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interview: Soziales Zentrum CARACOL Bühl

In Ausgabe #1 führte ich ein Interview mit Daniel, einem der Mitorganisatoren des SOZIALEN ZENTRUMS CARACOL.
Da sie dieses Wochenende ihr 6-jähriges Bestehen feiern, zu dem alle eingeladen sind mitzufeiern, hier nun das Interview mit ein paar Informationen, was das CARACOL eigentlich leistet!
Einige Infos sind natürlich überholt, was aber nichts daran ändert, das besipielsweise das KICKEN GEGEN RASSISMUS alljährlich stattfindet!

Moin Daniel! Wie geht’s und was machst du/ihr gerade so im CARACOL, in dem schönen, badischen Provinzstädtchen Bühl?
Hallo, im Moment sieht es im Caracol sehr gut aus und wir haben jede Menge Veranstaltungen geplant.
So steht am 15.04. eine Veranstaltung mit Sebastian Friedrich an, der sein neues Buch „Nation – Ausgrenzung – Krise“ vorstellen wird.
Außerdem haben wir wieder mit den Vorbereitungen für das „Kicken Gegen Rassismus“ begonnen, einem antirassistischen Fussballturnier, welches nun bereits zum 6. Mal stattfindet und jedes Jahr aufs Neue über 200 Menschen begeistert. Wir freuen uns immer wieder, dass die Menschen dabei mitmachen und somit ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung jeglicher Art setzen.

Ihr engagiert Euch ja bei vielen Gelegenheiten, ob es bei der Demo in Baden-Baden war, die gegen die Mahnwache, von einer rechten Gruppe aus Karlsruhe initiiert, am 30. Jan. stattfand oder in Pforzheim, oder oder oder.
Woher nehmt ihr dieses starke politische Bewusstsein und wie gebt ihr das an eure Mitmenschen weiter?
Das ist schwer zu sagen und bei allen Aktiven im Caracol warscheinlich unterschiedlich entstanden, aber man kann sagen, dass ein Teil der Personen im Caracol bereits vor der Gründung ein Freundeskreis war und sich in diesem Kreis gegenseitig nach und nach politisiert haben.
Über diesen Kreis ist dann das Caracol in die Wege geleitet worden und das hat dann mehr und mehr Leute angelockt, die sich vermutlich mehr oder weniger selbst politisiert haben und dann im Caracol einen Ort gefunden haben an dem sie ihre Politik auch leben können.
Dass sich dieses Bewusstsein, dann im Laufe der Zeit gefestigt und weiterentwickelt hat ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass die Verhältnisse sich ja nicht verbessert haben und die Arbeit und der Kampf weitergehen müssen. Aber auch unsere Arbeitsweise dürfte dazu beigetragen haben, da wir auf Basisdemokratische Prinzipien achten und jede Person ihre Vorstellungen und Meinungen offen äußern kann und auch Gehör findet.
Dies an die Menschen, die sich nicht im Caracol engagieren weiterzugeben, stellt sicherlich eine größere Herausforderung dar, die wir aber mit einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit, einer offenen Struktur und eben den regelmäßigen Veranstaltungen zu bewältigen versuchen.

Eure Vorträge reichen von (aktuell) den Verstrickungen der NSU über die Folgen der Bahnprivatisierung bis zum Vortag von Thomas Kuban (Buch: Blut muss fliessen – Undercover unter Nazis). Wie stemmt ihr das als Verein, braucht ihr Hilfe?
Es ist denke ich klar, dass es oftmals nicht leicht ist und ein hoher Arbeitsaufwand damit verbunden ist, die ganzen Veranstaltungen zu organisieren und nebenbei noch das „Tagesgeschäft“ des Caracol und Privat zu bewältigen, aber wir haben mittlerweile gut organisierte und funktionierende Strukturen im Caracol, die diese Themen bearbeiten.
So kann man sagen, dass bspw. das Thema Antifaschismus und die damit verbunden Veranstaltungen hauptsächlich im „Antifaschistischen Abend“ organisiert werden. Andere kontinuierliche Arbeiten, wie die Finanzen oder Öffentlichkeitsarbeiten werden in verschiedenen Arbeitskreisen bearbeitet, die dann ihre Arbeiten und Ergebnisse im Raumplenum präsentieren, in denen wir, wie bereits erwähnt, basisdemokratisch über die Vorschläge diskutieren und nach dem Konsensprinzip Entscheidungen treffen. Das Raumplenum ist quasi unser Entscheidungsorgan, dass sich montags alle 2 Wochen trifft und für jeden offensteht.
Dass wir hier in einer Stadt leben, in der eine relativ hohe Fluktuation an Menschen vorhanden ist, die sich engagieren könnten, geht an uns natürlich auch nicht vorbei. So steht und fällt das Caracol mit dem Nachwuchs und ist daher immer auf neue Leute angewiesen, die das Caracol auch in Zukunft tragen werden. Gerade im Moment stellt dies für uns eine größere Herausforderung dar, da viele von uns wegziehen werden.

Etwas Geld kommt ja inzwischen auch rein über das jährlich stattfindende „KICKEN GEGEN RASSISMUS“. Wie lange findet das schon statt und wie kann man sich bewerben?
Zunächst stimmt es zwar, dass wir im letzten Jahr mit dem KGR ein bisschen Gewinn gemacht haben, allerdings veranstalten wir das Turnier nicht mit dem Ziel damit Geld zu verdienen, sondern ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen!
Dann kann ich sagen, dass das Turnier wie bereits erwähnt in diesem Jahr zum 6. Mal in Folge stattfindet. Es ist mit den Jahren stetig gewachsen und es finden sich nun regelmäßig zwischen 200 und 300 Personen ein, die sich in bis zu 24 Teams am Turnier beteiligen oder aber einfach das Rahmenprogramm nutzen und sich an Infoständen und Stellwänden informieren, das Essensangebot wahrnehmen oder der Musik zu lauschen, wie im letzten Jahr dem Auftritt von“ PaddelnOhneKanu“.
Für die Anmeldung ist lediglich ein Team von 6 Personen, ein Teamname und eine Mail an kicken@caracol-buehl.de nötig und eine geringe Teilnahmegebühr notwendig.
In diesem Jahr findet das Turnier aller Vorraussicht nach am 14. Juni im Bühler Ludwig – Jahn Stadion statt.

Das Thema der Ausgabe ist „GRAUZONE“. Wo findest du diese Grauzonen, und was tut man dagegen?
Nun das gängigste Beispiel für Grauzone ist natürlich die Musik.
Auch in den traditionell eher links orientierten Musikrichtungen wie Punk oder Hardcore finden sich diverse Bands, die kein Problem darin sehen mit offen rechtsradikalen Gruppen auf der Bühne zu stehen und damit ihre Ideologie indirekt zu unterstützen. Dies gibt es mit Sicherheit auch in andern Musikrichtungen, aber gerade aufgrund des ursprünglich relativ starken linken Bewusstseins der eben genannten Stile macht es das noch verwerflicher. Aber dadurch rückt das Thema Grauzone in diesen Bereichen auch viel eher in den Fokus als es das in andern Bereichen täte und erfordert und erzeugt einen relativ starken Diskurs.
Aber auch in Bereichen des täglichen Lebens kann man von Grauzone(n) sprechen.
Gerade in der heutigen Zeit in der es wieder mehr und mehr in Mode kommt sich einem Identitären Bewusstsein zu verschreiben, sich also für den vermeintlichen Erhalt der „nationalen oder regionalen Kultur“ einsetzt , wird oftmals eine Stimmung verbreitet die offen rassistische Hetze wieder salonfähig macht und es schafft den Menschen wieder in Kategorien einzuordnen und sie dementsprechend schlechter oder besser zu behandeln, ohne dabei aber sich selbst als rechts einzustufen zu müssen, denn das bleibt natürlich verpönt.
Sätze wie: „Ich hab‘ nichts gegen Ausländer/Schwule/Arbeitslose, ABER …“ oder „ Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ sind es die diese Tendenz deutlich machen.
Dass dadurch reaktionäre Denkmuster reproduziert werden und die vermeintliche Mitte der Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt, wird natürlich geleugnet. Man grenzt sich ja von denen ab.
Sarrazin ist ein Beispiel dafür. Er repräsentiert diese Denkmuster zum Beispiel, indem er Standpunkte vertritt, die schon vor Jahrzenten als überholt und reaktionär abgetan wurden.
Wobei man das wahrscheinlich schon gar nicht mehr als Grauzone bezeichnen sollte…
Was man dagegen machen kann ist klar: Zum Einen sollte man nicht wegschauen, wenn einem diese Verhaltensmuster auffallen sondern klar Stellung beziehen und den Menschen klar machen was ihr handeln eigentlich bewirkt und zum Anderen sollte man, und das kommt eigentlich vor dem Ersten Punkt, sich selbst mit dieser Thematik auseinandersetzen um im geschilderten Fall auch Antworten parat zu haben.

Zum Abschluss eine musikalische Frage: Gibt’s coole Bands aus der Gegend und was läuft in eurem Kassettenrekorder?
Nun ja, wir hätten letztes Jahr natürlich nicht PaddelnOhneKanu beim Kicken Gegen Rassismus spielen lassen wenn wir sie nicht cool fänden, aber ansonsten läuft bei uns eine bunte Mischung aus Punkrock-Klassikern, Ska, Hip Hop und, wie man an den regelmäßigen Bad Taste Partys erkennen kann, auch die ein oder andere 90er Trashplatte ;-).

Danke für das Interview und viel Erfolg für das Projekt.
Wir danken.

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