LP: KAPTAIN KAIZEN – für 3 minuten 11

Kaptain Kaizen legen los, wie ich sie kenne: nach vorne, nach vorne, nach vorne.
Druckvoller, deutschsprachiger Punk. „hängepeters“ ist die Startnummer 1.
Entschuldigt, wenn ich mich nur an einem Vergleich aufhänge, doch Kaptain Kaizen sind der wütende, nimmermüde Bruder von Turbostaat.
Das, was bei Turbostaat, sagen wir mal, liebenswerter geworden ist, haben sich Kaptain Kaizen erhalten und spielen wilder und ungezähmter. Eventuell der jüngere, weil sie sich die Wut erhalten haben.
Sie mögen auch die kryptische Titelgebung, bei der nicht immer ganz klar wird, woher das Wort kommt. Ob es eine Eigenkration ist.
Trotz der leicht verklausulierten Lyrics werden sie doch, bswp., in „lindner-effekt“ ziemlich deutlich. Nun, er ist ja nun weg, ich frag mal nach, ob sie den noch so spielen.
Das geht in „meiner Gegend“ am 17.01. im Slow Club in Freiburg und am Tag drauf in St. Wendel im Irish Pub.

„alles was er sagt
klingt schlau und bedacht
meistens ist es müll“

genau.
Schade, dass das die andern in der Regierung erst so spät bemerkt haben.
(…)
Es fällt mir noch ein anderer schöner Vergleich ein, sobald „susette“ eingesetzt hat: Captain Planet.
Genug Namedropping, Eigentlich schon alles Lob genug.
Kaptain Kaizen, um die es hier geht, spielen auf „für 3 minuten 11“ sauberer und klingen auch so. Etwas aufgeräumter im Songwriting habe ich das Gefühl. Dieses Gegeneinander von Gitarren, was eben auch live megaspannend ist, gegensätzliche Gitarrenriffs, die trotzdem aufeinanderpassen. Der Drummer, irgendwo immer noch ein tickticktick, ein dungdungdung einbaut – total gut.

Das letzte Stück „die jahre sind vorbei“.  Ein Track über Mitläufer.
Ein schöner letzter Song für ein gelungenes Album. Auch das Artwork gefällt mir gut. Der Junge, der gebannt in die Kopfhörer lauscht, was da als nächstes wohl kommt. So laufen ja viele heute rum.

In den Linernotes, das möchte ich gerne hier noch erwähnen, steht „gestartet vor, und fast gescheitert während und fertigestellt nach der Pandemie“. Hat mich etwas überrascht in dieser Deutlichkeit, was mich dann umso mehr freut, dass sie es durchgezogen + geschafft haben. Klar, mit Hilfe von This Charming Man. Und da fällt mir auch wieder ein, dass wir uns das letzte Mal kurz vor Ausbruch in einer saarbrückner Kneipe auf einem Konzert getroffen haben. Und da wird auch ihre Linie klar, die sie live verfolgen, alternative Bühnen, Kneipen, da gehört ja auch diese Mucke hin.
Humanität ist nicht verhandelbar.
Danke, Kaptain Kaizen.

 

MC: burt – discographie 2008 – 2023

Ha!
Da hauts mich doch glatt vom Sofa.

55 (!!!!) Songs auf einem Tape. Zwischen wenigen Sekunden Lärm und einer Minute irgendwas ist alles dabei. Und wer viel Kritik hat, der muss viele Songs schreiben. Wer viel Humor hat, auch.
Schönes Artwork. Guter Sound, viele Samples aus wilden Filmen, die haben echt Bock zu spielen!
Klar, gegen später, wenn die Aufnahmen älter sind, wird der Sound etwas dünner, doch nicht minder aggro.
Einmal Growls, einmal Geschrei. Einen Coversong entdecke ich „12xU“. Funktioniert auch.
Wenn man  diese Musik nicht zu ernst nimmt, kann man echt Spaß haben. Da die Lyrics dann doch meist ziemlich ernst gemeint und zynisch sind… wiederspricht sich das ja irgendwie.

Das Tape (gab) es in gelb (diese Version habe ich) und in blau limitiert.

Erschienen bei  Puzzle Records.

LP: zombeaches – a taste of oxygen

Zombeaches sollen auch ihre Review bekommen, denn ich habe mir ihre außergewöhnliche Scheibe nach einem wirklich guten, überzeugenden Gig in Stuttgart gekauft.

Es war heiß, es war Sommer, ich hatte Bock.
Wenn ich die Scheibe auflege, bin ich etwas verwundert: die geht so noisig los, die Texte sind so klein und unlesbar auf die Rückseite des Cover gedruckt, dass ich schon keinen Bock mehr habe. Jedenfalls erst beim dritten Song „dancing through blood“ wach werde. Ein Song, lyrisch, mit schier endlosen Worten versehen, Verzweiflung, über fünf Minuten langer Post-Noise-Punk-Trümmerhaufen.
Keine Ahnung, um was es wirklich geht, hehe.
Man hört mehr den Synthie, das geht gut rein. Den bedient eine Frau und die singt diesen Song mit dem Gitarristen und Sänger, der meist die Worte ins Mikro quengelt.
Das ist hier ganz schön.

Mir war an dem Abend so gar nicht klar, was auf mich zukommt. Sie bezeichnen es wohl als Artrock, was nicht ganz stimmt. Es ist schon sehr punkig in Haltung und musikalischer Umsetzung, durch das Midetempo aber auch oft genug tatsächlich sehr rockig. Live sehr rough, sie geben mehr Stoff.
Der vierte Track ist melodischer und mehr Indie.
Alles sehr gut produziert, ist ja auch nicht ihre erste Scheibe.
Es klingt fast schon verträumt, wobei das wohl das falsche Wort dafür ist, man kann sich darin verlieren. Was an der manchmal endlosen Länge von 4 – 5 Minuten pro Song liegt, manchmal an der (australischen) Mischung von Amyl & the Sniffers und U2. Hehe. (ich weiß, nur der Joshua Tree steht dort).

„Oxygen“ hat auf Seite zwei „a welders burn“ einen sehr repetitiven Track, der mir gut gefällt.
Erschienen bei Swish Swash in Europa.

LP: judy & the jerks split /w shitty life

Shitty Life aus Italien, genauer aus Parma, haben „nur“ vier Songs auf ihrer Seite.
Im Gegensatz zu Judy and the Jerks habe ich sie noch nicht live gesehen. Dafür hatten sie dieses geniale Artwork der „switch off your head“ total angesprochen, blind gekauft und erfreut.
Shitty Life machen auch Garage Punk, machen das etwas more laid back als die andere Seite der Platte.
Die Band, die von sich selbst sagt „whoever wins, we lose“ spielen eben nur vier Songs in knappen 7 Minuten Spielzeit.
Der zweite Song „lost in my haze“ ist musikalisch das, was man sich bei DEN Göttern des Garagepunk abgucken kann (the hives), zwei Gitarren, die ab und an mal gegeneinander spielen. Auch hier, furztrocken, der Bass geht die Oktave nach oben, alle steigen wieder ein. Shitty Life machen es aber so, wie ein Shitty Life halt auch klingen muss.
Gefällt mir total gut, diese Platte. Und da ich diese Seite der Platte eigentlich als zweites gehört habe (und nur hier im Review Chaos stifte), fällt mir auf, wie man die Texte in Reihenfolge lesen kann, ohne zu „stolpern“. Egal.
Die Vocals sind nicht weniger verzerrt, dafür ist das Tempo etwas reduzierter und der Sound dadurch definierter und die Vocals besser zu verstehen. Textlich geht es ums Verlieren.

und Judy and the Jerks aus Hattiesburg. Irgendwo in der USofA(rseholes)
Zuerst habe ich diese Seite laufen lassen, zehn Songs Vollgas auf die Fresse Garagepunk gibt es hier.
Keine Pause zwischen den Tracks, dazu eine Unübersichtlichkeit bei den Texten, da auf der Rückseite der LP zwar Nummern für die Songs angegeben sind, diese aber nicht bei den Texten auf dem beiligenden Blatt stehen. Also muss man die Titel vergleichen.
Da die Geschwindigkeit hoch ist, der Gesang, leider, zu leise gemischt ist UND keine kurze Pause zwischen den Tracks, lass ich ziemlich schnell alle Fünfe gerade sein und höre einfach nur zu.
Es ist exakt das, was ich erwartet habe. Fun, Garage, mit dem Arsch ins Gesicht springen.
Die zehn Songs spielen in unter 10 Minuten und sind fucking flott durch. Der letzte Song mit seinem lärmigen Beginn „wolves of the summer“ ist mein Anspieltipp.
Wenig Zerre auf der Gitarre, dafür doch ein Haufen Rückkopplung, die Drums übersteuert (!!!), der Bass furztrocken. Zwischendurch ein kurzer Banger, bevor es die Band wieder auf die Bahn zieht.
Der Output von Judy and the Jerks seit 2017 ist recht hoch und ich gehe davon aus, das zeimlich bald Nachschlag kommen wird.

Erschienen bei Refuse Records.

MC: tischlerei lischitzki – lieblingslieder

Ein wahnsinn, dieses Tape „lieblingslieder“ wieder und wieder im Auto laufen zu lassen. Soooo viele Songs. Und so viele Gute!
Kennt ihr das, wenn ihr mal ne Platte oder ein Tape weggelegt habt, es dann aber bewusst nochmal einlegt. Nicht so ein „Test of Time“, nein, einfach weil die Musik halt doch irgendwie „schwer“ ist.
Tischlerei Lischitzki ist so eine Band. Und das schon lange.
Ich habe die letzte Platte „wir ahnen böses“ für den Vinyl-Keks besprochen, hier aber nie veröffentlicht. Warum nicht?

Egal, ihr könnt das dort nochmal nachlesen.
Denn viel habe ich nicht hinzuzufügen.
Man merkt in den 90 Minuten Musik, dass es durch verschiedene Schaffensperioden geht.
Das die Band mal mehr, mal etwas weniger verzerrte Gitarren hat, öfter mal ein Duett mit einer Sängerin. Mal mehr gesprochen und in einer Art „laid back“ gesungen, meist mit Nachdruck vorgetragen.
Mal klingen sie, wie EA80, mal wie Es War Mord, meistens aber nach Tischlerei Lischitzki. Also eigentlich haben Es War Mord ihren Sound von ihnen, hehe.
Es sind alles Bands, die ich mag. Angepisster, schlauer, wütender, durchdachter, melancholischer, misanthropischer Punk.
Klare Kante, klare Vorstellung vom Leben. Klare Texte über die Dinge, die hier mal sowas von schief laufen.
Anspieltipp des wohl außergewöhnlichsten Song „elfenweise„.

Das aktuelle Werk gibt es nicht bei BC, vrmtl weil alle enthaltenen Songs schon mal veröffentlicht wurden.
Hier könnt ihr nochmal ins erste Tape reinhören:

Ist natürlich Quark, wer ein bisschen mitdenkt, wird das Tape bei Black Cat Tapes finden, die das – mit ein kleines bisschen Zusammenarbeit von Elfenart – veröffentlich haben.
Tischlerei Lischitzki – hier gehts zum Tubenkanal

34 Songs veröffentlicht auf rauchklaren Tapes via Black Cat Tapes + Elfenart

 

LP: kem trail – acht cola acht bit + sachbeschädigung

Nun, ich lobte ihn schon in den Punkerhimmel, den mit kreativsten Punker in Hamburg, Kem Trail.
Hier also die Endzeit, ähm, Endjahresmusik mit Review.
Direkt zur Sache!

Von Rilrec habe ich die beiden EPs als LP zugesandt bekommen.
Die „acht cola acht bit“ habe ich schon vor einem knappen Jahr mit Buchstaben bedacht! Auf Seite zwei ist dann die neue EP „sachbeschädigung“ drauf.
Insgesamt 15 Lieder auf 45 RPM; mit Vollgas in die Hölle.

Es ist super gemachte Musik. Ironische bis sehr ernst gemeinte Texte.
Des „effekt“ mit den 8Bit, den hat er einfach drauf da rauszukitzeln und einen guten Song draus zu machen.
Punkrock kann ja so einfach sein!

Ich beschränke mit also auf „sachbeschädigung (feat. Kris Kandinsky)“, denn die erste EP von Kem Trail wurde so krass gehyped und super besprochen, da greift doch alle mal zu. Wenn eine Seite gut ist, kann die andere nicht scheiße sein. So siehts aus.
„robin hood“ legt los. Ein echt schlauer Text, der in „sachbearbeiter“ mündet. Es geht um einen Sachbearbeiter, der Sachen bearbeitet, was er jeden Tag so macht.

Klare Kante gegen alles.
„fujkr“ gegen JK Rowling (Harry Potter), „enteignen“ gegen Adle und Klerus, „alien“ ist das Unverständnis darüber, dass mal selbst komplett anders ist.
Also in der Themenauswahl auch noch mega-kreativ.
Die Songs sind echt kurz & knackig & kritisch. Auch totale Partymucke, man kann einfach abfeiern darauf.

Tolles, passendes Cover auch, ist von Daniel Bento (produktionunfuk.net)

Ich ziehe meinen Hut!
Würde ich gerne mal live sehen!

 

LP: sex pistols vs. sex pistols

Diese auch, zufälligerweise entedeckt, und bei einem Drittanbieter für günstiges Geld (ich 13€) geschossen.
Ein RSD-Release, der meinen prüfenden Ohren unterzogen werden wollte!

Also: original Artwork der Sex Pistols „never mind the bollocks“ Heißt: so sollte die Platte mal aussehen.
Die übliche, oberflächliche Amateur-Recherche im Internet hat mal so ü-ber-hau-pt nichts zu Tage gefördert.
Also trage ich mal was zusammen.
Laut Discogs gibt es weltweit, mit Nachpressungen und allem Zip + Zup (CD’s, Tapes, Picture LP’s etc pp), 429 Versionen diesem einzigen Studio-Album der Band Sex Pistols.
Nun, die Version „god save the sex pistols“ ist eine extra-Variante, die nicht dazu gehört.
Sie heißt ja anders. Okay.

Musikalisch finden sich die selben 11 Tracks darauf, remastered, versteht sich, teilweise in nicht weiter gekennzeichneten anderen Versionen. Und in einer anderen Reihenfolge.
Nein, das stimmt nicht. „The first configuration of the Never Mind The Bollocks album (no Bodies & God Save The Queen, but including Satellite), with slightly different versions of key tracks. Tracks remastered in 2012 by Tim Young.
Diese Info habe ich von einer Seite, die die Sex Pistols liebt.
Ich kenne das Album dann doch recht gut, habe es – ich mochte es lange wirklich gar nicht, so wie die „nevermind“ von Nirvana – dann doch einige tausend Mal gehört.
Die Unterschiede sind mal im Gesang, mal im Solo, was weiß ich. Absurd, sowas zu veröffentlichen.

Und hier bekommt ihr euren Weihnachtsfilm, statt das 1698te Mal die Pistols-Platte anzuhören.
The Great Rock’n’Roll Swindle:

und zum Abschluß:
yeah, die Sex Pistols, oder nennen wir es „Frank Carter & the Sex Pistols Band“ spielen nächstes Jahr zwei Gigs in Deutschland. Es ist eine Karaoke-Live-Band.
Jubel.
Irgendwo bei FB schrieb jemand „Frank Carter macht einen guten Job“. Jo. Genau das wollte Malcom MacLaren einstmals: dass diese scheiß Idioten einen guten Job machen. Haben sie aber nicht. „and now they are fat, forty (no, 70) and back“

Es gibt etwas, was ich schade finde, nicht gesehen zu haben: die Sex Pistols 1977.
Ja, die 90er-Jahre Reunion war musikalisch sehr geil, der Sound super, die Band Top in Form.
Der Rest kann doch bitte so begraben bleiben, wo er schon mal zugeschüttet worden war.

LP: death – …for the whole world to see

Für Leser, die Bock haben, etwas mehr „zu tun“ als eine Review lesen!:

Death – for the whole world to see.
Ein postumer Release eines famosen Album, wiederentdeckt durch Vinylnerds.
Ich sah die Doku über die Band. Sie haben in meinem Geburtsjahr, 1976, eine einzige Single veröffentlicht „politicians in my eye„.
Ein fiebriger Song mit einer rockigen Gitarre, stop&go drums, präszisem Bass und einem absolut in die Zeit passenden Gesang.

Die Doku von 2009 über die Hackney-Brüder. David, Bobby und Dennis.

Diese Doku hat mich echt zu Tränen gerührt, der drei Brüder in Chicago, die eine Band gründeten und sie DEATH nannten, was wirklich kein Label nehmen wollte.
Das Zwischenmenschliche ist das, was mich wahrlich so schwer beeindruckte, weswegen ich euch nun ein paar Zeilen zu den Demos ihres ersten Longplayers, der erst 30 Jahre später veröffentlicht wurde, „…for the whole world to see“ schreibe.

Death spielen sieben Lieder, der Musikhistoriker bezeichnet es als Protopunk, es ist sehr schneller, ja fiebrig gespielter Rock’n’Roll. Die drei hatten ganz sicher MC5 gehört und ganz viel Soulmusik, bevor sie losgelegt haben. Stooges mit Motown gemischt.
Die beides ersten Tracks „keep on rockin“ und „victim of rock’n’roll“ zeigen da schon sehr klar, um was es auf diesem Album geht.
Der Sound ist klar, nicht zu rotzig, es fehlt definitiv diese Punkattitüde; die es ja Mitte der 70er nur bedingt irgendwo gab. Man spürt über die ganzen Verlauf die unglaubliche, jugendliche Spielfreude.
Sie experimentieren mit beispielsweise einem balladesken Beginn „let the world turn“ und enden in einem Drumsolo. Das ist sehr gescheit gemacht. Ungestüm.
Songwriting anders zu machen, was erzielt das für eine Wirkung.

Track „you’re a prisoner“ ist äußerst Beatorientiert. Bass und Drums so krass beeinander, die Brüder müssen sich totgeprobt haben. Wahnsinn.
„freakin‘ out“ beginnt mit einem keifenden death-Schrei. Ein Song, der auch von den Bad Brains sein könnte.
Die Lyrics werden auf Seite zwei sprechender und weniger rockig und mündet in „where do we go from here“ umd mit „politcians in my eye“ zu enden.
Es IST der Hit des Albums.

Also ich finds immer wieder klasse.
Wahnsinns Album.
Die Band hat dann noch drei Platten rausgebracht.
Bei Drag City Records – das Boxset gibt es noch hier. Remastered. Darf in jeder Sammlung stehen.
Diese kommt mit Textbeiblatt, handschriftlich, was nicht ganz einfach ist zu entziffern.

Rückschau 2024 – Part II – was machst du eigentlich?

Also eigentlich mache ich irre gerne Videoclips. Der war auch schon im ersten Beitrag der Rückschau.

Einfach, witzig, schnell und simpel umsetzbar. Das soll ja auch nicht zu viel kosten und auch nicht ewig Zeit rauben. Wir machen das ja alle zum Spaß, aus Vergnügen, aus Lebensfreude. Yeeees.
Also wenn das mit den Releases bei Krachige Platten nicht so klappt, oder ich einfach mal wieder den Redaktionsschluß verschieben möchte, weil mir irgendein kreativer Furz querhängt.

Haha. Scherz beiseite.

Beste Idee und daraus resultierendes Video ist wohl das „freunde bleiben“ von Ben Racken.

Mehr zur Entstehung lest bitte in der neuen Printausgabe #12 mit Interview der Band!

Lautstarke Filme hat keine Internetpräsenz, dass ist mir dann doch zu viel Arbeit. Auch, weil die Clips ja alle von den jeweiligen Bands, bzw. Labels veröffentlicht werden.
Hier gibt es die Youtube Playlist, in der ihr all die schönen Videos anschauen könnt, die ich in den letzten drei Jahren machen durfte.

Wenn ihr selbst eine Band habt zwischen Freiburg, Stuttgart und Mannheim, dann komme ich gerne zu euch und wir machen da was!
Die Playlist wird jetzt immer wieder aktualisiert.
Zum Release von WuZeTian habe ich noch einen Clip gedreht, den gibt es hier:

AM DONNERSTAG WAR PREMIERE BEI YOUTUBE

Dann gibt es im Januar die Ausgabe 12 der ProvinzPostille.
Interviews mit Mike Bullshit von GO!, Ben Racken und In Schwerer See. Dazu wieder eine Tonne Bands auf dem Tape!

Konzerte mit paddelnohnekanu.

Dazu Aufnahmen zum neuen Album. 13 Songs. Mal schauen, welche dann auch final auf dem Vinyl landen!
Erste Titel liefere ich euch auch:
„alles gut, ich warte“
alles neu“ (gibt es schon im internetten tubenkanal)
„kein und aber“
„epilog (und zwar deiner)“
„nietendeckel“
„das erfolgslos“

LP: brutal verschimmelt – alles frisch

Daserste, was mir in den Sinn kommt bei Brutal Verschimmelt ist, nachdem ich das Cover gesehen habe und zu 100% weiß, dass da Deutschpunk drinsteckt!
Und, dass sie sich auf „alles frisch“ anhören als ob die Notgemeinschaft Peter Pan Deutschpunk gemacht hätten; und ich lieb die total!

Nach diesen leicht infantilen Beginn höre ich mir also die Songs mal durch.
Sehr gut eingespielter Deutschpunk. So wie ich mir das eigentlich mal vorgestellt hatte, als ich jung war, und dann doch immer die rumpeligen (Vor-) Bands mit schier endlosen Sets mir jede Freude daran nahmen. Klar, 1981 – 1984 hab ich das noch gar nicht gehört, das war die Zeit, in der Brutal Verschimmelt sich im Allgäu herumtrieben. Ihr erstes und einziges Album hat sich zu einem heimlichen Klassiker gemausert.
An mir ist das so ziemlich gänzlich vorbeigegangen, deswegen kann ich jetzt auch (alles) frisch von der Leber weg hören und darüber schreiben:

Hier gibt’s kurze & knackige Songs „auf’n Sack“. Angefangen mit „sterbehilfe“. Ein Song der ironisch gemeint ist, dann doch aber sehr deutlich über Fleischkonsum spricht „yes, ve gan!“ – was ja wirklich ein typischer, etwas sperriger, zweideutiger Deutschpunktitel ist.
In „schieß dich ab“ geht es um Drogenkonsum in jeglicher Art, was sie eindeutig auch nicht gut heißen.
Was ich wieder gut finde. Klar, es gab, musste sie geben, eine Zeit, in der die Jugendarbeitlosigkeit und die Aussichten („no future“) beschissen waren. Die Kids haben also alles auf die Strasse getragen.
Heute leben wir ganz anders und da kann man schon mal überprüfen, ob der unkontrollierte Konsum von Alkohol, Tabletten und anderen Substanzen (für meinen Teil nehme ich mal THC aus) zwingend notwendig ist. Und woran es liegt, dass man sich das reinpfeifen muss. Heute (meist) nur noch durch den Leistungszwang.
Im „sündenbock“ nehmen sie dann alle mit, die sich ausgeschlossen fühlen. Im Sinne eines Sündenbocks. Problem nicht bei sich selbst suchen – Ausländer raus. Meine eigene Freiheit ist bedroht – Masken runter, es gibt keine Pandemie!
Ich muss da aber mal einhaken und klar sagen, dass ich die älteren Punks Ende der 80er als Verschwörungstheoretiker (Erich von Däniken, Elitenglauben, Freimaurer, …) kennengelernt habe. Die jede Gelegenheit nutzten, sich wegzuballern! All das hat sich offensichtlich nach rechts verlagert. Auch gut so, wir brauchen schließlich auch eine Gruppe von Menschen, an denen wir uns abarbeiten können.
„hau weg die kacke“ hat auch die nicht ganz untypische und dystopische Grundnote, die es sich für ne Deutschpunk-Combo aus 19alptraum80 gehört. Das ist, was ich auch immer mochte. Auf jeden Fall mehr als diese Spaß-Lieder, die mir damals schon oft zu sexistisch oder Alkohol-verherrlichend waren.

Zweite Seite „dicke eltern“. Hehe. Konsum von Convenience Food.

wir sind die dicken dummen eltern
von den scheiß fetten kindern
wir tragen ohne hast
die teuer angefressen last

Textlich wird versucht immer irgendwie alles mitzunehmen, was spannend ist, wie eben „dicke eltern“ oder auch „progrom“.
Manchmal hab ich schon das Gefühl, dass vieles ironisch gemeint ist, es kommt nur bei mir irgendwie manchmal so nicht an.
Der Sound, der Vortrag, was weiß ich, alles richtig. Die Platte langweilt mich keine Sekunde.
Dennoch wirkt es vielleicht ein wenig zu unpersönlich dadurch das versucht wird eben genau alles thematisch mitzunehmen.
Und lässt mich eben ein wenig fragend zurück. Was ist denn nun die Haltung dahinter? No Future isses irgendwie nicht, oder doch?
Es könnte auch sein, dass ich halt nicht einfach nur „abgehen“ kann. Ich will da zuhören.
Und „alles frisch“ ist ja nicht. Die Musik ist wirklich nicht neu.

Jedenfalls, Brutal Verschimmelt regen mich an, nicht nur zum Pogotanzen, 15 Songs sind auf der ersten Platte nach 40 Jahren drauf. „alles frisch“ klingen sie.
Zwei sind Coversongs von the Ruts, Notdurft („jajaja“ – super Song mit Saxophon“) und eines ein Text von Erich Fried.
Was mir auch ein freundliches Fragezeichen ins Gesicht zaubert ist der Copyright-Vermerk auf der Rückseite der Platte.
„Dieses Werk von Brutal Verschimmelt ist unter einer Creative Commons Namesnennung nicht kommerziel, keine Bearbeitung 4.0 international Lizenz lizensiert“. Aha. Was heißt das?

Anspieltipp ist „auf’n sack“, das ist 100% Deutschpunk und gefällt mir weit besser als Hass zB!

Eventuell liegt es daran, dass das Label: erschienen via Power it Up – ein Label, welches mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen war – hoffentlich dafür jetzt öfter! – vorsichtig geworden ist. Denn mich erreichen die zu rezensierenden Platten gelocht an einer Stelle.
Damit das als Promo-Exemplar erkenntlich ist. Hatte ich tatsächlich noch nie.
Aber ich habe auch noch nie eine Platte, die sich im Wert so gesteigert hätte, dass ich sie für viel Geld verscheuern kann, zum Review bekommen.
Ich bin gespannt und behalte meine „aktien“ im Auge“!

Ein paar Reviews der Veröffentlichungen von Power it up kommen noch!