Anfangs dachte ich, hui, so Hardcore Krustie, joah, mir fehlt doch da was. Das ist doch nicht Hammerhead!
Wo ist dieses Ungestüme der “stay where the pepper grows” – das war irgendwie auf “weißes album” direkt auch nicht mehr – hin?
Bin ich echt so alt geworden und pöbel jetzt an so uralten Sachen rum, die eh keiner mehr hört? Oder als “klassiker” oder “wegweisendes album” bezeichnet.
Ach öde.
Und da kommt da also Hammerhead mit frischem Wind um die Ecke.
Abwechlungsreich. Zwischen Geballer und Geknüppel und einem riesen Haufen Wut pellen sich einige schöne Takt- bzw. Tempiwechsel raus. Es ist kritisch und politisch. Manche überschlagen sich in Kritiken. Top Sound mit maximaler Spielfreude eingezimmert. Kommt mal wieder in den Südwesten der Republik!
Das Cover war wohl eine eher witzige Aktion. Mal so ne Burg abgelichtet, der Burgherr hats gesehen… er scheint Hammerhead wohl auch zu hören – oder regelmäßig durch den Edel-Shop seiner Wahl am Plattenregal durchzustreifen – und hat das Label angehalten, diese Burg so nun nicht mehr zu zeigen.
Dann wollten alle diese Scheibe. Mit überklebter Burg Schreckenstein.
Kein Bock, das zu recherchieren, guckt halt selbst, gibt bestimmt n Punkrock-Schlaumeier-Thread bei Meta.
Noch ein Wort zum Booklet, dass kein Booklet mehr ist, sondern leider nur noch ein lauer, schwarz-weißer Abklatsch von den ehedem sehr punkrockigen Schnipselprovokationen übrig geblieben.
Bleiben nur noch die Worte, die darauf gedruckt, die Herr Scheiße ins Mikro gröhlt, während er über Deutschland nachdenkt.
Und da wird es wieder äußerst interessant.
Zynisch, böse, schreiend komisch. Er hats echt drauf (inzwischen) seine Texte, auf den Punkt und gereimt, exakt zu zentrieren. Resigniert, und doch mit einem kleinen Tipp versehen.
Ob es nun über Duckmäuser (Kinderstrafe), heutige Vorstadtkids (alle pissen an den Dom) oder den (Schlossbesitzer) geht, egal, Treffer, Versenkt. Dabei dann auch noch Querverweise in die lange Geschichte des Punk. Man könnte im Unterricht also auch prima eine Gedichtinterpretation mit musikalischer Geschichtserziehung kombinieren.
Poge immer noch in der Straßenbahn
Hab immer noch meine Ledejacke an
Iro, Nietengürtel, das ganze Programm
Schlage immer noch jeden Nazi zusammen
War nurn Witz
Bin im Sterbehospiz
Bin der leprakranke Frank
Nix mehr mit Frauen, nix mehr mit Punk
“bin noch ganz der Alte”
Erschienen bei Holy Goat Records. Auflage inzwischen so bei knapp 5000.
Hammerhead – Nachdenken über Deutschland
Beim Label in Gänze
Holy Goat Records