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LP: neat mentals – wasteland

Nach dieser famosen, großartigen 7inch mit diesem “it ain’t easy” – ihr könnt euch an den Wahnsinns-Wechsel im Song erinnern? Wo sie aus diesem Coolen Intro nicht den 77er-8tel-Punk machen sondern das schön lässig auspielen und daraus den Banger schlechthin machen?
Nein? Neat Mentals!
Gleich nochmal reinhören:

Die Neat Mentals legen, gefühlt, eine ganze Schippe drauf in Punkto Songwriting. Kredenzen uns 14 neue Songs, die superabwechslungsreich in der mental’schen Schublade liegen und nur darauf warten herauszuplatzen, wenn man die Lade öffnet!

Für ein Punkrockalbum sind 40 Minuten schon eine ganz ordentlich gediegene Länge, da geht nicht jeder mit. Da sich aber nach den ersten drei Songs noch keine Langeweile eingestellt hat, bin ich guter Dinge, dass beide Seiten bis zum Ende genug Kurzweil zu bieten haben, nicht abwechslungsreich genug wären, um 40 Minuten zu tragen!

Neat Mentals machen das richtig cool, ihre neuen Ideen geschickt mit den unterschiedlichen Arten der Herangehensweise zu verstricken. Es gibt einen Aufbau im Songanfang. Ein Intro, dann ein Strophenintro und dann kommt erst die Strophe!
Danach kommen die Singalongs, die die Neat Mentals so ausmachen. Die Art des Gesangs!
Authorities and delusions of grandeur” hört sich an wie von Motörhead, wenn dann aber Petes Gesang einsetzt wird man schlagartig in die mental’sche Welt gerissen. Geil.

“staying underground” dreht sich um das Leben als Band, welche ganz gut unterwegs ist, aber gar nicht so bekannt wird. Was sich jetzt irgendwie ein wenig traurig anhört, doch wenn der melancholische Song läuft versteht man auch die Sehnsucht in genau diesem Verhalten. Man kann schon die “coolest Band on Earth” sein, und trotzdem Underground.

“my sleeping mind” überrascht mit einem Intro, welches mit an Pat Benatar erinnert. Oder hab ich das falsch im Ohr. Ist auch schon ewig her, dass ich Popmusik gehört habe. Egal. Ein fetziges Stück über die Rückkehr, die Wiedererweckung.

Der Rausschmeißer “Zeitverschwender” ist ein Song mit deutschen Lyrics. Franco gibt da seine nölige NDW-Stimme zum besten mit einem Track der sowas wie die Faust aufs Auge zu ihm passt. Dabei bleibt aber der Neat-Mentals-Style total erhalten und die Band hat tierischen Spaß!

Insgesamt ist der Sound ziemlich gut gemischt, soweit ich das weiß, hat die Band das in Eigenregie in einem Studio aufgenommen. Der Sound der Snare ist anders, irgendwie mehr an die Toms angeglichen, als herauszustechen. Pop-Power-Punk mit ordentlichem 77er Einschlag.

Zum Abschluß des Reviews die Videoauskopplung, einem kritischen Song über die Rüstungspolotik unserer Regierung(en). Deutsche Waffen töten Menschen.

Erschienen via Gunner Records, mit Hilfe der Initiative Musik – Förderung zu einem fairen Einkaufspreis machen.
Darum ging es in der Hauptsache, Vinylproduktion ist teuer und eine Punkscheibe für 25€ verkaufen ist nicht im Sinne der Band.
Gibt es also für 17€ bei Gunner (auch als CD) oder einem Versandhändler eurer Wahl. Rotes Vinyl oder clear. Mit DL-Code und Texteinleger. Oder bei mir. Ich habe auch ein paar Exemplare im Bauchladen.

Dieser Review ist auch schon mal beim Vinyl-Keks erschienen. Und die Platte ist immer noch genauso gut 🙂

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MC: tv cult – s/t

TV Cult beginnen mit dem “Hong Kong Song”. Garagepunk, nach vorne gezimmert, es dreht sich inhaltlich um die rosige Zukunft mit Plastik. Unsere Welt eingehüllt in Plastik. Präsentiert von einer etwas höheren Stimme.
Mit “running man” kommt im Anschluss ein ganz angehangener, rockiger Smasher. Eine tiefe Stimme erzählt etwas über:
Mensch versucht ja verzweifelt ein kleiner Teil des Internets zu sein, wobei man ja, seien wir ehrlich, weniger als ein Rädchen in irgendeinem System ist, eher ein Mykrometer, im Grunde ist man aber genauso wenig, wie die, die sich für groß halten.

follow me
i’ll follow you
cause that’s what followers do

In “videodrome” werden die beiden Stimmlichkeiten dann gepaart. Ich nehme mal an, dass es sich um den selben Sänger handelt?
Das Spinnennetz des Videodrome in dem man gefangen ist. Man versucht den Kanal zu wechseln, aber man ist verdammt, immer das Gleiche anzuschauen.
Wieder etwas flotter kredenzt. 77er Punkrock. Die Gitarren sind maximal aufgedreht, es wird ordentlich gequäkt und gequiekt.
Aber gekonnt und dezent, nicht nervig.
Der letzte Song “oubliette” ist eine gute Mischung aus den beiden Stimmlichkeiten, nun bin ich mir sicher, dass es sich um einen Sänger handelt. Hier ist nur die tiefere Stimme zu leise gemischt; man könnte fast sagen: sie versteckt sich in der Dunkelheit. Eher ein post-punkig, ruhiger Song. Er zieht mich mit in die Tiefe.
Der Bass dengelt seine Achtel dazu. Ein herrlich hingerotztes, rausgedrückte “i’ll throw you in my oubliette”!
Womit das Tape schon endet und wiederholt sich auf Seite zwei.
Mit den Worten “all my friends are dead” schließen TV Cult den Reigen ab.

Erschienen via Mörtel Sounds.

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LP: v/a – fünf fäuste für ein halleluja

Gut Ding will Weile haben.
In diesem Fall “5 Fäuste für ein Halleluja”, wobei mit den Fäusten die beteiligten Bands gemeint sind.
T.I.M. – was ein SoloProjekt von Holger Voss ist, einem Altpunker, respektive einem, der schon in den 70ern aktiv war und immer noch ist. Erinnert mich Sound- und Songwriting-technisch sehr an die Zeit der Vemrischung des Punk mit der Neuen Deutschen Welle. Halt dem guten Teil davon. Aus Lüneburg, und das schon wohl seit 1999 in dieser Form “Terrorist in Mind”.
Jerome 5 – die mich erstmal an gewohntes denken lässt, als ich die Dimple Minds Gedenkstimme höre, aaaber: abwechslungsreich! Wirklich einfallsreich in der Instrumentierung oder den eingesetzten Sounds auf Instrumenten und Gesang. Auch die ironischen Texte bringen ne Menge Fun, wie zB “baguette”. Geht so in Richtung Detlef.
Das Mad Monkey Massacre macht Melodic-Deutschpunk, mies gelaunt, deutsche Texte, so wie alle Bands hier auf der Compilation. Kommen Aus Flensburg. Mit “klopf klopf” kommt ein Song, Fliehende Stürme gar nicht mal so unähnlich, mit der bandeigenen Prise Deutschpunk.
Rastlos – lassen mich erstmal etwas sprachlos zurück. Es ist sehr waviger Post-Punk. Das Gefühl, was die Musik bei mir hinterlässt ist eine Verlorenheit. Als ob die Musik nicht wüsste, wohin und das überträgt sich auf mich.
Jedenfalls: eher gediegen und ruhige Musik. Textlich kann man hinter den düsteren Bildern, nicht mehr finden, als das, was man dem Punk als Parolenhaft vorwirft. Wie auch immer, es handelt sich wohl um ein Projekt zweier Musiker, Kai (aka Rudi Rastlos) und Yoshi. Mit “Kurzschluss” hab sie den wohl experimentellsten Song am Start. Irgendwie gut!
Dan Scary – Düsterpunk der mich an Die Angst erinnert, etwas reduzierter, sie brechen die Düsternis mit coolen Backing Vocals auf. Mal auch voll auf die 12, nach vorne, fordernd. Auch sie haben eher düstere Themen und (apokalyptische) Bilder, doch sie schaffen eine gute musikalische Abwechslung in ihr Songwriting zu bringen. Wie sie selbst von sich schreiben: “Dunkelpunk mit einem letzten Funken scheiß Hoffnung”. 100 Blumen sind da nicht ganz so weit von weg, wenn auch sehr anders, hehe.

Insgesamt ist das in einem Picture LP Cover verpackt, Rückseite mit Siebdruck die Titel drauf. 500 Stück gemacht, was üppig ist, greift also zu. Das grau-melierte des Vinyl lässt mich auf recyling Vinyl schliessen, ist aber nur ne Vermutung. 8 seitiges LP-Booklet mit allen Texten.
Nachdem ich nun 10 Minuten auf allen Bandcamp-Seiten gesucht habe, ja auf youtube und in Ecosia, und nichts gefunden habe außer Terence Hill & Bud Spencer, kann ich euch leider weder ein Songbeispiel posten, noch nen Link, wo ihr diese schöne Platte bekommt.
Geheimtipp also. Vrmtl direkt bei einer der Bands. Hier mal die Mail von T.I.M., dem Macher des Ganzen.

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LP: shitty life – switch off your head

Eine schöne Entdeckung aus Italien, die ich bei Spastic Fantastic bestellt habe. Shitty Life. Zuerst hat mich das Cover angesprochen, dann die Musik, ist doch ein Volltreffer! Release von 2018. Danach nichts mehr, auch bei FB tut sich nicht viel; diese Band gibt es wohl nicht mehr – obwohl – halt! auf dem Pfingstfest in Mannheim dieses Jahr habe ich sie entdeckt. Ich konnte leider nicht hin, aber dort waren sie! Nichtsdestotrotz, odergeradedeswegen:
Zwischen manchen Pogo-Smashern und richtig flott nach vorne gespielten 77er Punkrock ist das ne heiße Empfehlung! Nicht zu viele Singalong-Hooks.
Texte zwischen Selbstzerstörung, Selbstzweifeln und Selbstaufgabe.

 

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MC: the Melmacs – good advice

Zwischen Rockpop (ich hab keine Ahnung, wie man das nennt) und Poppunk schwelgen die the Melmacs in sehr fein produzierten Songs.
Hits sind, meiner Meinung nach, “saturday night” und “planet melmac”. Die beiden Songs veranschaulichen sehr gut die Herangehensweise der Band.
Während “saturday night” eine ganz wundervoll melancholischen Basslauf hinter extrem repetitiven Lyrics versteckt, kommt der “planet melmac” daher, als wäre er aus einem 60er Jahre Film gefallen.

Die Band aus Leipzig gibt es noch nicht gar so lang.Scheint aber einen maximal kreativen Lauf zu haben. Kann man ja auch ganz gut anhand des Videos sehen, Zitate fallen ihnen auch nicht schwer.

Das ist ziemlich kurzweilig. Und ohne diese Nummern, die immer mal eingestreut sind, würde mir der doch sehr poppige Sound leicht durchrutschen. Da bleibt wenig hängen, wenn da… ja wenn da nicht….
Also: gut!
Kaufen. Tape gibt es mit Button und einem anderen Cover als die LP.
Hier und hier.
Selbstverständlich erschienen für den Garant der punkig guten Laune: Bakraufarfita. V.Ö. am 30.09 (und ich habs geschafft, rechtzeitig, vuhou!). Tapelabel ist Tape or die. LP-Coop mit Wanda Records.

Eigenbeschreibung noch hintendran:

The Melmacs give you top notch PowerPop-Punk, combining jab jab guitars with a jub jub keyboard, pow pow drums and a boomboom bass that will butter your parsnips! A terrific potpouri, very nice, very evil, stabbing you in the back, blowing out your earwax, rising the sun with it‘s bare hands. Helmets and slippers required – Welcome to Planet Melmac!

UPCOMING SHOWS:
———————-2022———————-
15.09.2022 – München, Feierwerk w/ Kotzreiz, Pestpocken
17.09.2022 – Stuttgart, Juha West w/ Kotzreiz, Pestpocken
18.09.2022 – Göttingen, Musa w/ Kotzreiz, Pestpocken
03.10.2022 – Leipzig, Manfreds w/ Missstand
11.11.2022 – Dresden, Chemiefabrik w/ Pissed Ones, Strg+Z
18.11.2022 – Bautzen, DIY w/?
19.11.2022 – Erfurt, Tiko w/?
02.12.2022 – Hamburg, Indra Musikclub w/?
03.12.2022 – Hannover, Monster Records, w/?
———————-2023———————-
06.01.2023 – Berlin, Schokoladen, w/The Not Amuesd
07.01.2023 – Jena, Alster (Kneipe)
28.01.2023 – London w/ The Speedways

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review: Franky Shampoo – the lost Tapes MC

Franky Shampoo – hu. Mit dem ersten Blick auf die Kassette befürchte ich  schlimmste Schlagermusik, oder eine kaputte Elvis-Kopie; oder beides miteinander vermählt.
Natürlich weiß ich bei dem Label It’s Eleven Records, dass das wohl nicht passieren wird. Mit dieser Hoffnung im Genick lege ich das Tape in den  räudigsten Walkman, den ich in einer Schublade finden konnte um adäquate Soundqualität geniessen kann.

Wir starten mit “in the night” und ich werde mit einem wunderbar melancholischen, sehr simpel gehaltenen, textlich 77er EnglandPunkrock mit leichtem New-Wave-Einschlag überrascht. Nicht: überrumpelt.
An wen erinnert mich das? Peter & the Test Tube Babys isses nicht. Aber so in die Richtung.  An Startplatz 2 kommt “braineater”. Etwas düsterer, aha. Es finden relativ viele Samples aus Filmen oder ähnlichem Platz vor den Songs aber auch währenddessen. Nach ner Weile fällt mir ein guter Vergleich ein.
Habe in letzter Zeit recht oft die Litovsk aus Frankreich angehört. Gepaart mit den Hooks der Stuttgarter Band Neat Mentals. Wer hier fleissig in meine Sampler reinhört, wird sicher wissen, von welchen Kleinoden ich spreche.
Nun, Franky (mit vollem Namen) Franky Shampoo & the City Creatures nimmt soweit musikalisch also den direkten Weg in meine Ohren.
Auf Seite eins vier Songs, super aufgenommen, geht gut ins Tanzbein. Auf Seite B drei Lieder. Die letzten beiden hätte er sich direkt mal sparen können, mein Gehör steht in Flammen.
Der Kassette liegt eine kleine Autogrammkarte bei, “Franky Shampoo loves you”, wird bei nächster Gelegenheit signiert! Gut abgehangener 77er New-Wave-Punk.
Kein Anspieltipp sind die letzten beiden Tracks: ein schlimmes Cover von einer Band, ja ich mag sie nicht, Motörhead und einem Soundexperiment rückwärts abgespielt; das auch noch 4 1/2 Minuten lang. Experimentiert euch da doch selbst mal rein!