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MC: outdate – demo

Outdate haben eine Demo auf MC rausgebracht. Die Band kommt aus Dresden und hier gibts “give everything” auf die Ohren. Erschienen bei Black Cat Tapes.
Das Wort Outdate gibt es so om Englischen gar nicht. Denn ich dachte zuerst natürlich an “outdated” = veraltet. Was die Band aber sicherlich nicht meint. Vielleicht sowas wie “Ablaufdatum”?
Das Cover das s/w und blutrot, alte Hände, Titel “give everything”, schönes Pappfoldercover mit Texten drin. Sehr schönes Artwork!

Zur Musik kann ich sagen, dass es nicht mehr so oft vorkommt, das Bands reinflattern, die Englisch singen, bzw. nur Englisch.
“done with you” ist gleich ne klare Ansage gegen Bullen. Outdate schaffen es einen musikalischen Spagat zu machen. Die Gitarre eher Garagig, die Drums aber Pogopunk und der Sänger könnte auch prima in eine NYHC-Band singen!
Mit “hear our calls” folgt an Startpostition zwei ein Wunsch nach einer Faust im Gesicht eines Faschos.
Stimmung also ziemlich pissed und ich wünsche mir, dass die Band ordentlich Demos mit Faschos aufmischt, wenn denn Musik ein spürbarer Schlag ins Gesicht eines Idioten sein könnte; hach, das wäre was!
Der Vierer aus Dresden Outdate liefern eine prima Motivationshilfe für dergleichen.
Hört mal rein, super gemischt, toll gespielt.
Zu haben per Bandcamp oder bei Black Cat Tapes.

Einen Erstling wird es wohl im Frühjahr (das ist gar nicht mehr lang) geben bei Riot Bike Records. Ein erstes Video / erster Song vom Album ist allerdings etwas mehr in Richtung Oi-Punk, oder was würdet ihr sagen?

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review: Fotokiller – Demo MC

Ich liebe Tapes! Habe ich das schon mal erwähnt? Ich liebe Tapes, bzw. ich liebe sie wieder.  Über dieverse Umzüge dachte ich, und da war dann das Tapedeck auch noch ka.p.u.t.t., “ach, schmeiß doch die Alf-Kassetten endlich weg (und den andern Kram auch)”. Ein paar wenige Mixtapes und Demos habe ich behalten. Einen Schuhkarton voll. Maximal.
Und nun werden meine beiden Tapeschubladen im Plattenschrank immer voller und voller mit coolen Sachen. Und ja, ich nehme es vorweg, auch dieses Tape findet hier einen Platz!

Die Tape-Täter-Szene hat sich wieder geöffnet, für mich ganz klar mit großer Hilfe von Bandcamp. Vielleicht war sie nie weg, ich habs halt nur nicht mitbekommen. Inzwischen habe ich drei funktionierende Decks und vier Überholungsbedürftige hier stehen.
Hier geht aber um Fotokiller. Band aus Berlin, die so nett war, mir ein wenig Gebäck ins Promopäckchen zu backen. Der musikalische Dreier hat sich 2018 gegründet und probt seither, Eigenaussage, in einem unansehnlichen Plattenbau ohne Kiosk oder Toilette. Kenn ich. Also das ohne Toilette proben. Um etwas noch aus ihrem fantastisch formulierten Infowisch zu zitieren:

… dafür aber in repräsentativer Gewerbegebietslage im pulsierenden Berliner Szenebezirk Lichtenberg herumsteht und dort wertvolle Grundstücksfläche für dringend benötigte Yogastudios, Bioläden sowie Seifenmanufakturen blockiert, welche mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in spätestens 20 Jahren auch an diesem Flecken betonveredelter Erde herbeigentrifiziert werden.

Diese selbstgetippte A4-Seite wird aber ab einem bestimmten Punkt sehr ernst. Die drei Bandmitglieder, Sofy, Damon und Matze, die schon in Bands wie Hatehug, The Dead Pony Kids oder auch Derbe Lebowski und Femme Krawall spielten, machen keinen Hehl daraus, die letzteren beiden aufgelöst zu haben, wegen eines misogynen Gitarristen.
Ihnen geht es nun in erster Linie darum, die feministische Kritik innerhalb wie außerhalb der Punkszene zu unterstützen, bzw zu vertreten.

So, jetzt aber zur Musik!
Der Sound erinnert mich brutal daran, Achtung Zeitreise, dass man vor 25 Jahren noch auf einem Tascam 488 oder ähnlichen Aufnahmegeräten mit schlappen zwei Mikrofonvorverstärker seine Songs aufgenommen hat.
Das klingt so räudig und so begrüßt mich dann dieses Tape! Fotokiller klingen nicht frisch und modern, keine getrimmten Gitarrenspuren oder sauber gespielte Drums. Die musikalische Ausrichtung ist jetzt auch nicht so unbedingt 21 Jahrhundert.
Was keineswegs rumpelig klingt, nein, ich würde sagen “besonders”. Die ersten beiden Songs ziehen ruch und beim dritten “Isolation” nimmt die Band Fahrt auf, spielen richtig cool zusammen!

Je länger man sich reinhört, desto mehr zuckt das Tanzbein. New-Wave, ein bisschen düster, ein bisschen punkig. Flanger auf dem Bass, eine begleitende Gitarre, kurze Melodien heitern die leicht gedrückte Stimmung auf, irgendwie Verzerrung auf dem Schlagzeug (ich sag nur: Tascam 488, haha!) und eine ganz klasse Stimme.

Erinnert mich an Hi-Tereska, ach ne, Namedropping spar ich mir, dafür hat die Band auch zu viel Spielerfahrung. Einige Eltern des New-Wave-Punk der 70er/80er Jahre könnte ich noch nennen, aber macht euch selbst ein Bild.
Apropos, die Texte sehr bildhaft.
Anspieltipps sind “Babel of tongues” und “City lights”.
Der Nächste Release kommt hoffentlich bald. Wer ein Tape möchte, vermtl die Band selbst mal bei FB oder Bandcamp anschreiben.

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review: KNIFE EYES – gewirr MC

Kleine Vorgeschichte zum Tape / Band ist, daß ich sie vor einem Jahr, am 11.03.2020, im Juha West in Stuttgart als Vorband von rauchen gesehen habe. Damals war der Sound zwar für die Location wie immer ziemlich gut, alles klar hörbar, gut gemischt, doch der Bass zerrte ungewöhnlich laut für die Musik, die Knife Eyes machen.
Ein wenig hats mich abgeschreckt und ich ging echt ne ganze Zeit schwanger mit dem Gedanken, mir überhaupt ein Tape dieser Stuttgarter Band, die wohl aus diversen bekannteren Bands besteht. Erschienen schon im Sommer 2019.
Lange her, soll ich wirklich einen Review schreiben? Ja!

Ganz hervorragend passen die Songs in die, momentan noch, düstere Zeit. Kalt ist es, dunkel, die Songs heißen “Euphorie” “über mich” “Nachtmahr” und “kalt”.
Elf Minuten Spielzeit verpackt in einen schwarzen Pappschuber, den Release gab es überigens auch in Kleinstauflage als Floppy-Disk. Musikalisch erwartet den Hörer eine wilde Mischung, Genreübergreifend, Punk, Screamo, laut / leise, Post-Rock, wechselnder Gesang.
Knife Eyes Texte existenzialistisch, klingt hochtrabend, meint aber trotzdem, dass genug Wut in der Musik und eben auch in den Texten verpackt ist.
Mit “die Lichter dieser Stadt gehen niemals aus, auf in den Kampf” ist wohl schon Stuttgart gemeint, zwinker. “du bist nicht allein, keine Einsamkeit. Doch die Zweisamkeit, die löscht das Licht.” Nie habe ich einen so verliebten Text so verzweifelnd geschrieen gehört!
Somit bringt der letzte Song alles auf den Punkt was die Band kann.  Anspieltipp “kalt”.
Einziger Wehrmutstropfen ist, dass das Tape sehr leise aufgenommen ist.
Aber ich hoffe in 2021 sowieso auf einen Vinylrelease, sagt bescheid!
Erstmal viel Spaß beim reinhören und Dauerschleife laufen lassen.