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LP: dead end kids – heiß & dreckig

Drittes Album des Trios aus Dresden und Leipzig namens “heiß und dreckig”.
14 neue, selbstgemachte Hitgranaten werden wild in den Raum geschmissen und die Dead End Kids bringen sie alle zur Explosion.
Kann man das so sagen?

Lasst uns mal reinhören!
In meinen Augen haben sie ein Cover, das mich nicht dazu bringen würde, bedenkenlos zuzugreifen. Es sieht total nach Bravo aus, und die habe ich, hatte ich, in meiner Jugend schon gefressen. Irgendwie hat man sie aber doch gelesen. Obwohl das so unerträglich bunt war, und die Fotolovestories und die ganzen Popper – uargl.
Dead End Kids haben silberne Leibchen an und präsentieren uns also ihre Interpretation der Bravo.
Ein bisschen habe ich Angst, dass das auch musikalisch auf Platte passieren wird, wenn ich die Nadel auflege.
“Welcher Typ bist du? Pizza und Glitzer. Finde heraus, welches Dead End Kid am besten zu dir passt.”
Das ist ja irgendwie total drollig, süß. Zum lieb haben.

Ich bin dann schon ganz froh, dass da auf der LP auch Musik drauf ist. Und los geht es mit “Influenza”.
Hardcorepunk-Vorspiel. Halbtongitarren explodieren in eine Melodiccore-Deutschpunk-Melodie.

“verliebt” ist ebenso ein hochmelodiöses Stück. Die Dead End Kids schaffen eine super Mischung, eine besondere Zusammenstellung aus verschiedensten Stilen zu spielen. Hardcorepunk mit leicht metallischem Einfluß, wie bei “Prokastrination” mit dem sehr gut gezockten Metal-Solo.
Die Lyrics sind schlaue, witzige Deutschpunk-Ohrwürmer. Eine Mischung aus Helmut Cool und Krause Glucke Weltverschwörung (ja, wenn schon Namedropping, dann wenigstens was, das euch alle neugierig macht).
Die Dead End Kids habe viel Sozialkritik im Gepäck. Es ist also nicht alles schön und glattgebügelt, nein, man kann ja auch mal klare, ungeschönte Kritik in wohlfeile Worte packen und die mit einer eingängigen Melodie kredenzen.

Dreizehn eigene Stücke und ein Coversong, der da “Frieda und die Bomben” heißt. Haben den die Beatsteaks geschrieben oder Turbostaat; oder beide zusammen? – ich weiß es nicht mehr.
Und wenn man sich den Text wiederum anhört, wird man ja nicht wirklich schlau daraus, denn der Text ist ein wenig kryptischer, im Gegensatz zu dem, was die Dead End Kids machen. Bei ihnen bleibt relativ wenig Interpretationsspielraum, sie sagen schon sehr deutlich, was sie ausdrücken wollen.
Das finde ich richtig, richtig gut. Und total erwachsen, im Gegensatz zu dem erwähnten Artwork. Genau damit spielen sie also, zwischen Adoleszenz und jugendlichem Überschwang.

Alle Songs haben ein echt gutes Tempo, drücken echt nach vorn, die ganze Zeit. Das hat echt Power!
“Kartoffelsalat”, “Verliebt” auch der erwähnte “Prokrastination” passen irre gut in AZ’s oder auf Rock am Merkers, besser als in das Vorprogramm von Die Ärzte.
Aber vielleicht erreicht man dort doch am besten die Menschen, die sich nicht zu viele Gedanken machen, denen die Dead End Kids genau da mal ein ein paar Schilder mit Stichworten hochhalten, um drüber nachzudenken und was draus zu machen.

Gatefoldcover, gelb transparentes Vinyl, Kreuzworträtsel (macht das mal, und schickt der Band n Foto!) auf der Rückseite, käuflich zu erstehen bei JPC
Erschienen bei Rilrec.
Einige neue Videos im Tubenkanal (siehe oben) und ein Interview hier beim Keks.

(Dieser Review erschien schon, ihr ahnt es, beim Vinyl-Keks.)