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LP: marode – risse

Marode überraschen mich mit einem ersten Song, der mich so überhaupt nicht aus den Socken haut. Riff, Songwriting und die Melodie, die ich lang erwartet habe und sie dann auch gegen Ende des Songs in meine Erwartungshaltung platzt. Obwohl, dann ja eventuell doch etwas Überraschendes.
Musik ist da, um gehört zu werden. “Herrlich destruktiv” diese Band. Die Sicht der jungen Punx auf die alten wird thematisiert. Was sie früher mal alles wollten, was man selbst denn so will und dann ist man überrascht das die Alten, dann doch so werden: Frau, Kinder, Reihenhaus. 
Marode sind ziemlich abwechslungsreich, zwei Männer spielen Gitarre und Bass und singen abwechselnd, während ein Frau die Songs nach vorne kloppt.
Zwischen laut Erzählen oder auch deutschsprachigen Gebrüll, aber auch so sehr schnell gesprochenem Hardcore-Sprechgesang. So Amen81-mäßig. Manche sind total auf den Punkt und superkurz wie “was du willst” oder “pennen” “der moment”, andere wiederum auch auf den Punkt und sehr lang “das gruselige Lied”. Wie gesagt: abwechslungsreich!

auf die Seele an der Bushaltestelle
wartet niemand auf die verpasste Gelegenheit
(…)
gestrandete Männer stehen die Braune Flasche zusammen an der Ecke beim Supermarkt
missmutig beäugt von gebundenen Frauen und ihren Männern auf dem Weg zur Arbeit
(…)
Die Buchstaben supper schmeckt nach fahren Wörtern und nach “da kann man halt nichts dran machen”

Das ist mega! Und weiß mich in der zweiten, dritten Runde der Platte echt zu begeistern. Ich hab mich halt von der Haltestelle Geister abholen lassen müssen, aus meinem Reihenhaus, haha.
Toxo und Andi, so finde ich heraus, heißen die beiden Menschen am Mikrofon und den Saiteninstrumenten, wechseln sich also immer wieder ab, was ich langsam aber sicher für gut befinde. Nein, da ist alles gut (wie man heute zu jeder Gelegenheit sagt). Sie haben eine recht eigenwillige Art gefunden, die manchmal sperrigen Texte in ein eigenes Vermaß zu setzen und die richtigen Pausen zu lassen, das man sich nicht verhaspelt bei der Geschwindigkeit. Yeah!
Einzelne Textteile dorthin zu setzen, wo man sie kaum erwarten würde.
Erinnert mich an Tischlerei Lischitzki, Moloch, auch älteres wie Torpedo Moskau, eben Amen81 – halt eher punkig als crustig.
Drei Akkorde durchmischt von Dur bis Moll, leicht windschief manchmal, schrammelig quietschen sie mit rutschigen Schlappen um die Hausecken, wie der leichte Abendwind im letzten Sommerkleid.
Denn die Platte ist schon im Juni erschienen, nun ist es Herbst, ich hatte den Review schon mal angefangen, all die schönen Labels rausgesucht und verlinkt, vergessen auf “speichern” zu drücken…. boah ey.
Cover ist trist (Artwork von Livia & Kathi), Risse im Boden, doch es wächst noch was, mehr grau als schwarz/weiß, viel Verblichenes. Themen wie “was ist geblieben” “egoismus bei sich selbst und andern” “stillstand” “alkoholmissbrauch” finden sich auf dem Cover, wie auch in den Texten und Musik wieder. “herrlich destruktiv” diese Band, Marode, eben.
Der letzte Song plätschert so aus, im Grunde, wie sie mich mit dem ersten Song begrüßt haben, vielleicht eine musikalische Klammer? So etwas wie der Strich, der sich durch das Artwork zieht und alles miteinander verbindet.

RilRec, Violent Heartbeat, Racoone Records, Schorrie Morrie Tunes, Attack Records

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fanzine: Hansa Zeneca #1

Hansa Zeneca. Schon der Name brachte mich wirklich zum Lachen. Sehr sehr geil! Der Look erinnert mich derbe an das Rübenmus-Fanzine, ich mag es sehr. Mehr gute Gründe dafür, das Heft sofort durchzublättern kann es also nicht geben.
Eine erste Ausgabe darf ja auch reletiv viel experimentieren, ausprobieren, wo die Reise denn hingehen könnte. Hier ist alles von der ersten Seite an schon sehr cool gemacht.
Wie immer finden sich ein Stapel Bands wieder, die ich kenne, andere halt auch gar nicht. Überraschenderweise finde ich neben bekannteren Bands wie Todeskommando Atomsturm und Mülheim Asozial die Band Theilen in einem Interview. Habe neulich erst ihr Demo für den Vinyl-Keks reviewed. Es konnte scheinbar kein gemeinsamer Termin für ein Interview gefunden werden und so haben sich am Ende zwei Bands gegenseitig interviewt Marode (Düsseldorf) vs. Theilen (Köln). Auch eine schöne Idee, kurzweilig und witzig.

Die beiden Rubriken “Punk wohin? Köln” und “Punk wohin? Wuppertal” gefallen mir gut. Wie auch: es gibt ganz wenige, ausgewählte Fanzinereviews, keine endlosen Kolonnen von Buchstaben zu Band XYZ. Ich persönlich finde, ein Blog reicht für all die vielen Rezis, ins Heft kann man wirklich nur Stories und Interviews packen. Man hat dadurch ja auch gleich mehr Platz für ebendies.
Ein Interview ist mir auch besonders gut aufgefallen im Hansa Zeneca, Joe & the Shitboys eine queer-vegan-shitpunkband von den Färörinseln. Ja, da gibt es Punkmucke. Und wie man damit dort rumkommt, erzählt die Band im Interview. Die Band wäre absolut was fürs Swingkid-Fanzine, Gunter sucht ja immer weltweit nach Exotenbands und hat schon diverse Länder aufgetan, die die meisten nicht mal auf der Landkarte finden würden.

Macht Spass! Ich darf fast sagen “klassisches” A5er. Viel Lesenswertes, hoffentlich bald wieder.
Gibt es bei Racoone Records, auch einigen anderen Lesestoff, wie auch Vinyl. Sowie bei Tanz Auf Ruinen.