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LP: KAPTAIN KAIZEN – für 3 minuten 11

Kaptain Kaizen legen los, wie ich sie kenne: nach vorne, nach vorne, nach vorne.
Druckvoller, deutschsprachiger Punk. “hängepeters” ist die Startnummer 1.
Entschuldigt, wenn ich mich nur an einem Vergleich aufhänge, doch Kaptain Kaizen sind der wütende, nimmermüde Bruder von Turbostaat.
Das, was bei Turbostaat, sagen wir mal, liebenswerter geworden ist, haben sich Kaptain Kaizen erhalten und spielen wilder und ungezähmter. Eventuell der jüngere, weil sie sich die Wut erhalten haben.
Sie mögen auch die kryptische Titelgebung, bei der nicht immer ganz klar wird, woher das Wort kommt. Ob es eine Eigenkration ist.
Trotz der leicht verklausulierten Lyrics werden sie doch, bswp., in “lindner-effekt” ziemlich deutlich. Nun, er ist ja nun weg, ich frag mal nach, ob sie den noch so spielen.
Das geht in “meiner Gegend” am 17.01. im Slow Club in Freiburg und am Tag drauf in St. Wendel im Irish Pub.

“alles was er sagt
klingt schlau und bedacht
meistens ist es müll”

genau.
Schade, dass das die andern in der Regierung erst so spät bemerkt haben.
(…)
Es fällt mir noch ein anderer schöner Vergleich ein, sobald “susette” eingesetzt hat: Captain Planet.
Genug Namedropping, Eigentlich schon alles Lob genug.
Kaptain Kaizen, um die es hier geht, spielen auf “für 3 minuten 11” sauberer und klingen auch so. Etwas aufgeräumter im Songwriting habe ich das Gefühl. Dieses Gegeneinander von Gitarren, was eben auch live megaspannend ist, gegensätzliche Gitarrenriffs, die trotzdem aufeinanderpassen. Der Drummer, irgendwo immer noch ein tickticktick, ein dungdungdung einbaut – total gut.

Das letzte Stück “die jahre sind vorbei”.  Ein Track über Mitläufer.
Ein schöner letzter Song für ein gelungenes Album. Auch das Artwork gefällt mir gut. Der Junge, der gebannt in die Kopfhörer lauscht, was da als nächstes wohl kommt. So laufen ja viele heute rum.

In den Linernotes, das möchte ich gerne hier noch erwähnen, steht “gestartet vor, und fast gescheitert während und fertigestellt nach der Pandemie”. Hat mich etwas überrascht in dieser Deutlichkeit, was mich dann umso mehr freut, dass sie es durchgezogen + geschafft haben. Klar, mit Hilfe von This Charming Man. Und da fällt mir auch wieder ein, dass wir uns das letzte Mal kurz vor Ausbruch in einer saarbrückner Kneipe auf einem Konzert getroffen haben. Und da wird auch ihre Linie klar, die sie live verfolgen, alternative Bühnen, Kneipen, da gehört ja auch diese Mucke hin.
Humanität ist nicht verhandelbar.
Danke, Kaptain Kaizen.

 

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MC: elmar – über alten dächern (leise)

Vier Jahre von einer drei Song Split 7inch mit den wunderbaren (aber ganz doll anders seienden) Grüner Star, kommt eine vier Song Kassette.
Endlich!
Klar, ich kann jetzt nicht sagen, dass Elmar bei mir jeden Tag rauf und runter laufen, aber die “betriebstemperatur: halten” Platte ist mega! Immer noch, also jedes Mal.

Was genau liefern Elmar mit ihrem neuen Tape “über alten dächern (leise)” da eigentlich ab? Machen sie einfach da weiter, wo sie aufgehört haben?
Es ist jedenfalls kein bisschen leise! Vom ersten Takt bin ich echt wieder mitgenommen. Sofort nach vorne gespielt.
“das haus” besticht dadurch, als hätten Muff Potter ein bisschen Lygo gefressen und sind voll auf Speed. Das ist keine Sekunde lasch! Die Nachdenklichkeit sitzt mehr in den Texten, als in den Gitarrenriffs!
Mit “elefantenhaut” legen sie direkt den nächsten Hit drauf. Dann ist Seite 1 leider schon durch…
Die Songs sind abwechslungsreich, die Gitarren spielen mit- und gegeneinander, die Drums treiben immer nach vorne, der Bass legt mit Biss einen verdammt guten Teppich drunter.
Bevor ich das Tape umdrehe, schaue ich kurz (nicht während der Fahrt!) ins Klappcover, spickel in die Lyrics. Aufgenommen Anfang letzten Jahres Ende Januar 2023 erschienen. Man hat keine Kosten & Mühen gescheut ein aufregend buntes Cover zu gestalten. Auf dem Cover ein Kind mit, vermute ich mal, dem Vater auf dem Skateboard im Garten. Der Bildauschnitt ist sehr cool gewählt, zeigt nichts und verrät alles. Unterstreicht die Lebendigkeit der Musik.
Kleiner ausgrissener Fresszettel mit einem Dank fürs bestellen drin. Robin würde sich freuen, wenn wir uns mal kennenlernen. Oke, dann richte doch bitte deinen Bandkollegen aus, dass wir das dieses Jahr mal machen sollten!

Die weiße Weste ziemlich dreckig
und ihr Blick eher gemein
Wenn das der Anfang ist
will ich für das Ende sein
“das Haus”

Das finde ich mega!
Es folgen “maulschorf” und “bon duell”.
“maulschorf” ein waschechter Emosong! Total super, aber bevor ich den Gedanken fassen kann, was ich gut daran finde, kommt auch schon der letzte “bon duell” und haut mich um.
Disharmonischer Anfang, der die Spielfreude der Band unterstreicht, in Melancholie rumstreunert, ein paar Ecken und Kanten später einen sphärischen, melodidiösen Part münden lassen, diesen ganz reduzieren auf Snareklicken, Bass und einen cachy Refrain, um daraus wieder zu explodieren!
Elmar haben viele, abwechslungsreiche Ideen, die sie in kurze Songs, in den einen Sound packen, den sie haben.
Und in der Kürze dieses Tapes ist das maximal gut gemacht.

Bestellen bei Bandcamp oder per Mail.

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review: KAPTAIN KAIZEN – einatmen, ausatmen CD

Da läuft diese Scheibe nun schon seit Wochen bei mir rauf und runter, 2 Tracks sind auf dem aktuellen Sampler der Ausgabe 4 – und plötzlich tritt Schweiß auf meine Stirn. Habe was vergessen: den Review!
Hier also nun endlich einige wohlfeile Worte:
KAPTAIN KAIZEN, eine Punkband die ausm Südwesten kommen. Die Gitarren sind tief in die NDW-Plattensammlung des Vaters gefallen, das Schlagzeug treibt sie flott nach vorne, der Gesang mehr ein weiteres Instrument, den schrägen Tönen noch eine Synkope hinzuzufügen. Die Texte tiefgründig doch nicht oberschlau. Es geht ums Leben, es geht um Menschen, es geht um den Irrsinn zwischen 2 schiefen Harmonien.
Bevor ich mich nun überschlage vor Freude, schlage ich noch zwei Mal in die Hände!
Wieso hat das niemand auf Platte rausgebracht?
Die ersten Songs treiben noch mehr, doch nicht alles ist windschief auf dieser tollen Platte! Ich höre da in Momenten auch mal das Indigenäsel von SPORTFREUNDE STILLER oder die Sehnsucht von TURBOSTAAT. Einige Wechselgitarreneinsätze erinnern mich an NICHTS. Ich werde mal nicht 30 Minuten angepisst angeschrieen, wie das einige Bands gerade bevorzugt machen. Das ist toll!
Viel Abwechslung. Wenig Verzerrung. Lo-Fi Indi Schrubbel Punk.
Unbedingt anchecken!