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LP: todeskommando atomsturm – endlich zukunft

Wie hart man sich täuschen kann! Ich entdecke Todeskommando Atomsturm hier wohl ein zweites Mal.
Ich stelle fest, nach den ersten paar Takten, dass das nicht das ist, was ich erwartet habe. Irgendwann hatte ich mal ne Split, ne, bei der kleinen Recherche stelle ich fest, ne, Todeskommando Atomsturm hat keine Split gemacht. 
Wie auch immer: also alles neu!
Die Mucke ist ja mal einfach cool. Hardcorepunkband aus München.
Im ersten Song “dead punks” verabschiedet sich die Band davon, dass diese Szene von Altem, denn diese Szene, und deren Inhalte, wofür sie stehen, haben sich verändert, weiterentwickelt. Was soviel heißt: mit der Entwicklung der Gesellschaft geht diese Veränderung einher und alles, was du von früher laberst mündet darin, dass es heute halt einfach nicht mehr so ist; und du konservativ an deinem Shit festhälst.
“Seelenverkäuferin” handelt von Menschen, die Geld vom Staat beziehen und die Frage daraus: Was ist dieser Mensch denn Wert?
1,96 EUR?

die Mäuse sind verschwunden, nur der Kater ist geblieben

“Tag des Feuers”, auch als Videoauskopplung erschienen, geht es um den niedergebrannten Regenwald in Brasilien.

Wobei ich hier den Wehmutstropfen loswerden mag: dieses Solo vorneweg ist so hart rockig, dem/(der eine(n) oder anderen wird es gefallen – ich mag diese Rockmusik null, dass es mich sofort dazu bringt, beim Video auf Stop zu drücken. Die Platte läuft, selbstverständlich, durch!
Wenn ich mir dann noch den Artkel aus der Süddeutschen Zeitung dazu reinziehe…. Die Band hat ein gutes Gespühr für Melodien, ja, aber ausgerechnet dieser Song? Es ist ein Rocksong, mit Punk, nunja, hat das nicht so viel zu tun.
Nichtsdestrotzrotz ein sehr schönes Video und ein super Text. Die Wut ist textlich und gesanglich klar formuliert.
Bei “Tigerbalsam” geht es ums älter-werden in dieser Szene. Der Teenagerfrust ist nie vergangen, was einen zum Nachdenken bringt, man aber dann doch immer weiter macht. Genau! Ganz meine Meinung! Fett nach vorne gespielter Hardcorepunk, der den beschrieben Frust die Faust in der Luft hinzufügt!
Ich weiß jetzt auch nicht, ob ich mit 62 oder so noch auf der Bühne stehen werde, aber eventuell kenne ich befreundete Bands von meinen Kindern oder deren Freunden, und schaue mir die an, supporte! Wenn es diese Blüten treibt, haben wir doch alles richtig gemacht. Lärm bis in alle Ewigkeit.
“Endlosschleife” ist eine sich endlos wiederholende Abwärtsspirale im Internet.
Danach folgt “nein”, in dem es um die Menschen geht, die sich in den letzten beiden Jahren vermehrt auf die Strasse gewagt haben, um mit Todschlagargumenten durch die Gegend zu latschen. Und auf jedes Gegenargument mit “nein” zu antworten.
“Kabul calling” ist teilweise in Englisch, es geht um Flucht und Fluchtursachen. Er schließt sich musikalisch ein wenig an “Tag des Feuers” an, ich nutze hier mal den Ausdruck pathetisch.
Zum Abschluss schieben sie dann einen Song auf französisch hinterher, meinen tiefsten Respekt dafür, es ist keine leichte Sprache. Der Trugschluss der feministischen Punkrockparty – und bevor ich da jetzt etwas erkläre, was mir möglicherweise unerklärlich ist, weil ich ein Mann bin, empfehle ich hier den Anspieltipp.  Zuhören und nicht durchrauschen lassen!

Die Band spielt richtig gut zusammen und haben ein eingespieltes Songwriting. Rotz in der Stimme, melodische Gitarren, präsize Backsection.
Im Booklet präsentiert sich Todeskommando Atomsturm auf großer Bühne mit Konfettiregen. Ich denke, wer Pascow mag, kann hier bedenkenlos mitbestellen! Und auch das nächste Konzert besuchen. Sow ie sich die Band präsentiert, ist damit zu rechnen, dass da noch einiges kommen wird!

Erschienen und zu haben via Gunner Records.
(und dieser Review mit Freundlichen Grüßen auch schon mal beim Vinyl-Keks.)

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fanzine: Hansa Zeneca #1

Hansa Zeneca. Schon der Name brachte mich wirklich zum Lachen. Sehr sehr geil! Der Look erinnert mich derbe an das Rübenmus-Fanzine, ich mag es sehr. Mehr gute Gründe dafür, das Heft sofort durchzublättern kann es also nicht geben.
Eine erste Ausgabe darf ja auch reletiv viel experimentieren, ausprobieren, wo die Reise denn hingehen könnte. Hier ist alles von der ersten Seite an schon sehr cool gemacht.
Wie immer finden sich ein Stapel Bands wieder, die ich kenne, andere halt auch gar nicht. Überraschenderweise finde ich neben bekannteren Bands wie Todeskommando Atomsturm und Mülheim Asozial die Band Theilen in einem Interview. Habe neulich erst ihr Demo für den Vinyl-Keks reviewed. Es konnte scheinbar kein gemeinsamer Termin für ein Interview gefunden werden und so haben sich am Ende zwei Bands gegenseitig interviewt Marode (Düsseldorf) vs. Theilen (Köln). Auch eine schöne Idee, kurzweilig und witzig.

Die beiden Rubriken “Punk wohin? Köln” und “Punk wohin? Wuppertal” gefallen mir gut. Wie auch: es gibt ganz wenige, ausgewählte Fanzinereviews, keine endlosen Kolonnen von Buchstaben zu Band XYZ. Ich persönlich finde, ein Blog reicht für all die vielen Rezis, ins Heft kann man wirklich nur Stories und Interviews packen. Man hat dadurch ja auch gleich mehr Platz für ebendies.
Ein Interview ist mir auch besonders gut aufgefallen im Hansa Zeneca, Joe & the Shitboys eine queer-vegan-shitpunkband von den Färörinseln. Ja, da gibt es Punkmucke. Und wie man damit dort rumkommt, erzählt die Band im Interview. Die Band wäre absolut was fürs Swingkid-Fanzine, Gunter sucht ja immer weltweit nach Exotenbands und hat schon diverse Länder aufgetan, die die meisten nicht mal auf der Landkarte finden würden.

Macht Spass! Ich darf fast sagen “klassisches” A5er. Viel Lesenswertes, hoffentlich bald wieder.
Gibt es bei Racoone Records, auch einigen anderen Lesestoff, wie auch Vinyl. Sowie bei Tanz Auf Ruinen.