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MC: zuckerbrot und peitsche – wunderschön hässlich

Zuckerbrot und Peitsche, was ja schon mal ein sehr cooler Bandname ist, wenn auch sehr lang.
Und es gibt unendlich viele Seiten, die erklären, was es mit dieser Redewendung auf sich hat. Es gibt ein Festival (Elektronik…) gleichen Namens, diverse Lieder gleichen Namens und eine Folge von „ein fall für zwei“. Wenn man also „band“ in die Suchanfrage miteinfließen lässt: Ergebnis, yeah!

Die Band gibt es wohl schon eine ganze Weile und zwar mit Unterbrechung 2011 – 17 und wieder ab 2023.
Und dieses Tape beinhaltet 17 Songs von ihnen, aufgenommen 2013 und live in der Chemiefabrik Dresden im April 2024 aufgenommen.
Susä, Goofy, André, Matze; die alten Aufnahmen mit Assi am Bass.
Soviel aus dem Inlay.

Es ist, ja, Deutschpunk. Irgendwie „aus der Zeit gefallen“. Zackiger Deutschpunk, der die End80er, Anfang der 90er nicht überquert hat. Da kam Punkrock noch mehr aus der NDW und erst später zu diesem ätzenden Metalgitarren-Deutschpunk wurde.
Ich mag das gerne. Die Songs sind gut eingespielt, abwechslungsreich und gut gemischt.

Bei längerer Laufzeit fällt mir auf, dass die Sängerin Susä dieses gepitschte hochgehen mit der Stimme echt witzig ist. Ab und an ballert sie die Lyrics so raus, dass es sich fast schon nach amerikanischem Hardcore anhört. Das ist nicht unrythmisch, aber es muss in die Zeile passen!
Es gibt auch einige englische Lyrics. „bitte verletz mich“ ist jetzt mal spontan mein Anspieltipp.
Bei „erwartungshaltung“ geht es um Beziehung und es ist megagut, wie wütend sie den Text vorträgt. Nicht nur die Message ist schnell klar, sondern auch, wie sie sich dabei fühlt! Geht mir echt rein.
Die Gitarren haben einen echt fetten Sound! Gut!

Erschienen via Black Cat Tapes.

 

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LP: kodder – ihr kotzt mich an ich kotz mich aus

Nur ein paar schnelle Worte, endlich, zur Kodder EP mit ihren drei Songs zum Einstieg in das Kodder-Verse.
Denn die drei Menschen in der Band machen echt viel viral und pissen echt jedem ans Bein.
Punk? ja!

Ich hatte mit Friedemann geschrieben, weil ich gerne einen Song mit auf die aktuelle Compi nehmen wollte, was auch geklappt hat, danke!.
Die drei Songs „kodder“, „gelassen“ und „campino“ sind alle voll die Hits.
Ja, Friedemann weiß halt auch, wie’s geht. Und es bleibt dabei: er hat recht. Und wenn ihr meint, er hat nicht recht, dann hört ihn halt nicht. Ungefähr so spaltet sich die „Gemeinde“.
Zu JEDEM Song gibt es ein Video. Und die Ideen gehen ihnen nicht aus. Es ist schon wieder ein aktuelles raus namens „führer in den krieg“!
Der Sound ist megafett. Da ist alles rausgeholt worden, was geht.
Songwriting ist stark, wie die Lyrics. Könnten auch akustische Nummern sein.

Im April wird es das Album der Internet-süchtigen, äahm, Internet-affinen Punker geben.
Kann man vorbestellen biem Label weirdsounds oder bei flight13

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paddelnohnekanu ON TOUR 07.02.-09.02.

Moin.

Bin mit meiner Band pADDELNoHNEkANU auf Tour mit der wahnsinnig guten Band MUTTER WILL TANZEN.

07.02. Ottersberg Bahnhof e.V.
08.02. Flensburg Hafermarkt
09.02. Hannover Stumpf

 


 

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konzert: kommando schimmelkotze, chefdenker, detlef OETINGER Villa 24.01.2024

Gastautor Joey Controletti mit ein paar Worten zu diesem Konzert, bitteschön.

Ach, wie schön kann es eigentlich sein?! Als ich im Laufe des Jahres 2024 spitz kriegte, dass Chefdenker und Detlef in der Oetinger Villa spielen werden, schmiedeten .n und ich sogleich den Plan, dort hinzufahren.

.n erfreute sich ausgezeichneter Laune, als er mich in Heidelberg einsammelte und wir zu seinem Soundtrack von Pöbel & Gesocks nach Darmstadt bretterten, bzw. gepflegt fuhren. Pöbel & Gesocks ist nicht 100 Pro mein Ding, aber .ns gute Laune war ansteckend und so kamen wir gut am Moxy Hotel an. Das war das erste Mal, dass ich mir für eine Show ein bezahltes Zimmer nahm, sonst hieß es sich immer die Nacht über rumdrücken, bis dann wieder ein Zug fährt. Es war aber bezahlbar für mich und die Oetinger Villa gut mit den Öffis erreichbar.

Weil alle der guten Dinge drei sind, schaffte ich es diesmal endlich in die Pizzaria Da Guiseppe. Die letzten zwei Male in der Oetinger Villa waren die Gastronomen immer in Urlaub gewesen. Die Pizza war dann „nur ok“ aber es gab Bier aus der Brauerei Faust, lecker lecker. .n stellte sich eine „Pizza .n“ zusammen, mit Thunfisch, Salami, Sardellen und schwarzen  Oliven. Alright. Damit .n nicht wie so häufig beim Pogo Überfressungs Beschwerden bekommt, wickelte er sich die letzten zwei Stücke in Alufolie ein; nicht ohne vorzuschlagen, die „Pizza .n“ könne doch in Zukunft mit auf die Speisekarte aufgenommen zu werden. Klar, ist jetzt nicht super konventionell, für mich als Alltags-Veganer sowieso nicht. Aber in Sachen Pizza habe ich schon wildere Geschichten gehört, z.B. „Pizza Elvis“ bei der Mais und Mayonnaise (vor dem Backprozess) eine zentrale Rolle spielen.

Die Stimmung in der Oetinger Villa ist mal wieder sehr gut, die Leute sympathisch.

Es sollte auch bei den mild-winterlichen Außentemperaturen an dem Abend im Konzertsaal die ultra Sauna werden.  Ein paar alte Bekanntschaften wurden erneuert und neue gemacht. .n tischkickerte wie wild.

Opener machten Kommando Schimmelkotze aus Darmstadt. Stabile Deutschpunk Geschichte. Die Sängerin quietscht und zetert irgendwo zwischen Hans-A-Plast und Östro 430, der schnelle Gesang bringt eine peppige Hektik in das vier-Viertel Deutschpunk Gefüge der Band. Auch der Drummer übernimmt bemerkenswert kräftig dargebotene Vocalparts, sehr fein. Die Lyrics und Ansagen zwischen den Songs lassen keine Zweifel an der betont feministischen Ausrichtung der Band, insofern auch eine coole Ergänzung zum übrigen Line-Up.

Bei Detlef hatte ich viel Freude am mitsingen. Ich habe die Band seit deren Entstehen vor vielleicht acht Jahren seitdem viel „aus der Tube“ gehört. Den Tipp gab mir damals Sir Uwe Stahl persönlich, als er Ton für unseren ersten Gig mit hühnertot im P8 machte. Wir hatten es über meine Schwäche für Supernichts gehabt. Detlef zum ersten Mal live zu sehen war mir eine große Freude. Es war geil zu erleben, wie toll die Band die mehrstimmig komponierten Gesänge auch auf der Bühne zu Geltung bringt. Detlef Damm am Bass steht voll im Saft – solides Bassspiel auf dem Rickenbacher, voller Gesang und Ansagen, die auch bei einer Coverband auf einer Ü40 Party für Stimmung gesorgt hätten. Wenn man das Bild so zu Ende malen möchte, wäre Detlef Löber am Schlagzeug wohl die Seele der Band und Detlef Meurer das Bypass-gespickte Herz des Trios. Gut gekleidet sind sie auch – ladet diese kreative und vielseitige Kapelle auf eure Hochzeitsfeier ein, die Stimmung ist gut und die Setlist lang!

Chefdenker heizten dem Saal in jeglichem Sinne ein. Sie spielten die alten Hits und auch viele Neue. Das aktuelle Album der Band hatte ich mir mit etwas Verzögerung sehr intensiv eingefahren, nachdem ich nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten dann doch großen Gefallen daran gefunden hatte. Die Bude war bei allen drei Bands gerammelt voll und Chefdenker als Headliner brannten erfolgreich ein stadionpunkrockiges Feuerwerk vor einem tanzlustigen Publikum ab. Der Drummer trommelt so virtuos wie gut gelaunt seine Parts im Bademantel. Der Kollege spielt die Licks mit gehobener Faust vom Bierkasten aus. Der Basser wirkt mit den Jahren immer verjüngter auf mich. Und auch Sänger Claus scheint mit einem Schluck aus dem Jungbrunnen zumindest gegurgelt zu haben – gesanglich absolut in Form und auch die Texte sitzen so gut wie die Cargo-Jogginghose. Es wurde noch ein Musikvideo aufgenommen. Sir Uwe Stahl verlässt auch den Platz hinter dem Mischpult um zwei Gitarrensoli schreddern.

Also insgesamt alles nur Filetstücke vom Punk-Rock, der Mob verlässt verzückt, zufrieden und wunderbar unterhalten den Saal.

.n und ich stromern noch etwas durch die Villa, .n trinkt noch mehr Bier und wir brechen auf, um zum Hotel zurück zu kommen. Die Bahn kommt recht pünktlich. Jochen entsinnt der zwei Pizzastücke in seiner Jackentasche und wir teilen uns den Snack, er die Mitte, ich den Rand.

Wie geil war das denn?! Es bleibt mir nur, danke zu sagen und wir sehen uns hoffentlich ganz bald zum nächsten Mal!

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MC: bürokratie 84 – s/t

Unaufgeforderte Zusendungen bringen oftmals ja ordentlich Spaß. Hier also eine Band namens Bürokratie ’84, Deutschpunk, erinnert mich recht schnell an K.G.B. aus Tübingen, die habe ich hart gefeiert, zumindest das erste Album.
Die Gitarren sind irgendwie hardcoriger und metallischer. Die Vocals, bzw der ganze Gesang ist dann aber doch irgendwie eher 21. Jahrhundert, klebt an seinen vierhebigen Jamben oder sowas und hat ne Menge Gangshouts, auch ein bisschen „vohohoho“

„zeitsignale“ startet mit „was wenn wir nicht konsumieren, was wenn wir es boykottieren“.
Die Songs wirken irgendwie alt. „Stasipunkrock“ „Spitzelalarm in der Zone“ – ich guck da mal ins Anschreiben. Irgendwie passt das nicht zusammen, macht mich stutzig.
Alles ist auf geschredderte Akten, seltsame Email-Adresse, gegründet 1982, Bürokratie ’84 stünden für den rohen, rebellischen Sound der Punkbewegeung. Ich komme mir vergackeiert vor. 1985 schon wieder aufgelöst nach einigen legendären Konzerten. „Kultphänomen in der Untergrundszene“ – ich hab noch niemals von ihnen gehört. Oder kennt ihr meine erste Band Hünersüppchen? Nein. Uns gab es von 1994 -99 ganz in echt. Wirklich! Aber Bürokratie ’84 ?
Ich mach jetzt mal ne Suchmaschinenanfrage und finde heraus, das es exakt eine (1) Person gibt, die dieses Tape bei Kleinanzeigen verkauft.
Vow. Ich schaue mir die Anzeige an und da steht das drin, was auch auf meinem Zettel hier steht.
Es seien verschollene Bänder, die wiederentdeckt wurden, und man sich nicht hätte lumpen lassen, sie von Don Fury (DEM NY-Hardcore-Soundguy aus den 90ern) mischen zu lassen. Das kann sich wirklich hören lassen!

Ich finde nichts weiter im Internet…
Zweite Seite startet mit „pirvatier am Tegernsee“ – der Song ist hardcoriger. Das war schon in Ordnung, dass bei Don Fury mischen zu lassen. Irgendwie klingts auch nach Cro Mags oder so.
Irgendwie lasse ich es ne Weile liegen.

Mache Im Dezember nochmal eine Recherche. Finde bei den Kollegen von Away from Life dann doch noch was und hatte wohl den richtigen Riecher:

Einen großen Anteil daran hat die Stimme von Sänger Patrick, der ebenfalls für die Hardcore-Punk Band Farewell Signs trällert. Dreckig und rotzig, mit leichtem bayerischen Akzent, das passt wie die Faust auf’s Auge. Der Bass bollert richtig schön in Deutschpunk-Manier und der Drummer prügelt gut auf die Schießbude ein.

Das Tape hat ein dreiseitiges Flap, das gut aufgemacht ist, wenn man es auf macht. Diese Bürokratie ’84 ist auf 84 Stück limitiert. Rosa Tape n einem weißen Case.

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LP: rotting carcass – amis raus + demo

Das wird nun ein etwas ausführlicherer Review, denn Power It Up hat mir ein paar Platten zugeschickt und Rotting Carcass hat mich dann irgendwie am meisten beschäftigt.

Eine Allgäuer Band, die es in den 1980er Jahren gab und die wohl ganz ordentlich rumgekommen sind. Mir fällt als ertes das Foto des Drummers auf, der zwei so Kongas, die man eigentlich mit den Händen spielt, als weitere Hängetoms am Schlagzeugset hatte. o-kay, ich bin gespannt.
Im Vordergrund Tisch und Stühle, der Gitarrist mit Zylinder, auf der Front sind allgäuer Alphornbläser (ihr merkt, davon, hab ich ziemlich n Plan).
Auf der Platte von Rotting Carcass befinden sich das Demo „amis raus“ und acht Livetracks im Krokodil in Böblingen vom 20.01.1985.

Nach der ersten Seite ist mir klar, dass die Band mit den Texten „afghanistan“(sie stellen sich auf die Seite der Afghanen, die sich gegen Russen und Amerikaner wahren) oder „amis raus“ oder der Dystopie „nato alarm“ (die Nato führt Krieg gegen die Amis) bei mir nicht so ganz den Nerv trifft, bzw. den TestOfTime besteht.
„nuttenficker“ und „kotz dich frei“ sind schwer verständlich.
Leider im beiliegenden Booklet die Chance verpasst, die Texte abzudrucken.
Dafür ein Interview mit Bela vom Trust-Fanzine, der sich mit Hesse und Kurti von der Band unterhält.
Auf 12 Seiten bekommt man wirklich alles von der Geschichte der Band, die komplette Tour von Rotting Carcass mit den Toy Dolls (13.01. – 23.01.1985), von verloren gegangenen Aufnahmen, bzw Tonträgern. Das sie die Split LP, die sie mit Wut gemacht haben einfach selbst nicht haben.
Es ist also sehr ausführlich. Hesse beschreibt jedes Konzert sehr genau und ich stehe gar nicht mehr auf, um umzudrehen, sondern lese gebannt die abgefahrene Tourgeschichte. Damals waren sie mit zwei Gitarren auf Tour (eigentlich nur eine) und mit dem Trommler der Kult Huren.
Es war damals wohl nicht ganz unüblich auf offener Strasse von irgendwelchen Gangs überfallen zu werden. Man musste ziemlich schnelle Beine haben. Auf dem ersten Konzert in Hamburg waren wohl Skinheads im Publikum und es gab eine Massenschlägerei. Dadurch hate die Band am nächsten Tag Auftrittsverbot (der Grund wird leider nicht wirklich beleuchtet – oder ich habs nicht gerallt) in Berlin. Zusammenfassend sagt das Kurti mit:

im Rücken diese konservative Nachkriegsgeneration die schützend ihre Hand über dich halten wollte, um dich zu einem guten und wertvollen geschöpf ihrer Gesellschaft zu machen. Vor dir die Vorstellung eines globalen Atomkriegs. Dieser Kalte Krieg zwischen den Atommächten hatte sich so zugespitzt, das warwirklich 5 vor 12. Kein Wunder, dass „no future“ das Schlachtwort war.

Das Demo ist noch ein wenig rumpelig, man merkt aber sofort, dass Rotting Carcass Bock hat, da mehr aus dem Punk rauszuholen, als so einige andere Vertreter des Genre.
„rausholen“ ist vielleicht ein seltsames Wort dafür, aber hej, was soll ich sagen. Irgendwas muss ich ja sagen.
„computer“ als erster Livetrack ist ziemlich gut noch in der Soundquali, dann kommt „gerechtigkeit“ und die ist eine dreckige, rotzige Liveaufnahme, be der man ziemlich deutlich hört, dass das vom FOH, vom Mischplatz, aus aufgenommen wurde. Man hört Leute sprechen. Hach.
Man kann das schon anhören, ist ein witziges Zeitdokument.

Nach der Tour hat sich die Band nach Streiterein wieder aufgelöst. Das war die Kurzlebigkeit dieser Szene damals.
Es gibt einige andere Veröffentlichungen, ich blick auf so auf die Schnelle nicht durch, ob die Songs der Band nun alle irgendwie mal veröffentlicht wurden.  Oder… ?
Die Band spielt super zusammen, die Melodien sitzen. Hat was, gefällt mir gut!

Erschienen via Power It Up Records.
Vielen Dank fürs Zusenden, gute Platte!

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LP: brutal verschimmelt – alles frisch

Daserste, was mir in den Sinn kommt bei Brutal Verschimmelt ist, nachdem ich das Cover gesehen habe und zu 100% weiß, dass da Deutschpunk drinsteckt!
Und, dass sie sich auf „alles frisch“ anhören als ob die Notgemeinschaft Peter Pan Deutschpunk gemacht hätten; und ich lieb die total!

Nach diesen leicht infantilen Beginn höre ich mir also die Songs mal durch.
Sehr gut eingespielter Deutschpunk. So wie ich mir das eigentlich mal vorgestellt hatte, als ich jung war, und dann doch immer die rumpeligen (Vor-) Bands mit schier endlosen Sets mir jede Freude daran nahmen. Klar, 1981 – 1984 hab ich das noch gar nicht gehört, das war die Zeit, in der Brutal Verschimmelt sich im Allgäu herumtrieben. Ihr erstes und einziges Album hat sich zu einem heimlichen Klassiker gemausert.
An mir ist das so ziemlich gänzlich vorbeigegangen, deswegen kann ich jetzt auch (alles) frisch von der Leber weg hören und darüber schreiben:

Hier gibt’s kurze & knackige Songs „auf’n Sack“. Angefangen mit „sterbehilfe“. Ein Song der ironisch gemeint ist, dann doch aber sehr deutlich über Fleischkonsum spricht „yes, ve gan!“ – was ja wirklich ein typischer, etwas sperriger, zweideutiger Deutschpunktitel ist.
In „schieß dich ab“ geht es um Drogenkonsum in jeglicher Art, was sie eindeutig auch nicht gut heißen.
Was ich wieder gut finde. Klar, es gab, musste sie geben, eine Zeit, in der die Jugendarbeitlosigkeit und die Aussichten („no future“) beschissen waren. Die Kids haben also alles auf die Strasse getragen.
Heute leben wir ganz anders und da kann man schon mal überprüfen, ob der unkontrollierte Konsum von Alkohol, Tabletten und anderen Substanzen (für meinen Teil nehme ich mal THC aus) zwingend notwendig ist. Und woran es liegt, dass man sich das reinpfeifen muss. Heute (meist) nur noch durch den Leistungszwang.
Im „sündenbock“ nehmen sie dann alle mit, die sich ausgeschlossen fühlen. Im Sinne eines Sündenbocks. Problem nicht bei sich selbst suchen – Ausländer raus. Meine eigene Freiheit ist bedroht – Masken runter, es gibt keine Pandemie!
Ich muss da aber mal einhaken und klar sagen, dass ich die älteren Punks Ende der 80er als Verschwörungstheoretiker (Erich von Däniken, Elitenglauben, Freimaurer, …) kennengelernt habe. Die jede Gelegenheit nutzten, sich wegzuballern! All das hat sich offensichtlich nach rechts verlagert. Auch gut so, wir brauchen schließlich auch eine Gruppe von Menschen, an denen wir uns abarbeiten können.
„hau weg die kacke“ hat auch die nicht ganz untypische und dystopische Grundnote, die es sich für ne Deutschpunk-Combo aus 19alptraum80 gehört. Das ist, was ich auch immer mochte. Auf jeden Fall mehr als diese Spaß-Lieder, die mir damals schon oft zu sexistisch oder Alkohol-verherrlichend waren.

Zweite Seite „dicke eltern“. Hehe. Konsum von Convenience Food.

wir sind die dicken dummen eltern
von den scheiß fetten kindern
wir tragen ohne hast
die teuer angefressen last

Textlich wird versucht immer irgendwie alles mitzunehmen, was spannend ist, wie eben „dicke eltern“ oder auch „progrom“.
Manchmal hab ich schon das Gefühl, dass vieles ironisch gemeint ist, es kommt nur bei mir irgendwie manchmal so nicht an.
Der Sound, der Vortrag, was weiß ich, alles richtig. Die Platte langweilt mich keine Sekunde.
Dennoch wirkt es vielleicht ein wenig zu unpersönlich dadurch das versucht wird eben genau alles thematisch mitzunehmen.
Und lässt mich eben ein wenig fragend zurück. Was ist denn nun die Haltung dahinter? No Future isses irgendwie nicht, oder doch?
Es könnte auch sein, dass ich halt nicht einfach nur „abgehen“ kann. Ich will da zuhören.
Und „alles frisch“ ist ja nicht. Die Musik ist wirklich nicht neu.

Jedenfalls, Brutal Verschimmelt regen mich an, nicht nur zum Pogotanzen, 15 Songs sind auf der ersten Platte nach 40 Jahren drauf. „alles frisch“ klingen sie.
Zwei sind Coversongs von the Ruts, Notdurft („jajaja“ – super Song mit Saxophon“) und eines ein Text von Erich Fried.
Was mir auch ein freundliches Fragezeichen ins Gesicht zaubert ist der Copyright-Vermerk auf der Rückseite der Platte.
„Dieses Werk von Brutal Verschimmelt ist unter einer Creative Commons Namesnennung nicht kommerziel, keine Bearbeitung 4.0 international Lizenz lizensiert“. Aha. Was heißt das?

Anspieltipp ist „auf’n sack“, das ist 100% Deutschpunk und gefällt mir weit besser als Hass zB!

Eventuell liegt es daran, dass das Label: erschienen via Power it Up – ein Label, welches mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen war – hoffentlich dafür jetzt öfter! – vorsichtig geworden ist. Denn mich erreichen die zu rezensierenden Platten gelocht an einer Stelle.
Damit das als Promo-Exemplar erkenntlich ist. Hatte ich tatsächlich noch nie.
Aber ich habe auch noch nie eine Platte, die sich im Wert so gesteigert hätte, dass ich sie für viel Geld verscheuern kann, zum Review bekommen.
Ich bin gespannt und behalte meine „aktien“ im Auge“!

Ein paar Reviews der Veröffentlichungen von Power it up kommen noch!

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10inch: ernährungsfehler – ernährungsfehler

Irgendwann habe ich schon mal über „strumverse“ geschrieben, weil ich zufälligerweise an die Platte via Sick Suck Records gekommen bin.
Super Deutschpunk, oder nennen wir es eher deutschsprachigen Punkrock, aus Sachsen-Anhalt.
Ernährungsfehler nun als kleine Compilation von neun Songs auf einer Lathé Cut 10 inch.

Kochi, der Sänger und Gitarrist, rotzt die Texte schon so richtig echt deutschpunkig ins Mikro, nur: die Gitarren, das Songwriting, das ist eher so Boxhamsters.
„wirre gedanken“ wurde 1990/91 in der ersten Phase der Band aufgenommen.
Dann gibt es einen wahnsinns Sprung nach 2005 -08, in der die Band ihre zweite Existenz hatte.
„hunger“ und „strumverse“ wurde da aufgenommen.

Von Anfang an war Nico dabei, der auch bei Ben Racken die Saiten zupft. Vermutlich wäre ich ohne diese Connection gar nicht auf Ernährungsfehler gekommen. Tuba, auch Ben Racken, spielte in der zweiten Phase dann an der Klampfe mit.
„mir fehlt die gabe“ und „mutter natur“ sind zwei total geile Texte, weil sie nach heute versetzt zeitlos wirken.
In den 15 Jahren bis zu den nächsten Songs ist dann echt einiges passiert. Ganz sicher hat die Band „gast“ von EA80 gehört und einfach mal ihr komplett eigenes Stück draus gemacht. Weit weniger düster und mit einem Refrain zum niederknien.

Mir fällt hier persönlich auf, warum die ganze Magdeburger Gang auch auf Bands wie Grizou stehen und standen. Ein bisschen rough der Sound, nicht ganz einfach zugänglich und doch bleibt es hängen!

Texte haben eine klare Message und Haltung. Sie spielen „bunte bilder“ mit einer wahnsinns Energie. Zwischendurch klingt es sogar mal nach Bela B. – ich weiß, dass wolttet ihr sicher nicht lesen!
Das letzte Stück „brett ran – liebe“ – vielleicht Spandau, Ben Racken. Nachdenklich.
Toller Release.

Limitiert auf 20 Kopien in schwarz. 30 in transparent.
Erschienen via Frei Zum Abriss Kollektiv.

A1 to A5 taken from Ernährungsfehler – Wirre Gedanken
B1, B3 taken from Ernährungsfehler – Hunger
B2, B4 taken from Ernährungsfehler – Sturmverse

 

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7inch: ceresit 81 – kraft durch bier

Ein kurz & knackig Review über die einseitig bespielte 3-Song-EP von der Band Ceresit 81 folgt hier!

Die Band Ceresit 81 gründete sich eben im Jahre 1981 und brachte 85 ein Full-Length-Album namens „three gallows“ raus. Sie kamen aus Berlin.

Ich würde mal sagen, dass das Hardcore-Punk ist. Schnell, rau, ungeschliffen.
Die 7inch startet mit einem, für mein Gefühl, unerträglichen Rockpart, der dann schnell im Deutschpunk endet.
Der Sänger singt so zackig, dass man eigentlich nur den Refrain „checkst noch was Mode ist“ richtig versteht.
Der Sound ist nicht schlecht, so ist das nicht gemeint. Man kann gut die beiden Gitarren Rhythmus und Lead unterscheiden.
„Kraft durch Bier“ dann der Hit.
Nette Wiederveröffentlichung dieser Songs, die haben wirklich Power. Es kein wirklicher Deutschpunk. Die Zeit damals war ja sehr schnelllebig und Punk-Bands wurden härter und schneller. Selbe Zeitspanne entwickelte sich ja in Ami-Land auch der Punk zum Hardcore mit dem wohl bekanntesten Beispiel Minor Threat, die mit durchgetretenem Gaspedal nicht mal die Schnellsten waren.
Ceresit 81, später auch nur noch Ceresit, sind dann doch am ehesten Deutschpunk, kein Rumpeln, kein Zucken, voll nach Vorne!

Die beiden Songs „Kraft durch Bier“ und „Sixpack“ sind eher als ironisch konotierte Songs zu betracten. So beschreibt es jedenfalls Marcel, der Sänger und Gitarrist der Band in einem Interview im OX-Fanzine.

Bei Power It Up gibt es nun die Werkschau in einem recht passablen Sound. Teilweise mit Synthie, teilweise englisch gesungen. Hier also das wohlverdiente Re-Issue dieser 7inch!

(dieser Review ist auch beim Vinyl-Keks erschienen)

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LP: schnaps – alles verdampft

Einen Brief habe ich bekommen, ja, einen großen, denn da war auch noch ne Schallplatte drin als Beigabe.

Schnaps, Zwölf Hits, 25 Minuten, was ich mehr will?
Ein Spottlack-Gatefoldcover also Stickeralbum (Sticker inliegend). Also auch noch was zum basteln, während man sich den Lärm reinzieht.
Das ist schon mal ne geile Idee. Gratulation.
„Zum Spaß“ haben sie mir ihr drittes Album geschickt, ich nahm dann an, dass ich eine Review schreiben soll. Das mache ich hiermit!

Die Platte befindet sich in einer bedruckten Innenhülle. Schnaps haben, sie sind ein Duo, einfach mal komplett alles selbst gemacht; auch ohne Label.
Drums und Gitarre. Sie sind und bleiben Ronald und Christoph. Nicht, dass es Besetzungswechsel in Duos nicht schon gegeben hätte, witzig isses aber schon. Wie auch immer, an welche deutsche (fun)Punkband denkt man als erstes, wenn man „Punkduo“ liest?

Na?
Es kommt aber anders. So richtig zuordnen lässt sich das nicht. Deutschpunk ist es nur von der Seite, dass es so nen Sound hat. Aber auf der Gitarre passiert da schon so einiges und der Akkordzähler bleibt nicht stehen.
Richtig abwechkungsreich. Die Lyrics sind auf den Punkt kritisch, kein Drumherum Gelaber. Sie ziehen sich manchmal schöne Assioziationsketten wie bei „dein Vater ist ein Nazi“. Fazit: dein Vater ist ein Nazi, aber du liebst meine Tochter und ich könnt brechen, wenn ich euch seh.“

Elly Schlein ist die Vorsitzende der Partito Democratico in Italien. Und ich hoffe, sie hat eine blühendere Zukunft vor sich, als die von Seniora Fascismo Meloni. Jedenfalls bringen Schnaps uns etwas europäische Politik näher. Überhaupt schaut man gerne übern Tellerrand.

„alles verdampft“ ist und bleibt weiter abwechslungsreich, ich vergesse immer wieder weiterzukleben, weil ich eher bei den Songs bin. Leider gibt es auch einen Off-Beat. (….)
Ist aber trotzdem schlüssig.
Wenn man es in eine Kausalkette hängt, wäre es sehr schade, wenn Schnaps verdampfen würde.

Erschienen via eigenem Label schnaps music industry. Aus Wernigerode.

 

hier noch ein Livevideo für euch