LP: los gringos – street surf

Eine Surfband aus dem Ruhpott. Ja, das geht, das Trio muss dafür nicht zwangsläufig Wellenreiten, nur auf ihren Saiteninstrumenten.
Los Gringos.
Vor fast drei Jahren haben sie ihr Album „street surf“ rausgebracht, habe es zufällig entdeckt und sofort gemailt.

Mit Rapha dem Gitarristen bin ich ziemlich schnell in Kontakt gekommen, wir telefonierten und ein paar Tage später übertrug die Nadel den punkigen Surfsound aus Bochum in meine Boxen.

Eine musikalische Beschreibung habe ich aus dem Internet gezogen „Their sound is too surfy for punks and much too punkesque for surfers.“
Die drei verbliebenen Gringos, gestartet haben sie mal zu Viert in 2013, haben also 2020 diese Platte mit 11 instrumentalen, punkigen Surfsongs aufgenommen!
Ab und an aufgelockert durch ein Filmzitat.
Los Gringos machen das sehr cool, weil sie das Tempo recht hoch halten. Es hat eindeutig ne punkige Attitüde. Weswegen das vielleicht jetzt keine Neuerfindung des Sounds ist, dafür aber eben mit Tempo und Spazz in den Backen. Gute Songlänge.
„ickern beach“ und „special agents have to run“ sind Anspieltipps. Kürzestes Stück sei noch erwähnt mit „surf fast sleep long“.

Los Gringos bei Instagram. Erschienen ist das Album beim holländischen Label Planet Of Sound, auch Urusai Records genannt.

LP: überyou – silver lining

Ich bin jetzt kein so’n „die hard fan“, dass ich mir alles kaufe von einer Band; und das bei jeder Band, die ich gut finde. Mein Plattenschrank würde überquillen!
Überyou hätten es eigentlich verdient. Ist ja grundsolide, melodische Punkmucke, die in Herz und Beine geht. Aber ich konnt beim letzten Cover zu „nightshifts“ einfach nicht Ja sagen.
Und jetzt schaut euch mal diesen Phallus auf diesem Cover an – mit Regenbogenstrahl. Ich hab nicht ganz verstanden, das Artwork. Eventuell hilft mir jemand weiter. Soll es Sehnsucht vermitteln (das Fliegen), Freude (der Regenbogen)?

Ich würde sagen: die wohl bekannteste schweizer Band, in Sachen herzlichen, melodischen Punkrock, Überyou, kommen nach drei Jahren mit einem Nachfolger um die Ecke gedüst!
Als erstes habe ich die einseitig bespielt Lathé-Cut 7inch aufgelegt und höre einen gut abgehangenen „Rocker“. Die Single gab es von Gunner Records für die ersten 30 (oder mehr?) Besteller.

Das Album startet mit „another round“ und „road to philly“. Überyou sind ja schon ganz ordentlich rumgekommen und sind eine Band die, die ihre Freude an dem was sie machen und ihre Dankbarkeit nun wirklich nicht verstecken!


Großes Vorbild dürfte schon Bruce Springsteen sein, die Musik ist schon stark von amerikanischen Emo, Rock und Punkrock-Vorbildern beeinflusst. Kennengelernt habe ich sie durch Hell & Back auf deren (fuck Armageddon this is) Hellfest (findet am 06.05. wieder statt!)
Klar, mir geht der Pogo-Smasher „just swinging by“ mega ins Ohr. Überhaupt gehen, auch durch den fast durchgehenden Doppelgesang, die Songs so hart ins Ohr. Sie haben den Gesang nicht zu laut über die Gitarren gemischt, was mir das Soundbild echt sympathisch macht.
Ab und an wechseln sie sich ab wie bei „salvador“.
Die zweite Seite vervollständigt, das homogene Songwriting und Sound. Den sie übrigens diesmal ohne Studioaufenthalt komplett im Proberaum selbst produziert haben!
Mit einem melancholischen und nachdenklichen „1989“ verabschieden sie sich für dieses Mal.

we got to learn from the past mistakes
and steand up for the ones that break
so they won’t break at all
tear it down to build it up
let’s integrate and never stop
until we’re one again
we’re all the same
leave noone behind

12 Songs, Gatefold Cover, Hochglanz-Einleger, eingepackt in transparent bedrucktes Geschenkpapier, top Sound, saugute Produktion, ich freu mich auf gleich zwei Konzerte, auf denen ich sie mir innerhalb dreier Tage anschauen kann!
Erst am 04.05. in der Alten Hackerei, dann aufm Hellfest. Erschienen bei Gunner Records. Das schweizer Label Inhumano und das US-Label Say10 sind noch mit an Bord.
Wer die Jungs mal in ihrer natürlichen, Schweizer Umgebung sehen möchte, zieht sich doch mal bitte ihr „Winter in der Schweiz“-Video zum Song „revolt“ an

LP: sex mit bekannten II (spastic fantastic compilation)

Sage und schreibe 50 (!!!) Bands mit jeweils einem Song auf vier rosa Vinyl-Seiten, verpackt in ein Hochglanzgatefold. 50 Bands mit 50 Songs macht Release 100. Kleines Jubilat also auch noch. Ein Grund für „Sex mit Bekannten“.
Und was erwartet man von einer Spastic Fantastic Compilation? Na? Nicht bloß One-Night-Stand-Rumgeficke, nö.
Punk, Geballer, Lärm und Fun. Ob das wa mit Liebe zu tun hat, dürft ihr selbst rausfinden.

Das geht nach vorn, hängt keine Sekunde durch.
Einige Bands sind sicherlich auf dem Label, andere nicht. Einige kenne ich, einige nicht.
Schon hier besprochen und für gut befunden sind da Bijou Igitt, Disgusting News, Lügen, Progendroblem und Schwach.
Die Aufnahmequalität ist durchweg gut und ein schöner Anschluss an den ersten Teil dieser Reihe.
Es hat sicherlich einiges an Nerven gekostet die größenteils auch noch exklusiven Songs zusammenzubekommen. 50 Mal nachfragen.
Respekt! Hat sich gelohnt. Abwechslungsreich und sexy.

 

MC: der pogende pinguin – wespe

Bei AntiXallez erschienen.
Alle Tapes in letzter Zeit habe ich eigentlich nur den Akustik-Output dieses Labels gehört und habe genau das auch erwartet, als ich die MC in mein Deck schob. Hier ist aber der Pogende Pinguin drauf. Anfangs hab ich das gar nicht gesehen, denn die Wespe und der Titel sind so markant auf dem Cover, dass man den Künstler fast nicht lesen kann.
Ein Intro läuft, das ist noch ganz entspannt, dann rauscht da plötzlich ne Gitarre rein mit so ner Metalkante, der Sänger intoniert etwas von „halt nein, das darfst du nicht“ (es geht um Cannabis). Was folgt ist ein sehr punkiger Trashcore, mit einer etwas höheren und einer tieferen Stimme. Zusammengenommen gut, kehlig, was bei andern nervt kommt hier aber ziemlich cool.
Ansagen gegen Nazis, Beatdowns für die Pogofraktion in Reihe eins.

Wer auf, wie soll ich sagen, neudeutschen Punkrock steht, kann hier bedenkenlos zugreifen, Sound ist top, Songwriting passt. Aber das ist ja nicht alles. Es ist halt auch Metal, Hardcore, der Pogopinguin klammert sich musikalisch nicht an einem Zaunpfahl fest.
Bis mir dann, beim Review-schreiben auffällt: hier ist der Pogende Pinguin am Werk. Der ist mir schon öfter (eiskalt) über den Weg gelaufen. Hab ab und an mal reingehört und war nie so mein Ding. Er ist ja schon wirklich umtriebig, schreibt viel und veröffentlicht auch ebenso viel.
Er selbst bezeichnet sich als „die einzige und beste One-Man-Punk-Metal-Kapelle aus dem Landkreis Tirschenreuth“. Wenn man so ein Alleinstellungsmerkmal hat, dann ist dem wohl nichts hinzuzufügen.

LP: tot – ferien

Nach dem „untergang“ folgten die „lieder(n) vom glück“ und nun fahren tot in „ferien“; oder sind. Scheint eine interessante Reise zu sein, die drei da gemeinsam machen.
Auch der Bandname „tot“ ist ja so einer, der irgendwohin führt, führen soll. Eventuell sollte ich an die ganze Sache hier mit dieser Scheibe auch gar nicht so verkopft rangehen. Ich leg das auf und habe sofort das Gefühl, ich habe die Büchse der Pandora geöffnet, das Gruselkabinett „um Null Uhr schlägts Zwölfe und sie entsteigen ihren Gräbern“ repsektiver der genannten Box.
„der hund“ ist spooky. Geht dann auch so weiter.
Muss gestehen, ich habe diese Band mal überlesen und übersehen, bisher nie zugegriffen. Warum nicht? Musikalisch sehr eigenwillig, hört sich nach Deathmetal und Grindcore an, isses aber gar nicht.
In „sum“ kommt die weibliche Stimme dazu und man schwelgt zwischen burschikosem Hardcore und zärtlicher Neue Deutsche Welle. Bleibt aber immer düster und tanzbar zuckigen Gusto.
Der erste Eindruck der bleibt ist also weniger tot, als ich eingangs dachte. Es lnt, die Scheibe wieder un wieder aufzulegen und Neues zu entdecken.
Textlich ebenso düster, nicht selbstkritisch, verächtlich gegenüber den gesellschaftlichen (ab)Normen, dem immer Wiederkehrendem.

Drei Versionen Vinyl clear magenta, rosa und gelb, erschienen bei la pochette surprise und Spastic Fantastic.

konzert: Neat Mentals, Neckarions, Mofakette @ Goldmark’s – 10.03.2023

f:
Ich leite kurz ein damit, dass dieser Konzertbericht wieder geteilte „Arbeit“ war, diesmal mit mir und Nathalie. Sie ist meine Kollegin beim Vinyl-Keks und macht seit neuestem einen Podcast namens „Plattenschau der Podcast“, formerly known as „Plattenschau“. Außerdem Sängerin der Band Klaus Kinks.

n:
Yeah Yeah Yeah, unser Lieblingsclub Goldmark’s, auch liebevoll Goldi genannt, hat die Live Saison wiedereröffnet. In diesem Fall etwas ganz Besonderes, da erst kurz vor Ende des letzten Jahres darüber entschieden wurde, dass der Türsteher mit den weißesten Zähnen Stuttgarts auch für zunächst weitere 2 Jahre für ein 1A* Konzertpublikum sorgen darf. Demnach war es selbstverständlich Pflicht, am 10.03. aus “Bei Stuttgart” anzureisen und dies gebührend zu befeiern. In Begleitung meines Plattenschau Podcast – Partners Flo hatten wir, mit einem kleinen Abstecher in den beautiful Osten zum Biertempel Kraftpaule, pünktlichst um 20.00 Uhr die romantischste U-Bahn-Station der Stadt erreicht – mit dem Auto. Ja, ihr habt richtig gehört, ich hatte mich tatsächlich dem gewagten Experiment gestellt, an einem derart ehrwürdigen Abend nüchtern zu bleiben – und nach Stuttgart mit dem Auto zu fahren (Leben am Limit). Alte*r, ich weiß nicht ob ich JEMALS vorm Goldi um die Uhrzeit eine Schlange Menschen gesehen hab. Aber, da kein Vorverkauf, und alle ausgezehrt und heiß (draußen allerdings arschkalt), war das ja irgendwie doch absehbar. Im Vorhinein hatte ich schon Kontakt mit Felix, der auch kommen wollte, oh Freude – also fast ein Vinylkeks – Meeting, denn John Donson und Der Riedinger würden ebenfalls an diesem denkwürdigen Abend anwesend sein (und zwar AUF der Bühne).

f: Mit .r bin ich wieder unterwegs, auf der Autobahn kein Stau, was für Freitagabend doch ziemlich cool ist, denn die A8, bis auf einzelne, andere A-Strecken in NRW, ist einfach eine einzige Scheiße. Warum haben die keine Brücke über Pforzheim gebaut? Diese Baustelle … hilfe!
Kaum auf die besagte A8 abgebogen, alle 2km ein bis zwei Zivilfahrzeuge. Blaulicht, dunkle Kombis oder auch Mannschaftswagen. Razzia?
Klar hat .r per Internet geschaut, wo was los ist und viel haben wir erstmal nicht rausgefunden außer, dass es eine Geiselnahme in einer Apotheke gab. Hm…. Ist doch gar keine Impflicht mehr.

(so ein Ding fuhr auch an uns vorbei)
Wir sind essen gegangen, Thai, dann ins Goldmark‘s, bei uns keine Schlange, wir gehörten zu den ersten 70, 80 Leuten gegen 20Uhr15.
Als erstes hab ich John Donson getroffen, er trommelt bei den Neat Mentals, wir haben vor Ewigkeiten mal gemeinsam die Bühne geteilt, inzwischen eher Redaktionskollegen. Frank, den Gitarristen kenne ich inzwischen auch schon ewig, er spielt(e) bei Die Hausverwaltung und Uberalles.

n:
Dumdidum, rumstehen, Leute begrüßen, Smalltalk (kann ich net, nüchtern noch weniger – auch wenn ich ja der Meinung bin, dass ich nüchtern viel witziger bin, da bin ich aber, glaube ich, auch die einzige). Irgendwie waren halt alle da, auch die die ich schon ewig nicht mehr gesehn hab, Kuschelkommando deluxe. Auch die angekündigten Bands waren keine Unbekannten: Bei Neat Mentals stehen eben die beiden oben genannten Vinylkeks-Kollegen auf der Bühne (stehen, haha, von wegen…), Mofakette kennt in und BEI Stuttgart keine*r nicht, und Neckarions spielen seit Gründung gefühlt auf jedem 2. Konzert in Stuttgart und (veganem) Speckgürtel.

f:
Das war der Grund, weswegen ich gekommen bin. Neat Mentals treffen und den Helge von den Neckarions kennenlernen, weil wir schon ne Weile (er spielte auch bei Unbite) in Kontakt sind. Ich bin an diesem Abend aber auch nüchtern geblieben, mach grad Pause vom Alkohol. Mir scheint dadurch mein Promo-Gen abhandengekommen zu sein, nicht mal die aktuelle Ausgabe hatte ich dabei – und keine Lust mich irgendwem aufzudränge(l)n.
Wir stellten uns zum Mischer, schauten uns die, wie immer, sehr lebendigen, rock’n’rolligen Punker der Neat Mentals an.
Ich hielt Ausschau, vielleicht würde ja Nathalie an mir vorbeilaufen.
Das Goldmark’s wurde voller, ich denke spätestens nach der ersten Band waren mehr als 100 Leute da, es wurde drängeliger. Auch beim Mischer.

n:
So, Theke (nebenbei auch bestes Barpersonal der Welt!), Jever Fun und der Tag gehört Dir, in die erste Reihe geflitzt und mit Flo (der von der Plattenschau, es gab einen leichten Flo-Überschuss an dem Abend, daher weitere nötig dies zu betonen, außerdem billige Werbemaßnahme) neben Kalle Stille platziert (der nicht Flo heißt, aber die besten Fotos des Abends gemacht hat, an dieser Stelle auch besten Dank für die geilen Bilder von Neckarions hier im Bericht). Fachgesimpel über Social Distortion (wobei Plattenschau Flo mehrfach seine Google-Brille rausgekruschdln musste) und Rumrätseln, wie die Bandreihenfolge des Abends sein würde – die wurde nämlich angeblich tatsächlich gelost. Aber, weil wir ja so a paar Käpsele (würde ich gerne gendern, weiß aber nicht wie -Käpselinnen?) sind, ließ sich schon anhand der Mikrofonanzahl und -höhen per Ausschlussverfahren eruieren, dass Neat Mentals wohl eröffnen würden. Langsam wurde es auch voller und schnell dann auch knallvoll. Aber wo zur Hölle war eigentlich Felix???

f:
Ich trank auch das Jever Fun und scheine meine Sehkraft eingebüßt zu haben. Es schmeckt echt schlimm. Danach eine Cola! Nathalie kommt wohl nicht, ich sehe sie zumindest nicht. Vielleicht habe ich auch vergessen, wie sie aussieht. Kann das passieren, wenn man keinen Alkohol trinkt? Dachte immer, es ist umgekehrt. Alkohol = Vergessen.
Irgendwer forderte ständig ein Schlagzeugsolo von Flo, er war heute aber nicht willens, eines abzuliefern; falls er das je tut!

(Neat Mentals. Gerade mal die Tanz-Beine unten.)
n:
Also wer Neat Mentals noch nie Live gesehen hat, hätte sich fragen dürfen, ob die Herren im Alltag chronisch gelangweilt sind, dass die auf der Bühne derart austicken. Also im positiven Sinne. Ich hoffe die vier schwäbischen Schweinerocker hatten sich vor dem Konzert ordentlich aufgewärmt. Ich konnte beim Riedlinger gar nicht richtig hinschauen und mir tat’s schon beim Kucken weh. Außerdem musste ich ein paar mal ‘nen Limbo Move nach hinten machen, weil sein Bein bedrohlich nah gen mein feierlich zurecht geschmunkenes Gesicht geworfen wurde. Auch der Rest der Band hüpfte, stampfte und schwitzte, was das Zeug hält, was sich ab Minute 1 auf das Publikum übertragen hatte und zu äußerst ausdrucksstarkem pogoesken “Tanzen” führte (kurz hab ich gedacht, da haben sich ein paar New Model Army Pyramidenspitzen im Publikum verirrt). Geiler Sound, perfekt und ultratight sowohl alte Songs und der ein oder andere der bald erscheinenden Platte wurden dargeboten. Besonders die beiden Sänger sorgten dafür, dass die Songs noch voller und mächtiger klingen, und diese Lässigkeit mit der die ihre Instrumente beherrschen – fast ekelhaft, wie talentiert die sind…und dabei trotzdem ultra sympathisch und bodenständig, die müsst ihr wirklich unbedingt mal gesehen haben!

f:
Mofakette legten los und durch die erhöhte Menge an Alkohol in den andere*n Anwesende*n und vor der Bühne, musste der Mischer seinen Platz doch besser schützen und wir halfen ihm, sein Gitter einzuhaken. Ich schubste eine auf mich Gefallene zurück in den Pogopit: das fand sie total uncool. Hm.
Da ich ja sowieso eher gemütlich zuschauen wollte, verzogen sich .r und ich an die Seite.
Wir schauten Mofakette zu, wie sie ihren Fun-Punk gekonnt ablieferten.
Eine Müdigkeit überkam mich, während ich Cola trank. .r war auch eher dem Gehen geneigt. Fun-Punk ist echt nicht unser Ding. Und ich hatte so gehofft, dass die Neckarions früher spielen würden.
Wir trafen einen Blinden, halfen ihm bei den Stufen zur Toilette, überlegten noch um ein weiteres Getränk – vielleicht eine Bionade?
Vielleicht läuft ja irgendwer noch vorbei, außer Flo vom Juha West, den ich vom Sehen kenne, persönlich nicht. Am Merch auch nur Menschen, die ich noch nie gesehen habe.
Konjunktiv: vielleicht gefällt es uns auch bald besser?
Es ertönen seltsame Chöre, ich hab vergessen wie es geht, sowas mit diwibbdibbdibb? Ne, nicht mein Ding.
Die Leute finden es obercool, feiern.

(mofakette von der Seite aus gesehen – links neben dem Bildrand also Nathalie)

n:
Ok, ich bin alt. Ich verlasse den Posten vor der Bühne, weil ich inzwischen mitbekommen hab’, dass als nächstes die Suffnasen von Mofakette dran sind und ich befürchte, dass spätestens dann Blutpogo der Tanz der Wahl wird. Ich hör schon die “Whimps and posers leave the hall”-Rufe, aber hey, damit kann ich leben. Also bester Platz im Goldi neben VOR der Bühne, ist tatsächlich gleich seitlich NEBEN der Bühne, wo nicht nur die Crème de la Crème der Stuttgarter Szene rumhängt, (zwischenzeitlich 3 Flos in Reihe, außerdem ⅔ der Punkrock Aerobics <3), sondern von wo aus auch die Band von hinten ausgezeichnet aus dem Konzept gebracht werden kann. Diesen Plan verfolgte wohl auch Flo, der sich an diesem Abend am meisten auf Mofakette gefreut hatte. Angemessen vorbereitet hat er mit seiner engelsgleichen Stimme aus dem Off lautstark vor sich hingeOi!t. In der Zwischenzeit wurden klammheimlich und brandheiß die neuen Split Tapes von Mofakette mit Der Ganze Rest directly und persönlich von der Dame des Hauses Running Out Of Tape Records angeliefert und auf dem Merchtisch feilgeboten (Review zur MC in Kürze beim Plattenschau Podcast und auf Vinylkeks). Ja, was soll ich sagen, Mofakette wissen halt, wie’s geht. Paar nette Jungs von nebenan, mit nem Humor, den ich leider sehr witzig finde (ob ich will oder nicht, sogar unbebiert), musikalisch super und textlich unterhaltsam, und dabei extrem authentisch, immer mit nem fetten Grinsen im Gesicht – Fazit: Ne Band die einfach Spaß macht und trotzdem was zu sagen hat – und sich über Mexikaner auf der Bühne freut , Oi! Oi! Oi!

n:
So zwischendurch draußen mal testen, ob es wirklich so ARSCHKALT ist (ja, war es, ich hatte Kieferschmerzen vom Zähneklappern) und das 153. alkoholfreie Bier holen (war inzwischen scheinbetrunken und hatte deshalb auch schon wieder mein Pfandmärkchen verloren). Außerdem war ich noch immer nicht Felix begegnet, also sooo groß ist die Location ja jetzt nicht…Feeeelix?
Inzwischen war es glaub auch schon nach elf und ich schlagartig absurd müde.
Neckarions hatten die Bühne betreten und dieselbige directly sowas von ausgefüllt. Ivan ist einfach ne Rampensau und auch der Rest lieferte wie gewohnt ab. Der Gesang kam mir stellenweise ein bisschen zu leise vor, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass meine Ohren sich vielleicht inzwischen schon verabschiedet hatten während der Rest des Körpers noch tapfer ausharrte. Eigentlich wollten wir so nach der Hälfte gehen, weil eben total am Arsch, aber irgendwie bin ich dann doch nicht weggekommen. Schließlich gab’s auch noch Stagediving, Geburtstagsständchen und mit „Try Again“ ein Cover der Spermbirds (die am 25.3. auch eines von glaube ich 3 Konzerten im Franz K. in Reutlingen spielen). Musikalisch ganz klar Dead Kennedys als Referenz, bisl Booty shaken, Fußwippen und geradeaus starren ging in meinem Zustand grad noch so. Aber wo ist Felix? Feeeeeelix!

(Neckarions, Fotos von Kalle Stille)

f:
Wir saßen inzwischen im Auto gen Heimat. Ist halt dann doch, selbst ohne Stau und Polizeieinsätze, etwas mehr als eine Stunde Fahrt.
Kommen die Stuttgarter eigentlich auch mal ins Artcanrobert?
Egal. Am Ausgang hatte ich nochmal gehofft IRGENDWEN zu treffen, Namen hatte ich auch bereits alle vergessen… liegt wohl an der Abstinenz? Morgen trinke ich wieder, versprochen!
Schade, dass ich die Neckarions verpasst habe, dann müssen wir wohl doch mal zusammen spielen. Da, Nathalie erwähnte es bereits, Neckarions und Mofakette ständig live präsent sind, sollte das kein Problem sein.

n:
Konzert vorbei und endlich aufbrechen. Ach Nö. DJ Matrix aka @as_hopedies hatte andere Pläne und legte einen Hit nach dem anderen auf. Rancid, Ramones und The Undertones und zwar in ziemlich genau der Reihenfolge, da haben sich die Beine von selbst bewegt, aber halt in die falsche Richtung, da war Flo au echt keine Hilfe. Zwischendurch mal auf’s Handy kucken und da! Nachricht von Felix (hätte uns ja auch mal früher einfallen können): Er war inzwischen auf dem Heimweg, wir haben wohl aneinander vorbeigesucht. Also hätte er mir im Nachhinein nicht ein paar Fotos geschickt und mich wegen dem Bericht gefragt, hätte ich im frech unterstellt, er war nicht da – gibt’s doch gar nicht (Doch, im Goldmark’s!).
Irgendwann um halb zwei und ne Afri Cola später (es gibt sicher auch andere leckere Coli) sind wir zum Auto geschlappt. Also ich bin geschlappt, Flo eher geschlurft.
Wir sind uns einig: Geiler Neustart, alles richtig gemacht!
Herzlichen Glückwunsch, liebstes, goldigstes Goldmark’s, schön dass Du wieder da bist!
Nicht unwichtige Randnotiz: Das Goldmark’s ist zwar nicht barrierefrei, aber es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um jede*n Willkommen zu heißen und den Zugang (z.B. mithilfe einer mobilen Alurampe) zu ermöglichen.

f: Stimmt, wo du es erwähnst: ein Rollifahrer war auch da!
Und nächstes Mal (Reutlingen ist von hier aus NOCH weiter) bitte die große Vorstellungsrunde. Auch Kalle Stille: an ihn herzlichen Dank für die Fotos, die ich nicht gemacht habe. Er sucht da auch eher die erste Reihe, mir reicht das „Beweisfoto“ für den Bericht.
Eventuell nehme ich mein Telefon auch früher in die Hand, das dachte ich nämlich: „wieso haben wir eigentlich nicht telefoniert“?
Schwierig, vor allem Alkoholfrei.
Schön, dass das Goldmark’s wieder auf hat, wirklich klasse Location und super erreichbar!

PS: Während wir so im Goldmark’s feierten hatten es die Gäste in Karlsruhe in „die Stadmitte“ schwer, denn das halbe Viertel war von Polziekräften abgesperrt worden. Es ist alles glimpflich verlaufen. Nur das Konzert, das fand nicht statt.

buch: sibbe rakete – provinzrebellen

In diesem Review muss ich jetzt mal ganz ehrlich sein.
Bei der Edition Subkultur ist das Buch „provinzrebellen“ von Sibbe Rakete erschienen. Zum Lesen und Rezensieren habe ich ein Exemplar angeboten bekommen. Ab und an finde ich das ne gute Idee, abseits der Musik einfach mal was zu lesen; auch wenn mir die Zeit dafür meist doch eher fehlt, als das ich dem Bild des im Sessel sitzenden Altpunk entspräche. Btw: wie alt muss man sein, um ein Altpunk zu sein? Oder ist man nur ein Altpunk, wenn man auch wirklich das Strassnepunkabi gemacht hat?

Ich habe es also gelesen, gute Voraussetzung für jetzt. Es läuft mir viel besser rein es zu lesen, wie Sibbe die beiden Handlungsstränge des Buches parallel erzählt, als die Geschichte(n) an sich. Auf der einen Seite die Flucht aus der Provinz, wenn man Erwachsen ist, auf der anderen Seite das Coming-Of-Age, jugendliche Fluchten in Kleinstädtischer Umgebung.
Was mir daran nicht gefällt, sind die vielen Standardsprüche, die den Jugendlichen rausrutschen. Ich hab keinen Bock auf Beispiele, denn diese Sätze habe ich meine ganze Jugend lang von den Erwachsenen gehört. Und an dieser Stelle, also an des Autors Stelle, hätte ich mir hier den ein oder anderen beißenden Kommentar auf keinen Fall verkniffen. Aber Sibbe bleibt da sehr sanft, will ich das mal nennen.

Es liest sich alles superflüssig und kurzweilig. Das macht mir wirklich jedes Mal Laune!
Ende der 90er, in der Zeit, in der diese Geschichte spielt, fuhren Jugendliche noch Interrail mit der Bahn. In den Sommerferien für ein paar Mark durch Europa. Das ist der Hauptstrang des Buches, die Liebesgeschichte zwischen Sibbe und Cati, auf der langen Reise durch Frankreich, Italien, Griechenland, Kroatien und zurück.
Das hat immer wieder gute Beschreibungen der Figuren, der Klamotten, die sie trugen und der Umgebung, in der sie auf den Teil der unbeliebten Menschheit treffen. Sibbe hat immer wieder witzige Ideen, teilweise peinlichen wie auch für ihn unerträglichen Situationen zu entkommen.

Die Punkernamen sind schon echt witzig, die sich die Dorfgemeinschaft gegeben hat. Nicht so Ratte, Leiche und Pocke sondern Tödder, Diecken, Teppich, Woodmaster, Kripe Bumm… cool! Aber apropos Dorf: mir gefällt dieses Buch wesentlich besser als „Dorfpunks“ – auch wenn ich damit nun ein paar Freunde weniger habe.
Ab und an streut Sibbe kurze Stücke von Lyrics relativ bekannter Bands ein. Da ich weiß, dass Sibbe bei der Notgemeinschaft Peter Pan gesungen hat, habe ich eher mehr in diese Richtung gerechnet. Irgendwie mehr in Zusammenhang zu bringen mit seiner Adoleszenz. Die Exzesse, die Frustration, die Wut, die dazu führen, dass man ein Provinzrebell sein will, fehlen mir ein wenig. Oder nennen wir es den Schmutz, den Staub, den Punks in Kauf nehmen.
Wiederum erfreuen kann ich mich trotzdem am Gesamtbild, das ist wirklich rund, gut geschrieben, ich erwähnte es ja schon. Es versprüht überall diese freudige Leichtigkeit einer Jugend. Selbst die erste große Liebe rutscht nicht in totale Melancholie ab, sondern Sibbe holt sich da immer selbst ziemlich schnell raus, noch bevor er überhaupt über dem Kraterrand taumeln kann.
Was es to-tal rausreißt ist, dass Sibbe in den „Thanks und Hugs“ seinen beiden (von vier!) wohl schon jugendlichen Kindern am Lagerfeuer einzelne Kapitel vorlas. Gratulation! Ich habe es nur bis drei geschafft. Jedenfalls hat er seinen Kindern Leseproben vorgelesen und seiner Frau nicht. Sie hat keine einzige Zeile vorab gelesen …. „für immer mit dir“. Was für eine wundervolle Liebeserklärung!

Hat zwar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun, von der ich schon denke, dass sie in sehr großen Zügen autobiographisch ist, weniges ausgeschmückt und überspitzt wurde.  Ganz ehrlich.
Eignet sich prima zum ab und an Lesen, auch für die Ferien vor dem Zelt, was weiß ich. Greift zu!
Edition Subkultur (als Buch, Kindle & Ebook)
Der Autor Sibbe Rakete ist recht umtriebig, was toll ist. Maler, Malocher, Musiker und Radio & Fanzine macht er auch noch.

buch: schreie von unten – songtexte von DDR-Punkbands

Auf den ersten Blick ins Buch, nach dem Lesen der Einleitung von Jakob „Schrammel“ Geisler, war ich ein wenig enttäuscht über die kurzen Texte und die vielen Lyrics ohne die Musik dazu. Klar, es ist ein Buch.
Schrammel beschreibt es ganz klar: „Umso wichtiger ist es, möglichst viele unterschiedliche Zeugnisse jener Zeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um uns davor zu bewahren, dass irgendwann nur noch ein einfaches Schwarz-Weiß-Bild der DDR übrigbleibt.“
Dieses Bestreben besteht ja nun schon seit ein paar wenigen Jahren, von alten Ostpunk-Haudegen hin zu einigen Westpunks, die ja auch unter anderem illegale, heimliche Konzerte in der DDR gespielt haben.
Nur der Fakt, dass die Musiker*innen der DDR ihre Texte verstecken mussten, sie nur live vortrugen, um der Stasi nicht in die Finger zu geraten, ist nur einer von vielen!
In Kapitel unterteilt stellen sich dann verschiedene Themenbereiche dar „Lieder über Zukunftspläne und Perspektivlosigkeiten“ über „Widersprüche zwischen Propaganda und Realität“ hin zu „Polizei, Staatssicherheit und Repression“. Immer ein paar einleitende Worte, eine halbe Seite vielleicht, dazu; einige Bilder, die bspw die erwähnten Widersprüche sehr gut darstellen und jede Menge Fußnoten.

Ich hab keine Ahnung, ob man sowas ein „essentielles“ Werk nennen kann. Jedenfalls denke ich, dass es sehr viele gute Beispiele von Lyrics enthält, die bisher nicht öffentlich zu hören waren. Vielleicht macht sich jemand die Mühe und sammelt mal alle gesungenen Texte zusammen?
Inzwischen denke ich, ist die Ostpunk-Geschichte um ein weiteres, interessantes Buch reicher. Hört, lest, seht euch all die tollen Veröffentlichungen an, die es bisher gibt; meist mit begleitenden Lesungen oder Ausstellungen. Heldenstadt Anders (eine Compilation aus Leipzig), Too Much Future, Tapetopia, Untergrund war Strategie, und und und.

Das Buch bekommt ihr in vielen Mailorder bspw. Amoebenklang, errortistic subculture.