LP: 5-way-split meißzel, ikigai, apousia, azzacov, portreit

ab und an müssen, dürfen es Blast-Beats sein und heftiges Geschrei.
ikigai machen den Anfang. Schwer technischer Screamo mit Metal Einflüssen. Erinnert mich teils an die 90er mit ACME oder Golgatha, fiese Akkorde aus der Hölle gepaart mit Melodie-Geschrubbe wie bei Drei Affen. Ziemlich geiler Einstieg. Emoviolence nennen sie es, kommen aus der Schweiz.

Apousia wirken etwas frischer, noch nicht ganz so eingespielt. Screamo. Aus den Niederlanden. Zieht ziemlich schnell durch. Blast-Beats. Hat eine gute Energie.

Meißel. Geil. Zwei abwechslungsreiche Songs. Ich bin Fan des Zwei-Mann-Projekts aus Karlsruhe.

azzacov, die Band, die wohl dieses Projekt der fünf Bands zusammengetrommelt hat, machen fesselnden Skramz. Die Stimmeklingt ein wenig wie aus einem Hexenkessel, ich kann sie nicht richtig greifen. Gut gespielt und aufgenommen.

portrëit kommen aus Gießen und bringen mit 7 Minuten den längsten Song in die Rille. Beginnt als Emo-Song, macht aber noch ordentlich Screamo im weiteren Verlauf.

Ist erschienen via ZilpZalp Records, Dingleberry Records
und Friendly Otter Records

 

interview: #2 – we had a deal – screamo aus ludwigsburg (r.i.p.)

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

Interview  WE HAD A DEAL

Plötzlich stürzte diese Band in mein Gehör. Nein, eigentlich zuerst in mein Auge. Denn ich sah die Split 7inch mit Coma Regalia irgendwo im Äther schwirren und griff zu. Ein paar Tage später war dieses wirklich toll und aufwendig gestaltete Stück Kunst bei mir. Ein Kartonringbuch mit einem Cover von schwarzer rand, der bspw auch schon Arbeiten für Pascow oder A Tidal Sleep gemacht hat. Aufgeklappt mit eingeklebtem Booklet und der Single.
Ich konnte also nicht anders, als Micha von WE HAD A DEAL anzuschreiben und ein paar Fragen zu stellen:

Micha:
Wir sind eine vierköpfige was-auch-immer-core-Band bestehend aus Serkan am Bass, Uli an der Gitarre, Sascha am Schlagzeug und mir, Micha, am Gesang, wenn man Letzteres so nennen kann.

PP:
Auf Eurer schönen, aber auch knapp gehaltenen Homepage, kann man erfahren, dass ihr 2008 das erste Demo rausgebracht habt. Wie lange gibt’s Euch denn schon? Immer noch in derselben Besetzung?

Micha:
Sagen wir mal so, uns gab es schon etwas vor der ersten Demo. Allerdings mit wechselnder Besetzung und wechselnder „musikalischer Ausrichtung“. Seit dem Dialectics-Album vor ca. zwei Jahren ist die Besetzung und „Ausrichtung“ allerdings konstant geblieben und das ist dann We Had A Deal geworden. Bandvorstellungen, Biografien und solche Sachen liegen uns nicht besonders, deswegen ist die Homepage so knapp gehalten. Sich selbst zu beschreiben ist ja auch immer irgendwie mit Eigenwerbung verbunden und dafür ist uns leider das namhafte Managerteam von Helene Fischer durch die Lappen gegangen. Schade eigentlich, ein Keyboard und ein E-Drumset hätten wir schon in petto gehabt.

PP:
Ja, schade. Ihr macht die Musik und Helene fliegt über euch hinweg und lautem Gekreische…… Das heißt wohl, ihr habt euer Marketing selbst in der Hand! Und so kommt es, daß viele kleine Labels an euren Platten beteiligt sind.

Micha:
Prinzipiell finden wir es immer besser, mehrere Parteien zu involvieren. Dass das dann vielleicht vergleichsweise „kleine“ Labels sind, ist auch so gewollt. Wir fühlen uns mit der Band mehr in der DIY-Ecke zu Hause, mögen die Platten, die sonst noch bei den Labels rausgekommen sind, und freuen uns, da dann auch selbst rauszukommen. Das macht für uns als Band mehr Sinn so. Mit vielen davon stehen wir ja auch vor oder durch die Platten in regem/engem Kontakt. Auch wenn’s langsam ausgelutscht klingt, aber Do-It-Yourself finden wir schon wichtig. In der Regel organisieren wir alles um die Platten rum selbst, ich gestalte die Artworks und regele allen anderen Organisationskram. Das ist zwar aufwendiger, verbessert aber das Gefühl nochmal um einiges, die Platte am Ende in der Hand zu halten und zu wissen „das ist meins“.

PP:
Mit wem hattet ihr denn einen Deal und warum ist der hinfällig? Sprich, wie kamt ihr auf euren Bandnamen?

Micha:
Jaja, die Deal-Sache. Wir haben unseren Namen nach einem Onelinedrawing-Songtitel gewählt, weil wir etwas haben wollten, unter dem man sich musikalisch nichts vorstellen kann, wenn man den Namen hört, und wir alle gerne im alten Proberaum die Jade-Tree-Sampler gehört haben, auf einem davon war der Song drauf. Außerdem fanden wir, es würde irgendwie deprimiert klingen und daher zur Band passen… und „My bloody murder dwells in the death of autumn’s darkness“ war einfach irgendwie zu lang. Dass das auf einen echten „Deal“ bezogen wird, das ist uns unglücklicherweise erst später aufgefallen. Aber mit Bandnamen ist das ja so eine Sache. Nach zwei Monaten würde man ihn am liebsten wieder ändern, weil man fünf neue Vorschläge hat, von denen man jetzt viel überzeugter ist. Das ist glaub ich immer so. Von daher bleiben wir jetzt einfach bei der Deal-Sache.

PP:
Vieles in Euren Texten ist mehr Poesie als die üblichen Reimschemata und Versmaß. Manchmal wirkt das auf mich wie ein vertontes Gedicht. Dadurch hebt ihr euch ab von all den oft genug inhaltlosen HardcoreBands. Wer schreibt die Texte?

Micha:
Danke für das Kompliment. Die Texte schreibe ich, mit Reimschemata tue ich mich dabei ehrlich gesagt echt schwer. Das Ganze möglichst bildlich zu halten, liegt mir glaub ich mehr. Die Anderen geben mir da ziemliche Narrenfreiheit, lassen sich aber die Texte vor den Aufnahmen geben und teils erklären. Das macht das Ganze etwas einfacher, weil ich weiß, dass ich „singen“ kann, was ich möchte, aber wenn es völliger Quatsch wäre, mit dem die Anderen nichts anfangen können, würde sich rechtzeitig jemand melden. Die Texte von Anderen zu singen wäre irgendwie seltsam, weil sie ja nicht direkt was mit mir zu tun hätten.

PP:
Habt Ihr eine klare Aufteilung, was das Songschreiben angeht?

Micha:
Bis auf „Musik = alle“ und „Texte = ich“ gibt’s eigentlich keine richtige Aufteilung. Wer Ideen hat, bringt die zur Probe mit und wir schauen, was den anderen dazu einfällt bzw. was man damit bauen kann. Im Normalfall sind alle Texte schon fertig bevor wir die eigentlichen Lieder schreiben. Die Musik dazu entsteht in der Regel später im Proberaum von allen gemeinsam, was manchmal etwas zeitaufwendig sein kann, aber auf jeden Fall sicherstellt (jedenfalls haben wir das Gefühl), dass alle ihre Ideen einbringen können und am Ende mit den Liedern zufrieden sind. Oft sind es ja auch zusammenhängende oder sich aufeinander beziehende Texte. Weswegen ich dann mit zig ausgedruckten Texten im Proberaum stehe und überlege, welcher jetzt passen könnte oder wie man welchen Text ändern müsste bzw. wie wir die Musik zusammenbauen müssten, damit ich den Text auf die Musik packen könnte. Wir schreiben relativ lange an Liedern, weil wir ständig etwas umändern bis es für alle so Sinn macht. Von den meisten Liedern haben wir mehrere unfertige Versionen über die dann ganz wie im Debattierklub diskutiert wird. Neue Musik entsteht im Normalfall blockweise. Also wir wissen, dass wir was aufnehmen wollen, und schreiben dann Songs. Wenn die Platte fertig ist, ist erstmal wieder gut mit Debattierklub und ich schreibe schon mal die nächsten Texte. Aber ich denke, das machen die meisten anderen Bands ähnlich.

PP:
Man merkt, ihr habt etwas zu sagen, eine Meinung. Ihr bedeckt Worte mit gesundem Lärm, empfindet die Erde als flach und hasst, was „Du“ tust. Ist natürlich alles etwas aus dem Zusammenhang gerissen, wie das so ist, mit Zitaten. Doch immer wieder scheint ein Augenzwinkern durch.
Ist das Leben Schön? Die Realität möglich?

Micha:
Gute Frage, vielleicht könnte man sagen: Es kommt darauf an. Die Texte sind ja in erster Linie persönlich gehalten und da gehört sowas wie eine Meinung und eine Aussage auf jeden Fall immer dazu. Denn auch wenn wir das Politische in unseren Songs nicht immer explizit machen, steckt es doch immer drin, eben in Metaphern und Bildern verpackt. Eine gewisse zweiflerische Grundstimmung und hoffentlich eine spürbare Attitüde sind uns also auf jeden Fall wichtig. Vielleicht könnte man sagen, „positiv pessimistisch“ trifft es ganz gut. Augenzwinkern ist auf jeden Fall trotzdem das Unverzichtbarste aller Utensilien gegen allzu kryptische Lebenseinstellungen. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen ist definitiv gesünder. Wenn das alles dann für jemand anderen Sinn macht, sie_er sich da andocken kann und was für sich rausziehen kann, ist die Operation geglückt. Sich im Selbstmitleid suhlen, so völlig ohne (Selbst-)Ironie, kann funktionieren, wird auf die Dauer aber auf jeden Fall nervtötend. Die Texte sind trotzdem meistens nicht gerade positiv oder optimistisch. Aber das würde anders für mich persönlich auch nicht funktionieren. Wenn es mir gut geht, bringt es mir selbst nichts, das aufzuschreiben, da fallen mir  passendere Beschäftigungen ein. Frustration in Texte zu verpacken, hilft dagegen ungemein.

PP:
Wie geht’s weiter bei Euch?

Micha:
Im Moment arbeiten wir an unserer eigenen Parfümmarke, studieren fleißig Sambachoreographien ein und wir bringt zu Weihnachten unsere neue Kleiderkollektion für Hunde mit Arthritis raus. Ist das erstmal geschafft, wird im Frühjahr dann zusätzlich eine neue Platte mit 7 Songs drauf rauskommen. Dazu gibt’s dann einige Konzerte übers Jahr verteilt und die eine oder andere Tour.

PP:
Ich freue mich drauf, mehr von Euch zu hören! Danke für das Interview und noch die abschließende Aufforderung: gibt’s noch mehr hörenswerte Bands in eurem Umfeld?

Micha:
Ja, gerne doch. Also, außer den unsäglichen PUR kommen aus der (nicht immer geografisch unmittelbaren) Ecke auch noch:

rêche – I Refuse – PSSGSReznik SyndromMahlstromKyrest – French Nails – The Tidal Sleep – Hell&Back – Kuballa – Akela – An Early Cascade
Sending LightsYounger Us (in fetter Schrift die, die es noch gibt. Bei den andern sind manche Releases schon 6, 7, Jahre her. Jedenfalls jede Menge, in was ihr reinhören könnt)

…und noch ein ganzen Haufen mehr, die ich hier jetzt sicherlich vergessen habe.

LP: theilen – niederbrennen weitermachen

Theilen haben ihren ersten Longplayer raus. Sie haben sich nach dem Antifaschisten Fritz Theilen (war Teil der Ehrenfelder Gruppe in Köln und auch der Edelweißpiraten, und hat seinem HJ-Jungzugführer in die Aktentasche gekackt) benannt und machen Punkmusik, ich denke ich kann sagen, inhaltlich auch in seinem Sinne.
Theilen machen Deutschpunk des 21 Jahrhunderts. Klar, angepisst, eine Seite „niederbrennen“, es geht um Themen „Dorfmatraze“ oder „Brautstrauß“, die man safe abfackeln kann, zweite Seite „weitermachen“ dann eher witzigere Themen wie „Autobahnkirche“.
Darauf kann man echt nur kommen, wenn man viele Kilometer auf Autobahnen unterwegs ist und bspw darüber rätselt, wie einzelne Schuhe liegenbleiben können. So beschäftigen sich Theilen also mit diesen kleinen Kirchen an lauten Strecken. Vielleicht hilft ein Stoßgebet bei der Verkehrslage.
Der Song „Rana Plaza“ (es geht um die Textilfabrik, die zusammengestürzt ist in Bangladesh) war auch schon auf dem Demo, den find ich tatsächlich total gut!
„aluhüte“ bezeichnen wir heute noch so, wobei sich der Kontext geändert hat. In den 80er ging es ja tatsächlich darum, die atomare Strahlung abzuhalten. Heutzutage sind es Esoteriker und Antisemiten, die in Reichsbürgern münden.
Der letzte Song ist „kein Freund, kein Helfer“, klar, um was es geht.
Ich finde immer wieder bemerkenswert, entschuldigt, wenn ich mich da nun selbst kurz einbringe, wie schnell Konservative (und solche, die noch weiter Rechts stehen) das Argument bringen, wenn man gegen den deutschen Staat singt, gegen die Cops, die wahrlich oft keine Unterstützung für Linke sind und auch nicht sein wollen, dann ist man gleich ein Staatfeind und will die Demokratie abschaffen.
Ne, wollen wir nicht. Wir wollen, dass es gerecht zugeht. Knüppelt doch mal die Faschos bei ihren Demos platt!

Der erste Song, der auch als Video erschien, „hadamar“ handelt von einer psychiatrischen Klinik in ebenjemen Ort, die im Dritten Reich als Tötungsanstalt missbraucht wurde, um Menschen mit Behinderungen zu ermorden.

Was – all in all- komplett DIY ist, ist echt hart zu liken. Gebt Theilen eine Chance eure Ohren, euer Hirn und auch euer AZ oder was immer zu erobern.

Sehr cooles, übersichtliches Cover.
Erschienen bei RilRec und Raccoone Records. (eigener Shop im Link)
Rilrec hat ihren Shop beim Grand Hotel van Cleef laufen.

Diese Review wird auch relaiv zeitgleich in ähnlicher Version beim Vinyl-Keks erscheinen.

buch: Claus Oistric – als der vorhang fiel (punk in wien)

Mein schlechtes Gewissen hat mich echt über Monate geplagt. Dieses tolle Buch neben meinem Bett zu haben und einfach mal nullkommanull zum lesen zu kommen…. erstmal: es ist ein echt flüssig geschriebenes Buch.
Zumal kann man es ja lesen, wann man will!
Zum andern: ich war einfach irre viel mit der Arbeit unterwegs, Kinder, Band, Provinzpostille, Vinyl-Keks, ich kann ja manchmal gar nicht Nein sagen, wenn es um Musik geht; nur das Lesen, das bleibt dann auf der Strecke.

Mir Wien verbindet mich eine fantastische Klassenfahrt, ein Besuch in einem Comicladen und die Entdeckung von Sin City von Frank Miller ebendort. Dazu lebte meine Schwester ein paar Jahre in Wien.
Leider bin ich schon ewig nicht mehr dort gewesen.
Dafür kann ich nun, buchstabengenau, nachlesen, was in meiner Jugend, ca 900km weiter östlich, in Wien abgegangen ist.

Claus Oistric, der Autor dieses Buches, ist nicht sehr viel jünger als ich, beginnt in den 70er Jahren, das mit den 90ern im Titel ist also ein wenig irreführend, es Bedarf aber den Anfang, damit man einen chronologischen Einblick in die Szene bekommt.
Klar, manches entwickelt sich einfach über Jahre, Protagonist*innen kommen und gehen oder entwickeln sich halt weiter. Spielen nicht mehr in einer Band sondern veranstalten Konzerte o.ä.
Interessant ist der Fakt, dass Wien ja nur durch die Donau und ein paar Kilometer getrennt vom Ostblock liegt. Man behauptete lange, dass dort eine „tote Stadt“ zu finden sei.
Ende der 80er ging es dann los. „Alle“ waren auf der Durchreise in Wien und / oder machten Zwischenstation. Claus vergleicht das mit einer Netflix-Serie, die in die vierte Staffel geht. Zu jeder Zeitperiode ließe sich eine drehen. Warum eigentlich nicht?
Es wäre mal was, was ich UNBEDINGT ansehen würde wollen; und nicht aus Langeweile dann halt mal anschauen.

Leider findet sich zu manchen Bands so gar nichts im Netz, sodass man ein Hörbeispiel in die Ohren bekommt.
Da waren die Bands in der Ex-DDR wohl irgendwie einfallsreicher oder besser im archivieren ihres Oevres.
Ein paar Bands kenne ich, wie zB Truemmer sind Steine der Hoffnung. Die allerdings auch eine LP raus haben, die in meinem Besitz ist.
Die meisten Bands aus den 80er Jahren sind mir nur entfernt bekannt.
Kulta Dimentia, Pöbel, Target of Demand, Extrem, Bloody Mary, Programm C, Die Böslinge.

Wie auch immer, ihr könnt über Konzerte, Hausbesetzungen aber auch Clubs in denen erste Shows stattfanden lesen. Einige Fanzines, wie auch namhafte Veröffentlichungen werden erwähnt.
Alles ist recht kurzweilig geschrieben und ab und an mit einem Foto „belegt“.
Ich finds gut!

Claus Oistric, „Als der Vorhang fiel. Punk im Wien der 90er“. € 22,– / 180 Seiten. Verlag Glitzer & Grind (hat sich ohnehin der Musikszene Österreichs verschrieben) / Milena (Link zum Kauf.), Wien 2023
Klar, gibt es auch in einschlägigen Buchhandlungen.

7inch: nakam /w ausgebombt Split.

Ausgebombt und Nakam bringen via Kink Records ein paar harte Songs auf klassisches 7inch Vinyl.
Schwarz-weiß all in all, man könnte sich die Bildchen des Artwork auch prima direkt in die Haut stechen. Find, das sieht ja alles ganz gut aus!
Ich fange mal an mit Nakam, die Band gibt es nicht mehr, Redaktionskollege Der Riedinger schredderte hier die 6-Saiten. Zu Corona-Zeiten, im Mai 2021, haben sie noch zwei Songs in einem Studio in Tübingen aufgenommen. Die Songs lagen so „rum“ und man heckte mit Kink Records den verrückten Plan aus: wir machen eine Split 7inch mit Ausgebomt daraus.
Gut. Bis hierhin immer noch schlüssig, warum sollte man sowas auch nicht tun.

Nakam ist düster, melancholischer Punkrock, zwei englisch-sprachige Songs „all is lost“ und „winter“

winter is a life sucker
it makes me wanna fight
winter is a life sucker
it makes me wanna die

Wir könnten jetzt über den Umzug in ein wärmeres Land sprechen oder über die Musik.
Okay… wir sprechen über die Musik:
die Grundstimmung düster und der Sänger drückt mit seiner Stimme auch in diese Kerbe, klingt ein wenig nach Oi-Punk, dieses Rostkehlchen!

Apropos: Ausgebombt covern Cock Sparrer. Es scheint da also schon in diese Richtung Oi, bzw. Working Class gespielt zu werden.
Auch sehr Oi-lastig, der Sänger drückt ordentlich
„Landsmannfrage“ geht um eine Migrationsgeschichte. „white line fever“ ist eine Aufforderung an sich selbst rauszugehen, die Boots anziehen und gehen auf die Strasse und machen uns neue Freunde, wie auch neue Feinde.

Ausgebombt – haben in 2025 übrigens noch eine weitere 7inch rausgebracht.

Ich habe das Gefühl, bei Nakam herrschte melancholische Fröhlichkeit, während Ausgebombt drücken und schieben.
Kink Records. 500 Stück. Schwarzes Vinyl. Get it.

Dieser Review erscheint auch beim Vinyl-Keks.

LP: post regiment – post regiment

Refuse Records bringen ein Reissue, es ist nicht das erste, was ich bemerkenswert finde, denn die Band Post Regiment (Wiki-Eintrag) ist mir noch nicht über den Weg gelaufen.
Es ist eine polnische Band aus den 90er Jahren, die mit ihrer Art Musik wohl auch in gewisserweise einen Stilprägenden Einfluss hatten.
Okay, dann mal ausgepackt das gute Stück und lasst uns mal rausfinden, was es rauszufinden gibt!

Das Artwork finde ich schon mal sympathisch quadratisch. Auch die Farben.
Als Gatefoldcover mit fettem Booklet in Vinylgröße und der Platte in schwarzem Vinyl. Das ist wohl auch schon wieder die 2nd Press von der Wiederauflage der selbstbetitelten Platte von Post Regiment.

Ich blätter ein wenig drin rum, während ich auf die ersten Töne warte: die Sängerin ist mir sofort sympathisch wegen des Rostok Vampires T-Shirts, welches ich auch zur selben Zeit im Süden von Deutschland trug. Ich sang nur nich in so einer coolen Band!
Hier: atmet mal ein wenig die stickige Luft der 90er Jahre. In denen man noch in den Clubs rauchen durfte und als Sänger*in im Grunde keine Luft bekam. (ich fands schrecklich als Sänger!)
und VH8 oder ähnliches waren unsere Medien, mit denen wir umgehen mussten. Mieser Sound, miese Bildquali. Aber geil.

Post Regiment ist eine melodische Hardcore Band. Im Gegensatz zu den erwähnten Rostok Vampires, die um einiges düsterer, dennoch nicht weniger melodisch waren.
Sie spielen wirklich schnellen Punk, hochgeschwindigket, die Sängerin immer geraderaus und mit tollen Gesangslinien. Es war nicht so weit verbreitet, dass Frauen in Punk- oder Hardcorebands gesungen, bzw mitgespielt haben, dafür dann aber umso bemerkenswerte Musik, wenn sie beteiligt waren!
Der Sound ist insgesamt schon sehr gut, dennoch wirkt der Gitarrensound seltsam hochfrequent und dadurch gar nicht mal so fett. Eventuell ist es ja den Aufnahmebedingungen damals geschuldet, denn man darf nicht vergessen, dass der Eiserne Vorhang erst drei, vier Jahre vor der Veröffentlichung (1992) fiel. Gegründet hat sich die Band 1986 in Warsaw.
Die Lyrics sind komplett auf Polnisch gesungen und sind in einer englischen Übersetzung im Booklet zu finden!

Richtig gute Platte!
Bekommt ihr bei Refuse Records (er verschickt auch in Deutschland) oder beim teuren Coretex.

 

Die Review erschien schon beim Vinyl-Keks. Aber: geile Scheibe, hier auch nochmal!

interview: #1 – no comply – Melodic Punkrock, Rastatt (r.i.p.)

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

Interview NO COMPLY – geführt im März 2014

Ich kenne die Jungs schon ein paar Tage und weine mich schnell im Vorwort ein bisschen aus. Schon „immer“ wollte ich mit HÜNERSÜPPCHEN (1994-99) eine Bühne mit ihnen teilen. Dazu kam es nie. Dann gründeten wir 2002 pADDELNoHNEkANU und spielten immer noch nicht zusammen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, haha! Die Provinz ist so klein, da muß das doch mal klappen.

Wahrscheinlich lag es auch ein wenig daran, daß man in der Jugend doch sehr kategorisch mit Musik umgeht und nicht einfach „Punk“ hört, sondern auch diesen aufmüpfigen Bereich, der so frei und laut sein will, in Schubladen teilt. pADDELNoHNEkANU gehörten schon immer zu denen, die auf Schubladen scheißen. Wir machen, wozu wir Bock haben. Und darum geht’s doch?

In diesen 2010er Jahren nun gilt es wohl das Fähnchen „Punkrock“ wieder ordentlich mit der geballten Faust in die Luft zu strecken, da es inzwischen ja so ist, daß wir für den Otto-Normal-Verbraucher in die Kategorie „Rock“ gesteckt werden. Und es sogar soweit geht, daß „die Ärzte“ und „Frei.blöd“ für die selbe Kategorie nominiert werden……

Ich lass das mal so stehen und widme mich meinen Gesprächspartnern von No Comply Daniel (Gesang) und Wagilö (Gitarre), mit denen ich mich im provinziellen „Hopfenschlingel“ auf ein naturtrübes Bierchen verabredet hatte.

PP
Seit wann gibt’s euch? Und wann habt ihr aufgehört?

Wagilö
2007 war unser letztes Konzert in der Rock n Roll Bar Karlsruhe

Daniel
1994 haben wir zu viert angefangen, da war der Wagilö noch nicht dabei. Da war noch ein anderer Typ dabei, da müssen wir aber nicht näher drauf eingehen. Da hießen wir noch „Schwiegermuttermilch“. Das ist ein Getränk aus Österreich. 75 prozentiger Schnaps. Ab 96 dann NO COMPLY.

PP
Dann habt ihr Euch um 398 Grad gedreht und euch nen neuen Namen verpasst?

Daniel
Der Wagilö kam mit rein und das war wohl auch so der Grund, die Band etwas ernsthafter zu betrachten. Und außer Josel sind wir anderen damals geskatet oder skaten heute teilweise immer noch, deshalb NO COMPLY

Wagilö
Da NO COMPLY ja auch ein Skateboardtrick ist, wie du vielleicht weißt?!?!

(Der Mikrofonhalter schüttelt den Kopf)

Daniel
Übersetzt heißt das „nicht mit allem einverstanden sein“.

Wagilö
Bei diesem Trick geht ein Fuß vom Brett und die Faustregel ist ja, das beide Füße auf dem Brett bleiben sollten. Und zum Punkrock, da wir ja anders sein wollten, sind wir nicht mit allem einverstanden! Punkrock trifft Skateboarding. Und im Namen noch beides abgedeckt. Passt wunderbar!

Daniel
Bevor wir uns umbenannt haben, coverten wir noch viele Sachen, wie Megavier (ein Projekt mit Gitarren der Fantastischen Vier, Anm.d.Verf.) oder Nirvana. Klar, natürlich auch NO FX, Lagwagon und SNFU. Unter NO COMPLY konzentrierten wir uns dann ausschliesslich auf eigene Songs.

PP
2006 habe ich auf einer ziemlich gute besuchten Jubiläumsshow im Artcanrobert gesehen, eure CD ‚Long way home‘ in Dauerrotation gehabt….. und dann wurd’s still.

Daniel
Jeder hatte nach 11 Jahren, mit der Band trotzdem auch große persönliche Veränderungen durchgemacht. Auch musikalisch ging jeder in eine etwas andere Richtung. Klar hörte jeder auch noch Punkrock, aber im Proberaum fanden wir nicht mehr so richtig zusammen.

PP
Was ist denn seit 2007 passiert? Die Veränderung hört ja nicht auf! Wie kamt ihr also auf die Idee, NO COMPLY nochmal aufleben zu lassen?

Wagilö
Weil wir damals jedes Wochenende auf Konzerten oder im Proberaum verbracht hatten. Das war geil! Das hat uns natürlich geprägt und irgendwo hat jedem von uns etwas gefehlt die letzten Jahre.

Daniel
Weil’s all die Jahre immer noch bei jedem präsent war. Es gab Zeiten wo wir uns sehr wenig gesehen haben, dann wieder oft, auch durch die Kinder, da drei von uns inzwischen Kinder haben. Der Einzige, der zum Glück gefehlt hat, war Ingo, der inzwischen in Hamburg lebt. Jeder hat sich, glaube ich, von dem Zwang gelöst, was tun zu MÜSSEN. Wir waren damals auf dem Weg unsere vierte CD einzuspielen. Durch die doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Musik, haben wir uns im Proberaum irgendwie festgefahren. Stundenlang Teile aufnehmen wollen, die nicht passten. Da hat dann der Spaß an der Sache gelitten. Irgendwie hat man dann versucht den Scheiß einzududeln…. Das hat’s nicht gebracht. Keine Konzerte mehr, dann kam einer nicht zur Probe, nächstes Mal ein anderer nicht. Ist dann einfach zerfallen.

Wagilö
An den 10 besten Songs haben wir 3 Jahre lang rumgedoktert, war sich nur noch selten einig….

PP
Das wußte ich ja nicht, daß da ein viertes Album in Arbeit war. Und als ich neulich die letzte CD ausgepackt habe „long way home“ kam mir der Gedanke, daß das irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung gewesen sein könnte! Von langer Hand geplant!

Wagilö
Klar, wir haben alles vorher gewusst, haha!

Daniel
Vielleicht hat das unbewusst eine Rolle gespielt. Die Hoffnung, daß wir uns wieder zusammenraufen….. Über lange Jahre war das nicht so einfach mit uns. Wir waren sehr verschieden. Und dann ist das natürlich ein langer Weg!

PP
Wieviele Konzerte habt ihr denn gespielt in den 11 Jahren? Und beste Story bis jetzt?

Daniel
Etwas über 100.

Wagilö
Der Bassist pinkelt aus dem 4ten Stock Backstageraum und 2 Minuten später tauchte jemand auf, beschwerte sich, daß wir kein Bier aus dem Fenster kippen sollen. Dann haben wir uns entschuldigt und die Party ging weiter!

Daniel
Bestes Konzert war wohl 2001 WÖRTH CUP (Skateboard Contest). Als Headliner kamen 4LYN und wir durften aber plötzlich nur noch 6 oder 7 Songs spielen, weil deren das Management das so wollte. Die im Publikum sind abgegangen wie Raketen.

Wagilö
Die Stimmung war einfach zu gut für eine Vorband. Frechheit. Wer weiß, vielleicht waren wir auch einfach nur mies, haha! Nein Spass, die Stimmung war einfach nur perfekt!

PP
Ihr seid in Rastatt beheimatet und seid auch wieder im Art Canrobert e.V. in euren ehemaligen Proberaum eingezogen. Was hat sich in der Zeit, in der ihr „Abstinent“ ward verändert?

Daniel
Ziemlich viel und ziemlich krass! Wenn ich noch zwei oder drei Leute kenne, ist es viel! Da ist ganz klar eine neue Generation am Start. Und die kennen uns ja auch alle nicht persönlich. Trotzdem wurden wir aufgenommen, als wären wir nie weg gewesen.

Wagilö
Es hat sich positiv verändert. Ich habe das Gefühl, daß die Politik etwas zurückgenommen wurde und dafür wieder mehr Konzerte stattfinden. Gute Undergroundbands aus allen Ecken des Landes.

Daniel
Wir dürfen da MARY ANN’S KITCHEN dankbar sein, daß dieser Proberaum erhalten blieb und wir ihn nun mit der Nachfolgeband ALTE NEUE TRICKS teilen dürfen. Da sind wir ziemlich dankbar dafür.

Wagilö
Das war wie nach Hause kommen.

Daniel
Und wir dürfen bald unser erstes Konzert dort spielen. Übrigens am 17.05.! Mit uns spielen FOR THE BIRDS aus Achern ihre erste Show. (Auch auf dem Sampler, Anm.d.Verf.)

PP
Seht ihr den politischen Aspekt nicht etwas verklärt, weil ihr Altersmilde geworden seid? Es finden ja beispielsweise Vorträge vom INPUT Rastatt dort statt,

Daniel
Man muß es nicht mehr so nach außen tragen. Man genügt sich ja auch manchmal selbst schon, weiss was man denkt. NO COMPLY war übrigens nie eine politische Band!

PP
Dann komme ich zu meinem Thema dieser Ausgabe „Grauzone“. Was denkt ihr über Grauzone(n)?

Wagilö
Ist ne Neue Deutsche Welle Band.

(schweigen)

Daniel
Das meinst du nicht?

(Kopfschütteln)

(Lachen.)

Wagilö
Ist das ne Anspielung auf meine Haare?

PP
Es ist irgendwie cool, daß dieses Thema an euch vorbeigegangen ist. Ich habe deshalb dieses Thema gewählt, um denen, die die GrauzonenKarte ausspielen (und das bei jeder Gelegenheit) aufzuzeigen, daß es noch mehr Graue Bereiche gibt, vielleicht sogar für manchen Wichtigeres, als mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, nur weil er eben kein politischer oder politisierter Mensch ist.

Was habt ihr euch den für 2014 vorgenommen, außer dem Konzert am 17.05.?

Daniel
Darüber haben wir uns so noch nie richtig Gedanken gemacht. Eigentlich haben wir nicht mehr vor, als uns zu fünft im Proberaum zu treffen und Spaß zu haben! Alles andere kommt von allein.

PP
Wie geht das mit einem Bandmitglied aus Hamburg?

Daniel
Es gibt Nachtbusse!

Wagilö
Ja, Ingo ist klasse, der hat einfach auch Lust, wieder dabei zu sein!

Daniel
Ist großartig wie viel Energie er da reinsteckt. Aber das tun wir natürlich wieder alle!!

PP
Dann danke ich für dieses Interview und wünsche viel Spaß am 17.05. im Art Canrobert

Daniel / Wagilö
Danke dir!

NO COMPLY Members nowadays:
Josl – Bass bei Petricore und Come The Day
Sebi – Drums bei In Schwerer See (Krachige Platten Labelband!)

 

 


	

7inch: aldi ost – aldi ost

Die Single von Aldi Ost heißt genauso wie die Kassette von Aldi Ost. Die hatte ich doch schon. Sind jetzt aber andere Songs drauf.
Ich vermisse sofort einen hinweisenden Aufkleber auf der „neuen“ 7inch.
Aldi Ost nochmal mit sechs Songs. Zuerst denke ich an EggPunk, der grad so bei Arte Tracks gezeigt wurde. Isses aber nicht. Habe ich falsch in Erinnerung (hab ich ja im letzten Review eigentlich schon… jaja).
Also kein Hinweis und falsche Erinnerungen…. da stimmt doch was nicht.

Irgendwie garagige Dead Kennedys gemischt mit guten Sex Pistols. Irgendwo erhaschte ich in „state of the reuinion“ ein kleines Zitat dieser Band (?).
Der Sänger drückt seine Stimme durch eine Distortion. Die Band insgesamt eben sehr garagig, doch auch lärmig, nicht im Sinne der 80er Jahre, wo man die Becken noch mehr scheppern hörte als die Gitarre, nein, das ist schöner hier.
Coole Taktwechsel.
Joah. Gute Sache das, Aldi Ost, ich wünsche mir ein Album mit dem selben Titel.

Erschienen bei Sabotage Records.

LP: cataphiles – shadow self

Cataphiles sind mir mit ihrem ersten, selbstbetitelten Album schon aufgefallen und ich hab mir die Special Edition mit Risoprint-Cover bei Sabotage Records bestellt.
Und dann war ich so ein bisschen überrascht ob der Musik und stellte die Scheibe für eine ganze Weile zurück in den Stapel der Neuentdeckungen „hör ich mir später nochmal an“ geschoben.
Das ist lange her gewesen, als mich die Nachricht erreichte, dass Cataphiles eine zweite LP rausbringen namens „shadow self“.

Zehn Songs sind drauf und der erste Gedanke, die erste Assoziation, die mir kommt ist die musikalische Symbiose aus Fliehende Stürme und Dead Years, beides verdammt gute Bands.
Cataphiles haben ihren eigenen Stil gefunden, wie sie Gitarre, Bass und Drums im Songwriting zusammensetzen. Den Synth und die beiden Gesänge darüber legen.
Die weiblichen Vocals verstehe ich da akustisch wesentlich besser, die male Vocals kommen recht düster.
„underground“ und „the privileged“ sind Songs, zu denen ich nur schwer Zugang finde. Und insgesamt merke ich, dass das fordernde und gelichzeitig drückende Tempo der Songs mich auf eine Art triggern, dass ich unterschwellige Aggressionen spüre.  Auch nach dem dritten Durchhören.
Das liest sich jetzt vielleicht wie eine negative Kritik, nein, als Ganzes sind die Songs echt gut, ein stimmiges Album; ich kann das nur nicht am Stück hören!
Das Songwriting ist sehr klar, kurzer Start und dann recht stringente Parts. Keine zusätzlichen Experimente mit Ausflügen in diverse Genres.
Textlich eher persönliche Geschichten und mehrsprachig. Französisch, deutsch, Englisch. Total gut.
„i dance alone“ ein Favorit!

Schönes Artwork! Mag diesen Schriftzug sehr gern.
Texteinleger.
Erschienen (siehe oben) bei Sabotage Records.

MC: City Boys – no pressure

Gastbeitrag von Joey Controlletti

Leude! Das ist kreativ par excellence, sowas lieb ich ja: Das Album heißt „no pressure“, auf dem Cover ist eine Streichholzschachtel mit Schriftzug der City Boys abgebildet, im Schächtelchen zu sehen ist das letzte Streichholz. Obendrein liegt die handelsüblich Kassettenhülle in einem zusätzlichen Papp-Schuber mit seitlicher Reibfläche, sodass man etwas in den Händen hält, was den großen Streichholzschachteln gleicht, mit denen man beispielsweise Kaminfeuer entzündet. Hübsch! Was sich zusätzlich im Inneren der Kassettenhülle nebst Kassette befindet überlasse ich eurer Neugier und Fantasie.

An der funktionsfähigen Reibfläche könnt ihr Cowboys, Cowgirls und alle dazwischen und darüber hinaus eure Streichhölzer entzünden um Zigarren, Zigaretten aber auch Kerzen zu entflammen, jetzt wo die Tage wieder kürzer werden.

Womit wir bei der Musik wären. Ist es Country, ist Punk? Ist es ein Spin-off der fünf fröhlichsten Minutemen Lieder? Es ist unüberhörbar, dass die City Boys schon lange in ihrem musikalischen Kosmos zu Hause sind, der mir selbst leider noch völlig neu ist, so dass ich euch hier keine Referenzen nennen kann. Aber hört selbst!

Der erste Titel, Pizzagate, lässt mich erstmal an Pizza denken, weniger an eine so betitelte Verleumdungskampagne aus dem Jahr 2016, die bezeichnend ist für diesen irren Scheißezirkus, der das begleitet was vielleicht ein Epochenwechsel in unserer Geschichte ist. Aber cool bleiben, die Gitarre kommt frisch und bringt uns locker-lecker abwechselungsreiche Akkord- und Melodiefolgen. Die Bass-Gitarre erfreut mit lebendigen Läufen, das Schlagzeug legt die grundsolide Basis. Der Sänger erzählt uns in unaufgeregter Manier Geschichten, von denen ich ich immer mehr hören will.

Hört es auf dem Weg zur Arbeit – ob in eurem Pickup Truck oder eurem Polo… oder im Bus, während die Sonne über nebelverhangen Feldern aufsteigt.

Mit „Play with the wolves“ und „time travel accidents“ wird die Atmosphäre etwas düsterer und gleichzeitig sehr stimmungsvoll, als tauchten Gewitterwolken auf am Horizont.

Oder besucht ein Live-Konzert der Band in eurem lokalen selbstverwalteten Jugend- und Countryzentrum und schunkelt mit eurer Nebenperson zu den Hits der City Boys. Vielleicht habt ihr Glück und sie bringen ihren Orgelspieler mit!

Auch ich bin durchaus ein Freund der harten Musik und schnellen Tempi. Aber ich muss auch mal die Seele Baumeln lassen. Und wenn auch Ihr auf etwas Linderung hofft, lasst die City Boys in euer Herz und den lieben Gott einen guten Mann sein und KAUFT KAUFT KAUFT – no pressure – die No Pressure.

Herausgegeben wurde das Tape in Eigenregie der Band, ohne Label.