Kapitel 3
“Rückblick & Vermutung”
Mehr einheimische Bands an diesem Freitag. Die wirklich aus dieser ruhigen Gegend kamen. Von Hölle, Boitels und Dr. Dexter. Alle Punkrock und jeder auf seine ganz spezielle Art und Weise. Und laut, ganz klar.
Von Hölle, eine wilde Mischung aus Foo Fighters und Muff Potter mit Stenogesang.
Boitels statt Beatles, mehr sage ich nicht!
Dr. Dexter haben eine ganz tolle Idee von Punkrock und brauchen sich gar nicht so schüchtern geben!
Lest mehr in meinen kleinen Interviews!
Noch ein paar Worte zu Keele, die leider eine Band waren, die sicherlich aus den selben Gründen wie ich, etwas spät dran waren, aber ebenso schnell wieder weg. So schnell konnte ich mein Bier nicht leeren und das gerade laufende Gespräch beenden, dass ich das mitbekommen hätte.
Doch hatte ich ALLE Bands des Abends vollständig gesehen.
Am Samstagmorgen, ich drückte mich so vor dem Eingang des Backstage rum, noch kein Frühstück am Start.
Es stand eine große Pinwand dort, zwei Zettel hingen am Vorabend schon dort: die Running Order für die beiden Tage. So klein, dass ich sehr nah davor stehen musste, um sie zu erkennen. Nun hing ein neuer Zettel dort. Set-List von Keele. Mit Vermerken.
Während ich so drauf schaute kam mir der Gedanke, dass das irgendwie alles mehr als geplant war, was sie da so machen. Ich pendel zwischen Theater, was wir vorgespielt bekommen haben! Extra angefertigte Lyrics aus einer Feder, die einen großen Zusammenhang gesponnen hat.
Oder abgekartet um sich im musikalischen Raum so sicher wie möglich zu bewegen. Eine Umzäunung. Damit keiner wegrennt oder einfach die ganze Zeit so motiviert bleibt, wie ein Hamster im Rad; der kommt da auch nie raus. Muss ganz schön frustrierend sein, wenn dann irgendwas nicht klappt. Bspw die Ansage “merch, insta, ciao” oder so. Keine Sorge, ich will mich nicht lustig machen, ich verstehs halt bloß nicht und hab das auch selbst als Musiker noch nie so gedacht.
Beim Frühstück, bei bestem und schönstem Sonnenschein, kurzzeitig, mit Peppone und Interna, hüllten wir einen Mantel aus Marmelade und vegatrischem Brotaufstrich drumherum und die Setlist wurde in die Zweitverwertung gegeben; und zu einer neuen Setlist.
Kapitel 4
“laut und laut”
Nach einem langen Spaziergang (wir berichteten in Folge 1&2) sam Samstag also fünf Bands.
Den Anfang durften Grüner Star machen.
Ich hatte mir schon die erste Platte gekauft und fand sie ganz ganz wundervoll. Mit der Split-Single mit Elmar und der neuen Platte “hauptsache, es bleibt friedlich” haben sie sich auf meiner persönlichen Hitlist ganz nach oben katapultiert. Was für eine famose Indierockband. Klar, Nils, der Sänger, hebt sie durch seine Art zu singen und zu tanzen absolut raus aus den Standar-Formationen, die es so gibt. Noch besonderer seine Herangehensweise Texte zu schreiben.
So war auch ihr Auftritt: ganz ganz klasse.
Es folgten Interna mit ihrem siebten Auftritt in einem Jahr Bandgeschichte. Steven und Stulle sind von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen bekannt. Simme, der Trommler, von Sie kamen Australien (wo wiederum Stulle auch mitspielt). Und diese All-Star-Combo malt ein richtig gutes Gesamtbild, musikalisch. Simme wird mir später noch erzählen, dass sie eigentlich noch zwei Knüppel-Songs haben, die wollten sie heute aber nicht spielen. Warum?
Dann kamen der eigentliche Headliner. Leider wollte die Band nach dem Auftritt wieder fahren und so spielten Hasenscheisse in der Mitte.
Es bliebt kein Tanzbein ungeschwungen bei dieser wahnsinnig durchdachten und trotzdem flexiblen Art der Songs. Klasse Texte, man könnte fast meinen, Brecht und ein Berliner Haudegen hätte sie gemeinsam geschrieben. Freude, Spielwitz, laut und leise gleichzeitig. Ich hatte sie noch nicht live gesehen und bin echt angetan. Das funktioniert megagut! Der Punk ist an der Band auch auf keinen Fall vorbeigangen, falls sich jemand fragen sollte, warum Hasenscheisse beim Gutensglück auftreten! Wenn Bands Folk spielen, spielen sie ihn flott. Hasenscheisse spielen ihn schnell.
Peppone, was soll ich sagen: Midtempo-Punkrock, der hier jeden vom Hocker geholt hat. Ganz große Fanbase und Freu(n)de!
Mit einer Stunde Verzug auf die Bühne, es war tiefste Nacht. Sie haben uns auf jeden Fall nochmal abgeholt. Frauenchor, Gastgesang von Steven Frame (interna) und allen Hits. Es konnte nicht fehl gehen!
Zum Abschluß die Band Detlef aus Köln. Gut gelaunter Hass. Fuchsschwanz an der Gitarre. Alle immer ein süffisantes Lächeln im Gesicht. Ich war schon ganz schön müde, doch sie schafften es, mich 8 – 10 Songs nochmal aufzurütteln, sie waren verdammt laut. Ich musste mich aber mal durchgefrohren kurz ans Feuer setzen.
Später sah ich deren Setlist auf dem Bühnenboden: 30. Dreißig (!!!) Lieder. Die haben ja noch mehr zu erzählen als Hasenscheisse oder Grüner Star!
Moinsen! Ich danke dir für diese berührenden Zeilen. So einiges spricht mir aus dem Herzen.
Beim lesen hatte ich fast Pippi in den Augen. Danke, ein Veranstalter
[…] denn mit den verbliebenen Bands Keele und Detlef sprach ich aus Gründen nicht, könnt ihr im Festivalbericht […]