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LP: briefbombe – ausgeliefert (part II – joey)

Weil mir das aktuelle Release von Briefbombe, Ausgeliefert, so gut gefällt und hier nicht alles aber vieles erlaubt ist, lässt mich Felix hier einfach ein weiteres Review zur besagten Veröffentlichung schreiben, obwohl er das selber im Juni schon einmal getan hat. Here we go:

In genialer Schlichtheit und mit Liebe zum Detail bekommt man Punk mit Hardcore-Einschlag auf der old-schooligen Seite des Spektrums! Ideen, Konzept, Texte und Umsetzung: Geil!

Akkordfolgen kommen eingängig und evil daher. Hier und da ein paar musikalische Pflastersteine aus dem Punkbaukasten in Form Rhythmus-betonter Einschübe. Das super Songwriting erschafft attraktive Frankenstein Monster, zu denen mein Herz hüpft. Es ist ein geiler Wechsel aus Melodien und Blastbeats –  rau und kuschelig zugleich.

Besonders fällt mir auf, wie super die Metrik der Texte, quasi der Gesangsrhythmus auf die Nummern geschneidert ist! 10 von 10! Es läuft mir dermaßen rein, dass ich meine Umwelt einfach an meiner Freude teilhaben lassen muss! Ich hab das Teil von vorne bis hinten, inklusive “Stille Post”, beim ersten Kennenlernen gleich drei Mal hintereinander laufen lassen. Seitdem auch weitere viele Male. Mein Favoriten sind u.a. GI JOE und BRIEFFROINDSCHAFT, aber ich höre, wie gesagt, eigentlich immer das ganze Teil von vorne bis hinten mit großer Freude durch.

Auch auf social Media, YouTube und Konsorten wirkt die Band Briefbombe unglaublich sympathisch auf mich! Ich schließe diesen offenen Liebesbrief in der Hoffnung, die Band doch irgendwann mal live zu sehen.

Erschienen und zu haben via Spastic Fantastic (schwarzes Vinyl) oder RilRec (orange Vinyl).
Oder bei der Band selbst.

Review von Joey Controletti.

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MC: schlecht – macht ja nix

Noch mehr Tapes, yeah!

Rilrec haben Schlecht rausgebracht. Der Bandname spricht ja hoffentlich nicht Bände. Black Cat Tapes haben mir das freundlicherweise zugeschickt.
Zwei Labels bringen also Schlecht raus und die sind gut! JA!
Das geht gleich mit den Zeilen “Schrammelpunk, schales Bier” los. Deutschpunk IN YOUR FUCKING FACE. Sofort aufgedreht auf 180 und dann auch noch wie ein Uhrwerk präzise nach vorne getrommelt.
Ihr Themenauswahl ist auch ein 110%tiger Volltreffer: Yuppies, Linke Spießer, Punkverrat, Arbeit ist Scheiße und und und. Und da das auch gleich die Titel der Songs sind, fragt ihr euch: was geben Schlecht uns da Neues?
Egal!
Wer es also irgendwie vermissen sollte so Hardcorepunk um die Ohren gefegt zu bekommen, ist bei Schlecht goldrichtig! Sie arbeiten mit Vollgas also alle Punkrock-Themen ab, die wichtig sind. Von politisch über sozialkritisch über Leck mich am Arsch alles in einem Rundumschlag an Geprügel. Aber dezitiertem Geprügel. Kein Rumpel-Ufta!
Die Texte habe ich in der ersten Runde noch nicht ganz verstanden, die sind ordentlich draufgerotzt, aber ich denke ich habe ein ganz gutes Gespür für die Inhalte, die da transportiert werden sollen, und wollen.’
Schlecht kommen aus Hannover, der Stadt des Funpunks, aber auch des feministischen Punks!

Die 14 Songs sind tippitoppi aufgenommen, das Artwort spricht die Sprache, die es soll. Die Band spielt straight forward. Die Sängerin bellt die angepissten Texte entegen. Ein männlicher Part ergänzt diesen lyrischen Reigen.
Die Songs wirken, als hätten sie alles hintereinanderweg gespielt. Der Sound ist wirklich super gemischt und hat Druck. Fehlt eigentlich nur noch der Blast-Beat, um das Geprügel perfekt zu machen. Es reiht sich Brüller an Knüller!

Erschienen via Rilrec und Black Cat Tapes

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LP: briefbombe – ausgeliefert (part I – felix)

Nach dem ersten Demo der Briefbombe hab ich ja auf die Platte gewartet! Ja, man. Voller Vorfreude, denn das Demo war auf Tape ausverkauft, und die “Drogenpost aus dem Darknet” so schnell aufge”hört” (Samplerbeitrag zu Sex mit Bekannten II), da hatte ich noch nicht mal geschafft den Gedanken zu fassen, es zu kaufen. Und ich mag ja dieses analoge, Tapes und Vinyl, total gut! Ihr auch?

Nun ist die Briefbombe ausgeliefert. Yeah. Ich bin gespannt, ob sich dieser Bandname und alle damit einhergehenden Wortspiele und -witze zum Thema Post und Zulieferung auch noch in 40 Songs funktionieren, oder ob da… wie auch immer, wir können ja gerne hier im Kommentarbereich eine kleine Sammlung anlegen, die eventuell die Band inspiriert?

Ich würde mal sagen, es ist so Fastcore, falls das einen eigenen Namen braucht. Sehr schneller Punk, weil irgendwie lustig, mit der Ernsthaftigkeit des Hardcore vorgetragen. Man kann sagen, wenn man Hochgeschwindigkeitpunk will, dann kann man das bei Spastic Fantastic auch bekommen, easy!
Obendrauf kommt noch der Fakt das die Band aus BördiI (Schläge), Kris (Vokale), Sid (Bass, Vokale) und (ihr müsst euch vorstellen, dass ich gerade in so ner “Sendung mit der Maus”-Erklärstimme spreche) der Thommy (Gitarre, Vokale). Der Thommy, der ist nämlich ein ganz umtriebiger Gitarrist und hat schon ganz doll viele Bands gehabt, oder hat sie noch. Zum Beispiel Loser Youth, Burtale Gruppe 5000, und und und. Ihn erkenne ich am Gitarrensound.

Briefbombe legen los mit “Hermes, der Götterbote”, der nach 41 Sekunde ausgeliefert hat. Ein noch kürzeres Einwurfschreiben ist dann “Philatelie nie”, der mit der Aufforderung zum Straßenkampf endet. Niemand will Briefe schreiben, wenn es wichtigere Dinge zu tun gibt.
So schnell düst die Briefbombe durch, dass ich mich kaum versehe und schon stehe ich auf dem “Kaltenkircher Platz” stehe. Das ist hier. Das ist echt ein Brüller!

DIE SONNE ERLISCHT IHRE LETZTEN STRAHLEN
ES GIBT KEINEN AUSWEG AUS DIESER FILIALE

Zombieapokalypse in der Postfiliale! Dieses Thema hatte bisher noch KEINE Band. KEINE! Sag ich euch.
Eine Remineszenz an AC/DC, die sich entwickelt zu einem Werbeclip für TNT Express. Sehr Geil.
Danke. Also ich als TNT würde mich recht erfreuen.

Es gibt auch Zwischenmenschliches in “Briefroindschaft”, dazu kleine Life-Hacks wie der “Zalando-Trick”, was ja auch mit Zulieferung  – nein, ich muss euch das nicht erklären. Auch nicht, dass ihr kurz vor Ende noch in “Urlaub in Porto” geschickt werdet!

Aufgenommen und gemischt von Yannig Malry im Off Ya Tree Studio.
Ich mag Briefbombe gern mal live sehen, kommt mal in den Süden!
Einzige klitzekleine Maulerei ist: Seite B kann man sich echt schenken können, joah schon auch lustig, aber 14 Minuten Lärm zwischen Anfang und Ende des Songs?, dann aber lieber einen Siebdruck hintendrauf!
Platte steht jetzt direkt neben Bad Affair, zwinker.

Spastic Fantastic und Rilrec teilen sich diesen schönen Release.

Dieser Review erschien auch schon (so ungefähr) beim Vinyl-Keks!

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7inch: Angerboys – Against a Wall

Die Angerboys, die lagen hier schon mal auf; mit ihrem Album “how to profit from the panic”. Nun ein neues, kurzweiliges Vergnügen mit sechs Songs auf einer 7inch. “against a wall”. Die Angerboys sind ein Quartett aus Recklinghausen und Bochum, gegründet 2018, ordentlich Zunder in die Gitarre gegossen, den Geang angezündet und los geht das Feuerwerk mit Taylor Snifft am Gesang, Zotti zappelt mit der Gitarre, Benni brummelt Bass und Dustin dengelt Drums.

Genug des Spaßes, schwierige Zeiten erfordern klare Worte; und die finden die Angerboys mit einem messerscharfen Blick. Im Grunde ist bei diesem, man sagt heute “klassischem” und meint “kenn ich schon”, Hardcorepunk vermutet man zu wissen, was als nächstes kommt, und doch machen Angerboys dann doch was anders.
Die Vocals von Tylor Snifft ist noch ein wenig überdrehter, als ich ihn in erinnerung habe. Da ist ganz sicher ein bisschen Zerre drauf, um sie ab und an hochzupitchen, die Vocals. Es geht in einem sehr gut angezogenen Midtempo nach vorne, vielleicht ein wenig krautrockige Anleihen auf der Gitarre (sag ich jetzt aber nur, um irgendwen zu ärgern; wäre ja möglich, dass es Absicht ist). Das ist total gut eingespielt und es hört sich an, als hätten Angerboys einfach maximalen Spaß, euch ihre Riffs und Texte vor die Füße zu schmeißen.
Um diese dann, lautstark mit Wut angefüllt, in Pogo zu verwandeln. Es hat etwas räudiges, roughes, und etwas unperfektes, was die Band liebend gerne ausspielt. Da rumpelt nichts, das meine ich nicht!

Die Texte sind in ihrer Direktheit sehr sehr geil.
“frontex kills” ( diese Organisation ist europäischer Faschismus; wir zahlen von unseren Steuern Genozid) und “stop being poor” sind da meine Anspieltipps.

one mans trash is another mans treasure
strength through joy and work ist pleasure
you owe me a living i keep reciving and you keep me giving

Diese sechs-Song EP hat ein klasse Cover; welches Zotti zusammenschnippelte. Ein Frau lässt sich offensichtlich mit Messer bewerfen. Da muss(te) man wirklich Nerven behalten. In diesem Moment frage ich mich, wer auf die Idee gekommen ist solche Jobs zu “erfinden” und wieviele Schrammen die Ladies abbekommen haben von diesen dämlichen Männern, die ihren seltsamen Machthunger auch damit ausgelebt haben?

Als 7inch und MC erschienen bei RilRec.
Ich kann jemensch wärmstens empfehlen, wer etwas gegen diese Welt hat, oder noch ein Argument mehr braucht, der möge sich diese sechs gesungenen Argumente rein tun.

V.Ö. am 06.10.
300 Stück schwarzes Vinyl und 80 gelbe Tapes!

(dieser Review erscheint so auch nochmal beim VinylKeks 😉 )


 

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MC: kem trail – acht cola acht bier

Echt jetzt, nachdem Punkrock schon alle Instrumente in Anspruch nimmt, inkl. Klavier, nun also Nintendo-8Bit-Sound.
Und irgendwie auch klar, dass das aus der Ecke Brutale Gruppe 5000, Loser Youth und Antinational Basscrew kommt.
Kem Trail ist musikalisch also ziemlich umtriebig und was er anpackt wird zu Punkergold. Er ist schon echt ne Hitmaschine.

Nach “Bunker” dem Eingangstrack über Prepper, kommt der bereits als Video entkoppelte AsselHit “sauf dich voll”

Danach ein herrlich melancholischer Anti-Polizei-Smasher “rechtsstaat”. Instrumental gibt’s auch auf die Ohren. Und den repetitiven Emo-Bit-Crusher “scheiss inflation”.
Zum Abschluss ein Cover der DDR-Punker l’Attentat “ohne sinn”.

Ich greif das mal auf, denn ohne Sinn ist hier nichts. Das ist ein total gutes Tape mit Top-Musik. Ich hab nur keine Ahnung, ob ich das länger als die Lauflänge des Tapes durchhalte, haha! Dieses Gequietsche und gedingse da. Elektro-Punk, der glücklicherweise nicht ins schlagereske abrutscht.
Eine neue Erscheinung vom “die haben schon lange nichts mehr gemacht” Uga Uga Tapes und RilRec.

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MC: kapot – place to be

Kapot!
“place to be” ist endlich raus auf MC. Was irgendwie total schade ist. Denn die erste Platte “alle geht kapot” ist als LP erschienen, nun “nur” ein Tape. Ich mein, ich bin glücklich damit, sagt mir aber auch: ihr habt die Platte nicht gekauft! Geht gar nicht. So wie die famose Karmakopter Scheibe nicht zu haben. Das ist ein Affenmesserkampf!
Nun, glücklicherweise gibt es beim herausgebenden Label ein Bundle. Zuschlagen; im Sinne von bestellen! Rilrec
Ich kann nur vermuten, woran es liegen mag: die langen Produktionszeiten bei Vinyl? Keine Kohle?
Egal, digital reicht das ja im Grunde auch; ich mag halt ab und an ein Tape in mein Tapedeck schieben, es hat definitiv etwas Entschleuningendes, da man dem kompletten Release nicht entkommen kann!
Der Titelgebende Song “place to be” war ja schon auf der Compilation der Ausgabe 8 auf Tape raus.

Insgesamt haben sich Kapot stark verändert. Die Aufnahme sind wesentlich dichter als auf der LP. Den Punkrock haben sie ein wenig verloren und sind eher hardcorig. Vorher war da mehr deutschpunk gepaart mit krass schnellen Beats, superabwechslungreichen Songwriting, was immer wieder den Hardcore kippt. Das ist nun eben: Hardcore.
Verdammt gut gespielt. Miley Silence (dreihardcore-grrrls und einem kerl aus Hamburg) machen die Gangshouts, funktioniert alles megagut.
Ich bin halt mehr so der Punkrocker. Was soll ich machen: ein wenig den alten Zeiten bei Kapot hinterhertrauern. So, jetzt isses raus.
Gebt Kapot ne Chance, lohnt sich ab-so-lut!

Superabgeklärtes Spiel, klasse Texte (lest bei Bandcamp mit), top Bandname, gemischt von Yannig; es gibt wahrlich nichts zu maulen!

Video “gregor”

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LP: marode – risse

Marode überraschen mich mit einem ersten Song, der mich so überhaupt nicht aus den Socken haut. Riff, Songwriting und die Melodie, die ich lang erwartet habe und sie dann auch gegen Ende des Songs in meine Erwartungshaltung platzt. Obwohl, dann ja eventuell doch etwas Überraschendes.
Musik ist da, um gehört zu werden. “Herrlich destruktiv” diese Band. Die Sicht der jungen Punx auf die alten wird thematisiert. Was sie früher mal alles wollten, was man selbst denn so will und dann ist man überrascht das die Alten, dann doch so werden: Frau, Kinder, Reihenhaus. 
Marode sind ziemlich abwechslungsreich, zwei Männer spielen Gitarre und Bass und singen abwechselnd, während ein Frau die Songs nach vorne kloppt.
Zwischen laut Erzählen oder auch deutschsprachigen Gebrüll, aber auch so sehr schnell gesprochenem Hardcore-Sprechgesang. So Amen81-mäßig. Manche sind total auf den Punkt und superkurz wie “was du willst” oder “pennen” “der moment”, andere wiederum auch auf den Punkt und sehr lang “das gruselige Lied”. Wie gesagt: abwechslungsreich!

auf die Seele an der Bushaltestelle
wartet niemand auf die verpasste Gelegenheit
(…)
gestrandete Männer stehen die Braune Flasche zusammen an der Ecke beim Supermarkt
missmutig beäugt von gebundenen Frauen und ihren Männern auf dem Weg zur Arbeit
(…)
Die Buchstaben supper schmeckt nach fahren Wörtern und nach “da kann man halt nichts dran machen”

Das ist mega! Und weiß mich in der zweiten, dritten Runde der Platte echt zu begeistern. Ich hab mich halt von der Haltestelle Geister abholen lassen müssen, aus meinem Reihenhaus, haha.
Toxo und Andi, so finde ich heraus, heißen die beiden Menschen am Mikrofon und den Saiteninstrumenten, wechseln sich also immer wieder ab, was ich langsam aber sicher für gut befinde. Nein, da ist alles gut (wie man heute zu jeder Gelegenheit sagt). Sie haben eine recht eigenwillige Art gefunden, die manchmal sperrigen Texte in ein eigenes Vermaß zu setzen und die richtigen Pausen zu lassen, das man sich nicht verhaspelt bei der Geschwindigkeit. Yeah!
Einzelne Textteile dorthin zu setzen, wo man sie kaum erwarten würde.
Erinnert mich an Tischlerei Lischitzki, Moloch, auch älteres wie Torpedo Moskau, eben Amen81 – halt eher punkig als crustig.
Drei Akkorde durchmischt von Dur bis Moll, leicht windschief manchmal, schrammelig quietschen sie mit rutschigen Schlappen um die Hausecken, wie der leichte Abendwind im letzten Sommerkleid.
Denn die Platte ist schon im Juni erschienen, nun ist es Herbst, ich hatte den Review schon mal angefangen, all die schönen Labels rausgesucht und verlinkt, vergessen auf “speichern” zu drücken…. boah ey.
Cover ist trist (Artwork von Livia & Kathi), Risse im Boden, doch es wächst noch was, mehr grau als schwarz/weiß, viel Verblichenes. Themen wie “was ist geblieben” “egoismus bei sich selbst und andern” “stillstand” “alkoholmissbrauch” finden sich auf dem Cover, wie auch in den Texten und Musik wieder. “herrlich destruktiv” diese Band, Marode, eben.
Der letzte Song plätschert so aus, im Grunde, wie sie mich mit dem ersten Song begrüßt haben, vielleicht eine musikalische Klammer? So etwas wie der Strich, der sich durch das Artwork zieht und alles miteinander verbindet.

RilRec, Violent Heartbeat, Racoone Records, Schorrie Morrie Tunes, Attack Records

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LP: marode – risse

Marode überraschen mich mit direkt mit/bei  ihrem ersten Song “die Dummen”, der mich sogar nicht aus den Socken haut, weil aber auch alles, also das Riff, das Songwriting und die Melodie, die dann gegen Ende doch kommt, ich lange erwartet habe, mich echt nicht vom Hocker reißt. Es ist sogar so, dass diese Platte bei mir erstmal am Ende des Rezistapels gelandet ist. Erschienen ist sie bereits im Sommer. Aber das ist mehr so Herbstmusik!
Marode spielen laut Eigenaussage “… alten punk in einer kaputten welt. mit gebrochenen stimmen und verrosteten instrumenten. keifen und singen über verwahrloste menschen und zustände.”
Je länger die Platte läuft, umso mehr Licht erscheint aber am Ende des Tunnels, um es mal so dichterisch auszudrücken. “herrlich destruktiv” zum Beispiel ist ein Song über die junge Sincht der Punx auf die alten Punker. Was sie früher mal alles wollten, was man selber alles will und dann ist man überrascht, dass die Alten dann doch anders werden. Nach dem Motto Ehefrau/Kinder/Reihenhaus leben.

Es ist dann doch ziemlich abwechslungsreich. Zwei Männer singen und spielen Bass und Gitarre. Sie wechseln sich ab, was mal keifend klingt, mal erzählend. Hat was von …but alive, amen 81 oder außer ich. “brügge” ist dei erwähnte herbstlich angehauchte Punkmusik.
Die Songs sind durchweg kurz, doch meist gibt es viel zu erzählen und die Lyrics echt ausufernd. Was ich tatsächlich richtig gut finde!

Die grauen Häuser werfen Schatten auf die Seele, an der Bushaltestelle wartet niemand auf die verpasste Gelegenheit

Gestrandete Männer stehen wie braune Flaschen zusammen an der Ecke beim Spar-Markt, mißmutig beäugt von gebundenen Frauen und ihren Männern auf dem Weg zur Arbeit

Die Buchstabensuppe schmeckt nach faden Wörtern und nach: Da kann man halt nix dran machen, ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, nur harte Arbeit

Das “gruselige Lied”. Megagut!
“Bizarroworld” total angepisst und das Rad wird hier im Sinne der 80er Jahre nochmal in 1Min04Sek ordentlich im Kreis gedreht. “pennen” ist sogar noch kürzer. Toxo und Andi wechseln sich da echt super ab, während sie von ihrer Drummerin nach vorne geprügelt werden.
Wütender Drei-Akkorde-Punk mit ab und an rechts dystopischen Lyrics, die aber nicht in totaler Düsternis münden.
Auf die ganze Länge der Platte funktioniert das super! Man gewöhnt sich an windschiefe Rumpeligkeit. “falsch und klein” ist ein super Anspieltipp.

Sie reimen konsequent alles und passen das auch noch in ein Versmaß, da hat jemand bei den Gedichtinterpretationen gut aufgepasst, wobei auch das nicht zu oll daherkommt. Sie haben eine sehr eigenwillige Art & Weise dann Textteile dorthin zu setzen, wo sie sonst keiner singen würde, wo man sie nicht erwartet. Marode machen also Musik wie viele Bands schon vor ihnen, und suchen die Abwechslung, das Eigenwillige in derart Kleinigkeiten.
Diese Drei-Akkorde-Wut mit den passenden Texten ergeben ein rundes Gesamtbild!
Zwischen den Themen “was ist geblieben”, Egoismus in der Gesellschaft, Stillstand, Alkoholmissbrauch bleiben “Sätze mit aber”, was einen wirklich guten Schlusspunkt setzt. Plätschert so aus. Habe das das Gefühl, dass diese Song eine erzählerische Klammer darstellt. Wie der Strich, der sich durchs ganze Booklet zieht, zusammenführt, zusammenhält. Am Anfang ist das Ende und umgekehrt.

Fünf Labels RilRec, Raccoone, Attack Records, Schorrie Morrie Tunes und Violent Heartbeat haben “Risse” herausgebracht. Klasse Artwork! Viele Risse im Beton, viel Verblichenes.

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fanzine: Hansa Zeneca #3

Mit dem Hansa Zeneca Numero 3 hab ich mir etwas Zeit gelassen. Habs einfach… ach Mensch, der Stapel wird immer größer und größer. Und ich lieb doch diese Zines. Und jetzt kann man dieses Heft nicht mehr unterscheiden von den andern: es ist nämlich wieder in A5 und keine Zeitung mehr, wie noch Ausgabe 2.
Zu Beginn möchte man mich mit einem Scherz für den Winter, einer CD-Beilage, cachen. Die kommt vom Lieblingspunklabel Bakraufarfitara. Mit dieser CD-Beilage geht dein CD Player in jedem Fall kaputt, dafür hält er das Bier schön warm; von unten. Immerhin: sie bieten Ersatz an.

Werbung von Audiolith weisen klar dahon, dass man sich nun den schönen Druck bezahlen lässt durch Commercials, damit der Preis des Heftes schön tief bleibt für den Konsumenten. Stimmt doch so 😉
The Kleins haben eine CD-Beilage beigesteuert. Die müsst ihr zuerst einlegen, sonst: siehe oben. Wenn nicht die Musik bereits eure Ohren geschrottet hat. Gibt es bei RilRec.

Es war wohl vorerst mal die letzte Ausgabe, ein kleine Pause – hoffentlich keine Großen Ferien – soll kommen. Ist jetzt auch mal schnell der Grund, weswegen diese Worte ausreichen müssen als Kaufargument!
Gibt es bei Fire and Flames zu kaufen. Oder im Hauseigenen Shop Rilrec.

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MC: Angerboys – how to profit from the panic

AngerBoys kommen aus Recklinghausen und warten ganz sicher schon seit Release auf meinen Review 😉 – Die Platte / MC ist bereits im September 21 erschienen.
Zur Verfügung gestellt wurde mir dieses, mit einem hervorragenden, ins Auge springende Artwork ausgestattete, Tape von RilRec.

“How to profit from the Panic” ist Release Numero 75 bei RilRec und somit auch ein kleines Jubiläum.
Gesanglich hochgepitchter, angepisster Gesang, der manchmal sowas klagendes hat wie Jello Biafra einst bei den Dead Kennedys, allerdings ziemlich schnell in eine verhexte Nina Hagen umschlagen kann.
Die Band / die Instrumente hängen ziemlich cool ab miteinander und haben auch den ein oder anderen Scherz auf den Saiten, wie zB bei “Terror Attack”. 
Zwischen wütendenden, abwechslungsreichen Garagepunkkrachern werden Insektenköpfe besungen, weiße Privilegien, Faschisten wird gedroht “Make Fascists afraid again”. 15 Songs in 20 Minuten, wer da noch Kaffe braucht, wird nie wach!
Das Cover ist auch noch ein paar Worte wert: ich find nämlich spitze! Ganz klasse Retrokommunistendesign plus ein bunten Tape. Das ist echt n Hingucker!
Erschienen ist das kotzbeige Tape bei RilRec. Als 12inch, rosa, gibts das auch bei Plastic Bomb Records und No Front Teeth Records.