LP: cages – second thoughts

Hier komm ich endlich dazu die Cages zu reviewen. Eine ganz wundervoll verpackte Platte, die ich mir  schon vor ner ganzen Weile gezogen hab.
Ich bekam mit, dass Micha der Sänger, auch Zeichner von vielen schönen Emo/Screamo-Releases, Herausgeber des Artzines Schwarzer Rand, eine neue Band hat, die Cages heißt. 
50 Stück dieses tollen Artworks sind bei Through Love raus:

Es ist eine EP, einseitig bespielt, fünf Songs. Und jeder einzelne packt mich!
Emotive Hardcore. Auch als Punker kann man sich von all den Haken und Ösen, den Stopps, mal etwas vertrackter mitnehmen lassen. Cages rutschen nie in ein zu schreiiges oder jazziges Gefrickel. In den Lyrics geht es viel um Nachdenkliches, Dinge die wir zu schnell vergessen, über das Immerwiederkehrende, die Rituale, die so dumm sind, sie ewig zu wiederholen.
Ich finds saucool:


Erschienen bei Through Love Rec. (Germany), Middle-Man Rec. (USA), Shove Rec. (Italy) und Long Legs Long Arms Distr. (Japan)

LP: cool living – adult contemporary

Nummer 159 von 300. Wie immer hält das Konglomerat Kollektiv sehr transparent die Kosten für einen Tonträger auf der Hülle bereit. 3129€ waren die gesamten Produktionskosten.
Wollen wir also mal gemeinsam reinhören, ob man diese dreitausend Euro auch hört, oder ob es zu wenig Geld war?
Nö.
Musik ist Musik ist Musik, im Grunde ist sie das wert, was du bereit bist zu geben. Cool Living und das Konglomerat Kollektiv haben also diesen Betrag gegeben.
Das Album, ich fange beim Cover an, hat ein außergewöhnliches Artwork. Sehr grafisch gegliedert. Simple und klein der Bandname, daneben eine Erklärung:

this album is called ADULT CONTEMPORARY. that name made sense to us.

Dazu noch ein paar Worte mehr, aber ich muss ja nicht alles verraten. Daneben, statt hintendrauf, die Titel der Songs. Auf der Rückseite dafür ein Zitat von Barkley James Harvest.
Hui, ich bin kurz vomr Reisaus-nehmen, haha!
Nicht bevor die Platte auf dem Teller zum (letzten) Mahl lag?
Klar leg ich die auf.

Vor außergewöhnlicher Kulisse, da muss man schon aufpassen, dass niemand entgleist, spielen uns das Trio aus Wiesbaden da vor.
Verliebt, verträumt, verspielt. I like from the very first Moment. Und ich bleib mal mit allen Vergleichen mit andern Bands weg. Klar gibt es ein Fahrwasser, in das sich Cool Living ganz easy gleiten haben lassen und mittreiben.
Die Texte sind in einem kleinen A6 Beiheft, ganz bewusst zum einstecken und Mitnehmen gedacht. Sie machen in ihrer Herangehensweise wirklich einiges anders als viele andere.
Die Songs, das Album durchweg schön. Emo. Emotional. Sie beschreiben ihre Musik als Indie Film, den man mit dem Hören ihrer Musik selbst durchlebt.
Ein Wechsel zwischen hochemotionalen Nummern und ganz ruhigen Parts. Ich bin so geflasht von der Musik, dass ich gar nicht so richtig weiß, was ich schreiben soll. Jeder Vergleich macht die Musik von Cool Living gleich. Und das möchte ich nicht. Die sind schon ganz besonders!

Erschienen als Coop von Konglomerat Kollektiv, i.corrupt.records (GER), Saltamarges (ESP), Sad React (DK), Shalosh Cult (ISR) & Fresh Outbreak (ITA), Unlock Yourself (RUS)

Dieser Revies ist bereits beim Vinyl Keks erschienen 😉

review: Meijar – s/t LP

Ein Debüt Album mit viel Power, Energie, Gefühl und Herz. Meijar aus Dresden habe in Eigenregie ihr Debüt aufgenommen. Und gleich der erste Song „Polygraph“ weiß zu überzeugen. Post-Grunge-Screamo-Mucke.
Die Gitarren und der Gesang ergänzen sich dabei, bzw. unterstützen die jeweils erzeugte Stimmung. Die Vocals teilen sich der Drummer und einer der beiden Gitarristen. Was für Abwechslung sorgt.
Mit dem letzten Song der ersten Seite steigen sie mit einem Ein-Minüter ohne Gesang, einem Ausklang entschwindet sie.
Was wiederum die sonst so lyrischen Texte unheimlich unterstützt, ohne etwas zu sagen. Wehmutstropfen: es ist kein Textblatt dabei, aber man kann ja bei Bandcamp reinlesen.

Wieder zurück
Land in Sicht
wird alles noch sein wie es mal war
das Finden beginnt
werd wieder zum Kind
viel zu lang verneint
endlich daheim

So oft gehört
niemals geglaubt
Leben erfüllt
Leben verbraucht
Viel zu lang her
bitte verzeih
ich hab‘ all das vermisst
endlich daheim

(Auszug aus „heem“)
Die Band spielt bei ihrem Debüt mit allem, was ihnen zur Verfügung steht und hat dabei auch einen wirklich druckvollen Sound gemastert bekommen im LaLaStudio Leipzig. In diesem Studio sind ja schon einige wahnsinnig gute Emo/Screamo Scheiben entstanden. Hier auch schon besprochen bspw Krawehl und Zo!is.
Ich kann es wirklich empfehlen hier reinzuhören, Post-Rockern wirds gefallen, wie auch Leuten, die mal entspannteren Screamo hören möchten. Eine gute Mischung aus Screamo, Post-Hardcore und Emo. Ich mag gar keine Bandnamen hier droppen, zu viele Einflüsse sind so klar rauszuhören, ihr werdet eure Freude daran haben!
Aktuelles Video der Band ist ein Song der B-Seite „mauerwerk“

Gibts bei der Band (bandcamp) zum Download, hier den tubenkanal, und beim Label die LP lala schallplatten.

review: SCHALKO – cool LP

Schalko. „Cool“ heißt die Platte. Ich kann vorwegnehmen: ich hatte das Vergnügen schon vorher reinhören zu können; um dann zu lang zu brauchen, diesen Review zu schreiben. Das Demo von März 2019 fand ich schon famos und viel zu kurz. Nun also in voller Spielfilmlänge.

Ich habe mit allen drei Bandmembern ein Interview geführt für die nächste Printausgabe der ProvinzPostille, Nr. 7 kommt im Herbst. Da könnt ihr mehr über ihre Einflüsse, Entstehungsgeschichte und was sie so in Freiburg treiben, in welchem Klub sie unterwegs sind, wen sie supporten und so weiter, lesen! Hier soll es jetzt wohl erstmal darum gehen, was da an Musik aus den Boxen flimmert.

Weswegen ich so auf dem Filmding rumhacke? Nun, das Trio hat einfach auch ganz klasse Ideen für Videos.

Zuerst muss ich mich ein wenig daran aufhängen, dass ich die Vorab-Reviews (VÖ der Platte war am 11.09. über flight 13) beim OX gelesen habe und erstaunt aus meinem Klotzs-Tshirt glotzte. Ich sag jetzt mal ganz frech, dass das OX für mich in Sachen Punk nicht mehr wirklich das Maß aller Dinge ist, sondern wohl eher das Maß aller Dinge in Punkto „wie groß bekommt man ein Hardcore/Punk-Magazin in Deutschland“. Was keine Kritik sein soll, nur eine Grenzziehung.

Im Durchschnitt von 10 Redakteuren hat die Platte Mittelmaß bekommen, nur einer gab 9/10, was mich sehr überrascht hat. Dann noch die Vergleiche mit Turbostaat oder LOVE A, ich nehme es vorweg: sie sind Fehl am Platz. Wenn man sich nämlich die Mühe macht mehrmals reinzuhören, was ich mir einfach heutzutage wünsche; immer. So liebevolle Reviews wie bei Vinyl-Keks (oder hier) gibts ja nicht mehr so häufig. Gut Ding will Weile, und die nehmen wir uns.

Dabei merkt man schon gleich beim ersten Track, der wahnsinnig treibt, nach vorne geht das, dass Schalko minimalistisch melancholisch sind und emotional bissig. „Wegen allem wegen nichts“ ist ein super Opener, der durch den Achtelrhythmus derbe in die Beine geht, wer da nicht anfängt zu tanzen! Die Richtung ist also klar, sechs Songs sind auf Seite A, es ist alles wirklich zärtlich auf ein absolutes Minimum reduziert. Was ich ganz großartig finde, da es genügend überproduzierte Bands mit doppelter und dreifacher Overdubgitarre gibt. Durch drei Kompressorschleifen dann nochmal so clean wie möglich ins Ohr gedrückt…. Hier ist es rauher und reifer. Hat mehr Grip und mehr Schneid als viele andere Bands, die diesem scheinbar extravaganten und so schwierig zu bedienenden Genre ihr Unwesen treiben.

Und Schalko sind unemotionaler in ihren Texten. Das ist wie im Film, man muss erst den Bildern folgen, die Emotionen aufbauen. Was mich wahnsinnig an deutsche Bands aus den Achtziger Jahren erinnert. Ansonsten gibts ne richtig fette Portion Wipers und, das ist klar, Oiro. Textlich wie auch musikalisch zwischen minimalistischen Beats und klaren Songstrukturen. Texte wütend gekeift, eine Gitarre die mal ne ganz dünne Melodie spielt und mal Akkorde wetzt. Was eher selten, dann als Bruch eingesetzt wird. Diese dann auch im nächsten Atemzug zerlegt werden durch leicht noisige Eskapaden. Ich bin ein großer Fan von Turbostaat, doch ich finde ziemlich wenig von ihnen bei Schalko. Erinnert an an die Anfangstage von von Krawehl oder Mikrokosmos 21.

Zum Sound: die Platte ist toll aufgenommen, sehr durchdachtes Songwriting, sehr persönliche Texte, die klasse Videos, (zu „so tun als ob„) gibt es auch noch eines. Auf Seite B gehts mit fünf Songs weiter die, finde ich, ihresgleichen suchen. Es reiht sich Hit an Hit, die sich eben genau so nicht anhören, als ob das vorbeirauscht. Das Cover ist mega cool geworden, vielleicht heisst die Platte deswegen „cool“. Auch hier darf, sollte man zwei, drei Mal hinschauen, um in der Einfachheit vieles zu entdecken. Ganz klasse Band aus Freiburg Schalko, anhören, Videos gucken, toll finden!

(Dieser Review erscheint auch noch bei Vinyl-Keks)

Demo:

 

OCEANSIDES – spindrift CD (EP)

Hier darf ich mal wieder eine in Rastatt verortete Punkband mit ein paar Zeilen belohnen!

OCEANSIDES, ein Projekt aus dem Murgtal, welches sich in den Nordschwarzwald schlängelt, der Einfachheit halber sagt man: aus Karlsruhe. Ich finde es aber bemerkenswert, das vorneweg, daß es eben auch sehr professionelle und gut gemachte Musik gibt, die eben nicht aus größeren Städten oder musikalischen Schmelztiegeln kommt.

Damit bin ich also schon mal das erste Kompliment losgeworden! Die fünf Songs der vier Herren knallen ohne Ende! Ein teilweise wahnwitziger Ritt durch Emo, ein bisschen Indie, Hardcore und Melodic-Punk. Klar, man darf sich erstmal an das Songwriting gewöhnen, denn die einzelnen Parts reihen sich nicht wie Perlen auf eine Schnur. Manch kurzer Umweg wird mal gegangen, manch Überraschung wartet nach dem nächsten Break. Leicht Melancholisch aber immer mit viel Freude in den Backen. Einziges Manko, zwischen all den selbstgeschriebenen, selbstproduzierten und in Eigenregie veröffentlichten Songs: die Texte kann ich nicht sooo gut verstehen.

Genug gelobhudelt. Schaut mal rein auf der Seite (link oben) und hörts euch an bei bandcamp.

youtube playlist #4: quarantined (experiences in the 2000s)

Exakt 2000 habe ich angefangen beim „Film“ zu arbeiten. Unregelmäßige Arbeitszeiten und Orte. Habe meine Frau kennengelernt und zwischen 2005 und 2009 drei Kinder als die gemeinsame Frucht unserer Lenden in die Welt geschoben. Und dann durch die Welt. Im Kinderwagen.

Es blieb nicht so viel Geld, um Platten zu kaufen uns so habe ich vieles von dem was ihr hier hören könnt tatsächlich digital entdeckt. Erst über Napster, meist über emule, peer-to-peer Netzwerk. Es gab da noch ein anderes…. hm, vergessen wie es heisst.

Einige der deutschsprachigen Bands durfte ich mit meiner Band pADDELNoHNEkANU begleiten, supporten, … da kommen mehr in der nächsten Playlist. Die widmet sich dann mehr den letzten 10 Jahren.

Emo-Lieblinge waren ganz klar SMALL BROWN BIKE. Komplexes Songwriting, maximale Emotion. Dann entdeckte ich die zappeligen BEAR VS. SHARK – vow!

Dazu jede Menge deutschsprachiger Punkrock. DUESENJAEGER alle 7inches besorgt. OIRO. Krach. Päng. Geilo! ANTITAINMENT empfohlen bekommen, auf Konzert und auch PASCOW dort gesehen. Fantastisch. Eins der sehr wenigen Konzerte, die ich in der Babypause besucht habe.

Noch eins waren TURBOSTAAT. Kannte damals noch kaum wer. SCHNELLER AUTOS ORGANISIATION. Die wundervollen GRIZOU!

Ich hör auf zu schwärmen. Finde wirklich alle Bands ausnahmslos geil. Ja, auch INTERPOL haben mich nachhaltig überrascht und der Schlagerpunk von BLINK182 hat mich aus meiner ersten, tiefen, tränentraurigen Trennung Anfang 2000 gezogen. Das war geil. Gute Laune ohne Ende!

Viel Spaß beim hören. Link zu DEEZER.

Eventuell wird auch mal ein Cover zu den Playlists erstellt.

youtube playlist #1 QUARANTINED (the 90s hardcore lessons)

hier ein wenig ausführlicher:

Angefangen mit den zappeligen AT THE DRIVE IN, die mit „relationship of command“ ganz klar auf dem PEAK ihres Schaffens waren. Produziert von Rick Rubin. Geiler Sound, geil gespielt, konnten sie, meiner Meinung nach, live nie einhalten.

über meine NYHC-Zeiten: die großartig wütenden und politischen SFA. Reverend Paul Bearer, der mit SHEER TERROR so asselig, prollig und doch so klare politische Statements zu shouten hatte. GO! die sich oft mit YUPPICIDE und SFA Bandmitglieder teilte (und bei mir mein ersten NYHC-Tape, was mit Jamil überspielt hatte). Anfang der 90er schon einige Statements raushauten für soziales Miteinander, Gay, human rights, etc.

Dazwischen mal Entspannung mit MIGHTY MIGHTY BOSSTONES, ein Feuerwerk der guten Laune mit einer einzigartigen Reibeisenstimme am Mic! Oder BEASTIE BOYS. Lieblingsband. Auf Platte, Live, die ganzen Songs. Meisterwerk.

Die Vollklatsche aus Kaltland HAMMERHEAD. Was für ein Überalbum, was für Liveshows. GEIEL!

Noch so einige Bands tummeln sich. Einfach mal durchlaufen lassen, ich mach mal die nächste Playlist.

SPOTIFY

DEEZER

review: HERRPAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM – aufgewacht verlaufen

herr paulsen und das zeitproblem - aufgewacht verlaufen
Natürlich dachte ich ‚hej, die nächste Scheibe heisst bestimmt III‘. Bin dann aber doch aufgewacht: verlaufen.
Auch das Cover hat sich komplett gewandelt. Eine weitere Variation von schwarz/weiß hätte es ja auch nicht mehr geben können; oder doch? Alle Zeichen stehen auf Veränderung.
Da ist richtig viel passiert in der Musik.
Ich denke mal, die paar Hörer, die HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM inzwischen für sich gewinnen konnte, sind so offen und freuen sich mit der Veränderung. Wären sie hundertfach berühmter, hör ich schon die Individuellen quatschen über ihre Erwartungshaltungen. Ich denke mal, bei der Band schert man sich herzlich wenig darum.

Los gehts mit „day 7“ einem Zitat, einen kleinen Reminszenz an die übergroßartigen THE NOTWIST. Die ham ja musikalisch auch mal woanders angefangen. Die Entwicklung ging mir aber irgendwann extrem auf den Sack. Bei HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM kann ich mich aber freuen. Die hörbaren Verbindungen gehen bei der Band einfach nicht aus. Gesang und teilweise auch die Musik klingen nach den nicht mehr ganz verblichenen MUFF POTTER, ein Song vom Demo „myosotis“ ist auch mal wieder dabei. Ihr solltet diese Demos nachträglich veröffentlichen 😉 sind echt geile Nummern drauf! Was allerdings nicht heissen soll, daß das eingespielte Stück heute nicht genauso gelungen ist!
Was sich auf der II noch nach LYGO angehört hat ist nun mehr so „atmen, weiter…“ oder KRAWEHL. Einschläge aller möglichen deutschprachigen Bands erfreuen das Gehör ohne eine direkt zu kopieren.
Das Ganze endet mit (einem) „feuerwerk“. Insgesamt drehen sich die Lyrics um Verlust, Leben, aufwachen und feststellen, daß man sich möglicherweise verlaufen hat, der Traum geht bald zuende.

hören
Greift zu. Ihr bestellt sicher die nächste Turbostaat oder die Oiro bei flight13. Bestellt das mal getrost dazu!
erschienen bei den wunderbaren
30 kilo fieber
elfenart
tanz auf ruinen