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LP: rotting carcass – amis raus + demo

Das wird nun ein etwas ausführlicherer Review, denn Power It Up hat mir ein paar Platten zugeschickt und Rotting Carcass hat mich dann irgendwie am meisten beschäftigt.

Eine Allgäuer Band, die es in den 1980er Jahren gab und die wohl ganz ordentlich rumgekommen sind. Mir fällt als ertes das Foto des Drummers auf, der zwei so Kongas, die man eigentlich mit den Händen spielt, als weitere Hängetoms am Schlagzeugset hatte. o-kay, ich bin gespannt.
Im Vordergrund Tisch und Stühle, der Gitarrist mit Zylinder, auf der Front sind allgäuer Alphornbläser (ihr merkt, davon, hab ich ziemlich n Plan).
Auf der Platte von Rotting Carcass befinden sich das Demo “amis raus” und acht Livetracks im Krokodil in Böblingen vom 20.01.1985.

Nach der ersten Seite ist mir klar, dass die Band mit den Texten “afghanistan”(sie stellen sich auf die Seite der Afghanen, die sich gegen Russen und Amerikaner wahren) oder “amis raus” oder der Dystopie “nato alarm” (die Nato führt Krieg gegen die Amis) bei mir nicht so ganz den Nerv trifft, bzw. den TestOfTime besteht.
“nuttenficker” und “kotz dich frei” sind schwer verständlich.
Leider im beiliegenden Booklet die Chance verpasst, die Texte abzudrucken.
Dafür ein Interview mit Bela vom Trust-Fanzine, der sich mit Hesse und Kurti von der Band unterhält.
Auf 12 Seiten bekommt man wirklich alles von der Geschichte der Band, die komplette Tour von Rotting Carcass mit den Toy Dolls (13.01. – 23.01.1985), von verloren gegangenen Aufnahmen, bzw Tonträgern. Das sie die Split LP, die sie mit Wut gemacht haben einfach selbst nicht haben.
Es ist also sehr ausführlich. Hesse beschreibt jedes Konzert sehr genau und ich stehe gar nicht mehr auf, um umzudrehen, sondern lese gebannt die abgefahrene Tourgeschichte. Damals waren sie mit zwei Gitarren auf Tour (eigentlich nur eine) und mit dem Trommler der Kult Huren.
Es war damals wohl nicht ganz unüblich auf offener Strasse von irgendwelchen Gangs überfallen zu werden. Man musste ziemlich schnelle Beine haben. Auf dem ersten Konzert in Hamburg waren wohl Skinheads im Publikum und es gab eine Massenschlägerei. Dadurch hate die Band am nächsten Tag Auftrittsverbot (der Grund wird leider nicht wirklich beleuchtet – oder ich habs nicht gerallt) in Berlin. Zusammenfassend sagt das Kurti mit:

im Rücken diese konservative Nachkriegsgeneration die schützend ihre Hand über dich halten wollte, um dich zu einem guten und wertvollen geschöpf ihrer Gesellschaft zu machen. Vor dir die Vorstellung eines globalen Atomkriegs. Dieser Kalte Krieg zwischen den Atommächten hatte sich so zugespitzt, das warwirklich 5 vor 12. Kein Wunder, dass “no future” das Schlachtwort war.

Das Demo ist noch ein wenig rumpelig, man merkt aber sofort, dass Rotting Carcass Bock hat, da mehr aus dem Punk rauszuholen, als so einige andere Vertreter des Genre.
“rausholen” ist vielleicht ein seltsames Wort dafür, aber hej, was soll ich sagen. Irgendwas muss ich ja sagen.
“computer” als erster Livetrack ist ziemlich gut noch in der Soundquali, dann kommt “gerechtigkeit” und die ist eine dreckige, rotzige Liveaufnahme, be der man ziemlich deutlich hört, dass das vom FOH, vom Mischplatz, aus aufgenommen wurde. Man hört Leute sprechen. Hach.
Man kann das schon anhören, ist ein witziges Zeitdokument.

Nach der Tour hat sich die Band nach Streiterein wieder aufgelöst. Das war die Kurzlebigkeit dieser Szene damals.
Es gibt einige andere Veröffentlichungen, ich blick auf so auf die Schnelle nicht durch, ob die Songs der Band nun alle irgendwie mal veröffentlicht wurden.  Oder… ?
Die Band spielt super zusammen, die Melodien sitzen. Hat was, gefällt mir gut!

Erschienen via Power It Up Records.
Vielen Dank fürs Zusenden, gute Platte!

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