MC: Angerboys – how to profit from the panic

Die wütenden Jungs wollen mir jetzt also erklären, wie man aus Panik Profit ziehen kann. Nun denn, ich bin gespannt:
Als Erstes: es sind keine Jungs. Zumindest die Stimme und die Zurodnung ihres Namens fällt mir leicht, denn sie heisst Taylor Snifft. Yeah. Ihre Vocals sind eher hart angezerrt als versnifft, aber die ersten drei Töne reichen aus, um mal wieder mein Wohnzimmer zu zerkleinern. Zu „cut your throat“ lässt sich das (er)leichternd machen.

i’m full of hate/ you’re full of shit
youre full of blood/ you’ll choke on it

Es folgen noch 14 (!!) weiter ins Hirn fräsende Punkhymnen in knappen 20 Minuten Spielzeit.
Die Angerboys aus Recklinghausen besingen in sehr kurzweiligen Songs das Tragen eines Insektenkopfs „insect head“ ebenso die daraus resultierende Wirrnis, die im Herstellen von Crystal-Meth endet „self-immolation“.
Klares Statement gegen Faschismus ist dann „make fascists afraid again“

fight the fascist scum
every single one
5 on 1/ i’m getting bashed
broken glass eats into my flesh
kicked in the face/ stabbed in the back
acht right now or youll be next
MAKE FASCISTS AFRAID AGAIN


Irgendwie kommt mir Nina Hagen in den Sinn. Die Sängerin hat auch dieses abgefahrene Ding in der Stimme. Ihr wisst, was ich meine, oder?
Insgesamt also sehr punkiger Polithardcore. Zackig, mal ein wenig hektisch, sehr angepisst, mit recht hoher Melodie-Dichte! Die Lyrics zwischen ernstgemeint und ernstgemeintem Nonsens.
Halt: die Musik macht ab und an auch mal einen extravaganten Schlenker. Bspw. in „terror attack“ wird eine doch recht bekannte Melodei zerwurstet.
Wie man nun von der Panik profitiert ist am Ende wohl absolut unwichtig geworden. Nein, es ist ein richtig schlauer Plattentitel und ein super Artwork noch dazu.

Erschienen bei RilRec als kotzbeiges Tape. Und bei Plastic Bomb und No Front Teeth Records als rosafarbige LP. Erschienen im August 2021.

MC: outdate – demo

Outdate haben eine Demo auf MC rausgebracht. Die Band kommt aus Dresden und hier gibts „give everything“ auf die Ohren. Erschienen bei Black Cat Tapes.
Das Wort Outdate gibt es so om Englischen gar nicht. Denn ich dachte zuerst natürlich an „outdated“ = veraltet. Was die Band aber sicherlich nicht meint. Vielleicht sowas wie „Ablaufdatum“?
Das Cover das s/w und blutrot, alte Hände, Titel „give everything“, schönes Pappfoldercover mit Texten drin. Sehr schönes Artwork!

Zur Musik kann ich sagen, dass es nicht mehr so oft vorkommt, das Bands reinflattern, die Englisch singen, bzw. nur Englisch.
„done with you“ ist gleich ne klare Ansage gegen Bullen. Outdate schaffen es einen musikalischen Spagat zu machen. Die Gitarre eher Garagig, die Drums aber Pogopunk und der Sänger könnte auch prima in eine NYHC-Band singen!
Mit „hear our calls“ folgt an Startpostition zwei ein Wunsch nach einer Faust im Gesicht eines Faschos.
Stimmung also ziemlich pissed und ich wünsche mir, dass die Band ordentlich Demos mit Faschos aufmischt, wenn denn Musik ein spürbarer Schlag ins Gesicht eines Idioten sein könnte; hach, das wäre was!
Der Vierer aus Dresden Outdate liefern eine prima Motivationshilfe für dergleichen.
Hört mal rein, super gemischt, toll gespielt.
Zu haben per Bandcamp oder bei Black Cat Tapes.

Einen Erstling wird es wohl im Frühjahr (das ist gar nicht mehr lang) geben bei Riot Bike Records. Ein erstes Video / erster Song vom Album ist allerdings etwas mehr in Richtung Oi-Punk, oder was würdet ihr sagen?