Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: turbostaat – alter zorn

Eine Band, die (glaube ich) nicht mehr darüber nachdenkt, an kleine Fanzines Promos zu verschicken.
Bestellt hätte ich mir das gute Stück ja so oder so.
Turbostaat.
Bekommen jetzt einfach ein Review aufgedrückt.
Los geht es mit “affenstrasse”. Die Gitarre trocken, klirrend, alles was kommt erwartbar. Denn warum sollten Turbostaat nochmal wirklich noch was an ihrem Signature-Sound ändern wollen? Mehr Indie als Punk. Es ist also wie einen alten Freund wiederzutreffen.
Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist, unabhängig von Turbostaat: Punkrock darf schlechte Laune haben. Jedenfalls keine Gute! Punk darf alles, jaja, ich weiß. Aber Gute Laune ist halt Popmusik und Kritik an sozialen wie politischen Missständen zu üben macht mit guter Laune ü-ber-haupt keinen Sinn.

Turbostaat in Haltung und Herangehensweise Punk. Das wird auch für immer so bleiben, nehme ich an. Sie machen eher so Midtempo-Punk, ähnlich wie Duesenjaeger sind da wenige temporeiche Ausbrecher an Songs dabei. Wut auszudrücken hat also nicht unbedingt etwas damit zu tun, die Verstärker so laut wie möglich zu drehen und das Publikum anzuschreien. Und mit diesem Sound erzählt man wohl dann auch einem größeren Publikum, was man zu sagen hat.
Warum schreibe ich diesen Review?
Weil die Platte an meinem Geburtstag erschienen ist. Find ich grad mal gut.

In den Lyrics dreht sich viel um das was die Menschen in der Turbostaat’schen Heimat umtreibt. “der Stillstand tief in ihrem Gesicht“. Es geht viel um Glauben “ein altes Bild fällt ständig von der Wand“.
Ein wenig hat sich, in meinen Ohren, das Songwriting doch verändert. Ein paar neue Sounds auf den Gitarren, minimalistisch weiterhin, man kann ihnen einfach folgen. Sie machen gerade so viel, dass man ihnen folgen kann.
Da ist ein “Peitschen”-Sound auf der Snare. Taktwechsel ist in “nachschimmel”, der Ausbruch ist auf Seite 2 “winograd”.

Die Platte endet mit “jedermannsend”. Ein Abschied von einer sehr liebgewonnenen Person.
Schöne Platte mal wieder! Mit Booklet und einem, so empfinde ich es, diesmal doch recht außergewöhnlichen Cover.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

fanzine: ostsaarzorn #5 – punk global

Das Ostsaarzorn #5 ist die Ausgabe “punk global” vom Sommer 2024, das ist schon ein paar Tage her. Aber zum einen: was soll ich drüber schreiben, wenn ich es nicht gelesen habe? Zum andern: warum sollte ich das schnell lesen?
Ey, das ist voll der Wälzer!
Ich wollte mal dieses Fachjournal für Punk (wie sie das selbst bezeichnen), welches 216 Seiten hat, also wirklich mal was gelesen haben. Nicht nur “so tun als ob”.

Erstmal blätter ich so durch, Reviews bisschen checken, ob die ähnliches hören, wie ich, bisschen schnüffeln, was mich so reizen könnte.
Australien-Special. Und irgendwie blieb der erste Eindruck “viel Oi” hängen.
War aber sofort überrascht und freudig am schmökern, als ich die Artikel über Südafrika entdeckte, da ich just von dort kam. Ich war im Mai letzten Jahren ein paar Wochen dort unten und hab mir n büschn was angeschaut. Kein Punk. Aber schon auch nen Plattenladen
Jedenfalls: man stolpert über NATIONAL WAKE. Eine Band mit zwei Schwarzen und zwei Weißen Musikern. Das war damals ziemlich krass, denn die Apartheid war allgegenwärtig. Ein Interview-Bericht mit Ivan Kadey, Gitarre, Vocals. Sehr lesenswert!
Weiter gibt es ein paar Anekdoten von einem Fotografen namens Bamboo und seine Erlebnisse mit den Sex Pistols.

Eine ausgiebige Lesetour durch diverse AZ’s für die Ausgabe #4 zum Thema “jewishness”. Sehr cool auch.
Was soll ich sagen. Kauft euch das.
Auch nach einem halben Jahr habe ich es noch nicht ganz gelesen. Ich hoffe, es ist noch etwas Zeit bis Ausgabe #6!

Zu bekommen via Insta (link oben) oder Mail. Kostet 6€, glaub ich.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

MC: finding harbours split w/ losing sleep

Beim Konzert am 06.12.2024 hatte mir Pip, er spielt Gitarre bei Finding Harbours, eines von 20 Tapes gegeben, die sie mit ihrem Label i wish i could stay rausgebracht haben. Die ist ziemlich flott im Tapedeck meines Renault gelandet und für gut befunden worden.
Kleine Sideinfo: ich hatte mir ein paar Tage vorher die erste Band, mit der ich einige Konzerte gespielt hatte, Kasino Koschmidder, nochmal angehört. Es ist manchmal schon ganz krass, wie ein bestimmter Sound einer bestimmten Zeit zuzuordnen ist. Da spielte Pip auch mit.
Finding Harbours sind eine sehr professionelle Weiterentwicklung. Der Sound sehr zeitgemäß, coole Songwriting. Jables, ein Multitalent an vielen Instrumenten, spielt hier den Bass; und gibt diesem durch die Instrumentenauswahl einen ganz besonderen Klang. (ich hab keine Ahnung, was er da spielt, auf jeden Fall keinen Bass und keine Barriton-Gitarre – klingt aber megagut!)

Die Songs sind von den beiden “bad decisions” und “hard complaints” EPs.
Ich kann da kein großes Namedropping machen, da hab ich dann doch zu wenig Ahnung von all den Emo-Bands, die mit Gitarren und ohne große Effekt-Unterstützung ihren Sound machen.
Klar, sie wiederholen dann doch repetitiv recht oft die Refrains der einzelnen Songs, das gehört dann wohl zu dem Teil Emo, der aus dem Pop kommt. Dazwischen gibt es einiges an Abwechslung, der Dummer hat echt Schmackes, überhaupt ist der Sound von Finding Harbours wirklich gut gemischt!
Der erste Song “fear of missing out” hat schon mal ne super Bass-Line und ist mega-cachy.
Ich hake kurz ein, war nach dem Konzert auf der Suche nach einem bestimmten Song, habe mich durch die KOMPLETTE Discografie der Band gehört und ihn nicht gefunden. Scheint neu zu sein und ist richtig doll gut!
Beide EPs sind super. Manchmal erinnert mich das an Blink812. Sorry…

Finding Harbours und Losing Sleep kennen sich wohl schon sehr lange und haben einige Konzerte miteinander gespielt!
Da kam die Idee einer Split MC, da ja da auch mehr Songs drauf passen. Jedes Tape hat ein anderes Cover/Farbe und ist einzeln überspielt.

Losing Sleep auf Seite zwei. Sie sind, keine Kritik, mir viel zu poppig. Ein sehr schmeichelhafter Sound. Schön gespielt. … schöne Kompositionen. Hat schon fast was von Shoegaze.
Zum Abschluß ein toller Song “tiny footsteps”, sehr schön atmosphärisch. Ein Glück saß ich gerade im Auto, bin gefahren, sonst wäre ich vermutlich weggeträumt.

1 nices video von ihnen

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

paddelnohnekanu ON TOUR 07.02.-09.02.

Moin.

Bin mit meiner Band pADDELNoHNEkANU auf Tour mit der wahnsinnig guten Band MUTTER WILL TANZEN.

07.02. Ottersberg Bahnhof e.V.
08.02. Flensburg Hafermarkt
09.02. Hannover Stumpf

 


 

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: ea80 – stecker

Die TAZ schrieb schon über die Platte. Oder sagen wir, eine Redakteurin der TAZ.
EA80 bringen nach mehreren Jahren wieder eine LP raus.
Dabei kann man die 40 Songs auf den 7 7inches ja wohl schon als Platte bezeichnen.
Kompliziertes Format halt.
EA80 – sperriges Format, langlebig, dreckig schön, rauhe Perlen produzierend, zärtlich harte Worte schreiend, singend, tiefgründig klar.

EA80 nutzen die Gelegenheiten nach dem Motto “wenn nicht jetzt, wann dann” und spielen reichlich Konzerte. Die Hinterherreisenden, welche der Band ja mit ihren Status beschert, den sie haben, kann man sich als Normalo ja inzwischen sparen. Ich bin gespannt, denn im April (06.04., Sonntag) sind sie in Karlsruhe, wer da so seinen Weg aus Stuttgart (die nie auf ein Konzert nach Karlsruhe kommen, außer es ist MEGAbekannt) oder Freiburg macht.
Dazu auf jedem Konzert Ähnlichkeiten in der Setlist, aber eben nur Ähnlichkeiten.
Btw: schade, dass sie “trashfest” immer so zerlegen. So ein tolles Stück!
Die Musik auf der Platte, ich gehe mal unchronologisch vor, beschreibe ich mal mit dem, was EA80 ausmacht: “radar” auf der zweiten Seite ist was viele Bands inspiriert hat, diesen düsteren Sound zu machen. “die goldene stadt” überrascht total, ebenso wie das sehr kurze “abgrund”.

Sie haben sich absolut an jeder Stelle den Punkrock erhalten, nie abgeben, diskutiert bitte nicht drüber, wir sind einer Meinung!
“vergoldet” gibt dem Anfang dieser Platte, dem Anfang dieser neuen Zeit mit EA80, musikalische Untermalung und wörtliche Bebilderung.
“….keiner hält uns auf”.
Das ist toll.
Mal abgesehen davon haben sie im OX #39 im Jahre 2000 eines der seltenen Interviews mit Joachim Hiller veröffentlicht. Und darin etwas über ihre Zukunft verraten. Das ist 25 Jahre her.

Wie lange es EA 80 noch geben wird? Hoffentlich ewig, wahrscheinlich noch sehr lange: Maul würde eine Auflösung als Verleugnung der Vergangenheit ansehen, die anderen stimmen ihm zu, und da EA 80 keine Menschen sind, die zu unbedachten Äusserungen neigen, kann man folglich sowohl als alternder Punkrocker wie als Neuling damit rechnen, dass EA 80 noch lange die Auflösung des Rätsels, was ihr Name denn nun bedeutet, mit sich herumtragen werden.

Es steckt viel Ehrlichkeit, Direktheit und Poesie in all den Worten – wie immer.
“scherbe” ist auch ein typischer EA80 Song, der irgendwelche Gemüter begeistert wird, meines nicht. Endlos die selbe Rille. Ähm, dasselbe Riff.

“kapitulation” machen einen Abschluß, der so ist, wie er sein muß: sperrig, kleine Momente, die erfreuen. Abwandlungen von dem, was sie eigentlich schon immer machen. Weil sie den Sound lange nicht verändert haben.

Hier eines der 8482239 Youtube-Videos, die mit Handykamera an den unmöglichsten Positionen, unter Berücksichtung der maximal schlechten für das Soundrecording, zum titelgebenden Track “stecker”.

Vinyl gibt es beim Majorlabel. Und im Gegensatz zu Streaming bei sehr vielen andern Anbietern von Schallplatten. Cool. Kauft euch halt zwei.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

konzert: kommando schimmelkotze, chefdenker, detlef OETINGER Villa 24.01.2024

Gastautor Joey Controletti mit ein paar Worten zu diesem Konzert, bitteschön.

Ach, wie schön kann es eigentlich sein?! Als ich im Laufe des Jahres 2024 spitz kriegte, dass Chefdenker und Detlef in der Oetinger Villa spielen werden, schmiedeten .n und ich sogleich den Plan, dort hinzufahren.

.n erfreute sich ausgezeichneter Laune, als er mich in Heidelberg einsammelte und wir zu seinem Soundtrack von Pöbel & Gesocks nach Darmstadt bretterten, bzw. gepflegt fuhren. Pöbel & Gesocks ist nicht 100 Pro mein Ding, aber .ns gute Laune war ansteckend und so kamen wir gut am Moxy Hotel an. Das war das erste Mal, dass ich mir für eine Show ein bezahltes Zimmer nahm, sonst hieß es sich immer die Nacht über rumdrücken, bis dann wieder ein Zug fährt. Es war aber bezahlbar für mich und die Oetinger Villa gut mit den Öffis erreichbar.

Weil alle der guten Dinge drei sind, schaffte ich es diesmal endlich in die Pizzaria Da Guiseppe. Die letzten zwei Male in der Oetinger Villa waren die Gastronomen immer in Urlaub gewesen. Die Pizza war dann “nur ok” aber es gab Bier aus der Brauerei Faust, lecker lecker. .n stellte sich eine “Pizza .n” zusammen, mit Thunfisch, Salami, Sardellen und schwarzen  Oliven. Alright. Damit .n nicht wie so häufig beim Pogo Überfressungs Beschwerden bekommt, wickelte er sich die letzten zwei Stücke in Alufolie ein; nicht ohne vorzuschlagen, die “Pizza .n” könne doch in Zukunft mit auf die Speisekarte aufgenommen zu werden. Klar, ist jetzt nicht super konventionell, für mich als Alltags-Veganer sowieso nicht. Aber in Sachen Pizza habe ich schon wildere Geschichten gehört, z.B. “Pizza Elvis” bei der Mais und Mayonnaise (vor dem Backprozess) eine zentrale Rolle spielen.

Die Stimmung in der Oetinger Villa ist mal wieder sehr gut, die Leute sympathisch.

Es sollte auch bei den mild-winterlichen Außentemperaturen an dem Abend im Konzertsaal die ultra Sauna werden.  Ein paar alte Bekanntschaften wurden erneuert und neue gemacht. .n tischkickerte wie wild.

Opener machten Kommando Schimmelkotze aus Darmstadt. Stabile Deutschpunk Geschichte. Die Sängerin quietscht und zetert irgendwo zwischen Hans-A-Plast und Östro 430, der schnelle Gesang bringt eine peppige Hektik in das vier-Viertel Deutschpunk Gefüge der Band. Auch der Drummer übernimmt bemerkenswert kräftig dargebotene Vocalparts, sehr fein. Die Lyrics und Ansagen zwischen den Songs lassen keine Zweifel an der betont feministischen Ausrichtung der Band, insofern auch eine coole Ergänzung zum übrigen Line-Up.

Bei Detlef hatte ich viel Freude am mitsingen. Ich habe die Band seit deren Entstehen vor vielleicht acht Jahren seitdem viel “aus der Tube” gehört. Den Tipp gab mir damals Sir Uwe Stahl persönlich, als er Ton für unseren ersten Gig mit hühnertot im P8 machte. Wir hatten es über meine Schwäche für Supernichts gehabt. Detlef zum ersten Mal live zu sehen war mir eine große Freude. Es war geil zu erleben, wie toll die Band die mehrstimmig komponierten Gesänge auch auf der Bühne zu Geltung bringt. Detlef Damm am Bass steht voll im Saft – solides Bassspiel auf dem Rickenbacher, voller Gesang und Ansagen, die auch bei einer Coverband auf einer Ü40 Party für Stimmung gesorgt hätten. Wenn man das Bild so zu Ende malen möchte, wäre Detlef Löber am Schlagzeug wohl die Seele der Band und Detlef Meurer das Bypass-gespickte Herz des Trios. Gut gekleidet sind sie auch – ladet diese kreative und vielseitige Kapelle auf eure Hochzeitsfeier ein, die Stimmung ist gut und die Setlist lang!

Chefdenker heizten dem Saal in jeglichem Sinne ein. Sie spielten die alten Hits und auch viele Neue. Das aktuelle Album der Band hatte ich mir mit etwas Verzögerung sehr intensiv eingefahren, nachdem ich nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten dann doch großen Gefallen daran gefunden hatte. Die Bude war bei allen drei Bands gerammelt voll und Chefdenker als Headliner brannten erfolgreich ein stadionpunkrockiges Feuerwerk vor einem tanzlustigen Publikum ab. Der Drummer trommelt so virtuos wie gut gelaunt seine Parts im Bademantel. Der Kollege spielt die Licks mit gehobener Faust vom Bierkasten aus. Der Basser wirkt mit den Jahren immer verjüngter auf mich. Und auch Sänger Claus scheint mit einem Schluck aus dem Jungbrunnen zumindest gegurgelt zu haben – gesanglich absolut in Form und auch die Texte sitzen so gut wie die Cargo-Jogginghose. Es wurde noch ein Musikvideo aufgenommen. Sir Uwe Stahl verlässt auch den Platz hinter dem Mischpult um zwei Gitarrensoli schreddern.

Also insgesamt alles nur Filetstücke vom Punk-Rock, der Mob verlässt verzückt, zufrieden und wunderbar unterhalten den Saal.

.n und ich stromern noch etwas durch die Villa, .n trinkt noch mehr Bier und wir brechen auf, um zum Hotel zurück zu kommen. Die Bahn kommt recht pünktlich. Jochen entsinnt der zwei Pizzastücke in seiner Jackentasche und wir teilen uns den Snack, er die Mitte, ich den Rand.

Wie geil war das denn?! Es bleibt mir nur, danke zu sagen und wir sehen uns hoffentlich ganz bald zum nächsten Mal!

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: v/a – 10 years horstklub (kreuzlingen) against all odds

Der Horstklub ist in Kreuzlingen, was direkt angrenzend an Konstanz in der Schweiz liegt. Am schönen Bodensee, wie man so sagt.
Angefangen hat der Horstklub in einem Keller, klein, eng und schwitzig.
Sie hatten sich zum 5 Jährigen schon eine Compilation gegönnt. Damals noch eine LP. Diesmal eine Doppel LP.
Wenn sie so weitermachen also irgendwann eine ganze Box voller LPs! Ich freu mich schon drauf.

Jedenfalls haben unfassbar viele internationale Bands den Horstklub angesteuert. Irgendwo ein Off-Day, dann dort untergekommen und eine wilde Party gefeiert mit 50/80 Zahlenden Gästen. Oder einfach “nur” Support für kleinere, tourende Bands.
Auch ich war schon mal dagewesen. Alles DIY, alles ein Kollektiv von Menschen die Bock haben einer grauen Stadt einen bunten Sinn zu geben. Es ist wirklich toll dort!

Kraus Glucke Weltverschwörung aus Konstanz haben den Titeltrack zur Compilation beigetragen. Ebenso gibt es von den Pershing Boys einen “Horst-Track”, auch von Ravage Fix. Und ich glaub auch FVZZ POPVLI.

10 Years, Horst Klub: Immer noch da! So oft schon tot geglaubt aber immer wieder aufgebaut. 10 Years, Horst Klub: ich schau zurück, das war Liebe auf den ersten Drink!

Gute Zusammenstellung, macht wirklich Spaß und ein paar LPs gibt es auch noch zu haben!
Gibt es im Doppelpack also entweder in rot-transparent oder in schwarz. Mit 10-seitigem Booklet. …und ich hatte mir noch die formschöne Tote-Bag dazu bestellt. Ist nicht ganz billig, was an diesen Schweizer Franken liegt….

 

für den Eindruck hier ein Video der Band Lassie.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

MC: dvmp – modifizierte schwäche

Hast du Bock auf Geschrei, Gekeife, Gebrüll, Gezeter und dazu Geballer. Eine Drummachine from Hell. Alle Beats werden in eine Umlaufbahn in Lichtgeschwindigkeit geschickt.
Dann bist du bei DVMP ziemlich genau richtig.
Raisermesserscharfe Lyrics mit Rasierklingenriffs.

Superabwechslungsreich, wenn man es denn schafft, sich innerhalb von 1Min49Sek (so lang ist der erste Song “das letzte”) an den sehr guten Sound mit dieser ungestümen Musik zu gewöhnen!
Zwischendurch immer mal elektronische Beats, man wird hin + hergeworfen zwischen Ernsthaftigkeit der Themenauswahl und der Ironie, die darin steckt. Das Unvermeidbare (die Zerstörung des Planeten Erde) und der zu “modifizierenden schwäche”, die man durch persönliche Mit- und Ansprache doch recht einfach regulieren könnte.
DVMP beschreiben das selbst so:

Die Dosis schillernder Abnormität wurde erhöht, die Emotionen arbiträrer denn je kanalisiert, die Grenzen erneut erreicht. Songs über alltägliche sexistische Erfahrungen von FLINTAs, die Ausbeutung menschlicher Gesundheit, den globalen Rechtsrutsch samt seiner zahlreichen horrenden Ereignisse, die Zerstörung unserer Biosphäre und damit das Ende des Planeten Erde. Ebenso gehören Liebe und Resilienz, Widerstand gegen Antisemitismus und das obligatorische Punk-Mantra “Arbeit ist scheisze” zu den zentralen Motiven dieser 40-minütigen Odyssee durch die von Elektroschrott überwucherte, von Batteriesäure zersetzte Futureviolence-Tundra

Hier also HipHop Beats, dann wieder Maschinengewehr-like-Geballer, das Tempo ist schon echt krasser Shit!
So ne Kombi aus der Schreie aus der Kehle André’s und eben krass schnelle Riffs von Alfi.
Die Texte sollte ich noch besprechen, es sind nur tatsächlich so viele, da könnt ihr doch einfach mal selbst reinlesen bei BC!
Es geht um die Unerträglichkeit des Mackertum, ein Aufruf zur Gottlosigkeit, die Unerschöpflichkeit des Wesen Mensch seinen Planeten zu zerstören. Das alles in verständlichen Formulierungen mit Aussicht auf Besserung!

Coops sind mit: Kim [Bleak Monday], Lena [Captivated / Etterath], Fini & Anna [Black Square], Helen [Shok Güzel] & Nadine [Die Farce Die], smr.tni und Pascal, Iva, Pit [Volume Magazine] & Kaja, Sami [Tyles], Lena und Marc [Maura…but it’s not the name], Maja [Marasm]

Tape gibts bei Puzzle Records. Es ist soooo overwhelming. Ich bin fast erschöpft nach dem Genuß dieses Bretts.
Schon geil. Und die Lyrics wahrlich eine Geschichte für sich.Und im Tape auch alle abgedruckt.

 

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: dead pioneers – dead pioneers

Zu einer Zeit im Sommer 24 hatte ich einen Link via Bandcamp zugeschickt bekommen mit der Empfehlung mir die Dead Pioneers mal anzuhören. Outstanding Stuff.
Und der mir diesen Release empfahl hatte recht: total abgefahren, total gut!
Vinyl nicht mehr zu bekommen und bisher auch nur über die Band und in Amerika.
Dann trudelte im Herbst der Repress für Europa via Hassle Records, ein Londoner Label, hier ein.
Zuerst übernahm es ein*e Kolleg*in in der Redaktion, stieg aber aus, weil das Themenfeld, welches die Band bespricht, doch ein sehr besonderes ist.

Ich hab gleich “hier” geschrieen, aber im Grunde exakt dasselbe festgestellt. Wahnsinn.
Klar, ich könnte es auch lassen, warum sollte ich eine Platte reviewen, die schon im Herbst 23 erschienen ist? Die in beiden Versionen ausverkauft ist, egal ob Original oder Repress.
Die schon heiß diskutiert wurde und durch die Presse gegangen ist.
Deren Review vermutlich mehr eine Abhandlung, eine Bachelorarbeit werden könnte, weil das Thema so komplex ist, so viele soziale Aspekte berücksichtigt werden dürfen, müssen, sollten.
Weil Dead Pioneers eventuell an dir vorbeigegangen ist?

Okay, also los:
Sie beschrieben sich selbst als “indigenous fronted”. Eine kurze Eingabe in meine Suchmaschine zeigte mir bspw. einen Artikel der Frankfurter Rundschau. Hej, wenn eine Band mal nicht in kürzester Zeit angekommen, und hoffentlich auch erreicht hat, was sie sagen will!, dann wohl die Dead Pioneers. Ausgabe 175 vom OX-Fanzine ist ein Interview. Tour als Vorband von Pearl Jam.
Ich denke tatsächlich mal, dass genau dort der richtige Platz ist. Nicht wegen der schieren Größe der Crowd die die Band abfeiern, nein, weil sie wirklich Menschen erreichen für ihre Inhalte. Und zum Nachdenken anregen können und werden!
Kommen wir zu den Songs, endlich: sie starten mit “tired”.
Sofort nach Vorne, ein gutes Introriff, welches sich nicht auflöst durch einen besonders kraftvollen Song und weiteres Riffing, nein, durch die klaren Worte, die Sänger Gregg Deal spricht. Unaufgeregt, deutlich.

America is a pyramid scheme and you ain’t at the top!
(…)
Don’t be scared of learning the whole historical story, it’s not going to hurt you
(…)
This structure is a rigged game that breed racism homophobia, transphobia, classism and ableism.
It all makes me so so very tired.

Und so deutlich der Song angefangen hat, so plötzlich findet er ein Ende.
“we were punk first” startet als klassischer Punksong, der in ein paar Zeilen nach vorne ballert, dann in Spoken Word übergeht. Ja, ein wenig gewöhnungsbedürftig ist es schon.
Doch wer auf der Suche nach etwas Besonderem ist, etwas, dass Worte findet und zum Ausdruck bringt, was 99,9% eben genau nicht sagen, dann bist du hier absolut richtig.
Schwarze haben wohl diesen Proto-Punk mit erfunden. Musikhistorisch ist das sicherlich diskutabel. Am Ende ist das, wie so oft, ja komplett egal, wer es nun erfunden, die, die die Kohle haben, die haben es groß gemacht.
Und ausverkauft.
Ich kann den Indigenous und Blacks nur entgegenrufen: danke dafür, habt ihr super gemacht, denn ohne euch wäre dann die Rockmusik vermutlich immer noch so langweilig, wie sie schon bei Song 135 von Elvis war.
Der Bandname, würde ich sagen, in Anlehnung an The Last Poets, eine afroamerikanische Gruppe von Dichter*innen und Künstler*innen, die in den 1960er Jahren gegründet wurde. Vermutlich sagt es euch aber mehr, wenn ich Henry Rollins als Spoken-Word-Vertreter erwähne – er ist halt ein Weißer.

All diese Feststellungen zusammengenommen führen zu all diesen Ausschlüssen, diesen -ism Begriffen.
Wieder zurück zur Musik:
Einige Stücke sind einfach nur unterlegt mit Gitarren-Sounds. Das ist nicht meganoisig und krass, sondern einfach eine Atmosphäre. Der Sänger gibt nie Vollgas.
“bad indian” ist ein wahrlich zynischer und harter Track. Gregg erzählt in den Songs über seine Erlebnisse, den Alltagsrassismus, der ihm überall begegnet. “du siehst ja gar nicht aus, wie ein Indianer”.
Er formt in seinen Worten die Sozialkritik um in politische Statements. Ohne je eine hohle Phrase gedroschen zu haben. Er stellt fest, was wir alle wissen und nur in allerkleinsten Teilen versuchen für sie und mit ihnen zu verändern.
Die Selbstreflektiertheit zu besitzen, über sich selbst ironisch zu sprechen und dann einen Text rauszuhauen wie “this is not a political song”. Darin eine Geschichte zu erzählen, aufzuzählen was ersteinmal nur Worte sind, doch wenn man sie in einen Zusammenhang bringt, versteht man, dass es um Minderheiten geht, die von Anfang unterdrückt wurden von Weißen.
Ein fast 5 minütiges Stück, groovy, sehr gut zu folgen, ich habe nie das Gefühl, dass mir hier eine Meinung aufgedrückt wird, ein politischer Wunsch geäußert wird, was ich zu tun habe. Denn was ich zu tun habe, muß ich schon selbst rausfinden.

Zum Ende des Album ein Spiegelbild mit “doom indian”.
Der letzte Track “noone owns anything and death is real” sowas in der Art wie Bad Brains oder Dead Kennedys. Es geht nur nie ums Gitarrenriff, dass das hängenbleibt. Es ist alles ausgerichtet auf die Vocals.
Die Drums sind etwas offener, guter, satter Sound.
Trotz des einen sehr langen Tracks ist die Platte nur 22 Minuten lang, beinhaltet viele Worte in 12 Songs. Es lohnt all das!

Fantastischer Release. Eine neue Single namens “my spirit animal ate your spirit animal”.
Dead Pioneers sind Gregg Deal – Vocals, Joshua Rivera – Guitar, Abe Brennan – Guitar, Lee Tesche – Bass, Shane Zweygardt – Drums.
Erschienen via Hassle Records.

 

PS: Ich fragte in der Redaktion rum, wer mir ein wenig zum Thema Indigene Hilfe geben könnte, denn von einem Fettnapf in den nächsten zu treten ist ganz sicher hier der falsche Ort.
Einer unserer Redakteure ist mit einer indigenen Person zusammen. Ich bekam folgende Nachricht:
“die Wahl Trumps ist eine große Bedrohung für die Rechte Indigener (er will mal wieder Land enteignen um dann Fracking zu betreiben und solche Geschichten…) und eventuell ist auch sowas ganz interessant, dass die Rate an Jugendsuizid bei keiner Minderheit so hoch ist wie in indigenen Communitys – dasselbe bei Alkohol und Drogen.
Oder das die sexualisierte Gewalt an indigenen Frauen laut Amnesty International “epidemische” Ausmaße annimmt. Oder, dass die systematische Unterdrückung bis heute anhält, weil in einigen Bundesstaaten (bei Trump dann wohl noch deutlich mehr) z.b. indigene Schriftsteller*innen zensiert bzw. ihr Bücher schlicht verboten sind. Und das sind nur mal “die größten” Themen. Du siehst, die Review könnte auch eine Bachelorarbeit werden.
— richtig, ihr habt nun 1000 Worte gelesen —- lasst uns was draus machen!

dieser review erscheint auch beim Vinyl-Keks. Mehr Reichweite und so!

Veröffentlicht am 2 Kommentare

fanzine: drachenmädchen #15

“zuletzt geändert am 11.07.2024” mannometer.
Wie kann ich ein so cooles Zine (in dem ich selbst auch einen Beitrag habe) so lange liegen lassen für die Review.
Auf jeden Fall gibt es noch Exemplare bei mir oder auch, klar, bei MYRUIN im Shop.

Das Drachenmädchen Nummer 15 hat sich mehr zu einer Sammlung von Kolumnen, Gedichten, Berichten und ein paar Reviews verändert.
Früher war da mehr Interview. Meist sehr ausführliche. Aber vielleicht hab ich das auch nur so im Kopf, denn oft, bzw. regelmäßig, kommt das Drachenmädchen nicht raus.

Ich lach mich schlapp über die Geschichte Dirk Bernemann, eine Fußballgeschichte folgt und startet mit dem poetischen Satz:

beim Öffnen des leeren Textdokuments für diese Kolumne schoß mir Kurt Cobain in den Kopf.

Dann auch ein kleines Interview mit einem der Macher*innen vom Scene Police Label. Wobei ich bemerkenswert finde, dass der Name nicht erwähnt wird. Sehr gutes Interview!
Es geht um Releases und dazu gehärt auch die HOT WATER MUSIC / RYDELL 7inch Split, die ich witzigerweise keine zwei Wochen vorher nach Tschechien vertickt habe, weil sie bei mir Staub fing.
Es findet sich tatsächlich ein zweites Interview mit Markus Haas vom PER KORO Label. Auch sein Name wird nicht genannt. Ich habe noch nicht kapiert, warum?

Gedichte, immer wieder eingestreut, von Julie Desastres.

“meine Top 5 Records als ich 18 war.”
Eine witzige Idee, ich hoffe, die Beteiligten konnten sich wirklich noch erinnern. Ich würde, so auf Anhieb, vermutlich alle möglichen Erscheinungsjahre von Platten durcheinanderwirbeln.
Liest sich ganz wunderbar. Und öffnet so einige Kanäle in die Vergangenheit im Oberstübchen.

Auf 104 Seiten ist ordentlich was los. Und es ist zeitlos, also greift ruhig zu!