interview: NO COMPLY (aus #1 2014)

INTERVIEW NO COMPLY

Ich kenne die Jungs schon ein paar Tage und weine mich schnell im Vorwort ein bisschen aus. Schon „immer“ wollte ich mit HÜNERSÜPPCHEN (1994-99) eine Bühne mit ihnen teilen. Dazu kam es nie. Dann gründeten wir 2002 pADDELNoHNEkANU und spielten immer noch nicht zusammen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, haha! Die Provinz ist so klein, da muß das doch mal klappen.

Wahrscheinlich lag es auch ein wenig daran, daß man in der Jugend doch sehr kategorisch mit Musik umgeht und nicht einfach „Punk“ hört, sondern auch diesen aufmüpfigen Bereich, der so frei und laut sein will, in Schubladen teilt. pADDELNoHNEkANU gehörten schon immer zu denen, die auf Schubladen scheißen. Wir machen, wozu wir Bock haben. Und darum geht’s doch?

In diesen 2010er Jahren nun gilt es wohl das Fähnchen „Punkrock“ wieder ordentlich mit der geballten Faust in die Luft zu strecken, da es inzwischen ja so ist, daß wir für den Otto-Normal-Verbraucher in die Kategorie „Rock“ gesteckt werden. Und es sogar soweit geht, daß „die Ärzte“ und „Frei.blöd“ für die selbe Kategorie nominiert werden……

Ich lass das mal so stehen und widme mich meinen Gesprächspartnern Daniel (Gesang) und Wagilö (Gitarre), mit denen ich mich im provinziellen „Hopfenschlingel“ auf ein naturtrübes Bierchen verabredet hatte.

Seit wann gibt’s euch? Und wann habt ihr aufgehört?

Wagilö: 2007 war unser letztes Konzert in der Rock n Roll Bar Karlsruhe

Daniel: 1994 haben wir zu viert angefangen, da war der Wagilö noch nicht dabei. Da war noch ein anderer Typ dabei, da müssen wir aber nicht näher drauf eingehen. Da hießen wir noch „Schwiegermuttermilch“. Das ist ein Getränk aus Österreich. 75 prozentiger Schnaps.

Ab 96 dann NO COMPLY.

Dann habt ihr Euch um 398 Grad gedreht und euch nen neuen Namen verpasst?

Daniel: Der Wagilö kam mit rein und das war wohl auch so der Grund, die Band etwas ernsthafter zu betrachten. Und außer Josel sind wir anderen damals geskatet oder skaten heute teilweise immer noch, deshalb NO COMPLY

Wagilö: Da NO COMPLY ja auch ein Skateboardtrick ist, wie du vielleicht weißt?!?!

(Der Mikrofonhalter schüttelt den Kopf)

Daniel: Übersetzt heißt das „nicht mit allem einverstanden sein“.

Wagilö: Bei diesem Trick geht ein Fuß vom Brett und die Faustregel ist ja, das beide Füße auf dem Brett bleiben sollten. Und zum Punkrock, da wir ja anders sein wollten, sind wir nicht mit allem einverstanden! Punkrock trifft Skateboarding. Und im Namen noch beides abgedeckt. Passt wunderbar!

Daniel: Bevor wir uns umbenannt haben, coverten wir noch viele Sachen, wie Megavier (ein Projekt mit Gitarren der Fantastischen Vier, Anm.d.Verf.) oder Nirvana. Klar, natürlich auch NO FX, Lagwagon und SNFU. Unter NO COMPLY konzentrierten wir uns dann ausschliesslich auf eigene Songs.

2006 habe ich auf einer ziemlich gute besuchten Jubiläumsshow im Artcanrobert gesehen, eure CD ‚Long way home‘ in Dauerrotation gehabt….. und dann wurd’s still.

Daniel: Jeder hatte nach 11 Jahren, mit der Band trotzdem auch große persönliche Veränderungen durchgemacht. Auch musikalisch ging jeder in eine etwas andere Richtung. Klar hörte jeder auch noch Punkrock, aber im Proberaum fanden wir nicht mehr so richtig zusammen.

Was ist denn seit 2007 passiert? Die Veränderung hört ja nicht auf! Wie kamt ihr also auf die Idee, NO COMPLY nochmal aufleben zu lassen?

Wagilö: Weil wir damals jedes Wochenende auf Konzerten oder im Proberaum verbracht hatten. Das war geil! Das hat uns natürlich geprägt und irgendwo hat jedem von uns etwas gefehlt die letzten Jahre.

Daniel: Weil’s all die Jahre immer noch bei jedem präsent war. Es gab Zeiten wo wir uns sehr wenig gesehen haben, dann wieder oft, auch durch die Kinder, da drei von uns inzwischen Kinder haben. Der Einzige, der zum Glück gefehlt hat, war Ingo, der inzwischen in Hamburg lebt. Jeder hat sich, glaube ich, von dem Zwang gelöst, was tun zu MÜSSEN. Wir waren damals auf dem Weg unsere vierte CD einzuspielen. Durch die doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Musik, haben wir uns im Proberaum irgendwie festgefahren. Stundenlang Teile aufnehmen wollen, die nicht passten. Da hat dann der Spaß an der Sache gelitten. Irgendwie hat man dann versucht den Scheiß einzududeln…. Das hat’s nicht gebracht. Keine Konzerte mehr, dann kam einer nicht zur Probe, nächstes Mal ein anderer nicht. Ist dann einfach zerfallen.

Wagilö: An den 10 besten Songs haben wir 3 Jahre lang rumgedoktert, war sich nur noch selten einig….

Das wußte ich ja nicht, daß da ein viertes Album in Arbeit war. Und als ich neulich die letzte CD ausgepackt habe „long way home“ kam mir der Gedanke, daß das irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung gewesen sein könnte! Von langer Hand geplant!

Wagilö: Klar, wir haben alles vorher gewusst, haha!

Daniel: Vielleicht hat das unbewusst eine Rolle gespielt. Die Hoffnung, daß wir uns wieder zusammenraufen….. Über lange Jahre war das nicht so einfach mit uns. Wir waren sehr verschieden. Und dann ist das natürlich ein langer Weg!

Wieviele Konzerte habt ihr denn gespielt in den 11 Jahren? Und beste Story bis jetzt?

Daniel: Etwas über 100.

Wagilö: Der Bassist pinkelt aus dem 4ten Stock Backstageraum und 2 Minuten später tauchte jemand auf, beschwerte sich, daß wir kein Bier aus dem Fenster kippen sollen. Dann haben wir uns entschuldigt und die Party ging weiter!

Daniel: Bestes Konzert war wohl 2001 WÖRTH CUP (Skateboard Contest). Als Headliner kamen 4LYN und wir durften aber plötzlich nur noch 6 oder 7 Songs spielen, weil deren das Management das so wollte. Die im Publikum sind abgegangen wie Raketen.

Wagilö: Die Stimmung war einfach zu gut für eine Vorband. Frechheit. Wer weiß, vielleicht waren wir auch einfach nur mies, haha! Nein Spass, die Stimmung war einfach nur perfekt!

Ihr seid in Rastatt beheimatet und seid auch wieder im Art Canrobert e.V. in euren ehemaligen Proberaum eingezogen. Was hat sich in der Zeit, in der ihr „Abstinent“ ward verändert?

Daniel: Ziemlich viel und ziemlich krass! Wenn ich noch zwei oder drei Leute kenne, ist es viel! Da ist ganz klar eine neue Generation am Start. Und die kennen uns ja auch alle nicht persönlich. Trotzdem wurden wir aufgenommen, als wären wir nie weg gewesen.

Wagilö: Es hat sich positiv verändert. Ich habe das Gefühl, daß die Politik etwas zurückgenommen wurde und dafür wieder mehr Konzerte stattfinden. Gute Undergroundbands aus allen Ecken des Landes.

Daniel: Wir dürfen da MARY ANN’S KITCHEN dankbar sein, daß dieser Proberaum erhalten blieb und wir ihn nun mit der Nachfolgeband ALTE NEUE TRICKS teilen dürfen. Da sind wir ziemlich dankbar dafür.

Wagilö: Das war wie nach Hause kommen.

Daniel: Und wir dürfen bald unser erstes Konzert dort spielen. Übrigens am 17.05.! Mit uns spielen FOR THE BIRDS aus Achern ihre erste Show. (Auch auf dem Sampler, Anm.d.Verf.)

Seht ihr den politischen Aspekt nicht etwas verklärt, weil ihr Altersmilde geworden seid? Es finden ja beispielsweise Vorträge vom INPUT Rastatt dort statt,

Daniel: Man muß es nicht mehr so nach außen tragen. Man genügt sich ja auch manchmal selbst schon, weiss was man denkt. NOCOMPLY war übrigens nie eine politische Band!

Dann komme ich zu meinem Thema dieser Ausgabe „Grauzone“. Was denkt ihr über Grauzone(n)?

Wagilö: Ist ne Neue Deutsche Welle Band.

(schweigen)

Daniel: Das meinst du nicht?

(Kopfschütteln)

(Lachen.)

Wagilö: Ist das ne Anspielung auf meine Haare?

Es ist irgendwie cool, daß dieses Thema an euch vorbeigegangen ist. Ich habe deshalb dieses Thema gewählt, um denen, die die GrauzonenKarte ausspielen (und das bei jeder Gelegenheit) aufzuzeigen, daß es noch mehr Graue Bereiche gibt, vielleicht sogar für manchen Wichtigeres, als mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, nur weil er eben kein politischer oder politisierter Mensch ist.

Was habt ihr euch den für 2014 vorgenommen, außer dem Konzert am 17.05.?

Daniel: Darüber haben wir uns so noch nie richtig Gedanken gemacht. Eigentlich haben wir nicht mehr vor, als uns zu fünft im Proberaum zu treffen und Spaß zu haben! Alles andere kommt von allein.

Wie geht das mit einem Bandmitglied aus Hamburg?

Daniel: Es gibt Nachtbusse!

Wagilö: Ja, Ingo ist klasse, der hat einfach auch Lust, wieder dabei zu sein!

Daniel: Ist großartig wie viel Energie er da reinsteckt. Aber das tun wir natürlich wieder alle!!

Dann danke ich für dieses Interview und wünsche viel Spaß am 17.05. im Art Canrobert

Daniel / Wagilö

Danke dir!

 

 

 


	

review: UNBITE – merge EP

 

Habe hier aus Stuggi die neueste Noiserockscheibe von Helge bekommen, der, nachdem BUZZ RODEO einen absolut Kometenhaften Aufstieg und einige sehr schöne Vinyloutputs hatten und eben leider auch schon wieder verglüht sind, sich nun bei UNBITE an den Drums verdingt.

Female Vocals puschen die eingängig krachig, noisigen Riffs nach vorne. Insgesamt ist es recht minimalistisch gehalten und erinnert mich sehr an FUGAZI oder UNWOUND, wobei die Band hier noch in einem Anfangsstadium zu hören ist. Das Namedropping also vielleicht noch zu früh? Die Band gibt es wohlgemerkt erst seit 2019! 

Ich weiß auf jeden Fall, daß UNBITE dabei sind, im Frühjahr 2020 eine Platte an den Start zu bringen und einige Gigs zu spielen. Eine Frau, zwei Männer bringen hier teils hypnotischen, teils sehr noisigen aber auch in klaren Songstrukturen bewegenden Noiserock.

Sechs Songs, in drei Tagen aufgenommen. Schönes Cover auch.

Unbedingt auschecken!

news

nachdem ich von Nico auf seinem Blog vinyl-keks so gelobt worden bin für die ausgabe #5a, habe ich mich kaum ein halbes jahr später von ihm (sehr gerne) fressen lassen.
yeah, jetzt kommt der fame.
haha! nein, nico hat eine kleine redaktion ins leben gerufen und wir besprechen analoges. vor allem vinyl.
find ich super.
hier mal review numero uno: KRUPSKI schrieb „die knittrigen

hier wird es aber weiterhin sinnfreie kritiken zu der punkband xyz geben… es folgt lediglich noch ein serverumzug.
wer mir dabei helfen mag und irgendwelche ideen hat von blogsport umzuziehen: lets go!

review: DEAD KOYS – resting places LP

DEAD KOYS resting places LP
Kam plötzlich so reingeflattert.
Zu meiner Freude. Denn gleich ab dem ersten Ton treibt einen die Reibeisenstimme von… hm, wie heisst er denn. Rauszufinden gibts da wenig. Jedenfalls die Stimme, die warmen Melodien, alles umschliesst dich wie ein Freund, den du an einem lauen Spätsommerabend in der ausgfransten Innenstadt mit einem Bier in seiner linken Hand triffst.
Die Texte, formal schön auf ein A2 Plakat im Innenraum der Platte gedruckt, spiegeln das wieder: Freundschaft, Abschied, Zweifel, Plätze die bleiben. Und Dortmund scheint so einige dieser Plätze zu haben. Um hier und dort auf etwas Grün zu schauen, umrandet von Beton, stehen zu bleiben und ein kleines, emotionales Leben in ein paar Zeilen zu fassen.
Musikalisch fasst das Label bakraufarfita, auf dem die Platte am 21.03. erscheint, dass als Leatherface mit RVIVR und AsFriendsRust zusammen. Die Herren könnten prima auf dem HELL-FEST in Stuggi passen! Von der Band selbst las ich: „irgendwas zwischen 90s emo, punk und softcore“
Ich lass das mal alles so stehen und freue mich, wenn ihr ein Ohr wagt!
Gut gespielt, die Band gibt es wohl schon bald zehn Jahre, sauber gemischt und so kommts auch aus den Boxen. Hot Shit.
Erstmal gibt am Releasetag eine Releasshow mit meinen Freunden von NO°RD! In Dortmund. Grüße!

review: SLIME – die toten wollen wieder alleine sein MaxiEP

SLIME die toten wollen wieder alleine sein
Zuerst hab ich mir gedacht, nachdem die Band nun tatsächlich meine Jugend begleitet haben, ich kauf mir da einfach mal ne schöne neue, kurzweilige Scheibe; und höre ein paar Evergreens wieder.
Der erste Song ist ein neues Stück „die toten wollen wieder alleine sein“, der textlich sehr gut den momentanen gesellschaftlichen Denkprozess in Kaltland widerspiegelt. Musikalisch ist das spürbar anders als die Klassiker aus dem darauf folgenden Medley.
Zum Zweiten fand ich die Siebdruckaufmachung sehr cool. Weißes Vinyl mit rotem Druck des Covermotivs.
Was mich echt stört ist etwas allgemeiner, denn die Scheibe ist eigentlich ganz cool: wenn man zu der Platte, da sie nun schon ein paar Monate raus ist, nach andern Reviews sucht, findet man nur Mailorder, Media-Markt und andere kapitalistische Verkaufplattformen. Ich kotze.
Und limitiert ist die Platte mit 1500 Stück auch nicht. Limitiert geht anders.
Hört sich dann am Ende doch wie eines der TotenHosen an.
Scherz.
Die Lyrics gefallen mir wesentlich besser als die Vertonung von Erich Mühsam „sich fügen heisst lügen“. Und musikalisch auch wesenltich geiler als die schlageresken Riffs und Chöre von „hier und jetzt“. Am Ende noch dieses bejubeln des 40-Jährigen Bandjubulats. Jaja. Wieviel mal habt ihr aufgehört und wieder angefangen? Wer ist noch übrig?
Ach. Egal.
Hat Spaß gemacht, die EP anzuhören.
Mal gucken, was als Nächstes kommt!

review: PUTZFRAU – running demo

PUTZFRAU - demo
ich beginne dieses Jahr mal mit ner ordentlichen runde highspeed-krach!
gestolpert bin ich, natürlich, über das geschnipselte s/w cover und den putzigen bandnamen.
ich weiß, was du denkst: aber nein! das ist ne high speed version von den DEAD KENNEDYS mit ner frau am mikro. und sie kommen aus portland, oregon. wo das liegt ist mir so egal, wie da wo du gerade liegst. sie spielen acht songs in acht minuten und knallen dir aber sowas von schnell ihre kanppen songs um die ohren. anspieltipps auf jeden fall „running
ich hab jedenfalls keine mühe gescheut und der band ne mail geschickt. hier ihre infos:
(….)

Schade auch. Aber hört einfach selbst rein. Feinstes Geballer!

review: DREI AFFEN – seguimos ciegxs EP

Mit einem Donnern mag ich mich ins dem Jahr 2020 schiessen.
Hilfe leisten mir dabei die heftigst ballernden DREI AFFEN aus Torrelavega im Norden Spaniens.
DREI AFFEN - seguimos ciegxs EP
Ich konnte mich nicht entscheiden und habe, ausnahmsweise, alle drei Farben bestellt. Evtl habt ihr Glück und findet die Scheibe noch beim deutschen Label through love oder bestellt sie bei der band selbst.
Vorstellen sollte ich sie eigentlich nicht mehr müssen, es gibt ein sehr kurzweiliges und gutgelauntes Interview in der aktuellen Ausgabe 5A; und selbstverständlich Musik auf dem Tape.
Großartiges Gewitter.
Auf der aktuellen Scheibe „seguimo ciegxs“ was soviel heisst wie „immer noch blind“.
Der erste Song ist auch direkt der Titeltrack. Nach einer kurzen Nachfrage nach Freiheit und einem winzigen, düstermelancholischen Intro schiebt und ballert die Band los, das man in Sekundenschnelle weiß, was in den insgesamt sechs Tracks auf einen zukommt.
Die Songs sind insgesamt mit mehr Druck gespielt als noch auf der ersten EP. Dabei beleiben die Gitarrenriffs richtig catchy. Ab und an in Halbtöne verschiebend, verzichten sie auf allzu noisige Parts.
Sehr abwechslungsreich. Mal der Fokus auf die Basslinie, mal auf das herzzerreissende Geschrei von Elsa. Über alle Tracks drückt Eloy mit seinem Schlagzeugspiel die Parts ins richtige Tempo.
Screamo, Neocrust und Artverwandtes sind nicht ganz mein Style, das hier sticht aber wirklich heraus. Viel mehr als die 20 Minuten, die hier zu hören sind, halte ich aber auch nicht aus, haha!
Auf dieser EP diesmal alle spanischen Texte ins Englische übersetzt. Es geht um Befreiung, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, es geht um das verzweifelte Innerste, das heraus will aus seinem Käfig.
Diesmal auch neu ist die hohe Auflage mit 500 Stück und die Labelanzahl. Waren es bei der ersten, selbstbetitelten EP noch 16, sind es nun noch die erwähnten ThroughLoveRecords PIFIA LeftHandLabel und ZegemaBeachRecords
Interview gibts bei mir (mail auf der startseite), eine handvoll Ausgaben habe ich noch mit grünem Cover.

review: DIE ANGST – verschimmelte blumenwiesen EP

DIE ANGST - verschimmelte blumenwiesen EP
Und die nebelige Stimmung nehme ich gerne mit… schon aus dem Frühjahr, als diese EP der Potsdamer Band bei mir reinflattert. Auch sie kenne ich schon lange. Fast so lange wie BEN RACKEN. Wenn man nach düsterer Punkmusik sucht findet man außer den Bands aus Mönchengladbach oder FLIEHENDE STÜRME dann doch auch mehr!
Und mit dem ersten Song „den krähen lieb“ ziehen sie dich auch sofort

in den nebel, denn dort ist es kalt

Ich höre da viel schwarz. Jede Umdrehung der Scheibe, jeder weitere Takt, die teils monotone Gitarre, der schwere Bass, die klagenden und tiefen Vocals ziehen einen immer tiefer…. und tiefer…
Saugut.
Und wenn die flüsternde Stimme bei „der freie fall“ dich zum atmen auffordert, geht ein Schauer über den Rücken!
Nach einigen Releases, von denen ich auch schon einige reviewt habe, ein paar Livekonzerten mit DIE ANGST, ist diese EP wohl vom Sound das Beste, was sie bisher rausgebracht haben.
Das Cover ist schön stachelig, Textblatt, auf der B-Seite ein schwarze Druck vom „die angst“ – schriftzug. Ich finde das alles wirklich gelungen“

Reinhören könnt ihr bei bandcamp. bei amazon.
kaufen wohl direkt bei der band. leitstelle [at] angst-punk.de – zwölfoiroplussechsporto –

und wenn jetzt einer ne rechtfertigung / stellungnahme von mir will, warum ich schon wieder DIE ANGST rezensiere, ich zitiere aus der aktuellen Scheibe:

denkt selbst

(ihr habts ja auch alle drauf im internet zu recherchieren… also beide seiten, gelle!
oder:
ich nehm einfach den Text den Falk Fatal für polytox geschrieben hat, danke dir für die Recherche!

review: BEN RACKEN – sonnensucher

BEN RACKEN - sonnensucher
Kurz, wirklich ganz kurz vor dem Jahresende kommt die neue Scheibe endlich reingeflattert.
Ein Releasedatum gibt es nicht. Noch nicht.
Alle Songs sind mit Hilfe von Freunden und Familie entstanden. Backingvocals, Lyrics, ein bisschen Overdubs. Eigenvertrieb.
Mehr DIY geht wohl nicht.

Ich hoffe sehr, diese Scheibe kommt bei euch an.
Einen treffenderen Zeitpunkt als die nebulösen Dezembertage hätte die Band gar nicht wählen können.
Der erste Song „über das scheitern“ mit seinen eingängigen Halbtonakkorden umschliesst mich, wie ein alter Freund beim Wiedersehen nach langer Zeit. Ich freue mich. Begleiten sie mich (und auch meine Band… wir begleiten somit auch sie) schon so viele Jahre! 2009 trafen wir uns das erste Mal in Rastatt im Artcanrobert, kurz nach ihrer ersten Platte „I“.

Zurück zur Musik, die „III 1/2“ noch gar nicht sooo lange her (2016). Nur drei kurze Jahre sind vergangen und BEN RACKEN bleiben damit in ihrem Releaserhythmus.
Danach kommt mit „fischfinger“ ein typischer BEN RACKEN Song, sie haben in all den Jahren ihr Songwriting und das Artwork in eine Form gegossen. Ein Becken voller Kähne und untergehendenden Booten. In den Lyrics spiegelt sich das wider. Fische nur ein Synonym für den Mensch. Noch nie habe ich die Band aber auch so deutliche Worte finden hören. So wütend auf das, was gerade in Sachsen-Anhalt passiert. Was den Mensch dort in die Finger von Bauernfängern treibt.

manchmal finden sie nach Hause (das hast du nie gewollt) und zerschlagen, was noch übrig blieb
und wenn sie können, sie werden hassen und einer findet sich, der zündelt dann zuerst
und wenn sie dürfen, sie werden schiessen, damit eindlich einer blutet, endlich einer zahlt

Das ist längst nicht alles. Kleine Experimente gibt es auch, wie den Anfang von „finden keinen schlaf“. Nocheinmal wütend bei „troll“. Pathetisch bei „der junge“. Abschied mit „am meer“ und „trauerkind“. Wenn man bei BEN RACKEN von einem zuverlässigen (vor allem lässigen) Schiff sprechen möchte, so haben sie sich in etwas ruhigere Fahrwasser auf der Elbe begeben. Wahrscheinlich liegt das aber an den weniger „zappeligen“ Gitarrenriffs.
Bevor ich nun zu viele Worte an diesem stillen, nebeligen Dezembertag im Rheintal verliere:
Wer eine toll aufgemachte, gut eingespielte, mit erwachsenem Punkrock befüllte und nachdenklichen Texten versehene Scheibe den Rest des noch nicht angebrochenen Jahres 2020 hören möchte: hier liegst du richtig!
melden bei tubana(ää)web.de

……die größte zivilatorische errungenschaft der menschheitsgeschichte ihren persönlichen minderwertigkeitskomplexen zu opfern……

fanzine: ZAP #153

ZAP #153
Ich so, mitm Bier vorm Rechner, Nachrichten aus der Szene gucken, da kommt das ZAP um die Ecke…
Neue Ausgabe und so. Ich mal schnell bestellt und irgendwann bekommen.
Es kommt vom Layout mal so „wie immer“ und direkt „back from pet semetary“. Es geht wohl vor allem um das haptische Erlebnis mit dem Heft, nicht viel lesen, eher zusammenrollen und zuschlagen. Respektschelle. Dabei gibt es richtig viel zu lesen.
Viele Mitstreiter bringen ein kunterbuntes Programm zusammen, was soviel mit Hardcore zu tun hat wie die heutige Szene mit Jugendbewegung. Oder doch?
Mitvierziger, oder seid ihr alle älter?, erzählen ihre Geschichten von der Wende (Pastor Torsun), schön ehrlich von Max Motherfucker über seine Zeit bei REAGAN YOUTH, über die PIXELPUNKER, die mit ausgefallenen Fotografien gefallen. Das Interview mit Mark Waschke, seineszeichens Schauspieler und Darsteller des Berliner Tatort Kommissars „Robert Karow“ ist gut geworden und auch die „pflegetipps“ zum Thema Hausdurchsuchung anno 2019.
leider gesellt sich auch ein Artikel hinzu über einen Horst, der in Ghana einen Film namens „african kung fu nazis“ gedreht hat. So mit Hitler und weiß angemalten Ghanaern. Hui. Wenn es stimmt, nicht witzig. Wenn es ne, neudeutsch, Fake-News ist, auch nicht witzig. Go to hell mit deinen weißen Flachwitzen. abhitlern geht gar nicht. Und Horsts mag ich eh nicht.
Und was mir auch nicht so schmeckt sind die fettgedruckten Namen der Bands etc. Hat sowas von Bild-Zeitung. Oder ist das, mit all den anderen Alt-Herren-Hardcore-Stories, irgendwie lustig und ich hab den Bus mit den Pointen verpasst?

Das Heft ist alles in allem trotzdem ganz kurzweilig und gut lesbar.
Ich freue mich über ein ausgewogenes Printerzeugnis, alle wollen Innovation , denn ein Zine wiederzubeleben muss ja nicht heissen, daß das ein Aufguss sein muss wie ihn Hardcorebands a la REFUSED oder RAISED FIST gerade aufspielen; und dem ZAP isses egal. Moses macht im Grunde da weiter, wo er aufgehört hat. Das ist konsequent!
Die Schreibe ist insgesamt sehr viel runder als so manches verhackte Interview, an das ich mich aus den 1990ern erinnern kann.
Es gibt jedenfalls sauviel zu lesen! Stories, Interviews, Berichte, Abschied.
Ich sag mal Danke für Ausgabe 1 im alten Jahrezehnt.
Jetzt kanns losgehen!
Aber bitte nicht mehr alle zwei Wochen! So schnell kann ich nicht lesen.