konzert: ZYPH auf der Einheizfeier, P8 Karlsruhe, 02.10.2025

Gastbeitrag von Joey Controlletti

Peoplez! Alleine ausgehen ist vielleicht nicht für je*mensch aber ich finde immer wieder Gefallen daran. Man trifft dann doch noch immer bekannte Gesichter und quatscht obendrein mit ein paar neuen. Aber von vorne: .n und ich hatten schon seit langem die Einheizfeier im P8 avisiert, insbesondere wegen unserer Cologne-Punk-Manie, an dem Abend vertreten durch die Cologne-Punk-Maniacs, Detlef. Mit eingeplant war eine Weinwanderung am Folgetag, durchs Rebland am Fuße des Nord-Schwarzwalds. Aber weil die Grippe-Saison schon seit einem Monat wie ein Damoklesschwert über unser aller Freizeit-Plänen hängt, war es statistisch unausweichlich. Am Nachmittag verkündet mir .n, dass es ihn erwischt hat. Und das trotz oder eben wegen Meditonsin-Missbrauchs. (Jetzt hör ich, dass das Homöopathie-Kram ist. .n!!! Steig das nächste Mal auf Deppen-Gedeck um, dann ist die Wirkung nicht nur eingebildet – Placebos in allen Ehren!)

Zu Guter Letzt bin ich dann alleine los, mit im Zug das Oktoberfest-Pack, Rücken und Geißel der baden-würstchenbergischen Gesellschaft zugleich. Am P8 angekommen gleich mit einem Haufen netter Leute gequatscht, .u legt mir die Opener Band des Abends, Zyph aus Mannheim, ans Herz. Und er sollte Recht behalten, weshalb ich nun ohne weitere Umschweife von Zyph, und nur von Zyph berichten möchte. Das äußerst sympathisch anmutende Dreiergespann könnte unter der Bezeichnung Deutschpunk laufen und ist doch mehr. Der junge Mann mit Schlabber-Iro an der Stratocaster spielt pfiffige Akkordfolgen auf einer mehr clean als verzerrt klingenden Gitarre. Da werden Haken geschlagen und Barrégriffe in Dur geschrabbelt, in feinster Garage-Rock-Manier.
Mit angenehm keifigen Gesang, wie geil ist datt denn!
Wo mich Deutschpunkbands der alten Garde mit Vierer-Blöcken aus Vier-Viertel Takten quälen, kommen Zyph mit kurzweiligem Songwriting um die Ecke! Leichtfüßig und spritzig werden gut eingespielte Lieder präsentiert! Und auch optisch ein Hingucker: Der Schlagzeuger sitzt barfuß hinterm Set und schlägt gewaltsam und gleichzeitig präzise auf die Becken, frei nach dem Motto, wo rohe Kräfte sinnvoll walten.
Aber lasst euch von dem 90er-Grunge-Seattle-Hippie-Look nicht täuschen, der Mann weiß, was er tut und wechselt scheinbar mühelos zwischen open-handed-playing und der klassischen Spielposition. Der Bassist ist der Dienstälteste des Trios und hat sichtlich Spaß, lacht die ganze Zeit vor sich hin und freut sich offenbar wie ein kleines Kind über den gemeinsamen Abriss, den sich Band und Publikum gerade liefern.
Und zu Recht, die gute Laune ist ansteckend und so staune auch ich, wie er mit Erfahrung den Bass bearbeitet, der irgendwie aussieht, wie ein Stück Treibholz. Die Band spielt auch mal ein Instrumental, das diesen Namen auch verdient. Als gegen Ende des Auftritts das Publikum gefragt wird, ob es noch ein Instrumental oder aber ein Cover einer DDR Punk-Band gespielt wird, skandiere ich und wohl auch genügend andere Leute im Publikum die oben genannte Abkürzung unseres ehemaligen Nachbarn im Osten, so kann man doch auch einheizen. War klar, dass dann Schleimkeim kommen muss, mensch wurde nicht enttäuscht – wie viel sympathischer kann mir Zyph denn noch werden?!

Und somit ist sämtliche Zucker verblasen; der Rest des Abends und die Rückfahrt in die Metropolregion Rhein-Neckar waren ebenfalls durchaus stabil. Es bleibt nur zu sagen: vielen Dank und bis zum nächsten Mal!

 

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