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MC: kurschatten – träume in pastell

Neulich flatterte hier leider nur ne CeDä rein. Lieber Vinyl oder Tape, Freunde 🙂
Egal, die Band ist so gut, ich besprach schon ihr „planeten ohne ringe“ – Tape. Und so ist dies ein Tapereview, auch wenn das blöde Ding auf dem Bild nicht in meinen Kassetten-Spieler passt.
Die Band Kurschatten legt auf jeden Fall n Zahn zu. Großartiger Post-Punk mit hartem New-Wave-Einschlag.

Jedenfalls, diese erste Tape ist schon drei Jahre her und ich bin froh, dass es Kurschatten noch gibt und sie weitergemacht haben. Sie geben den Punk in den Bass-Synthesizer zurück und das rastlose Schlagzeug treibt mal deutlich nach vorne, mal bekommt die Düsternis den Vorzug und wabernde Schläge hallen aus den Boxen.

Zu deutlich werden sie in den Texten, wie bei diesem Genre üblich, werden sie nicht; man merkt aber in oder an vielen Zeilen, dass sie die letzten drei Jahre sehr beschäftigt haben. Bei „Gemüse“ würde ich doch sagen, handelt es sich um eine Metapher für rechte Umtriebe.

Die Songs stark unterschiedlich. Mal knappe zwei Minuten „gemüse“, mal können es uch fast sechs werden „okkultes“.
„träume in pastell“ sind wohl bunter als grau, wie die Musik, die Kurschatten machen. Das wirkt keine Sekunde Grau, eher zwischen Sandsturm und Nebelwand mit Hintergrundbeleuchtung.
Erschienen ist dieses Ding bei Bakraufarfita. Tape bei Jean Claude Madame.

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MC: stefan schmidt & an moku – zwischenraum

yo. Kleine Geschichte vorneweg.
Ich hab aus meiner Sammlung ein altes Tape gezogen, dieses und noch ein drittes. Dann hab ich mich meinen Walkman geschnappt und bin auf Motivsuche für einen Videoclip gegangen.
Erstes Tape also die „hell awaits“ von Slayer. Ich darf gestehen, nach der ersten Seite hatte ich genug 80er Jahre Thrash-Metal in den Ohren. Ein wenig aus der Zeit gefallen. Lege also zur Entspannung „zwischenraum“ der beiden Ambient-Künstler An Moku und Stefan Schmidt ein. Sofort muss ich an Insekten denken. So Horrorfilm mäßig. Das haben die beiden sicherlich nicht beabsichtigt, es ist die Kombination meiner Musikauswahl.
Auf der ersten Seite des Tapes sind drei Tracks, auf Seite zwei fünf.
Der mit den Horrorfilm Insekten ist gleich der erste: yama.
Für die neue Ausgabe (#10 – kommt Ende April) habe ich ein Interview mit Stefan Schmidt gehabt. Würde mich freuen, wenn ihr es lesen würdet.
Wir haben dann natürlich zum Thema, wie man solche, nennen wir es mal Stücke, von Songs kann man nicht so richtig sprechen, live reproduzieren kann.
„reflektion“ erinnert mich stark an This Will Destroy You, die ja auch gerne mal Soundscapes in ihrer Musik stattfinden lassen und ihre Gitarrenwände drumherum organisieren. Hier ist es nur eine Soundscape.
Beeindruckend wie die flirrenden, flimmernden, wabernden Geräusche ineinander übergehen. Manchmal richtig gut in ein Ende führen. Manche einen an irgendetwas erinnern. Leider meist unbestimmt bleibend, da wir ja irgendwie nicht darauf konditioniert sind, uns Geräusche zu merken, da das Sehen der viel ausgeprägtere Sinn ist.
Ein Klatschen, ein Knacken, kommt es aus dem Effektpedal oder ist es ein echtes Geräusch gewesen, welches durch die Effekte verändert wurde? Oder ist es am Ende mein alter Walkman, der das Geräusch… nein, Spaß beiseite.

Das „capgras syndrom“ ist nach einem französischen Psychiater benannt, der sagt, dieses Syndrom den Zustand beschreibt, wenn man glaubt, dass nahestehende Personen durch identisch aussehende Doppelgänger ersetzt wurden. Die Verknüpfung zu einer emotionalen Körperreaktion fehle. Dies haben die beiden versucht, in Tönen & Geräuschen auszudrücken. Einem der Alltäglichkeit entnommenen Geräusch basierendem Loop.

Die erste Seite ist etwas unter einer halben Stunde.
Insgesamt ist das Tape sehr abwechslungsreich und ich hoffe, ich darf es spannend lassen und euch nichts über Seite 2 verraten!
Saiteninstrumenten, Synthesiser und Field-Recordings sind verarbeitet, ver- gemischt worden, um diese Kassette mit leben zu füllen.
Ein dritter Teil, der erste ist hier besprochen „raum“, wird noch erscheinen. Ich bin weiterhin gespannt!
An Moku und Stefan Schmidt „zwischenraum“, erschienen bei Karlrecords.

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MC: splittersicht – katakombe live

Splittersicht mit ihrer neuen EP „katakombe live“
und vorneweg muss ich die Frage stellen: Musik läuft los, irgendwie kommt es mir vor, als würde sie leiern. Nach dem zweiten Song, es handelt sich ja um ein Livetape, und es klatschen zwei Menschen. Was ist denn da los?
Ist die Band total irre, mutig, oder ich hab was an den Ohren und sie sind hart zu lieben.
Von vorne!

Ich hatte Splittersicht schon mit „tote winkel“ – auch als Tape erschienen – hier im Review. Sie schrieben damals schon, dass sie Ostrock-Elemente in ihrer Düster-Punk-Musik haben. Daher kommt auch dieser Gedenk-Tapedelay auf den Gitarren! Hört sich so an, als wären Schleimkeim mit ihren unsynchronen Tapedecks am Start gewesen.
Dazu singt Hell van Sing ziemlich düstere, fast schon apokalyptische Texte. Erinnert mich manches Mal in seinem Pathos an beispielsweise Friedemann von COR. Das Becken scheppert, als hätte man es aus einem 70er-Jahre-Schulschlagzeug entführt. Bis gestern lag es noch in Stille dort, nun wird es zerdeppert. In der Gesamtheit des Sounds, wenn man sich mal reingehört hat, geradezu genial!

Splittersicht macht das total gut, was sie da machen! „höllenpilz“ ist der superdüstere Einstieg in das kurze Tape, denn es sind nur vier Lieder drauf.
Depro/Post-Punk kommen aus Tübingen und machen mir den Eindruck, als wären sie dort am falschen Ort, denn in meiner Welt, gibt es düstere Orte als dort im Schwäbischen.

DIe vier Songs sind live in ihrem Proberaum aufgenommen und sollen einen Vorgeschmack geben auf das in Produktion befindliche Album. Die zweite Seite mit „abgrund“ und „vom ende“ finde ich etwas spannender. Nächstes Mal sollten sie ein Raummikro zusätzlich installieren und ein paar Gäste mehr einladen. Das Trio macht das schon richtig gut und haben ihre komplett eigene Herangehensweise. Das ist DIY und komplett unterstützenswert.

Gibt es ab dem 28.04. via Bandcamp komplett zu hören. Jetzt schon als Pre-Order zu haben!

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LP: los gringos – street surf

Eine Surfband aus dem Ruhpott. Ja, das geht, das Trio muss dafür nicht zwangsläufig Wellenreiten, nur auf ihren Saiteninstrumenten.
Los Gringos.
Vor fast drei Jahren haben sie ihr Album „street surf“ rausgebracht, habe es zufällig entdeckt und sofort gemailt.

Mit Rapha dem Gitarristen bin ich ziemlich schnell in Kontakt gekommen, wir telefonierten und ein paar Tage später übertrug die Nadel den punkigen Surfsound aus Bochum in meine Boxen.

Eine musikalische Beschreibung habe ich aus dem Internet gezogen „Their sound is too surfy for punks and much too punkesque for surfers.“
Die drei verbliebenen Gringos, gestartet haben sie mal zu Viert in 2013, haben also 2020 diese Platte mit 11 instrumentalen, punkigen Surfsongs aufgenommen!
Ab und an aufgelockert durch ein Filmzitat.
Los Gringos machen das sehr cool, weil sie das Tempo recht hoch halten. Es hat eindeutig ne punkige Attitüde. Weswegen das vielleicht jetzt keine Neuerfindung des Sounds ist, dafür aber eben mit Tempo und Spazz in den Backen. Gute Songlänge.
„ickern beach“ und „special agents have to run“ sind Anspieltipps. Kürzestes Stück sei noch erwähnt mit „surf fast sleep long“.

Los Gringos bei Instagram. Erschienen ist das Album beim holländischen Label Planet Of Sound, auch Urusai Records genannt.

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LP: überyou – silver lining

Ich bin jetzt kein so’n „die hard fan“, dass ich mir alles kaufe von einer Band; und das bei jeder Band, die ich gut finde. Mein Plattenschrank würde überquillen!
Überyou hätten es eigentlich verdient. Ist ja grundsolide, melodische Punkmucke, die in Herz und Beine geht. Aber ich konnt beim letzten Cover zu „nightshifts“ einfach nicht Ja sagen.
Und jetzt schaut euch mal diesen Phallus auf diesem Cover an – mit Regenbogenstrahl. Ich hab nicht ganz verstanden, das Artwork. Eventuell hilft mir jemand weiter. Soll es Sehnsucht vermitteln (das Fliegen), Freude (der Regenbogen)?

Ich würde sagen: die wohl bekannteste schweizer Band, in Sachen herzlichen, melodischen Punkrock, Überyou, kommen nach drei Jahren mit einem Nachfolger um die Ecke gedüst!
Als erstes habe ich die einseitig bespielt Lathé-Cut 7inch aufgelegt und höre einen gut abgehangenen „Rocker“. Die Single gab es von Gunner Records für die ersten 30 (oder mehr?) Besteller.

Das Album startet mit „another round“ und „road to philly“. Überyou sind ja schon ganz ordentlich rumgekommen und sind eine Band die, die ihre Freude an dem was sie machen und ihre Dankbarkeit nun wirklich nicht verstecken!


Großes Vorbild dürfte schon Bruce Springsteen sein, die Musik ist schon stark von amerikanischen Emo, Rock und Punkrock-Vorbildern beeinflusst. Kennengelernt habe ich sie durch Hell & Back auf deren (fuck Armageddon this is) Hellfest (findet am 06.05. wieder statt!)
Klar, mir geht der Pogo-Smasher „just swinging by“ mega ins Ohr. Überhaupt gehen, auch durch den fast durchgehenden Doppelgesang, die Songs so hart ins Ohr. Sie haben den Gesang nicht zu laut über die Gitarren gemischt, was mir das Soundbild echt sympathisch macht.
Ab und an wechseln sie sich ab wie bei „salvador“.
Die zweite Seite vervollständigt, das homogene Songwriting und Sound. Den sie übrigens diesmal ohne Studioaufenthalt komplett im Proberaum selbst produziert haben!
Mit einem melancholischen und nachdenklichen „1989“ verabschieden sie sich für dieses Mal.

we got to learn from the past mistakes
and steand up for the ones that break
so they won’t break at all
tear it down to build it up
let’s integrate and never stop
until we’re one again
we’re all the same
leave noone behind

12 Songs, Gatefold Cover, Hochglanz-Einleger, eingepackt in transparent bedrucktes Geschenkpapier, top Sound, saugute Produktion, ich freu mich auf gleich zwei Konzerte, auf denen ich sie mir innerhalb dreier Tage anschauen kann!
Erst am 04.05. in der Alten Hackerei, dann aufm Hellfest. Erschienen bei Gunner Records. Das schweizer Label Inhumano und das US-Label Say10 sind noch mit an Bord.
Wer die Jungs mal in ihrer natürlichen, Schweizer Umgebung sehen möchte, zieht sich doch mal bitte ihr „Winter in der Schweiz“-Video zum Song „revolt“ an

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LP: handvoll scherben – handvoll scherben

Eine Handvoll Scherben ist eine, würde ich sagen, eine Oi-Punk-Band, die auf Dr. Skap Records rausgekommen sind. Was mich total überrascht, denn was ich bisher von dem Label kenne, und auch beim Auflegen dieser Scheibe erwartet habe, ist hochmelodisch. Handvoll Scherben ist räudig und straight durchgespielter Midtempo-Punkrock mit ziemlich klaren Ansagen und angepissten Texten.

du bist der keil, an dem die gesellschaft bald zerbricht

oder auch:

du bist die pest
die die welt zerfrisst
wir sollen konsumieren
am besten jeden tag
und es dreht sich immer weiter
das goldene hamsterrad

Insgesamt acht Stücke, einseitig bespielt, Rückseite Siebdruck, und abschließend: „was du hast“ ist der Volltreffer, da kriegen Handvoll Scherben mich! Der Song ist ein wenig schneller als die andern, schön die Achtel durchgezockt, kleines Soli, kurzer, knackiger Song zum Abschluss. Vor ziemlich genau einem Jahr erschienen. Hier die Vinyl-Version!
Check it out.

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LP: in gaffa – stop war… ein kleines bisschen nur

Die Platte von Octo hatte ich vor zwei Tagen im Review und dabei den Bandnamen der neuen Kombo falsch geschrieben. Also IN GAFFA – so heißt das. Von Octo ist Tobias dabei, Chefkoch Schulz schreibt die Lyrics, Guido sitzt am Schagzeug, diese Platte wurde recorded und gemixed von Jan Löwenhaupt im AACKR Raum in Köln. Erschienen im September 2022.

It’s all Pandemic, sagt wohl alles:

Auch In Gaffa machen auch sehr besondere Musik, wie ihr im Video oberhalb dieser Worte prima sehen und hören könnt.
Das Cover schließt vom Artwork total an, an das, was man ein paar Jahre vorher schon von Tobias bei Octo geliefert bekam. Ihn findet ihr bei Insta und auch könnt ihr euch einen Podcast After Shooting End mit ihm anhören, wo er über seine Illustrationen spricht.
Laszive Frauen, Männer, Panzer Computer, alle möglichen technischen Geräte, vor allem alte sind auf der Front zu sehen „stop war – ein kleines bisschen nur“. Auf der Rückseite geht es in diesem Fall weiter „you know you never never will“.
Wie auch immer, es ist natürlich auch Musik drauf. Gleich der erste Song ist spannend, goovy, ein bisschen spooky. Hat einen Surf-Touch „so’n Haldern-Pop-Typ halt“ (siehe Video), Kopfstimme, abgefahren.
Acht Songs sind auf der Platte, die sind weniger noisig als Octo es sind, haben etwas mehr Leben, etwas mehr Spaß im Gepäck. Teilweise spielt dieser Noiserock mit Pop-Elementen. Ab Track zwei habe ich verstanden, was es bedeutet wenn das was von Korg-Vox steht. Der Gesang wird komplett durch ein elektronisches Veränderungsgerät gedreht und auf der andern Seite ausgespuckt.
Stimmenmodulator.
Witzig.
In Gaffa schwelgen etwas mehr, wie in „Entrepreneur„, Kraut-rockiger, jazziger, noisiger geht es zu mit „Influencer Love“ „Jazz Gioberti„.
Klasse gemischt, Edition of 200, 180g heavy weight Vinyl, A2 250g poster, ich freue mich auf den nächsten Release.
Mörtel Sounds

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LP: octo – kitsch

Wer mal aus dem täglichen Trott, aus dem musikalisch Repetitiven aussteigen möchte, dieses ewige Strophe Refrain Strophe Solo – Ding, der möge sich doch bitte Bands wie Octo reinziehen. Noiserock rüttelt dich ordentlich durch.

Ein Beispiel ist die „kitsch“ von Octo, mit dem wohl granidosesten Coverartwork, welches ich seit ner Weile in der Hand halte. Da sind offene Münder, Sex, Waffen, Großststadtelefon, das ist Passion und Kitsch.
Auf der Rückseite eine Lunge und in verschiedenen Schriftarten zusammengestückelter Überblick über alle Songs.

Die Band ist äußerst kreativ, was sie in diesem Video auch super in Bilder packen:

Am Schlagzeug sitzt Guido, am Bass Torben und: am zweiten (!) Bass Tobias.
Noiserock expermimentiert ja gern, hier mit einem etwas tiefer gestimmten Bass und einem etwas höheren. Ganz klar linke und rechts gemischt.
Mit „octo kaa wai“ geht’s ziemlich düster los. Die Titel haben öfter eher lautmalerische Namen, außer „ihre idole sind lügner“ (was auch ein super Titel ist).
„aar aar cinncinaticat“ „trio paradisoprivan“ – die Macher werden wohl wissen, was sie nerdiges meinen. Ich bin dazu nicht Sprachwissenschaftler genug, obschon mir meine Bandkollegen desöfteren eine ganz ordentliche Portion Wortfizzelei bestätigen.
Das Album kam schon 2017 raus. Hier der kurze Review, da er eine Überleitung ist in die neue Band Gaffa.
Beide Platten steckten nämlich in einem Karton, den ich von Mörtel Sounds zugesandt bekam. Erschienen bei Krachladen Records aus Düsseldorf.

 

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LP: prisonnier du temps – comme un lion en cage

Nachdem ich Jacky von Syndrome 81 angeschrieben hat, dass er eine Solo-LP raus hat, hab ich natürlich zugegriffen. Egal was da wohl drauf ist, es wird gut, denn er ist ein echt guter Gitarrist und Songwriter!

Das Cover ist recht düster gehalten, „prisonnier du temps“ (Gefangener der Zeit) so der Name, „comme un lion en cage“ (wie ein Löwe im Käfig) so der Titel. Und beinhaltet drückenden, eher langsameres Midtempo, Oi-Punk, dem man anhört, dass er der Gitarrist von Syndrome 81 ist.
Acht Songs sind drauf und der Prisonnier du Temps legt los mit dem Titeltrack.
Zwischen knapp zwei und den typischen dreieinhalb Minuten sind die Tracks lang.
Wenn ich die Lyrics richtig interpretiere, mein Französisch ist okay, nicht das Beste, hehe, dreht sich schon das meiste um eine gewisse regionale  Zugehörigkeit. In „la rose blanche“ drückt das ganz gut aus, hier geht es darum, warum die Franzosen schon immer so für ihre Freiheit kämpfen.
Jacky dankt seiner Gang, der Band, seiner Frau, die dieses Projekt wohl auch mit möglich gemacht hat.
Es ist ein Solo-Album, hört sich aber grandios nach Band an, ein sehr lebendiger Sound. Ein toll aufgenommenes Schlagzeug und ein bomben Bass. Die Gitarrenmelodien funktionieren darin total gut. Sie sind recht simpel gehalten. Alles sehr eingängig. Die Chöre recht hoch „gestimmt“.
Folglich gibt es ne Menge Parts, bei denen man mitgröhlen kann. Ich hab aber das Gefühl, dass das gar nicht wirklich beabsichtigt ist, sondern das der Sound, das Gesamtbild, das einfach mitnimmt. Mich holt das total ab. Es sind keine Schlachrufe, der Referain ist nicht das zwingend Mitsingbare.
„sans espoir“ ist der, denke ich, schnellste Song auf der Platte und der Text dreht sich um Menschen, die schwarze Gedanken haben und für die die Zeit stehengeblieben ist. „perdu d’avance“ behandelt Wehleidigkeiten von Couchpotatoes, die immer nur Wunden lecken. Den Titel würde ich damit übersetzen, dass es „den Vorteil egalisieren“ meint, kann aber auch „Anbiederung“ bedeuten.

Jacky singt stimmlich recht gedrückt, der Prisonnier du Temps dürfte Mensch gefallen, der grad Pascow abfeiert, aber das Roughe und Unbändige ein wenig vermisst. Direkt bei Bandcamp zu bekommen.

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LP: dead end kids – heiß & dreckig

Drittes Album des Trios aus Dresden und Leipzig namens „heiß und dreckig“.
14 neue, selbstgemachte Hitgranaten werden wild in den Raum geschmissen und die Dead End Kids bringen sie alle zur Explosion.
Kann man das so sagen?

Lasst uns mal reinhören!
In meinen Augen haben sie ein Cover, das mich nicht dazu bringen würde, bedenkenlos zuzugreifen. Es sieht total nach Bravo aus, und die habe ich, hatte ich, in meiner Jugend schon gefressen. Irgendwie hat man sie aber doch gelesen. Obwohl das so unerträglich bunt war, und die Fotolovestories und die ganzen Popper – uargl.
Dead End Kids haben silberne Leibchen an und präsentieren uns also ihre Interpretation der Bravo.
Ein bisschen habe ich Angst, dass das auch musikalisch auf Platte passieren wird, wenn ich die Nadel auflege.
„Welcher Typ bist du? Pizza und Glitzer. Finde heraus, welches Dead End Kid am besten zu dir passt.“
Das ist ja irgendwie total drollig, süß. Zum lieb haben.

Ich bin dann schon ganz froh, dass da auf der LP auch Musik drauf ist. Und los geht es mit „Influenza“.
Hardcorepunk-Vorspiel. Halbtongitarren explodieren in eine Melodiccore-Deutschpunk-Melodie.

„verliebt“ ist ebenso ein hochmelodiöses Stück. Die Dead End Kids schaffen eine super Mischung, eine besondere Zusammenstellung aus verschiedensten Stilen zu spielen. Hardcorepunk mit leicht metallischem Einfluß, wie bei „Prokastrination“ mit dem sehr gut gezockten Metal-Solo.
Die Lyrics sind schlaue, witzige Deutschpunk-Ohrwürmer. Eine Mischung aus Helmut Cool und Krause Glucke Weltverschwörung (ja, wenn schon Namedropping, dann wenigstens was, das euch alle neugierig macht).
Die Dead End Kids habe viel Sozialkritik im Gepäck. Es ist also nicht alles schön und glattgebügelt, nein, man kann ja auch mal klare, ungeschönte Kritik in wohlfeile Worte packen und die mit einer eingängigen Melodie kredenzen.

Dreizehn eigene Stücke und ein Coversong, der da „Frieda und die Bomben“ heißt. Haben den die Beatsteaks geschrieben oder Turbostaat; oder beide zusammen? – ich weiß es nicht mehr.
Und wenn man sich den Text wiederum anhört, wird man ja nicht wirklich schlau daraus, denn der Text ist ein wenig kryptischer, im Gegensatz zu dem, was die Dead End Kids machen. Bei ihnen bleibt relativ wenig Interpretationsspielraum, sie sagen schon sehr deutlich, was sie ausdrücken wollen.
Das finde ich richtig, richtig gut. Und total erwachsen, im Gegensatz zu dem erwähnten Artwork. Genau damit spielen sie also, zwischen Adoleszenz und jugendlichem Überschwang.

Alle Songs haben ein echt gutes Tempo, drücken echt nach vorn, die ganze Zeit. Das hat echt Power!
„Kartoffelsalat“, „Verliebt“ auch der erwähnte „Prokrastination“ passen irre gut in AZ’s oder auf Rock am Merkers, besser als in das Vorprogramm von Die Ärzte.
Aber vielleicht erreicht man dort doch am besten die Menschen, die sich nicht zu viele Gedanken machen, denen die Dead End Kids genau da mal ein ein paar Schilder mit Stichworten hochhalten, um drüber nachzudenken und was draus zu machen.

Gatefoldcover, gelb transparentes Vinyl, Kreuzworträtsel (macht das mal, und schickt der Band n Foto!) auf der Rückseite, käuflich zu erstehen bei JPC
Erschienen bei Rilrec.
Einige neue Videos im Tubenkanal (siehe oben) und ein Interview hier beim Keks.

(Dieser Review erschien schon, ihr ahnt es, beim Vinyl-Keks.)