fanzine: Entes Anomicos #16

Liegt schon ewig hier, nun endlich:

Entes Anomicos #16 – das Zine ist komplett auf spanisch. Ich bin über den Macher selbst, Carlos, daran gekommen.
Mit meinem wirklich rudimentären Spanischkenntnissen hangel ich mich so durch.
Das Zine besticht durch seine Vielfältigkeit. Musikalisch klar im Punk angesiedelt, trifft man auf viel andere Genre. Beispielsweise sind die, auf dem gleichnamigen Label erschienenen, The Catherines dabei. Ein Jangle Pop, Lo-Fi Duo aus Hamburg. Auch viele südamerikanische Bands, die hierzulande sicherlich nur einigen wenigen Auserwählten ein Begriff sind; dadurch aber nicht minder (rein)hörenswert!
Ein absolut empfehlenswertes Zine: Ausgabe 17 ist in Arbeit.
Mal abgesehen von unglaublichen vielen Projekten, Carlos hat auch ein zweites Zine Constante Indagacion am Start, kommt da auch ein Interview mit ihm in meiner nächsten Printausgabe!

Es sind Aufkleber dabei, ein CD-Sampler dabei. Dazu nicht viele Worte, einfach reinhören. Alles selbstgemacht, gestempelt, kommt in A4 in einem Bürohefter (oder wie die Dinger heissen). Find ich auch cool! Die meisten Zines sind getackert, oder inzwischen auch wirklich gedruckt und geschnitten – was mich meist ein wenig nervt, nimmt es doch Authentizität.
Alles sehr kurz gehalten, keine ausschweifenden Interviews, viele Reviews aus aller Welt. Ganz, ganz klasse! Man spürt in jeder Zeile die Jahrzehnte an Erfahrung, die Carlos schon gesammelt hat beim Fanzinemachen!

BTW: Carlos macht mit Kush Gong immer wieder Lathe-Cut-Releases, was ich für ein ganz wunderbares Medium halte.


Kommt sehr spartanisch daher, was den Informationsgehalt über die Bands anbelangt. In der Hauptsache sind sehr ruhige, poppige, spanische Akustikmusik drauf.

fanzine: Hansa Zeneca #2

Eine Zeitung.
Was ein geiles Format.
Die Nummer 2 des Hansa Zeneca Fanzines überrascht mit Neuigkeiten zur Pandemie. Wer hätte es bei dem Namen auch vermutet. Ich vermute hinter der News „urbanes Gärtner mit klarem Sieger“ den Herrn Bäppler, was sehr witzig ist.
Es gibt Kolumnen, witzige Interviews (auch Band interviewt Band, saugute Headlines, Rezepte, Review von Fanzines, die die artgerechten A5-Größen haben, und, was mortsmäßig unberechenbar geworden ist in diesen Zeiten: ein Extrablatt des Punkrock Diary mit Konzertberichten! Was so im Sommer ’21 zwischen Dortmund und Duisburg auf Sitzkonzerten gelärmt hat wurde besucht und besprochen.
Ich finde das Format klasse, Inhalt auch, aber ich bin, was Fanzines anbelangt, sowieso schnell zu begeistern. Jeder macht so seinen Style, die einen punkiger, die andern mit mehr fiktionalen Stories, das nächste mit allem Durcheinander.

Ich danke an dieser Stelle für das Lesen meines Zines, auch die ProvinzPostille wird reviewet und kommt besser weg als beim oben erwähnten Gärtner. Puh.
Punk werd ich zwar nicht merh für die Punks im Norden, aber ihr wisst ja auch nicht sooo genau, wie sich das Gärtnern im Süden anfühlt. Es ist etwas trockener hier 😉

review: BIKINIMUSIK – einen Augenblick Wahrheit LP

Bereits Ende 2020 erschien die Platte „einen Augenblick Wahrheit“ von Bikinimusik aus Magdeburg. Vor einer Weile hatte ich schon die famosen Direct Juice im Review, ich bin sehr dankbar, dass mein Freund Tuba mir diese tolle Musik aus dieser verrückten Stadt zukommen hat lassen.

Im weitesten Sinne Indie-Punk-Rock mit viel musikalischem Gespür für die Auslotung der Genregrenzen. Durch die Texte assoziiere ich tatsächlich Such A Surge, die ich in jüngesten Jahren mal hörte. Musikalisch hat das nichts mit Bikinimusik zu tun… oder auch DxBxSx nur weniger „fett“ gespielt, sondern mit mehr Feingefühl.

Gleich der erste Song „die Wahrheit an der Wand“, beschäftigt sich mit dem Gedicht, dass an der Wand irgendeiner Unität stand. Die Band nutzt dieses Gedicht also für ihr klares Statement zu „sexistischer Kackscheiße“.
„Einhornjäger“ beschäftigt sich mit homosexueller Liebe. EIn Song, der mir auch musikalisch runtergeht wie Öl. Erinnert mich an richtig cuule, drive-ige Ideal.
Mit „immer dann“ haben sie ein irre tolles Liebeslied geschrieben. Textlich wirklich superschön.
Vieles klingt nach deutschsprachiger Rockmusik, ein wenig Krautig, Wha-Wha-Klänge, Richtung Ton Steine Scherben. Dazischen mal ein Off-Beat. Wie gesagt: ein Ausloten der musikalischen Genregrenzen.
Bei „Wahrheit“ brettern sie dann auch mal richtig nach vorne. „Küss mich wach“… das tun Bikinimusik!

Seite zwei gibt es mehr Songs, die zum Nachdenken anregen. „BND“, „Blödsinn“ und „Alt+F4, Escape, OK“.
Man mag nicht gleich mit allem einverstanden sein, was sie textlich sagen, es geht hier echt ums Zuhören, Denken und Verstehen. Klar, ein Diskurs kann erst auf einem ihrer raren Konzerte stattfinden. Was das aber hier wirklich besonders macht.
Mit „Hau ab“ lassen sie als letzten Song noch eine klare Message stehen. In Sucksen-Anhalt wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit für diese und ähnliche Bands.
Wer Bock hat auf etwas „anderes“, musikalische Neuperspektive, Provokation, dazu noch selbst produziert, einen phantastischen DIY_Spirit versprühend: Wo ihr die Platte bekommt? Vrmtl per Mail bei Bandcamp.

www.bikinimusik.de

fanzine: Punk! OI! Ska! #3

Der Monat August ist recht ungewöhnlich um zu lesen. Normalerweise, ich sage nicht (neue) Normalität, liege ich am Badesee und kraule in den Wellen der vorbeischippernden Standup-Paddlern. But not this year. Corona hat das Klima verändert, es regnet ständig.
Für Juli ’21 gibt es also die Nummer 3 von Punk! Oi! Ska! und ich hab ganz vergessen einen Review dazu zu …. ne, eigentlich, es überhaupt zu lesen!
Was mir sofort auffällt ist, dass das Ganze Getippse wesentlich klarer ist. Nicht mehr ganz so viele 😉 dazwischen, keine hahaha’s mehr, oder die 10000 Punkte, mit denen er die Texte füllte. Oder doch irgendwie. Ich habe wahrscheinlich irgendwann aufgehört zu zählen, haha 😀
Das macht den Lesefluss richtig leicht. Auch hat Matze sich entschieden zwischen den Interviews immer wieder Reviews zu bringen. Das macht das wirklich abwechslungsreich.
Einzig nicht sooo abwechslungsreich ist das Cover, welches schon hart dem Underdog ähnelt.

Er hat wirklich viel zu erzählen und streicht keinen einzigen Satz. Die Reviews sind ausführlicher als wir sie mit der Vinyl-Keks-Redaktion je schreiben könnten, hehe. Er beleuchtet ein paar Songs von The Clash „white riot“, wie es zu dem Song kam. Das ist wirklich interessant!
Danach gehts dann erst los mit Interviews!
Diesmal mit und von Generell Daneben, „wie in Lichtenfels das Lagerbier erfunden wurde“, ein paar Konzertberichte. Ist auch alles völlig ausreichender Lesestoff.
Zum Ende freue ich mich total darüber, dass er die famose Singapurer Band Daily Ritual reviewed hat, ich habe sie vor …. einigen Jahren in Mannheim im Juz gesehen und finde sie mit ihrer drei Gitarrenwand einfach mega!

Auch die Antinational Bass Crew habe ich im Review entdeckt, kann auch nur wärmstens empfehlen!

 

fanzine: Rampage #5

Rampage! Yeah. Die letzten Ausgaben haben mich schon begeistert. Es ist wunderbar bunt und ein wenig infantil und so 70s Fotos drauf, ganz viele Punkte und so Hashi Tape oder wie das heißt.
Also im Grunde auch ein Copy&Paste Zine, nur auf eine andere Art und Weise gemacht.
Diesmal mag ich mich einfach erfreuen, an den thematischen Überschneidungen zu mir, bzw. zu den Veröffentlichungen, die bei mit auch mit Freude durchgelaufen sind.
Anfangen mag ich mit den „Stoner Sisters – eine Utopie“. Gott, was habe ich diese KYUSS geliebt. Blues for the red sun. Das ist der richtige Einstieg. Izzo’s Utopie ist, mit bärtigen Männergesichtern auch mit ein paar mehr haarigen FLINTA-Beinen eine Jam-Session zu machen. Treffpunkt Kreativfabrik Wiesbaden. Geile Idee. Ich hatte damals nur Jungs um mich, doch wir haben die „one gig in a year“ Kyuss-Coverband gehabt und das tiefe Tuning und die heavy Riffs, die einen in Grund und Boden wämsen sind schon echt mega. Das Visions titelte 1994 (oder so) „Wüstensöhne machen Fickmusik“. Das gilt für alle Geschlechter!
In den Reviews finde ich das letzte Buch von Jan Off „nichts wird sich niemals nirgendwo ändern“ und die Wavepunker von Fotokiller, deren Demotape bei mir auch einige Runden im Kasi fetzt.
Klar, es gibt noch viel viel mehr zu lesen, alles sehr feminin bzw offen für alle Menschen. Ich finde das groß, ganz egal, ob ich das korrekt gendern kann, oder nicht. Danke für diese schöne Zine!
Gibts bei Facebook oder bei Instagram. Einfach melden, wenn ihr eine Ausgabe wollt.

fanzine: German Compliment #6

Ich lese natürlich zuerst „i need a vacation“. Die Zeiten sind anders….. „Vaccination“. Bin ich mir das sicher, dass ich die brauche?
Das German Compliment Nummer 6: man gewöhnt sich mit der Zeit ja an jeden Style. So auch hier, es ist wieder gebunden, Deutsch/Englisch, Arnie ist vorne drauf. Bei den Mitwirkenden lese ich auch durchgehend die selben Menschen. Wird wahrscheinlich auch so bleiben, ich bin gespannt was bei Ausgabe 123 kommt. Ob dann immer noch Arnie vom Cover guckt?
Zwischen total veränderten Szenezeiten und konservativen Auswüchsen schlendert das German Compliment entspannt hin und her. Es gibt aber auch noch Aufbruchstimmung zu lesen.
Cornelius von KeepItASecret erklärt uns nochmal, was dieses Kompliment denn genau meint. Er erweitert allerdings um die Bitte, falls man der Empfänger eines solchen Kompliments war, sich doch gerne zu melden mit einer Geschichte und Teil dieses Zines zu werden.
Ein paar weitere Artikel die kommen nur noch in Englisch. In beiden Sprachen ist zB „wie ich meine Identität verlor; Patriarchat und Punkrock“ von Fini von Black Square. Es handelt sich hier um die Zusammenfassung der Geschehnisse um ihren TAZ-Artikel und die Reaktion eines OX-Redakteurs darauf. Und die ganze Geschichte nochmal zu lesen, auch in einem andern Zine nochmal, zeigt mir auf jeden Fall, wie wichtig es ist, dass es in verschiedenen Zines unterschiedliche Empfänger gibt und sie bitt ealle erreicht werden dürfen.
So manigfaltig unsere Szene auch ist, wir sehen doch die Welt aus verschiedenen Blickpunkten und sollten bei wichtigen Themen trotzdem annähernd der selben Meinung sein und den selben Wissensstand haben.
Dabei fällt mir auf: bei aller Wichtigkeit zum Thema Sexismus im Punk, haben wir zu wenig über Corona und den Massnahmen in der Szene diskutiert?

Was ich sehr mag ist Meaglin erklärt die Welt, diesmal mit „deine Protest Songs machen sich nicht zu einer politischen Band“…. aaaber ich will zu all dem gar nicht soviel verraten, sondern mach einfach ein wenig Werbung. Ein tolles Heft, immer wieder super zu lesen.
Maeglin gibts auch im Internet. Ich glaube, diesem Thema nehme ich mich in der nächsten Ausgabe der ProvinzPostille auch an.
Heft zu haben bei: FB oder bei keep it a secret

CeDe Salatschüssel #3 – Triggercut / Inwiefern / Neckarions

Trigger Cut – rogo CD / LP

Ralf, der Gitarrist der Band, schrieb mich an, klar hör ich auch mal Noise. Ist nicht so ganz meine Welt, aber wenn es fetzt, dann ist das schon auch mal sehr geil. Trigger Cut haben hier mit einer brachialen Gewalt die Beats und Töne ins Aufnahmegerät gezimmert, dass das sofort Spaß macht und nach vorne treibt. Die Band spielt nicht nur geradeaus, sondern zerlegt auch ihr eigenen Strukturen wie am Ende von „coffin digger“.
Der Song „hooray hooray“ glänzt durch elegische Momente, was im kurzweiligen Noise schon echt cuul ist.
Insgesamt ist die Präzision mit der hier die Backsection Bass und Drums die Beats vor- und zerlegen ziemlich smooth, die hallige Gitarre schrabbelt nicht „einfach“ Noisekaskaden darüber. Der Sound ist super produziert, hat ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, auch der Gesang ist im vergleich zum letzten Release noch ne ganze Ecke besonderer geworden. Er unterstützt nicht nur durch rhythmitisiertes Sprechen, sondern gibt auch mal einen Hauch von Melodie zum besten!

Klar, die Musiker sind keine Unbekannten, doch beeindruckt es mich immer wieder, wie die Noise-Szene ihre Bands supportet. Der lärmende Dreier spielt seit circa 2018 zusammen, hat schon über 4000 Follower hier. Die erste Auflage CD’s und LP’s ist ausverkauft. Wenige der Zweiten sind noch bei Bandcamp zu haben. Das Ganze im Eigenvetrieb!



Inwiefern
– Rendevous mit der Realität CD

Hui, da kommt mal wieder eine kleine CD (jaja, ich weiß, daß ist das Foto vom Vinyl-Keks. Hab die CD, wie es sich gerhört, irgendwo verschlampert) reingeflattert vom Label Bakraufarfita aus Dortmund und Berlin. Und wieder einmal mache ich mir Gedanken um diesen unaussprechlichen Namen. Ist das sowas aus einem Horrorfilm? Wenn mal drei Mal hintereinander Brakraufarfita sagt, dann wird man von teuflischen 5 Liter Dosenbierdosen erschlagen? (Ich spreche meine Reviews ja immer erstmal in meine Sprach zu Text App. Diesmal kam das raus: Backcover Fieta Kakao Favorita Backraum verfickter) Schon mal irgendwer ausprobiert?

Zu Inwiefern 😉
Ich nehme es vorweg: im Grunde könnte ich das Gleiche schreiben, wie beim Review zu „irgendwas ist immer„. Mach ich aber nicht.
Die Band hat ne klare Weiterentwicklung gemacht, sie machen alles wie letztes Mal nur in etwas besser. Also: bessere Performance im Video, bessere (Punk)Melodien zu den selben drei Akkorden, bessere Zusammenarbeit mit total bekannten Künstlern (Luise Fuckface von den Toten Crackhuren im Kofferraum), bessere Ansprache an den Hörer mit zeitlosen Themen wie Saufen, Bausparvertrag und der Wende. Alles mit Iro-nie. Ob das heute noch jemand lustig findet? Sind doch alle so polarisiert in ihrer Wutblase.
Im Booklet zur CD sind alle Texte drinne, man kann Kleinode entdecken wie:

wegen dir ist Baywatch zu Ende
wegen dir war 90 die Wende
Cheeseburger vom Boden
ist ganz klar eine Option
filmreife Performance
ich glaub du hast das Hasselhoff Syndrom

Ich hatte erst neulich in einem andern Review diese Erinnerung aufblitzen von einer blinkenden Lederjacke und The Hoff, der „i’ve been looking for freedom“ trällert. Vor der Mauer. Wäre ich damals auf der anderen Seite gestanden, hätte diesen kapitalistischen Haiopei als erstes gesehen und gehört, ich hätte die Mauer noch höher gebaut… oder ihm die Jacke geklaut. (ich schreibe das nur wegen des mauen Witzes und des schlechten Reims)
So, genug für heute über diesen Release geschrieben.
Gibts auch als LP. Texte, Melodie, Spaß inne Backen. Was sie machen, machen sie richtig.
Zu hören bei rotzify.

Neckarions – the rise of …. CD

Ich nehme an, mit dem Eindruck des Coverpics im Hirn, es handelt sich um Außerirdische, die auf dem Planeten Erde zu Besuch kommen und in Menschengestalt uns gut abgehangenen Midtempopunkrock kredenzen. Erschienen bei dem vielfältigsten Label in Bayern:  30 Kilo Fieber Records! Los geht’s mit „fight the Fight“, einem Titel den ich nicht wirklich catchy finde. Der Song ist auch gefühlt zwei Minuten zu lang.
„the rich get richer“ wird dann schon klarer, was die musikalische Ausrichtung und die Aussagen der Band anbelangt. Ein wenig disharmonisch, zarte Anleihen aus dem Hardcore.
Midtempopunkrock, der mich an Bad Religion erinnert, der Sänger aber eher Richtung Jello Baifra tendiert.
Große Namen sind also gedroppt. Überzeugt euch selbst.
Aufgenommen, gemischt und auch das Artwork ist einwandfrei. DIe Songtitel wie auch Texte in deutsch und meist auf englisch.
Zum Abschluss gestehe ich noch, dass mich die Musik der Neckarions (ey wart mal… die Band kommt aus Stuttgart und hat den Flussnamen „Neckar“ abgewandelt. Das isses, oder?) in laueren Momenten an Iron Maiden erinnert. Das finde ich nicht so erhellend. Gejammer auf hohem Niveau, wenn man alle Namen zusammen nimmt. Bad Religion, Dead Kennedys und Iron Maiden.
Nächstes Jahr also die Stadiontour!
Zu haben bei Bandcamp oder beim Label!

review: passionless pointless – s/t MC (plus Fanzine)

Leider inzwischen, as time goes by, in der Rubrik „besser spät als nie“ gelandet.
Was den grandiosen Output des Trios Passionless Pointless nicht weniger interessant macht!
Zuersteinmal empfehle ich bei Insta ein Abo zu lassen!
Dazu gibts auch noch das Label Vinyldyke, welches auch einen Instagram Kanal hat, wo uns Evelyn so einiges von ihrem DIY-Output erzählt, bzw erklärt. Aber mal der Reihe nach.

Passionless Pointless machen mich vom ersten Ton an darauf aufmerksam, dass ich schon ganz schön alt bin. Eine Zeitreise zurück ans Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, als es losging mit Grunge und Mann eigentlich mehr so Hardcoremucke gemacht hat, mit Moshparts, vielleicht auch, damit das so ein bisschen Hiphopbeats hat, um gefälliger zu werden. Plötzlich saßen 1000 Mädels im Proberaum, wir 15, sie 15, und sie wollten alle Grungerock hören. Und das war doch so ne Emo, Softiescheißmucke, uargl. 
Am Schlimmsten war dieser Chartbreaker „Smells like Teen Spirit“, darauf konnte man nur mit noch mehr Hass in der eigenen Mucke begegnen. Nun, ich war auch eher n Softie und habe es mit einer der ersten Emo-Punkbands versucht, die es wohl so Mitte der 90er gab: Hünersüppchen.
Abgefahrene Zeit, Bands die nur meinen explodierenden musikalischen Kosmos gestreift haben: L7, Hole, laut und bratzig das Ganze!
Passionless Pointless machen an diesem Punkt ihre musikalische „Arbeit“ ziemlich gut, das fetzt wie Sau, ordentlich Distortion drin, ab und an punkig, knackiges Tempo, mit Biss und coole Texte.
Die Band pendelt zwischen Grunge, Punkrock, Heavy Blues Rock. Ich könnte noch Seitenweise schreiben, acht Songs pendeln zwischen zwei und knapp vier Minuten. Das Besondere, zumal die Aufnahmen richtig gut geworden, ist auch das ganze Drumherum. Das beiligende Fanzine enthält nicht nur die Lyrics und ein paar Fotos, alles in s/w, sondern auch die Geschichte, warum sie die Platten auf MC und nicht als LP veröffentlicht haben. 24 Seiten Linernotes. Evelyn, spielt Gitarre und singt, bringt da eine Menge Spirit rein. Sie veröffentlicht auch kleine Videos bei Insta, wie sie auf ihre Riffs kommt, macht Shirts mit Siebdruck, das erwähnte Fanzine und Label Vinyldyke.
Mega liebenswert, 110% DIY. Für mich zusammen mindestens 11 Gründe warum man zugreifen sollte. 

review: Vor die Hunde – Auch Opfer unter den Deutschen (Mängelexemplar) MC

Ja! Geballer! Ein erster Review von mir für eine Grindcore-Band.
vor die Hunde aus Passau. Herrje, kann man in der Stadt der drei Flüsse schlechte Laune haben!
Zufälligerweise sehe ich dieses High-Class-Kassettenprodukt im Shop der Band bei Bandcamp. Oder so. Jedenfalls bin ich ganz schnell hin da. Die Band preist es mit wohlfeilen Worten an, ich denk mir „Geballer ist jetzt nicht so ganz mein Ding, aber …“
Musik an und: ja, das ist Geballer! Gepaart mit einer Kakophonie von derbe verzerrten Akkorden und einem Schlagzeug was einem relativ phantasielos aber ziemlich Zielgenau die Beats in die Ohren zimmert.
Was mich tatsächlich sofort überzeugt hat ist, dass die Texte im Grunde gesprochen, gegrunzte Gedichte sind. Hochwertig, feinfühlig, tiefsinnig, zutiefst ironisch, der Umgang mit unserer Sprache etwas für das Goetheinstitut.
Nicht so wie einstmals, als ich Erstkontakt mit dieser Musikrichtung hatte, in meinem Proberaum spukten eine zeitlang Necrophagist herum. Ich damals ein nerdiger Punk mit viel Wut und der ersten Emopunkband Hünersüppchen, sie damals Typen mit menschenverachtenden Texten, einer teilweise netten Art, aber ultra ambitioniert. Hat ihnen ja geholfen, uns nicht; wollten wir ja auch nicht. Wir wollten nur wütend sein.
Naja, zurück zu Vor die Hunde!
Die erste Platte „ein Gehirn wäscht das andere“ hatte wunderschöne Cover. Alle gebraucht und neu beklebt und besprüht. Oder beides. Sie ist mir entgangen….
Upcycling heisst das neudeutsch. Endlich werden den schlimmen 90er Jahre PopRockHeavy Platten ein sinnvoller Zweck zugeführt. Im Kapitalismus steckt einfach keine Leidenschaft. Hier schon!
Dringliche Kaufempfehlung… ach ne, ist schon ausverkauft. Aber durch die Boxen ballern könnt ihr euch das trotzdem mal!

fanzine: Letzte Oelung #2 (drei vollendete Kurzgeschichten)

Mal nur lesen. Keine Bilder, keine Musik dazu.
Karl Knochen schreibt drei Kurzgeschichten, Konsti macht das Artwork. Und bevor ich mich den Geschichten des Autors widme, erst das Artwork.
Die „letzte Oelung“ erscheint wohl ein mal im Jahr, jedenfalls, lief es bisher darauf hinaus. Es gibt eine Art Nachwort, denn „Addendunm“ bedeutet, es wird etwas angehängt. Im Grunde verstehe ich es nicht, haha, das ist mir zu intellektuell.
Diese 21 Seiten fallen mir aus dem eigentlichen Heft entgegen. Nein, es ist schon ein kleines Buch, denn es ist mehr Hard- als Softcover. Print auf sehr schwerem Karton. Das Cover ist von Regina Zindler. Ist aber wohl erst der dritte Akt. Die ersten beiden Akte befinden sich in einem A5er Zine mit einem extra-schmalen Einband, auf dem eingeladen wird mit „mach’s dir gemütlich“. Auch dieses Artwork ist sehr minimalistisch aufgemacht und auf gelben Karton gedruckt. Ich mag das wirklich sehr. Eine wilde Mischung aus Reclamgelb und Kunstpunk.

Denn das ist in den Geschichten: melancholischer Punkrock.
Die erste Story über Majo, ein junger Mann, der damit klar kommt, dass er halt mit Hoffi unterwegs sein kann, nicht mit Saskia. Sie nimmt in der Berufsschule nicht wirklich wahr, stelzt mit Plateauschuhen an ihm vorbei. Hoffi und Majo neigen dazu, Einzelgänger retten zu wollen. Enden werden sie in einer recht unübersichtlichen Situation, aus der es keine Rettung mehr gibt.

Und als ich das erste Mal dieses Jahr die Hitze am Badesee aushalte, über die verlorene Ente, die Majo und Hoffi finden, lese, marschiert dieser Dauerbewohner des Badesees an mir vorbei.

Keine Ahnung, ob er inzwischen von verschiedenen Leuten unterschiedliche Namen bekommen hat. Er kann wohl nicht mehr fliegen und hat sein zuhause gefunden. Im Winter ist es still, im Sommer wird er überflutet von menschlichen Leibern, dünnen, dicken, verbrannt betrunkenen, Tangahintern, Kindern, Möchtegernlustigen, die ihm hinterherlaufen und ihn versuchen zu foppen.

Über die zweite Geschichte „Kosmos Garten“ verrate ich euch nichts. Die dritte im Addendum „Senfgas oder keine Selbstverständlichkeit“ ist eine Story über Jeka und Senfgas. Wer das ist, der diesen Spitznamen verdient, erfahrt ihr, wenn ihr sie lest. Klar, oder?

Mir gefällt der Schreibstil von Karl Knochen sehr. Diese leise, leichte Melancholie, das Verlorensein der Protagonisten, ohne dabei Loser zu sein. Die außergewöhnliche Alltäglichkeit, in diesen kleinen Kosmen.
Zum Schluß darf man sich über einen letzten Witz freuen, ein paar Notizen eintragen.
Wie schon erwähnt ist die Grafik , der Druck sehr hochwertig. Konsti hat auch einen eigenen Blog gafas del rigor cassettes.
Das Heft ist für 3,50€ zu bekommen beim Autor selbst. Bei Kink Records in Heidelberg und dem The Needle and the Damage done Plattenladen in Leipzig.