interview: #2 – Electro Baby – Stonerrock, Karlsruhe (r.i.p.)

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

INTERVIEW ELECTRO BABY

Ich wüsste nicht mehr so genau, seit wann ich ElectroBaby kenne, wenn da nicht lauthals immer vom „13 jährigen“ (Jubiläum) die Rede gewesen wäre.

Robert, der lange an der Gitarre stand, kenne ich aus dem letzten Jahrtausend noch, haha! (Abel killed Kain und BockAufRausch). Dann kam [e:on], dann das ElectroBaby. Oli mir nun bekannt seit der Vorgängerband ( [e:on] ), hatte ich immer Spass daran, den Mannen zuzuhören und die Entwicklung mit zu verfolgen. Zumal es sich auch immer wieder traf, dass der eine oder andere in die eine oder andere Band wechselte und wir dann die Bühne mit diesen Bands teilten!
Als dann klar war, dass sie endlich auch eine LP rausbringen MUSSTE ich zugreifen! Mal schnell zu Olli rüber , und bitte:

PP:
Wie lief der Release Start?

Oli:
Die Release Show im Substage Karlsruhe sowie der darauffolgende Tag in der Live Music Hall Weiher zusammen mit Motorjesus und The Hellboys waren der absolute Hammer. Das war ein richtig cooles Package, alles lockere Jungs und die Publikumsreaktionen waren fantastisch!!!

Wir hatten ja auch schon vor der Release Show einen Stream unseres neuen Albums „Flies Are Happy About Coyote Shit“ auf YouTube gestellt. Darauf waren die Reaktionen schon durch die Bank positiv! Und wir haben in so einem frühen Stadium schon mehr Feedback als bei irgendeiner Platte zuvor. Die ganze grosse Musikpresse ist bemustert, da stehen die Reviews aber noch aus.

PP:
Beim hören des Albums fällt mir auf, daß ihr es in den vergangenen 13 Jahren nicht unterlassen habt, Euch zu verändern! Mal abgesehen von Besetzungswechseln an der Gitarre, ist immer eine musikalische Entwicklung von Album zu Album zu hören. Was treibt Euch an?

Oli:
Das hat sich eigentlich ganz von alleine ergeben. Wir sind nach wie vor eine Jam-Band und versuchen eigentlich immer die bestmöglichen Songs zu schreiben. Es soll immer ein Album werden, das wir auch gerne selbst im Laden kaufen würden.

Ich denke, wir haben alle einen recht hohen Anspruch an uns selbst und als Mensch wie auch als Musiker hörst du ja nie auf zu lernen. Und durch deine ganzen Erfahrungen die du sammelst, veränderst du dich ja auch als Mensch ständig. Und die ganzen Eindrücke die jedes Bandmitglied individuell sammelt, spiegeln sich in der Musik wieder. Dann willst du ja nach jedem Album was anders oder besser machen, so ist auch das eine ständige Antwortreaktion. Wir könnten, glaube ich, auch nie das gleiche Album zwei mal machen.

Generell kann man sagen, da ist bei jedem von uns der Drang, etwas kreativ zu erschaffen.

Und wir lieben es einfach 😉

PP:
Ich höre diesmal viel mehr Blues-Gitarren, was auf dem ein oder anderen Album ja mehr Pantera war. Altersmilde geworden?

Oli:
Robmaster ist ja die totale Riffmaschine, Kim kommt dagegen mehr aus dem Blues. Und da Kim ja jetzt alleiniger Gitarrist bei uns ist hat sich auch das einfach so ergeben. Natürlich sind auch wir älter geworden, aber ich denke man spürt da auch einfach eine gewisse Reife. Die Riffs sind auf jeden Fall bluesiger, aber ich finde sie auch viel schwerer. Und ein schwerer Bulldozer fährt nun mal nicht so schnell, dafür steckt aber eine Menge Kraft dahinter.

PP:
2 Songs haben exakt dieselbe Länge. 5Minuten57. Zufall?

 Oli:
Daran haben wir lange gearbeitet, da steckt auch ein tieferer Sinn dahinter. Hahahaha, nein, kompletter Zufall ;)))

PP:
Nach so vielen Jahren kann man ja behaupten, daß ihr Urgesteine der Karlsruher StonerRockSzene seid, falls es die geben sollte (…) und wenige Bands halten es so lange miteinander aus. Viele Konzerte, Songs schreiben, Besetzungswechsel, Aufnahmen.
Wie schafft ihr das?

Oli:
Wir haben ja alle vorher schon in vielen Bands gespielt, mit allem Drama drum und dran. Und bei ELECTRO BABY haben wir von Anfang an gespürt, dass da eine ganz besondere Chemie herrscht. Natürlich muss man an einer Beziehung auch arbeiten, das ist ganz klar. Aber wir haben auch alle keinen Bock auf diesen Kindergarten mehr. Wir wollen uns treffen, jammen, Songs schreiben, die aufnehmen und auf Platte rausbringen, live spielen und einfach Spass miteinander haben. Und wie schon gesagt, wir lieben was wir tun!

PP:
Gab’s mal nen richtigen Durchhänger?

Oli:
Oh ja, natürlich, und nicht nur einen;) Jeder Besetzungswechsel ist total nervenaufreibend und geht allen an die Nieren, sowas braucht keiner mehr von uns. Und dann gibt es die Momente, wo mal wieder diese Kette kommt, wo einfach nichts klappt und alles schief läuft und du auch mal denkst, warum mach ich den Scheiss eigentlich? ;))) Aber schon nach einer Nacht darüber schlafen weisst du, dass du einfach nicht anders kannst und es essentiell brauchst. Uns hat es immer geholfen, wenn wir uns dann wieder ein Ziel gesetzt haben, auf welches wir hingearbeitet haben. Vor anderthalb Jahren war auch so eine Pechsträhne, da wurden Gigs abgesagt wegen Überschwemmung, weil der Club schliessen musste, weil jemand wirklich richtig krank war usw. Da haben wir uns auch gesagt, dann schreiben wir eben eine neue Platte ;))

PP:
Ihr seid mit eurem Plattendeal bei Abandon Records raus in die große Welt und nun wieder „back to the roots“ in der Heimat bei Eucalypdisc. 
Die richtige Entwicklung?

Oli:
Für uns auf jeden Fall! Wir haben jede Menge Erfahrungen gesammelt;)

PP:
Gibt es Unterschiede in der Herangehensweise? (bspw. macht ihr nun mehr selbst?)

Oli:
Wir waren eigentlich schon immer eine komplette DIY Band. Es ist falsch zu denken, dass wenn man bei einem kleinen Indie-Label ist, plötzlich einem alles abgenommen wird und man sich voll auf den kreativen Prozess konzentrieren kann.

Unsere Erfahrung war eigentlich immer, wenn du dich selbst nicht um alles kümmerst, dann passiert auch nichts. Eucalypdisc Records gehört einem Freund von uns, welches wir nach dem Weggang von Abandon reaktiviert haben. In unserer Zeit bei Abandon haben wir gesehen, wie ein Indie-Label operiert. Die Tricks und Kniffe haben wir dann auf Eucalypdisc übertragen und von da an wieder alles selbst gemacht. Und so kannst du dir bei zu wenig Promoarbeit, Bemusterung usw nur an die eigene Nase fassen.

Du hast aber so auch die absolute Kontrolle. Geld ist bei keinem kleinen Label da, so auch nicht bei Eucalypdisc. Wir haben aber eine Vertriebsstruktur, die wir auch befreundeten Bands (die wir gut finden) zur Verfügung gestellt haben.

Dank Bandcamp kultiviert sich aber immer mehr der Direktvertrieb vom Musiker zum Fan, worin ich auch persönlich die Zukunft sehe. Selbst Rick Rubin hat in einem Interview vor Jahren gesagt, dass alles darauf hinausläuft und Plattenfirmen sterbende Dinosaurier sind.

PP:
Von Anbeginn habt ihr auch auf „verrückte“ (mir fällt grad kein gutes Wort ein) Zusammenarbeiten gesetzt. Angefangen mit Julie Strain als Covergirl, Musik für ein Videospiel und dem Wrestler Master J? Wie kommt/kam es dazu?

Oli:
Das hat sich auch alles so ergeben! Ich hatte ja damals das Logo der Starfuckers entworfen und mir dann Ärger von meinen Bandkumpels eingehandelt, wie ich für die so ein geiles Logo machen kann ;))) Electro Baby hat sich ja kurz nach den Starfuckers formiert. Und durch Heavy Metal F.A.K.K. 2 bin ich auf Julie Strain gestossen und habe unser Logo auf einem Bild von ihr basierend entworfen. Wir haben sie dann einfach gefragt, ob wir es verwenden dürfen. Sie meinte, wir dürften sie immer jederzeit verwenden. So kam es dann, dass sie auf jedem Cover von uns zu sehen war.

Nur bei dem Cover von FAHACS haben wir bewusst einen Schnitt gemacht. Es hat sich einfach zu viel in eine etwas andere Richting entwickelt, so dass das alles nicht mehr so richtig gepasst hat und wir das auch optisch unterstreichen wollten.

Eine Freundin der Band kannte jemand bei Techland in Polen (die ja auch für Unisoft Spiele entwickeln) und hat uns empfohlen. Die fanden die Musik von uns gleich super und haben uns für das Spiel „Speedway Liga“ verpflichtet.

Der Wrestler Master J hat uns kontaktiert, ob wir für ihn ein Entrance Theme schreiben möchten. Wir haben dann einen Kampf von ihm besucht und fanden dort den gleichen Entusiasmus wie bei uns. Da wir kurz vor einer Albumproduktion standen, hat das dann auch super gepasst.

PP:
Wie schaut‘s aus für 2015?

Oli:
Wir sind mitten in der Gigplanung und möchten jetzt mal einfach nur Gigs spielen. Ein paar andere Sachen sind noch in der Pipeline, aber jetzt im Moment noch nicht spruchreif.

PP:
Gibt’s in der erwähnten Karlsruher StonerSzene noch mehr Bands zu hören?

Oli:
Auf jeden Fall! Da ist zuerst mal Kim’s andere Band AllHazeRed zu nennen und checkt unsere Labelmates von Lunatic Spirit, die machen geilen Stoner/Death/Doom.

Hammergeil sind auch Doom Division aus Stuttgart, die haben diesen Down/Crowbar-Vibe.

Alle Bands sind äusserst empfehlenswert und sollten unbedingt mal angecheckt werden;)

 

 

 

 

 

CeDe Salatschüssel #9: IQ Zero / Margot Erkner / SAFI / drauf

IQ Zero – Toss A Coin

Die aktuellste CD, rein vom Release her, sind IQ zero und heißt „toss a coin“ und mit der beginne ich auch.
Die Band hat also eine Münze geworfen und beschlossen uns dieses Album mit elf Songs zu schenken.
Im Inlay sieht man als erstes „für Stephan“ und darunter ein Foto einer (der) Band, die komplett am Rad dreht. Schön gestellt.
Dazu Autogramme. Nett.
Wenn die CD raus ist, sind lustige Fotos der Bandmitglieder, die offensichtlich sehr viel Spaß hatten komplett over the Top zu sein.
Die Mucke hört sich nach Green Day an. Durchdachter Punkrock von IQ Zero.
Die Bandmitglieder kennen sich seit Schultagen und waren 10 Tage im Killstar Studio in München.
„farewell“ fast schon ein balladesker Beginn, dann eigentlich ein guter Song wird. Das Piano spielt da gut rein.
Bei „wanna know“ geht es schon in fast poppige Gefilde, was so gar nicht mein Ding ist.
Pop-Punk, biscchen Emo, Punkrock.
Der Bass schwer und dengelt ordentlich, dafür ist der Rest so brav eingespielt und gemischt, dass ich echt die Wildheit der Fotos komplett vermisse.
„simpatico“ tatsächlich Pogo-Punk.
Es wimmelt so vor Singalongs, sicherlich live ne Wucht.

DRAUF – sternzeichen zigarette

Band kommt aus Vechta. Cover spricht mich gar nicht an, ich rauche nicht mehr und Tattoos auf der Innenseite der Lippe finde ich einfach dumm.
Also schnell die CD rein und bloß nicht weiter drüber nachdenken.
„sternzeichen zigarette“ ist allerdings auch gar nicht der vermutete Bandname, sondern es ist das Tattoo. Abgefahren. Drauf. Finde den Titel da schon irgendwie geiler. Lässt sich im Netz auch leichter finden! Egal, scheint ne junge Band zu sein, die ihren ersten Release raushaut.

Seit 2017 sind sie ordentlich unterwegs und haben sich, laut Vita, in die Herzen der Deutschpunks gespielt.
Das trifft es ganz gut. Soweit ich das über den ersten Song „das ist deutschland“ sagen kann. Und es ist bisher der beste Release, den mir Rockzone zugesandt hat. Kein Rock dabei, wirklich punkig das Ding. 
klar, es ist nicht alles Gold, was da funkelt, der Nächste „es ist nicht alles gold, was glänzt“ beginnt sofort mit einem Ohohohoh-Chor, den Alarmsignal oder Die Toten Hosen nicht besser spielen könnten und ich krieg Falten im Gesicht.
Jaja, Felix, maul nicht immer an allen CD-Releases rum. Aber halt in einem Song 8 Mal (oder mehr) den selben Refrain mit diesem Chor – warum macht man das? Meinen Bands, die das machen, dass der Zuhörer noch zwei Runden braucht um mitzugröhlen, oder weil er es nicht kapiert hat, was der Inhalt ist, hehe.

Die Themen sind gut, auch ab und an schon mal im Deutschpunk in Gebrauch waren.
Textlich finde ich das allerdings schon ganz gut.

„das ist deutschland
in der mitte rechter rand“
das ist deutschland

„ich kann es nicht mehr sehen
mit brandstiftern und tätern teilt ihr euch das bett
wie die fahne im wind
christlich sozial und so adrett“
auf dem rechten auge blind

Die Aussagen sind also treffend und die Musik läuft schon auch sehr gut rein!
Bisher also, wie gesagt, von Rockzone der geilste Release drauf „sternzeichen zigarette“ – gibts auch auf Vinyl (dann wäre dieser Review auch schneller fertig gewesen 😉 ) im SHop von Rockzone Records

margot erkner

Entschuldigt, dass ist wirklich ewig hier hängengeblieben, obwohl mich die Nachricht und dann die CD-Verpackung doch sehr angesprochen hat.
Tolle Pappschachtel! Und einem Zettel mit Infos und einem Foto. Ist ne Promo, Platte sieht ein wenig anders aus.
September 22 aufgenommen und 10 Songs sind drauf.
Gut abgehangene Rockmusik. Ist nice, läuft ganz gut durch.
Mehr habe ich gar nicht zu sagen.

Tomate Platten, Flight 13.

SAFI

Mehrfach gelesen habe ich über SAFI, dass es DAS Album des Jahres sei – und bin nicht drauf angesprungen.
Dann flatterte die CD doch hier rein.
Es ist düsterer Pop. Ein echt fettes Promoschreiben über zwei Seiten liegt bei und es sind so wohlfeile Worte, die den Sound und alles an SAFI so gut beschreiben, dass ich für einige Momente, in denen ich die Musik einfach laufen lasse, sprachlos bin und keine Ahnung habe, was ich jetzt machen soll.
Zwischen Wall of Sound und minimalistischen Songstrukturen hin + her wabert SAFI, spricht ihre Texte darüber. Also irgendwie mehr Spoken Word mit musikalischer Begleitung? Nein, da wird schon noch gesungen, es gibt Sprachexperimente. Avantgarde oder doch sehr klare, klar verständliche Aussagen?
Ein anderes Magazin schrieb „SAFI ist ein einziger, kritischer Moment, der sich in die Zukunft frisst und anfühlt wie eine Operation am offenen Herzen“. Was sehr lyrisch beschreibt, was die Band lyrisch bringt. Spannend auch die kleinen Noise-Eskapaden. Was beim ersten (rein)Hören noch echt ansprechend war, verliert sich diesmal tatsächlich.
Unglaublich viele featuring Artists wie Denis Lyxzen, Käthe Rummelsnuff, Sebastian Madsen.
Fazit: von Moses Schneider live aufgenommen, was ich tatsächlich, bei dem, was sie da musikalisch machen, für extrem professionell halte. Live sicherlich eine Wucht. Der Sound will mehr, die Musik will mehr, sehr fordernd und speziell. Irgendweas las ich auch von Punk… aber nein, dass ist sehr große Popmusik. Ganz sicher!
Tatsächlich ein Album des Jahres.
Ja, isses. Mir persönlich ist es sehr spannend und exzentrisch, schmiegt sich doch an. Ein wenig suche ich allerdings noch den Zugang.
Wie geht es euch damit?

Rookie Records. Als CD und als Doppel LP.

LP: ruff majik – elektrik ram

Letztes Jahr in Südafrika in einem Plattenladen gewesen. In Johannesburg. Vinyl Junkie. Falls ihr mal dort seid, schaut rein.
Jedenfalls fragte ich ihn explizit nach Südafrikanischem Punk und Post-Punk, New Wave. Sowas eben.
Da gibt es nicht so viel.

Ruff Majik sind defintiv Rockmusik. Deswegen fang ich mit ihnen an.
Immer wieder sind sie mir seitdem über den Weg gelaufen, vor allem via Instagram, weil sie wohl zwei Touren (seit Mai letztem Jahr) in Europa gemacht haben. Vielleicht sagt dem einen oder anderen Ruff Majik ja was?

Sie machen in ihren 11 Songs eigentlich nichts falsch. Super Sound auch!
Das Cover ist megabunt, was auch bei den andern Releases, die ich noch besprechen werde, egal welches Genre, bemerkenswert bei den südafrikanischen Bands ist.
Ich durfte mit Banji, dem Plattenladenbesitzer, die Platten auflegen und anhören. Ich war am Vormittag der einzige Kunde der dort war.
Ruff Majik spielen mit verschiedenen Stilen des Rock, haben auch so einen gewissen Wave-Touch. „she’s still a goth“ hat dieses Halbton-Wavige, düster-Beat und macht daraus einen echt guten Song. „rave to the grave“ hat ein megagutes Anfangsriff auf der Gitarre.
Viele Instrumente werden eingesetzt, der Sänger klingt irgendwie nach Alex von Guns’n’Roses (hätte ja nie gedacht, dass ich die mal erwähnen muss), viele Filmsamples.
Was mich stark an deutschsprachige Punkbands oder HC-Bands aus Amiland aus den 90er Jahren erinnert, war mir nicht klar, dass das auch anderswo für gut befunden wurde.
Gatefoldcover. Schwarzes Vinyl.
Bereits 2023 erschienen auf Mongorel Records.

LP: death – …for the whole world to see

Für Leser, die Bock haben, etwas mehr „zu tun“ als eine Review lesen!:

Death – for the whole world to see.
Ein postumer Release eines famosen Album, wiederentdeckt durch Vinylnerds.
Ich sah die Doku über die Band. Sie haben in meinem Geburtsjahr, 1976, eine einzige Single veröffentlicht „politicians in my eye„.
Ein fiebriger Song mit einer rockigen Gitarre, stop&go drums, präszisem Bass und einem absolut in die Zeit passenden Gesang.

Die Doku von 2009 über die Hackney-Brüder. David, Bobby und Dennis.

Diese Doku hat mich echt zu Tränen gerührt, der drei Brüder in Chicago, die eine Band gründeten und sie DEATH nannten, was wirklich kein Label nehmen wollte.
Das Zwischenmenschliche ist das, was mich wahrlich so schwer beeindruckte, weswegen ich euch nun ein paar Zeilen zu den Demos ihres ersten Longplayers, der erst 30 Jahre später veröffentlicht wurde, „…for the whole world to see“ schreibe.

Death spielen sieben Lieder, der Musikhistoriker bezeichnet es als Protopunk, es ist sehr schneller, ja fiebrig gespielter Rock’n’Roll. Die drei hatten ganz sicher MC5 gehört und ganz viel Soulmusik, bevor sie losgelegt haben. Stooges mit Motown gemischt.
Die beides ersten Tracks „keep on rockin“ und „victim of rock’n’roll“ zeigen da schon sehr klar, um was es auf diesem Album geht.
Der Sound ist klar, nicht zu rotzig, es fehlt definitiv diese Punkattitüde; die es ja Mitte der 70er nur bedingt irgendwo gab. Man spürt über die ganzen Verlauf die unglaubliche, jugendliche Spielfreude.
Sie experimentieren mit beispielsweise einem balladesken Beginn „let the world turn“ und enden in einem Drumsolo. Das ist sehr gescheit gemacht. Ungestüm.
Songwriting anders zu machen, was erzielt das für eine Wirkung.

Track „you’re a prisoner“ ist äußerst Beatorientiert. Bass und Drums so krass beeinander, die Brüder müssen sich totgeprobt haben. Wahnsinn.
„freakin‘ out“ beginnt mit einem keifenden death-Schrei. Ein Song, der auch von den Bad Brains sein könnte.
Die Lyrics werden auf Seite zwei sprechender und weniger rockig und mündet in „where do we go from here“ umd mit „politcians in my eye“ zu enden.
Es IST der Hit des Albums.

Also ich finds immer wieder klasse.
Wahnsinns Album.
Die Band hat dann noch drei Platten rausgebracht.
Bei Drag City Records – das Boxset gibt es noch hier. Remastered. Darf in jeder Sammlung stehen.
Diese kommt mit Textbeiblatt, handschriftlich, was nicht ganz einfach ist zu entziffern.

MC: halfsilks – cupid operations

Die richtig schön produzierte Kassette von Halfsilks „cupid operations“ finde ich to-tal gut. Ich war gespannt, ob sie mich, nachdem sie mich live (im SlowClub Freiburg) total umgehauen haben, auch auf Tape cachen.
Klar, es ist produziert, der Bass ist nicht mehr der so hart treibende Arschkickfaktor, tritt ein wenig in den Hintergrund, der Synthie nach vorne.
Das poppige, das aus vertrackten Takten doch noch einen geraden Beat herauszupellen, das bleibt und ist, was Halfsilks ausmachen.
„shadows of ophelia“ ist recht drückend, wavig. Um im nächsten Song dann das zu machen, was auch live super funktioniert hat: in einen Reggae-Beat zu fallen.
Beim Konzert kam der Basssound über einen Fender-Verstärker, so einen kleinen Kombo, den man sonst auch für Gitarre nutzen kann. Das gibt Karen, die den Bass spielt und singt, schon eine spezielle Färbung.
Ich denke, dass die Band sich so einige Gedanken darüber gemacht haben wird, wie sie klingt. Die Drums (Jana) sind knackig aber knallen nicht; im Flow. Ein gemeinsamer Teppich mit Marcias Synthie-Sounds. Darüber dann der Gesang, der teilweise mehrstimmig, bzw. von allen gesungen wird.

Klar, der Ohrwurm von Halfsilks ist „peggy guggenheim“. Aber irgendwie zu offensichtlich, hört lieber mal alles, nur so zur Sicherheit!
Da ich mich in diesem Soundsegment nicht so gut auskenne, würde ich auf the B52’s tippen, die da Einflüsse hatten. Möglicherweise.

MC: tyles – tyles

Die Band Tyles habe ich wahrgenommen, weil da der Frank Gitarre spielt, was er auch bei den Neat Mentals macht. Er war da immer fleissig am posten, ein paar Konzerte haben Tyles nämlich diesen Sommer schon gespielt.
Das selbstbetitelte Tapes haben sie mal eben live aufgenommen für ihre sechs Gigs. Keine Overdubs.
Die Band bezeichnet sich selbst als 70er Jahre Garagerock mit Surfkante und Souleinschlag. Was ich schon mal sagen kann: die Sängerin hats hart drauf, da ist richtig richtig viel Soul in der Stimme.

Eher rockig, wenn sie Gas geben hat das ne ordentliche Punkattitüde. 20 Minuten, mit Downloadcode.
Die Tyles, das wird richtig gut! Schaut mal bei Insta vorbei!

video: feel of the knife – catch my tears

Eine relativ neue, junge Band Feel Of The Knife, ich durfte sie kurz mal im Artcanrobert live sehen, hat sich fromiert und präsentiert ihre ersten Songs.
Hier mal ein erstes Video und den Linktree.
Viel Spaß mit der Band aus der Nähe von Karlsruhe. Sie machen melancholischen Feel-Good Reverb Rock.

MC: an:dante – buntmaler EP

An:Dante habe ich via AntiXAllez bekommen. Im ersten Moment eine der am schwersten zu findende Bands im Netz. Wahnsinn. Einfach auch n total blöder Name für so ne Suchmaschine!
Ich würde sagen, dass die Ärzte oder die Wohlstandskinder einen gewissen Einfluss auf ihre Musik hatten. Rockmusik mit Akustik, mit Punk, mit Attitüde und: mit Reggae.
Die sieben neuen Songs sind abwechslungreich für all jene, die, wie die Band selbst sagt, „Geheimtipp unter Menschen, welche immer auf der Suche sind nach frischen Neuentdeckungen“, sind.
Da ist solide eingespielt und aufgenommen. Mich hat leider kein Song wirklich mitgenommen, das ist mir ne ganze Spur zu poppig.
Testet es selbst mal aus. Tapes sind selbstgemacht und auf 50 Stück limitiert!