Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

konzert: Distival V im P8 Karlsruhe 31.08.2024

Das Distival fand am 31.08.2024 zum fünften Mal statt. Veranstaltungsort war das P8² in Karlsruhe.
Ein Bericht von Joey Controletti.

 

Seit jeher luden mich Teile des Veranstalter*innen-Trios, meines Wissens der Kern hinter der Orga des Distivals, ein, vorbeizukommen um mit ihnen und den vielen weiteren Mitwirkenden, Helfer*innen und Besucher*innen abzufeiern. Dieses Jahr habe ich es endlich geschafft!

Der Name, Distival, bezieht sich, wie so viele Projekte der Szene, auf die Band Discharge und gibt somit Hinweis auf das musikalische Programm des Festes: Hier wird Grindcore, Crust, D-Beat, Powerviolence etc. dargeboten – also alles härtere, düstere Gangart. Gleichzeitig zeigen die Veranstalter*innen klare politische Kante, was bei manchen Veranstaltungen dieser musikalischen Ausrichtung nicht immer mit inbegriffen ist, manchmal sogar in die komplett falsche Richtung laufen kann. Das Distival hat, für mich ersichtlich aus den Hinweisen auf dem Flyer, ein Selbstverständis formuliert, dass sich gegen jede Art von Diskriminierung wendet.

 

Also nichts wie hin! Anfahrt von Heidelberg zusammen mit .n, einem Alt-Punk, bei dem das Saufen immer noch groß geschrieben wird und der netter und angenehmer nicht sein könnte. Vor Ort hatte ich mich dann mit .s verabredet. Das Gelände war bei meiner Ankunft schon gut belebt. Ein kleiner Skate-Contest an der Miniramp vorm P8² war in vollem Gange, mit Zuschauer*innen, Kommentator durchs Megafon, einem Präsent-Katapult und allem drum und dran, sehr cool! 

Verpflegt wurde man mit vom Café Noir, das vegane Steak-Brötchen gegen Spende war richtig geil! Getrunken habe ich den ganzen Abend über Oettinger alkoholfrei, das ich an dem Abend mit Anerkennung kennenlernen durfte und das ich dem alkoholfreien Schwarzwald Bier, das es sonst immer im P8² gibt, jederzeit vorziehen würde, da letzteres… ihr denkt es euch vielleicht.
.s fröhnte den ganzen Abend über dem Hansa-Pils, natürlich auch ne gute Wahl.

Wir waren den ganzen Abend viel am quatschen, so kam es auch dass wir von Cop an Attitude nur den letzten Song hörten. Klang gut 😀 Nein, ohne Scheiß – besonders der gute Sound/Mix ist mir direkt aufgefallen, man hat alles gehört. Vielleicht gerade weil es das letzte Lied des Sets war, war das Stück bei aller Härte trotzdem getragen und groovig zugleich – da hör ich mal rein! Als nächstes spielten dann Dekonstrukt auf. Im Vorfeld konnte man dem Austausch von Musiker*innen und Mischer entnehmen, dass sich plötzlich irgendwelche soundtechnischen Probleme einschlichen. Das Set war stabil, die Technik labil – insgesamt hatte ich mir aus einer eigenen Erwartung heraus mehr erhofft, hatte ich doch mal auf social Media eine Aufnahme der Band gesehen, bei der sie Open Air vor irgend nem Bauzaun derb und rotzig einen vom Leder gezogen haben. Das hat dann an diesem Abend nicht ganz so wie erhofft auf mich gewirkt. Trotzdem nichts als Liebe – coole Band!

Im Anschluss haben wir uns draußen super nett und tief verquatscht – es waren so viele nette Leute an dem Abend da! (Überhaupt kamen die Leute auch von weiter her, wie schon die Woche zuvor beim Punx-Picnic im JUZ Mannheim.) Dadurch haben wir gleich zwei Bands, Dismalfucker und Captain Caveman verpasst.

 

Wir saßen dann draußen zusammen und haben es uns etwas gemütlich gemacht. Zwischendrin war ich auf dem P8²-Pissior™ als gerade Captain Caveman gespielt haben muss. Es klang einfach nach Bombenteppich mit einem unglaublichen Gekreische. Ich dachte in dem Moment dann “Boah näh” und wollte lieber ein bisschen entspannen, kann mir aber vorstellen, dass das für manch eine*n das Highlight des Abends war. Azijnpisser fand ich gut, ich kann mich aber nicht mehr erinnern warum, denn ihr Auftritt wurde für mich überschattet oder sollte ich sagen, überstrullt, von Pisscharge. Discharge Referenz geschenkt, Pisse überall – Halleluja, war das ein Fest! Ohne weitere Recherche behaupte ich mal, die Band kommt aus Südamerika, irgendwie werde ich auf die Idee ja gekommen sein. Die Sängerin war cool und gab Vollgas, der Gitarrist ein nett wirkender Hardcore-Dude, der mit seinen Ansagen an unserer koloniale Geschichte erinnerte. Ge-kauft! Der Bassist hat seine Sache sicher gut gemacht und wer dieser Kapelle in mein Herz geholzt hat, war der Drummer. Holla, die Waldfee! So scheinbar mühelos, flink und brutal und mit jeder Menge Spielfreude knüppelte der Gute mir ein Lächeln ins Gesicht.

Nach dem Umbau stand dann auf einmal das Schlagzeug um 90 Grad gedreht zu Bühnenrand. Der Grund dafür war einfach wie einleuchtend: Hinter den Fellen saß eine große, humanoide Schnecke, auf deren Rücken das Schneckenhaus von der Seite natürlich im allerbesten Scheinwerferlicht stand. Das waren Attack of the mad Axeman. Mit in der Band waren auch eine Hummel, ein Yeti (?) und eine Schildkröte. Geboten wurde gradlinigstes Grindcore-Geküppel mit lustigen Ansagen, natürlich aus dem Ruhrgebiet, woher denn sonst. Uns war vor der Bühne schon gut warm, ich hoffe die Boys haben genug Flüssigkeit in ihrer Tränke gehabt, die Kostüme haben in der Hinsicht sicher nicht geholfen.

 

Draußen hatten die Besucher*innen zum Teil nun zunehmend Schlagseite, die Vibes waren dabei nach wie vor gut. Früher am Abend war ich noch .e über den Weg gelaufen, der mit Freude berichtete, dass sowohl der Vorverkauf als auch die Abendkassen- Tickets zur vollen Zufriedenheit der Veranstaltenden liefen.

Wir waren schon gut bedient, als zum Abschluss Japanische Kampfhörspiele die Bühne betraten. Ich hatte die Band mal eine zeitlang vermehrt gehört, habe sie aber in den darauffolgenden Jahren nicht weiter verfolgt. Wahrscheinlich old news, aber der Zweit-Vocalist mit Glatze, der zwischenzeitlich mal die Death-Growl-Parts sehr gekonnt übernommen hatte, ist nun einer weiteren Neubesetzung gewichen. Nachdem sie “Homo sapiens” gespielt hatten war ich zufrieden und reif für dem Heimweg, auf den ich mich dann auch mit .s gemacht habe. Bei .s hab es dann noch vegane Chili-Cheese-Nuggets aus der Heißluft-Friteuse. Was für ein glorreicher Abend!

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

fanzine: krachmanifest #8

Das Krachmanifest war mir bisher noch nicht unter die Lupe gekommen.

Zum Thema “mal über den Tellerrand schauen” und mal gucken, was Kolleg*innen so machen, habe ich das Krachmanifest entdeckt und stelle fest, dass sie aus BaWü sind, wo wie die Postille. Yeeees.
Hauptsächlich dreht sich alles um Krach. Crust, Hardcore, Geballer.
Inhaltlich war mir klar, dass das so überhaupt nicht so in meine Welt krachen würde, obschon ich ja schon auch mal Bastard Royalty höre.
Außer: das Interview mit dem Macher des Isidor-Fanzine, welches ich, witzigerweise, an exakt dem selben Tag bestellt habe, wie das Krachmanifest. Ich stöberte halt so bei Insta rum.

Es geht los mit Lost Grindcore. Ist aber eher Blackmetal, finde ich, könnte aber auch Grindcore sein. Hab so rumgeblättert und habe mit Freude über das Dreschfeschd gelesen. Zufälligerweise hat der Macher nämlich in Mannheim damit angefangen und just dort (!!!) war ich auf einem Feste zu Gast. Yeees.
Denn irgendjemand hatte mir gesteckt, dass sich hinter EXXX EA80 verbergen. Sie spielten ein 20 oder 25 Minuten Set. Sehr cool. Inzwischen findet das Fest in Hamburg statt.

In ein paar Bands habe ich reingehört. Terminal Filth, Stench-Core aus Berlin. Yoah, machen das ganz cool. Platte hört sich richtig gut an.
Ich schrecke allerdings sofort zurück (ohne in Ohnmacht zu fallen), wenn da Sätze stehen wie “die Band ist sich nicht zu schade den ein oder andern Oldie durch den vergammelten Punk-Wolf zu drehen (….)”
jaoh, och du, ne, lass mal.
Metalheads machen Punkrock fand ich in meiner Jugend schon blöde und auch nicht lustig. Das ist so geblieben.
Weiter im Heft.
Sehr viele Reviews. Tatsächlich auch ein paar, wo ich mal nen Click im Netz riskiere und reinhöre. Trespasser, eine anarchistische Blackmetalband. Sehr intensive Songs und ein gutes Interview über Anarchismus. Eine vielschichtige Band!
Festivalbericht vom Masters of the Unicorn. Sehr kurzweilig geschrieben.
Dann der zweite Teil einer Plattenvorstellungsrunde. Da sins deutschlandweit einige drin. Sehr gut!

Ein irrer Reigen an Reviews, Lesestoff und CD’s.

Geil. Link oben.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: briefbombe – ausgeliefert (part II – joey)

Weil mir das aktuelle Release von Briefbombe, Ausgeliefert, so gut gefällt und hier nicht alles aber vieles erlaubt ist, lässt mich Felix hier einfach ein weiteres Review zur besagten Veröffentlichung schreiben, obwohl er das selber im Juni schon einmal getan hat. Here we go:

In genialer Schlichtheit und mit Liebe zum Detail bekommt man Punk mit Hardcore-Einschlag auf der old-schooligen Seite des Spektrums! Ideen, Konzept, Texte und Umsetzung: Geil!

Akkordfolgen kommen eingängig und evil daher. Hier und da ein paar musikalische Pflastersteine aus dem Punkbaukasten in Form Rhythmus-betonter Einschübe. Das super Songwriting erschafft attraktive Frankenstein Monster, zu denen mein Herz hüpft. Es ist ein geiler Wechsel aus Melodien und Blastbeats –  rau und kuschelig zugleich.

Besonders fällt mir auf, wie super die Metrik der Texte, quasi der Gesangsrhythmus auf die Nummern geschneidert ist! 10 von 10! Es läuft mir dermaßen rein, dass ich meine Umwelt einfach an meiner Freude teilhaben lassen muss! Ich hab das Teil von vorne bis hinten, inklusive “Stille Post”, beim ersten Kennenlernen gleich drei Mal hintereinander laufen lassen. Seitdem auch weitere viele Male. Mein Favoriten sind u.a. GI JOE und BRIEFFROINDSCHAFT, aber ich höre, wie gesagt, eigentlich immer das ganze Teil von vorne bis hinten mit großer Freude durch.

Auch auf social Media, YouTube und Konsorten wirkt die Band Briefbombe unglaublich sympathisch auf mich! Ich schließe diesen offenen Liebesbrief in der Hoffnung, die Band doch irgendwann mal live zu sehen.

Erschienen und zu haben via Spastic Fantastic (schwarzes Vinyl) oder RilRec (orange Vinyl).
Oder bei der Band selbst.

Review von Joey Controletti.