Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

MC: halfsilks – cupid operations

Die richtig schön produzierte Kassette von Halfsilks “cupid operations” finde ich to-tal gut. Ich war gespannt, ob sie mich, nachdem sie mich live (im SlowClub Freiburg) total umgehauen haben, auch auf Tape cachen.
Klar, es ist produziert, der Bass ist nicht mehr der so hart treibende Arschkickfaktor, tritt ein wenig in den Hintergrund, der Synthie nach vorne.
Das poppige, das aus vertrackten Takten doch noch einen geraden Beat herauszupellen, das bleibt und ist, was Halfsilks ausmachen.
“shadows of ophelia” ist recht drückend, wavig. Um im nächsten Song dann das zu machen, was auch live super funktioniert hat: in einen Reggae-Beat zu fallen.
Beim Konzert kam der Basssound über einen Fender-Verstärker, so einen kleinen Kombo, den man sonst auch für Gitarre nutzen kann. Das gibt Karen, die den Bass spielt und singt, schon eine spezielle Färbung.
Ich denke, dass die Band sich so einige Gedanken darüber gemacht haben wird, wie sie klingt. Die Drums (Jana) sind knackig aber knallen nicht; im Flow. Ein gemeinsamer Teppich mit Marcias Synthie-Sounds. Darüber dann der Gesang, der teilweise mehrstimmig, bzw. von allen gesungen wird.

Klar, der Ohrwurm von Halfsilks ist “peggy guggenheim”. Aber irgendwie zu offensichtlich, hört lieber mal alles, nur so zur Sicherheit!
Da ich mich in diesem Soundsegment nicht so gut auskenne, würde ich auf the B52’s tippen, die da Einflüsse hatten. Möglicherweise.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: knud voss – mono

Ein neues Album von Knud Voss flasht mich so hart, dass ich gar nicht mehr in die “Capristube” muss. Ein Hitalbum, dieses “mono”
Diese nordisch, lakonische Art zwischen Interna und diesen ganzen andern (bekannten) Bands.
Bei “mono” gehen Knud Voss nun endgültig auf dies Post-Punk /NDW- Schiene und dampfen ordentlich los.
Jeder Song minimalistisch, bei jedem Song habe ich nach einer Minte das Gefühl, ich hätte schon drei gehört – ist aber nicht so – die Songs haben nur drei Minuten, hehe.
In dieser stoischen Minimalistik, in der sie ihren Vorttag halten, steckt trotzdem total viel drin. Macht mega Spaß beim Hören. Es passiert trotzdem in jeder Strophe ein wenig etwas anderes, es nerven keine Solos – die in solche Songs / Songwriting auch gar nicht reingehören!
Es wechseln sich eher Lieder ab zwischen Band-Gitarrenmusik und Synthie-NDW. Und vor allem einem Synthie, der nicht rumnervt! Kein wildes Georgel. Es bleibt stoisch und minimalistisch und melodiös. Die Gitarren mal gegeneinander. Mal im Grauen eines Dunkel-Goth-Riffs sich verlierend.
Knud Voss haben ihre düsteren Momente wie “höhlenboy” und “unterbau”, hammergeile Tracks. Immer mehr im Punk-Tempo, als zu langsam und tragend zu werden.
Doch die Stimme bleibt gleich.

Da hätte man nochmal was probieren können.
Dennoch, die 11 Tracks sind eins A und kann man immer wieder hintereinander weg laufen lassen. Es passt alles zusammen.
Sound gut gemischt und selbstproduziert rausgebracht.

Knud Voss empfehlen sich für die ein oder andere Tour und könn(t)en sicher noch einiges auf Bühnenparkett zaubern.

Dran bleiben!

Vinyl in petrol und in schwarz zu haben. CD und digital, alles hier bei :

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: mørsch – hohldrehung

Das erste, was mir in den Sinn kommt, als ich diese einseitig bespielte Scheibe der Band Mørsch anhöre ist, dass sie in einer Fahrrinne mit Knud Voss, Litbarski, Herr Paulsen und das Zeitproblem aber vor allem Krawehl schippern.
Was ich richtig gut finde. Denn alle Bands sind gänzlich unterbewertet und fliegen hart unter dem Radar. Klar, in diesem Bereich des deutschsprachigen Punk bewegt man sich meist bewusst genau dort.

Mørschbringen sieben Songs, mir war die Band bis dahin noch nicht bekannt, obschon sie bereits zwei Demos raus haben und nun zwei EP’s on vinyl.
Gleich beim ersten Song “kein disco” drückt der melancholische Wind der Gitarren durch alle Luken und um alle Ecken. Mit “awwk” eine Ode an die leidige Selbstoptimierung. Irgendwie klingt da Pascow durch; nicht nur im Gesang, zwinker.
Mørschbleiben aber wesentlich wütender als alle bisher genannten Bands. Das macht sie mir grundsympathischer und ehrlicher, auch mutiger als die meisten. Der gemischte Sound ist knackig und dennoch bleibt er rough, wie die Musik.
Vielleicht haben die Herren auch einiges an Kaputkrauts gehört. Zumindest der Track “abschlag” über die Menschen, die einem so gar nicht am Herzen liegen, da ziemlich nah dran. Der Text ist schon ziemlich hart, trifft aber das, was man in größeren Städten vermutlich zu oft erlebt: Menschen, die einen brauchen, aber nicht wollen.

Mørschhaben viele Einflüsse und weben sie gekonnt ineinander. Das ist nicht aus einem Guß und macht die Crowd zu ihren mitfeiernden Freunden. Eher drückend und ehrlich. I like.

Vinyl kommt via Elfenart und hat auf Seite zwei die Frontcoverspirale als Siebdruck. Schön.
Alle Songs, bis auf einen, bleiben zwischen eineinhalb und drei Minuten. Nur ein Ausbrecher mit vier Minuten, bleibt aber kurzweilig. 60 Sekunden sind halt manchmal auch 71; und auf englisch; und mit gepfiffenem Solo. Ist doch irgendwie so Knochenfabrik, oder? Nie verstanden, diese Band.

Den Abschluß macht dann der sehr lyrisch wütende Track “schöner tag”.

Dieser Review ist auch – so ähnlich – beim Vinyl-Keks erschienen.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

MC: kostuemiert – EP

Release No.4 von Monofil, und ein weiteres, dass ich mir an Silvester angehört habe. (und eines habe ich noch im Petto)

Kostuemiert steckt da nicht viel Info drin.
Der dritte Song erinnert mich ein wenig an Grauzone “film zwei”, dieser peitschende Sound.

Den mag ich sehr gern.
Ist Kostuemiert sowas in der Art?
EBM, Wave, teilweise sehr elektronisch, teilweise mit etwas Gesang, der sehr reduziert gemischt wurde und sehr düster gehalten ist.
Nicht total drückend und langsam, eher noisiger. Die Tracks wirken oft wie Auszüge, sind nicht so richtig fertig.
Die Basslinien erinnern mich an Joy Division. Nur das der komplette Rest aus dem Sythie kommt. Bisschen Drums dazu, bisschen Gitarre. Die Kombination ist wirklich schräg, weil so besonders gemischt.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

MC: kess – demo

Und weil es so geil ist, euch im Mai von meinen Silvester-Abend Erlebnissen zu erzählen, hier also ein weiteres Tape, welches ich mir durchgezogen habe.

Kess bringen dreckigen Post-Punk. Das beginnt ganz spannend, der Basse klingt fett, Drums im Achtel nach vorn.
Klingt ein wenig nach Die Arbeit. Repetitive Lyrics, mehr gerufen als gesprochen, bisschen windschiefe Gitarrenmelodie drüber. Fertig ist der Release. Eine Prise Joy Division dazu.
Irgendwie gefällt mir das schon. Fühle mich nach 1979 versetzt. Der Sound ist schon sehr authentisch.
Vielleicht kommt nach dem Demo noch ein Schippchen drauf, ist ein guter Start!
Kess, erschienen via Monofil.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

MC: ambulanz – II

Am Vor-Silvesterabend hatte ich mir so einige Tapes reingezogen, nach Gosse hier nun die Ambulanz.

Aus Leipzig kommen Ambulanz mit Garage-Post-Punk. Ganz witzig und lebendig. so wie das Artwork. Nunt und handgemalt.
Ein bisschen Synthie drunter. Und diese Mini-Zusammenfassung leitet direkt zum passenden Label, dass das veröffentlicht hat.
Ambulanz – II erschienen bei It’s 11 Records.
Superschickes Beiblatt dabei. Leider keine Texte. Was ich inzwischen eigentlich immer schade finde, selbst wenn eine Band nur Nonsens singen sollte. Ist doch egal, haut das rein, es könnte ja sein, dass mir genau dieser Nonsens Spaß macht.
Wie auch immer, das Cover könnte man als Poster aufhängen. Kleines Poster. Aber Poster!

Der Garage-Punk von Ambulanz ist nicht unbedingt vertrackt aber hat echt gute Ideen mit der Rhythmussection, was zuerst etwas vertrackter wirkt, dann aber geradeaus gespielt wird.
Ordentlich Hall auf der Gitarre, mit einem guten Gespür zwischen krachigem Garage und den Singalongs des Garage.
Anspieltipp ist “labyrinths”.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: stiller – orangenes Album

Lasst mich mal “kurz” von vorne Anfangen:
Das Album liegt nun schon ne Weile. Stiller. Das orangene Album.
Gährte, blühte, vergißmeinnicht.
Ein Video hatte ich Marko, dem Mastermind hinter dem Projekt stiller zu “alles nur bla bla” geschnitten. Appetizer:

Wir hatten eine Videoproduktion verabredet, die dann im Frühjahr letztes Jahr stattfand.
That was fun. Wirklich. Schaut rein.
“schlafbedarf”

Warum dieser Song? Nun, er hatte mich, beim ersten Durchhören des Album sofort angesprochen. Einfach, locker gespielt, klingt wie aus der Hüfte geschossen, ebenso lockere, wie auch geistreiche Lyrics drauf, fertig ist ein Unter-Zwei-Minuten-Stück.

Und genau das macht nun Stiller auf diesem zweiten Album genau richtig und total Spaß.
Los geht es mit “was mache ich mit diesem Leben” und ist ein etwas anderer Anfang, als das, was ich erwartet habe. Bei Stiller geht es genau um dieses Spiel mit der Erwartungshaltung. Die weiteren Bandmitglieder sprechen da für sich: Inge von Klotzs am Bass und Nico von EA80 und Panikraum an den Trommeln. Zwei Bands, die ganz sicher das erwähnte Wort meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Die Herangehensweise von Stiller ist also in diesem Trio zum Grundgerüst der Band geworden. Dazu kommen Gastmusiker, in diesem Fall zB ein Trompeter (Markus Türk).
Zweiter Song ist dann das oben angespielte “schlafbedarf”.
Artwork ist von ruthz illustartionen, die auch schon die neue Klotzs-Scheibe und das erste Stiller-Album gestaltete. Eines kann ich sagen: ich habe noch NIE ein unnötigeres Plakat als Gimmick in einer Platte gehabt. Allein deswegen lohnt sich der Kauf. Hängt es auf. Geil!

Das unglückliche an diesem Bandnamen ist, das man ihn online nicht finden kann. Fast unmöglich. Wahnsinn.

Der dritte Track “zerfallen” kann mir richtig bildlich vorstellen, wie er diesen Song singt. Und klingt dabei nach Rio Reiser. Wie er dieses “zerfallen” intoniert. Ich habe Gänsehaut.
Einige heimliche Hits tummeln sich. Zwei hebe ich noch hervor.
Der Titel “folge dem Licht” schreckte mich erstmal ab, da derart Wortwahl in gewissen (esotherischen) Kreisen so krass abgenutzt wurde, blüht aber mit jedem Ton auf. Meine misanthropische Veranlagung hilft mir aber ungemein, Marko’s Stimmung und Wortwahl sehr gut nachzuvollziehen.
Ich mag den Vortrag dieser Band!
Gezielt werden Worte ausgewählt. Keine Wortspiele sondern Spiele mit den Worten ergeben das Wortspiel, zwinker.
“folge dem licht” ist da ein Top-Hit, der, wenn er durch so eine Popmaschine gezwängt worden wäre, sich immer noch genau so anhören müsste!
Dann noch “dein kommentar wurde gelöscht” – auf den Punkt gebrachte Misanthropie gegenüber dem sich-entzünden-lassen im Internett.

Ich komme nochmal zurück auf die Erwartungshaltung: die Band, der liebe Marko, hat sicher nun schon vergessen, dass es einen Review geben kann und sollte, von dieser Seite / Blog. Ich habe die Erwartungen also nicht erfüllt, sondern zeitlich aufs Äußerste ausgedehnt. Ich hoffe aber sehr, euch damit noch(mal) zu cachen!
Denn falls ihr noch nicht in dieses Album reingehört habt: tut es.
Ein Kleinod des Indie(punk)!

leider nur spotify. oder eben youtube (oben)

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: klotzs – sucht

Die Tour schon gespielt, die CD, dort in einfach erwerbbar, komplettiert durch eine zweite CD, versandt per Post an den geneigten Hörer und Fan, auch vollständig, kommt nun die lang erwartete Doppel LP der Band Klotzs via Majorlabel raus.
Ich hoffe sehr, dass das Interesse hoch ist, wie nie. Jedenfalls meine Freude ist groß, mal abgesehen vom Vinyl, CD’s lassen sich darauf einfach nicht abspielen.
Diese Platte ist großartig. Wenn ich mich bei der letzten Scheibe ” eine Stadt – keine Stadt” schon per wortakrobatischen Purzelbaum überschlagen habe, bin ich nicht ins Trudeln geraten, nein, ich bin begeistert.
Die Spielfreude geblieben, die Texte ein Reigen lebensnaher Worte und Reime, die einen großen Bogen über menschliche Auswüchse, Befindlichkeiten hin zu wahren Worten, die verdammt noch mal genau so gemeint sind, wie sie Inge aus dem Munde kommen.
Musikalisch zwischen Indie, Post-Punk, irgendwie so ein bisschen Rock, das geht aber eigentlich schon zu weit.
Klotzs haben diesen besonderen Sound durch die Barriton-Gitarre. Man kann schon fast Signature-Sound sagen.

Hier die musikalischen Ergüsse. Ich freue mich auf weitere Live-Erlebnisse und auf eine nächste Veröffentlichung. Schon jetzt.

Ich durfte ein Video für sie gestalten. Das sei euch nicht vorenthalten.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: body maintenance – beside you

Bereits im April ’23 erschienen ist das Album “beside you” von Body Maintenance, einer australischen New-Wave-Combo, die ich in Karlsruhe auf ihrer Eruopatournee sehen habe dürfen (mehr dazu in Ausgabe 11). Der Auftritt hat mich schon schwer begeistert, denn die Band ist so wie Wave-Bands seien müssen: laut, aber als Menschen ganz leise.
Body Maintenance sind mit Synthie und zwei Gitarren ausgestatteter New-Wave aus Australien. Viel Hall und ein ordentlicher Hauch von The Cure weht da über den Gesamtsound. Vermutlich läuft es mir so gut rein, weil die Band etwas Tempo hat, nicht zu reduziert ist. Mich irgendwie an Songs und Stimmung von alten Die Ärzte Scheiben oder auch aktueller Syndrome 81 erinnert. Halt nur viiiieeel mehr New-Wave.
12″ LP out on Drunken Sailor Records dort gibt es noch ein paar Copies, bei BC ausverkauft.
CS out on Unwound Records

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

LP: interna – nach außen konzilliant

PS: erste Review seit drei Monaten, yeah. Freut euch auf:

Interna, eine Band aus Kiel. Der Wind weht, die Sehnsucht pfeift. Kalt und ein wenig Wolkenverhangen, wahrscheinlich. Ich war noch nie dort. Aber immer “nach außen konziliant”.
Boah ey, studierte Altpunker, ja? Ich schlag jetzt erstmal nach: “konziliant”. Irgendwas mit “so tun als ob man nett wäre”?
Antwort “umgänglich, versöhnlich; im allgemeinen Umgang zu Zugeständnissen bereit” – Mist, ist also ernst gemeint.

Was meint das Trio um Steffen Frahm (Voc, Gitarre), Lars Stuhlmacher (Bass) und Simon Falk (Drums) eigentlich ernst? Hören wir doch mal rein (ich glaube, die Songs gibts bei Deezer – sonst lohnt auch Lesen, Bestellen und dann Hören, zwinker)

Ist das TRIO auf Funk, die in ein Lyricbuch mit Fremdwörtern gefallen sind? Gehen wir zurück.
Das sind Interna, mit Interpretationsflächen in der Größe einer Alufläche in einer Großküche (Selbstbeschreibung). Oke. Ich komme irgendwie nicht weiter und sollte einfach mal die Musik hören.

Das erste Video zum Track “im Schwimmbad mit den Jungs” kam vorneweg. Deutete mehr Poppigkeit an. Allein das Still ist der Hammer mit den Schuhen und dem Unsichtbaren in der Pfütze.
Dazu der Monty Pythons-Look vom Allround-Label Waldinsel Records. Geiel.

Aber was in den ersten drei, vier Songs präsentiert wird, passt so gar nicht zu der “Blaupause”, die normalerweise mit der Single/Video-Auskopplung in den Gehörgängen reift.
Intellektueller Funkpop. Das ist ziemlich abgefahren. Hatte auch schon das Vergnügen, die Band mal live zu erleben. Was sich erstmal etwas angestrengt anhört, ist total locker gespielt, tanzbar, so hingespielt. Man bekommt halt ziemlich schlaue, mitmenschlich-misanthropische Texte präsentiert, die nicht immer 100% zum üblichen Schüttelreim-Vermaß gängiger Popper passt.
Nach der ersten Seite wirkt es, als wäre es eigentlich eine zweite Seite gewesen, denn die Songs klingen aus, hallen nach, wie “MGUS Young”. Ein total reduziertes Stück, welches so gar nicht zu den andern passen will, sich in der Gesamtheit aber absolut einfügt in dieses gekonnte Erstlingswerk von Interna.
Da ich öfter mal die erste Seite VOR der zweiten höre, kann ich hier sagen: so eine erste Seite zu bringen wie diese von Interna, ist schon etwas sehr besonderes!
Man bekommt da nicht einfach die eingängigsten Songs vorgeworfen und gerät in so eine Besoffenheit. Nein, alles hat Haken und Schlingen und Haken, und die sind nur zu dritt.
Irre gute Backsection. Krass geile Bassriffs, zu einem fast stoischen Rhythmus, der, mit Haken (Synkopen) und Schlingen (ineinander verwobenes Songwriting) absolut exzellent ausgestattet ist.
Darüber eine recht simple Gitarre, streng fluffig, gewollt unanstrengend. Hehe.
Das läuft mir schon richtig gut durch.

Nach dem ersten Hören habe noch nicht so ganz gecheckt, worum es in den Lyrics geht. Bei “am jüngsten Tag” ist das schon eindeutig. Kirche und wie Religion zuhause nachwirkt. Aber “Halbgott im Freizeithemd (Schwingkreis)” – eine Ode an alte Vintage Gitarreneffekte? Hilf mir, Steven! Und dem anachronistischem, dass man so zurückbleibt und das Alte total feiert. Die andern, die was Neues machen, sind alle doof.
Da steckt dann auch ein klitzekleines Soli drin, oder ein Riff, was so tut, als wäre es eines, was total spooky ist; ich feier das!

Fast Übergangslos kommt dann “Terrassenwelt”. Das ist der eigentlich Ohrwurm dieses Albums.
Hatte das gute Stück schon als Demoversion hören dürfen, war auf dem ProvinzPostillen-Sampler #9 drauf. Hier das Video dazu:

Die erwähnte Blaupause für Interna, meine Meinung. Nur gibt es diesen Song nicht mal in Ähnlich auf dem Album wiederzufinden. Zwinker.
Knallhart besondere Musik.
Die Gitarreneffekte in “second Golden Age” und “ich will offen für dich bleiben” witzig, wenn Steven die Töne so lang zieht. Und “bring es Heim” ist dann doch der Punksong, dem Genre, dem sich Interna eigentlich verweigern, bzw. permanent wiedersprechen und sich doch daraus entfaltet haben.

Interna, wohl eine der spannendsten Bands, die momentan im Umlauf sind. Ich hoffe, diese Band muss man in Kürze nicht mehr suchen. Die Band ist ein “organisch distinguiertes Mischwesen aus reduziertem Rock und Postpunk mit Einstrahlungen von Noise, Gallium, Disco, IKVD … kreuzbeinigem Funk….” (Eigenbeschreibung) was auch immer das ist.

Gibt es beim Hersteller Waldinsel Records. Erschienen Ende Oktober 2023.
Nach außen konzilliant, nach innen mit Auswirkungen.

(angehört im November 2023, daher auch dieses Foto. Unterwegs geschossen mit meinem mobilen Plattenspieler.
Dieser Review erscheint auch mit Ähnlichkeiten beim Vinyl-Keks. Endlich)