konzert: paddelnohnekanu und Tom Mess, Bollerwagen Gig vor der Trinkhalle Baden-Baden am 20.09.2026

Gastbeitrag von @joey.controlletti

Der Spätsommer bäumt sich nochmal so richtig auf und ich fahre mit .a im Oi!PNV nach Baden-Baden um den Bollerwagen-Gig von paddelnohnekanu anzusehen. Das ist Kur-Punk und das ist Tradition, zum vierten Mal geben sich die Drei während des SWR New Pop Festival die Ehre, mit Dosenbier vor der Baden-Badener Trinkhalle.

Wir decken uns im Netto mit Snacks und Supplys ein und vespern etwas am Hang, auf einer Treppe im Kurpark. Umgeben von Rhododendron und sattem Grün, der Blick geht auf Parks, das alte Schloß neben den Battert-Felsen und den Schwarzwald. Die schöne Umgebung und der hässliche Prunk von weißen Polohemden und denen, die gerne Oberschicht wären sind ein Teil meiner DNA und bringen mein Blut zum kochen.

Vor den Stufen der Trinkhalle wird soeben die Technik aufgebaut, wir begrüßen uns herzlich, ein freudiges Wiedersehen. Der Strom an Menschen, der durch den Park in Richtung Kurhaus fließt, spült auch alte Bekannte und Menschen in schwarzen Klamotten an.

Es dämmert, die Laternen und Parkbeleuchtung scheinen die riesigen Platanen an und Tom Mess haut in die Saiten. Gesungen wird ohne Mikrofon, dennoch kraftvoll und wir lauschen von den Treppenstufen den Singer/Songwriter Geschichten. Einige neue Lieder sind auch in deutsch verfasst und nach ein paar Songs entspanne ich mich sichtlich. Unentwegt gehen Passanten auf dem Kiesweg und unten in der Allee am Oos-Bach Richtung Innenstadt. Immer wieder bleiben Fußgänger*innen stehen und lauschen. Das alkoholfreie Schloss-Pils läuft jetzt echt gut.

Vor drei Jahren habe ich erstmals den Trinkhallen-Gig von paddelnohnekanu besucht und die Band hat ihr Bollerwagen Setup seither technisch aufgerüstet. Ergebnis ist ein runde, voll funktionsfähige Miniatur-Version der Darbietung. Felix agitiert per Headset-Mikrofon die Truppe auf der Treppe sowie der immer größer werdende Strom an Menschen in Richtung New Pop Gelände. Es wird ein komplettes Set runtergeknallt. Ich bin ja schon Fan der Band, das merke ich besonders bei Live-Auftritten jedes Mal aufs Neue. Felix an der Gitarre, mit der der ganz eigenen Spielweise, shredded auf den Kiesweg. Floor-Show – geiel! Ole hat mittlerweile fast schon ein richtiges Schlagzeug im Park stehen, mit Cahon-Kick-Drum, Piccolo-Snare und und und. Tulle bearbeitet gut hörbar den elektrisch verstärkten Bass, unter einer Palme stehend. Neben ein paar Evergreens aus dem Oevre der Band werden auch einige neue Lieder von den anstehenden LP, Niemand liebt dich mehr, zum Besten gegeben. Zwischendurch wurde noch Nachschub an Dosenbier geholt. Die Menge auf und vor der Treppe johlt mit und eine zunehmend große Menge an Passant*innen aller Altersklassen haben sich um das Spektakel eingefunden. Die Band schließt das Set mit einem Deutschpunk Knaller namens „Nietendeckel“ vom neuen, noch nicht veröffentlichten Album.

Wir quatschen noch ein bisschen, dann verabschieden wir uns und machen uns auf den Rückweg. Im Rucksack sind noch Snacks von Netto, Budget Erdnüsse im Teigmantel ftw.

Super-Happy, dass wir es wieder mal auf diese Open-Air-Sause mit den Kur-Punx geschafft haben! Es war sehr schön, vielen Dank!

In der Galerie ein paar Fotos von Mareikes Fotomomente!

interview: #1 – The Serration – Thrashmetal, Baden-Baden

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

Interview:
THE SERRATION (aus Baden-Baden, r.i.p.) geführt im Januar 2014.

Bei BC gibt es nur die beiden Songs, die sie damals auf dem Tape mit veröffentlicht haben!

Ich kenne die Band nun schon eine Weile. Ist mir bisher allerdings entgangen, sie mal live zu sehen.

Mit Mosher, dem Drummer der Band habe ich lange einen Proberaum geteilt und auch zusammen Musik gemacht. Erste Übungen anno 1995 machten wir im exakten Nachspielen des SLAYER-Albums ’Seasons in the Abyss‘. Er konnte das Ding auf den Schlag genau spielen. Irre. Ich versuchte es mit der Rhythmusgitarre.

Die anderen kenn ich nicht, und so war ich gespannt an dem Abend, an dem ich mich aufmachte, sie im Proberaum zu besuchen und mein Mobiltelefon unter die Nasen zu halten.
Doch dann kam alles anders, wie das halt so ist, im Leben, haha!
Der Termin wurde hin und hergeschoben. Am Ende dieser 4 Wochen stand der Ausstieg von Mosher. Nun hingen die beiden verbliebenen Tob und Manuel nicht lange durch, sondern fassten sich ein Herz und suchen also nach einem neuen Drummer!

Also los geht’s: wer bei THE SERRATION die Felle prügeln mag, möge sich melden!

PP:
Erzähl mir erstmal wie lange es euch schon gibt und wie ihr zusammen gefunden habt.

Manuel:
Den ersten Gig hatten wir, nach zahlreichen Transformierungen der Bandbelegschaft, mit fundierterem Auftreten und Sound als The Serration am 25. 06. 2011 in Bühl.
Damalige Besetzung: Manuel Seifermann VOC, Tobias Braun GIT, Christof Stich BASS, Daniel Leite da Silva DRUMS.
Damit einhergehende Fokusierung auf einen einheitlicheren Stil den wir als crust/grind definieren.

Zu diesem Gig wurden innerhalb einer doch sehr knappen Phase von nur 5 wochen 5 nagelneue Songs kreiert. Weitere ausgefeiltere Songs kamen im Laufe der Zeit hinzu wie z.b. mutantred, goldcoffin oder crystalclear.
Anfang 2013 verließ uns unser Bassist, jetzt aktuell hat uns unser Schlagzeuger offeriert, dass er die Band verlassen wird.

PP:
Nach all den „Rückschlägen“, die ihr erlebt habt, hätten andere schon aufgegeben. Was ist es, daß euch motiviert und zusammenhält?

Manuel:
Einfach begründet ist es wohl die Tatsache, dass wir gefühlt unser ganzes Leben nichts anderes machen als Mukke und, dass wir uns in dieser Welt wohl fühlen und gut zurecht finden. Darüber hinaus bockt uns der Schaffensdrang. Für uns ist es das Grösste zu sehen, wie etwas wächst und gedeiht, indem sich alle Persönlichkeiten wiederspiegeln auch wenn es jedes Mal ein hartes Stück Arbeit bedeutet.
Wir stehen einfach hinter dem was wir machen, es ist unsere Identität und Definition.

PP:
Sucht ihr außer einem Drummer auch noch einen Bassisten?

Manuel:
Punkt auf unserer To-Do-List: Trommler finden! Ohne Dirigent kann es nicht weitergehen. Dann die geplante Platte produzieren. Einen Bassisten brauchen wir auf kurz oder lang auch.

PP:
Ich stehe auf euren Song „mutant red“. Ich halte, bei allem Blut in diesem Song, ihn für ein Liebeslied. Auch die anderen Songs sind sehr abwechslungsreich in Tempo, Songwriting und Texten. Was sind denn eure Einflüsse?

Manuel:
Converge, Trap Them, Black Breath, Terrorizer, Entombed, At the gates, High on fire, Watain, Northern Light und die Magie diverser Proberaum-Jams.

PP:
Effekte auf dem Gesang?

Manuel:
Nein.

PP:
Wie kommt man auf die Idee in dieser wunderschön im Rheintal gelegenen Gegend diese Musik zu machen? Es gehört doch eine ganz ordentliche Portion Angepisstheit dazu?

Manuel:
Wir halten uns nicht für angepisster als andere, aber natürlich ist in den Menschen mit denen man solche Musik teilt ein Grundstock an „Weltschmerz“ vorhanden.

PP:
Diese Ausgabe hat das Thema „Grauzone“. Könnt ihr damit etwas anfangen, oder ist euch der politische Teil der Musik weniger wichtig?

Manuel:
Wir haben unseren „Band“-Fokus noch nie darauf gelegt, was nicht heißen soll, dass wir uns nicht damit auseinander setzen! Diesbezüglich haben wir einen klaren, unumstrittenen Standpunkt. Nazis raus aus allen Zonen. Heutzutage wird es immer wichtiger genau hinzuschauen was dahintersteckt.

PP:
Zum Abschluß: Welche Bands aus eurer Gegend sollten wir uns unbedingt anhören?

Manuel:
Lunatic Spirit, Deadborn, WuZeTian, Tulzscha, Down on me, Cruel Friends, Ecliptic Circle, Fuck you and die, no comply