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LP: shutcombo – streitgeist

Ein erster Schritt ist getan: ich habe in die Shutcombo reingehört! Yey.
Kann mir jemand, rein psychologisch, erklären wieso manche Platten einfach nicht auf den Teller hüpfen wollen?
Triggert irgendetwas wie der Name der Band, das Artwork oder womöglich das Label, das Paket, in dem die Scheibe steckte?

Jedenfalls: Shutcombo gibt es nun 25 Jahre. Und mit “streitgeist” bringen sie ihr viertes Full-Length-Album an den Start.
Sie selbst sagen, dass sie nach all diesen Jahren nicht Richtung Kunsthochschule, Stadion-Rock oder Latte-Macchiato-Cafe abgebogen sind, sondern die SHUTCOMBO-Karre immer noch im Dreck vom OBI-Parkplatz steckt. Klar ist, hier kauft man Gartenzubehör, keine Musikinstrumente.

Da bin ich ja mal auf die Mucke gespannt, denn die letzten 25 Jahre kam ich auch ganz gut mit meinem eigenen Gartengeklapper klar.
Mir geht sofort die Stimme rein, super, wirkt nicht gewollt, hat echt Power! Die allermeisten Songs bleiben unter zweieinhalb Minuten, das geht echt gut rein und macht die Platte mit zehn Songs zu einem kurzweiligen Vergnügen!

Es gibt eine Menge Chöre auf den Songs, ohne dabei aber in Shalala abzugleiten. Aber ich rätsel noch, woher ich den Sound kenne. Irgendwas klingelt da, ganz weit entfernt, in meinem walnußgroßen Hirn.
Sie überraschen mich damit, dass der Song „Fast allein“ von Jens Rachut gesungen wird. Das die Kombi bei dem Sound mit diesem Sänger funktioniert… ich war gespannt und habe mich, tatsächlich, nur so halb überzeugen lassen. Jens ist schon speziell und Shutcombo machen da so gar nicht den Sound, mit dem sich Jens sonst so umgibt.

Egal, was wirklich cool ist, dass sie trotz des eingängigen Sounds nicht in einem Tempo bleiben sondern recht gut variieren. Die Songreihenfolge da wirklich gut gewählt! Die schnelleren Songs, wie auch alle andern, sehr gut gespielt, die etwas ruhigeren gefallen mir hier tatsächlich etwas mehr.
Textlich, thematisch, geht es bspw vom Song “Reha”, in dem es über Bekannte / Freunde geht, die aus dem Blickfeld verschwunden sind, oder vielleicht auch schon ganz von uns gegangen, über Szenegedanken (sind wir nicht eigentlich alle gegen Nazis, wieso diskutieren wir ständig über Punk?) zu Beziehungen, die man über Jahrzehnte führt.

Shutcombo sind fünf Männer Horscht (Gesang), Christian (Gitarre & Gesang), Schagge (Gitarre), Wolle (Bass & Gesang) und Patti (Schlagzeug).
Das Artwork ist spannend gestaltet von Pit. Leider nicht mehr Info, denn ich finde das eigentlich ein wenig kindlich, dieses comichafte, dafür aber wieder auch total gut! Eventuell ist der rosa Farbton, der mich abgeschreckt hat (und ihr werdet jetzt sagen: nein, dass ist der under Fabrton, mehr türkis, wasweißich. Ich kann euch nicht sagen, ob es eine kindliche Verweigerungshaltung Farben gegenüber ist, die sich in einer Rot/Grün-Schwäche manifestiert hat, oder einfach nur letzteres.) die Platte auszupacken und aufzulegen!

Verdammt gut hörbare Songs. Fazit: die Band kloppt auf echten Instrumenten rum und geht nur in der Freizeit auf den Obi-Parkplatz.
“Streitgeist” erscheint beim Majorlabel als 180g Vinyl im Gatefold-Cover mit Download-Code. 400er Auflage in schwarzem & 99 Specials in türkisem Vinyl.

 

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LP: oiro – ratatatata

Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich den letzten Release von Oiro hier frisch durchgehört habe.
Wahnsinn. Oiro haben mit Drumcomputer den musikalischen Jungbrunnen entdeckt. Zwei Jahre nur, nach “coole Narben” nun also “ratatatata”.
Und die große Frage: muß man über eine Band, die es schon weit über 20 Jahre nun gibt, eigentlich noch etwas sagen? Besetzungswechsel, dies das. Neue Songs und die Veränderung?

Was sie nun definitiv für mich nicht mehr sind: die einzige Punkband, und auch keine Mofapunks. Aber hej, wer will das wissen; bzw. wen interessiert meine Meinung dazu?
In ihrer langen Bangeschichte haben sie von fast schon noisiger Gitarrenpunkmusik zu Synthpunk nun das Genre quer durchgeackert.
Es ist klar, Oiro, Carsten erzählt seine Stories weiterhin in manchmal zusammenhanglos wirkenden Sätzen, dazu ein wummernder Bass und eine schrammelnd schrubbende Gitarre.
Die Länge der Songs variiert auch so stark, von eineinhalb Minuten bis zu vier!
Macht immer noch total Spaß.
Beim zweiten Track “ACDC” meint Carsten textlich doch Kiss? Und ja, er singt es zumindest auch.

ich hab mich geschminkt wie ACDC
fick dich, Goodbye

Bei “Handgranate” kann man inzwischen fast davon sprechen, dass sie die deutsche Antwort auf die Sleaford Mods sind. Songtitel von Hammerhead, grins.
Es ist und bleibt aber Oiro.
“Alte Welt”, da spricht mir der Texter ausm Herzen. Sobald man irgendwie älter wird, kriegen so vielen den Kopf nicht mehr ausm Arsch. “wir warten unten vor der Tür und mischen die Farbe wieder an”. Nicht stehenbleiben und nicht ins Gegenteil zu wandeln. Seine Haltung nicht dahin zu ändern, dass man plötzlich Argumente aus dem letzten Jahrtausend anbringt. Danke für dieses Stück!
Mit der Gesamtspielzeit merkt man schon, dass da etwas weniger Melodien auf der Gitarre sind, als früher noch. Reduzierter auf das Zerstören der Akkordstruktur. Die Stücke repetitiver.

Ich denke, mit Drumcomputer schreibt es sich schneller Songs, das nächste Album kommt dann in eineinhalb Jahren. Aber: spielt doch mal mehr!
Kommt mal wieder im Südwesten hier durch. “Neulich” in der Hackerei war doch schön!
Tape in Gold. Raccoone Records. Platte in schwarz und transparent. Majorlabel.

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LP: klotzs – sucht

Die Tour schon gespielt, die CD, dort in einfach erwerbbar, komplettiert durch eine zweite CD, versandt per Post an den geneigten Hörer und Fan, auch vollständig, kommt nun die lang erwartete Doppel LP der Band Klotzs via Majorlabel raus.
Ich hoffe sehr, dass das Interesse hoch ist, wie nie. Jedenfalls meine Freude ist groß, mal abgesehen vom Vinyl, CD’s lassen sich darauf einfach nicht abspielen.
Diese Platte ist großartig. Wenn ich mich bei der letzten Scheibe ” eine Stadt – keine Stadt” schon per wortakrobatischen Purzelbaum überschlagen habe, bin ich nicht ins Trudeln geraten, nein, ich bin begeistert.
Die Spielfreude geblieben, die Texte ein Reigen lebensnaher Worte und Reime, die einen großen Bogen über menschliche Auswüchse, Befindlichkeiten hin zu wahren Worten, die verdammt noch mal genau so gemeint sind, wie sie Inge aus dem Munde kommen.
Musikalisch zwischen Indie, Post-Punk, irgendwie so ein bisschen Rock, das geht aber eigentlich schon zu weit.
Klotzs haben diesen besonderen Sound durch die Barriton-Gitarre. Man kann schon fast Signature-Sound sagen.

Hier die musikalischen Ergüsse. Ich freue mich auf weitere Live-Erlebnisse und auf eine nächste Veröffentlichung. Schon jetzt.

Ich durfte ein Video für sie gestalten. Das sei euch nicht vorenthalten.

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video: KLOTZS – lokalpatriot

Gleich nach dem NO°RD Video ist dieses veröffentlicht worden.
Allerdings habe ich das KLOTZS Video VORHER gedreht.
Ja, auch in meine Kamera gesprungen!
Die Band fragte mich an, ob ich mir ein oder mehrere Videos vorstellen kann, bei “lokalpatriot” fiel mir folgendes ein:

Das Album “sucht” ist nun schon eine ganze Weile auf CD raus. Die LP hat wahrlich auf sich warten lassen, so auch dann der Release dieses Clips.
Nun kommt es beim Majorlabel ab 06.10. – mein Review folgt!

Wer mehr “behind the scenes” dazu wissen oder lesen möchte, ich schreibe etwas dazu in Ausgabe 11. Kommt im Nov / Dez.

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7inch: klotzs / arxx – split

Eine meiner Lieblingsbands Klotzs mit dem Hitgaranten Inge an der Barittongitarre und dem swingenden Trommler Sascha, äußerst umtriebiger Musiker by the way, haben eine Split 7inch mit der zwei-Frau-Kombo aus England Arxx raus.

Die beiden Bands wollten eigentlich gemeinsam eine Tour im Herbst machen, irgendwie hat das nicht geklappt, dann war die 7inch auf der kleinen Tour mit Duesenjaeger noch nicht raus, dafür von Klotzs eine hübsche CD (dazu später mehr), nun also diese 7inch, die ich direkt von der Band habe.
Es ist die insgesamt siebte 7inch für Klotzs, die zweite Split. Und das erste Mal, dass ich sie so bewusst in englischer Sprache singen höre.
Ich fange mal mit Arxx an, das Duo kannte ich bisher nur vom Namen und war gespannt, legte ihre Seite also als erstes auf. Sie selbst nennen sich ein “alt rock gal pal duo” – whatever that means.

Ich würde sagen Post-Rock-Pop. Very gentle, very nice.
Alle ihre Videos machen süchtig, die Musik hart mitreißend. Toll; und schade, dass ich sie nicht live sehen konnte.
Ihr Song “Y.G.W.Y.W.” ist etwas krachiger, sperriger, nicht weniger eingängig.
Dafür, dass es bei Arxx nur Drums, Gitarre und Gesang sind, die das Gesamtbld machen, ist es super aufgenommen und ich vermisse keinen Bass.

Seite Zwei wird von Klotzs eröffnet mit “Teatime” und erinnern mich an einen Song, den sie schon geschrieben hatten. Alles beim Alten?
Findet es doch einfach selbst raus. Hehe. Er ist auf jeden Fall waviger, die Band verzichtet nicht auf eine (Effekt)-Remineszenz an The Cure; und das steht ihnen sehr gut.

Der dritte und letzte Song ist ein gemeinsames Werk Arxx & Klotzs und heißt “misery”. Er vereint die beiden Bands mit allen Instrumenten und Extras. Spannendes Stück.
Ruth Zadow hat das Artwork gemacht. Sehr schön, sehr klar.

Die 7inch ist erschienen beim Majorlabel. Noch nicht gelistet, kommt aber sicher bald.

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review: PEPPONE – beste aussichten LP

(seufz), hach, der Peppone

Da läuft er wieder los, der Peppone! Er holt mich gleich ab. Und bevor es an der Haustür klingelt habe ich das im Bild im Kopf: vor der Tür steht ein junger Mann mit einem freundlichen Gesicht, er streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, wir laufen los. Er beglückt mich pfeifend oder summend mit einer Melodei. Wir hüpfen jetzt nicht kindisch durchs Gras, dafür ist Peppone zu alt und zu melancholisch fröhlich. Er freut sich, erzählt, wie er sich mit dir freut, seinen Mantel mit dir teilen möchte. Dosenbier wäre auch oke. Nach ein paar Minuten hört er kurz auf zu Pfeifen, dann setzt er aber auch gleich wieder an! Er gibt mir das Gefühl, daß mich das alles nicht betrüben soll.

Ich könnte eigentlich über jeden Song so weitermachen, doch dann würde der Review ungefähr 17 1/2 Minuten Lesezeit beanspruchen, was euch, dem geneigten Online-Leser natürlich über alle Maßen beansprucht, da könnt  ihr es auch gleich anhören, würde ich sagen!

Beispielsweise in diesem famosen Livestream des Bandhaus Leipzig vom 23.10. diesen Jahres.

Ein paar Worte zur Musik: sie hat sich schon einschneidend verändert gegenüber den letzten beiden Alben, denn jetzt spielen sie mit einem richtigen Schlagzeuger. Tuba ist eingestiegen, auch in Magdeburg unterwegs mit seiner hervorragenden Punk-Band Ben Racken. Man merkt also, dass die Beatbox fehlt und ein Schlagzeug etwas mehr Ecken und Kanten gibt. Ein bisschen Rauer klingt das Gesamtbild, denn Jens singt auch mit etwas mehr Reibeisen in der Stimme. Das tut den ganzen Band insgesamt gut, denn so wirklich haben sie das Songwriting dabei gar nicht verändert! Was ja so einige Bands nach Jahren tun und dabei eher noch poppiger werden, Ohrwurmtauglicher. Das brauchen Peppone ja glücklicherweise nicht, denn die produzieren sie am Band!

Das Artwork ist schön und klar, wie immer eigentlich, die Songtitel kurz & knackig. Die Texte und der Gesang erinnern, nehmen mit, lassen Räume zum ausschweifen. Wer an einem herrlichen Herbsttag melancholischen PopPunk hören mag, in Midtempo Manier, der kann da wirklich bedenkenlos zugreifen da passt einfach alles!

Anspieltipp ist in jedem Fall DER neue “Klassiker” des Deutschpunks: “kartoffelfell“. Kurz und knackig gespielte Drums, knappe Lyrics, vier Zeilen Strophe, Refrain. Und der ist so einprägsam, man mag nur noch gröhlend auf einer Berliner Straße vor die Häuser der Spießer pissen. Man kann, man muß dieses Lied einfach nur hemmungslos lieben…. und danach nimmt, nach diesem leidenschaftlichen Ausbruch, Peppone einen auch wieder melancholisch in den Arm. Eine wundervolle Scheibe, Leute.

Erschienen beim MajorLabel.

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review: TROOPS OF THE SUN – to feed the heart LP

Bei MajorLabel gibts die “40 Jahre” EA80 zu kaufen. Als CD und in Combi mit einer Debut-Scheibe einer Band namens TROOPS OF THE SUN. Ich bin neugierig und bestelle sie mit.

Das düsterbunte Cover strahlt schon jede Menge PostPunkWave-Stimmung aus. Ich werde nicht enttäuscht. Sieben Tracks zwischen kurzen zwei Minuten Stücken und elegischen fünf bis 13 (!!!) Minuten Stücken fräsen, fressen sich in die Gehörgänge. Vier Mann spielen Gitarre, Bass und Schlagzeug, keine Synthies.

Es geht punkig los “prophets”, wird wavig wütend im zweiten Track “all down”, zeigt mit “circles” schon mal die Seite B dieser Platte auf. Sehr ruhig und verzweifelnd plätschernd fliesst der Song durch.

Wenn man sich das tolle A2-Poster mit den Texten durchliest merkt man, daß da Eddie vom Label selbst in die Basssaiten greift. Und der Mensch mit dem Pseudonym ist doch der von EA80, der da schon lange die sechs Saiten im Würgegriff hält, gell?

Abwechslungsreich bleibt es. Die Seite A hat mit fünf Songs (von sieben) auch sozusagen am meisten zu bieten. Seite B geht mit einem sehr flotten Acht-Minüter, dem titelgebenden Track “to feed the heart” los, worauf noch der erwähnte Fanal, wie die Band es selbst nennt” folgt und ewig nachhallt.

Da ich die Scheibe gerne ein paar Mal durchlaufen lasse und mir das oft am leichtesten fällt, wenn ich sie als mp3 mit ins Auto nehmen kann, will ich sie also beim Label runterladen. Geht nicht. Hm. Ich schreibe also Rob an, bekomme mit, daß ihr Server abgeschmiert ist und es massive Schwierigkeiten gibt, die Daten wiederherzustellen Monate Arbeit…. (ich hoffe, ihr kommt da cool durch!) Doch ich werde schnell vermittelt. Mir gefällt die Platte so gut, daß ich die Band frage, ob sie mit auf den nächsten PostillenSampler wollen. Die Antwort kommt schnell. In Form von aktuellen MP3s. Frisch gemischt ausm Proberaum!

Erstmal hier bei bandcamp.