Wucht und ist eine Melange aus melodischem, schnellen Punk und schleppendem Screamo im fetten Hardcoregewand. Klingt für manche vielleicht nicht neu, ist aber Musik, die man nicht mit einem Mal “durchhören” erfasst.
Ich fand’s geil und wünsch mir eine CD – Review folgt!
Als Finale des Abends bezogen die ReggaeMannen um FROG FARM die Bühne. Gutgelaunte Musik mit Bläsersatz. Man mag gar nicht glauben, daß die Herren aus Eisental kommen. Dort wo sonst nur der Fasching herrscht, haha! Seit 1997 schon unterwegs und immer wieder in Baden unterwegs.
Es gibt so viele Coverbands von irgendwelchen Rock- und Popbands in der Gegend von Baden-Baden bis Offenburg, daß ich doch immer wieder glücklich bin, zu wissen: es gibt noch geile Mucke. Alle Bands an diesem Abend haben das dem etwa 150-200 zählenden Publikum gezeigt.
Die Veranstalter um Julian und Jens haben ein tolles Festival aus dem Boden gehoben mit Bühne, top Equipment, einem Streamliner umgebaut zur Bar, einem Toilettenwagen und dem immergleichen Spruch am Eingang: “Eintritt gegen Spende, kriegst auch n Schnaps.”
Komplett kaputt zog dann nicht nur mein Equipment in die Werkstatt sondern auch ich ins nahe Bett. Schuhe brauchte ich nun keine mehr.
Nächstes Jahr dann wieder!