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fanzine: ostsaarzorn #4

Und zwar: Ostsaarzorn, Ausgabe 4, Thema Provokation und Punk. Eine junge Frau hat sich ein paar Boxhandschuhe übergestreift und schaut auffordernd vom Cover. Und möchte mir wohl schön eins auf die Fresse hauen. Das find ich mal per se Kacke, sollte aber damit das Thema Provokation abgehandelt sein und ich werde im Heft nicht dauernd auch noch angegriffen, dann lass ich das mal durchgehen. Ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich recht hat…..

Das Teil ist soooo dick, dass ich erstmal dacht, ganz viel zu lesen und dann darüber zu schreiben.
Zeit läuft den Rhein runter, versickert im Schlick der Nordsee. Und da es ein paar Tage dauert bis der Ende August geschriebene Review online geht, mach ich es dann doch gleich. Und lese nix.

Dann dachte ich, das liegt da ja immer noch, was mache ich denn da, es ist auch immer noch so dick.
Ganz klar, die Zine die ich kaufe oder tausche über die muss ich auch schreiben. Also:

Ich schlage irgendwo auf, mit dem Zeigegriffel irgendwo rein und das lese ich jetzt. “Revolution Oi”.
Es gab eine Veranstaltung im Juni 2022, das Conny Oi-Land. Ist ein ausführlicher Bericht über ein wohl sehr gelungenes Oi-Festival, niedergeschrieben von Tobi und Dr. Ali. Sie berichten amüsant bis spitzäugig über die Anwesenden und die Bands. Zum Ende, also auf der letzten Seite des Berichts steht “lest mehr DIY-Zines”. Und eine Liste von Zines, von denen ich sagen darf: kenne ich, lese ich gern, tut das doch auch. Hab also die richtige Stelle im Heft aufgeschlagen, die ProvinzPostille wird auch erwähnt. Kein Review, kein Verriß, einfach nur ne Liste. Das finde ich – gut!
Und wenn das die ganze Liste von DIY-Zines mit Musikbezug sind, die im Zornesgebiet landen, dann sind das ganz schön wenige. Ich erinnere mich da an das Blurr, in dem zwei A4-Seiten winzig gedruckter Reviews NUR von Fanzines standen. Klar, dass war 1997 oder so. Aber ein paar mehr dürften es schon wieder sein. Zwei A4-Seiten.

Danach kommt eine wissenschaftliche Videoanalyse des Dödelhaie Videos “fuckedifuck 2020”. Ich muss dazu echt mal loswerden, dass ich die Platte der Dödelhaie zugeschickt bekommen habe; für meine Nebentätigkeit bei einem anderen Blog. Ich hätte sie irre gerne verrissen, doch das machen wir dort nicht. Finde ich auch in Ordnung. Verrisse sind meist persönlich, unnötig, gehen zu weit und sind wenig fundiert.
Jetzt, wo ich das da wiedersehe, denke ich, das geht nicht gut aus. Nun, ich werde überrascht. Das Fazit ist: gute Zusammenfassung des Jahres 2020.
Die Platte ist ein fast schon rückwärtsgewandter Humor. Die ganze Bands aus den 80er/90er Jahren die heute noch versuchen Musik zu machen. Ja, versuchen, da gibt es echt wenige, die noch was reißen und nicht einen auf ACDC oder Rolling Stones machen und ihren Signature Sound nochmal auflegen.

Das Ostsaarzorn kostet, keine Ahnung, 8€ oder so. 300er Auflage, 260 Seiten. Wahnsinn, die machen dem Testcard Konkurrenz.

Ach so, zwei Berichte über Pisse gibt es noch, erwähne ich deshalb, weil ihr TikTok-Hype sie nun nach Amerika auf Tour führt. Geil.
Ich schaue nochmal in die “Innereien-Liste” die nach Alphabet, ne nach, nach was eigentlich, sortiert sind. Jedenfalls gibt es viel zu lesen im Fachjournal für Punk. So viel, dass mir zum Schluß die Frage kommt, weshalb ihr nicht mehr einzelne Zines macht? Verlängert die Liste (siehe oben) und man beschäftigt die Post.

Man könnte so viel.
Das hier ist geiler Shit. Kaufen.

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fanzine: Ostsaarzorn / Ostsaarzores “punk & jewishness”

Na das ist doch mal ne Idee: eine Sonderausgabe machen, nachdem es erst eine zweite Ausgabe gab.
Thema: “Punk & Jewishness”.
Mit dem Untertitel “Fachjpournal für Punk”.
Alter, haben sich da so n paar oberkluge Studententypen in die Szene verlaufen und machen jetzt auf… ach, komm, wir wollen doch hier keine alten Klischeebilder mehr bedienen! Die Tendenz geht aber ganz klar eher zum verblichenen Testcard, als zu einem A5er-Punkfanzine.
Die Szene öffnet sich gerade sehr der FLINTA-Bewegung, oder sie uns, offen zu sein für viele und Vieles ist etwas, was ich an Punk schon lange schätze. Ebenso die gnadenlose Einschätzung.
Im Vorwort heisst es “wir agierne hier in Widersprüchen, wandekn uaf schmalen Graten und müssen versuchen, uns nicht vollends im metaphorischen Dickicht zu verheddern.”
Unterstützt wurde das Redaktionskollektiv von der Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz und der Inititative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung an der Karl-Marx-Universität in Mainz.
Ich könnte jetzt sätzeweise so weitermachen. “Das jüdische Moment im Punk” dreht sich um die bspw. jüdischen Wurzeln des Punk in New York. Da sind ja vor allem die Ramones zu nennen, und in meiner Welt auch die Wurzeln der Beastie Boys, Treffpunkt CBGB’s. Es geht um die “Überlegungen zur Bedeutung von Punk als Widerstandspraxis für Jüdinnen:Juden in Deutschland”.
Da sind Trosun von Egotronic und Björn Peng zu nennen.
Und ehe der Review hier nun komplett ausufert, da die zusammengestellten Informationen ganz klasse “aufberietet” sind; so sagt man doch unter studierten, nicht?
Ist noch ein Artikel, der mich sofort gereizt hat, in das auf knapp 100 Seiten starke Zine reinzulesen und mich festzufressen, nämlich “(un)einduetige Anknüpfungspunkte für Antisemitismus und Thematisierung der Shoah im Deutschpunk”.
Klar, ihr denkt jetzt, wo sind all die kleinen Beispiele aus den Artikeln, die mich neugierig machen sollen, welche Bands werden genannt, welche Songs zitiert.

holt euch das Ding selbst 😉 
Ich habs über den Ostsaarzorn Insta-Account direkt bestellt. gibt es aber auch per Emehl.
Spitzending. Freu mich auf das nächste “Heft”.