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LP: amyl and the sniffers – (alles und nichts)

Mein persönlicher innerer Kulturkampf seit 35 Jahren anhand  des Beispiels der hochgelobten Rotzmusik von der Band Amyl and the Sniffers.

Natürlich habe ich die Band schon öfter mal irgendwo wahrgenommen. Irgendwann haben die mal angefangen, total geiles Konzert gewesen, Plate ist megagut, was weiß ich.
Mein Kumpel Tobi, der in Australien lebt, hat sie auch wahrgenommen und mir irgendeine Studiosession zugeschickt. Er hat so viel mit Punk zu tun, wie mit meiner Band, als er damals noch bei uns im Proberaum abhing. Und das Video so: Joah.
Ich hab das gleich wieder vergessen. Das ist ja wirklich total unaufgeregter Rock mit ner Action-Sängerin.
Garage-Proto-Punk nennen es wohl einige.
Amy and the Sniffers auf dem Cover des OX (daher das Foto), Amy and the Sniffers auf dem Cover der Hörzu.
Irgendwann einmal entdeckte ich, ich war noch sehr jung und guckte mir gerne mal den Playboy an, eine Kritik zu einer Tocotronic CD. Ist wahrscheinlich schon 25 Jahre her. Egal. Was machen Pollunder-Träger im Playboy? Fuck it. Egal.
Die Band wird schwer gehyped, also die, um die es hier geht.
Sind es vielleicht die Sex Pistols des 21. Jahrhunderts? Eine Band, die nichts anderes macht als alle bekannte Rockmusik der letzten zwei vorangegangenen Jahrzehnten “neu zu erfinden” (nennen wir es “zu verwursten”), damit auf die Bühne gehen und der Konsument fühlt sich total geil unterhalten?
Sex Pistols ist nichts anderes als loud blarring vorgetragener Rock’n’Roll mit einer nöligen Stimme und provokanten bis provozierenden Texten.
Und jetzt sag mir bitte, was bei Amyl ATS anders ist?

Für mich repräsentieren Amyl ATS genau das, was mir an Rockmusik schon immer HART auf den Sack geht. Es bleibt einfach nichts mit Substanz, wenn man auch nur fünf Minuten zugehört hat.
Sie spielen gelangweilten Midtempo-Rotz-Rock’n’Roll und nur weil die Sängerin (und das ist das einzige Positive) ihre Lyrics und Performance so nach oben schraubt, dass sie tatsälich als Rolemodel, als Inspiration für (hoffentlich) ganz viele Frauen dienen kann, die sich dann sagen “hej, das find ich geil, da hab ich Bock drauf, lass ne Band gründen!” oder irgendwem einfach mal die Meinung zu geigen, der es verdient hat mal die Meinung gegeigt zu bekommen!
Sie nimmt kein Blatt vor den Mund in ihren Texten. Nennen wir es Antikapitalistisch, Feministisch und Systemkritisch.
Wenn da dann nicht meine kleine Recherche im Netz gewesen wäre.
Ich hab da eine Liveperformance an einem Kai im Hafen von (???) gefunden. Geil. Megasetting. So kurz nach Sonnenaufgang. Es ist so warm, dass ich in kurzen Hosen oder Bikini rumrennen kann. Und einfach drauf los spiele! Alles aufgebaut und ordentlich Lärm gemacht. Das kling nicht so, ist sehr gut abgenommen und gemischt. Kein Publikum. Ich würde GENAU das auch UNFASSBAR gerne machen. Seit 30 Jahren. (im ganz kleinen Rahmen machen wir das jedes Jahr in Baden-Baden).
Doch wir haben gar nicht die Mittel oder das Netzwerk dazu, dass für wenig Geld herzustellen. Und was macht die Band mit ihren Mitteln?
Weil das ist sicherlich NICHT umsonst gewesen!
Das kostet sicher irgendeine Miete und die Amp-Stacks, die sie sich da hingestellt haben + kompletter Mikrofonierung und Aufnahmeeqipment…..
Egal, nicht mein Thema.

Mein Thema ist der wohl allerschlechteste Kameramann / frau aller Zeiten!
Irgendwer dachte wohl “hej, ich mal mal Punk mit der Kamera”. Alter!
Mir ist, abgesehen von der Musik, noch schlechter geworden. Ein 36-minütiges, uninspiriertes Rumgelatsche mit der Kamera. Die Kamera folgt der Sängerin, unentschieden läuft sie mit oder steht plötzlich, keine gute Kadrage findend, bei der Band; um dann wieder zur Sängerin zu gehen.
Es gibt meist keine offensichtliche Aktion, der man folgen könnte. Und wenn, dann ist die Kamera in diesem Moment sicherlich NICHT dort gewesen.
Und ich werd n Teufel tun, das Video hier verlinken. So geht Rock’n’Roll !!!!!!!

Klar, ich könnte jetzt so woke sein und diese australische Band in den richtigen, nämlich ihren, Kontext setzen, denn was wir hier so an Punk machen, in good old Germoney, dass ist eben NICHT dieses belangslose Rockgeklampfe mit ein bisschen Noise-Halbton-Geschrubber. Ich hab aber keinen Bock woke zu sein. Frage mich, ob es denn möglich ist, dass deutsche Bands in Australien auf Tour gehen könn(t)en. Ich nehme an nein.

Warum ich das schreibe: weil ich den Renfield-Fanzine Review gelesen habe und jetzt noch einen draufsetze! (schön, dass es euch noch oder wieder gibt, leider nicht mehr als Print)

Hoffentlich schieben sich Amyl ATS dieses (und das andere) Review in den Translator und lesen sich das durch. Und hoffentlich in Zukunft anders machen. Und hoffentlich NIE einen Deut poppiger werden, dann bleiben sie wenigstens ein bisschen real.

Ach so. Das Album heißt “cartoon darkness”.
Guten Rutsch.

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