Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!
INTERVIEW ELECTRO BABY
Ich wüsste nicht mehr so genau, seit wann ich ElectroBaby kenne, wenn da nicht lauthals immer vom „13 jährigen“ (Jubiläum) die Rede gewesen wäre.
Robert, der lange an der Gitarre stand, kenne ich aus dem letzten Jahrtausend noch, haha! (Abel killed Kain und BockAufRausch). Dann kam [e:on], dann das ElectroBaby. Oli mir nun bekannt seit der Vorgängerband ( [e:on] ), hatte ich immer Spass daran, den Mannen zuzuhören und die Entwicklung mit zu verfolgen. Zumal es sich auch immer wieder traf, dass der eine oder andere in die eine oder andere Band wechselte und wir dann die Bühne mit diesen Bands teilten!
Als dann klar war, dass sie endlich auch eine LP rausbringen MUSSTE ich zugreifen! Mal schnell zu Olli rüber , und bitte:
PP:
Wie lief der Release Start?
Oli:
Die Release Show im Substage Karlsruhe sowie der darauffolgende Tag in der Live Music Hall Weiher zusammen mit Motorjesus und The Hellboys waren der absolute Hammer. Das war ein richtig cooles Package, alles lockere Jungs und die Publikumsreaktionen waren fantastisch!!!
Wir hatten ja auch schon vor der Release Show einen Stream unseres neuen Albums „Flies Are Happy About Coyote Shit“ auf YouTube gestellt. Darauf waren die Reaktionen schon durch die Bank positiv! Und wir haben in so einem frühen Stadium schon mehr Feedback als bei irgendeiner Platte zuvor. Die ganze grosse Musikpresse ist bemustert, da stehen die Reviews aber noch aus.
PP:
Beim hören des Albums fällt mir auf, daß ihr es in den vergangenen 13 Jahren nicht unterlassen habt, Euch zu verändern! Mal abgesehen von Besetzungswechseln an der Gitarre, ist immer eine musikalische Entwicklung von Album zu Album zu hören. Was treibt Euch an?
Oli:
Das hat sich eigentlich ganz von alleine ergeben. Wir sind nach wie vor eine Jam-Band und versuchen eigentlich immer die bestmöglichen Songs zu schreiben. Es soll immer ein Album werden, das wir auch gerne selbst im Laden kaufen würden.
Ich denke, wir haben alle einen recht hohen Anspruch an uns selbst und als Mensch wie auch als Musiker hörst du ja nie auf zu lernen. Und durch deine ganzen Erfahrungen die du sammelst, veränderst du dich ja auch als Mensch ständig. Und die ganzen Eindrücke die jedes Bandmitglied individuell sammelt, spiegeln sich in der Musik wieder. Dann willst du ja nach jedem Album was anders oder besser machen, so ist auch das eine ständige Antwortreaktion. Wir könnten, glaube ich, auch nie das gleiche Album zwei mal machen.
Generell kann man sagen, da ist bei jedem von uns der Drang, etwas kreativ zu erschaffen.
Und wir lieben es einfach 😉
PP:
Ich höre diesmal viel mehr Blues-Gitarren, was auf dem ein oder anderen Album ja mehr Pantera war. Altersmilde geworden?
Oli:
Robmaster ist ja die totale Riffmaschine, Kim kommt dagegen mehr aus dem Blues. Und da Kim ja jetzt alleiniger Gitarrist bei uns ist hat sich auch das einfach so ergeben. Natürlich sind auch wir älter geworden, aber ich denke man spürt da auch einfach eine gewisse Reife. Die Riffs sind auf jeden Fall bluesiger, aber ich finde sie auch viel schwerer. Und ein schwerer Bulldozer fährt nun mal nicht so schnell, dafür steckt aber eine Menge Kraft dahinter.
PP:
2 Songs haben exakt dieselbe Länge. 5Minuten57. Zufall?
Oli:
Daran haben wir lange gearbeitet, da steckt auch ein tieferer Sinn dahinter. Hahahaha, nein, kompletter Zufall ;)))
PP:
Nach so vielen Jahren kann man ja behaupten, daß ihr Urgesteine der Karlsruher StonerRockSzene seid, falls es die geben sollte (…) und wenige Bands halten es so lange miteinander aus. Viele Konzerte, Songs schreiben, Besetzungswechsel, Aufnahmen. Wie schafft ihr das?
Oli:
Wir haben ja alle vorher schon in vielen Bands gespielt, mit allem Drama drum und dran. Und bei ELECTRO BABY haben wir von Anfang an gespürt, dass da eine ganz besondere Chemie herrscht. Natürlich muss man an einer Beziehung auch arbeiten, das ist ganz klar. Aber wir haben auch alle keinen Bock auf diesen Kindergarten mehr. Wir wollen uns treffen, jammen, Songs schreiben, die aufnehmen und auf Platte rausbringen, live spielen und einfach Spass miteinander haben. Und wie schon gesagt, wir lieben was wir tun!
PP:
Gab’s mal nen richtigen Durchhänger?
Oli:
Oh ja, natürlich, und nicht nur einen;) Jeder Besetzungswechsel ist total nervenaufreibend und geht allen an die Nieren, sowas braucht keiner mehr von uns. Und dann gibt es die Momente, wo mal wieder diese Kette kommt, wo einfach nichts klappt und alles schief läuft und du auch mal denkst, warum mach ich den Scheiss eigentlich? ;))) Aber schon nach einer Nacht darüber schlafen weisst du, dass du einfach nicht anders kannst und es essentiell brauchst. Uns hat es immer geholfen, wenn wir uns dann wieder ein Ziel gesetzt haben, auf welches wir hingearbeitet haben. Vor anderthalb Jahren war auch so eine Pechsträhne, da wurden Gigs abgesagt wegen Überschwemmung, weil der Club schliessen musste, weil jemand wirklich richtig krank war usw. Da haben wir uns auch gesagt, dann schreiben wir eben eine neue Platte ;))
PP:
Ihr seid mit eurem Plattendeal bei Abandon Records raus in die große Welt und nun wieder „back to the roots“ in der Heimat bei Eucalypdisc. Die richtige Entwicklung?
Oli:
Für uns auf jeden Fall! Wir haben jede Menge Erfahrungen gesammelt;)
PP:
Gibt es Unterschiede in der Herangehensweise? (bspw. macht ihr nun mehr selbst?)
Oli:
Wir waren eigentlich schon immer eine komplette DIY Band. Es ist falsch zu denken, dass wenn man bei einem kleinen Indie-Label ist, plötzlich einem alles abgenommen wird und man sich voll auf den kreativen Prozess konzentrieren kann.
Unsere Erfahrung war eigentlich immer, wenn du dich selbst nicht um alles kümmerst, dann passiert auch nichts. Eucalypdisc Records gehört einem Freund von uns, welches wir nach dem Weggang von Abandon reaktiviert haben. In unserer Zeit bei Abandon haben wir gesehen, wie ein Indie-Label operiert. Die Tricks und Kniffe haben wir dann auf Eucalypdisc übertragen und von da an wieder alles selbst gemacht. Und so kannst du dir bei zu wenig Promoarbeit, Bemusterung usw nur an die eigene Nase fassen.
Du hast aber so auch die absolute Kontrolle. Geld ist bei keinem kleinen Label da, so auch nicht bei Eucalypdisc. Wir haben aber eine Vertriebsstruktur, die wir auch befreundeten Bands (die wir gut finden) zur Verfügung gestellt haben.
Dank Bandcamp kultiviert sich aber immer mehr der Direktvertrieb vom Musiker zum Fan, worin ich auch persönlich die Zukunft sehe. Selbst Rick Rubin hat in einem Interview vor Jahren gesagt, dass alles darauf hinausläuft und Plattenfirmen sterbende Dinosaurier sind.
PP:
Von Anbeginn habt ihr auch auf „verrückte“ (mir fällt grad kein gutes Wort ein) Zusammenarbeiten gesetzt. Angefangen mit Julie Strain als Covergirl, Musik für ein Videospiel und dem Wrestler Master J? Wie kommt/kam es dazu?
Oli:
Das hat sich auch alles so ergeben! Ich hatte ja damals das Logo der Starfuckers entworfen und mir dann Ärger von meinen Bandkumpels eingehandelt, wie ich für die so ein geiles Logo machen kann ;))) Electro Baby hat sich ja kurz nach den Starfuckers formiert. Und durch Heavy Metal F.A.K.K. 2 bin ich auf Julie Strain gestossen und habe unser Logo auf einem Bild von ihr basierend entworfen. Wir haben sie dann einfach gefragt, ob wir es verwenden dürfen. Sie meinte, wir dürften sie immer jederzeit verwenden. So kam es dann, dass sie auf jedem Cover von uns zu sehen war.
Nur bei dem Cover von FAHACS haben wir bewusst einen Schnitt gemacht. Es hat sich einfach zu viel in eine etwas andere Richting entwickelt, so dass das alles nicht mehr so richtig gepasst hat und wir das auch optisch unterstreichen wollten.
Eine Freundin der Band kannte jemand bei Techland in Polen (die ja auch für Unisoft Spiele entwickeln) und hat uns empfohlen. Die fanden die Musik von uns gleich super und haben uns für das Spiel „Speedway Liga“ verpflichtet.
Der Wrestler Master J hat uns kontaktiert, ob wir für ihn ein Entrance Theme schreiben möchten. Wir haben dann einen Kampf von ihm besucht und fanden dort den gleichen Entusiasmus wie bei uns. Da wir kurz vor einer Albumproduktion standen, hat das dann auch super gepasst.
PP:
Wie schaut‘s aus für 2015?
Oli:
Wir sind mitten in der Gigplanung und möchten jetzt mal einfach nur Gigs spielen. Ein paar andere Sachen sind noch in der Pipeline, aber jetzt im Moment noch nicht spruchreif.
PP:
Gibt’s in der erwähnten Karlsruher StonerSzene noch mehr Bands zu hören?
Oli:
Auf jeden Fall! Da ist zuerst mal Kim’s andere Band AllHazeRed zu nennen und checkt unsere Labelmates von Lunatic Spirit, die machen geilen Stoner/Death/Doom.
Hammergeil sind auch Doom Division aus Stuttgart, die haben diesen Down/Crowbar-Vibe.
Alle Bands sind äusserst empfehlenswert und sollten unbedingt mal angecheckt werden;)