LP: chivála – boato

Chivàla aus Bari, einem schönen Ort in Italien, machen emotive Hardcore, manche würden auch sagen Screamo, wobei Chivàla bei Weitem nicht so hart sind, wie die meisten Vertreter dieses Genres.
Ihr Cover erinnerte mich erstmal an die Noiserocker von Ditz, die ich für den Vinyl-Keks und hier neulich rezensiert hatte, machen aber ganz klar einen anderen Sound, eher Richtung Cages aus Stuttgart beispielsweise.
Hatte diese schöne Scheibe zugesandt bekommen und erstmal für den Vinyl-Keks eine Review geschrieben – bis mich Kollegin Arnika anschrieb und meinte „warte mal, ich hab die Platte zum Review hier“. Saugut. Also in Kürze gibt es eine schöne Rattster-Review-Story von ihr!

Die Platte heißt „boato“, was Deepl mir als „brüllen“ übersetzt. Ich lasse mir auch noch die weiteren Titel übersetzen, denn mein Touri-Italienisch bringt mich hier kein Stück weiter.
„requisiten“, „den körper zum zittern bringen“, „herz aus stein“, „lässt nichts zurück“, „wir werden nichts sagen“ und „am ende des rennens“, um final mit dem „geräusch von fußspuren“ (rumore di passi) zu enden.
Sieben Stücke sind das, die ich recht abwechslungsreich und erzählerisch wirken.
Anfangs spricht der Sänger auch noch recht viel, bis dann doch mal ein Ausbruch kommt; der aber verhalten bleibt. Kein Geschrei und Gekeife. Oder sagen wir: kaum.

Ihre Chöre erinnern mich gerne und oft an die famosen Lypurá aus Karlsruhe.
Im ersten Song „ogetto die scena“ sieht sich der Sänger / Dichter wohl als Monster, der sich aus dem Spiegel anstarrt. An manchen Stellen (sofern deepl ein gutes Tool ist, Sprachen zu übersetzen) klingen seine Worte sehr melodramatisch. Er wird die Kulisse sein für all jene, die Geschichte schreiben. Wie in einem Roman von gestern, wird er all jenen, die nicht dageblieben sind zum Abschied zu winken.

Fünf Männer machen also Chivàla aus. Der Sound der Platte gefällt mir richtig gut. Auch, dass das Spiel der Gitarren nicht zu vertrackt ist, noch einen sieben / achteltakt irgendwo reinschiebt, um wild zu sein. Es passiert aber auch nichts Unerwartetes. Manchmal gibt es schon den ein oder anderen Ausbrecher aus dem sehr schön, fast poppigen Gitarrengewand.
Läuft richtig gut durch die Platte von Chivàla.

8 Labels. Kann schon fast sagen „die üblichen Verdächtigen“ was Screamo / Emo Mucke anbelangt in Europa.
Shove Records, through love records, Pike Records, zilp zalp records, Fireflies Records, Stonehenge Records, Friendly Otter, no funeral.

Lieder bleiben auf dem Cover Fettfingerspuren übrig. Kleinigkeiten, die einen schon mal ärgern können.

 

 

LP: KŸHL – nach strich und faden

KŸHL beginnen ganz ruhig und sanft; doch nach dem „…“ geschriebenen Titel des Intro drehen sie mit „phrasenpflaster“ ordentlich auf.
Dabei aber immer in ihrem geordneten Chaos bleiben, welches sie wohl sehr lieben.
Sie machen das sehr bewusst ohne Verzerrung. Die Lautheit der Band kommt doch oft sehr deutlich vom Schlagzeuger, der sehr gekonnt immer lauter wird. Bzw. auch die Vocals, das Geschrei, wir immer lauter. Ich finde, dass man das nicht oft so hört. Meist werden viele Melodien verwischt durch zu viel Zerre oder dem Hall.

KŸHL Gitarre und Bass bleiben in ihrer Range.
Die Band ist ein Skramz/Screamo Kollektiv aus mehreren Städten, wie ich dem Insta-Profil entnehme. Hamburg, Görlitz und Dresden. Wobei letztere Städte wohl noch am nähesten beeinander liegen.
Sie spielen sich schon ganz ordentlich durch Europa. Wenn ich mich nicht täusche hatte ich sie schon ein paar Mal im Ohr, aber noch nie auf dem Plattenteller liegen.
Platte ist von 2023, habe sie trotzdem geschickt bekommen um hier diese Rezi zu schreiben. Vielen Dank dafür!
„nach strich und faden“ ist ein schöner, lärmiger, nicht zu Math-coriger Screamo Release von Zilp Zalp Records, Friendly Otter Records, Skate Pizza Records, Shove Records, Zegema Beach, Trace in Mace, Times as a Color, Dingleberry Records und Broken Sounds (letzteres hab ich dann von discogs)…. irgendwie sind noch ein paar vermerkt aber nicht als Labellogo.
Die Striche und Fäden auf dem Cover sind die Lichtstreifen, die Autoscheinwerfer in einer Langzeitbelichtung hinterlassen. Wirkt wie ein Foto, ist aber, denke ich, nachgezeichnet. Cool.

Schade ist, das keine Texte dabei sind. In dem Geschrei kann ich jetzt ihre politische und queere Einstellung (Beschreibung von Insta) nicht so richtig nachvollziehen. Und ich empfinde das als wichtig, die Message, wie sie geschrieben und gemeint ist, auch lesen und verstehen zu können!
Insgesamt ist der Sound ausgewogen und jedes Instrument (auch die Vocals) sind quasi gleichberechtigt.