Jahresrückblick 2022

Jahresrückblick 2022 (Lesezeit ca. 20 Min.) (ich habe die Reviews verlinkt, um nicht alles mit Fotos zuzuballern!)

2016 hatte ich einen ersten Jahresrückblick gemacht. Viel Privates auch erzählt. Jetzt bin ich in 2022 und könnte einfach aus der letzten ProvinzPostille copp&paste machen, das Tagebuch übertragen. Aber ganz so leicht mache ich es dann mir, bzw euch nicht.
Marten von LatteKohlerTor hatte das mal so formuliert: Der Tag (das Jahr) beginnt im Halsumdrehen, verstanden hab ich’s nie. (…)
Wir waren bei Freunden in Berlin. Es war toll. Ganze Familie. Pension. Filmmuseum angeschaut. Silvester gefeiert. 1500km.
Heute verstehe ich dieses Halsumdrehen so, dass etwas halt nunmal plötzlich passiert. Und so passiert, jedes Jahr älter zu werden, jedes Jahr den Kindern zuzuschauen, wie sie älter werden.
„ich möchte alt sein“ von Pisse ist da zwar etwas aus dem Zusammenhang gerissen, ganz so alt bin ich dann d(n)och nicht, komme aber Schrittchenweise näher.
Yey.
Ich mag gerne berichten über die famosen Platten, die reingekommen sind, über das geradezu exzessive Konzertjahr und die Freude auf unser Jubiläum. 20 Jahre dieselbe Band pADDELNoHNEkANU. „stetig erfolglos“ haben wir das getauft. Die längste Beziehung meines Lebens. Tulle und Ole seit 15 Jahren dabei.
Irre. Freude. Wahnsinn. Umarmend. Herzlich. Ärgerlich (selten). Verrückt. Bekloppt. Lachend. Schimmernd. Scheinend. Tag an der Sonne.

Zu den Platten:

OIRO – Coole Narben MC & LP
Zuerst als Tape veröffentlicht, als Appetizer, Überbrückungsschleife, bis das Vinyl da war.
Oiro haben sich enorm gesundgeschrumpft und spielen ohne Trommler eine Platte ein, die dort anknüpft, wo die letzte „Mahnstufe X“ ihre unverwüstlichen Spuren hinterlassen hat.
Zu dritt, Akki und Jonny Bauer sind noch am Start, dazu Don, der schon bei der „Meteoriten der großen Idee“ mit dabei war.
Ich hatte damals noch gerätselt, ob sie das live auch reproduzieren können, was da nun nur noch vom Band fliesst.
Ja, im September hatte ich die Gelegenheit, sie vor Alte Sau zu sehen und fand sie gut.
Tatsächlich halt nicht mehr soooo guuuuut wie damals als Punkband.
wie auch immer, ist ne tolle Scheibe geworden, die Texte etwas weniger kryptisch, dazu abgehangene Noise-Wave-Gitarren.
Tapes kam via Raccoone Records und das Vinyl, wie immer, via flight13.

KAPUT KRAUTS – greatest splits

Ab und an frage ich mich schon, ob man tatsächlich auf einen neuen Release irgendeiner Band (auch der Liebelingsbands) wartet. Bei Oiro ist das so, da weht beständig die Veränderung.
Bei den KaputKrauts diesmal nix Neues, dafür ein Compilation all ihrer 7inch und/oder Split-Releases. Da hab ich mich wahrlich gefreut, mal wieder was zu hören, denn alle Songs kannte ich noch nicht!
Black Cat Tapes hat sich mit Chukky Fuck (Artwork) an diese Zusammenstellung gewagt und gewonnen! Ich denke auch, eine der letzten Zusammenarbeiten mit dem geschlossenen Twisted Chords Label.

Kraus Glucke Weltverschwörung – alles.
Hier nun das aktuelle Split-Tape mit Eyesore. (auf dem Foto nicht enthalten, da ist es das Split Tape mit Parkbank 5000)
Was Neues der deutschsprachigen Punkband aus Konstanz mit dem längsten Bandnamen momentan Krause Glucke Weltverschwörung. Ja, dieser ferne Ferienort hat eine Punkband zu bieten. Dazu noch eine mit sehr engagierten, klaren Texten über Alltagssexismus, Alltagsrassismus („alle gleich“), Ungleichheit durch Kapitalismus („Fehler im System“), Verlassen-sein („doch nur Angst“) und als vierten Song gibt es ein herzlich punkrockiges Fuck you von #Punktoo an alle Männer, die sich mit den immergleichen Klischees umhüllen.Musikalisch weniger sperrig wie Lügen, dafür aber auch weniger abwechslungsreich. Soweit ich mich erinnere gab es einen Bandwechsel in der Band; ja, das kann man so formulieren.
Ich hab sie im Sommer in Konstanz im Proberaum besucht und ein Interview mit ihnen gemacht – zu lesen in Ausgabe 9. Momentan noch käuflich zu erwerben, bin allerdings schon bei den letzten 20 Ausgabe.

SYNDROME 81 – prisons imaginaire
Im Blog habe ich schon viele Worte verloren und einige andere Blogs haben diese Platte mal ganz schnell zum Release des Jahres erkoren!
Ja, ist gut, wirklich gut. Läuft bei mir schon seit einigen Jahren und bei mir gibt es solche Kategorien / Gewinner nicht. Syndrome 81 haben sich wirklich komplett fallen lassen und sehr viele Songs aufgenommen, ausprobiert, und sich am Ende für die mehr oder weniger eingängigsten entschieden. Straighter Punkrock mit England-Einschlag der 80er Wavephase, Attitüde und sehr eigenem Sound.
Ich bin gespannt und harre, was noch kommen wird!

LENA STOEHRFAKTOR – die essenz EP
Oldschoolrap. You like? Ich mags. Das Tape, die paar Songs sind wirklich gut geworden. Ganz klasse Texte, reflektierend, direkt, politisch, sozialkritisch, feministisch. Und das ganze ohne Holzhammer.
Lena macht das echt schon lang und ich hoffe sehr, dass da noch was „nach oben“ geht.

BENT BLUE – where do ripples go EP
Jo, hab ich drauf gewartet, völlig irre… in Amerika bestellt. Eigentlich superteuer, aber das Label hat einen kleineren Betrag draufgeschrieben und so musste ich nur ganz wenig VAT zahlen.
Wie auch immer: auch diese zweite EP von Bent Blue funktioniert ganz ganz wunderbar!
Sozialkritische, politische Texte, außergewöhnliches Songwriting. Wer Turnstile total abfeiert, der liebt wohl den glattgebügelten Sound, und ja, der ist gut, aber: Bent Blue sind rau, direkt und haben mehr (punk /hardcore) Spirit, als so manche Bolzband.

DEAD YEARS – s/t
Viele haben schnell Vergleiche bei der Hand gehabt, denn Dead Years machen einen irre eingängigen Sound. Sie wechseln sich mit dem Gesang ab, sind zu dritt und richtig schön rough. Der Bass rappelt, die Drums treiben und die Gitarre überspielt nicht alles mit endlosen Melodiebögen oder Solis. Nein, sie schaffen es, eingängig zu sein, in dem sie die kleinen, melancholischen Akkorde mit den schmalen Gesangslinien megagut in Einklang bringen; und dazu spielen sie auch noch fantastisch miteinander!

Grupo Pisse y las hermanas Martinez – Los Alemanes no pueden bailar
Wenn sogar meine Kids Pisse kennen (klar, ich kenne sie und hör sie ab und an, hatte auch schon das verrückte Vergnügen Vorband sein zu dürfen – wir spielten länger als sie mit unserem 30 Minuten Set), dann ist irgendetwas irre in dieser Welt.
Ich sag nur TicToc. Meiner Tochter singe ich die Melodie von „fahrradsattel“ vor, sie kriegt ein überraschtes Gesicht, dreht sich zu ihrem Bruder: „jaaa! Die kennst du auch, guck mal“. Danach kam die Feststellung, dass es tausende von Videos gibt, die irgendwie einen Spaßfilm drehen mit diesen „deutschen“ Lyrics – und keinen blassen Schimmer haben, was gesungen wird; Hauptsache Lippensynchron.
Was machen also Pisse? Sie veröffentlichen eine neue 7inch, der Gesang ist nun anders, vrmtl ist die Band nun nicht mehr die, die sie mal war. Auch daraus machen sie ein Geheimnis.
Kommen wir also zu diesem Tape.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben diese TicTocs dazu geführt Las Hermanas Martinez auf die Idee zu bringen, Songs von Pisse zu covern.
Es ist schon wirklich lustig und großartig!

BIRDS IN ROW – Gris Klein
Ich bin so erstaunt, geplättet, von diesem Album, dass ich es aus diesem Erstaunen heraus einfach wieder und wieder auflegen kann!
Die Band, das Trio, dass es schafft einen so gewaltigen Sound zu machen, das man meinen könnte, es seien 7 Leute am Start!
Pendelnd zwischen Screamo, Hardcore, Post-Hardcore und einem Touch Wave, hat mich in ihren Fängen. Bombenmäßig cooles Album.

Dieses Jahr auch erschienen, es war sooooo viel, ich habe so circa 170 Reviews und Konzertberichte geschrieben, dazu zwei (!!) Ausgaben der ProvinzPostille, mal abgesehen von den Releases meiner Band und meines kleinen Labels Krachige Platten.

Hier also ein kurzer Abriss von dem, was es so 5 bis 8 Mal auf den Plattenteller oder Tapedeck oder auch mal in den Stream von Bandcamp oder Deezer geschafft hat:

Slime– zwei

Tatsächlich mache ich das an den Texten und am Sänger Tex fest. Den finde ich äußerst lebendig. So ein Deutschpunksänger hätte Slime entgültig ad absurdum geführt.

DEGENERATED JERKS – s/t

Karlsruher Supergroup. Anarcho Punk irgendwie so Reagan Youth und andere Calrifornische Vertreter hör ich da. Eigentlich nicht so ganz meine Richtung, live super, Platte toll: Empfehlung!

SOKO LINX – auf die fresze, fertig, los!

Es reiht sich ein infantiler Hit an den nächsten, mit einer Ernsthaftigkeit und Spielfreude. Ich finds ganz groß. Die Texte sind super, musikalisch sehr abwechslungsreich!

PETER LÖWE – ein gutes Leben

Der Sänger von Mikrokosmos23 und Elmar mit einer Solo-Scheibe.
Zwischen Gefühlsduseleien und tiefem Ernst.
Sehr sehr schön!

InDECISION – ID (LP über die Band, MC veröffentlicht bei Krachige Platten)

Wahnsinns New-Wave-Band, die sie sich unendlich viel Zeit gelassen hat. Ich durfte auch ein Video mit Sänger Andi drehen „healing / heilung“.
Tanzbare Wavemusik mit Gesang, der einem Räume öffnet und nicht hinunterzieht.

COR – Gott der Möglichkeiten

Überraschend frisch nach all den Jahren! Tolle Idee mit den Gedichten. Der neue Basser und der neue Gitarrist haben wirklich ordentlich frischen Wind in die Band getragen!

LOS BANDITOS – Apokalypse der Liebe

Zufallsfund. Mein Nachbar spielte Bass bei Achtung Rakete. Er empfahl mit die Surf-Ikonen um Los Banditos. Ich finds in der Optik recht edgy, weiß nicht, ob das sexistisch ist oder einfach nur konservativ, oder beides. Musikalisch ein totaler Bringer.

TURNSTILE – glow on

Anfangs keine Chance bei mir. Dann hatte ich so einen Melodic-Tanz-Wutanfall: und ja! Abwechslungsreich und richtig richtig gut gespielt.

L’APPEL DU VIDE – Abwärtsspiralen (MC mit mehr Tracks als auf der 7inch)

Über das vollständige Tape mit acht Songs habe ich mich richtig gefreut, denn der New-Wave/Post-Punk der Band ist total gut. Super gespielt. Der Bass brummelt, die Gitarre kommt mit einer elegischen Melodie um die Ecke.
Total cool. Wird jedesmal besser!

the NOTWIST – s/t (reissue – nur absolut LAUT zu hören!)

ich hab die Scheibe wieder mal aufgelegt und BAM! Ging das ab. In meiner kleinen Musikwelt hat es davor und danach keine Band geschafft in dieser Art Musik zu machen. Unfassbare Energie, wild, unbändig, trotzdem fokussiert, gefühlvoll, melancholisch, more Hardcore than every fucking Bolo-Hardcore-Band!
Ich bin auch wirklich traurig, dass sie das selbst nicht mehr tun, nicht mal zwischendurch, so aus Spaß an der Freude. Deswegen habe ich mal, zu unserem 15 jährigen Jubiläum, den Song „nothing like you“ mit meiner Band gecovert.
Ganz, ganz, ganz, ganz, große Liebe!

EL MARIACHI – crux

Irgendwann hatte ich diese Single mit dem Delphin auf dem Cover und fand den Gesang unerträglich.
Dann habe ich Balboa Burnout kennengelernt und somit auch den Tobi! Und seine Energie gespürt, gefühlt.
Diese Platte, mit den falschen Dollarscheinen als Gimmick!, ist ein Ausbund an tollen Einfällen, Melodien und Texten. Mega!

ANGER BOYS – how to profit from the panic
hab ich zwei Mal reviewt; ist mir noch nie passiert, lustig!

Konzerte (besucht & Band)

09.03. zerozeroes Alte Hackerei Karlsruhe

11.03. Black Square auch in der Alten Hackerei

24.03. pADDELNoHNEkANU & ben racken im Cafe Handgemenge in Rathenow
25.03.   … mit Ben Racken in Leipzig Privat
07.05. InDecision KOHI-Kulturraum Karlsruhe
13.06. ZeroZeroes & JudyAndTheJerks in der Alten Hackerei
18.06. Phileas Fogg und Björn Peng in der Villa Barrock Ludwigsburg
24.06. pADDELNoHNEkANU mit Kaptain Kaizen im Nilles in Saarbrooklyn
25.06.  …  mit Hass in der Alten Hackerei
23.07.  Die Toten Hosen auf der Messe in Freiburg
29.07. pADDELNoHNEkANU mit Fliehende Stürme im P8
13.08. Darkest Hour im Juha West in Stuttgart
27.08. Artcanrobert Open Air Rastatt
31.08. Slime in der Alten Hackerei
15.09. Oiro und Alte Sau in der Alten Hackerei
16.09. Gutensglück Festival (mit hasenscheisse grüner star interna PEPPONE uvm.)
17.09. Gutensglück Festival bei Magdeburg
22.09. degenerated jerks und bad breeding P8
24.09. pADDELNoHNEkANU im Komm Bühl
02.10. pADDELNoHNEkANU in der Teestube Singen mit KrauseGluckeWeltverschwörung
10.10. INTEGRITY jubez Karlsruhe
15.10. loosingsleep und feeltheknive im Artcanrobert
21.10. Spermbirds in der … Alten Hackerei
06.11. sheer terror in der … jap (s.o.)

16.11. klotzs und duesenjaeger Cafe Atlantik Freiburg
20.11. The Hillbilly Moon Explosion in der … again (s.o.)
02.12. 100blumen & phileas fogg (again) in der (s.o.)
17.12. pADDELNoHNEkANU Jubiläumskonzert mit No°rd und KrauseGluckeWeltverschwörung
23.12. EITR kesseloffenburg
25.12. The Lennons in Pforzheim (ganz schlimmer Laden)

Da ihr über alle Konzerte in der Ausgabe 9 lesen könnt, jedenfalls bis Spermbirds, und die folgenden Konzerte in Ausgabe 10 besprochen werden, hier nur mal ein Auszug, ein paar Besonderheiten!
Vor allem war ich ja in der Alten Hackerei gewesen. Zehn Konzerte, von den insgesamt 31 (vow, ich glaube ich war das letzte Mal mit 20 auf so vielen Konzerten) habe ich also dort gesehen.
Was ich sagen kann ist: es ist ein echt besonderer Laden und Plüschi hat eine irre tolle Anlage da reingebaut, der Sound ist auf und vor der Bühne satt und laut.
Zuschauermäßig waren die ersten Konzerte ganz gut besucht, im Durchschnitt sind bei unbekannteren Bands oder an Montagen maximal 70 Menschen da.
Slime und Spermbirds waren ausverkauft, soweit ich weiß, Sheer Terror, Hass, Alte Sau und Oiro, bzw auch unser Konzert maximal 100 Zuschauer*innen da.
Spermbirds war mein Highlight, auch aus dem Grund, weil die ersten Töne losgingen, die Hits angezockt wurden, ich hab mein Bier in die Luft geworfen und 15 Minuten Pogo getanzt. Es war wunderschön!
Sheer Terror wollte ich unbedingt auf dieser Tour sehen, war schon traurig sie in Wiesbaden zu verpassen (ist einfach zu weit von hier), denn sie spielten die „still can’t hate enough“ Tour mit dem kompletten Album – und ich liebe dieses Album (es heißt: „just can’t hate enough“ first released in 1989)
Kalle Stille war an diesem Abend auch da, ihr könnt mich auf einem seiner Videos ganz links am Bildrand desöfteren sehen; leider, haha!
Das schlechtbesuchteste Konzert war das Degenerated Jerks und Bad Breeding Konzert im P8. Voll schade!
Das neue P8, ich war dieses Jahr auch das erste Mal dort, ist wirklich ein toller Ort geworden, an dem man Konzerte zwischen bspw 30 und 500 Menschen besuchen kann.
Das Kollektiv hat sich entschlossen, diesen Konzertort nun so zu organisieren, dass die doch höhere monatliche Miete durch Veranstaltungen reingeholt werden kann. Die Karlsruher habe ich ab und an mal darüber reden hören, dass das P8 nun leider nicht mehr soooo gut zu erreichen sei. Für mich als Autofahrer erstmal egal.
Dort habe ich eines von zwei megageilen Konzerten erleben dürfen: als ich mit pADDELNoHNEkANU Fliehende Stürme supporten durfte. Ein tolles Publikum, super Stimmung, ein klasse Abend.
Zweites Konzert war unser Jubiläum in der Alten Hackerei. Wir sind immer noch megaglücklich, dass sie die SAU e.V. und Plüschi darauf eingelassen haben, günstig war das für unsere Bandkasse nicht!
Die Stimmung war der absolute Hammer, demnächst schnippel ich eine halbe Stunde Video zusammen, dann könnt ihr selbst schauen – wirklich, wir sind keine Partyband, aber an diesem Abend – wir sind immer noch sprachlos!
Mal schauen, ob ich nächstes Jahr auch wieder so viele Konzerte besuchen kann, spielen möchte ich (wir!) selbstverständlich auch wieder mehr als genug.
Ein Termin steht: 25.03. in Magdeburg auf der Elbe. Mit Ben Racken, Panikraum und einer neuen Split 7inch im Gepäck, extra für diese Bootstour. (sry, but Sold Out!)
Einen Wehrmutstropfen gibt es schon, bzw eine Unvermeidlichkeit: die Preise sind gestiegen. Nicht nur, dass auch wir unsere sehr schlicht ausgestattete 7inch „wir streiten aus ästhetischen gründen nie“ für 8€ verkaufen müssen, um überhaupt die Kosten (mit Promo) zu decken und bei 0 zu landen, auch die Eintrittspreise sind hart gestiegen. Aus Gründen, ich weiß.

Degenerated Jerks: 13€
Spermbirds: 23€
Sheer Terror: 18€
Zero Zeroes, Black Square: 13€
Duesenjaeger & Klotzs: 20€

Klar, das hört sich meist nicht viel an, für das, was da alles dranhängt, das soll hier keine Kritik sein. Nur: Konzerte mit 5-10€ Eintritt sind wohl wirklich nur noch in den autonomen, bzw subventionierten Läden möglich.
Was haltet ihr davon? Bleibt ihr deswegen nun mehr zuhause, oder geht weniger weg?

Jubiläumskonzert: 17.12. in der alten Hackerei in Karlsruhe

Ein klein Wenig Werbung in eigener Sache.

20 Jahre pADDELNoHNEkANU sind ein Grund zu feiern.
wir haben dazu die famosen No°rd aus Dortmund eingeladen und Kraus Glucke Weltverschwörung aus Konstanz.

19 Uhr Einlass, 2030 Uhr gehts los!
Karten gibts bei der Hackerei.

festival: gutensglück #1 – peppone

Peppone vorstellen: aaaalso
angefangen haben Normen (git), Dennis (bass) und Jens (git/voc) wohl vor so circa 12, 13 Jahren. Damals noch „Beatboxpunkrock“ genannt, weil sie keinen Drummer mehr hatten und mit einer Maschine weitermachten. Aus den Trümmern der Band Braying Boredom.
Jens bekam schnell das Kompliment gesanglich den Boxhamsters recht nah zu sein. Jein. Jens singt, wie Jens singt und schreibt da auch nicht ganz ähnliche Texte.
Musikalisch auch eher Post-Punk, Midtempo, eher liebenswert als mitreißend. Wobei, liebenswert ja auch heißt, dass es da Herz mitreißen kann, nicht nur physisch. Irgendwie lernten sich Peppone und Tuba in Magdeburg kennen (ich hoffe doch sehr auf einem Konzert von Ben Racken und pADDELNoHNEkANU, da wir in der Repkowstrasse spielten, hihi). Die Zeit lief dahin und man probierte Peppone mit Schlachtzeuch aus. Seitdem:

Sie haben drei Alben rausgebracht. Die „s/t und „ohne grund“ sind, glaube ich, noch ohne Tuba, die aktuelle Scheibe „beste Aussichten“ dann mit ihm. Jens ist sehr umtriebig was die sogenannten „Bootstouren“ auf der Elbe bei Magdeburg angeht. Normen und Dennis veranstalten also ein kleines Festival „Gutensglück„. Die Frage nach dem WiesoWeshalbWarum liegt also nah. Wir sprachen an Tag 2, nach dem Auftritt von Peppone.
Dies ist auch das letzte Interview, denn mit den verbliebenen Bands Keele und Detlef sprach ich aus Gründen nicht, könnt ihr im Festivalbericht nachlesen.

Normen:
Wir haben auf diesem Platz schon öfter Konzerte gemacht. Gemeinsam mit Lars, dem das Grundstück gehört, besprochen, dass wir mal zwei Tage auf die Beine stellen wollen. Was auch daran lag, dass wir Bands gesammelt haben, die wir uns vorstellen könnten und waren dann schnell bei zwei Tagen!
Wir wissen jetzt auch nicht, ob wir das ein zweites Mal machen wollen. Es ist ein erster Versuch.
PP:
Hat der Versuch funktioniert, kannst du das absehen?
Normen:
Finanziell ist das gerade so aufgegangen. Und Viel Arbeit ist es ja auch. Vorher zwei Tage Aufbauen. Sonntag und Montag werden wir hier noch aufräumen, aber klar, das macht schon Spaß!
PP:
Heißt also die ganze Crew hat das Non-Profit betreut?
Normen:
Ja! Wir haben das aus Gründen der Freundschaft gemacht. Ist auch keine wirklich offizielle Veranstaltung. Wir stören hier niemanden und eine gute Zeit haben.
PP:
Es gibt keine Pläne für die Zukunft?
Normen:
DIe Rückmeldung ist schon, dass es alle wirklich schön fanden und deshalb wir das schon noch mal machen werden.
PP:
Spielen und organisieren, das ist ja doch auch ziemlich viel zu tun…
Normen:
Ja, oft machen wir den Sound auch noch selbst! Da haben wir gesagt, wir engagieren jemanden, der das für uns macht.
Dafür konnten wir uns jetzt nun auf die Gäste konzentrieren.
PP:
Würdest du andern raten, das also auch zu machen?
Normen:
Auf jeden Fall! Klar, man muss halt an derart Locations kommen. Sollte jede*r machen!
PP:
Top! Vielen Dank.

festival: gutensglück #1 – hasenscheisse

Es gibt sicher viel zu erzählen von dieser Band.
Hasenscheisse. Ts. Aber all die Geschichten kenne ich nicht.
Dafür kenne ich Chrischan, einer der beiden Sänger der Band und mit der Klampfe in den Pfoten. Schon seit … ach! da wart ihr noch nicht auf der Welt.
Und manchmal glaub ich das selbst alles gar nicht. Ich kenn doch kaum Leute. Liegt an der akuten Misanthropie, die mich von Geburt an begleitet.
Chrischan ruft dann auch erstmal erstaunt „Hallo! Was machst du denn hier.“ Und ich sag so: „Freunde treffen.“ Mir ist klar, das passt nicht so gut zu dem, was ich im Satz vorher von mir gegeben habe.
Klar, ich habe mich, auch in diesem Fall, nach ihrem Auftritt unterhalten.
Alles musste sehr schnell gehen, Christian und ich schlichen uns um den Bus herum, die Band schlich um den Bus, knallte ihr Zeug rein, Bums, Tür zu, im Hintergrund liefen schon Peppone, wir mussten uns nicht anschreien oder so, aber einfacher geht es immer! Und: sie wollten fahren. Christian und ich haben also Gas gegeben mit dem Fragen-Antwortspiel.
Und wer veröffentlicht nun diese Geschichte – ich!
Sitze also zuhause, habe mein Telefon und die Sprachaufnahme angeschaltet und stelle fest, es ist nüscht mehr drauf. Nur Handy-Sendesuche und Stille.
Ich würde es euch ja gerne vorspielen, aber lasst mal. Gibt’s bestimmt im Youtube-Geräuscharchiv.
fuckmist, ey.
Wir machen einfach mal nen „richtigen“ Interviewtermin, ja?

festival: gutensglück #1 – interna

Was macht man auf einem Festival während der „Brückenzeit“?
Schlafen? Kiffen? Noch voll betrunken rumliegen?
Irgendwie klappt das alles nicht mehr bei mir, also frühstückten wir recht zeitig in der Sonne, Steve hat ja im Bericht „Kapitel 1 & 2“ darüber berichtet. Danach half ich Jens und Dennis bei der Installation zweier großer Zelte für die Zuschauer, denn der Regen war unausweichlich. Währenddessen schauten ein paar andere (u.a. auch Tuba und Norman) schauten sich ein Spiel des FC Magdeburg an… und mussten sie leider verlieren sehen.
Danach braucht man dann einen ausgiebigen Spaziergang. Steve, Tuba und ich sind so ca. 8 km zum Mittellandkanal gelaufen, dann fing es an zu Nieseln. So ein Scheiß.
Wenigstens gibt es nachher gute Musik.
Über unsere äußerst interessante Unterhaltung legen wir den Mantel des Schweigens. EInfach, weil das so ist.
Ein bisschen vorher unterhielt ich mich mit Steve über Interna. Die Band besteht aus den beiden Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen Menschen Steve (Git/Voc) und Stulle (Bass). Hinzu kommt Simme an den Trommeln, der mit Stulle zusammen auch Sie kamen Australien betreibt.
Interna machen zusammen seit Mitte 2021 Musik und werden Abend fünf eigene Stücke plus zwei KZIMALPP-Lieder zum Besten geben.
Steve:
Das sind aber Platzhalter. Und dann kam dazu , daß wir in Slots reingerutscht sind, die eigentlich für Sie kamen Australien geplant waren, die aber zur Zeit eher ruhig sind.
PP:
Sonst machst du aber kein Projekt?
Steve:
Ich hatte noch was in Hamburg, krieg das aber nicht gebacken mit Familie und Job.
PP:
Geht mir auch oft so! Wie gehts denn weiter?
Steve:
Wir haben die fünf Songs aufgenommen, die muss ich jetzt mischen. Wir haben dann ne kleine Liste an Labels, wo wir das mal hinschicken wollen, aber auch nur in Form eines Soundcloud-Links. Wenn sich keiner interessiert, dann machen wir das selbst, oder nehmen das nochmal im Studio auf. Eigentlich wollen wir was machen Aufnehmen, Veröffentlichung, Konzerte, was man als Band so macht, kultureller Faktor sein!
(lachen)
PP:
Ich bin gespannt auf heute abend!
Steve:
Ich würd mir ja schon zwei Stücke mehr im Set wünschen, das ist schon ziemlich wenig so. Fühlt sich gut und und gespannt bin ich auch.
PP:
Interna – warum?
Steve:
War Stulle’s Idee, habe ich nicht hinterfragt.
(lachen)
Klingt gut.
PP:
Schublade auf:
Steve:
Die Basis von allem ist schon Punkrock. Ist ein Sozialisationsfaktor. Für Stulle und mich, glaube ich, mehr als für Simme.
Ich könnte jetzt n Dutzend Bandnamen droppen, die beigetragen haben, aber nur noch sehr indirekt zu unserem jetzigen Sound beitragen.
PP:
Zuerst habe ich gesehen, ich spielt hier, dann „blätterte“ ich so durch die Seiten und fand eure LKW-Konzerte. Was macht ihr da?
Steve:
Das ist Kim Sänger, der lebt in Buchholz in der Nordheide und hat dort ne Lichtung im Wald mit Bühne. Das ist die Waldinselbühne. Konzerte nur auf Einladung. Er weiß einfach wie das funktioniert mit dem Mailverteiler.
Der Kontakt entstand über KZIMALPP, weil wir vor einigen Jahren dort gespielt haben. Als er mitbekommen hat, dass Stulle und ich was machen, war er da gleich dran! Ein Fan- und Freundschaftsding!
Er hat einen 1973er Mercedes Benz, so ein altes, klobiges Ding, oben auf dem Dach wird eine Bühne installiert. Damit fährt er dann an nicht so klassische Konzertorte. Wir haben vor einiger Zeit in Wittemberge auf dem Marktplatz gespielt.

Das war schon ne eigentümliche Erfahrung, die aber nicht missen möchte!
Gestern am Fähranleger Teufelsbrück in Hamburg. Gegen die Elemente. Es regnete und stürmte. Man half uns das Zelt festzuhalten unter dem wir spielten.
PP:
Das heißt, das ist spontan und ihr schaut, wer vorbeikommt?
Steve:
Ja! Laufkundschaft.
In Gorleben auf der Widerstandparty gegen das Atommülllager haben wir auf dem Laster gespielt.
PP:
Unbedingt erwähnenswert!

Ich kam nicht dazu ein Foto von mir und ihm zu machen, das schaffe ich meistens nicht, aber ich habe eines von Steve gemacht.

festival: gutensglück #1 – grüner star

Grüner Star aus Hamburg sind mir sofort in die Ohren gesprungen, weil sie ganz wundersamen Indiepunkrock machen.
Ich sag mal so: ich fand die Startposition an Tag zwei des Gutensglück ein wenig schaden, denn Grüner Star fetzen, was sie dann auch mit spielerischer Leichtigkeit zeigten. Ihre Bühnenpräsenz ist etwas Besonderes. Man hat so ein wenig das Gefühl, dass dort ganz schüchterne Menschen stehen, die erst durch die Musik aufblühen; wie ne Blume auf einer Sommerwiese beim ersten Morgenschein.
Das muss man erstmal hinbekommen!
Nach dem Auftritt schnappte ich mit Sänger Nils, um noch ein paar Takte zu schwätzen. Weitere Musiker sind: Andreas (Drums), Florian (Bass), Stephan (Gitarre).
PP
Meines Wissens gibt es euch seit ca. 7 Jahren, ihr habt zwei Alben raus „durch die Zukunft Richtung Nacht“ und „Hauptsache, es bleibt friedlich“ und eine Split 7inch mit Elmar. Euch ist wohl in die Promo des aktuellen Albums der Schwerlaster Corona in die Seite gerauscht. Heute ein Konzert….
Nils
…. es ist das zweite Konzert, diese Jahr, heute gewesen. In Hamburg haben wir nach knapp zwei Jahren das Recordsrelease gespielt. Das war es schon für dieses Jahr, denn das Konzert in Bremen mit Turbostaat im Oktober ist leider abgesagt.
PP
Pläne?
Nils
Für’s weitere Leben?
(lachen)
Wir sind jetzt nicht so eine Auftrittsfleissige Band. In 2023 wird sicher was kommen. Wir werden uns darauf konzentrieren was wir immer machen: neue Songs schreiben und dann eine neue Platte!
PP
Man munkelt über fantastische Vorlaufzeiten für Vinyl.
Nils
Davon haben wir gehört, uns aber nicht damit beschäftigt. Wir werden ins Studio gehen, sobald wir genug Lieder haben, die wir aufnehmen wollen. So ist die Art & Weise, wie wir das machen.
Wir backen da eher kleine Brötchen. Auch was Konzerte angeht. Wir freuen uns sehr, Konzerte spielen zu können, aber aus familiären Gründen können wir keine Tour mehr machen.
PP
Vielleicht ergeben sich ja hier neue Connections!
Nils
Wir sind keine großen Networker. Faktisch sind wir Eigenbrötler.
(lachen)

PP
Maximaler Spaß beim Spielen ist euch anzusehen, ebenso die Freude!
Nils
Ist das so?
(lachen)
PP
Da ist sicher der ein oder andere Funke übergesprungen!
Nils
Wir spielen wahnsinnig gerne Konzerte! In den letzten zwei Jahren haben wir das Gewicht darauf gelegt die Platte zu machen; und zwar so, wie wir uns das vorstellen. Wir sind da realistisch! Das Rad haben wir nicht neu erfunden, bewegen uns musikalisch da in Wegen in denen man jetzt nicht mehr Massen bewegen kann!
PP
Jetzt rede das nicht zu klein! Der Neustart ist schon eine besondere Herausforderung. Seine Kontakte da zu reaktivieren stelle ich mir auch recht mühsam vor, manches Mal.
Nils
Dann anders: wir sind ne DIY-Band, kommen aus dieser Kultur, machen die Dinge auch weiter so. Und auch wenn wir so nicht mehr klingen verstehen wir uns als Punkband, von der Haltung her. Ich glaube, es hat sich da viel verändert in den letzten Jahren. Im sogenannten Punk-Bereich haben sich Dinge professionalisiert und kommerzialisiert.
PP
Faktisch kommt aber auch schon dazu, dass es sowieso die Entwicklung gibt, dass es immer weniger Spielstätten gibt. Als Folge von Corona wird dann zusätzlich noch einiges schrumpfen, was kapitalisiert wurde.
Da könntet ihr doch nochmal ein Grüner Star werden, denn diese Szene war immer DIY und die, die durchhalten sind die, die das alles in Bewegung halten.
Nils
Ja! Ich wollte das jetzt wirklich nicht kleinreden in Bezug auf unsere Musik. Es ist halt in diesem Rahmen schon konservativ, was wir machen. Wenn ich beobachte, was so passiert, dann hat sich das Musikalische ja auch diversifiziert. Dinge sind angesagt, die einfach ganz anders klingen. Und realistisch ist dann einfach, dass wir das so machen, machen es gerne und sind weiterhin Menschen, die sich in diesem Rahmen bewegen und verorten! Und wir spielen, zu den Bedingungen, die wir alle kennen, dann kommt es eher darauf an, ob es jemanden interessiert.
Wenn sich Leute dafür interessieren, dann freue ich mich!
PP
Das ist doch mal ein Schluß. Vielen Dank!
Nils
Danke dir!
Ich finde das übrigens ganz toll, was du machst.
(und bevor wir uns in Lobhudeleien ergingen, schaltete ich das Mikro aus, wir holen uns ein Bier und freuen uns an der nächsten Band Interna)

Hier auch noch kurz der Hinweis auf den Bericht von Steven Frame, Gitarre und Gesang bei Interna, der das „kapitel 2“ des Festivalberichts geschrieben hat!

festival: gutensglück #1 – boitels

Eine Band, die keiner kennt und doch ne Menge.
Widersrpuch in sich`Nicht wirklich, denn die Boitels kennen einige in der Magdeburger Szene und wohl bald auch ein paar mehr, denn sie haben auf dem Geburtstagsgeschenk an Die Strafe mitgewirkt und das „pessimistenlied“ aufgenommen und auf der Lathé Cut 7inch platziert.
Ein paar Fagen habe ich an Per gestellt, den Sänger der Band. Nach ihrem Auftritt, ich konnte mir also ein Bild machen…. im wahrsten Sinne des Wortes.
Andreas (Bass), Frank (Gitarre – Spitzname leider im Klang der Melodien im Rücken des Aufnehmers untergegangen) und Tuba an den Drums.
PP:
Wie lang gibt es euch schon?
Per:
So genau kann ich das nicht mehr sagen aber das erste Konzert war 98/99 rum. Wir kommen aus Magdeburg.
PP:
Boitels, der Name weist wohl dahin, dass ihr Oi-Musik macht. Ich höre da aber auch den ein oder anderen Einfluß….
Per:
Oi-Musik wollten wir mal machen, ja, wir haben es nur nie so richtig hingekriegt.
(lachen)
Also Oi isses nicht, Punker sind wir auch keine – Hilfspunker.

(„großartig, Hammer“ kommt aus dem Off)
Per:
Zur DDR-Zeit waren wir schon irgendwie Punker, aber halt nicht so offensichtlich. Tuba war ja mehr Heavy-Metal…
PP:
(ein Ausruf des Erstaunens)
Per:
Ja! Der richtige Punker ist wohl Wundi (wenn ich das nun richtig verstanden habe, Anmrk. PP), er war es zu DDR-Zeiten schon. Der Punk der Wendezeit, das war so mein Erwachen. 88/89. Die Energie hat mich total mitgenommen.
PP:
Gibt es Veröffentlichungen?
Per:
Wir hatten mal ne Platte rausgebracht.
PP:
Eine in 24 Jahren. Vow. Mit maximalem Aufwand ein minimales Ergebnis!
Per:
Genau! Wir spielen heute noch Songs von der ersten Platte!
(lachen)
PP:
Konzerte?
Per:
Ein Mal im Jahr. Wir spielen nur dann, wenn wir gefragt werden.
PP:
Du hast schon ne recht besondere Art, deine Texte zu artikulieren. Um was geht’s?
Per:
Um mein Leben. Versuche Geschichten zu erzählen, eine Situation zu beschreiben. Teilweise auch mal quatschig wie „ich habe keine Haare“
PP:
Was kommt als nächstes?
Per:
Halt den Strafe-Cover. Wir waren in Leipzig im Studio. Das hat sich sehr gut angefühlt und werden es wohl wieder tun; für eine neue Platte.
PP:
Vielen Dank! Das war es in aller Kürze!

festival: gutensglück #1 16.09.2022 – dr. dexter / kurzinti

Vor sechs oder sieben Jahren habe ich Dr. Dexter schon mal an der selben Stelle gesehen. Ich spielte mit meiner Band pADDELNoHNEkANU auf einem kleinen Konzertabend, damals noch mit Ben Racken.
Dr. Dexter haben eine Platte rausgebracht, 2012, war das. Sie machen … Piano-Punk. Hört sich seltsam an, isses aber gar nicht. Etwas düsterer, ein Vergleich wäre Fliehende Stürme, Punk durchgehend mit Piano. Und der Pianist Peter hat es echt drauf. Für mein Empfinden ist das ein Instrument, bei dem man echt aufpassen muss, dass es nicht zu laut wird und alles andere „zuklimpert“.
Dr. Dexter, äußerlich kaum verändert, auch immer noch in der selben Besetzung, Tobias (Gitarre), Matze (Bass & Gesang), Eik (Drums) und eben Peter am Piano. Ich darf Tobias im Anschluss an ihren Gig ein paar Fragen Stellen.

PP:
Wie seit ihr denn auf die Idee mit dem Piano gekommen?
Tobias:
Anfangs waren wir zu dritt. Peter hat einfach irgendwann mal mitgespielt und dann blieb es so, wie es jetzt ist. Es war einfach schön! Er ist ein echt begnadeter Typ, wollte Organist werden, aber er hat künstliche Hüft, die das nicht möglich gemacht hat.
PP:
Eine erste Platte habt ihr ja schon gemacht, arbeitet ihr an neuen Songs?
Tobias:
Wir wollen schon eine zweite Platte machen, haben aber wenig Zeit zu proben. Alle arbeiten in Schichten. Wir treffen uns ein Mal im Monat.
PP:
Heute Abend gespielt, nun also erstmal keine Probe mehr. Mich hat das heute an Fliehende Stürme erinnert!
Tobias:
Och, danke! Das ist ein schönes Kompliment, ich bin großer Fan.
PP:
Was kommt als nächstes?
Tobias:
Wahrscheinlich nichts, es geht uns so gut, uns fallen keine Texte ein.
(lachen)
PP:
Wie lang spielt ihr schon zusammen?
Tobias:
So 12, 14 Jahre!
PP:
Ihr kommt hier auch aus Magdeburg?
Tobias:
Wir proben hier bei Lars, dem das Grundstück (auf dem das Festival stattfindet) auch gehört, in der Garage in Klein-Ammensleben.
PP:
Mit ihm werde ich hoffentlich auch noch ein paar Worte wechseln. Vielen Dank, für die Infos!
Anspieltipp „für dich“

 

konzert: 21.&22.09. degenerated jerks – tour de karslruh

[Gastbeitrag von Joey Controletti]
in Coop mit Felix Frantic

Mittwoch, 21.09.2022, Alte Hackerei Karlsruhe.
Zwei Handvoll zahlende Gäste – schlecht für die Anwesenden, gut für die Karlsruher Feuerwehr. Denn das Line Up an diesem Abend hätte, gemischt mit entsprechendem Publikum, einen Krater ins Schlachthof-Gelände gebrannt.
Opener sind Degenerated Jerks, ein Chemie-Brand mit garagig-hardcorigen Emissionen. Die beteiligten Wissenschaftler sind bekannte Täter aus anderen Laboren, u.a.: Zero-Zeroes, Astrokraut, Zøggn a.k.a. Typhuzz a.k.a. ¿¿¿ und The Bone Idles. Mit dabei, im Chemiebaukasten der Band, ist die brandneue EP auf Zwölf-Zoll-Vinyl, je halbseitig bespielt und besiebdruckt. Das Set dauert etwa 20 Minuten und weist eine hohe Dichte auf, bestehend aus Hardcore-Riffs nach Los Angeles Art, einem Arschtritt in die Fresse und viel Witz.
Ein gut bemessener und sättigender Cocktail, nach dem einem nichts fehlt. Die Kirsche auf dem bunten Glas ist ein GØGGS-Cover, welches das unterhaltsame Set passend abrundet.

Weitere Pomade gießen anschließend Pink Room (BEL) ins angefachte Feuer. Angetreten als Threepiece, bringen wahre Meister ihres Fachs das anwesende Publikum zum schmelzen. Der Bassist und Sänger der Gruppe wirkt wie ein Brandstifter, der, auf einer Feder-Boa reitend, den Siebzigern entstiegen ist und mit seiner Fingertechnik auch eine Konservendose voller Bockwurst zum Höhepunkt bringen könnte.
Seine Schreie brennen mit Vollgas eine Schneise ins Belohnungszentrum und lassen uns einem fiktiven Gott danken, dass wir das erleben dürfen. Virtuos gespieltes Schlagzeug und Gitarre erzeugen noisig-garagige Klänge in einer Klarheit, rein wie Flammen, und präsentieren ausgezeichnetes Songwriting, das 100 % live erlebbar ist.
Bleibt nur zu sagen: Danke an alle, die an diesem einzigartigen Abend beteiligt waren!

Donnerstag, 22.09.2022, P8 Karlsruhe
Ich denke, es waren etwas mehr Gäste da, einige sehr liebe Menschen wiedergetroffen, gleich ins Gespräch gekommen. Doch auch gleich, bei meinem Eintreffen, ich kam gerade von meiner Bandprobe, spielten Degenerated Jerks schon den ersten Song. An der Wand Wrestling über BEamer, ein zappeliger Sänger, der versuchte zu der eigenen Belärmung zu tanzen, ein megalauter Bass, auf meiner Seite die Gitarre kaum hörbar, geil. Dazwischen Quietschen und rauschen und Gesprächsfetzen aus einem Looper und Effekten. Ein Mikrofon, welches nicht richtig funktionierte und im laufenden Betrieb getauscht werden musste. nach 22 Minuten und 12 Sekunden war der Gig vorbei.

Manu (Gitarre) war ganz angetan von der Tour de Karlsruh‘, ein paar ihrer einseitig bespielten Platten gingen über den Tisch, das ist doch super!
Es dauerte ein schönes Gespäch mit Freddy von InDecision, bis die englische Band Bad Breeding den Lautstärkepegel noch ein wenig nach oben schob. Anarchopunk, wurde mir versprochen. Joah, kann man so sagen. Plötzliche Tempowechsel, Gesangswut, mal schnell, mal langsamer.
Ich stand wieder auf der Bassseite, tauschte irgendwann mal auf die andere; ich denke, das nächste Mal werde ich mich in die Mitte stellen, haha!
Sänger der Band lief schimpfend über die Bühne und durchs Publikum, während der Trommler versuchte sich gegen die andern Instrumente durchzusetzen. Bad Breeding sind gerade auf Tour durch Europa und spielen noch bis Sonntag.

Die Songs irgendwo zwischen all dem Lärm nur zu erkennen, da der Bassist meist ein paar Töne vorgab, bevor alle einsteigen. Dazwischen viel Lärm, eingespielte Textfetzen und ein Gitarrist, der sich nie zum Publikum drehte.

10 vor Neun war Beginn, um  22 Uhr irgendwas entließ man uns mit Ohrensausen wieder in die Nacht. Schee.

festival: gutensglück #1 – 16.&17.09.2022 – Kapitel 3 & 4

Kapitel 3
„Rückblick & Vermutung“
Mehr einheimische Bands an diesem Freitag. Die wirklich aus dieser ruhigen Gegend kamen. Von Hölle, Boitels und Dr. Dexter. Alle Punkrock und jeder auf seine ganz spezielle Art und Weise. Und laut, ganz klar.
Von Hölle, eine wilde Mischung aus Foo Fighters und Muff Potter mit Stenogesang.
Boitels statt Beatles, mehr sage ich nicht!
Dr. Dexter haben eine ganz tolle Idee von Punkrock und brauchen sich gar nicht so schüchtern geben!
Lest mehr in meinen kleinen Interviews!
Noch ein paar Worte zu Keele, die leider eine Band waren, die sicherlich aus den selben Gründen wie ich, etwas spät dran waren, aber ebenso schnell wieder weg. So schnell konnte ich mein Bier nicht leeren und das gerade laufende Gespräch beenden, dass ich das mitbekommen hätte.
Doch hatte ich ALLE Bands des Abends vollständig gesehen.
Am Samstagmorgen, ich drückte mich so vor dem Eingang des Backstage rum, noch kein Frühstück am Start.
Es stand eine große Pinwand dort, zwei Zettel hingen am Vorabend schon dort: die Running Order für die beiden Tage. So klein, dass ich sehr nah davor stehen musste, um sie zu erkennen. Nun hing ein neuer Zettel dort. Set-List von Keele. Mit Vermerken.
Während ich so drauf schaute kam mir der Gedanke, dass das irgendwie alles mehr als geplant war, was sie da so machen. Ich pendel zwischen Theater, was wir vorgespielt bekommen haben! Extra angefertigte Lyrics aus einer Feder, die einen großen Zusammenhang gesponnen hat.
Oder abgekartet um sich im musikalischen Raum so sicher wie möglich zu bewegen. Eine Umzäunung. Damit keiner wegrennt oder einfach die ganze Zeit so motiviert bleibt, wie ein Hamster im Rad; der kommt da auch nie raus. Muss ganz schön frustrierend sein, wenn dann irgendwas nicht klappt. Bspw die Ansage „merch, insta, ciao“ oder so. Keine Sorge, ich will mich nicht lustig machen, ich verstehs halt bloß nicht und hab das auch selbst als Musiker noch nie so gedacht.

Beim Frühstück, bei bestem und schönstem Sonnenschein, kurzzeitig, mit Peppone und Interna, hüllten wir einen Mantel aus Marmelade und vegatrischem Brotaufstrich drumherum und die Setlist wurde in die Zweitverwertung gegeben; und zu einer neuen Setlist.

Kapitel 4
„laut und laut“
Nach einem langen Spaziergang (wir berichteten in Folge 1&2) sam Samstag also fünf Bands.
Den Anfang durften Grüner Star machen.
Ich hatte mir schon die erste Platte gekauft und fand sie ganz ganz wundervoll. Mit der Split-Single mit Elmar und der neuen Platte „hauptsache, es bleibt friedlich“ haben sie sich auf meiner persönlichen Hitlist ganz nach oben katapultiert. Was für eine famose Indierockband. Klar, Nils, der Sänger, hebt sie durch seine Art zu singen und zu tanzen absolut raus aus den Standar-Formationen, die es so gibt. Noch besonderer seine Herangehensweise Texte zu schreiben.
So war auch ihr Auftritt: ganz ganz klasse.

Es folgten Interna mit ihrem siebten Auftritt in einem Jahr Bandgeschichte. Steven und Stulle sind von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen bekannt. Simme, der Trommler, von Sie kamen Australien (wo wiederum Stulle auch mitspielt). Und diese All-Star-Combo malt ein richtig gutes Gesamtbild, musikalisch. Simme wird mir später noch erzählen, dass sie eigentlich noch zwei Knüppel-Songs haben, die wollten sie heute aber nicht spielen. Warum?

Dann kamen der eigentliche Headliner. Leider wollte die Band nach dem Auftritt wieder fahren und so spielten Hasenscheisse in der Mitte.
Es bliebt kein Tanzbein ungeschwungen bei dieser wahnsinnig durchdachten und trotzdem flexiblen Art der Songs. Klasse Texte, man könnte fast meinen, Brecht und ein Berliner Haudegen hätte sie gemeinsam geschrieben. Freude, Spielwitz, laut und leise gleichzeitig. Ich hatte sie noch nicht live gesehen und bin echt angetan. Das funktioniert megagut! Der Punk ist an der Band auch auf keinen Fall vorbeigangen, falls sich jemand fragen sollte, warum Hasenscheisse beim Gutensglück auftreten! Wenn Bands Folk spielen, spielen sie ihn flott. Hasenscheisse spielen ihn schnell.

Peppone, was soll ich sagen: Midtempo-Punkrock, der hier jeden vom Hocker geholt hat. Ganz große Fanbase und Freu(n)de!
Mit einer Stunde Verzug auf die Bühne, es war tiefste Nacht. Sie haben uns auf jeden Fall nochmal abgeholt. Frauenchor, Gastgesang von Steven Frame (interna) und allen Hits. Es konnte nicht fehl gehen!

Zum Abschluß die Band Detlef aus Köln. Gut gelaunter Hass. Fuchsschwanz an der Gitarre. Alle immer ein süffisantes Lächeln im Gesicht. Ich war schon ganz schön müde, doch sie schafften es, mich 8 – 10 Songs nochmal aufzurütteln, sie waren verdammt laut. Ich musste mich aber mal durchgefrohren kurz ans Feuer setzen.
Später sah ich deren Setlist auf dem Bühnenboden: 30. Dreißig (!!!) Lieder. Die haben ja noch mehr zu erzählen als Hasenscheisse oder Grüner Star!