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buch: Jan Off – Glaube, Liebe, Hohngelächter

Boah ey, Himmelherrgottsacknochmal, so sagt man in Baden, endlich ist diese Buch da und von mir einmal durchgeblättert.
Sör Jan Off, ich hab ihm ja hier schon ein, zwei Worte gewidmet, hat sich in seinem lang erwarteten, ersehnten Kurzgeschichtenbuch so einiges einfallen lassen.
Zuerst fällt mir ganz allgemein auf, dass er nicht mehr ganz so viel verbalen Schmutz zwischen die sich reibenden, selbstredend fiktionalen Charakteren reibt. Nichtsdestotrotz reiben sie sich. Sehr schön sogar. Anmutig nah formuliert.
Startpunkt des Reigens in 26 Punkten ist ein schlichtes ACAB. Ganz wunderbar vorgetragen durch Sätze wie

“Ein Teststreifen, den mein Harn zu Kunst veredeln könnte.”

Schonungslos zieht er uns in Drogeneskapaden, Trink(er)geschichten, Sex, ja, alles was so tagesaktuell läuft.

“Und so machten wir weiter, wie zwei Ratten, die man auf ein Floß gesetzt und Richtung offenes Meer hatte treiben lassen.”

Ich möchte behaupten, dass ich zwischen den Zeilen doch spürbar den Einfluss des Lockdowns, des Stubenhockens, merke.
Leider werde ich euch nicht verraten, aus welchen Geschichten ich die Zitate habe, das dürft ihr selbst herausfinden.
Einige Gedichte wie “Lob und Preis dem Kokain” hellen die kurzen, abgründigen Short Stories auf, zum Ende noch das mit der Off’schen präzis analysierten und sezierten Offenheit geschriebene “Der Kapitalismus – Wachkomapatient 2020”.
Übrigens befindet sich dies als Spoken Word auf der aktuellen LP von Chaoze One. Wie ein paar andere Geschichten, steht aber alles im Register.

Also: hopp! Auf in den Buchladen und “Liebe, Glaube, Hohngelächter” auf den verwaisten Gabentisch geknallt. (unter diesem link, als Beispiel, kann man auch prima Platten dazu bestellen.)

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buch: Jan Off – Ausschuss

Jan Off Kündigt einen neuen Kurzgeschichtenband an und ich denk so “geiel, was Neues von ihm lesen”. 
Endlich wieder Rotz und ramponierte Menschen. Den letzten Output, vor allem “die Helligkeit der letzten Tage” (hier der Review) hat mich hart begeistert. Irgendwie verbindet uns was, er las im Artcanrobert, kleines, spontanes Interview (Ausgabe #7), das nächste Buch “nichts wird sich niemals nirgendwo ändern” (hier).
Also immer fein in Kontakt bleiben. Bis, ja bis mir der Autor sagt: “es herrscht grad Papiermangel, das Buch kann noch nicht erscheinen”. Nun, Herr Off ist ja ein gar lustiger Gesell, ich lachte ein wenig in mich hinein, doch es ist wohl so. Manche Verlage und Druckereien werden wohl beliefert, seine gerade nicht. Ich kann es kaum glauben.
Kurze Geschichten brauchen wohl kaum viel Papier..
Egal, ich schaute in meinen Stapel von circa 10 Bücher, auf denen bereits der Wecker steht, der mich morgens aus dem Schlafe holt, zog eines vorsichtig heraus: Jan Off “Ausschuss”.

Es ist ein etwas älteres Buch, bereits 2003 erschienen. Ein Mann ohne Beine auf einem Rollbrett ziert das Cover. Der Beinamputierte ist ein Drogenhändler, weiter gibt es Burkhard, der extrem Probleme hat, eine Freundin zu finden; er versucht sich als Stalker. So ein bißchen.
Jedenfalls verguckt er sich in die Falsche.
Jan schafft es mal wieder präzise den Dreck, den Schmodder, den Rotz unter den Nägeln auszukratzen und ihn, verpackt in grammatikalisch wohl sortierten Sätzen, auf 238 Seiten zu spucken.
Die Kapitel sind kurzweilig. Es ist nicht zu dreckig, doch ebend pointiert und treffend.
Wenn das nicht ohnehin das Selbe meinen sollte.
Ein Roman der zwischen Dreck und Drogen, Diebstahl und so einigen zwischenmenschlichen Nettigkeiten hin und her schweift, um zu einem überraschenden Ende, ganz unprätentiös.

Zu kaufen gibts das ganz sicher im Internet. Ihr wisst ja, wie das geht!

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buch: JAN OFF – nichts wird sich niemals ändern

“nichts wird sich niemals ändern”, was eine äußerst pessimistische Prognose für die menschliche Dummheit ist. Obwohl, wir schauen täglich in den Sozialen Mediafreund, zweifeln aber Menschen wie dich und mich an, die einem Job nachgegehen, der sich Journalist nennt, und glauben jenen, die sich dafür halten. Also eine realitsische Einschätzung?
Geht es denn in diesem Buch um die aktuellen, zwischenmenschlichen Nicht-Entwicklngen? Bleiben Holzköpfe wirklich immer Holzköpfe?

Vier zornige junge Menschen wollen, weil zu viel Scheiß auf diesem Planeten passiert, ihren Zorn über Umweltverschmutzung und den Rechtsruck in vielen Staaten loswerden. Dafür wird der Plan entwickelt auf der Hamburger Binnalster die Weihnachtstanne in Brand zu stecken.
Wer sind also diese vier Twens, die sich an ihrer Idee abarbeiten. Da ist der namenlose Protagonist, Bett-befreundet mit Nadja, die eigentlich mit der Blassen zusammen lebt und seinem Kumpel Oke, der was von Nadja will.
Alle sind nicht “szenerelevant” und somit völlig unter dem Radar von Polizei oder Staatsschutz. So lässt es sich ja leicht planen, wären da nicht die persönlichen Verwicklungen, die ja zwangsläufig zu einer Veränderung führen müssen. Also wird sich doch noch irgendwo jemals etwas ändern? Was könnte es uns wohl nutzen eine Weihnachtstanne in Brand zu stecken um globale Krisen zu beenden?

Ich finde das Buch sehr gut geschrieben! Jan Off nutzt meiner Meinung nach einem aktuelleren Stil, flüssiger,  hat nicht ganz so viele Fäkalausdrücke oder Schimpfwörter am Start wie sonst. Der Vorgängerroman “die Helligkeit der letzten Tage” ist wesentlich dystopischer und dreckiger. Hier nun ist alles aus einem Guß, die Worte fließen, man kann den Roman im Grunde in einem Rutsch lesen.
Die Verstrickungen der Gruppe werden nicht zu ausufernd erzählt, alle Geschichten sind schön an- und nur wenige auserzählt, was sehr viel Spielraum lässt, sich seine eigenen Gedanken zu machen zur Haltung der Damen und Herren aus dem linken Hamburger Milieu.

Ein lesenswertes, kurzweiliges Buch, welches viel Raum lässt und einige Dinge und Verhältnisse aber auch sehr klar benennt und bewertet.
Ich will gar nicht mehr verraten und wünsche ebenso viel Spaß beim Lesen, wie ich ihn hatte.
Gibts im Buchhandel, klar.
Jan ist bei Instagram aktiv, auch bei FB. Seine Seite Jan Off.

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review: JAN OFF – vorkriegsjugend (im schatten der chaostage) LP

hui, wie lange liegt diese Scheibe schon aufm Plattenteller und wie lange dieser Review schon im “to do” Ordner?
Ich mach es kurz: sehr sehr entspannte, lustige und kurzweilige Unterhaltung von Herrn Off. Gelesen vom Schauspieler Robert Stadlober.
Ich stehe auf Hörspiele und auf außergewöhnliche sowieso. Hier heißt es: zugreifen! Den Part kann man wirklich immer wieder anhören. Ich sag nur “Schellenbäumchen”!
Ich hab auf jeden Fall noch eine im Bauchladen: PN / Mail. Oder ihr bekommt sie meines Wissens nach noch bei flight13!

Neues Buch hat er auch raus, der Herr Off. “nichts wird sich niemals ändern”. Recht hat er. Beim Ventil Verlag.

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buch: der mit der Luft schimpft (Texte Rachut / Bilder Raoul Doré)

Was soll man groß Worte verlieren zu einem Buch, dem die ganz harten Rachut-Fans nachsagen “das war überfällig”. Und DIE ZEIT hat ihn im Kulturteil. Vow. Jetzt kommt die Postille um die Ecke.
Eine kleine Geschichte: mein alter Kumpel Ken, mit dem ich von 1994-1999 die Bühnenbretter mit unserer HardcoreEmoPunkband HÜNERSÜPPCHEN teilte, schrieb mich vor Weihnachten an. Er hätte da was für mich. Wir haben uns das letzte Mal gesehen in einer Nacht in Berlin, er bei SPREE VOM WEIZEN auf der Bühne, in Paris das Massaker im Bataclan. 2015 also.

Alles von Rachut ist nicht immer gut. Ken und ich, auch Philipp unser Trommler damals, waren große Fans der Dackelblut-Alben “Fluten & Tauchen” und “Schützen & Fördern”, diese übergroßartige 7inch mit “der Kran” drauf. Der ganze Stil vom Cover über Gitarre, Schlagzeug, die Art zu Singen, die Lyrics. Fantastisch. Später erst entdeckt Angeschissen und Blumen am Arsch der Hölle.
Live gesehen in der Ex-Steffi. Typisches Punkpublikum bei der Vorband. Dann einmal alle durchtauschen und Blumen am Arsch der Hölle gaben eine Mini-Reunion. Hemd gekauft.

Dann kamen viele Bands, die mehr oder weniger an mir vorbeizogen. Meine Liebe an den bisher genannten hab ich nie verloren. Maulgruppe noch echtes ein Highlight wieder. Weil ich auch die Herren von Ten Volt Shock echt heiß und innig… genug gelobt.

Jedenfalls: Ken meldet sich, er hätte da was. Oke. Adresse gegeben, Post kommt an. Geiler Scheiß! Mensch du, da weiß ich nun gar nicht, was ich sagen soll. Danke!

DER MIT DER LUFT SCHIMPFT ist ein großartiger Titel. Das Buch ist beim Ventil-Verlag erschienen und beinhaltet 39 Zeichnungen von Raoul Doré (Schlagzeuger bei Alte Sau und Grafiker, bspw. das Maulgruppe-Cover) und 127 Texten von Jens Rachut, wenn ich richtig gezählt habe. Das erwähnte “der Kran” ist einer der Texte, der fehlt, leider. Oder “Shoko Asa Hara”. Nichtsdestotrotz und deswegen eine große Freude die Texte zu lesen, die er ausgewählt hat. Bei manchen hab ich sofort den Song im Ohr “er knallt den Hörer drauf wo er hingehört…”
Hier der Text zu “der Kran”:

Öl verschmiert und Pfützen
Wasser ohne Charme
Dunkelheit im fahlen Licht
Hier schläft der alte Kran

Rostig kalte Winden
Starker langer Arm
Die Räder ruhen am Hafenrand
Und wir?

Dämmerung, die schreit mich an
Ich halt dich fest im Arm
Und werde wach denn Finger brenn
Und riech an deinem Haar

Der Morgenhimmel weint nicht
Nicht blau, nicht schön, doch klar
Der Alltag greift die Großstadt an
Doch niemals diesen Kran

Rostig alte Winden
Er steht noch immer da
Er heult nicht, wie wir es tun
Und zum wiederholten Male festzustellen
Das war es jetzt
Schon lange her
Dass da etwas noch richtig knallt
Außer das wir uns tierisch mögen
Wir saugen alles Gute raus
Obwohl wirs gar nicht wollen
Ich drück dich fest an mich
Und fühl vorraus was kommt
Ich weiß genau, du ahnst es auch
Und riech an deinem Haar

Irgendetwas zieht mich hin
Zum Wasser ohne Charme
Allein jetzt hier im fahlen Licht
Und zum wiederholten Male
Festzustellen zerkochte Zeit
Unsere Liebe und dieser Kran
Wir waren oben und konnten was bewegen
Doch das scheiß Ding rostet
Länger schon, denn wir haben es nicht genutzt