Gastautor Joey Controletti mit ein paar Worten zu diesem Konzert, bitteschön.
Ach, wie schön kann es eigentlich sein?! Als ich im Laufe des Jahres 2024 spitz kriegte, dass Chefdenker und Detlef in der Oetinger Villa spielen werden, schmiedeten .n und ich sogleich den Plan, dort hinzufahren.
.n erfreute sich ausgezeichneter Laune, als er mich in Heidelberg einsammelte und wir zu seinem Soundtrack von Pöbel & Gesocks nach Darmstadt bretterten, bzw. gepflegt fuhren. Pöbel & Gesocks ist nicht 100 Pro mein Ding, aber .ns gute Laune war ansteckend und so kamen wir gut am Moxy Hotel an. Das war das erste Mal, dass ich mir für eine Show ein bezahltes Zimmer nahm, sonst hieß es sich immer die Nacht über rumdrücken, bis dann wieder ein Zug fährt. Es war aber bezahlbar für mich und die Oetinger Villa gut mit den Öffis erreichbar.
Weil alle der guten Dinge drei sind, schaffte ich es diesmal endlich in die Pizzaria Da Guiseppe. Die letzten zwei Male in der Oetinger Villa waren die Gastronomen immer in Urlaub gewesen. Die Pizza war dann “nur ok” aber es gab Bier aus der Brauerei Faust, lecker lecker. .n stellte sich eine “Pizza .n” zusammen, mit Thunfisch, Salami, Sardellen und schwarzen Oliven. Alright. Damit .n nicht wie so häufig beim Pogo Überfressungs Beschwerden bekommt, wickelte er sich die letzten zwei Stücke in Alufolie ein; nicht ohne vorzuschlagen, die “Pizza .n” könne doch in Zukunft mit auf die Speisekarte aufgenommen zu werden. Klar, ist jetzt nicht super konventionell, für mich als Alltags-Veganer sowieso nicht. Aber in Sachen Pizza habe ich schon wildere Geschichten gehört, z.B. “Pizza Elvis” bei der Mais und Mayonnaise (vor dem Backprozess) eine zentrale Rolle spielen.
Die Stimmung in der Oetinger Villa ist mal wieder sehr gut, die Leute sympathisch.
Es sollte auch bei den mild-winterlichen Außentemperaturen an dem Abend im Konzertsaal die ultra Sauna werden. Ein paar alte Bekanntschaften wurden erneuert und neue gemacht. .n tischkickerte wie wild.
Opener machten Kommando Schimmelkotze aus Darmstadt. Stabile Deutschpunk Geschichte. Die Sängerin quietscht und zetert irgendwo zwischen Hans-A-Plast und Östro 430, der schnelle Gesang bringt eine peppige Hektik in das vier-Viertel Deutschpunk Gefüge der Band. Auch der Drummer übernimmt bemerkenswert kräftig dargebotene Vocalparts, sehr fein. Die Lyrics und Ansagen zwischen den Songs lassen keine Zweifel an der betont feministischen Ausrichtung der Band, insofern auch eine coole Ergänzung zum übrigen Line-Up.
Bei Detlef hatte ich viel Freude am mitsingen. Ich habe die Band seit deren Entstehen vor vielleicht acht Jahren seitdem viel “aus der Tube” gehört. Den Tipp gab mir damals Sir Uwe Stahl persönlich, als er Ton für unseren ersten Gig mit hühnertot im P8 machte. Wir hatten es über meine Schwäche für Supernichts gehabt. Detlef zum ersten Mal live zu sehen war mir eine große Freude. Es war geil zu erleben, wie toll die Band die mehrstimmig komponierten Gesänge auch auf der Bühne zu Geltung bringt. Detlef Damm am Bass steht voll im Saft – solides Bassspiel auf dem Rickenbacher, voller Gesang und Ansagen, die auch bei einer Coverband auf einer Ü40 Party für Stimmung gesorgt hätten. Wenn man das Bild so zu Ende malen möchte, wäre Detlef Löber am Schlagzeug wohl die Seele der Band und Detlef Meurer das Bypass-gespickte Herz des Trios. Gut gekleidet sind sie auch – ladet diese kreative und vielseitige Kapelle auf eure Hochzeitsfeier ein, die Stimmung ist gut und die Setlist lang!
Chefdenker heizten dem Saal in jeglichem Sinne ein. Sie spielten die alten Hits und auch viele Neue. Das aktuelle Album der Band hatte ich mir mit etwas Verzögerung sehr intensiv eingefahren, nachdem ich nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten dann doch großen Gefallen daran gefunden hatte. Die Bude war bei allen drei Bands gerammelt voll und Chefdenker als Headliner brannten erfolgreich ein stadionpunkrockiges Feuerwerk vor einem tanzlustigen Publikum ab. Der Drummer trommelt so virtuos wie gut gelaunt seine Parts im Bademantel. Der Kollege spielt die Licks mit gehobener Faust vom Bierkasten aus. Der Basser wirkt mit den Jahren immer verjüngter auf mich. Und auch Sänger Claus scheint mit einem Schluck aus dem Jungbrunnen zumindest gegurgelt zu haben – gesanglich absolut in Form und auch die Texte sitzen so gut wie die Cargo-Jogginghose. Es wurde noch ein Musikvideo aufgenommen. Sir Uwe Stahl verlässt auch den Platz hinter dem Mischpult um zwei Gitarrensoli schreddern.
Also insgesamt alles nur Filetstücke vom Punk-Rock, der Mob verlässt verzückt, zufrieden und wunderbar unterhalten den Saal.
.n und ich stromern noch etwas durch die Villa, .n trinkt noch mehr Bier und wir brechen auf, um zum Hotel zurück zu kommen. Die Bahn kommt recht pünktlich. Jochen entsinnt der zwei Pizzastücke in seiner Jackentasche und wir teilen uns den Snack, er die Mitte, ich den Rand.
Wie geil war das denn?! Es bleibt mir nur, danke zu sagen und wir sehen uns hoffentlich ganz bald zum nächsten Mal!