review: DxBxSx – die CD

Von Bakraufarfita habe ich diese CD zugeschickt bekommen. Sehr, sehr geile Mucke, nehme ich mal vorweg. Vinyl wäre auch sehr hübsch gewesen, denn CDs brauche sehr, sehr lange, bis sie mal in einem Player lagen und ein paar Runden drehen konnten. Ich besitze nur einen. Der ist fest im Auto verbaut. Und manchmal fahre ich kein Auto. Aber Vinyl, ja das läuft und läuft und läuft.

Hier nun das neueste Werk der irren Berliner Stonerpunkband mit Rio Reibeisenstimme am Mirko.

Wie ich schon bei ihrem letzten Output erwähnte: Die Musik spielt im Rahmen der benannten Berliner Schnoddrigkeit auf sehr hohem, schweißtreibendem, Schweinerockniveau.

Rock ist ja nicht so meins, aber: sie machen Punktexte. Bringen Vieles sowas von auf den Punkt. Die Musik abgrerockt und abgezockt, verdammt minimalistisch. Es gibt so viel davon abzufeiern, hoffentlich kommen sie mal ins Artcanrobert! Spaßfaktor hoch fünf, doch auch richtig richtig ernst gemeint. Klare Ansagen.

die nerven

sitzt meine bomber steht mir mein bart

hipsters nerven ist doch klar

oder auch schön, historisch:

die wende

die klamotten waren alt und selbst gemacht

musik kam ins kassettenfach

schabowski bringt den satz zuende

erst kam die akne, dann die wende

und zum Schluß klare Kante gegen rechts:

der typ

du sagst alles fremde ist eher schlecht

hier gelte schliesslich deutsches recht

deine sprüche sind hohl, dein kopf ist es auch

du bist nicht mein typ

Raus kam das schon letztes Jahr bei bakraufarfita, erschienen, auch ne nette Idee, als „die CD“ „die LP“ „die MC“ „der DL“

youtube playlist #1 QUARANTINED (the 90s hardcore lessons)

hier ein wenig ausführlicher:

Angefangen mit den zappeligen AT THE DRIVE IN, die mit „relationship of command“ ganz klar auf dem PEAK ihres Schaffens waren. Produziert von Rick Rubin. Geiler Sound, geil gespielt, konnten sie, meiner Meinung nach, live nie einhalten.

über meine NYHC-Zeiten: die großartig wütenden und politischen SFA. Reverend Paul Bearer, der mit SHEER TERROR so asselig, prollig und doch so klare politische Statements zu shouten hatte. GO! die sich oft mit YUPPICIDE und SFA Bandmitglieder teilte (und bei mir mein ersten NYHC-Tape, was mit Jamil überspielt hatte). Anfang der 90er schon einige Statements raushauten für soziales Miteinander, Gay, human rights, etc.

Dazwischen mal Entspannung mit MIGHTY MIGHTY BOSSTONES, ein Feuerwerk der guten Laune mit einer einzigartigen Reibeisenstimme am Mic! Oder BEASTIE BOYS. Lieblingsband. Auf Platte, Live, die ganzen Songs. Meisterwerk.

Die Vollklatsche aus Kaltland HAMMERHEAD. Was für ein Überalbum, was für Liveshows. GEIEL!

Noch so einige Bands tummeln sich. Einfach mal durchlaufen lassen, ich mach mal die nächste Playlist.

SPOTIFY

DEEZER

review: BRUECKEN – schall und raum LP

Eine der wenigen (100 Stück) seeblauen Vinyls hab ich mir bei der Band bestellt.

Sie selbst bezeichnen es als PostRock mit Shoegaze Einflüssen. Ja. Stimmt. Da ich andere Instrumentalbands wie THIS WILL DESTROY YOU oder MOGWAI auch ganz gern mal höre, ist das hier echt eine schöne Komplettierung.

Ein in sich schlüssiges Songwriting, Gitarrenwände, viel Hall, elegische Parts und lange Songs. Die Band selbst beschreibt ihre Musik als Ergebnis von widrigen Bedingungen aber auch tiefer Verbundenheit. Das erzählen auch schon die Songtitel „taumelnd“ „trotzden“ „unvollendet“ „loslassen“ und „müssen“

Es ist eine Platte, die man zehn Mal hintereinander laufen lassen kann. Der Sound ist sehr ausgewogen. Mal drückend, schiebend, oft weit aber nicht zu sanft, dafür spürt man den Bass immerda.

hier zu haben (Moment of Collapse)

review: BUG ATTACK – abriss 7inch

Bäm kommt hier ne Wanze reingeknallt. Ich hatte ihn ja schon neulich mit einem etwas älteren Video gefeatured. Ein-Mann-Band die maximal reduzierten Rotzpunk spielt. Geiler Scheiß. Eine Freude, wie er drei Instrumente auf einmal spielt, der Olli.

Themen sind diesmal: Krieg, Abriss im Vorstadtghetto, Geld und Kapital, Arbeit ist scheiße!

Ich bin da nicht so drinne, aber viele gibt es nicht, die quasi als Alleinunterhalter mit Punkmusik am Start sind. Drei 7inches hat er schon bei Gunner Records rausgebracht, eine heizt mehr als die andere!

Reinhören, klar, bei bandcamp. Schön auch, daß zwei der 7er genau den selben Titel haben „s/t“.

review: ULF – es ist gut LP

Ein paar Tage dreht diese Platte schon ihre Runden bei mir. Ich hörte 2016 schon ihr Demo „vier gute Lieder“. Klar, irgendwie muss man über diesen Sound, diese Band, ihre Optik, die Spielereien mit 90er-Jahre-Ästethik stolpern. Viele Anspielungen auf die Fernseh-Jugend der 80er mit Songs wie „graf grauenstein“ (der siebte weg, eine Jugendserie) oder „heilige handgranate“ (monty pythons Film „ritter der koosnuss“).. nungut, was will mir das alles erzählen? Aufbruch.

Mich erinnert es ein ums andere Mal an die Hamburger Schule nur tatsächlich mit mehr Drang nach Vorn, mehr Melodie, Melancholie und weniger Studentenmief. Das ist recht poppiger Postpunk, hat aber seiner Ecken und Kanten und läuft nicht dauernd glatt durch. Die Songs abwechslungsreich.

Hab mir die Platte bei flight13 mitbestellt. Gute Idee. Zwar ein wenig teuer…. Allein wegen des Songtitels „stress bei penny“ mega liebens- und kaufenswert!

Von mir soweit sicher nichts Neues im Review, da könnt ihr schon nen riesen Stapel im Netz von den anderen, die die Scheibe zur Bemusterung bekommen haben in endlosen Schleifen lesen. Manch Info: Arne Kulf, der Strippenzieher der Band (heisst wohl: Gitarrist) ist auch der Namensgeber für ULF.

Erschienen bei MyFavoriteChords & Moment of Collapse.

… und neues Video:

review: COLUMBUS WAS WRONG – nicht ohio CD

Vom kleinen aber feinen Label „keine drogen in graceland“ habe ich die CD von COLUMBUS WAS WRONG bekommen. Als sie dann die erste Runde dreht war ich schon baff estaunt, wie derbe langweilig Punkrock sein kann. Ist das Punk?

Manchmal darf aber auch ich die CD ein paar Mal laufen lassen. Dem Leben ne Chance geben, haha! Und da scheine ich genau richtig zu liegen, denn in ihrer kleinen Geschichte, den Releaseinfos entnehme ich, das man sich durchs Leben gekämpft hat. Es geht nicht um Verkaufszahlen, sondern um ein Lebenszeichen, dass man nicht nur anderen, sondern auch sich selbst zuruft. Yeah!

Gediegencore nennen die Herren aus Trier das, was sie da musikalisch servieren. Reduzierte Distortion, viel Melodie und viel Melancholie. Eher Singer/Songwriter als Bierdusche und Pogo. Wer meine Reviews hier liest sollte sich auf ne Mischung aus den Schweizern SCHELM und den sanfteren HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM freuen können.

Acht Songs sind auf der CD. Schönes Cover auch!

bandcamp

Kontakt: columbuswaswrong@gmx.de

review: 0€ IRO – mahnstufe X LP

Da ist sie also: die neue LP von OIRO. Es hat sich einiges getan. Zweite Gitarre ist weg, man hat sich gesundgeschrumpft da Basser Vander raus ist aus der Band. Schade. Aber ich hab ja noch seine Single mit dem schönen „wenn leila wasser holt“. Ich erwähne mal hier, das mir die Singles „andi ist nicht mehr in der gang“ und „der biber und der pfau“ fehlen…. wer sie nicht zu utopischen discogs-preisen loswerden möchte: PN!

Die Band aus Düsseldorf bleibt ihrem reduzierten Sound treu. Elf Tracks in ner halben Stunde. Angeblich sind die Texte weniger kryptisch, jaja. Sie seien auch die einzige Punkband steht da irgendwo aufm Textblatt. Oke. Und was ist mit „Kaktushaut“? Hm? Das soll einer verstehen? Ist mir zu hoch. Liegt vermutlich an dem Elektronervigenlalala.

Insgesamt aber ein klasse Release. Typisch für OIRO und doch an so einigen Ecken mit übergroßartigen Ideen nur so strotzend. Abtrotzdend. Musikalisch wohl ein Panoptikum der über 40 Jahre währenden Düsseldorfer Szene. Angepisst, nölig, das is schon Punk.

Können jetzt aber ruhig auch wieder n paar Konzerte mehr machen und mal in meinem Wohnzimmer vorbeischauen!

Weißes Vinyl, gibts nur bei flight13. yeah.

zuhause

kein haus ist groß genug für euer scheiß gefühl

review: PISSE – s/t LP

Meine Lieblingsband, die vermutlich einen feuchten Kehricht drum gibt, reviewt zu werden. Vor allem von mir! Nachdem ich nun letztes Jahr auf unfassbare drei (!!!) Releases kam, die ich mir von meinem Taschengeld kaufen konnte (zB die Split 10inch), kommt 2020 also noch ne ganze LP hinterhergeschoben.

Los gehts mit „die fetten Kindern“ und die Richtung bleibt erhalten: wütendende Endzeithits reihen sich zehn Mal aneinander. Pendelnd zwischen SynthPunk-Hymnen, windschiefen Genremixen und Pogo-Deutschpunk, alles wild tanzbar, gehört eigentlich in fiese, kleine Keller ausgebrannter Innenstädte. Mit Kids die rumlaufen wie nach den 2000ern geboren, angezogen wie Studenten in den 90er, sehen nur aus wie aus den 80ern. Das ist wohl Punk, das raffst du nie.

Nach knappen 19 Minuten ist der spooky „holt mich bitte schnell aus dieser musikalischen Irrenanstalt“ Apokalypse-Soundtrack vorbei. Aber super CO2-Bilanz.

Danke PISSE.

 

 

 

review: UNBITE – merge EP

 

Habe hier aus Stuggi die neueste Noiserockscheibe von Helge bekommen, der, nachdem BUZZ RODEO einen absolut Kometenhaften Aufstieg und einige sehr schöne Vinyloutputs hatten und eben leider auch schon wieder verglüht sind, sich nun bei UNBITE an den Drums verdingt.

Female Vocals puschen die eingängig krachig, noisigen Riffs nach vorne. Insgesamt ist es recht minimalistisch gehalten und erinnert mich sehr an FUGAZI oder UNWOUND, wobei die Band hier noch in einem Anfangsstadium zu hören ist. Das Namedropping also vielleicht noch zu früh? Die Band gibt es wohlgemerkt erst seit 2019! 

Ich weiß auf jeden Fall, daß UNBITE dabei sind, im Frühjahr 2020 eine Platte an den Start zu bringen und einige Gigs zu spielen. Eine Frau, zwei Männer bringen hier teils hypnotischen, teils sehr noisigen aber auch in klaren Songstrukturen bewegenden Noiserock.

Sechs Songs, in drei Tagen aufgenommen. Schönes Cover auch.

Unbedingt auschecken!