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LP: judy and the jerks – total jerks

Diese knaller-Hardcore-Band aus Hattiesburg in Mississippi Judy and the Jerks, touren sich den Arsch ab. Letzten Sommer in Europa, auch zu Gast in der Alten Hackerei in Karlsruhe, wo ich sie an einem lauen Sommerabend gesehen habe, sondern auch noch ne Ostküstentour in Amiland, diesen Frühling dann Japan.
Die Energie und Zappeligkeit der Band hat mich überzeugt und ich hab mir dann am Ende des Konzerts noch so’n arschteures Tape mitgenommen (10 oder 12 €… Hammer!); so gibt es nun eine Compilation auf Vinyl via Refuse Records. (ich fürchte nur, die gibts nicht mehr….)

Also eine Tapecollection von ihren sieben (7) von 2017 bis 2021 erschienenen Kassettenreleases.
A3 Poster mit den Tourdates des Jahres 2022. Booklet mit Flyerartwork, Stories und und und.
Mich erinnert das an GaragePunk, ist aber meist viel zu schnell dafür. Die erste Beastie Boys Platte klang mal so ähnlich. “egg raid on mojo” bspw von der Pollwog Stew EP.

Judy and the Jerks sind auf jeden Fall mehr Hardcore. Zwischen quietschiger Stimme und Gebrüll, Krach und Noise auf der Gitarre und dem Bass, die Drums pushen einfach nur, sind mehr Triebmittel als Gestaltungselement.
Zugreifen!

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MC: kapot – place to be

Kapot!
“place to be” ist endlich raus auf MC. Was irgendwie total schade ist. Denn die erste Platte “alle geht kapot” ist als LP erschienen, nun “nur” ein Tape. Ich mein, ich bin glücklich damit, sagt mir aber auch: ihr habt die Platte nicht gekauft! Geht gar nicht. So wie die famose Karmakopter Scheibe nicht zu haben. Das ist ein Affenmesserkampf!
Nun, glücklicherweise gibt es beim herausgebenden Label ein Bundle. Zuschlagen; im Sinne von bestellen! Rilrec
Ich kann nur vermuten, woran es liegen mag: die langen Produktionszeiten bei Vinyl? Keine Kohle?
Egal, digital reicht das ja im Grunde auch; ich mag halt ab und an ein Tape in mein Tapedeck schieben, es hat definitiv etwas Entschleuningendes, da man dem kompletten Release nicht entkommen kann!
Der Titelgebende Song “place to be” war ja schon auf der Compilation der Ausgabe 8 auf Tape raus.

Insgesamt haben sich Kapot stark verändert. Die Aufnahme sind wesentlich dichter als auf der LP. Den Punkrock haben sie ein wenig verloren und sind eher hardcorig. Vorher war da mehr deutschpunk gepaart mit krass schnellen Beats, superabwechslungreichen Songwriting, was immer wieder den Hardcore kippt. Das ist nun eben: Hardcore.
Verdammt gut gespielt. Miley Silence (dreihardcore-grrrls und einem kerl aus Hamburg) machen die Gangshouts, funktioniert alles megagut.
Ich bin halt mehr so der Punkrocker. Was soll ich machen: ein wenig den alten Zeiten bei Kapot hinterhertrauern. So, jetzt isses raus.
Gebt Kapot ne Chance, lohnt sich ab-so-lut!

Superabgeklärtes Spiel, klasse Texte (lest bei Bandcamp mit), top Bandname, gemischt von Yannig; es gibt wahrlich nichts zu maulen!

Video “gregor”

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LP: bent blue – where do ripples go?

Modern Illusion darf ich echt dankbar sein, dass sie diese Band entdeckt haben und das Demotape hier in Deutschland rausgebracht haben “between you and you’re“.
Auf ihrer neuen EP “where do ripples go” prügeln sich Bent Blue zwischen dem anarchischen MDC Geballer oder auch Sick of it all, und supermelodischen, windschiefen Dischord-like Parts. Das klingt aber nicht nach gestern, sondern als ob sich diese Band ein ganz eigenes Bild macht und das in abwechslungsreiche Hardcoresongs packt.
Ein bisschen Noise hie und da. Treibende Gitarrenriffs, Taktwechsel und den sehr reflektierten und nachdenklichen Lyrics von Toni Bertolino ergeben auf “where do ripples go” sieben klasse Songs. Kurzweilig und intensiv.

EP gibts in Deutschland hier: aber bei dem Preis würde ich auch hart zucken. Coretex. Bei hhv noch teuer. Die spinnen, ha! In Italien könnt ihr günstiger bestellen, wobei ich bezweifel, dass das Porto nicht doch auch recht hoch sein könnte. Fuck, es lohnt sich wirklich, diese Scheibe zu kaufen 😉 Grindpromotion Records
Ist zwar in einem wunderschönen blau-mixton gepresst, einseitig bespielt. Innenhülle bedruckt mit den Texten.

Ich habs direkt bei War Records (Amerika) bestellt, sie waren so nett, dass cool zu verpacken und… (rest per PN)
Ein paar Tapes vom Demo gibt es noch im Away From Life – Shop.

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MC: Angerboys – how to profit from the panic

Die wütenden Jungs wollen mir jetzt also erklären, wie man aus Panik Profit ziehen kann. Nun denn, ich bin gespannt:
Als Erstes: es sind keine Jungs. Zumindest die Stimme und die Zurodnung ihres Namens fällt mir leicht, denn sie heisst Taylor Snifft. Yeah. Ihre Vocals sind eher hart angezerrt als versnifft, aber die ersten drei Töne reichen aus, um mal wieder mein Wohnzimmer zu zerkleinern. Zu “cut your throat” lässt sich das (er)leichternd machen.

i’m full of hate/ you’re full of shit
youre full of blood/ you’ll choke on it

Es folgen noch 14 (!!) weiter ins Hirn fräsende Punkhymnen in knappen 20 Minuten Spielzeit.
Die Angerboys aus Recklinghausen besingen in sehr kurzweiligen Songs das Tragen eines Insektenkopfs “insect head” ebenso die daraus resultierende Wirrnis, die im Herstellen von Crystal-Meth endet “self-immolation”.
Klares Statement gegen Faschismus ist dann “make fascists afraid again”

fight the fascist scum
every single one
5 on 1/ i’m getting bashed
broken glass eats into my flesh
kicked in the face/ stabbed in the back
acht right now or youll be next
MAKE FASCISTS AFRAID AGAIN


Irgendwie kommt mir Nina Hagen in den Sinn. Die Sängerin hat auch dieses abgefahrene Ding in der Stimme. Ihr wisst, was ich meine, oder?
Insgesamt also sehr punkiger Polithardcore. Zackig, mal ein wenig hektisch, sehr angepisst, mit recht hoher Melodie-Dichte! Die Lyrics zwischen ernstgemeint und ernstgemeintem Nonsens.
Halt: die Musik macht ab und an auch mal einen extravaganten Schlenker. Bspw. in “terror attack” wird eine doch recht bekannte Melodei zerwurstet.
Wie man nun von der Panik profitiert ist am Ende wohl absolut unwichtig geworden. Nein, es ist ein richtig schlauer Plattentitel und ein super Artwork noch dazu.

Erschienen bei RilRec als kotzbeiges Tape. Und bei Plastic Bomb und No Front Teeth Records als rosafarbige LP. Erschienen im August 2021.

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review: Manege Frei – Virulent LP

Nach dem schon sehr aufrgegenden Split Tape mit Disillusioned Motherfuckers (ich berichtete beim Vinyl-Keks), nun also das Full-Length-Album der Hagener Band Manege Frei.
Das “Virulent” betitelte Album startet mit zwei Songs vom erwähnten Split Tape. Danach gibts den “Aluhut” auf die Mütze. I like diesen extrem bissig schmissigen Refrain sehr gern!
Insgesamt ein Dutzend Songs werden uns hier in voller Fahrt an den Kopf geknallt. Schlappe zwei Songs kacken die 3 Minuten Marke.

Der Sound der Band gepaart mit den kurzen, knackigen Texten des Sängers, keine großen Schnörkel oder Umwege im Songwriting können sich locker mit “alten Haasen” wir Rawside messen.
Sänger Rakete röhrt seine größtenteils sozialkritisch bis politischen Texte über den dengelnden Basse, bekommt ordentlich Rückendeckung von den Gangshouts, ich kann keinen Wehrmutstropfen finden, dabei bin ich doch so pingelig, hüstel.
Abwechslungreich, mal mit dem Tempo spielend, keine nervigen Soloauswüchse, in knappen 30 Minuten auf den Punkt geprügelt.
Erschienen im März bei Kloppstock Records, Kotzbrocken und save the scene records. Kommt in Orange, schwarzem oder blauem Vinyl.

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review: KaputKrauts – quo vadis, arschloch? & strasse kreuzung hochhaus antenne

Ich könnte schwören, ich habe eines meiner ersten Reviews, damals war der Blog der Postille noch bei Blogsport, über die “Strasse, Kreuzung, Hochhaus, Antenne” der KaputKrauts geschrieben. Doch mein Hirn scheint sich zu täuschen. Ich finde es nicht. Nirgendwo, nicht auf der Festplatte, einfach weg!
Wie kann etwas im Internet verschwinden? Verschwörungstheorien besagen, dass alle gespeichert wird.
Kurze Einleitung, denn im Grunde gibt es schon eine Menge zu erzählen zu diesen famosen Platten!

Angefangen hat die Band mit der Split LP “Bombing your Kleinstadt” und, gefühlt, damals mit Nein Nein Nein Massstäbe in Sachen intelligenten und eigenständigem Punk gesetzt. Massstäbe, die ich bis heute noch bei keiner Band wirklich wiederentdeckt habe.
Dazu kam, dass sich die KaputKrauts permanent auf Achse befunden haben und man sie wohl jedes Jahr ein bis zwei Mal in seiner Nähe live erleben konnte.
Es kam der erste Longplayer “quo vadis, arschloch?”, der 2008 bei TwistedChords erschien. Ich bin damals noch nicht so sehr auf die Band eingesteigen, mir war das zu ernst gemeint. Ich hatte die feine Ironie zwischen den Zeilen noch nicht erkannt.

„making punk a threat again!“
tausend mal gehört, tausend mal ist nichts passiert
daily terror – coverbands
tausend mal gehoert, und niemals interessiert

ein haufen kotze in den nacken der gesellschaft
oder zumindest vor den aldi oder so
ein haeufchen elend vor dem bahnhof deiner kleinstadt
eine in selbstmitleid ertraenkte rebellion
(aus “gemütlichkeitspunk not dead”)

Sehr sehr viele Konzerte später, ich erinnere mich daran, das die Band sich auch aufteile auf diverse Städte und proben mehr oder weniger vor gemeinsamen Konzerten stattfand? Erschien 2012 dann der zweite, und momentan letzte Longplayer, mit dem seltsamen Titel “Strasse Kreuzung Hochhaus Antenne”. Im Zusammenhang mit dem Cover macht das irgendwie Sinn, der Gesamtzusammenhang fehlt mir heute noch.
Jedenfalls: es gefielen mir durchweg alle Songs, die immer tiefgründig, zweideutig eindeutig ins Gesicht.
“erlebniskosmetik” “im netz und doppeltem boden” “das mag alles stimmen, ich glaube es nicht”
Musikalisch ein Freude. Spielerlebnis, eine Melodie nach der anderern wird zersetzt und geradezu verbrannt, Idee werden nicht geklaut, sie werden am Fliessband gezündet und zur Explosion gebracht. Und Pascow haben doch sicher hier ein paar ihrer Gitarrenmelodien gezockt, oder?
Quasi der Ideereichtum von Japanische Kampfhörspiele nur ohne Grindcoregeballer.

Weitermachen!
Kaufen des Tapes hier:
Coop von Black Cat Tapes und Twisted Chords.
Pappschuber. A4 Faltblatt mit dem Covermotiv, DL-Code.

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fanzine: Trust #207/02 April/Mai 2021

Das Trust Nummer 207 ist mir mal wieder eine kleine Review wert. 
Das Magazin erscheint seit vielen Jahren regelmäßig, ich hab ein Abo seit vielen Jahren, und irgendwie gehen wohl die meisten, so auch ich, nach so vielen Jahren mit dem Heft um, wie mit einem Freund. Mal ruft man an, sprich: schreibt ein paar Worte darüber, mal hat man schon Schwierigkeiten, eine einfach Postkarte zum Gruß zu verfassen, sprich: man blättert nur durch.
Klare, bleibende Elemente sind das Layout, schwarzer Rand, weißes, das Papier.
Direkt gefreut habe ich mich über das kurze, vorstellende Interview von Modern Illusion Records, deren Tape-Veröffentlichungen ich schon alle hier mal besprochen habe. 
Dieses Jahr wird wohl ihre erste Vinyl-Veröffentlichung folgen. Apropos, es gibt ein Interview mit Optimal Media, die sich vor allem darum bemühen beim Pressen eine 1A-CO2-Bilanz vorweisen zu können. Das fängt bei den Produktionsprozessen an und geht über Recycling Vinyl bis zur Nutzung der Hitze, die beim Prozess entsteht.
Ein gutes und interessantes Interview mit Ronja, Kollegin und Redaktionleieterin der Plastic Bomb, Jan Röhlk hat ausführlich mit ihr gesprochen. Nicht nur über alles, was mal war bei der Bombe, sondern auch den neuesten Entwicklungen und Ereignissen zum Thema “punktoo-Bewegung”.
Gibt dann gibt es noch die Reptilians from Andromeda, Nobelschrott und Kali Masi, die ich bisher nicht kenne. Ich hör mal rein!
Da bin ich auch schon bei den Reviews, in denen ich erfreulicherweise diesmal eine recht hohe Deckungsgleiche an Bands, die hier wie dort besprochen wurden, entdecke.
Tolle Ausgabe, wieder mal.

Danke.

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review: WIRED SHUT – s/t MC

Ein kurzes knackiges Tape erreicht mich. Wired Shut, Hardcore aus Portland in Ohio. Es handelt sich um den ersten Europarelease vom Label Modern Illusion Records, die das Tape in 30er Auflage rausgebracht haben Als Letztes der drei tollen Releases (Bent Blue und habe ich schon besprochen) höre ich also dieses drei-Song Tape.
Klassische Besetzung Gitarre, Bass, Drums und Vocals knallen in aller kürzester Zeit drei Songs raus, die mich sofort an Judge erinnern. Was wohl nicht verwunderlich ist, denn die Band besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern Mitgliedern hochkarätiger Bands wie Slapshot, Hoods und Sinking Ships. Metalkante und superschnell. Die Band macht sich den Spaß, zwei Songs auf die erste Seite zu packen und einen dritten auf Seite zwei. Deswegen ist dieser einzelne Track aber nicht länger als die beiden Vorgänger.
Im Gegenteil, der Song überrascht in seiner Kürze. Klare Ansage “Stay out of my way”. Darum gehts im Grunde in allen Songs: Menschen, die ich nicht in meiner Nähe haben will, mögen auch gerne wegbleiben. Um das mal diplomatisch auszudrücken.
Wer Bock hat auf puren, ungeschliffenen, abwechslungsreichen, rohen, und ziemlich gut gespielten Hardcore, der muss ich das hier unbedingt einziehen.
Das Tape ist klasse aufgemacht, Foldout-Cover mit Maschendraht als Umrandung. Viel zu kurz. Gimme some More!