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LP: amen 81 – musik aus der bayerischen staatskanzlei

Amen 81, schließen nahtlos dort an, wo sie bei jedem einzelnen Album aufgehört haben: angepisst zu sein über euren alltäglichen Rassismus, über den Sexismus, die Nullpen-Debatten über das Gendern oder … oder … oder… da gibt es schon einiges zu erzählen, aus der Bayerischen Staatskanzlei.

Die Band haben Mitte der 90er Jahre angefangen, was ja eigentlich bedeutet, dass sie altersschwach und wutlos um die Ecke kommen müssten, denn je länger die Zeit dahinsiecht, desto wahrscheinlicher wird es ja, dass der Rock in die Gitarren zieht, sich ein Melodie-Pesthauch um die Stimmbänder schmiegt und die Trommelstöcke swingen.
Amen 81 tun genau das nicht. Sie sind eine Hardcore-Band, klingt ein wenig trashiger als damals und hat mehr Oiro-Chöre zu bieten. Amen 81 ist wohl eine der kritischsten Bands in Kaltland. Was sie auf der “Attack of the Chemtrails” begonnen haben, führen sie mit “Musik aus der byerischen Staatskanzlei” nun fort.
Sie schmeißen dich nicht nur mit der Nase in Themen, sondern gleich mit dem ganzen Körper.
“königreich deutschland” und “murmeltiertag in stalingrad” widmen sich den (Nach)Wehen des WWII.
Amen 81 setzen sich sehr kritisch mit dem Umgang von Menschen an den europäischen Grenzen und im Lande  auseinander “Transferschein”.
Oder “Regel und Zustand” mit dem fantastischen Refrain

Veganismus ist Terrorismus wie Fahradfahren und Antifa
Bedrohen euren Wohlstandsflausch
wie Gendern und Geschlechtertausch

Im Grunde muss ich gar nicht viel erzählen. Amen 81 fassen zusammen, was den Bajuvaren ausmacht, auch den Deutschen ansich: er ist reaktionär, rassistisch und antisemitisch. Da kann man jetzt viel rumagumentieren, aber wenn man genau das mal vom Tisch wischt und sich unter der Oberfläche anschaut, was vom alltäglich Geblubber übrigbleibt: das.

“der trick” – es geht um Astrologie:

Lebensfluss im Elfenland
Deutungshoheit, Hexentanz
Yogamatten und Toleranz
es ist ein Trick
ein Zaubertrick
das ist der Trick
ein Egotrip zum Eigenglück

16 Bretter werden hier ins Vinyl genagelt. Meist zwischen einer und zwei Minuten. Sie drücken tatsächlich nicht mehr ganz so auf Gaspedal. Nach 30 Jahren kommt wohl “erst” das sechste Full-Length-Album, sie spielen nur Konzerte, wenn sie wirklich Bock drauf haben.
Es gab wohl einen Besetzungswechsel, da die Band aber mit Pseudonymen arbeitet, könnte es sein, dass es nur eine Person ist, eine weitere aber ihr Pseudonym geändert hat. Wer will das auch so genau wissen? My Ruin hat noch ein paar Worte zur Band (Linus Volkmann) und zur Platte (Falk Fatal) schreiben lassen, findet ihr unter im Link zur Homepage des Labels. Ich finde Amen 81 wählen deutliche Worte, da bedarf es nicht unbedingt der Autoren.
Es geht darum ein musikalisches Mittelfinger-Manifest auf Platte zu bannen; was Amen 81 ordentlich dem geneigten Zuhörer zu erklären, was mit Anti-Deutsch gemeint ist. Nein, sie wollen den Staat nicht auflösen und ein Königreich; das haben wir ja schon, hüstel.
In all den (16) Punkten, die sie ansprechen, Verschwörungsglauben durch oder mit Esoterik, alltäglicher Rassismus, Selbstoptimierung (“resetted minds”), der Wohlstandsanbetung, dem Anspruch auf diesen Wohlstand, geben sie eine ziemlich genaue Beschreibung darüber ab. Nein, da müssen keine Lösungsansätze implementiert sein. Du sollst ja drüber nachdenken und eine finden!

Die Mörder sind bald alle tot
Der Wahn lebt munter weiter fort
Die Mörder sind bald alle tot
Antisemitismus ist hier mehr als nur ein Wort
“Topf und Söhne”

“ficken für den frieden” – mit Lichterketten und Beten und Kerzen anzünden, mit Chanten und Singen kann man Nazis nicht bezwingen.
Amen 81 liefern so viele zitierungswürdige Texte, Textzeilen.

Kurzgefasst: Amen 81 machen Hardcore ohne viel Zipp und Zupp, straight outta Nürnberg, kritisch, leider zeitlos, ehrlich.
Ein wenig fehlt mir das Geprügel und Gepeitsche der früheren Jahre. Dafür gefällt mir der gezerrte Sound besser, als auf vorherigen Alben. Alle drei singen, weiterhin; was soll ich sagen, sondiert wird später.

Hier die Infos beim neuen Label (-Stern)  MyRuin UND dort, wo man die Platte bestellen kann. Sehr wahrscheinlich auch beim Händler eures Vertrauens, denn die weiße Vinylscheibe mit A3 Zeitung mit allen Texten, einem bayerischen Bierdeckel und Downloadcode ist in einer 500er Auflage erschienen.

 

Review, so ähnlich, auch beim Vinyl-Keks erschienen.

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MC: der pogende pinguin – wespe

Bei AntiXallez erschienen.
Alle Tapes in letzter Zeit habe ich eigentlich nur den Akustik-Output dieses Labels gehört und habe genau das auch erwartet, als ich die MC in mein Deck schob. Hier ist aber der Pogende Pinguin drauf. Anfangs hab ich das gar nicht gesehen, denn die Wespe und der Titel sind so markant auf dem Cover, dass man den Künstler fast nicht lesen kann.
Ein Intro läuft, das ist noch ganz entspannt, dann rauscht da plötzlich ne Gitarre rein mit so ner Metalkante, der Sänger intoniert etwas von “halt nein, das darfst du nicht” (es geht um Cannabis). Was folgt ist ein sehr punkiger Trashcore, mit einer etwas höheren und einer tieferen Stimme. Zusammengenommen gut, kehlig, was bei andern nervt kommt hier aber ziemlich cool.
Ansagen gegen Nazis, Beatdowns für die Pogofraktion in Reihe eins.

Wer auf, wie soll ich sagen, neudeutschen Punkrock steht, kann hier bedenkenlos zugreifen, Sound ist top, Songwriting passt. Aber das ist ja nicht alles. Es ist halt auch Metal, Hardcore, der Pogopinguin klammert sich musikalisch nicht an einem Zaunpfahl fest.
Bis mir dann, beim Review-schreiben auffällt: hier ist der Pogende Pinguin am Werk. Der ist mir schon öfter (eiskalt) über den Weg gelaufen. Hab ab und an mal reingehört und war nie so mein Ding. Er ist ja schon wirklich umtriebig, schreibt viel und veröffentlicht auch ebenso viel.
Er selbst bezeichnet sich als “die einzige und beste One-Man-Punk-Metal-Kapelle aus dem Landkreis Tirschenreuth”. Wenn man so ein Alleinstellungsmerkmal hat, dann ist dem wohl nichts hinzuzufügen.