fanzine: ZAP #153

ZAP #153
Ich so, mitm Bier vorm Rechner, Nachrichten aus der Szene gucken, da kommt das ZAP um die Ecke…
Neue Ausgabe und so. Ich mal schnell bestellt und irgendwann bekommen.
Es kommt vom Layout mal so „wie immer“ und direkt „back from pet semetary“. Es geht wohl vor allem um das haptische Erlebnis mit dem Heft, nicht viel lesen, eher zusammenrollen und zuschlagen. Respektschelle. Dabei gibt es richtig viel zu lesen.
Viele Mitstreiter bringen ein kunterbuntes Programm zusammen, was soviel mit Hardcore zu tun hat wie die heutige Szene mit Jugendbewegung. Oder doch?
Mitvierziger, oder seid ihr alle älter?, erzählen ihre Geschichten von der Wende (Pastor Torsun), schön ehrlich von Max Motherfucker über seine Zeit bei REAGAN YOUTH, über die PIXELPUNKER, die mit ausgefallenen Fotografien gefallen. Das Interview mit Mark Waschke, seineszeichens Schauspieler und Darsteller des Berliner Tatort Kommissars „Robert Karow“ ist gut geworden und auch die „pflegetipps“ zum Thema Hausdurchsuchung anno 2019.
leider gesellt sich auch ein Artikel hinzu über einen Horst, der in Ghana einen Film namens „african kung fu nazis“ gedreht hat. So mit Hitler und weiß angemalten Ghanaern. Hui. Wenn es stimmt, nicht witzig. Wenn es ne, neudeutsch, Fake-News ist, auch nicht witzig. Go to hell mit deinen weißen Flachwitzen. abhitlern geht gar nicht. Und Horsts mag ich eh nicht.
Und was mir auch nicht so schmeckt sind die fettgedruckten Namen der Bands etc. Hat sowas von Bild-Zeitung. Oder ist das, mit all den anderen Alt-Herren-Hardcore-Stories, irgendwie lustig und ich hab den Bus mit den Pointen verpasst?

Das Heft ist alles in allem trotzdem ganz kurzweilig und gut lesbar.
Ich freue mich über ein ausgewogenes Printerzeugnis, alle wollen Innovation , denn ein Zine wiederzubeleben muss ja nicht heissen, daß das ein Aufguss sein muss wie ihn Hardcorebands a la REFUSED oder RAISED FIST gerade aufspielen; und dem ZAP isses egal. Moses macht im Grunde da weiter, wo er aufgehört hat. Das ist konsequent!
Die Schreibe ist insgesamt sehr viel runder als so manches verhackte Interview, an das ich mich aus den 1990ern erinnern kann.
Es gibt jedenfalls sauviel zu lesen! Stories, Interviews, Berichte, Abschied.
Ich sag mal Danke für Ausgabe 1 im alten Jahrezehnt.
Jetzt kanns losgehen!
Aber bitte nicht mehr alle zwei Wochen! So schnell kann ich nicht lesen.

review: HARRY GUMP – four chords forever CD & Buch

HARRY GUMP - four chords forever
Vom wahnsinnig umtriebigen und vielfältien Label 30 Kilo Fieber aus Ries in Bayern ein neuer Release in Zusammenarbeit mit TrueTrash aus München.

Zu HARRY GUMP gibt es so einiges zu erzählen. Wer ihn nicht kennt, hat nun die Möglichkeit seine Wissenlücken nicht nur musikalisch zu schliessen, sondern auch noch dabei zu schmökern. So auch ich. Bin ganz glücklich, das mir Bernd von 30kfr diesen Release zugesandt hat.
Harry erzählt also mit Hilfe so einiger Weggefährten die Lyrics, das Umfeld, in dem er sich bewegt und etwas von seiner Geschichte.
Das macht diesen Release schon zu einem schönen Rundumblick auf ihn, wie auch zu etwas Besonderem.
Musikalisch ist das drei bis vier AkkordeAkutsikPunk, Lagerfeuer, Freunde, Prostest, Kritik, Lebensfreude.
Da kann man zuhören, man kannes aber auch einfach mal laufen lassen. Für jeden was dabei. DIY!

playlist mit bewegtbild bei utube
reinhören.
dort bestellen oder bei den oben genannten labels!

buch: JONNY BAUER – SCHEITERNHAUFEN

SCHEITERNHAUFEN
da hab ich mir mal wieder zeit gelassen.
jetzt, als ich den neuen roman von ihm in den händen halte „schanghai schaschlik“. dazu ein ander mal.

hier also „SCHEITERNHAUFEN„. jonny bauer, seineszeichens autor und sänger der letzten punkband (hüstel) OIRO aus düsseldorf, erzählt uns hier von einer famosen imitationsband der ramones. ja, imitationsband. das sind typen, die sich bewegen als wären sie die echte band.
soweit, so einfach. leider ist jeder der bandmitglieder in irgendeinem dillemma verhaftet. depressionen, medikamentenmissbrauch, orientlierungslosigkeit… und dann alle ab nach argentinien. vom ersten moment an hat man das gefühl, dieses unterfangen wird scheitern. zum einen liegt das an den kurzen, oft sehr treffend formulierten, abgehackten sätzen. sie kennen kein komma, nur einen punkt. und der ist schnell erreicht. macht die erlebnisse atemlos. manchmal auch unwirklich. fast könnte man sagen, es sind ausformulierte lyrics von oiro. in den dialogen dagegen wird geplaudert. kurzweilig und typgerecht.
eine schöne geschichte des musikalischen scheiterns. eins kommt zum andern. lest selbst, die knapp 300 seiten machen wirklich spaß!

Hier zu haben!
oder grand hotel van cleef

fanzine: HANDGRANATE #2

HANDGRANATE FANZINE #2
was mit direkt aufn sack geht ist die dämliche deutsche schriftart.
und lasse das auch mal so unkommentiert stehen.
der rest des hefts ist nämlich super.
da wird gekotzt, gemotzt und sehr kurzweilig und lakonisch über musik berichtet. keine namen. außer die der bands, die besucht wurden.
schöner turbostaat-konzertbericht. ja, ich mag sie, weil schon lange meine freunde, aber das dämliche handgeklapper und mitgesinge geht schon gehörig auf die nerven.
konzertberichte aus hamburg, new york, seoul und valencia. man tut also was für seinen klimatologischen fussabdruck.
in der hauptsache mag der schreiber crust, hardcore und artverwandtes.
das ganze supekurzweilig zu lesen. ich hatte wirklich spaß an jedem einzelnen bericht. auf 24 Seiten gibts das volle d-beat brett, sozusagen.
zu haben beim NO SPIRIT mailorder
mit DIN A4 Poster

fanzine: OX #147 (6/2019)

OX #147
Ein klein wenig Werbung machen mag ich für diese Ausgabe des OX. Ist noch nicht so lange raus, kann man sich getrost kaufen. Oder n Abo, so eins hab ich.
Lohnt.

Klar mag man denken: hui, so viele Bands von irgendwelchen Labels, die nur Werbung für die neue, beste Platte haben wollen.
Aber das OX bleibt sich seit so vielen Jahren selbst treu. Die kleinste Schrift im Zeitschriftenhandel ist da nur der kleinste Teil.
Man mag auch denke: och, mal wieder TURBOSTAAT… sie bringen an meinem Geburstag ein neues Album raus. Schon mal danke dafür. Jetzt isses raus!
Doch das Heft hat so vieles mehr zu bieten. Informationen über alt und neu. Über den heissen Scheiß, wie auch die etwas unbekannteren Bands, die eigenen Leute, Kurzgeschichten usw…
Weswegen ich das hier erwähne hat den Grund des famosen Artikels „punk und doppelmoral“ von Roman Eisner. Ich mag, dass ihr ihn lest, also schiebe ich hier nur mein Fazit hinterher! Ein super recherchierter Artikel, der gut erzählt, wie zwiegespalten die Szene sich doch manchmal gegeben hat und noch gibt bei ihren Themen wie Sexismus, Religion und Homophobie. Ich stelle für mich fest, daß ich scheinbar ein gutes Händchen habe, Bands mit zweifelhaften Inhalten gar nicht erst zu mögen. Weder musikalisch noch textlich.
Wer also über Grauzone spricht, sollte auch diese Themen anpacken.
Dazu noch ein Artikel über Antisemitismus von Max Kirstein „screaming at a wall“.
Nein, das OX wird nicht zur intelektuellen Kapitalismuslektüre. Es bleibt nur wirklich spannend!

Sicherlich auch alles irgendwann online. Jetzt erstmal am Kiosk oder als Abo!

comic: PANEL tenaxious comix #1

PANEL tenaxious comix #1
Diese, leider, manchmal viel zu winzige Comicbändchen habe ich mir bei meiner letzten flight13 Bestellung mit auf die Einkaufsliste gesetzt.
War ein Glücksgriff.
Habe schon lange nicht mehr so geschmunzelt und war gleichzeitig so melancholisch gestimmt.
Mal politisch mit „schwarze gentrifizierung“ oder „kommt drauf an, wer gerade präsident ist“, mal quatschig mit den Strips um den Froschkönig und mal eben melancholisch mit „herr wolke“… und und und.
Ein Abschied ist es. Ein Abschied an den Herausgeber Bert Dahlmann. Erschinen schon im letzten Jahr, 2018.
Ich bin in Comics nicht so bewandert, der Markt seit den 1980ern doch sehr groß geworden. Er war wohl einer der Ersten, die darin eine Kunstform sahen und diese etablieren wollten. Er hat es geschafft.
Hier ein sehr liebenswerter Nachruf bei der TAZ

Es gilt also: einfach mal ein Heft oder zwei mitbestellen, wenn ihr schon dabei seid!
Fanzines, Comix und Bücher erweitern den Horizont 😉
PANEL

review: 100 KILO HERZ – weit weg von zuhause CD

100 kilo herz - weit weg von zuhaus
Die Band legt gleich mit so einigen Sehnsüchten und Wut auf die los, die sich zurückgeblieben fühlen und immer maulen und ihre dämlichen Argumente und Scherze für legitim halten. Weil halt….
Rodi, singt und spielt Bass, hat ne ordentliche Kante in der Stimme, was echt fetzt.
Ich hab n paar Runden gebraucht, denn das Gebläse bei so Bands ist nicht so ganz mein Ding. Ich kenn da jetzt so RANTANPLAN, LOS NUEVOS MUTANTES oder die MIGHTY MIGHTY BOSSTONES. Also 20 Jahre ist das sicher her, haha! Der Grat, wo diese Art Musik blöde wird ist, wenn sie unsäglich auf fröhlich macht. Doch das machen 100 KILO HERZ absolut geradeaus und richtig. Selbst wenn die Bläser mal eine lustige Melodei intonieren, dann geben die Lyrics und der passende Gesang die notwendige Portion Ernsthaftigkeit wieder dazu. Sehr sehr geil.

Da die Scheibe schon 2018 in Eigenregie erschienen ist, die Band total steil ging und sich die Finger live wund spielte, übernahm BAKRAUFARFITA den zweiten Release mit Vinyl. Und, zwinker, sie haben ein Gewinnspiel. Ein Wohnzimmerkonzert gibt es zu gewinnen!
Kaufen
Wer die Band also noch nicht live gesehen hat: hin da.
31.01.20 Düsseldorf, Zakk
21.02.20 Hamburg, Logo
22.02.20 Berlin, Musik & Frieden
11.06. – 13.06.20 Merkers, Rock am Berg Merkers
04.12.20 Hannover, Musikzentrum

review: THOMAS TULPE – der mann im pfandautomat CD

thomas tulpe
Ich hatte den Herrn schon mal hier liegen. Zitat:

Ich habe als Pre-Teenie 1985 die auslaufende NeueDeutscheWelle geliebt. Deswegen finde ich den Sound auch echt ganz witzig. Aber der vorgetragene Gesang mit den aneinandergereihten Wörtern ohne jeden Inhalt nerven einfach nur hart ab.

„ich geh in die sauna sitzen und schwitzen aufguss und ab ins kalte becken“

ist deswegen ein weihnachtstipp, weil ich so einige im elitären baden-baden kenne, die VOR der bescherung saufen gehen und dann der familie untern christbaum kotzen. hier gibts den soundtrack dazu.

warum auch immer bei bakraufarfita erschienen.

review: ZOI!S – wieder fremd LP

ZOI!S - wieder fremd
Im Grunde braucht man gar nicht viele Worte um den klaren Sound dieser Band zu beschreiben.
PostPunk wie ich ihn etwas exaltierter noch von DIE ARBEIT kenne (formerly LEO HÖRT RAUSCHEN). die ZOI!S gehen etwas flotter zu Werke und haben hinter dem Gitarrenhall auch diesen näselden Gesang. Der es auch immer wieder schafft die Textzeilen ins Hirn einzubrennen.

volksmusik auf eins und drei, herrenwitz und einpartei

machen gleich im ersten Song „stück für stück“ klar, wohin die Reise geht.
Wobei die gnadenlose Langeweile in den Backingvocals unterstützt die post-apokalyptische Stimmung einer russischen Dampflok im sibirischen Winter.
Apropos Reise 😉
Das Cover habe ich nicht ganz verstanden, finds aber trotzdem gut.
Mir ist die EP etwas zu kurz, doch sehr gut aufgenommen und abgemischt.
Griffige Songs.
Macht wirklich Lust auf mehr.
schön schräges video zu „ganz unten“

erschienen bei lala

review: HERRPAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM – aufgewacht verlaufen

herr paulsen und das zeitproblem - aufgewacht verlaufen
Natürlich dachte ich ‚hej, die nächste Scheibe heisst bestimmt III‘. Bin dann aber doch aufgewacht: verlaufen.
Auch das Cover hat sich komplett gewandelt. Eine weitere Variation von schwarz/weiß hätte es ja auch nicht mehr geben können; oder doch? Alle Zeichen stehen auf Veränderung.
Da ist richtig viel passiert in der Musik.
Ich denke mal, die paar Hörer, die HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM inzwischen für sich gewinnen konnte, sind so offen und freuen sich mit der Veränderung. Wären sie hundertfach berühmter, hör ich schon die Individuellen quatschen über ihre Erwartungshaltungen. Ich denke mal, bei der Band schert man sich herzlich wenig darum.

Los gehts mit „day 7“ einem Zitat, einen kleinen Reminszenz an die übergroßartigen THE NOTWIST. Die ham ja musikalisch auch mal woanders angefangen. Die Entwicklung ging mir aber irgendwann extrem auf den Sack. Bei HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM kann ich mich aber freuen. Die hörbaren Verbindungen gehen bei der Band einfach nicht aus. Gesang und teilweise auch die Musik klingen nach den nicht mehr ganz verblichenen MUFF POTTER, ein Song vom Demo „myosotis“ ist auch mal wieder dabei. Ihr solltet diese Demos nachträglich veröffentlichen 😉 sind echt geile Nummern drauf! Was allerdings nicht heissen soll, daß das eingespielte Stück heute nicht genauso gelungen ist!
Was sich auf der II noch nach LYGO angehört hat ist nun mehr so „atmen, weiter…“ oder KRAWEHL. Einschläge aller möglichen deutschprachigen Bands erfreuen das Gehör ohne eine direkt zu kopieren.
Das Ganze endet mit (einem) „feuerwerk“. Insgesamt drehen sich die Lyrics um Verlust, Leben, aufwachen und feststellen, daß man sich möglicherweise verlaufen hat, der Traum geht bald zuende.

hören
Greift zu. Ihr bestellt sicher die nächste Turbostaat oder die Oiro bei flight13. Bestellt das mal getrost dazu!
erschienen bei den wunderbaren
30 kilo fieber
elfenart
tanz auf ruinen