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konzert: Fatal Brutal, Knigge + Krust, ScheisseDieBullen @ P8 – 18.02.2023

J:
Wir (.a, .k und Joey) sind von Heidelberg mit Fahrrad und DB angereist. Joey hätte noch veganen Linseneintopf kredenzt, so dass wir gestärkt im P8 eingetroffen sind.
(.a, .k und Joey)

Es waren verhältnismäßig viele Punk-Kids da, aber es hat nicht gestunken.
Gleich ein paar Bekannten Hallo gesagt und ein Dosenbier geordert.
(eine Aufforderung zum glücklich-sein)

F:
Etwas früher kam ich mit .r im P8 an. Sie war noch nicht dort gewesen, seit dem Umzug und war ganz fröhlich erstaunt über die tolle Location.
Es waren schon so 70 Leute da, die meisten draußen, rauchen. Toll, dass das Innen nicht gestattet ist, man kann alles andere dafür besser riechen. Erstmal n Dosenbier in die Pfote, wobei der Barkeeper so nett war, sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse zu ziehen, als ich ein Panache orderte. Meine Adleraugen hatten gleich entdeckt, dass die Dosen aus Frankreich importiert wurden, um heute Abend auch sicherlich ein wenig fliegen zu lernen. “Naja, muss halt fahren und es ist Fasching…”, er zuckte nur mit den Schultern und gab mir dann doch, was ich wollte.

J:
Dosenbier Party war das Motto, sehr schöner Flyer auch. Wenn ich raten müsste, hätte ich gesagt, dass der Alfi (u.a. Dvmp) designed hat, der macht gerne so Spielereien. Ich will aber auch niemand anderem die Butter vom Brot nehmen.
Schon vor dem Konzert hatten verschiedene Leute ihre geleerten Dosen mit Gaffa-Tape zu verschiedenen Gebilden zusammengeklebt. An dem Abend hat man manches Zepter und manche Krone aus Aludosen gesehen. Der Pöbel als Souverän, Selbstbewusstsein durch Dosenbier.
Das P8 ist 10 Minuten mit dem Fahrrad vom Hbf entfernt, wenn man denn weiß, wie man fahren muss. .k führte uns zielstrebig durch Parks, Wohn- und Gewerbegebiete in der Karlsruher Peripherie.

F:
Der Flyer hatte mich auch angesprochen, tatsächlich mehr, als die Auswahl der Bands. Wobei ich Knigge + Krust noch am coolsten finde!
Für n 10er Eintritt und 2€ für ne Halbe war der Abend prädestiniert sich die Kante zu geben. Ein Einkaufswagen stand am Bühnenrand, um die leeren Dosen aufzunehmen und Gaffa gab es dort auch.
(einfach und billig – so muss das)

Wir waren gegen 21Uhr da, rechtzeitig zu Konzertbeginn, doch die erste Band ließ sich Zeit. Ich glaube, so gegen viertel vor Zehn, als ich schon fast dem Glauben anheim gefallen war, es handle sich hier um eine Deutschpunk-Disco-Veranstaltung, ging es los.
In dieser Zeit bewunderten .r und ich einen Kuttenmantel, den sich eine junge Frau aus mehreren Jeansjacken zusammengenäht hatte! Auch so manches Halsband, zerschnittene Hemden, viele bunte Haare, Iros! Gei-el. Tolles Publikum. Sie wollen scheiße schön aussehen und das tun sie auch. Klar, ich hatte meinen Iro auch aus dem Hut genommen.

J:
Fatal Brutal legen vor, nicht zwingend fatal, dafür brutal. Es wird gepogt. Ich höre vorne nur Bass und Schlagzeug mit Gesang, den aber gut. Ein Highlight ist für mich immer das Dementia-Cover, Lebenslüge. Hab FB zuletzt häufiger gesehen, ist rundum ne feste Bank.
Am Merch lag auch ein Tape der Voodoo Zombies, Projekt von .g, FB Drummer, good stuff, hab ich eingepackt.
(pogo, pogo, pogo)

F:
Einen Blick auf den Merchtisch habe ich auch geworfen, haben tatsächlich die aktuellen LPs und 7inches aller Bands des Abends. Und Shirts habe ich ohnehin genug, da muss ich kürzertreten.
Ein klein wenig, wie soll ich mich da diplomatisch ausdrücken, burschikos empfinde ich den Livevortrag von Fatal Brutal. Trotz Sängerin. Viele Vocals hat dann doch auch der Gitarrist, der ne ordentliche Hardcore-Röhre ins Mikro shoutet. Was mir echt ne Nummer zu maskulin ist und zu wenig Deutschpunk.
Dennoch applaudiere ich in Zuhilfenahme des voller werdenden Einkaufswagen und klappere.
(1000 Liter Dosenbier im Bauch)

J:
Knigge + Krust sind am Start und für mich die interessanteste Band des Abends. Musikalisch sehr genehm; schneller Hardcore Punk ABER! Sowohl musikalisch als auch von der Ausstrahlung der Musiker*innen total warm, herzlich, sympathisch. Kein unnötige Härte, BadAss Attitude oder sonst was. Einfach flott und lieb, ja, in der Tat. Der Schlagzeuger schlägt diverse Haken, Basser und Gitarristin übernehmen die Vocals; sehr fein, mehr davon.
(pogo-wiederholung)

F:
Einige im Publikum riefen “lauter”, ja tatsächlich, so knapp vor der Bühne war der Sound schon recht angenehm und eben nicht zu donnernd. Ich rief ergänzend “schneller”. Klar, irgendwer hätte noch das Trio mit “härter” vervollständigen sollen, war aber nicht so. Stattdessen der Basser: “noch schneller, ha!” Danach legten sie wieder eins ihrer Punkrock meets Hardcore meets Blast-Beats hin, die Sängerin und der Bassist mit ganz entspannten, teils repetitiven Texten. Ja, das machte Laune.
Es wurde vorne ausgiebeig Pogo getanzt, erfreulicherweise mit mindestens acht weiblichen Personen und einem heftigst knutschenden Gay-Pärchen! Ein Iropunker mit einem nicht-enden-wollenden Grinsen im Gesicht, ein Schlappiropunker mit fettem Sado-Halsband. .r und ich gehen davon aus, dass die beiden noch eine sehr intensive Nacht vor sich hatten!

J:
Scheissediebullen kenne ich von Spotify – Autoplay. Der Funke sprang bei dieser Art von Punk bei mir noch nie wirklich über. Die Musik auf eine Art schlicht, die meinem Empfinden nicht schmeichelt , die Typen sind nicht mein Typ.
Mindestens der halbe Saal sieht das anders als ich, es wird getanzt und mitgesungen wie verrückt.
Die Band muss unglaublich fleißig sein – tightes Spiel, überhaupt Schlagzeug wie eine Dampflokomotive, die Chöre sitzen. Trotzdem leider nicht meins 🙂
(#endlichwiederdeutschpunk)

F:
Joey nimmt mir die Worte ausm Mund, ich kann es nicht besser formulieren. Etwas, was ich allerdings noch nie (bei einer Deutschpunkband) gesehen habe: einer der Gitarristen spielt nur mit den Fingern, kein Plek! Und dabei ist er auch noch der, der die Melodien rausknallt.
Ich hatte die neue Platte schon mehrfach gehört, es kamen ein paar Hits (anwohner raus), ein paar Songs vom aktuellen Album “simulation eines guten Lebens”. Diese Band hat den angekündigten Deutschpunk gezockt.
Mich erinnert das stellenweise an Alarmsignal. Ziemlich gutes Zusammenspiel, was aber alle Bands an diesem Abend drauf hatten.
Wir sind dann nach den ersten 5, 8 Songs gegangen, es war spät und wir mussten, leider, Sonntag früh raus.

J:
Zugfahrt zurück, zähne geputzt, ab ins Bett.

F:
Konzert war megagut besucht, so 150 Menschen hatten sich eingefunden und das Dosenbier genossen. Ein voller Erfolg, würde ich sagen.
Autofahrt nach einem Radler und einer Halben, noch zuhause einen Absacker, morgens müde raus. Irgendwas hab ich da falsch berechnet!

 

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konzert: Fatal Brutal, Monuments to Misery, Biene Banal, Ghettotonne @ Ballonfabrik Augsburg

[Gastbeitrag von Joey Controletti]

Es begab sich zum 2. April 2022, dass Rainer Gaul, zeichens Punk-Rock-Urgestein, seinen Geburtstag in der Ballonfabrik Augsburg feierte. Mit dabei, drei Offenburger Bands, Ghettotonne, Monuments to Misery und Fatal Brutal, sowie Biene Banal aus Augsburg.

.n und ich fuhren hinterher mit dem ICE, Fernverkehr-Punks die wir sind. Endlich mal wieder auf Achse – fuck yeah – Punk-Samstag, zwei Wochen vor Karfreitag!
Fernverkehr-PunksNachdem im März schon der Frühling ausgebrochen war, gab es an diesem Wochenende wieder einen Wettereinbruch mit Schnee und Minusgraden. Die DB hat dennoch nicht verschnupft reagiert und uns problemlos ans Ziel und später auch wieder zurück gebracht. Auf dem Weg gab es schwarzen Kaffee und Fanzine Lektüre (PP und HZ3).
Dann, in Augsburg, schnurstracks zur Ballonfabrik! Angekommen erstmal Hallo gesagt, ne Dose Kichererbsen und ein Bier, dabei das Etablissement bewundert. Aufgrund der ordentlichen Website der Ballonfabrik hatte ich einen aufgeräumten Laden à la Substage Karlsruhe erwartet. Tatsächlich ist der Laden auch sauber und ordentlich, hat eine tolle Bar, Belüftung, festen Merchstand, saubere und funktionsfähige Toiletten, Backstage-Bereich, Schlafmöglichkeiten für Bands und eine top Bühne samt PA, Beleuchtung und Mischer-Kanzel – ist aber gleichzeitig bunt und voller Charme. Draußen brennt im Ofen mit Schornstein ein Feuer, hier ein Autowrack voller Schnee auf den Sitzen, der durch die Öffnungen, in denen sich irgendwann mal die Türen befanden, gefallen ist. Alles ist besprüht und bekritzelt, trotzdem wirkt es ordentlich und man setzt sich auf die Klobrille, ohne Angst vor Weltraum-Syph und freut sich über vorhandenes Klopapier mit Herzchen drauf.
Auto Papier
Der eingeplante Mischer ist kurzfristig in Covid-Isolation hängen geblieben, so dass die Bands selbständig das Equipment aufbauen, verkabeln mussten. Besonderen Shout-Out an Jörg, Fatal Brutal Drummer, der an dem Tag nicht nur gefahren und aufgetreten ist, sondern aus dem Stand auf fremdem Equipment das Mischen für alle Bands übernommen hat.
Alles voller netter Menschen, auch viele ältere Punker*innen, besonders aufgefallen ist mir ein Typ mittleren Alters, der wie eine Punker-Actionfigur aussah und die ganze Zeit über furchtbar aufgedreht war.
Den Einstieg haben Ghettotonne gemacht, ein Deutsch-Punk-Gewitter mit dröhnendem Sänger. Das Schlagzeug-Spiel klingt, als würde ein sehr großer Punk am 1. Mai auf einem Haufen aufgestapelter, erbeuteter Schutzschilde des BGS für eine halbe Stunde so schnell er kann auf und ab springen – ein brachialer Sound, welcher der Band einen eindeutigen Wiedererkennungswert gibt. Das Finale des Auftritts waren ein paar gemeinsame Nummern mit Geburtskind Rainer am Co-Gesang, der damals in der Offenburger Punk-Band Dementia, Vorgängerband von Ghettotonne, gesungen hat.
Dann warteten Monuments to Misery mit ihrem Set auf, der lediglich dritte Auftritt in deren Bandgeschichte. Brutalster Crust und Grind trifft auf Doom und Sludge, eine überaus gelungene Mischung. Es ist deutlich zu hören, dass die Protagonist*innen nicht zum ersten Mal die Mitglieder einer solchen Kapelle des Verderbens stellen. Die Parts von schleppenden Doom-Riffs im Wechsel zu Grind-Geblaste geben dem Auftritt einen abwechslungsreichen Rhythmus mit unterscheidbaren Akten des Verfalls. Besonders der Schlagzeuger zog hier wieder meine Aufmerksamkeit auf sich; mit getänzelter Leichtigkeit wurden die Songs im Überschall durchgerattert. Der einzige Wermutstropfen für mich war die qualitativ gut gemachte und perfekt angestrahlte Beamer-Show an der Bühnenwand; die ganzen Atompilze und Fressen von Donald, Vladimir und Adolf, garniert mit Volkstanz und sog. Würdenträgern der katholischen Kirche – das alles war mir in dem Moment etwas zu real und drückte mir doch etwas aufs Gemüt. Trotzdem super Band, super Musik und super nette Leute, mit denen ich später noch das ein oder andere Wort wechseln durfte.
Monuments to miseryZwischenzeitlich wurde viel getanzt, auch draußen wurde weiter das Feuer geschürt und geschnackt und gefeiert. Die Freiwilligen hinter der Theke und am Merchstand waren unglaublich freundlich und so habe ich beständig Bargeld gegen feilgebotene Patches, Buttons und Erfrischungsgetränke eingetauscht.
Nun folgte der Auftritt, der 50. Auftritt seit Bandbestehen, von Fatal Brutal. .n machte noch den Line-Check, bevor er sich auf der Bühne hinters Schlagzeug setzte. Vor kurzem hat sich FBs zweite Gitarre in eine Metropole im Osten des Landes abgesetzt um die Vorzüge des Stadtlebens zu genießen, während man sich nebenher noch zum Installateur-König in der Nikolaikirche krönen lässt. Dennoch knallt der Sound aus Punk und Hardcore ordentlich rein, dafür spielt man schließlich elektrisch verstärkt. Vor der Bühne ist der Sound überraschend gut; auf der Bühne hört man vor lauter Blastbeats offenbar nichts mehr, keiner da, der hinterm Mischpult etwas für die Musiker tun könnte – egal, durchbolzen das Set – yeah, that’s punk-rock!
Inzwischen haben sich meine Freunde und Bandkollegen erfolgreich abgedichtet. .r hat nach seinem Auftritt mit Ghettotonne gleich mehrere doppelte Runden Pfeffi geordert und einverleibt und ist schlafen gegangen. .n steht draußen und scheint einen Teil seiner kognitiven Fähigkeiten eingebüßt zu haben, es ist, als würde man sich mit einer Schallplatte unterhalten, die ständig springt. Dabei stolpert er vor einem Haufen Feuerholz, aus dem rostige Nägel mit der spitzen Seite heraus ragen, auf und ab; ich bin ein bisschen in Sorge. Außerdem hat er seine Brille auf der Tanzfläche verloren, winkt zunächst ab, ist aber dann doch froh, als ich anbiete sie zu suchen und dann kurze Zeit später auch fündig werde, eieiei.
Wir stehen draußen am Ofen, es fällt beständig etwas Schnee durch die Nacht und wir quatschen. Drinnen spielen Biene Banal eingängige Songs mit mehrstimmigen Frauengesang und der Saal tanzt wie nie zuvor.
.r ist wieder wach, .n zieht einen Edding, ich ziehe auch einen Edding und wir bemalen das bereits stark bemalte Interieur sehr enthusiastisch und andauernd mit allem möglichen Unfug. Andere Gäste machen mit, Eddings wechseln die Akteur*innen und das Gemalte wird von den Beteiligten kommentiert, ergänzt und ausgeschmückt.
bemalung
Die Bands sind durch mit ihren Auftritten und Erik, der Drummer von Ghettotonne, mimt den DJ, als hätte er nie etwas anderes gemacht und wäre deshalb eigens für diesen Zweck herbestellt gewesen. Der Saal bebt, die Leute tanzen, .n schlägt Räder und Purzelbäume auf der Tanzfläche und verliert dabei zum zweiten Mal seine Brille.
Um drei Uhr morgens nehmen die Fernverkehr-Punks ein Taxi zum, laut Taxifahrer, abgewracktesten Bahnhof des Freistaates, um dort in den ICE Richtung Offenburg zu steigen. Um acht bin ich zu Hause, es war mir ein Fest. Viva Rainer, viva Augsburg!
Paar Fotos gibts noch von einem Konzertfotografen Namens scissabob