festival: gutensglück #1 – boitels

Eine Band, die keiner kennt und doch ne Menge.
Widersrpuch in sich`Nicht wirklich, denn die Boitels kennen einige in der Magdeburger Szene und wohl bald auch ein paar mehr, denn sie haben auf dem Geburtstagsgeschenk an Die Strafe mitgewirkt und das „pessimistenlied“ aufgenommen und auf der Lathé Cut 7inch platziert.
Ein paar Fagen habe ich an Per gestellt, den Sänger der Band. Nach ihrem Auftritt, ich konnte mir also ein Bild machen…. im wahrsten Sinne des Wortes.
Andreas (Bass), Frank (Gitarre – Spitzname leider im Klang der Melodien im Rücken des Aufnehmers untergegangen) und Tuba an den Drums.
PP:
Wie lang gibt es euch schon?
Per:
So genau kann ich das nicht mehr sagen aber das erste Konzert war 98/99 rum. Wir kommen aus Magdeburg.
PP:
Boitels, der Name weist wohl dahin, dass ihr Oi-Musik macht. Ich höre da aber auch den ein oder anderen Einfluß….
Per:
Oi-Musik wollten wir mal machen, ja, wir haben es nur nie so richtig hingekriegt.
(lachen)
Also Oi isses nicht, Punker sind wir auch keine – Hilfspunker.

(„großartig, Hammer“ kommt aus dem Off)
Per:
Zur DDR-Zeit waren wir schon irgendwie Punker, aber halt nicht so offensichtlich. Tuba war ja mehr Heavy-Metal…
PP:
(ein Ausruf des Erstaunens)
Per:
Ja! Der richtige Punker ist wohl Wundi (wenn ich das nun richtig verstanden habe, Anmrk. PP), er war es zu DDR-Zeiten schon. Der Punk der Wendezeit, das war so mein Erwachen. 88/89. Die Energie hat mich total mitgenommen.
PP:
Gibt es Veröffentlichungen?
Per:
Wir hatten mal ne Platte rausgebracht.
PP:
Eine in 24 Jahren. Vow. Mit maximalem Aufwand ein minimales Ergebnis!
Per:
Genau! Wir spielen heute noch Songs von der ersten Platte!
(lachen)
PP:
Konzerte?
Per:
Ein Mal im Jahr. Wir spielen nur dann, wenn wir gefragt werden.
PP:
Du hast schon ne recht besondere Art, deine Texte zu artikulieren. Um was geht’s?
Per:
Um mein Leben. Versuche Geschichten zu erzählen, eine Situation zu beschreiben. Teilweise auch mal quatschig wie „ich habe keine Haare“
PP:
Was kommt als nächstes?
Per:
Halt den Strafe-Cover. Wir waren in Leipzig im Studio. Das hat sich sehr gut angefühlt und werden es wohl wieder tun; für eine neue Platte.
PP:
Vielen Dank! Das war es in aller Kürze!

festival: gutensglück #1 16.09.2022 – dr. dexter / kurzinti

Vor sechs oder sieben Jahren habe ich Dr. Dexter schon mal an der selben Stelle gesehen. Ich spielte mit meiner Band pADDELNoHNEkANU auf einem kleinen Konzertabend, damals noch mit Ben Racken.
Dr. Dexter haben eine Platte rausgebracht, 2012, war das. Sie machen … Piano-Punk. Hört sich seltsam an, isses aber gar nicht. Etwas düsterer, ein Vergleich wäre Fliehende Stürme, Punk durchgehend mit Piano. Und der Pianist Peter hat es echt drauf. Für mein Empfinden ist das ein Instrument, bei dem man echt aufpassen muss, dass es nicht zu laut wird und alles andere „zuklimpert“.
Dr. Dexter, äußerlich kaum verändert, auch immer noch in der selben Besetzung, Tobias (Gitarre), Matze (Bass & Gesang), Eik (Drums) und eben Peter am Piano. Ich darf Tobias im Anschluss an ihren Gig ein paar Fragen Stellen.

PP:
Wie seit ihr denn auf die Idee mit dem Piano gekommen?
Tobias:
Anfangs waren wir zu dritt. Peter hat einfach irgendwann mal mitgespielt und dann blieb es so, wie es jetzt ist. Es war einfach schön! Er ist ein echt begnadeter Typ, wollte Organist werden, aber er hat künstliche Hüft, die das nicht möglich gemacht hat.
PP:
Eine erste Platte habt ihr ja schon gemacht, arbeitet ihr an neuen Songs?
Tobias:
Wir wollen schon eine zweite Platte machen, haben aber wenig Zeit zu proben. Alle arbeiten in Schichten. Wir treffen uns ein Mal im Monat.
PP:
Heute Abend gespielt, nun also erstmal keine Probe mehr. Mich hat das heute an Fliehende Stürme erinnert!
Tobias:
Och, danke! Das ist ein schönes Kompliment, ich bin großer Fan.
PP:
Was kommt als nächstes?
Tobias:
Wahrscheinlich nichts, es geht uns so gut, uns fallen keine Texte ein.
(lachen)
PP:
Wie lang spielt ihr schon zusammen?
Tobias:
So 12, 14 Jahre!
PP:
Ihr kommt hier auch aus Magdeburg?
Tobias:
Wir proben hier bei Lars, dem das Grundstück (auf dem das Festival stattfindet) auch gehört, in der Garage in Klein-Ammensleben.
PP:
Mit ihm werde ich hoffentlich auch noch ein paar Worte wechseln. Vielen Dank, für die Infos!
Anspieltipp „für dich“

 

festival: gutensglück #1 16.09.2022 – von hölle / kurzinti

Roger (Gitarre / Gesang) haben uns vor ein paar Jahren mal schon in der Gegend um Magdeburg kennengelernt.
Von Hölle gibt es nun doch schon seit ein paar Tagen, wie bei den meisten Bands gab es kleinere Veränderungen, und sie hatten das Vergnügen nun mal zu Viert aufzutreten. Jens (Drums), Laui (Bass) und Rudi ist „der Neue“ an der Klampfe; seit ca. 2018.
Das erste Album bevor Rudi dazu kam heißt „alles muss raus“

Im Kurzinti hat mir Roger verraten, dass Von Hölle seit geraumer Zeit an neuen Songs wurschtelt. Sie nehmen im Proberaum selbst auf und schicken die Songs peu à peu ins Studio zum abmischen. Da sind inzwischen so viele Stücke bei rumgekommen, dass sie jetzt ein Album fertig machen und danach direkt noch ein zweites!
Die erste Platte wird „unwelt“ heißen und kommt dann so in… 5 – 19649164 Monaten, da die Band Vinyl machen lässt.
Auch gibt es eine Split mit der Band Nopedose. Die Bands covern sich gegenseitig. Einen habe ich live gerade sehen und hören können „(in den Köpfen brennt noch) Licht“. Laut Aussage Roger haben Von Hölle den Song etwas eingekürzt und umgemodelt. Das haben Nopedose ebenso gemacht.
Mir fräste er sich gleich ins Hirn.

interview / review: THE SWINGKID FANZINE #5

mal was anderes, mal was Neues!
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Gunter, den Macher des SWINGKID FANZINEs habe ich vor einer Weile online kennengelernt! (FB)
Ich glaube, ich hatte auch schon mal eine der älteren Ausgaben in der Hand. Auf der einen Seite schade, daß das Heft so selten rauskommt, auf der anderen Seite tut das all den Bands und Stories gut. Deshalb kann ich mich vor Freude auch kaum zurückhalten!
Die Bands sind aus den verschiedensten Ecken der Welt, mit den unterschiedlichsten Ansichten und Gründen, ihre (Punk)Musik zu machen. Marocco, Sri Lanka, Mexico und Kuwait; um nur einige zu nennen! Beigelegt ist eine CD mit der Musik der Bands. 2 Aufkleber, die in jedem Heft verschieden sind.
Interviews, Stories, Bildergeschichten, ein Kreuzworträtsel, alles in Farbe, da kann einem nicht langweilig werden!
Da dachte ich statt Werbung in Form eines Reviews zu machen, mache ich euch durch ein kurzes Interview mit Gunter vielleicht sogar ein wenig neugieriger!
Das Heft bekommt ihr über die FB-Seite oder bei mir (PN).
Moin Gunter!
Erzähl erstmal was das SWINGKID ist und wie lange Du für die aktuelle Ausgabe #5 gebraucht hast!

Moin Felix, das „Swingkid Fanzine“ ist ein Heft mit dem Anspruch ein globales, unabhängiges Fanzine für Musik und soziale Themen zu sein. Es gibt einige Aspekte, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sind: Das irgendwie nicht zum Mainstream gehören, der Versuch es tatsächlich global zugänglich zu machen, die Suche nach Neuem und Kreativem, die Ablehnung von kommerziellen Aspekten, Humor. Ausgangspunkt ist immer wieder Punk.

Ich habe an der letzten Ausgabe etwa neun Monate gearbeitet, allerdings ist der Vertrieb, der sich immer etwas hinzieht, nicht mit einberechnet.

Machst Du das Heft allein?

Ja und Nein. Ja, weil ich alles plane, durchführe, suche, bezahle, etc. und nein, weil die Antworten für Interviews und die Kolumnen von anderen geschrieben bzw. zur Verfügung gestellt werden.

Was hast dich dazu bewegt, dein Heft als, nennen wir es Paper-on-demand, rauszubringen?

Paper-on-demand ist es eher nicht, es gibt 108 Exemplare in Papierform und die Möglichkeit, sich das Heft herunterzuladen. Sollte es einen größeren Bedarf geben, kann ich natürlich nachdrucken, aber dafür müsste das Angebot dann so gut sein, dass es wenigstens die Kosten trägt.

Du machst ein sehr internationales Fanzine, wie findest du Kontakt zu all den Bands aus Marocco, Uruguay, Vietnam – bist du viel unterwegs?

Nein, Reisen geht leider nicht häufig, obwohl ich drei weitere Reisen unternommen habe. Der überwiegende Teil ist Internetrecherche – und ich bin natürlich schon ein paar Jahre dabei und habe entsprechende Platten und Erfahrungen.

Was war der bislang am schwierigsten herzustellende Kontakt?

Generell gilt: Alle Kontakte sind schwierig. Vom Zeitaufwand muss man sich das so vorstellen: Aus ein bis zwei Stunden Internetrecherche entspringt eine Band, die man hören kann.

Es gelten bei mir folgende Kriterien: Die Band beherrscht ihre Instrumente, es gibt hörbaren Gesang, eine gewisse Eigenständigkeit und Kreativität ist vorhanden, es wird kein rechter/radikaler Müll verbreitet.
Von den gefunden Bands ist etwa die Hälfte noch aktiv. Von diesen Bands antwortet etwa ein Drittel. Ich frage entweder an, ob die Band/das Projekt ein Interview geben oder einen Song beisteuern will. Jetzt beginnt der frustrierende Teil: Ich verschicke eine Erklärung, was das Swingkid-Fanzine ist und Fragen. Jetzt heißt es warten. Normalerweise verliere ich etwa die Hälfte der Kontakte – die Bands haben zwar zugestimmt, aber dann wird der Kontakt einfach abgebrochen. Das kann sehr frustrierend sein, bei der jetzigen Ausgabe hatte ich gleich am Anfang drei Abbrüche. Oft reichen schon kleinste Fehler, z.B. das man nach einer „normalen“ E-Mail fragt, etc. Es kommt eigentlich nie vor, dass es Rückfragen oder Erklärungen gibt, sodass man dann einfach dasitzt, noch einige Male hinterherschreibt und es dann sein lässt. Bei den übrigen Bands hat man dann noch die Arbeit, mehrfach nach Bildern bzw. Songs für die beiliegende CD zu fragen. Ein großes Problem ist es oft auch, noch einmal nachträglich Fragen zu schicken, da diese unter Umständen nicht beantwortet werden. Und dann verschickt man die fertige Ausgabe – und nur etwas mehr als die Hälfte der Bands meldet sich noch einmal. Insgesamt also ist es eine sehr schwierige Angelegenheit, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Letztlich ist es aber auch wiederum gut: Am Ende bleiben herausragende Projekte übrig!

Welche Highlights bekommen denn die Leser in Ausgabe #5 unter die Augen?

Zuerst einmal gibt es eine großartige CD als Beilage mit vielen, vielen Highlights. Bei den 10 interviewten Bands/Projekten möchte ich keine/s herausheben. Ich bin optisch mit dem Heft zufrieden, weil es eine deutliche Weiterentwicklung ist gegenüber der #4. Es gibt jede Menge kurzweilige Sachen: Ich habe versucht, es keine Bleiwüste werden zu lassen. Ich finde die Idee mit Briefmarken zu arbeiten großartig. Und es gibt Aufkleber. Ansonsten: 80 Seiten in englischer Sprache mit Bands von Orten, von denen du noch nie etwas gehört hast. Ein Heft, dass am Ende seinen Weg in mindestens 30 Länder gefunden hat. Ein Heft, das man nicht am Zeitungsstand findet, sondern das man suchen muss.

interview: NO COMPLY (ausgabe #1)

Ich kenne die Jungs schon ein paar Tage und weine mich schnell im Vorwort ein bisschen aus. Schon „immer“ wollte ich mit HÜNERSÜPPCHEN (1994-99) eine Bühne mit ihnen teilen. Dazu kam es nie. Dann gründeten wir 2002 pADDELNoHNEkANU und spielten immer noch nicht zusammen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, haha! Die Provinz ist so klein, da muß das doch mal klappen.
Wahrscheinlich lag es auch ein wenig daran, daß man in der Jugend doch sehr kategorisch mit Musik umgeht und nicht einfach „Punk“ hört, sondern auch diesen aufmüpfigen Bereich, der so frei und laut sein will, in Schubladen teilt. pADDELNoHNEkANU gehörten schon immer zu denen, die auf Schubladen scheißen. Wir machen, wozu wir Bock haben. Und darum geht’s doch?
In diesen 2010er Jahren nun gilt es wohl das Fähnchen „Punkrock“ wieder ordentlich mit der geballten Faust in die Luft zu strecken, da es inzwischen ja so ist, daß wir für den Otto-Normal-Verbraucher in die Kategorie „Rock“ gesteckt werden. Und es sogar soweit geht, daß „die Ärzte“ und „Frei.blöd“ für die selbe Kategorie nominiert werden……
Ich lass das mal so stehen und widme mich meinen Gesprächspartnern Daniel (Gesang) und Wagilö (Gitarre), mit denen ich mich im provinziellen „Hopfenschlingel“ auf ein naturtrübes Bierchen verabredet hatte.

Seit wann gibt’s euch? Und wann habt ihr aufgehört?
Wagilö
2007 war unser letztes Konzert in der Rock n Roll Bar Karlsruhe
Daniel
1994 haben wir zu viert angefangen, da war der Wagilö noch nicht dabei. Da war noch ein anderer Typ dabei, da müssen wir aber nicht näher drauf eingehen. Da hießen wir noch „Schwiegermuttermilch“. Das ist ein Getränk aus Österreich. 75 prozentiger Schnaps.
Ab 96 dann NO COMPLY.

Dann habt ihr Euch um 398 Grad gedreht und euch nen neuen Namen verpasst?
Daniel
Der Wagilö kam mit rein und das war wohl auch so der Grund, die Band etwas ernsthafter zu betrachten
Daniel
Und außer Josel sind wir anderen damals geskatet oder skaten heute teilweise immer noch, deshalb NO COMPLY
Wagilö
Da NO COMPLY ja auch ein Skateboardtrick ist, wie du vielleicht weißt?!?!
(Der Mikrofonhalter schüttelt den Kopf)
Daniel
Übersetzt heißt das „nicht mit allem einverstanden sein“.
Wagilö
Bei diesem Trick geht ein Fuß vom Brett und die Faustregel ist ja, das beide Füße auf dem Brett bleiben sollten. Und zum Punkrock, da wir ja anders sein wollten, sind wir nicht mit allem einverstanden! Punkrock trifft Skateboarding. Und im Namen noch beides abgedeckt. Passt wunderbar!
Daniel
Bevor wir uns umbenannt haben, coverten wir noch viele Sachen, wie Megavier (ein Projekt mit Gitarren der Fantastischen Vier, Anm.d.Verf.) oder Nirvana. Klar, natürlich auch NO FX, Lagwagon und SNFU. Unter NO COMPLY konzentrierten wir uns dann ausschliesslich auf eigene Songs.

2006 habe ich auf einer ziemlich gute besuchten Jubiläumsshow im Artcanrobert gesehen, eure CD ‚Long way home‘ in Dauerrotation gehabt….. und dann wurd’s still.
Daniel
Jeder hatte nach 11 Jahren, mit der Band trotzdem auch große persönliche Veränderungen durchgemacht. Auch musikalisch ging jeder in eine etwas andere Richtung. Klar hörte jeder auch noch Punkrock, aber im Proberaum fanden wir nicht mehr so richtig zusammen.

Was ist denn seit 2007 passiert? Die Veränderung hört ja nicht auf! Wie kamt ihr also auf die Idee, NO COMPLY nochmal aufleben zu lassen?
Wagilö
Weil wir damals jedes Wochenende auf Konzerten oder im Proberaum verbracht hatten. Das war geil! Das hat uns natürlich geprägt und irgendwo hat jedem von uns etwas gefehlt die letzten Jahre.
Daniel
Weil’s all die Jahre immer noch bei jedem präsent war. Es gab Zeiten wo wir uns sehr wenig gesehen haben, dann wieder oft, auch durch die Kinder, da drei von uns inzwischen Kinder haben. Der Einzige, der zum Glück gefehlt hat, war Ingo, der inzwischen in Hamburg lebt. Jeder hat sich, glaube ich, von dem Zwang gelöst, was tun zu MÜSSEN. Wir waren damals auf dem Weg unsere vierte CD einzuspielen. Durch die doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Musik, haben wir uns im Proberaum irgendwie festgefahren. Stundenlang Teile aufnehmen wollen, die nicht passten. Da hat dann der Spaß an der Sache gelitten. Irgendwie hat man dann versucht den Scheiß einzududeln…. Das hat’s nicht gebracht. Keine Konzerte mehr, dann kam einer nicht zur Probe, nächstes Mal ein anderer nicht. Ist dann einfach zerfallen.
Wagilö
An den 10 besten Songs haben wir 3 Jahre lang rumgedoktert, war sich nur noch selten einig….

Das wußte ich ja nicht, daß da ein viertes Album in Arbeit war. Und als ich neulich die letzte CD ausgepackt habe „long way home“ kam mir der Gedanke, daß das irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung gewesen sein könnte! Von langer Hand geplant!
Wagilö
Klar, wir haben alles vorher gewusst, haha!
Daniel
Vielleicht hat das unbewusst eine Rolle gespielt. Die Hoffnung, daß wir uns wieder zusammenraufen…..
Über lange Jahre war das nicht so einfach mit uns. Wir waren sehr verschieden. Und dann ist das natürlich ein langer Weg!

Wieviele Konzerte habt ihr denn gespielt in den 11 Jahren? Und beste Story bis jetzt?
Daniel
Etwas über 100.
Wagilö
Der Bassist pinkelt aus dem 4ten Stock Backstageraum und 2 Minuten später tauchte jemand auf, beschwerte sich, daß wir kein Bier aus dem Fenster kippen sollen. Dann haben wir uns entschuldigt und die Party ging weiter!
Daniel
Bestes Konzert war wohl 2001 WÖRTH CUP (Skateboard Contest). Als Headliner kamen 4LYN und wir durften aber plötzlich nur noch 6 oder 7 Songs spielen, weil deren das Management das so wollte. Die im Publikum sind abgegangen wie Raketen.
Wagilö
Die Stimmung war einfach zu gut für eine Vorband.
Frechheit.
Wagilö
Wer weiß, vielleicht waren wir auch einfach nur mies, haha! Nein Spass, die Stimmung war einfach nur perfekt!

Ihr seid in Rastatt beheimatet und seid auch wieder im Art Canrobert e.V. in euren ehemaligen Proberaum eingezogen. Was hat sich in der Zeit, in der ihr „Abstinent“ ward verändert?
Daniel
Ziemlich viel und ziemlich krass! Wenn ich noch zwei oder drei Leute kenne, ist es viel! Da ist ganz klar eine neue Generation am Start. Und die kennen uns ja auch alle nicht persönlich. Trotzdem wurden wir aufgenommen, als wären wir nie weg gewesen.
Wagilö
Es hat sich positiv verändert. Ich habe das Gefühl, daß die Politik etwas zurückgenommen wurde und dafür wieder mehr Konzerte stattfinden. Gute Undergroundbands aus allen Ecken des Landes.
Daniel:
Wir dürfen da MARY ANN’S KITCHEN dankbar sein, daß dieser Proberaum erhalten blieb und wir ihn nun mit der Nachfolgeband ALTE NEUE TRICKS teilen dürfen. Da sind wir ziemlich dankbar dafür.
Wagilö
Das war wie nach Hause kommen.
Daniel
Und wir dürfen bald unser erstes Konzert dort spielen. Übrigens am 17.05.! Mit uns spielen FOR THE BIRDS aus Achern ihre erste Show. (Auch auf dem Sampler, Anm.d.Verf.)

Seht ihr den politischen Aspekt nicht etwas verklärt, weil ihr Altersmilde geworden seid? Es finden ja beispielsweise Vorträge vom INPUT Rastatt dort statt,
Daniel
Man muß es nicht mehr so nach außen tragen. Man genügt sich ja auch manchmal selbst schon, weiss was man denkt. NOCOMPLY war übrigens nie eine politische Band!

Dann komme ich zu meinem Thema dieser Ausgabe „Grauzone“. Was denkt ihr über Grauzone(n)?
Wagilö
Ist ne Neue Deutsche Welle Band.
(schweigen)
Daniel
Das meinst du nicht?
(Kopfschütteln)
(Lachen.)
Wagilö
Ist das ne Anspielung auf meine Haare?

Es ist irgendwie cool, daß dieses Thema an euch vorbeigegangen ist. Ich habe deshalb dieses Thema gewählt, um denen, die die GrauzonenKarte ausspielen (und das bei jeder Gelegenheit) aufzuzeigen, daß es noch mehr Graue Bereiche gibt, vielleicht sogar für manchen Wichtigeres, als mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, nur weil er eben kein politischer oder politisierter Mensch ist.
Was habt ihr euch den für 2014 vorgenommen, außer dem Konzert am 17.05.?
Daniel
Darüber haben wir uns so noch nie richtig Gedanken gemacht.
Eigentlich haben wir nicht mehr vor, als uns zu fünft im Proberaum zu treffen und Spaß zu haben! Alles andere kommt von allein.

Wie geht das mit einem Bandmitglied aus Hamburg?
Daniel
Es gibt Nachtbusse!
Wagilö
Ja, Ingo ist klasse, der hat einfach auch Lust, wieder dabei zu sein!
Daniel
Ist großartig wie viel Energie er da reinsteckt. Aber das tun wir natürlich wieder alle!!

Dann danke ich für dieses Interview und wünsche viel Spaß am 17.05. im Art Canrobert
Daniel / Wagilö
Danke dir!

interview: Soziales Zentrum CARACOL Bühl

In Ausgabe #1 führte ich ein Interview mit Daniel, einem der Mitorganisatoren des SOZIALEN ZENTRUMS CARACOL.
Da sie dieses Wochenende ihr 6-jähriges Bestehen feiern, zu dem alle eingeladen sind mitzufeiern, hier nun das Interview mit ein paar Informationen, was das CARACOL eigentlich leistet!
Einige Infos sind natürlich überholt, was aber nichts daran ändert, das besipielsweise das KICKEN GEGEN RASSISMUS alljährlich stattfindet!

Moin Daniel! Wie geht’s und was machst du/ihr gerade so im CARACOL, in dem schönen, badischen Provinzstädtchen Bühl?
Hallo, im Moment sieht es im Caracol sehr gut aus und wir haben jede Menge Veranstaltungen geplant.
So steht am 15.04. eine Veranstaltung mit Sebastian Friedrich an, der sein neues Buch „Nation – Ausgrenzung – Krise“ vorstellen wird.
Außerdem haben wir wieder mit den Vorbereitungen für das „Kicken Gegen Rassismus“ begonnen, einem antirassistischen Fussballturnier, welches nun bereits zum 6. Mal stattfindet und jedes Jahr aufs Neue über 200 Menschen begeistert. Wir freuen uns immer wieder, dass die Menschen dabei mitmachen und somit ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung jeglicher Art setzen.

Ihr engagiert Euch ja bei vielen Gelegenheiten, ob es bei der Demo in Baden-Baden war, die gegen die Mahnwache, von einer rechten Gruppe aus Karlsruhe initiiert, am 30. Jan. stattfand oder in Pforzheim, oder oder oder.
Woher nehmt ihr dieses starke politische Bewusstsein und wie gebt ihr das an eure Mitmenschen weiter?
Das ist schwer zu sagen und bei allen Aktiven im Caracol warscheinlich unterschiedlich entstanden, aber man kann sagen, dass ein Teil der Personen im Caracol bereits vor der Gründung ein Freundeskreis war und sich in diesem Kreis gegenseitig nach und nach politisiert haben.
Über diesen Kreis ist dann das Caracol in die Wege geleitet worden und das hat dann mehr und mehr Leute angelockt, die sich vermutlich mehr oder weniger selbst politisiert haben und dann im Caracol einen Ort gefunden haben an dem sie ihre Politik auch leben können.
Dass sich dieses Bewusstsein, dann im Laufe der Zeit gefestigt und weiterentwickelt hat ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass die Verhältnisse sich ja nicht verbessert haben und die Arbeit und der Kampf weitergehen müssen. Aber auch unsere Arbeitsweise dürfte dazu beigetragen haben, da wir auf Basisdemokratische Prinzipien achten und jede Person ihre Vorstellungen und Meinungen offen äußern kann und auch Gehör findet.
Dies an die Menschen, die sich nicht im Caracol engagieren weiterzugeben, stellt sicherlich eine größere Herausforderung dar, die wir aber mit einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit, einer offenen Struktur und eben den regelmäßigen Veranstaltungen zu bewältigen versuchen.

Eure Vorträge reichen von (aktuell) den Verstrickungen der NSU über die Folgen der Bahnprivatisierung bis zum Vortag von Thomas Kuban (Buch: Blut muss fliessen – Undercover unter Nazis). Wie stemmt ihr das als Verein, braucht ihr Hilfe?
Es ist denke ich klar, dass es oftmals nicht leicht ist und ein hoher Arbeitsaufwand damit verbunden ist, die ganzen Veranstaltungen zu organisieren und nebenbei noch das „Tagesgeschäft“ des Caracol und Privat zu bewältigen, aber wir haben mittlerweile gut organisierte und funktionierende Strukturen im Caracol, die diese Themen bearbeiten.
So kann man sagen, dass bspw. das Thema Antifaschismus und die damit verbunden Veranstaltungen hauptsächlich im „Antifaschistischen Abend“ organisiert werden. Andere kontinuierliche Arbeiten, wie die Finanzen oder Öffentlichkeitsarbeiten werden in verschiedenen Arbeitskreisen bearbeitet, die dann ihre Arbeiten und Ergebnisse im Raumplenum präsentieren, in denen wir, wie bereits erwähnt, basisdemokratisch über die Vorschläge diskutieren und nach dem Konsensprinzip Entscheidungen treffen. Das Raumplenum ist quasi unser Entscheidungsorgan, dass sich montags alle 2 Wochen trifft und für jeden offensteht.
Dass wir hier in einer Stadt leben, in der eine relativ hohe Fluktuation an Menschen vorhanden ist, die sich engagieren könnten, geht an uns natürlich auch nicht vorbei. So steht und fällt das Caracol mit dem Nachwuchs und ist daher immer auf neue Leute angewiesen, die das Caracol auch in Zukunft tragen werden. Gerade im Moment stellt dies für uns eine größere Herausforderung dar, da viele von uns wegziehen werden.

Etwas Geld kommt ja inzwischen auch rein über das jährlich stattfindende „KICKEN GEGEN RASSISMUS“. Wie lange findet das schon statt und wie kann man sich bewerben?
Zunächst stimmt es zwar, dass wir im letzten Jahr mit dem KGR ein bisschen Gewinn gemacht haben, allerdings veranstalten wir das Turnier nicht mit dem Ziel damit Geld zu verdienen, sondern ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen!
Dann kann ich sagen, dass das Turnier wie bereits erwähnt in diesem Jahr zum 6. Mal in Folge stattfindet. Es ist mit den Jahren stetig gewachsen und es finden sich nun regelmäßig zwischen 200 und 300 Personen ein, die sich in bis zu 24 Teams am Turnier beteiligen oder aber einfach das Rahmenprogramm nutzen und sich an Infoständen und Stellwänden informieren, das Essensangebot wahrnehmen oder der Musik zu lauschen, wie im letzten Jahr dem Auftritt von“ PaddelnOhneKanu“.
Für die Anmeldung ist lediglich ein Team von 6 Personen, ein Teamname und eine Mail an kicken@caracol-buehl.de nötig und eine geringe Teilnahmegebühr notwendig.
In diesem Jahr findet das Turnier aller Vorraussicht nach am 14. Juni im Bühler Ludwig – Jahn Stadion statt.

Das Thema der Ausgabe ist „GRAUZONE“. Wo findest du diese Grauzonen, und was tut man dagegen?
Nun das gängigste Beispiel für Grauzone ist natürlich die Musik.
Auch in den traditionell eher links orientierten Musikrichtungen wie Punk oder Hardcore finden sich diverse Bands, die kein Problem darin sehen mit offen rechtsradikalen Gruppen auf der Bühne zu stehen und damit ihre Ideologie indirekt zu unterstützen. Dies gibt es mit Sicherheit auch in andern Musikrichtungen, aber gerade aufgrund des ursprünglich relativ starken linken Bewusstseins der eben genannten Stile macht es das noch verwerflicher. Aber dadurch rückt das Thema Grauzone in diesen Bereichen auch viel eher in den Fokus als es das in andern Bereichen täte und erfordert und erzeugt einen relativ starken Diskurs.
Aber auch in Bereichen des täglichen Lebens kann man von Grauzone(n) sprechen.
Gerade in der heutigen Zeit in der es wieder mehr und mehr in Mode kommt sich einem Identitären Bewusstsein zu verschreiben, sich also für den vermeintlichen Erhalt der „nationalen oder regionalen Kultur“ einsetzt , wird oftmals eine Stimmung verbreitet die offen rassistische Hetze wieder salonfähig macht und es schafft den Menschen wieder in Kategorien einzuordnen und sie dementsprechend schlechter oder besser zu behandeln, ohne dabei aber sich selbst als rechts einzustufen zu müssen, denn das bleibt natürlich verpönt.
Sätze wie: „Ich hab‘ nichts gegen Ausländer/Schwule/Arbeitslose, ABER …“ oder „ Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ sind es die diese Tendenz deutlich machen.
Dass dadurch reaktionäre Denkmuster reproduziert werden und die vermeintliche Mitte der Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt, wird natürlich geleugnet. Man grenzt sich ja von denen ab.
Sarrazin ist ein Beispiel dafür. Er repräsentiert diese Denkmuster zum Beispiel, indem er Standpunkte vertritt, die schon vor Jahrzenten als überholt und reaktionär abgetan wurden.
Wobei man das wahrscheinlich schon gar nicht mehr als Grauzone bezeichnen sollte…
Was man dagegen machen kann ist klar: Zum Einen sollte man nicht wegschauen, wenn einem diese Verhaltensmuster auffallen sondern klar Stellung beziehen und den Menschen klar machen was ihr handeln eigentlich bewirkt und zum Anderen sollte man, und das kommt eigentlich vor dem Ersten Punkt, sich selbst mit dieser Thematik auseinandersetzen um im geschilderten Fall auch Antworten parat zu haben.

Zum Abschluss eine musikalische Frage: Gibt’s coole Bands aus der Gegend und was läuft in eurem Kassettenrekorder?
Nun ja, wir hätten letztes Jahr natürlich nicht PaddelnOhneKanu beim Kicken Gegen Rassismus spielen lassen wenn wir sie nicht cool fänden, aber ansonsten läuft bei uns eine bunte Mischung aus Punkrock-Klassikern, Ska, Hip Hop und, wie man an den regelmäßigen Bad Taste Partys erkennen kann, auch die ein oder andere 90er Trashplatte ;-).

Danke für das Interview und viel Erfolg für das Projekt.
Wir danken.

review: KUBALLA 7″ kein Land in Sicht

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Erste Töne erinnern mich sofort an EXIL. Lange ist das her. Pre-TURBOSTAAT. Und schnell ist der Gedanke weg, denn KUBALLA drücken auf die Tube.
Der heisere Gesang ist klasse! Alles gut nach vorne und in der Kürze liegt die Würze. Energisch. Melodiös. „HK2“ – sehr geil.
Kein Song hat wirklich mehr als 2einhalb Minuten. „Reise“ – jederzeit, haha!
Textlich wird gedacht aber nicht verkopft, sondern melancholisch und nicht leise. Die Mischung ist super. Ich mag die 7“ ohne Ende und wünsche mir ne Platte.
Selbstverständlich finden sie den Weg auf den PostillenSampler!

Hämmer – danke für diesen Tipp! „Licht aus“!

Die Single kommt mit Downloadcode. Mal abgesehen davon ist der sowieso bei bandcamp für lau! Also zugegriffen! Die „mini-tour-EP“ ist übrigens auch super.