review: dashcoigne / cold kids / patrick F. patrick

Das hier ist ein schönes Paket mit 2 7inches und einer CD vom kleinen und feinen Label 30KiloFieberRecords aus Oettingen in Bayern.

 photo 20161124_143946_zpsgn7tjqkh.jpg
PATRICK F. PATRICK – Erdmann wohnt hier nicht mehr CD
Hui.
Ich bin sehr überrascht und zähle mal das Gute auf: tolle Verpackung für die CD und ein lohnenswertes Booklet. Detailverliebt und superklasse fotografiert! Die Texte sind lauter kleine Verlierergeschichten. Gut geschrieben und viel zu nett.
Aber was ist’n das für Mucke? Die Kombination aus Punkrock, Singer/Songwriter und so NewMetal oder sowas. Ich weiß nicht. In der Selbstbeschreibung steht „spielen bewusst an gängigen Schubladen vorbei“……
Die Menschen zu finden, die neben diesen Standardschubladen sitzen: good luck 😉

 photo 20161128_105234_001_zpslhol4i4m.jpg
DASHCOIGNE – s/t 7inch / Tape / CD
Female fronted PopPunk. Sowieso: 3(!!!) Frauen in der Band, 2 Männer. Finde ich richtig gut, das sollte es viel mehr geben!
Der 5er kommt aus Oettingen in Bayern. Sagen wir mal grob im Dreieck Augsburg, Nürnberg, Ulm. Das ist unheimlich eingängig und bleibt sofort hängen. Verzeiht den Vergleich, doch geht das klar Richtung MIA oder Jennifer Rostok.
„Flotte Musik für gute Menschen.“ Kündigt die Rückseite an!
Saugut gesungen, top gespielt, Mischung passt. Legt euch das untern Christbaum und singt fleissig mit!

 photo 20161128_105218_zpsmic0pxxu.jpg
COLDKIDS – das wollen wir 7inch / CD
Ein Punkrock 4er mit Synthie. Klingt nach 1980er, isses aber nicht wirklich. Dafür ist es, glücklicherweise, nicht dilettantisch genug.
Das geht nach vorne und ins Ohr.
Die Band gibt es wohl erst seit 2014. Ein Demo und nun die 7inch. Da ist ordentlich was los, in Erlangen oder doch Bamberg. Na jedenfalls dort, wo in Bayern das Herz für herzige Punkbands schlägt! Ich mag besonders „Scherbenhaufen“, was aber eher das Vorspiel zum nachfolgenden Song „Fahrradreifenpanne“ ist. Egal. Geil!
In einigen Fanzines schon ordentlich abgefeiert, hier auch meine Kaufempfehlung!

zu haben im 30KiloFieberShop

review: ADONEY – chagrin CD

 photo 20161007_105735_zpsgxzsjzfu.jpg
Gesucht werden die Nachfolger von den Karlsruher Übergößen ELECTRO BABY.
ADONEY machen da schon eine ziemlich gute Figur! Man hört sofort, daß die Band hervorragend zu EUCALYPDISC RECORDS passt.
Joscha haut an der Klampfe einige ziemlich steile Riffs raus. Die Backsection kloppt einen super Groove und Lars an den Vocals hat eine richtig gute Energie, die, meine alten Ohren hören da auch ziemlich vergangene Bands, den STONE TEMPLE PILOTS nicht ganz abgeneigt ist.
Ich bin echt positiv überrascht, über die Professionalität mit denen die Herren in ihren jungen Jahren rangehen. Für unsere Provinzhauptstadt ein ziemlich heisser Feger!
Unterstützung haben sie sich von Andi Schorp und Michael Conn bei den Aufnahmen geholt. Das Artwork gestaltete, recht minimalistisch ansprechend, der Basser der E-Babys: Olli Buster. (Wahrscheinlich hat er jeden kleinen Blutklecks in minutiöser Kleinstarbeit selbst angebracht 😉 )
CD gibt’s bei: eucalypdisc
bei FB

review: NO COMPLY – reversion CD

 photo 20160918_174704_zpsdbx6smle.jpg
20 Jahre sind ne verdammt lange Zeit, es miteinander auszuhalten. Nebeneinander schnarchend in den Kojen zu liegen, um am nächsten Morgen verkatert zur nächsten Show zu fahren.
NOCOMPLY haben viele Shows gespielt und sind mit ihrem schnell nach vorne gespielten Melodiccore ganz ordentlich rumgekommen.
Ein bisschen hatten sie mir in Ausgabe #1 in einem Interview von den ersten 10 Jahren erzählt.
Im September bereits war ich auf der Releaseshow im Artcanrobert. Es war voll, es war heiss und das Gaspedal stand im Grunde eine Stunde lang nicht still. Wir berichteten darüber 😉
Die Jungs, ähem, Herren, haben hier für REVERSION, ihr laaaang angekündigtes 4tes Album, wieder saugut gespielte und gemischte Songs rausgebracht.
Der Spaß hat Ecken und Kanten und saust manchmal richtig gut ins Ohr. Es ist nicht mehr ganz so hart wie auf den CD’s vorher. Mir fällt auf, daß die Hooks etwas mehr Melancholie innehaben und es zwar Skatepunk ist, der vornehmlich Spaß macht; doch auch eine Menge Momente hat, an denen man die Platte anhalten möchte. In etwa wie Floyd das so schön erzählte in „absolute Giganten“. Auch in den Texten steckt viel Nachdenklichkeit und Hoffnung, was mich dazu bringt, länger reinzulesen. „DUE SONG: it’s the time to prevent the doubts / you better don’t run locked up doors / so far different in all of our thoughts / put equal in all of our hearts“
Danke dafür!
Es lohnt sich, bei Mo’s Plattenladen in Karlsruhe durchzuschauen, hier summieren sich langsam seine Releases, haha!
Riesenauswahl – hin da!
Und REVERSION von NOCOMPLY mitnehmen!

reinhören und kaufen:
bandcamp
backbite

interview: NO COMPLY (ausgabe #1)

Ich kenne die Jungs schon ein paar Tage und weine mich schnell im Vorwort ein bisschen aus. Schon „immer“ wollte ich mit HÜNERSÜPPCHEN (1994-99) eine Bühne mit ihnen teilen. Dazu kam es nie. Dann gründeten wir 2002 pADDELNoHNEkANU und spielten immer noch nicht zusammen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, haha! Die Provinz ist so klein, da muß das doch mal klappen.
Wahrscheinlich lag es auch ein wenig daran, daß man in der Jugend doch sehr kategorisch mit Musik umgeht und nicht einfach „Punk“ hört, sondern auch diesen aufmüpfigen Bereich, der so frei und laut sein will, in Schubladen teilt. pADDELNoHNEkANU gehörten schon immer zu denen, die auf Schubladen scheißen. Wir machen, wozu wir Bock haben. Und darum geht’s doch?
In diesen 2010er Jahren nun gilt es wohl das Fähnchen „Punkrock“ wieder ordentlich mit der geballten Faust in die Luft zu strecken, da es inzwischen ja so ist, daß wir für den Otto-Normal-Verbraucher in die Kategorie „Rock“ gesteckt werden. Und es sogar soweit geht, daß „die Ärzte“ und „Frei.blöd“ für die selbe Kategorie nominiert werden……
Ich lass das mal so stehen und widme mich meinen Gesprächspartnern Daniel (Gesang) und Wagilö (Gitarre), mit denen ich mich im provinziellen „Hopfenschlingel“ auf ein naturtrübes Bierchen verabredet hatte.

Seit wann gibt’s euch? Und wann habt ihr aufgehört?
Wagilö
2007 war unser letztes Konzert in der Rock n Roll Bar Karlsruhe
Daniel
1994 haben wir zu viert angefangen, da war der Wagilö noch nicht dabei. Da war noch ein anderer Typ dabei, da müssen wir aber nicht näher drauf eingehen. Da hießen wir noch „Schwiegermuttermilch“. Das ist ein Getränk aus Österreich. 75 prozentiger Schnaps.
Ab 96 dann NO COMPLY.

Dann habt ihr Euch um 398 Grad gedreht und euch nen neuen Namen verpasst?
Daniel
Der Wagilö kam mit rein und das war wohl auch so der Grund, die Band etwas ernsthafter zu betrachten
Daniel
Und außer Josel sind wir anderen damals geskatet oder skaten heute teilweise immer noch, deshalb NO COMPLY
Wagilö
Da NO COMPLY ja auch ein Skateboardtrick ist, wie du vielleicht weißt?!?!
(Der Mikrofonhalter schüttelt den Kopf)
Daniel
Übersetzt heißt das „nicht mit allem einverstanden sein“.
Wagilö
Bei diesem Trick geht ein Fuß vom Brett und die Faustregel ist ja, das beide Füße auf dem Brett bleiben sollten. Und zum Punkrock, da wir ja anders sein wollten, sind wir nicht mit allem einverstanden! Punkrock trifft Skateboarding. Und im Namen noch beides abgedeckt. Passt wunderbar!
Daniel
Bevor wir uns umbenannt haben, coverten wir noch viele Sachen, wie Megavier (ein Projekt mit Gitarren der Fantastischen Vier, Anm.d.Verf.) oder Nirvana. Klar, natürlich auch NO FX, Lagwagon und SNFU. Unter NO COMPLY konzentrierten wir uns dann ausschliesslich auf eigene Songs.

2006 habe ich auf einer ziemlich gute besuchten Jubiläumsshow im Artcanrobert gesehen, eure CD ‚Long way home‘ in Dauerrotation gehabt….. und dann wurd’s still.
Daniel
Jeder hatte nach 11 Jahren, mit der Band trotzdem auch große persönliche Veränderungen durchgemacht. Auch musikalisch ging jeder in eine etwas andere Richtung. Klar hörte jeder auch noch Punkrock, aber im Proberaum fanden wir nicht mehr so richtig zusammen.

Was ist denn seit 2007 passiert? Die Veränderung hört ja nicht auf! Wie kamt ihr also auf die Idee, NO COMPLY nochmal aufleben zu lassen?
Wagilö
Weil wir damals jedes Wochenende auf Konzerten oder im Proberaum verbracht hatten. Das war geil! Das hat uns natürlich geprägt und irgendwo hat jedem von uns etwas gefehlt die letzten Jahre.
Daniel
Weil’s all die Jahre immer noch bei jedem präsent war. Es gab Zeiten wo wir uns sehr wenig gesehen haben, dann wieder oft, auch durch die Kinder, da drei von uns inzwischen Kinder haben. Der Einzige, der zum Glück gefehlt hat, war Ingo, der inzwischen in Hamburg lebt. Jeder hat sich, glaube ich, von dem Zwang gelöst, was tun zu MÜSSEN. Wir waren damals auf dem Weg unsere vierte CD einzuspielen. Durch die doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Musik, haben wir uns im Proberaum irgendwie festgefahren. Stundenlang Teile aufnehmen wollen, die nicht passten. Da hat dann der Spaß an der Sache gelitten. Irgendwie hat man dann versucht den Scheiß einzududeln…. Das hat’s nicht gebracht. Keine Konzerte mehr, dann kam einer nicht zur Probe, nächstes Mal ein anderer nicht. Ist dann einfach zerfallen.
Wagilö
An den 10 besten Songs haben wir 3 Jahre lang rumgedoktert, war sich nur noch selten einig….

Das wußte ich ja nicht, daß da ein viertes Album in Arbeit war. Und als ich neulich die letzte CD ausgepackt habe „long way home“ kam mir der Gedanke, daß das irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung gewesen sein könnte! Von langer Hand geplant!
Wagilö
Klar, wir haben alles vorher gewusst, haha!
Daniel
Vielleicht hat das unbewusst eine Rolle gespielt. Die Hoffnung, daß wir uns wieder zusammenraufen…..
Über lange Jahre war das nicht so einfach mit uns. Wir waren sehr verschieden. Und dann ist das natürlich ein langer Weg!

Wieviele Konzerte habt ihr denn gespielt in den 11 Jahren? Und beste Story bis jetzt?
Daniel
Etwas über 100.
Wagilö
Der Bassist pinkelt aus dem 4ten Stock Backstageraum und 2 Minuten später tauchte jemand auf, beschwerte sich, daß wir kein Bier aus dem Fenster kippen sollen. Dann haben wir uns entschuldigt und die Party ging weiter!
Daniel
Bestes Konzert war wohl 2001 WÖRTH CUP (Skateboard Contest). Als Headliner kamen 4LYN und wir durften aber plötzlich nur noch 6 oder 7 Songs spielen, weil deren das Management das so wollte. Die im Publikum sind abgegangen wie Raketen.
Wagilö
Die Stimmung war einfach zu gut für eine Vorband.
Frechheit.
Wagilö
Wer weiß, vielleicht waren wir auch einfach nur mies, haha! Nein Spass, die Stimmung war einfach nur perfekt!

Ihr seid in Rastatt beheimatet und seid auch wieder im Art Canrobert e.V. in euren ehemaligen Proberaum eingezogen. Was hat sich in der Zeit, in der ihr „Abstinent“ ward verändert?
Daniel
Ziemlich viel und ziemlich krass! Wenn ich noch zwei oder drei Leute kenne, ist es viel! Da ist ganz klar eine neue Generation am Start. Und die kennen uns ja auch alle nicht persönlich. Trotzdem wurden wir aufgenommen, als wären wir nie weg gewesen.
Wagilö
Es hat sich positiv verändert. Ich habe das Gefühl, daß die Politik etwas zurückgenommen wurde und dafür wieder mehr Konzerte stattfinden. Gute Undergroundbands aus allen Ecken des Landes.
Daniel:
Wir dürfen da MARY ANN’S KITCHEN dankbar sein, daß dieser Proberaum erhalten blieb und wir ihn nun mit der Nachfolgeband ALTE NEUE TRICKS teilen dürfen. Da sind wir ziemlich dankbar dafür.
Wagilö
Das war wie nach Hause kommen.
Daniel
Und wir dürfen bald unser erstes Konzert dort spielen. Übrigens am 17.05.! Mit uns spielen FOR THE BIRDS aus Achern ihre erste Show. (Auch auf dem Sampler, Anm.d.Verf.)

Seht ihr den politischen Aspekt nicht etwas verklärt, weil ihr Altersmilde geworden seid? Es finden ja beispielsweise Vorträge vom INPUT Rastatt dort statt,
Daniel
Man muß es nicht mehr so nach außen tragen. Man genügt sich ja auch manchmal selbst schon, weiss was man denkt. NOCOMPLY war übrigens nie eine politische Band!

Dann komme ich zu meinem Thema dieser Ausgabe „Grauzone“. Was denkt ihr über Grauzone(n)?
Wagilö
Ist ne Neue Deutsche Welle Band.
(schweigen)
Daniel
Das meinst du nicht?
(Kopfschütteln)
(Lachen.)
Wagilö
Ist das ne Anspielung auf meine Haare?

Es ist irgendwie cool, daß dieses Thema an euch vorbeigegangen ist. Ich habe deshalb dieses Thema gewählt, um denen, die die GrauzonenKarte ausspielen (und das bei jeder Gelegenheit) aufzuzeigen, daß es noch mehr Graue Bereiche gibt, vielleicht sogar für manchen Wichtigeres, als mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, nur weil er eben kein politischer oder politisierter Mensch ist.
Was habt ihr euch den für 2014 vorgenommen, außer dem Konzert am 17.05.?
Daniel
Darüber haben wir uns so noch nie richtig Gedanken gemacht.
Eigentlich haben wir nicht mehr vor, als uns zu fünft im Proberaum zu treffen und Spaß zu haben! Alles andere kommt von allein.

Wie geht das mit einem Bandmitglied aus Hamburg?
Daniel
Es gibt Nachtbusse!
Wagilö
Ja, Ingo ist klasse, der hat einfach auch Lust, wieder dabei zu sein!
Daniel
Ist großartig wie viel Energie er da reinsteckt. Aber das tun wir natürlich wieder alle!!

Dann danke ich für dieses Interview und wünsche viel Spaß am 17.05. im Art Canrobert
Daniel / Wagilö
Danke dir!

review: PISSE – kohlrübenwinter Doppel7inch

####cover könnta euch heute bei utube angucken. einfach link unten klicken. so. ####
#############
Ich hörte das erste Mal den Bandnamen und dachte an „mann kackt sich in die Hose“. Dann war erstmal lange Pause. So ein Quatsch! Dann hatte ich den Videoclip zu „scheiß DDR“ gesehen und überhaupt nicht verstanden.
Vor einem Jahr sah ich dann bei meinem Lieblingskumpel die „mit Schinken durch die Menopause“ LP. Ich sag mal so, er ist nicht so der Funpunker!
Er meinte: „boah ey, voll geil. Total Punkrock!“
Also ich die Scheibe mir untern Weihnachtsbaum gelegt und beim ersten Track „pumafrau“ ging mir das Herz auf: Deutschpunk meets Dub. Die Antwoord auf SEEED ist gefunden!
Dann die „scheiß DDR“ gleich viel besser nachzuvollziehen. Ich überschlag mich hier nicht wie das OX oder das SPEX – schieben wir die Multilabelzeitschriften mal beiseite!
Ich weiß, ich hole aus…..

Gut.
2 Singles auf 4 Labels (Phantom Records / Beau Travail / Harbinger Sound / In A Car). Sehen (fast) gleich aus. DDR-Bananen, BRD-Nachkriegscharme, da ist jemand in ein Geschichtsbuch gefallen. Ich hab das gesehen und sofort bestellt. Hab damit meinen Lieblingskumpel ganz schön ins Schwitzen gebracht.
Es wird nichts an der momentanen deutschen Wirklichkeit ausgelassen oder verschmäht. Nein, Ironie wird hier groß geschrieben. Bevor ich aber hier anfange aus Lexikas zu zitieren, oder die bisher unsäglichen Interviews der Band zu verlinken…..
Da sind ein paar Soundfetischisten am Werk.
Die machen den Lo-Fi-Punksound der 1990er so erlebbar, daß man echt denkt, die haben das scheiße aufgenommen.
Nein. au contraire, mein Freund.
Wenn man das drei bis fünfmal gehört hat, merkt man, daß jeder Beat sitzt. Das Gitarrengeschrammel einen abgezirkelten Rhythmus hat und der Synthesizer und das Theremin (!!!) mehr als nur ein Instrument zur Folterung der Gehörgänge ist. Da werden Stimmungen erzeugt. Zwischen John-Carpenter-Horrorfilm und Postpunk. Klingt aber nach 1983. Nur viel besser.

Also ich finde den Bandnamen kacke. Ne. Eher ekelig.
Will nicht dauern ans Pipimachen erinnert werden, wenn ich die Band auflegen.
Und was sage ich meinen Kindern, wenn sie die Plattensammlung durchgehen?
Nungut.
Samstag in Karlsruhe. In der Hackerei.
Danach nur noch die Groß-Städte. In- und außerhalb Deutschlands.
Ich will wissen, ob das nur so ein Kunststudentinnenprojekt wie SchnipoDings ist. Ich werde sie fragen.

Mein Anspieltipp, der morgens vor der Arbeit richtig Bock macht: Work-Life-Balance.
und vom aktuellen Release:
kohlrübenwinter #1
Kohlrübenwinter #2

auf montage (= tour.)

buch: JAN OFF – die Helligkeit der letzten Tage

 photo 20161110_113306_zpssqtqvdmu.jpg
Eine unglaublich spannende und herzzereißende Geschichte hängt an diesem Buch. Eine, die ich noch meinen Enkeln erzählen werde. Wenn ich sie euch nun erzählen würde, würdet ihr das alle so machen. Also erzähle ich sie nicht. Vielleicht kurz vor dem Ende der Welt.

Nun zu Jan’s neuestem Buch „die Helligkeit der letzten Tage“. Mit dem Antihelden, dem Loser schlechthin, Angsthase, Weichei, Marek dürfen wir die letzten Tage dieser Menscheit erleben. Er hat kein Selbstbewusstsein und kein Rückgrat. Er will nur eins: den Rausch seines Lebens, um die letzten Tage mit etwas für ihn glaubhaft Sinnvollem zu verbringen.
Jan entzaubert mit wenig verletzenden Worten (jedenfalls erstmal) eine chaotische Welt, die in einer Dämmerung lebt. Jedwede Meinung oder Haltung kommt in ihren durch und durch schlechtesten Zügen zutage. Alle Religionen versuchen noch auf den letzten Drücker, Jünger auf ihre Seite zu ziehen. Menschen fliegen wie Fallobst vom Himmel. Jeder versucht also auf seine Art, mit dem misanthopischen Ende klarzukommen. Welches Paradies einem auch verprochen wurde: hier findest du es nicht.
Marek passiert all das, was man sich nicht wünscht, all das, was er selbst nicht will. Da muss man durch, um das Ende zu erleben. Das ist skurril, das ist lustig, das ist zutiefst entlarvend.
Am Ende zieht die Sprache dann etwas an. Wenn es denn nichts mehr zu verlieren gibt.
Für seichte Gemüter wie Marek, wäre das so wohl nichts. Obschon er nichts zu verlieren hat.

Was er aus seiner Zeit macht und ob die Welt wirklich untergeht, dürft ihr gerne selbst erkunden!
bei unsichtbar mit Leseprobe vom Autor und einem unvergleichlichen Werbeclip.
Das Buch hat knappe 158 Seiten, was die Geschichte aber umso dichter macht. Das ist gut so.

review: DRUNK MOTORCYCLE BOY – try LP

 photo 20161010_134631_zpstpdcjaim.jpg

Sobald die ersten Töne in die Ohren fetzen, geht es los: klare Hooks, Toobs ins Ohr brennende Lyrics und dieser unnachahmliche Pathos in der Stimme.
Das hört sich fast nach einer Popscheibe an. Ist es aber nicht. Dafür bleibt die Band klar im Punk verhaftet.
Der Sound des Bass schön dreckig. Die Gitarre nicht zu laut und ab und an auch schmutzig verzerrt.
Die Weiterentwicklung zu mehr Eigenständgkeit ist super gelungen!
Zur selbstbetitelten 12inch ist einfach mehr in den Songs. Melancholie, großartige Chöre. Kleine Melodien die fetzen, hängenbleiben und nicht zu Gedudel werden! Die Lyrics selbstreflektierend, Geschichten erzählend. Gitarrengebretzel. Immer nach vorne. Weiter so!
Voll gut.
Jetzt beim besten Plattenhändler in Karlsruhe bestellen: backbite
oder woanders 😉 reinhören
FB
By the way: diese Scheibe gibts auch als CD mit den Songs der ersten 12inch MLP! Lohnt!

review: MINUTES FROM MEMORY – start from the beginning MiniCD

 photo 20161007_105657_zps05pwm6sw.jpg
Wenn man Marta mal getroffen hat, ist jeder Moment, den man sich mit ihrer Band ebeschäftigt, ein besonderer, gelebter. Gefüllt mit lächelnder Verzweiflung. Mit weinender Heiterkeit. Die Welt läuft, steht Kopf, öffnet sich, denkt weiter. Untermalt von wuchtigen, klaren Songstrukturen. Das ist nicht mal eben so hingeschmissen.
Die erste EP „Free, far“ in 2010 hatte mich allerdings noch nicht gefetzt. Ich empfand den Gesamteindruck als zu abgeklärt. Zu leicht, eventuell.
EP numero 2 ist gewachsen, hat sich verändert. Allein das Cover, der Titel und der Track dazu „life portrait“ ist mehrfach übergroßartig. Welch höllisch Gebrüll aus Martas Kehle dringt ist ab Song 2 „nothing in this world“ absoluter Knaller.

Ich switche mal zum aktuellen Output „start from the beginning“.
Eine Aufforderung?
Mit „witness“ kommt gleich ein knapp 5 Minuten langer Hammer über den Zweifel am Mensch-sein. Ist man der stille Zeuge, der neben sich selbst steht und seinem Unglück dabei zusieht, wie es sich immer weiter reinreitet? Lügen, betrügen, durch beten darauf hoffen, daß sich wieder alles zum Guten wendet?
Das sind berechtigte Fragen. Leider wollen sie viel zu viele Leute nicht hören. Und nicht verstehen.
Wenn ich gerade heute morgen in die Nachrichten schaue, am 9.11.2016 nimmt das Jahr einfach kein Ende. Noch ein Populist erklimmt den Olymp der Eliten! Die amerikanische Trump(f)-karte hat gestochen.
Da sind alle Fragen nach der Vernunft des Menschen berechtigt!

Zurück zur Musik: es ist schon die dritte EP dieser tollen, kraftvollen Band, die es schafft, zwischen all den menschlichen Zweifeln, musikalisch eine Brücke zu schlagen zwischen Hardcore und Screamo. Die Aufnahmen sind absolut top für eine Band, die das ohne Label macht. Da steckt viel Herzblut drin. Abwechslungsreiche Mucke. Gut gemischt. Viel Druck. Die Brüchigkeit in der Stimme im Wechsel von Brüllen zu Singen – großes Kino! Diese Band ist erwachsen geworden, hat sich verändert.
Gerade fühlt es sich so an, als fehlten mir die richtigen, beschreibenden Worte für diese Band. In gewisser Weise ziehen mich die Lyrics schon etwas „runter“, wie man so sagt…. Dabei ist es eher „erden“. Nachdenken. Think before you act. In der guten Hoffnung, etwas verändern zu können. Mehr Menschen zu treffen, die diese positive Veränderung auch wollen
Ich lasse mal die Lyrics alles sagen:
„It’s enough, it’s enough/ We’ve taken too much/ It’s
enough, it’s enough/ There’s so much blood/ It’s high time
to change/ To understand/ It’s enough, it’s enough/We
have to renounce/ It’s enough, it’s enough/ We should be
ashamed/ There’s no time to rest/ To recover“
just promises.
„She presses delete, rewinds this tape / and starts from
beginning/ New game, new luck. Maybe a new life/ Just let
go everything “
repeat, delete

Und ich hoffe, ich lese das richtige zwischen diesen Zeilen 😉

7inch: HAMMERHEAD – opa war in ordnung

 photo 20161105_115130_zps4azowync.jpg
an einem regnerischen Samstagmorgen setzte er sich hin und schrieb ein review:
HAMMERHEAD. Mülltonnenschmeißende, beißend zynische Punks. Die haben jedes Jugendzentrum aufgemischt. 1000 Liter Dosenbierpartys geschmissen.
In Talkshows gesessen und in Dokus mitgespielt, die heute untrügerische Zeitdokumente der 1990er Jahre sind.
In 2016 eine neue Single. „opa war in ordnung“. Nachdem 2001 die letzte rausgebracht wurde, eine doch sehr lange Zeit. Sie hatten nie aufgehört.
Der Opa auf dem Cover ist wohl eher etwas für Bildungsbürger, da wir ja scheinbar mehr über die Trump-Karte der amerikanischen Politik wissen, als über…. wie heisst er noch…. jedenfalls: er lebt nicht mehr.
HAMMERHEAD schon. Und sie knallen uns 7 Songs um die Ohren, die musikalisch zwar nicht die Offenbarung sind wie einst die „stay where the pepper grows“, dennoch den gestreckten Mittelfinger klar und deutlich im Einerlei des deutschsprachigen Punks strecken. Wie ein Flammenwerfer zwischen Feuerzeugstreckenden Balladenhänden auf einem BAP-Konzert.
Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für den Scheiß.
Oder verstehe die Texte plötzlich.
„Einfach übern Zaun gehangen! Gut ist, wer Gutes tut.“ Orthographisch korrekt geschrieben, keine Schnipsellayouts mehr mit handschriftlichen Notizen. Klar und deutlich. Dabei können „morgen ist untergang“ oder „undank ist der welten lohn“ auch vorgelesen eine wundervolle Dynamik hervorrufen, als seien es Gedichte eines Gottfried Benn. An den kann ich mich noch erinnern. Der war toll. Man muss sich nicht immer den Krach in die Gehörgänge pusten. Nein, man kann ihn auch brüllen: „Punk ist keine Religion. In meinem Falle aber schon.“
So wie diese Single.
Kauft den Scheiß, ihr verpasst sonst was!

review: EIN GUTES PFERD – zwischen den Zeilen ist noch Platz CD / LP

 photo 20161010_134642_zpsycgoo07u.jpg
Ich habe mich echt auf die erste „ganze“ Platte von EIN GUTES PFERD gefreut. Und dann bekomme ich eine Promo von bakraufarfita und darf sie früher anhören! Die Scheibe kommt am 11.11. raus! Vorbestellen unter dem Link des Labels möglich!
Man kann sich ja auch ab und an über die kleinen Dinge freuen, hihi!
Musikalisch ist das echt großes Kino! Viel Abwechslung in den nicht zu eingängigen, kurzen und knackigen Songs. Es wird gebrettert und gepogt. Dazwischen Breaks, Stops und Übergänge. Das wird nicht einfach hingerotzt und keine Sekunde überhöht. In „140 Meter“ ist trotz der 2Minuten17 Spielzeit noch Platz für einen kleinen und dennoch elegischen Part. Wenn das Punk im 21ten Jahrhundert ist, dann ist es Punk!
Denn die Texte sind zwischen Frustration und Melancholie auf der eher pessimistischen Seite angesiedelt. Manchmal verkopft und undurchsichtig, vielleicht einfach, weil Zwischen den Zeilen noch Platz ist, das ein oder andere Bild selbst zu assoziieren. Wenn die Texte klar sind, wie bspw. „Fratze“, dann fetzen sie auch sofort richtig gut!
Erinnern tut mich die Musik an vieles, vor allem an eins:
ohne Kritik wachsen weiterhin die Unkrauts unterm Pflaster!
Dank an die guten Pferde für die tolle Scheibe!
Unterwegs sind die Herren auch wieder:
29.10.16 Hamburg, Störtebeker
11.11.16 Cottbus, Chekov
12.11.16 Berlin, Schokoladen
18.11.16 Mainz, Haus Mainusch
19.11.16 Essen, Alibi
02.12.16 Leipzig, Atari
03.12.16 Zittau, Emil
09.12.16 Braunschweig, B 58
10.12.16 Lübeck, VeB
25.03.17 Berlin, Cassiopeia