NEWS dez 2016

Mal anders aufbereitet:

HIER haben die tollen PHILEAS FOGG einen weiteren Song veröffentlicht!
Gibt es zum kostenlosen Download!

Dann gibt es ein exklusives Video mit einer exklusiven Besetzung!
PEPPONE haben es mal mit einem richtigen, echten Trommler versucht und siehe da: geht 😉
Die Sticks hält Tuba von BEN RACKEN. Passiert ist das im HOT in Magdeburg.
By the way: das neue Album „ohne Grund“ wird diese Woche als Vinyl ausgeliefert und ihr dürft es fleissig bestellen!
bördebehörde

und ETRE haben zwei neue Songs auf einer Split mit den Unkrainern von JANPALACH.
ich finde, das sehr sehr geil. Review wird folgen. die Songs soll es im Januar noch auf 7inch geben.

KUBALLA und pADDELNoHNEkANU kündigen eine gemeinsame Single für das Frühjahr an!
weitere Infos werden folgen! Erstmal das große KUBALLA-Interview in der nächsten Ausgabe lesen!

Apropos:
Das nächste Heft in A5 wird es Ende Januar geben. Mit dabei: KUBALLA / NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN / LYPURA / FRANK NIHIL / und viel Mucke!
alte Ausgaben hier die Sampler für LAU runterladen 😉

review: MEISTER SPLINTER – stadtflucht MC

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Beim NotgemeinschaftPeterPan-Konzert im P8 in Karlsruhe ist mir in der Bandplattenkiste dieses Tape entgegengesprungen. Raus kam das wohl im Sommer 2016.
Ori sagte mir auch gleich, daß Mario in dieser Band auch mitspielen würde. Also eingepackt und zuhause ins Tapedeck geschmissen.

Nach dem vollständigen Durchhören: guter, eingängiger Deutschpunk. Abwechslungsreich der Gesang, da sich die Herren diesen teilen. Außer Ufta gibt’s auch mal was Melodisches auf die Ohren. Bordsteinkantengeschichten mit Hand und Fuß, keine meinungslose Soße. Immer in der Hoffnung auf die Veränderung. Die Revolte!
Ich find’s für ein erstes Tape supergut aufgenommen! Die Songs gehören eigentlich auf Vinyl und die Band auf Tour. Leider aber gerade nur noch digitel bei bandcamp…. Tapes evtl noch bei der Band?!?!
Mit der Musik könntet ihr mal ein paar Alt-Herrenmannschaften ablösen!
Anspieltipps:
bandcamp
Stadtflucht / MisserVolk / 6:15 / bitte wenden
blogspot
PS: nicht unerwähnt zu lassen ist die Tatsache, das es sich bei MEISTER SPLINTER natürnlich um den Rattenmeister mit diesen Schildkröten handelt. Irgendwas mit Mutanten und so!

review: BLUT HIRN SCHRANKE s/t LP CD MP3

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Bäm! Geht das los!
Deutschsprachiger Hardcore hat es ja in den letzten Jahren vermehrt auch auf die größeren Bühnen geschafft, wie KMPFSPRT oder TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN.
Die Band BLUT HIRN SCHRANKE gründete sich erst 2013 und hat schon 2 eigenveröffentlichte 7inches raus und kommt nun bei KIDNAP MUSIC mit ihrer ersten Scheibe.
Die Musik eine gute Mischung aus Hardcore (mit so nem bisschen Metaleinschlag), Punk, und diesem, ich mag es mal „Emo-Touch“ nennen, den inzwischen alle in ihren Gitarrenläufen haben. Das ist ziemlich griffig und wird trotz des rotzigen Sprechgesangs nicht zu einer Wand aus krachigem Lärm. Sehr abwechslungsreich, im Gegensatz zu dem, was uns sonst so von „alten Hasen“ vorgesetzt wird. Hier ein erfrischender Genremix, den man nicht nach 10 Minuten total durchgeschüttelt wegdrückt und wieder Mozart hört aufm Klassikkanal.
Im Gegensatz zu den beiden 7inches gibt es auf dem Album nun mehr Tristesse und Melancholie; nicht mehr ganz so mackerig. Denn genau das ist, was die Band aufzeigt an der Szene. Ich finde die Statements wie zB „more than music“ ziemlich klasse. Diese dämliche Schlägerpogotänzerei ist ein totaler Abfuck. Gewalt hat auf Hardcore und Punkshows absolut NICHTS zu suchen. Geht ins Sportstudio! Oder dahin, wo der Pfeffer wächst! Jedenfalls: der Song ist schon auf der ersten Single drauf gewesen. Nun nochmal neu eingespielt.
Beim Gesang fällt mir am meisten auf, daß da etwas vom HardcoreBrüll weggekommen ist. Macht die Texte aber insgesamt klarer verständlich.
Also: alles nach vorn. Hinterfragen. Weiter. Weiter.
Übrigens: als Blut-Hirn-Schranke wird (laut wiki) die selektive physiologische Barriere zwischen den Flüssigkeitsräumen im Blutkreislauf und im Zentralnervensystem bezeichnet. Könnte also der Bandname einer medizinischen Grindcoreband sein 😉
in diesem Sinne:
reingehört!

Kidnap

Videos gucken
hineingeträumt
schein/matt
more than music

fanzine: UNDERDOG #47 / 48 / 50 / 51

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Ich habe mir gleich ein paar Ausgaben diesen fantastischen Zines zukommen lassen.
Optisch ein klassischer A5er-Zine. Kopiert, und glücklicherweise haben Kopierer heute keine Probleme mehr, die Grauschattierungen gut abzubilden. Das sieht einfach alles top aus.
Der Inhalt steht in Fred’s Zine ganz weit vorne. Für mich ist, nach lesen dieser 4 Ausgaben klar, das er mit dem UNDERDOG ein absolutes Alleinstellungsmerkmal hat, was die Recherche anbelangt. Jede Information hat Hand und Fuß, die Sprache ist klar und deutlich. Für Schnell-Leser ist das sicherlich nichts. Am Ende jeden Artikels / Interviews nochmal Links, um mehr ins Detail zu gehen.
Für ein Heft, das, wie es in allen Punkerzines heisst „keine Veröffentlichung im Sinne des Presserechts ist“, werden hier Inhalte behandelt, die man in einigen „großen“ Zines schmerzlich vermisst. Hier gibt’s einfach keine Sauf- und Spaßgeschichten. Keine Labelgesteuerten Release-Interviews und eingekaufter Musik auf dem Sampler. Wobei das auf keinen Fall heissen soll, das man sich zu ernst nähme.
Jedes Heft hat sein Thema und beschäftigt sich intensiv damit. Auch liegt jeder Ausgabe eine CD-r mit Punkmusik und Artverwandtem aus 4 Jahrzehnten Krach, Peng, Boing, Bumm, Zack bei!
Zur Sache: #47 – Gegenkulturelle Bewegungen
Wirklich vieles zur Entstehung, Entwicklung und tatkräftigen Ausübung von Protestkultur in diesem Heft.
Hippies, Punkx, Black-Power, Riot Grrrl, übers laDIYfest in Kiel, Berliner-Tierbefreiungs-Aktion, Plattenbesprechungen.
#48 – Queer-Feminismus
Queer-Feminismus, – und Kapitalismuskritik, Ladyfest Heidelberg, Interviews mit FRIEND CRUSH und KENNY KENNY OH OH, Reviews….
#50 und 51 mit dem Thema the art of punk
50: Focus on Düsseldorf und Berlin. Subversive Kunst und Musik, SO36, geniale dilletanten, die tödliche doris, Punk in Kunst und Design, reviews etc
51: Punk in der DDR, Interview mit Michael Pankow von PLANLOS, Kai-Uwe Kohlschmidt von SANDOW, Subversive Filmkunst, Julia Ostertag, reviews, etc

Nummer 52 gerade mit Thema „schönheitsideale“ im Shop bei UNDERDOG

review: dashcoigne / cold kids / patrick F. patrick

Das hier ist ein schönes Paket mit 2 7inches und einer CD vom kleinen und feinen Label 30KiloFieberRecords aus Oettingen in Bayern.

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PATRICK F. PATRICK – Erdmann wohnt hier nicht mehr CD
Hui.
Ich bin sehr überrascht und zähle mal das Gute auf: tolle Verpackung für die CD und ein lohnenswertes Booklet. Detailverliebt und superklasse fotografiert! Die Texte sind lauter kleine Verlierergeschichten. Gut geschrieben und viel zu nett.
Aber was ist’n das für Mucke? Die Kombination aus Punkrock, Singer/Songwriter und so NewMetal oder sowas. Ich weiß nicht. In der Selbstbeschreibung steht „spielen bewusst an gängigen Schubladen vorbei“……
Die Menschen zu finden, die neben diesen Standardschubladen sitzen: good luck 😉

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DASHCOIGNE – s/t 7inch / Tape / CD
Female fronted PopPunk. Sowieso: 3(!!!) Frauen in der Band, 2 Männer. Finde ich richtig gut, das sollte es viel mehr geben!
Der 5er kommt aus Oettingen in Bayern. Sagen wir mal grob im Dreieck Augsburg, Nürnberg, Ulm. Das ist unheimlich eingängig und bleibt sofort hängen. Verzeiht den Vergleich, doch geht das klar Richtung MIA oder Jennifer Rostok.
„Flotte Musik für gute Menschen.“ Kündigt die Rückseite an!
Saugut gesungen, top gespielt, Mischung passt. Legt euch das untern Christbaum und singt fleissig mit!

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COLDKIDS – das wollen wir 7inch / CD
Ein Punkrock 4er mit Synthie. Klingt nach 1980er, isses aber nicht wirklich. Dafür ist es, glücklicherweise, nicht dilettantisch genug.
Das geht nach vorne und ins Ohr.
Die Band gibt es wohl erst seit 2014. Ein Demo und nun die 7inch. Da ist ordentlich was los, in Erlangen oder doch Bamberg. Na jedenfalls dort, wo in Bayern das Herz für herzige Punkbands schlägt! Ich mag besonders „Scherbenhaufen“, was aber eher das Vorspiel zum nachfolgenden Song „Fahrradreifenpanne“ ist. Egal. Geil!
In einigen Fanzines schon ordentlich abgefeiert, hier auch meine Kaufempfehlung!

zu haben im 30KiloFieberShop

review: ADONEY – chagrin CD

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Gesucht werden die Nachfolger von den Karlsruher Übergößen ELECTRO BABY.
ADONEY machen da schon eine ziemlich gute Figur! Man hört sofort, daß die Band hervorragend zu EUCALYPDISC RECORDS passt.
Joscha haut an der Klampfe einige ziemlich steile Riffs raus. Die Backsection kloppt einen super Groove und Lars an den Vocals hat eine richtig gute Energie, die, meine alten Ohren hören da auch ziemlich vergangene Bands, den STONE TEMPLE PILOTS nicht ganz abgeneigt ist.
Ich bin echt positiv überrascht, über die Professionalität mit denen die Herren in ihren jungen Jahren rangehen. Für unsere Provinzhauptstadt ein ziemlich heisser Feger!
Unterstützung haben sie sich von Andi Schorp und Michael Conn bei den Aufnahmen geholt. Das Artwork gestaltete, recht minimalistisch ansprechend, der Basser der E-Babys: Olli Buster. (Wahrscheinlich hat er jeden kleinen Blutklecks in minutiöser Kleinstarbeit selbst angebracht 😉 )
CD gibt’s bei: eucalypdisc
bei FB

review: NO COMPLY – reversion CD

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20 Jahre sind ne verdammt lange Zeit, es miteinander auszuhalten. Nebeneinander schnarchend in den Kojen zu liegen, um am nächsten Morgen verkatert zur nächsten Show zu fahren.
NOCOMPLY haben viele Shows gespielt und sind mit ihrem schnell nach vorne gespielten Melodiccore ganz ordentlich rumgekommen.
Ein bisschen hatten sie mir in Ausgabe #1 in einem Interview von den ersten 10 Jahren erzählt.
Im September bereits war ich auf der Releaseshow im Artcanrobert. Es war voll, es war heiss und das Gaspedal stand im Grunde eine Stunde lang nicht still. Wir berichteten darüber 😉
Die Jungs, ähem, Herren, haben hier für REVERSION, ihr laaaang angekündigtes 4tes Album, wieder saugut gespielte und gemischte Songs rausgebracht.
Der Spaß hat Ecken und Kanten und saust manchmal richtig gut ins Ohr. Es ist nicht mehr ganz so hart wie auf den CD’s vorher. Mir fällt auf, daß die Hooks etwas mehr Melancholie innehaben und es zwar Skatepunk ist, der vornehmlich Spaß macht; doch auch eine Menge Momente hat, an denen man die Platte anhalten möchte. In etwa wie Floyd das so schön erzählte in „absolute Giganten“. Auch in den Texten steckt viel Nachdenklichkeit und Hoffnung, was mich dazu bringt, länger reinzulesen. „DUE SONG: it’s the time to prevent the doubts / you better don’t run locked up doors / so far different in all of our thoughts / put equal in all of our hearts“
Danke dafür!
Es lohnt sich, bei Mo’s Plattenladen in Karlsruhe durchzuschauen, hier summieren sich langsam seine Releases, haha!
Riesenauswahl – hin da!
Und REVERSION von NOCOMPLY mitnehmen!

reinhören und kaufen:
bandcamp
backbite

interview: NO COMPLY (ausgabe #1)

Ich kenne die Jungs schon ein paar Tage und weine mich schnell im Vorwort ein bisschen aus. Schon „immer“ wollte ich mit HÜNERSÜPPCHEN (1994-99) eine Bühne mit ihnen teilen. Dazu kam es nie. Dann gründeten wir 2002 pADDELNoHNEkANU und spielten immer noch nicht zusammen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, haha! Die Provinz ist so klein, da muß das doch mal klappen.
Wahrscheinlich lag es auch ein wenig daran, daß man in der Jugend doch sehr kategorisch mit Musik umgeht und nicht einfach „Punk“ hört, sondern auch diesen aufmüpfigen Bereich, der so frei und laut sein will, in Schubladen teilt. pADDELNoHNEkANU gehörten schon immer zu denen, die auf Schubladen scheißen. Wir machen, wozu wir Bock haben. Und darum geht’s doch?
In diesen 2010er Jahren nun gilt es wohl das Fähnchen „Punkrock“ wieder ordentlich mit der geballten Faust in die Luft zu strecken, da es inzwischen ja so ist, daß wir für den Otto-Normal-Verbraucher in die Kategorie „Rock“ gesteckt werden. Und es sogar soweit geht, daß „die Ärzte“ und „Frei.blöd“ für die selbe Kategorie nominiert werden……
Ich lass das mal so stehen und widme mich meinen Gesprächspartnern Daniel (Gesang) und Wagilö (Gitarre), mit denen ich mich im provinziellen „Hopfenschlingel“ auf ein naturtrübes Bierchen verabredet hatte.

Seit wann gibt’s euch? Und wann habt ihr aufgehört?
Wagilö
2007 war unser letztes Konzert in der Rock n Roll Bar Karlsruhe
Daniel
1994 haben wir zu viert angefangen, da war der Wagilö noch nicht dabei. Da war noch ein anderer Typ dabei, da müssen wir aber nicht näher drauf eingehen. Da hießen wir noch „Schwiegermuttermilch“. Das ist ein Getränk aus Österreich. 75 prozentiger Schnaps.
Ab 96 dann NO COMPLY.

Dann habt ihr Euch um 398 Grad gedreht und euch nen neuen Namen verpasst?
Daniel
Der Wagilö kam mit rein und das war wohl auch so der Grund, die Band etwas ernsthafter zu betrachten
Daniel
Und außer Josel sind wir anderen damals geskatet oder skaten heute teilweise immer noch, deshalb NO COMPLY
Wagilö
Da NO COMPLY ja auch ein Skateboardtrick ist, wie du vielleicht weißt?!?!
(Der Mikrofonhalter schüttelt den Kopf)
Daniel
Übersetzt heißt das „nicht mit allem einverstanden sein“.
Wagilö
Bei diesem Trick geht ein Fuß vom Brett und die Faustregel ist ja, das beide Füße auf dem Brett bleiben sollten. Und zum Punkrock, da wir ja anders sein wollten, sind wir nicht mit allem einverstanden! Punkrock trifft Skateboarding. Und im Namen noch beides abgedeckt. Passt wunderbar!
Daniel
Bevor wir uns umbenannt haben, coverten wir noch viele Sachen, wie Megavier (ein Projekt mit Gitarren der Fantastischen Vier, Anm.d.Verf.) oder Nirvana. Klar, natürlich auch NO FX, Lagwagon und SNFU. Unter NO COMPLY konzentrierten wir uns dann ausschliesslich auf eigene Songs.

2006 habe ich auf einer ziemlich gute besuchten Jubiläumsshow im Artcanrobert gesehen, eure CD ‚Long way home‘ in Dauerrotation gehabt….. und dann wurd’s still.
Daniel
Jeder hatte nach 11 Jahren, mit der Band trotzdem auch große persönliche Veränderungen durchgemacht. Auch musikalisch ging jeder in eine etwas andere Richtung. Klar hörte jeder auch noch Punkrock, aber im Proberaum fanden wir nicht mehr so richtig zusammen.

Was ist denn seit 2007 passiert? Die Veränderung hört ja nicht auf! Wie kamt ihr also auf die Idee, NO COMPLY nochmal aufleben zu lassen?
Wagilö
Weil wir damals jedes Wochenende auf Konzerten oder im Proberaum verbracht hatten. Das war geil! Das hat uns natürlich geprägt und irgendwo hat jedem von uns etwas gefehlt die letzten Jahre.
Daniel
Weil’s all die Jahre immer noch bei jedem präsent war. Es gab Zeiten wo wir uns sehr wenig gesehen haben, dann wieder oft, auch durch die Kinder, da drei von uns inzwischen Kinder haben. Der Einzige, der zum Glück gefehlt hat, war Ingo, der inzwischen in Hamburg lebt. Jeder hat sich, glaube ich, von dem Zwang gelöst, was tun zu MÜSSEN. Wir waren damals auf dem Weg unsere vierte CD einzuspielen. Durch die doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Musik, haben wir uns im Proberaum irgendwie festgefahren. Stundenlang Teile aufnehmen wollen, die nicht passten. Da hat dann der Spaß an der Sache gelitten. Irgendwie hat man dann versucht den Scheiß einzududeln…. Das hat’s nicht gebracht. Keine Konzerte mehr, dann kam einer nicht zur Probe, nächstes Mal ein anderer nicht. Ist dann einfach zerfallen.
Wagilö
An den 10 besten Songs haben wir 3 Jahre lang rumgedoktert, war sich nur noch selten einig….

Das wußte ich ja nicht, daß da ein viertes Album in Arbeit war. Und als ich neulich die letzte CD ausgepackt habe „long way home“ kam mir der Gedanke, daß das irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung gewesen sein könnte! Von langer Hand geplant!
Wagilö
Klar, wir haben alles vorher gewusst, haha!
Daniel
Vielleicht hat das unbewusst eine Rolle gespielt. Die Hoffnung, daß wir uns wieder zusammenraufen…..
Über lange Jahre war das nicht so einfach mit uns. Wir waren sehr verschieden. Und dann ist das natürlich ein langer Weg!

Wieviele Konzerte habt ihr denn gespielt in den 11 Jahren? Und beste Story bis jetzt?
Daniel
Etwas über 100.
Wagilö
Der Bassist pinkelt aus dem 4ten Stock Backstageraum und 2 Minuten später tauchte jemand auf, beschwerte sich, daß wir kein Bier aus dem Fenster kippen sollen. Dann haben wir uns entschuldigt und die Party ging weiter!
Daniel
Bestes Konzert war wohl 2001 WÖRTH CUP (Skateboard Contest). Als Headliner kamen 4LYN und wir durften aber plötzlich nur noch 6 oder 7 Songs spielen, weil deren das Management das so wollte. Die im Publikum sind abgegangen wie Raketen.
Wagilö
Die Stimmung war einfach zu gut für eine Vorband.
Frechheit.
Wagilö
Wer weiß, vielleicht waren wir auch einfach nur mies, haha! Nein Spass, die Stimmung war einfach nur perfekt!

Ihr seid in Rastatt beheimatet und seid auch wieder im Art Canrobert e.V. in euren ehemaligen Proberaum eingezogen. Was hat sich in der Zeit, in der ihr „Abstinent“ ward verändert?
Daniel
Ziemlich viel und ziemlich krass! Wenn ich noch zwei oder drei Leute kenne, ist es viel! Da ist ganz klar eine neue Generation am Start. Und die kennen uns ja auch alle nicht persönlich. Trotzdem wurden wir aufgenommen, als wären wir nie weg gewesen.
Wagilö
Es hat sich positiv verändert. Ich habe das Gefühl, daß die Politik etwas zurückgenommen wurde und dafür wieder mehr Konzerte stattfinden. Gute Undergroundbands aus allen Ecken des Landes.
Daniel:
Wir dürfen da MARY ANN’S KITCHEN dankbar sein, daß dieser Proberaum erhalten blieb und wir ihn nun mit der Nachfolgeband ALTE NEUE TRICKS teilen dürfen. Da sind wir ziemlich dankbar dafür.
Wagilö
Das war wie nach Hause kommen.
Daniel
Und wir dürfen bald unser erstes Konzert dort spielen. Übrigens am 17.05.! Mit uns spielen FOR THE BIRDS aus Achern ihre erste Show. (Auch auf dem Sampler, Anm.d.Verf.)

Seht ihr den politischen Aspekt nicht etwas verklärt, weil ihr Altersmilde geworden seid? Es finden ja beispielsweise Vorträge vom INPUT Rastatt dort statt,
Daniel
Man muß es nicht mehr so nach außen tragen. Man genügt sich ja auch manchmal selbst schon, weiss was man denkt. NOCOMPLY war übrigens nie eine politische Band!

Dann komme ich zu meinem Thema dieser Ausgabe „Grauzone“. Was denkt ihr über Grauzone(n)?
Wagilö
Ist ne Neue Deutsche Welle Band.
(schweigen)
Daniel
Das meinst du nicht?
(Kopfschütteln)
(Lachen.)
Wagilö
Ist das ne Anspielung auf meine Haare?

Es ist irgendwie cool, daß dieses Thema an euch vorbeigegangen ist. Ich habe deshalb dieses Thema gewählt, um denen, die die GrauzonenKarte ausspielen (und das bei jeder Gelegenheit) aufzuzeigen, daß es noch mehr Graue Bereiche gibt, vielleicht sogar für manchen Wichtigeres, als mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, nur weil er eben kein politischer oder politisierter Mensch ist.
Was habt ihr euch den für 2014 vorgenommen, außer dem Konzert am 17.05.?
Daniel
Darüber haben wir uns so noch nie richtig Gedanken gemacht.
Eigentlich haben wir nicht mehr vor, als uns zu fünft im Proberaum zu treffen und Spaß zu haben! Alles andere kommt von allein.

Wie geht das mit einem Bandmitglied aus Hamburg?
Daniel
Es gibt Nachtbusse!
Wagilö
Ja, Ingo ist klasse, der hat einfach auch Lust, wieder dabei zu sein!
Daniel
Ist großartig wie viel Energie er da reinsteckt. Aber das tun wir natürlich wieder alle!!

Dann danke ich für dieses Interview und wünsche viel Spaß am 17.05. im Art Canrobert
Daniel / Wagilö
Danke dir!

review: PISSE – kohlrübenwinter Doppel7inch

####cover könnta euch heute bei utube angucken. einfach link unten klicken. so. ####
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Ich hörte das erste Mal den Bandnamen und dachte an „mann kackt sich in die Hose“. Dann war erstmal lange Pause. So ein Quatsch! Dann hatte ich den Videoclip zu „scheiß DDR“ gesehen und überhaupt nicht verstanden.
Vor einem Jahr sah ich dann bei meinem Lieblingskumpel die „mit Schinken durch die Menopause“ LP. Ich sag mal so, er ist nicht so der Funpunker!
Er meinte: „boah ey, voll geil. Total Punkrock!“
Also ich die Scheibe mir untern Weihnachtsbaum gelegt und beim ersten Track „pumafrau“ ging mir das Herz auf: Deutschpunk meets Dub. Die Antwoord auf SEEED ist gefunden!
Dann die „scheiß DDR“ gleich viel besser nachzuvollziehen. Ich überschlag mich hier nicht wie das OX oder das SPEX – schieben wir die Multilabelzeitschriften mal beiseite!
Ich weiß, ich hole aus…..

Gut.
2 Singles auf 4 Labels (Phantom Records / Beau Travail / Harbinger Sound / In A Car). Sehen (fast) gleich aus. DDR-Bananen, BRD-Nachkriegscharme, da ist jemand in ein Geschichtsbuch gefallen. Ich hab das gesehen und sofort bestellt. Hab damit meinen Lieblingskumpel ganz schön ins Schwitzen gebracht.
Es wird nichts an der momentanen deutschen Wirklichkeit ausgelassen oder verschmäht. Nein, Ironie wird hier groß geschrieben. Bevor ich aber hier anfange aus Lexikas zu zitieren, oder die bisher unsäglichen Interviews der Band zu verlinken…..
Da sind ein paar Soundfetischisten am Werk.
Die machen den Lo-Fi-Punksound der 1990er so erlebbar, daß man echt denkt, die haben das scheiße aufgenommen.
Nein. au contraire, mein Freund.
Wenn man das drei bis fünfmal gehört hat, merkt man, daß jeder Beat sitzt. Das Gitarrengeschrammel einen abgezirkelten Rhythmus hat und der Synthesizer und das Theremin (!!!) mehr als nur ein Instrument zur Folterung der Gehörgänge ist. Da werden Stimmungen erzeugt. Zwischen John-Carpenter-Horrorfilm und Postpunk. Klingt aber nach 1983. Nur viel besser.

Also ich finde den Bandnamen kacke. Ne. Eher ekelig.
Will nicht dauern ans Pipimachen erinnert werden, wenn ich die Band auflegen.
Und was sage ich meinen Kindern, wenn sie die Plattensammlung durchgehen?
Nungut.
Samstag in Karlsruhe. In der Hackerei.
Danach nur noch die Groß-Städte. In- und außerhalb Deutschlands.
Ich will wissen, ob das nur so ein Kunststudentinnenprojekt wie SchnipoDings ist. Ich werde sie fragen.

Mein Anspieltipp, der morgens vor der Arbeit richtig Bock macht: Work-Life-Balance.
und vom aktuellen Release:
kohlrübenwinter #1
Kohlrübenwinter #2

auf montage (= tour.)

buch: JAN OFF – die Helligkeit der letzten Tage

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Eine unglaublich spannende und herzzereißende Geschichte hängt an diesem Buch. Eine, die ich noch meinen Enkeln erzählen werde. Wenn ich sie euch nun erzählen würde, würdet ihr das alle so machen. Also erzähle ich sie nicht. Vielleicht kurz vor dem Ende der Welt.

Nun zu Jan’s neuestem Buch „die Helligkeit der letzten Tage“. Mit dem Antihelden, dem Loser schlechthin, Angsthase, Weichei, Marek dürfen wir die letzten Tage dieser Menscheit erleben. Er hat kein Selbstbewusstsein und kein Rückgrat. Er will nur eins: den Rausch seines Lebens, um die letzten Tage mit etwas für ihn glaubhaft Sinnvollem zu verbringen.
Jan entzaubert mit wenig verletzenden Worten (jedenfalls erstmal) eine chaotische Welt, die in einer Dämmerung lebt. Jedwede Meinung oder Haltung kommt in ihren durch und durch schlechtesten Zügen zutage. Alle Religionen versuchen noch auf den letzten Drücker, Jünger auf ihre Seite zu ziehen. Menschen fliegen wie Fallobst vom Himmel. Jeder versucht also auf seine Art, mit dem misanthopischen Ende klarzukommen. Welches Paradies einem auch verprochen wurde: hier findest du es nicht.
Marek passiert all das, was man sich nicht wünscht, all das, was er selbst nicht will. Da muss man durch, um das Ende zu erleben. Das ist skurril, das ist lustig, das ist zutiefst entlarvend.
Am Ende zieht die Sprache dann etwas an. Wenn es denn nichts mehr zu verlieren gibt.
Für seichte Gemüter wie Marek, wäre das so wohl nichts. Obschon er nichts zu verlieren hat.

Was er aus seiner Zeit macht und ob die Welt wirklich untergeht, dürft ihr gerne selbst erkunden!
bei unsichtbar mit Leseprobe vom Autor und einem unvergleichlichen Werbeclip.
Das Buch hat knappe 158 Seiten, was die Geschichte aber umso dichter macht. Das ist gut so.