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festival: gutensglück #1 – peppone

Peppone vorstellen: aaaalso
angefangen haben Normen (git), Dennis (bass) und Jens (git/voc) wohl vor so circa 12, 13 Jahren. Damals noch “Beatboxpunkrock” genannt, weil sie keinen Drummer mehr hatten und mit einer Maschine weitermachten. Aus den Trümmern der Band Braying Boredom.
Jens bekam schnell das Kompliment gesanglich den Boxhamsters recht nah zu sein. Jein. Jens singt, wie Jens singt und schreibt da auch nicht ganz ähnliche Texte.
Musikalisch auch eher Post-Punk, Midtempo, eher liebenswert als mitreißend. Wobei, liebenswert ja auch heißt, dass es da Herz mitreißen kann, nicht nur physisch. Irgendwie lernten sich Peppone und Tuba in Magdeburg kennen (ich hoffe doch sehr auf einem Konzert von Ben Racken und pADDELNoHNEkANU, da wir in der Repkowstrasse spielten, hihi). Die Zeit lief dahin und man probierte Peppone mit Schlachtzeuch aus. Seitdem:

Sie haben drei Alben rausgebracht. Die “s/t und “ohne grund” sind, glaube ich, noch ohne Tuba, die aktuelle Scheibe “beste Aussichten” dann mit ihm. Jens ist sehr umtriebig was die sogenannten “Bootstouren” auf der Elbe bei Magdeburg angeht. Normen und Dennis veranstalten also ein kleines Festival “Gutensglück“. Die Frage nach dem WiesoWeshalbWarum liegt also nah. Wir sprachen an Tag 2, nach dem Auftritt von Peppone.
Dies ist auch das letzte Interview, denn mit den verbliebenen Bands Keele und Detlef sprach ich aus Gründen nicht, könnt ihr im Festivalbericht nachlesen.

Normen:
Wir haben auf diesem Platz schon öfter Konzerte gemacht. Gemeinsam mit Lars, dem das Grundstück gehört, besprochen, dass wir mal zwei Tage auf die Beine stellen wollen. Was auch daran lag, dass wir Bands gesammelt haben, die wir uns vorstellen könnten und waren dann schnell bei zwei Tagen!
Wir wissen jetzt auch nicht, ob wir das ein zweites Mal machen wollen. Es ist ein erster Versuch.
PP:
Hat der Versuch funktioniert, kannst du das absehen?
Normen:
Finanziell ist das gerade so aufgegangen. Und Viel Arbeit ist es ja auch. Vorher zwei Tage Aufbauen. Sonntag und Montag werden wir hier noch aufräumen, aber klar, das macht schon Spaß!
PP:
Heißt also die ganze Crew hat das Non-Profit betreut?
Normen:
Ja! Wir haben das aus Gründen der Freundschaft gemacht. Ist auch keine wirklich offizielle Veranstaltung. Wir stören hier niemanden und eine gute Zeit haben.
PP:
Es gibt keine Pläne für die Zukunft?
Normen:
DIe Rückmeldung ist schon, dass es alle wirklich schön fanden und deshalb wir das schon noch mal machen werden.
PP:
Spielen und organisieren, das ist ja doch auch ziemlich viel zu tun…
Normen:
Ja, oft machen wir den Sound auch noch selbst! Da haben wir gesagt, wir engagieren jemanden, der das für uns macht.
Dafür konnten wir uns jetzt nun auf die Gäste konzentrieren.
PP:
Würdest du andern raten, das also auch zu machen?
Normen:
Auf jeden Fall! Klar, man muss halt an derart Locations kommen. Sollte jede*r machen!
PP:
Top! Vielen Dank.

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festival: gutensglück #1 – hasenscheisse

Es gibt sicher viel zu erzählen von dieser Band.
Hasenscheisse. Ts. Aber all die Geschichten kenne ich nicht.
Dafür kenne ich Chrischan, einer der beiden Sänger der Band und mit der Klampfe in den Pfoten. Schon seit … ach! da wart ihr noch nicht auf der Welt.
Und manchmal glaub ich das selbst alles gar nicht. Ich kenn doch kaum Leute. Liegt an der akuten Misanthropie, die mich von Geburt an begleitet.
Chrischan ruft dann auch erstmal erstaunt “Hallo! Was machst du denn hier.” Und ich sag so: “Freunde treffen.” Mir ist klar, das passt nicht so gut zu dem, was ich im Satz vorher von mir gegeben habe.
Klar, ich habe mich, auch in diesem Fall, nach ihrem Auftritt unterhalten.
Alles musste sehr schnell gehen, Christian und ich schlichen uns um den Bus herum, die Band schlich um den Bus, knallte ihr Zeug rein, Bums, Tür zu, im Hintergrund liefen schon Peppone, wir mussten uns nicht anschreien oder so, aber einfacher geht es immer! Und: sie wollten fahren. Christian und ich haben also Gas gegeben mit dem Fragen-Antwortspiel.
Und wer veröffentlicht nun diese Geschichte – ich!
Sitze also zuhause, habe mein Telefon und die Sprachaufnahme angeschaltet und stelle fest, es ist nüscht mehr drauf. Nur Handy-Sendesuche und Stille.
Ich würde es euch ja gerne vorspielen, aber lasst mal. Gibt’s bestimmt im Youtube-Geräuscharchiv.
fuckmist, ey.
Wir machen einfach mal nen “richtigen” Interviewtermin, ja?

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festival: gutensglück #1 – interna

Was macht man auf einem Festival während der “Brückenzeit”?
Schlafen? Kiffen? Noch voll betrunken rumliegen?
Irgendwie klappt das alles nicht mehr bei mir, also frühstückten wir recht zeitig in der Sonne, Steve hat ja im Bericht “Kapitel 1 & 2” darüber berichtet. Danach half ich Jens und Dennis bei der Installation zweier großer Zelte für die Zuschauer, denn der Regen war unausweichlich. Währenddessen schauten ein paar andere (u.a. auch Tuba und Norman) schauten sich ein Spiel des FC Magdeburg an… und mussten sie leider verlieren sehen.
Danach braucht man dann einen ausgiebigen Spaziergang. Steve, Tuba und ich sind so ca. 8 km zum Mittellandkanal gelaufen, dann fing es an zu Nieseln. So ein Scheiß.
Wenigstens gibt es nachher gute Musik.
Über unsere äußerst interessante Unterhaltung legen wir den Mantel des Schweigens. EInfach, weil das so ist.
Ein bisschen vorher unterhielt ich mich mit Steve über Interna. Die Band besteht aus den beiden Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen Menschen Steve (Git/Voc) und Stulle (Bass). Hinzu kommt Simme an den Trommeln, der mit Stulle zusammen auch Sie kamen Australien betreibt.
Interna machen zusammen seit Mitte 2021 Musik und werden Abend fünf eigene Stücke plus zwei KZIMALPP-Lieder zum Besten geben.
Steve:
Das sind aber Platzhalter. Und dann kam dazu , daß wir in Slots reingerutscht sind, die eigentlich für Sie kamen Australien geplant waren, die aber zur Zeit eher ruhig sind.
PP:
Sonst machst du aber kein Projekt?
Steve:
Ich hatte noch was in Hamburg, krieg das aber nicht gebacken mit Familie und Job.
PP:
Geht mir auch oft so! Wie gehts denn weiter?
Steve:
Wir haben die fünf Songs aufgenommen, die muss ich jetzt mischen. Wir haben dann ne kleine Liste an Labels, wo wir das mal hinschicken wollen, aber auch nur in Form eines Soundcloud-Links. Wenn sich keiner interessiert, dann machen wir das selbst, oder nehmen das nochmal im Studio auf. Eigentlich wollen wir was machen Aufnehmen, Veröffentlichung, Konzerte, was man als Band so macht, kultureller Faktor sein!
(lachen)
PP:
Ich bin gespannt auf heute abend!
Steve:
Ich würd mir ja schon zwei Stücke mehr im Set wünschen, das ist schon ziemlich wenig so. Fühlt sich gut und und gespannt bin ich auch.
PP:
Interna – warum?
Steve:
War Stulle’s Idee, habe ich nicht hinterfragt.
(lachen)
Klingt gut.
PP:
Schublade auf:
Steve:
Die Basis von allem ist schon Punkrock. Ist ein Sozialisationsfaktor. Für Stulle und mich, glaube ich, mehr als für Simme.
Ich könnte jetzt n Dutzend Bandnamen droppen, die beigetragen haben, aber nur noch sehr indirekt zu unserem jetzigen Sound beitragen.
PP:
Zuerst habe ich gesehen, ich spielt hier, dann “blätterte” ich so durch die Seiten und fand eure LKW-Konzerte. Was macht ihr da?
Steve:
Das ist Kim Sänger, der lebt in Buchholz in der Nordheide und hat dort ne Lichtung im Wald mit Bühne. Das ist die Waldinselbühne. Konzerte nur auf Einladung. Er weiß einfach wie das funktioniert mit dem Mailverteiler.
Der Kontakt entstand über KZIMALPP, weil wir vor einigen Jahren dort gespielt haben. Als er mitbekommen hat, dass Stulle und ich was machen, war er da gleich dran! Ein Fan- und Freundschaftsding!
Er hat einen 1973er Mercedes Benz, so ein altes, klobiges Ding, oben auf dem Dach wird eine Bühne installiert. Damit fährt er dann an nicht so klassische Konzertorte. Wir haben vor einiger Zeit in Wittemberge auf dem Marktplatz gespielt.

Das war schon ne eigentümliche Erfahrung, die aber nicht missen möchte!
Gestern am Fähranleger Teufelsbrück in Hamburg. Gegen die Elemente. Es regnete und stürmte. Man half uns das Zelt festzuhalten unter dem wir spielten.
PP:
Das heißt, das ist spontan und ihr schaut, wer vorbeikommt?
Steve:
Ja! Laufkundschaft.
In Gorleben auf der Widerstandparty gegen das Atommülllager haben wir auf dem Laster gespielt.
PP:
Unbedingt erwähnenswert!

Ich kam nicht dazu ein Foto von mir und ihm zu machen, das schaffe ich meistens nicht, aber ich habe eines von Steve gemacht.

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festival: gutensglück #1 – grüner star

Grüner Star aus Hamburg sind mir sofort in die Ohren gesprungen, weil sie ganz wundersamen Indiepunkrock machen.
Ich sag mal so: ich fand die Startposition an Tag zwei des Gutensglück ein wenig schaden, denn Grüner Star fetzen, was sie dann auch mit spielerischer Leichtigkeit zeigten. Ihre Bühnenpräsenz ist etwas Besonderes. Man hat so ein wenig das Gefühl, dass dort ganz schüchterne Menschen stehen, die erst durch die Musik aufblühen; wie ne Blume auf einer Sommerwiese beim ersten Morgenschein.
Das muss man erstmal hinbekommen!
Nach dem Auftritt schnappte ich mit Sänger Nils, um noch ein paar Takte zu schwätzen. Weitere Musiker sind: Andreas (Drums), Florian (Bass), Stephan (Gitarre).
PP
Meines Wissens gibt es euch seit ca. 7 Jahren, ihr habt zwei Alben raus “durch die Zukunft Richtung Nacht” und “Hauptsache, es bleibt friedlich” und eine Split 7inch mit Elmar. Euch ist wohl in die Promo des aktuellen Albums der Schwerlaster Corona in die Seite gerauscht. Heute ein Konzert….
Nils
…. es ist das zweite Konzert, diese Jahr, heute gewesen. In Hamburg haben wir nach knapp zwei Jahren das Recordsrelease gespielt. Das war es schon für dieses Jahr, denn das Konzert in Bremen mit Turbostaat im Oktober ist leider abgesagt.
PP
Pläne?
Nils
Für’s weitere Leben?
(lachen)
Wir sind jetzt nicht so eine Auftrittsfleissige Band. In 2023 wird sicher was kommen. Wir werden uns darauf konzentrieren was wir immer machen: neue Songs schreiben und dann eine neue Platte!
PP
Man munkelt über fantastische Vorlaufzeiten für Vinyl.
Nils
Davon haben wir gehört, uns aber nicht damit beschäftigt. Wir werden ins Studio gehen, sobald wir genug Lieder haben, die wir aufnehmen wollen. So ist die Art & Weise, wie wir das machen.
Wir backen da eher kleine Brötchen. Auch was Konzerte angeht. Wir freuen uns sehr, Konzerte spielen zu können, aber aus familiären Gründen können wir keine Tour mehr machen.
PP
Vielleicht ergeben sich ja hier neue Connections!
Nils
Wir sind keine großen Networker. Faktisch sind wir Eigenbrötler.
(lachen)

PP
Maximaler Spaß beim Spielen ist euch anzusehen, ebenso die Freude!
Nils
Ist das so?
(lachen)
PP
Da ist sicher der ein oder andere Funke übergesprungen!
Nils
Wir spielen wahnsinnig gerne Konzerte! In den letzten zwei Jahren haben wir das Gewicht darauf gelegt die Platte zu machen; und zwar so, wie wir uns das vorstellen. Wir sind da realistisch! Das Rad haben wir nicht neu erfunden, bewegen uns musikalisch da in Wegen in denen man jetzt nicht mehr Massen bewegen kann!
PP
Jetzt rede das nicht zu klein! Der Neustart ist schon eine besondere Herausforderung. Seine Kontakte da zu reaktivieren stelle ich mir auch recht mühsam vor, manches Mal.
Nils
Dann anders: wir sind ne DIY-Band, kommen aus dieser Kultur, machen die Dinge auch weiter so. Und auch wenn wir so nicht mehr klingen verstehen wir uns als Punkband, von der Haltung her. Ich glaube, es hat sich da viel verändert in den letzten Jahren. Im sogenannten Punk-Bereich haben sich Dinge professionalisiert und kommerzialisiert.
PP
Faktisch kommt aber auch schon dazu, dass es sowieso die Entwicklung gibt, dass es immer weniger Spielstätten gibt. Als Folge von Corona wird dann zusätzlich noch einiges schrumpfen, was kapitalisiert wurde.
Da könntet ihr doch nochmal ein Grüner Star werden, denn diese Szene war immer DIY und die, die durchhalten sind die, die das alles in Bewegung halten.
Nils
Ja! Ich wollte das jetzt wirklich nicht kleinreden in Bezug auf unsere Musik. Es ist halt in diesem Rahmen schon konservativ, was wir machen. Wenn ich beobachte, was so passiert, dann hat sich das Musikalische ja auch diversifiziert. Dinge sind angesagt, die einfach ganz anders klingen. Und realistisch ist dann einfach, dass wir das so machen, machen es gerne und sind weiterhin Menschen, die sich in diesem Rahmen bewegen und verorten! Und wir spielen, zu den Bedingungen, die wir alle kennen, dann kommt es eher darauf an, ob es jemanden interessiert.
Wenn sich Leute dafür interessieren, dann freue ich mich!
PP
Das ist doch mal ein Schluß. Vielen Dank!
Nils
Danke dir!
Ich finde das übrigens ganz toll, was du machst.
(und bevor wir uns in Lobhudeleien ergingen, schaltete ich das Mikro aus, wir holen uns ein Bier und freuen uns an der nächsten Band Interna)

Hier auch noch kurz der Hinweis auf den Bericht von Steven Frame, Gitarre und Gesang bei Interna, der das “kapitel 2” des Festivalberichts geschrieben hat!

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festival: gutensglück #1 – boitels

Eine Band, die keiner kennt und doch ne Menge.
Widersrpuch in sich`Nicht wirklich, denn die Boitels kennen einige in der Magdeburger Szene und wohl bald auch ein paar mehr, denn sie haben auf dem Geburtstagsgeschenk an Die Strafe mitgewirkt und das “pessimistenlied” aufgenommen und auf der Lathé Cut 7inch platziert.
Ein paar Fagen habe ich an Per gestellt, den Sänger der Band. Nach ihrem Auftritt, ich konnte mir also ein Bild machen…. im wahrsten Sinne des Wortes.
Andreas (Bass), Frank (Gitarre – Spitzname leider im Klang der Melodien im Rücken des Aufnehmers untergegangen) und Tuba an den Drums.
PP:
Wie lang gibt es euch schon?
Per:
So genau kann ich das nicht mehr sagen aber das erste Konzert war 98/99 rum. Wir kommen aus Magdeburg.
PP:
Boitels, der Name weist wohl dahin, dass ihr Oi-Musik macht. Ich höre da aber auch den ein oder anderen Einfluß….
Per:
Oi-Musik wollten wir mal machen, ja, wir haben es nur nie so richtig hingekriegt.
(lachen)
Also Oi isses nicht, Punker sind wir auch keine – Hilfspunker.

(“großartig, Hammer” kommt aus dem Off)
Per:
Zur DDR-Zeit waren wir schon irgendwie Punker, aber halt nicht so offensichtlich. Tuba war ja mehr Heavy-Metal…
PP:
(ein Ausruf des Erstaunens)
Per:
Ja! Der richtige Punker ist wohl Wundi (wenn ich das nun richtig verstanden habe, Anmrk. PP), er war es zu DDR-Zeiten schon. Der Punk der Wendezeit, das war so mein Erwachen. 88/89. Die Energie hat mich total mitgenommen.
PP:
Gibt es Veröffentlichungen?
Per:
Wir hatten mal ne Platte rausgebracht.
PP:
Eine in 24 Jahren. Vow. Mit maximalem Aufwand ein minimales Ergebnis!
Per:
Genau! Wir spielen heute noch Songs von der ersten Platte!
(lachen)
PP:
Konzerte?
Per:
Ein Mal im Jahr. Wir spielen nur dann, wenn wir gefragt werden.
PP:
Du hast schon ne recht besondere Art, deine Texte zu artikulieren. Um was geht’s?
Per:
Um mein Leben. Versuche Geschichten zu erzählen, eine Situation zu beschreiben. Teilweise auch mal quatschig wie “ich habe keine Haare”
PP:
Was kommt als nächstes?
Per:
Halt den Strafe-Cover. Wir waren in Leipzig im Studio. Das hat sich sehr gut angefühlt und werden es wohl wieder tun; für eine neue Platte.
PP:
Vielen Dank! Das war es in aller Kürze!

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festival: gutensglück #1 16.09.2022 – dr. dexter / kurzinti

Vor sechs oder sieben Jahren habe ich Dr. Dexter schon mal an der selben Stelle gesehen. Ich spielte mit meiner Band pADDELNoHNEkANU auf einem kleinen Konzertabend, damals noch mit Ben Racken.
Dr. Dexter haben eine Platte rausgebracht, 2012, war das. Sie machen … Piano-Punk. Hört sich seltsam an, isses aber gar nicht. Etwas düsterer, ein Vergleich wäre Fliehende Stürme, Punk durchgehend mit Piano. Und der Pianist Peter hat es echt drauf. Für mein Empfinden ist das ein Instrument, bei dem man echt aufpassen muss, dass es nicht zu laut wird und alles andere “zuklimpert”.
Dr. Dexter, äußerlich kaum verändert, auch immer noch in der selben Besetzung, Tobias (Gitarre), Matze (Bass & Gesang), Eik (Drums) und eben Peter am Piano. Ich darf Tobias im Anschluss an ihren Gig ein paar Fragen Stellen.

PP:
Wie seit ihr denn auf die Idee mit dem Piano gekommen?
Tobias:
Anfangs waren wir zu dritt. Peter hat einfach irgendwann mal mitgespielt und dann blieb es so, wie es jetzt ist. Es war einfach schön! Er ist ein echt begnadeter Typ, wollte Organist werden, aber er hat künstliche Hüft, die das nicht möglich gemacht hat.
PP:
Eine erste Platte habt ihr ja schon gemacht, arbeitet ihr an neuen Songs?
Tobias:
Wir wollen schon eine zweite Platte machen, haben aber wenig Zeit zu proben. Alle arbeiten in Schichten. Wir treffen uns ein Mal im Monat.
PP:
Heute Abend gespielt, nun also erstmal keine Probe mehr. Mich hat das heute an Fliehende Stürme erinnert!
Tobias:
Och, danke! Das ist ein schönes Kompliment, ich bin großer Fan.
PP:
Was kommt als nächstes?
Tobias:
Wahrscheinlich nichts, es geht uns so gut, uns fallen keine Texte ein.
(lachen)
PP:
Wie lang spielt ihr schon zusammen?
Tobias:
So 12, 14 Jahre!
PP:
Ihr kommt hier auch aus Magdeburg?
Tobias:
Wir proben hier bei Lars, dem das Grundstück (auf dem das Festival stattfindet) auch gehört, in der Garage in Klein-Ammensleben.
PP:
Mit ihm werde ich hoffentlich auch noch ein paar Worte wechseln. Vielen Dank, für die Infos!
Anspieltipp “für dich”

 

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festival: gutensglück #1 16.09.2022 – von hölle / kurzinti

Roger (Gitarre / Gesang) haben uns vor ein paar Jahren mal schon in der Gegend um Magdeburg kennengelernt.
Von Hölle gibt es nun doch schon seit ein paar Tagen, wie bei den meisten Bands gab es kleinere Veränderungen, und sie hatten das Vergnügen nun mal zu Viert aufzutreten. Jens (Drums), Laui (Bass) und Rudi ist “der Neue” an der Klampfe; seit ca. 2018.
Das erste Album bevor Rudi dazu kam heißt “alles muss raus”

Im Kurzinti hat mir Roger verraten, dass Von Hölle seit geraumer Zeit an neuen Songs wurschtelt. Sie nehmen im Proberaum selbst auf und schicken die Songs peu à peu ins Studio zum abmischen. Da sind inzwischen so viele Stücke bei rumgekommen, dass sie jetzt ein Album fertig machen und danach direkt noch ein zweites!
Die erste Platte wird “unwelt” heißen und kommt dann so in… 5 – 19649164 Monaten, da die Band Vinyl machen lässt.
Auch gibt es eine Split mit der Band Nopedose. Die Bands covern sich gegenseitig. Einen habe ich live gerade sehen und hören können “(in den Köpfen brennt noch) Licht”. Laut Aussage Roger haben Von Hölle den Song etwas eingekürzt und umgemodelt. Das haben Nopedose ebenso gemacht.
Mir fräste er sich gleich ins Hirn.

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festival: gutensglück #1 – 16.&17.09.2022 – Kapitel 1 & 2

Kann denn ein Festival kacke sein, wenn es so heißt?
In der Pampa rund um Magdeburg befindet sich die Börde. Dort gibt es viele kleine Ortschaften, die irgendwas mit “-leben” im Städtnamen haben. Oder “-wegen”, ja, klar, es gibt auch noch ganz doll andere, ist ja auch nicht wichtig. Ein so lustiger Spruch wie der von einem von den drei Detlef’s aus Köln fällt mir sowieso nicht ein; dazu später mehr.

Kapitel 1
“Vorgeplänkel”
Ich freue mich ja seit gefühlt Monaten schon dort hinzufahren, es war nicht ganz leicht für mich, das mit meiner Familie zu organisieren. Na, hat ja geklappt, ich sitze im Auto. Freue mich. Der Weg dorthin, ist schon ziemlich weit. So knappe 600km – one way. Gut für die Öko-Bilanz!
Nach und nach wurden die Bands bekannt gegeben und ich freu mich tierisch die neue Band von Tuba, den ich nun schon soooo lange kenne, und noch nie von seiner zweiten Zweitband gehört habe. Die Boitels. Peppone werden spielen. Dann freue ich mich über Grüner Star! Da ich mit Nils schon so viele Jahre maile und noch ein paar Platten in meine Plattenkiste genommen habe, aber persönlich noch nie getroffen! (PS: Schneller Autos Organisation!)
Weiter gings mit Bands, mit denen ich irgendwie bekannt bin: Dr. Dexter, Von Hölle, Hasenscheisse (ihr kennt die nicht, whaaaat?, aber ich kenne die, whaaaahaaat?) oder Interna.
Da musst ich erstmal im Netz gucken und stellte dann fest: mensch, da kenn ich doch den Steven und Stulle, die haben bei Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen … aber das ist ja auch schon… Jahre her.
Am gespanntesten bin ich darauf, ob und wie mich Chrischan von Hasenscheisse begrüßt, wenn er mich an einem Ort trifft, an dem er mich nun so gar nicht erwartet; wir haben uns auch sicher 10 Jahre nicht gesehen.
Also ein kleines, feines Festival für mich auf Augenhöhe, mit total persönlichem Bezug und freundschaftlich.

Auf dem Weg durch die Republik regnete es. Wer zur Hölle kommt auf die Idee, Mitte September ein Open Air zu machen? Es ist plötzlich kühl, innerhalb von Stunden ist vergessen, dass es den ganzen Sommer heiß war. Ich habe mindestens einen Pullover zu wenig dabei, immerhin: eine Regenjacke.
Und wieso komme ich dazu, meinen Öko-Fußabdruck so derart zu zerstäuben?
Je mehr Baustellen ich befahren darf, desto düsterer werden mein Gedanken. Zwei Mal Stillstand für 10 Minuten und kein Unfall oder andere Katastrophen in Sicht; nur dumme Autofahrer mit “fuck Greta Aufklabern”.
Ich höre die zwei megaklasse ersten Alben von Rantanplan, um mich zu erheitern. Es klappt auch, bis ich dann denke: ach, jetzt kannst auch was Aktuelles von denen hören! Ui. Ich mach ganz schnell wieder aus. Das Genuschel und ultrabrutalschnelle Sprechsingen ist einem unerträglich durchgemixten Popsound gewichen. Ist ja auch lang her “kein Schulterklopfen” und “gegen den Trend”.
Ich wollte um neun Uhr los. Habe es auf 10 Uhr geschafft. Wollte um 16 Uhr dort sein, nun ist es 17Uhr30 und ich stehe, laut Link an der richtigen Stelle. Ist nur mitten im Dorf, ich fahre hin und her, telefoniere, finde, Umarmungen, jetzt erstmal Pipi und dann ein Bier; schon geht’s los:

(ab hier mache ich Copy & Paste beim ausführlichen Bericht von Steven von Interna. Er hat das ganz wunderbar beschrieben, und mit seiner Erlaubnis, von mir gegengezeichnet, sozusagen.
Randnotiz: ich habe mit (fast) jeder Band kurz geschnackt und diese Interviews kommen noch jedes einzeln!)

Kapitel 2
“Frame in Frame”
Die Straßen werden schmaler, die Beläge ruppiger, und die Wände rücken näher ans Auto: Wir sind im ländlichen Osten, im Bördekreis genauer gesagt, Niedere Börde noch genauer gesagt. Where‘s the playground, Susie? Wir rumpeln durch Groß und Klein Ammensleben, Gutenswegen und andere Orte mit positiven Namen. Die Wasserdichtigkeit der von Tengo Peppone telegrafierten Wegbeschreibung erweist sich letztlich als Vorbote einer extrem runden Sache, so rund wie ne blankpolierte Kastanie im Herbst. Wie eine von denen, die ich morgen früh in Klein Ammensleben aufsammeln werde.
Irgendwann sind wir da, werden von Jens und Normen herzlich aufgenommen und mit den nötigsten Informationen (Parken, Pinkeln, Poofen) versorgt. Währenddessen spielen die lokalen Dr. Dexter traditionellen Punkrock mit dem Willen zur heiseren Hymne, bei dem aber die prominenten Keyboard-/Klavierpassagen aufhorchen lassen. Völlig frei von solcherlei Brüchen scheinen mir hingegen Keele aus HH zu sein, geschmeidiges Quartett, ausdrucksmäßig für MICH ALTE, ABGEKOPPELTE SALZKARTOFFEL natürlich eine Punkrock-/Rockpunk-Inkarnation von REVOLVERHELD. Das pneumatisch rundumgefederte, alle Zeit „Engagement!“ kommunizierende Fitneßtrainer-Gehüpfe des Bassisten macht mich am fertigsten, aber gecoacht wirkt die ganze Band. Morgen werde ich mir unsere Setliste auf die Rückseite der Keele-Setliste kritzeln und die Regieanweisung „Ciao/Merch/Socialmedia“ vorm letzten Lied entdecken. Ciao, kauft unsere Vinylplatten und folgt uns auf Inza. Geleckt. Und jetzt fallt über mich her, freßt mein Gehirn und mein Plauzenfett.
Wir verbringen den restlichen Abend am Lagerfeuer bei Currywurst und Kartoffelspalten mit Zwiebelstippe und freuen uns des Lebens. 23:30 Uhr archimedisiere ich mich in meinen Schlafsack und schlafe in der spartanischen Stockbett-Hütte 6 Std. straight durch. Stulle, der alte Penn-Artist, schnurchelt heimelig ins Ikea-Laken, und ich wittere Chancen, die das Leben evtl. gerade für mich anrichtet. Aufstehen, rausgehen.
Stapfe ungeduscht und ataktisch auf der Lichtung umher, schaue mir die Baracken an, die rauchende Lagerfeuerasche, die Autos und die Bühne, auf der ein halbes Schlagzeug und ein Trio toploser Boxen darauf warten, von Flechten, Moosen und Ranken überwuchert zu werden. 1936, als dieser Ort noch ein Schwimmbad war, campierten hier die italienischen Olympioniken. „Da war Bud Spencer bestimmt auch bei“, denkt mein benebeltes Hirn mir vor. Waldspaziergang wird nichts mangels Wald. Ich erklimme den Hang, auf dem die Schlafhütten stehen, und sehe im Horizontdunst den Salzberg des ehemaligen VEB Kaliwerke „Ernst Schneller“, Zielitz, quasi also den Ayers Rock von Sachsen-Anhalt. Peppone haben einen Song namens „Kalimandscharo“ über diesen fremdartig in der Landschaft liegenden beige-braunweißen Hügel geschrieben, und über den Acker, auf dem ich stehe, schiebt der kühle Wind Wolkenstränge verschiedener Grautöne. Endlich Herbst. Endlich wirklich Herbst. Jedes Jahr warte ich länger drauf.
Unterm kalten Wasserhahn des aufgerissenen Herrenklos Haare und Sonstiges waschen. Mal zur Straße gehen und schauen. Plötzlich nicht mehr pleite sein, weil am Wegesrand 10€ liegen. Zu Fuß nach Klein Ammensleben, weil sie da vielleicht Kaffee haben. Eine Einheimische versichert mir, daß es „…hier im Durf…“ GAR NICHTS gibt. Oder wie Detlef es heute Abend ausdrücken werden: Man sei durch jede Menge Orte gekommen, die irgendwas mit „-leben“ heißen, „…aber sah gar nicht nach Leben aus!“
Also wieder zurück zum Slot. Fremd in der Börde, und Alleinsein ist ein rares Gut in meinem derzeitigen Leben, so daß ich jede Minute, die ich unter rauschenden Bäumen dahergehe, genieße. Es ist der Morgen eines perfekten Tages.
Wenig später geben sich die Wohltaten schon die Klinke in die Hand und rennen bei uns offene Türen ein. Peppone tischen Frühstück auf, und die Sonne beginnt ihre Tagesschicht. Stulle und ich holen die Hobel aus den Futteraalen und daddeln rum. Simme, was macht der eigentlich? Schlaf nachholen, aufem Übungspad klöppeln? Mit Anlauf in den Wald förstern? Ordnungsgemäß die Grenze verzollen und simultan die Mutti verlinken? Sich gebenedeit ein paar unter die Tonsur mönchen? Sich gehörig was ins Keyboard klimpern oder einen hinter den Schnuffi atmen? Etwa die Rinne verzinken? Ich weiß es grad nicht.
Nachmittags Spaziergang zum Mittellandkanal mit Tuba (Ben Racken, Die fabelhaften Buckau-Boys undwasweißichnoch) & Felix (pADDELNoHNEkANU, Provinzpostille, Vinyl-Keks): Interessante Gespräche über Punkrock im Wandel der Zeiten, den Magdeburger FC und die Gegend, Beinahtuchfühlung mit Nandus und zunehmender Regen. Gut, daß Team Peppone bereits am späten Mittag zwei Pavillons direkt an die Bühne gezwirbelt haben. Unter ihnen werden sich nachher die Leute versammeln und wegen des Regens auch nicht weggehen. Sprich: Der ganze lange Abend wird eine einzige, herrliche BANDS-UND-LEUTE-SITUATION sein! (war gestern allerdings ohne Regen und Pavillons auch schon so!)
Als wir zurückkommen, hat Jens bereits Kürbissuppe auf dem Kocher. Ich habe schon so manche Kürbissuppe verkasematuckelt, aber diese gehört zu den Top-Pumpkin-Five! Dazu ein paar vegetarische Schmalzkniften, und schon fühl ich mich wie Steven Frame an einem Samstagabend mit Kürbissuppe und Schmalzkniften.
Grüner Star machen den Auftakt einer höchst abwechslungsreichen Handvoll Bands. Meine Sympathometer schlägt gleich ein wenig aus, weil der Gitarrist eine Fidel Bastro-Pudelmütze trägt. Man soll ja die Menschen nach ihrem VERHALTEN beurteilen, nicht nach ihrer KLEIDUNG, und eine Mütze aufzuziehen, das ist ja ein Verhalten. Der Sänger erinnert mich an Peter Hein, aber nur wegen seines idiosynkratischen Auftretens; halt einfach ein TYP, der authentisch sich selbst transportiert und eine menschliche Aussage macht, der ich mich nicht entziehen kann und möchte. Seine Gesangspausen nutzt er zum Tanzen mit geschlossenen Augen, aber ohne animatorischen Gestus. Für sich macht er das und zieht während der 40 Minuten, die Grüner Star bestreiten, eine Schneise in die Crowd. Kein Bad in der Menge, eher ein Vordringen. Baut Spannung auf und hält die Balance. Der Regen sei ihm und seinen Kollegen von Hamburg bis hierher gefolgt, erklärt er. Gut zu wissen, ich dachte nämlich, WIR wären das gewesen.
Die Musik bewegt sich im weiten Feld zwischen Indie und Punk, BPM-Quotienten von Midtempo bis Motorik, manchmal beginnend repetitiv und auf eine kratzbürstige Art fließend und offen. Kann ich auf Anhieb was mit anfangen, und später wird mir der wundervolle Felix ihr Album „Hauptsache, es bleibt friedlich“ für umsonst überreichen, was mich ziemlich vom Podest schwiemelt. Die Zeile „Ist dir die Luftfeuchtigkeit der Nacht in die Augen gefallen?“ soll mich heute noch ein wenig begleiten, repräsentativ für die überragenden Texte dieser Gruppe. Eine Entdeckung! Toll!
Unser eigenes Konzert (das siebente unserer Karriere) geht danach zu meiner vollsten Zufriedenheit über die Bühne, und das ist selten so. Die Leute gut, wir gut, Sound gut, Gelöte macht mit, Kommunikation funzt – eins der besten Konzerte, die ich je gegeben habe und unser bestes bisher. Hinterher wollen Zwei zuerst etwas von uns kaufen (aber wir haben ja nichts) und dann wissen, was wir beruflich machen. Vorher möchten sie aber raten und tippen bei mir auf Pfarrer. Das gefällt mir.
Selbst mit Hasenscheisse kann ich heute etwas anfangen. Ihre „acoustic guitar trash balladen“, aus denen ich mir einen gewissen Brecht/Weill-Einfluß heraushöre, sind nicht mein Ding, aber ich genieße den Auftritt und fühle mich blendend unterhalten. Extrem aktivierende Polka-Refrains wechseln sich mit rhythmisch offenen Intermezzi ab, in denen die Geschichte des jeweiligen Songs mehrstimmig weitergesponnen wird. Macht einfach Sauspaß, da zuzuhören. Und unterm Pavillondach fliegen die Extremitäten, während Stulle und ich uns die nächste Rutsche Kartoffelspalten reinmähen und uns von Anke und Otto vom Kali-Lauf erzählen lassen: Letztes Jahr hat Tuba auch mitgemacht und ist bei 35 Grad Celsius den Kalimandscharo hoch, aber da hatte Otto ihn längst abgehängt.
Den emotionalen Höhepunkt setzen aber Peppone, deren Energie, Fleiß und Liebe wir dieses rauschende Fest zu verdanken haben. Mag sein, daß es in musikalisch-technischer Hinsicht gar nicht ihr bester Auftritt ist, und auch der Sound ist zumindest anfangs echt brüllig, aber die großen Punkmomente der Geschichte haben diese Vorzeichen immer umgedreht, und deswegen waren sie so begeisternd und so gut. Punk handelt von Leuten, die was Eigenes auf die Beine stellen (klingt jetzt ein bißchen nach Jodeldiplom, ist aber auch wahr), und diese vier Typen sind so punk wie nur was. Endlich normale Leute!
Stunden später wird mir Stulle, der mit melancholodischem Punkrock wie diesem nicht automatisch was anfangen kann, erzählen, daß ihn die menschliche Größe, die hör- und lesbar in diese Musik und die Texte eingeflossen ist, unerwartet berührt hat; daß Hoffnung und Optimismus darin wären, trotz aller thematischen Heftigkeit (Flucht, Krebs, Tod, gescheiterte Existenzen). Er hat es erfaßt. Peppone sind die wahrhaftigste Band des Abends, sie sind Familie und holen sich ihre Lieben auf die Bühne. Jens‘ Tochter nimmt sich am Ende ihres Vokaleinsatzes einen dieser extrem süffigen Mexikanerschnäpse* vom Tablett und enteilt, ihn stürzend, in die Menge, am Vater vorbei, der ihr mit einem „Ach-so-ist-das-also“-Blick nachschaut. Riesenkurzfilm.
(*Alter Sombrero, dieser Mexi-Schnappes: Kurz vor meinem längst zur lieben Gewohnheit gewordenen „Shellober“-Gesangscameo stürze ich mit Simme einen dieser roten Teufel, und der fährt mir so hart und würzig ins Gedärm, daß ich zügig den Sanitärbereich aufsuchen muß. Längerfristige Folgen bleiben aus. Klammer zu)
(Zweite Klammer: Als Frank Mühr mir bescheinigt, „Shellober“ gut gesungen zu haben, weiß ich noch gar nicht, daß das FrFrank Mührst.)
Eigentlich braucht jetzt nichts mehr zu kommen. Simme und ich auf zwei Stühlen im verwühlten Backstage, und bei ihm gehen die Lampen aus, er wird quasi neurophysiologisch runtergedimmt und kündigt an, sich im Bus abzurollen. Ich erwäge kurz, es ihm gleichzutun, gehe dann aber doch wieder raus und kröne mir den Abend mit den fantastischen Detlef aus Köln; allein auch, weil ich aus alter Liebe schwer an einer Band vorbeigehen kann, in der Eine/r eine Firebird spielt – wie Frank Mühr.
„Gut gelaunter Haß“ ist Detlefs Credo, und das greift tiefer als „Funpunk“, aber ein ums andere Mal scheckig lachen müssen Stulle und ich uns bei Titeln wie „Scheiße ich muß pissen“, „Wie kann man sich nur nicht für Fußball interessieren“ oder „Barclay James Harvest“ doch. Gleichzeitig stehen diese Typen ganz klar auf der guten Seite, ohne im geringsten den Konfektionierungen des Punkrockbetriebes anheimgefallen zu sein, und beliebige Lustigheimer sind sie auch nicht. TYPEN!! Humor, verdammt! Authentizität, ja, ja, bla, bli, blumm, wir sind ja hier nicht im Personalityzoo, normale Leute halt, die beim Frühstück am nächsten Morgen auch mal „Kopulationspsychose“ sagen, ohne daß komische Vibes aufkommen. Und ein brachial geprügelter, aufs Nötigste reduzierter Zweiminüter tritt dem Vorigen in den Arsch. Keine der großzügig auf die Bühne gereichten Alkoholspenden (Durcheinandertrinken? Ja, bitte!) wird stehen gelassen. Texte über Saufen und saufen, ohne daß die Performance Kinken kriegt. Drummer spielt open handed, wirkt auch bei fliegenden Tempi völlig entspannt, und 2-3x pro Song nimmt ein verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht Platz. Ich bin verliebt und kaufe mir von teils geliehenem Geld zwei Platten.
#längesterreviewallerzeiten und es kommt noch mehr!