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LP: briefbombe – ausgeliefert (part II – joey)

Weil mir das aktuelle Release von Briefbombe, Ausgeliefert, so gut gefällt und hier nicht alles aber vieles erlaubt ist, lässt mich Felix hier einfach ein weiteres Review zur besagten Veröffentlichung schreiben, obwohl er das selber im Juni schon einmal getan hat. Here we go:

In genialer Schlichtheit und mit Liebe zum Detail bekommt man Punk mit Hardcore-Einschlag auf der old-schooligen Seite des Spektrums! Ideen, Konzept, Texte und Umsetzung: Geil!

Akkordfolgen kommen eingängig und evil daher. Hier und da ein paar musikalische Pflastersteine aus dem Punkbaukasten in Form Rhythmus-betonter Einschübe. Das super Songwriting erschafft attraktive Frankenstein Monster, zu denen mein Herz hüpft. Es ist ein geiler Wechsel aus Melodien und Blastbeats –  rau und kuschelig zugleich.

Besonders fällt mir auf, wie super die Metrik der Texte, quasi der Gesangsrhythmus auf die Nummern geschneidert ist! 10 von 10! Es läuft mir dermaßen rein, dass ich meine Umwelt einfach an meiner Freude teilhaben lassen muss! Ich hab das Teil von vorne bis hinten, inklusive “Stille Post”, beim ersten Kennenlernen gleich drei Mal hintereinander laufen lassen. Seitdem auch weitere viele Male. Mein Favoriten sind u.a. GI JOE und BRIEFFROINDSCHAFT, aber ich höre, wie gesagt, eigentlich immer das ganze Teil von vorne bis hinten mit großer Freude durch.

Auch auf social Media, YouTube und Konsorten wirkt die Band Briefbombe unglaublich sympathisch auf mich! Ich schließe diesen offenen Liebesbrief in der Hoffnung, die Band doch irgendwann mal live zu sehen.

Erschienen und zu haben via Spastic Fantastic (schwarzes Vinyl) oder RilRec (orange Vinyl).
Oder bei der Band selbst.

Review von Joey Controletti.

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LP: phantom bay – underground

Single Sided, fünf Songs.
Als ich sie 2023 auf dem Hellfest in Stuttgart gesehen hatte, war ich schon schwer beeindruckt – scheibar so sehr, dass ich vegaß, ein Video der Band zu machen.
Ich habe mir nicht gleich alle Platten bei der Band gekauft, sondern erst im Nachgang.

Nun, im September ist ihr EP underground erschienen und läuft seitdem heiß!
Mich erinnert es sofort an die Band Sleep Routine, die ich vor ner gefühlten Ewigkeit hier besprochen habe. Reibeisenstimme, cooler Emo. Eben jetzt Phantom Bay.
Die Band kommt aus Bremen. Haben ein sehr geiles Tempo, Alibi, ein wahnsinnig guter Song.
Sehr tighte, melodische, amerikanische influenced, aber Phantom Bay haben dieses Quentchen “angepisster Emo” am Start, welches einfach megagut ist!
Nach vorne gespielter Punkrock. Teilweise spielten sie schon bei New Native, The Deadnotes oder Casually Dressed, sind also keine ganz unbekannten Musiker, trotzdem noch recht jung!
Fünf richtig gute Songs!

Die Lyrics sind hinterfragend, in ihrer Bitterkeit und Verzweiflung auch suchend nach dem Ende des Tunnels.

Everyone is bitter
Everyone feels sick
We consume all that’s left
Shortsighted minds push us out into the tide

“no space” ist ein Song, der erstmal sehr hart auf mich wirkt. Es ist erstmal “Arbeit” sich selbst zu hinterfragen. Gute Antworten kommen nie einfach.
In “bullet” geht es darum sich eben jene Gedanken in den Kopf zu schießen.
“Ends meet” ist der klare Hinweis darauf, dass nicht jeder von den selben vier Buchstaben angetrieben wird. Phantom Bay sind sehr erzählerisch in ihren Lyrics. So gibt es in diesem Song einen Dialog!
Der letzte Track, dieser wahrlich sehr kurz und knackig gehaltenen Songs zwischen eineinhalb und zweieinhalb Minuten, “collective decline” handelt von den Dingen, an denen wir permanent scheitern. Dauernd sinnlose Texte lesen, die nichts haben und niemanden treffen. Und man sich fragen sollte, ob man nicht an diesem “kollektiven Niedergang” mitmachen möchte!
Musikalisch eine tolle Energie. Der Sound, die Rotzigkeit ist geil.

Einseitig bespielt, rotes Vinyl.

Artwork by Yannic Arens. KROD Records.

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LP: Lypurá – ć

Mit Copy & Paste kommt man an dieses seltsame ć. Titelgebendes ć.
Schon viel zu lange steht sie hier, mit ihrem wunderschönen Extra-Cover und in Silber & Greenpurple-Splatter.
Wenn nur die Musik nicht noch schöner wäre, dann würde ich mir ja nur die Platte angucken, haha!

Der zweite Longplayer der Band Lypurá strahlt wieder diese kindliche Freude aus, das ernsthaft Mutige, das erwachsene Träumen.
Sofort fallen mir Who calls so loud ein, Lysastrata oder Tiger Magic. Ihr kennt die alle nicht? Ihr kennt Lypurá nicht? Dann wird es Zeit!
Das Label Through Love empfiehlt diese Bands: The Saddest Landscape, Funeral Diner, Algernon Cadwallader; die ich nun alle nicht kenne….

Eine erste Videosingle kam mit “return.youth.”

Der Sound von Lypurá ist druckvoll dünn. Durch eine schöne Liveshow im P8 (Konzertbericht in Ausgabe 11 der ProvinzPostille) konnte ich erleben, dass Gitarre und Bass ab und an nun Instrumente tauschen. Die neuen Songs empfinde ich als etwas vertrackter aber auch melodischer, als noch auf á. Ganz wunderbare Chöre zu emotionalen Texten, in denen es ums Älterwerden geht und das Hinterfragen, ob man (und wie) seine Perspektive verändert. Beziehungen, Freundschaften, die verloren gehen und neue entdeckt, gefunden werden.
Die drei Herren haben sowieso einen großen Sympathie-Bonus bei mir, wir kennen uns nun schon seit ihrem ersten Demo!
Die Spannung, das Überraschende, das Herzliche und Traurige, all das hört man in ihrer Musik. Ich empfinde sie keineswegs als pathetisch oder weinerlich, nein, das macht alles riesen Spaß. Das Leben geht in Wellen, und Lypurá bilden dieses Leben musikalisch ab.

Videosingle “clarity”

Meine Anspieltipps sind “knuckels” und “aftermath”.
Dieses in-der-Jugend-schwelgend ist einfach total megagut.

Gibt es via Throughlove Records. Bereits im Frühjahr erschienen.

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LP: erai – only future

Diese Platte von der berliner Band erai hat mich mit einer anderen Bestellung (and then i feel nothing) erreicht. Was aber nicht heißt, dass sie nicht auch auf dem Plattenteller UND in der Reviewsection landen darf. Platte erschien bereits 2021.
erai machen Emo. Screamo. Viel Spannung, von leise nach laut und wieder zurück.
Furztrockene Gitarren treffen auf (indian summer) Gesang, knackige Drums. Erinnert mich sofort an We Had A Deal, die ich schon sehr mochte. Aber auch die tollen Tiger Magic (beide Bands gibt es nicht mehr).
Ich bin nicht so drin in dieser besonderen Szene, doch lasse mich ab und an gern mitnehmen, mitziehen, mitreißen, wenn eine so gut gespielte Wall of Sound mich packt. Die Songs sind nicht gerade kurz mit sechs Minuten, durch die abwechslungsreichen Gitarren, ab und an gibt der Bass einen schönen Lauf rüber in den nächsten Ausbruch.
Da steckt auch viel Post-Rock drin, fast könnten erai auch eine instrumentale Band sein, das würde genauso funktionieren. Hier fallen mir Bruecken und This Will Destroy You ein.

erschienen via lifeisafunnything – transparentes Vinyl.

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LP: hester – succus

Hester. Band aus Mannheim.
Beim Konzert von Lypurá hab ich die Platte von hester in die Hand gedrückt bekommen.
Ich mag ja Lypurá vom ersten Ton an.
Mit anderen Screamo-Bands tu ich manchmal doch recht schwer. Und so bin ich mir nach dem esten Hören von Hester noch nicht sicher, was genau ich nun schreiben soll. Jede Platte zum reviewen darf aber einige Runden drehen und liegt nie wie Blei auf dem Plattenteller; oder auf 33rpm abgespielt.
Auf dieser EP sind nur vier Songs. Zwei pro Seite.

Es wirkt, als ob die Band sehr auf Effekt, auf “gewaltig” (Wall of Sound”) aus ist. Schleppend, drückend und die weibliche Stimme kommt so krass aus den Tiefen der Hölle – wahnsinn.
“Tasseomancy” dreht sich um Selbstzweifel.
no gods, no masters, only the voices in my head
(…und ein ganz klein wenig Hoffnung)
Insgesamt handeln allen Texten um verlorene Beziehung(en), Selbstzweifel, Zeit, die nicht aufzuhalten ist, Gedanken, Visionen, die einen verfolgen.
Die Platte ist in Hochglanz aufgemacht. Sehr gut produziert, verdammt guter Sound.
Erschienen ist das schon 2018 und leider an mir vorbeigegangen. Vermutlich hat die Band hester auch zu selten live gespielt. Das ganze Design wird abgerundet durch farbiges Vinyl in dem dominierenden Farbton des Coverbildes.
Revolvermann Records ‎– Riza023, Meta Matter Records ‎– MMR#023, Volatiles ‎– VLT001

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10inch: erai vs …then i feel nothing

Diese wunderschöne Lathé Cut 10inch möchte ich hier eben besprechen.

Seite Erai ist mit dem Song “one thousand farewells” geschnitten und ist ein treibender, träumender Emosong, der eine super Energie hat, schwelgt, sich biegt, aber nie verliert. Über 10 Minuten, die eher postrockig sind, als Hardcore.

Seite …and then i feel nothing wartet mit “blossom” auf. Die wesentlich mehr Druck haben. Emotionaler Powerviolence. Stimmlich erinnert mich das an die tollen Sleep Routine, die eher Emopunk gemacht haben, egal. …and then i feel nothing geben hier einen wütend, lauten, krachigen Track ab, der mit etwas mehr als vier Minuten Spielzeit wesentlich kurzweiliger ist, als Erai.

Nur 20 Stück wurden davon gemacht. Sound ist echt top. Ein paar wenige sind noch übrig.
10inch kommt mit Siebdruck-Cardboard und der CD von …and then i feel nothing

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MC: starships – demo 2021

Von Erai aus Berlin habe ich mir was bestellt (später mehr dazu) und Peter schickte mir etwas, völlig unkommentiert, mit: eine MC der Band Starships. Ist das Demotape der Band und sie haben mich total überrascht.
Starships haben ihr Demo in 2021 aufgenommen, auch eine Berliner Band, und sagen von sich, sie machen “punk-whatever”.
In meiner Welt hat das wenig mit Punk zu tun, viel Indie-Schrammel und hat ne Menge hörbarer Einflüsse aus dem Post-Hardcore, ein bisschen Emo. Erinnert mich an die wundervollen Tiger Magic – eine ganz klasse Band mit zwei wundervollen Releases; da fällt mir auf, dass ich die auch schon zu lang nicht mehr habe laufen lassen – nicht ganz so melodisch.

Sehr cool eingespielt, man hört, dass es ein Demo ist, jedenfalls mache ich das an der Menge des Halls auf der Aufnahme fest. Ich denke, dass das die Band schon bewusst so gesetzt hat.
Starships, da ich keine weiteren Infos habe, belasse ich es dabei, lohnen gehört zu werden. Tape gibts via Bandcamp.

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LP: birds in row – gris klein

Gesehen hatte ich die Band im Juha West in Stuttgart; und sie haben mich komplett weggeblasen. Birds in Row.
Hier eine ultimative Lobhudelei auf dieses übergroßartige Album.

Kennt ihr das, wenn ihr ein neues Album angkündigt bekommt, darauf gewartet habt ihr aber nicht. Zufällig habe ich sie gesehen (link oben) vor über 5 Jahren. Kurz nach der Tour kam eine LP raus, die an mir vorbeigegangen ist. Nun also “gris klein”. Birds In Row ist eine der wenigen Bands, die eine klassische Tour spielen. Quer durch Europa, 30, 40 Gigs “in a row”.
Was mir schon mal auffällt ist, dass das Album-Artwork wesentlich bunter ist, als bei den Releases zuvor. Birds In Row machen ja auch keine Lebensbejahende Musik. Als erstes Video kommt ein Studioauftritt und die beiden Songs “noah & cathedrals”.

Wahnsinn, oder? Das gekonnte Spiel mit laut/leise und den passenden Lyrics dazu. Refrainlos, rhythmisch.
Der Aufbau des ersten Songs, die Dynamik, die in den zweiten Song führt, man kaum den Übergang merkt, was nach den 10 Minuten musikalischem Sog einen wie paralysiert im Sessel gedrückt hält.
Die Art und Weise, wie Birds In Row mich mitnehmen ist schon echt geil.
Die anfangs gut zu verstehenden Lyrics münden, zwingenderweise bei Screamo, in teilweise unverständliche Parts. Über die erste Frage “you think you can fix it with money” über “you say you’d be free with the money” zu “you should have taken the money you fool”. So erzählt die Band die biblische Geschichte von Noah also um in den heutigen Kapitalismus, der uns auffrisst; jedenfalls verstehe ich das so. Interpretationsspielraum ist da immer noch genug.
Das Geld ist der Apfel, den wir gegessen haben.
Ein düsterer und zweifelnder Song. So auch “Daltonians”.

I ain’t scared of the dark
Just afraid of you
I ain’t scared of the dark
Just afraid of you

Allergic to all uniforms?
Prеpare for a sick rash
What is it you prove at the еnd of a gun, at the end of a gun?
Since you chose what I see
Shoot me in the eye
I have no use for it

When we’re done stealing the walls of our schools
To erect prisons
We could nerd out on facts and on tools
To teach us kids how to listen
All my friends hate me, they voted for war

Birds In Row haben diesmal den Sound, die Distortion reduziert, werden klarer, mehr ist es irgendwie rougher, griffiger; keine Frage, der Sound ist brilliant. Sie konzentrieren sich mehr auf die Stimmung, die sie erzeugen können. Sehr Beat-orientieres Bassspiel, gemeinsam mit den Drums.
Pendelnd zwischen Post-Rock und Post-Hardcore, Screamo, Verkopftes passiert selten. Kein Gefrickel.
Erschienen via Red Creek.
Zu haben bspw bei Flight13 (auch alle andern Releases.)

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LP: bent blue – where do ripples go?

Modern Illusion darf ich echt dankbar sein, dass sie diese Band entdeckt haben und das Demotape hier in Deutschland rausgebracht haben “between you and you’re“.
Auf ihrer neuen EP “where do ripples go” prügeln sich Bent Blue zwischen dem anarchischen MDC Geballer oder auch Sick of it all, und supermelodischen, windschiefen Dischord-like Parts. Das klingt aber nicht nach gestern, sondern als ob sich diese Band ein ganz eigenes Bild macht und das in abwechslungsreiche Hardcoresongs packt.
Ein bisschen Noise hie und da. Treibende Gitarrenriffs, Taktwechsel und den sehr reflektierten und nachdenklichen Lyrics von Toni Bertolino ergeben auf “where do ripples go” sieben klasse Songs. Kurzweilig und intensiv.

EP gibts in Deutschland hier: aber bei dem Preis würde ich auch hart zucken. Coretex. Bei hhv noch teuer. Die spinnen, ha! In Italien könnt ihr günstiger bestellen, wobei ich bezweifel, dass das Porto nicht doch auch recht hoch sein könnte. Fuck, es lohnt sich wirklich, diese Scheibe zu kaufen 😉 Grindpromotion Records
Ist zwar in einem wunderschönen blau-mixton gepresst, einseitig bespielt. Innenhülle bedruckt mit den Texten.

Ich habs direkt bei War Records (Amerika) bestellt, sie waren so nett, dass cool zu verpacken und… (rest per PN)
Ein paar Tapes vom Demo gibt es noch im Away From Life – Shop.

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LP: bruecken – innere unruhen

Da bekomme ich mal mit, das Bruecken frühzeitig ankündigen, dass sie ihr zweites Album veröffentlichen, ich bestelle das Vinyl VOR, es soll dann im Mai erscheinen, und nun isses Oktober. Asche auf mein Haupt.
Aber Musik ist ja nicht vergänglich, das Vinyl vermutlich aber inzwischen ausverkauft.

Die Post-Rock Band, ich würde eher sagen: Post-Hardcore, haben also ein weiteres Album raus und bleiben sich stilistisch recht treu.
“innere Unruhen” weist nicht nur in eine Richtung, dass das instrumentale Musik ist, sondern auch mäandert zwischen sphärischem Post-Rock und hartem Post-Hardcore. Geschichten erzählen ohne Worte. Ringen um die nächste Stufe in einem Song. Für mich ist das ne ganz besondere Art Musik zu machen, diese musikalischen Bilder, diese Gefühlsreise durch Riffs und Beats, wenn die ankommen ist das einfach totale Gänsehaut. Bei Bruecken fuktiniert es!

In schönem orange ist die Platte bei mir angekommen, wie das Licht, das auf dem Cover durch das Fenster scheint. Stilvoll schlicht.
Auf jeder Seite drei Songs, da ich nicht DER Hörer dieser Musik bin, sondern einfach ab und an mal über eine Band stolpere und komplett hängen bleibe, Bruecken haben es geschafft! Super eingespielt, tolle Ideen und Brücken zwischen einzelnen Songteilen, einwandfrei aufgenommen (Sunsetter Recordingstudio), ein ganz wundervoller Release!

Musik via Bandcamp, dort gibt es auch die limitierte orangene.

Erschienen bei Moment of Collapse (und es gibt wohl noch ein paar der Kleinstauflage, greift zu!)