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LP: das rattenkabinett – die zukunft war gut

aarglt. fettestes Sorry aller Zeiten. Das hat echt lang gedauert.
Ich könnte mich jetzt rausreden und sagen: eine so gute Platte braucht seine Zeit. Die hat sie nun bekommen.
Jetzt ist es endlich Zeit für den Review, den ich schon ewgi vor mir herschiebe. Warum? – keine Ahnung!

Die Band Das Rattenkabinett habe ich durch Lena Stoehrfaktor entdeckt, die hier auch die Vocals übernommen hat.
Die Produktionszeit des Vinyl hatte etwas auf sich warten lassen, ich denke, inzwischen hat sich der Markt stark entspannt, jedenfalls kam “die zukunft war gut” erst digital und einige Wochen später dann das Vinyl.

Es geht futuristisch mit “die zukunft…” los, der Synthie plärrt, Lena bombt ein paar Lines darüber, die Gitarre rockig, die Backsection spielen präzise nach vorn.
Der quasi Titeltrack ist ein Intro und mit “golden horse” geht es dann richtig los.
Lena hat schon echt melancholisch harte Lyrics.
Was sie im esten Track ansprechen ist, was DIY-Rap & Hiphop machen echt besonders ist und mit der Band Das Rattenkabinett noch nischiger wird. Kennt ihr da mehr Bands – lasst es mich wissen, schickt mal rüber!

RTKB spielt richtig gut zusammen. Sie mischen Rock, (Fusion?) Elemente und Rap. Lena Stoehrfaktor versucht sich ja immer neu zu finden, in dem was sie macht. Sehr gut hörbar auf ihrer letzten EP “essenz”, welches, verdammt noch mal, eins der besten Tapes das letztes Jahr den Weg in mein Deck gefunden hat!
Kleiner Funfact: ich kann Keyboards eigentlich nicht wirklich leiden. Egal. Die Musik zieht mit, der Beat schiebt das gut nach vorne, ist halt nicht so ganz spotify-ig, sondern etwas hakiger und bissiger ist.

Erste Singleauskopplung war “kerstin”, eine Liebeserklärung an die Wirtin ihrer Stammkneipe. Superschön!

und auf der strasze jagen sie menschen
erst worte dann taten dann häuser die brennen
auf dem meer wollen sie boote versenken
doch faschisten sollen wir sie nicht nennen
niemals Rebellen

Ich würde mir das wahnsinnig gerne mal live reinziehen, da zeigt die Musik der Band ganz sicher wieder ein neue Facette.
Eine weiter Videoauskopplung und monstergeiles Video ist “immer wenn es knallt”

Der Track “Seeräuber” hat übrigens schon eine Version auf der Platte von Sängerin Lena Stoehrfaktor gehabt “Gott im Himmel, Leichen im Keller” heißt sie – gönnt euch!
Und weswegen ich das erwähne: die Band Das Rattenkabinett gabe es schon mal in (teilweise) anderer Besetzung und sie haben schon eine LP rausgebracht, die auch sehr gut ist.
Nun gönnt man sich ein wenig verändertes Image und kürzt ab RTKB.
Für den Anfang ein wenig schwer im Netz zu finden, also holt euch die Platte, ladet die Band ein, das ist richtig guter Rap!

Die Platte schließt mit dem Titel “…war gut”, denn der erste Track ist ja “Die Zukunft…”, ab. Das ist, für mich, der rundeste Song der Scheibe und echt ein guter Schlußpunkt, da die Band eben zeigt, zusammengefasst in drei Minuten, was sie kann!

Dieser Review erscheint auch, in ein klein wenig ausführlicher, beim Vinyl-Keks.
Anspieltipps, wer noch was Altes ausgraben möchte: être? waren 2014 mal bei mir aufm Tape drauf und hatten eine Tourbericht durch die Ukraine im Heft. Oder Such a Surge (wieso gibts eigentlich keine Vinyl-Reissues?)

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fanzine: Trail Magic #1 & 2

I love Fanzines. Uh Yeah.

Hier etwas Neues, eher Berichtsheft als Fanzine, und doch ein Fanzine, da sich Macher Chris sein Fan-sein um eine schöne Tätigkeit erweitert hat: das Wandern.

Trail Magic (das Hiking Fanzine), was schon etwas Besonderes ist im Fanzine-Himmel, er hatte vorher vom Anker Zine kannte. Die Seite, unter der aber alle seine Zines vereint hat heißt 42 Zines.
Wir tauschen mal wieder aktuelle Hefte. Ich erwähne das zuerste, da ich zu meinem Amusement feststellen darf, dass ihm beim Wandern dann doch etwas untergekommen ist, zu reviewen. Unter anderem eine der Postillenausgaben, hier die #8; das ist lang her, haha!
Vielen Dank dafür.

Zum großen Heft gibt es ein kleines Perzine, in Größe A7 (?), darin sind s/w Fotos von seinem ersten Ausflug nach Portugal und Italien. Das ganze mit seinen Kids.
Ich kann mich da noch gut daran erinnern, wie ich mal mit meinen Kids durch den Wald in Ligurien stapfte und meine Kindern animierte Schmetterlinge zu zählen; zwischen 40 und 50 sind sie durcheinander gekommen! Jedenfalls war immer einiges an Motivationshilfe nötig; und ein Zine draus zu machen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen.

Umso gespannter bin ich auf Chris Bericht.
Er berichtet nicht viel über die Familie, die Fotos sind in guter Quali, den Text hat er auf seiner Schreibmaschine getippt und auf die Pics gelegt. Es wird desöfteren Bezug auf die, Überraschung, Landschaft genommen und das bewusste Runterkommen.
Wenn man lange läuft klar zu sich selbst finden kann!
Das A5er Heft ist also Nummer 2 und Chris schreibt hier ausführlicher.
In dieser Ausgabe Schwerpunkt Italien. Beschreibt in schönen Worten ein wundervolle Gegend. In der Mitte eine Karte von Moneglia, was in der Nähe von Genua liegt.
Eine Packliste für die Pragmatiker, wer wissen möchte wieviel was wiegt.

Unter den Reviews dann, ja, ich komme nochmal drauf, weil seine Bandbreite recht groß ist und viele Sport-Zines besprochen werden. Unter anderem ein Eishockey-Zine (B-Mannschaft)! Ein Familien-Zine. Tolle Rubrik, in der man viel entdecken kann.

Lest mehr Fanzines!

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MC: age b.o. – antideutsch

Ein HipHop Review. Yeah. Falkensee Aggro! Age B.O.
Es liegt hier schon eeeewig rum und kriegt jetzt seine drei Zeilen:
Schon das Cover (es ist MC 11 von 50) ist ein Eye-Catcher, da vorne drauf Indiana Jones gerade einem Nazi auf die Fresse haut. Das Tape heißt “Antideutsch” und ist volle Kann Zeckenrap. Age B.O. gibt es, fürchte ich, nicht mehr, Release war 2018 und danach kam nix mehr. Egal, kann man trotzdem anhören!

10 Tracks von Age B.O., alle Beats sind elektronisch. Mit der Stimme wird so einiges experimentiert. Track 1  ist das ne Fettes Brot-Verarschung?
Das Ding ist echt gut ausgeszeuert und hat nen echt tighten Sub-Bass.
Ich finde es hörenswert, also gebt dem Release eine Chance!

 

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MC: yacht communism vs. i drew blank

Long ago…. hab ich dieses Tape mit den tollen Postkarten zugeschickt bekommen. Ich denke, ich habs irgendwie bei Bandcamp gefunden und war schockverliebt.

Also Yacht Communism aus Berlin. Das Tapedeck im Auto hat sich endlich gefreut.
Die Stimme zu diesem sehr Beatorientierten Post-Rock, der seine Wurzeln ganz sicher auch im Screamo hat, hat wahnsinnig Soul. Was eine total klasse Kombination ist im ersten Track “discovery”. Beim zweiten Song “submission” hebeln sie das schon etwas aus. Ich zähle mir da zusammen, dass die Band auf drei zählt aber 8tel schlägt. Es ist nicht so komplex, frickelig, doch durch die Halbtöne wirkt es dann doch etwas jazziger. Yacht Communism verzichten sehr auf Verzerrung. Hängen als Track drei einen His Hero is Gone – Cover dran, welcher durch ihre Spielweise unheimlich spannend wird. Er ist dadurch nicht mehr so düster und hart, wie das Original, eher post-cineastisch.


I Drew Blank, auch aus Berlin, teilen sich das Tape mit Yacht Communism.
Sie sind Indiepop, Dreampop, etwas flotter, läuft richtig gut durch!
Das poppige nehmen sie aber, indem sie einen geradezu zerstörerischen Bass drunterlegen. Nein, es wird dadurch nicht noisig, einfach besonders.

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LP: es war mord – utopie der kosmonauten

Eine Utopie ist etwas Schönes, eine Zukunft, die blühend ist, Menscheit gerettet, Erde gesund und munter.
Es War Mord spielen uns hier allerdings eher den Soundtrack zum Untergang. Klar, dieser Soundtrack ist inzwischen auch ziemlichj lang geworden; vermutlich mehr zu hören, als der ganze Untergang dann sein wird.
Die neue Schallplatte ist wieder extrem gut verpackt. Sounds of Subterrania ist da ein Label, welches unheimlich gerne mit speziellen Verpackungen arbeitet. Auch hier wieder Karton in Fomr einer bedruckten Stecktasche, in die die Platte kommt.
Es War Mord, machen dort weiter, wo sie mit ihrer famosen 7inch “in der miesosuppe” aufgehört haben. Angepisst, dreckig, immer im drückenden Mid-Tempo, jeder Song mit einer Melodie der Lead-Gitarre versehen.

Anfang macht “der traurige Diktator”; und ist geradezu melancholisch. Es folgt “gute reise” und “falsche uhr”. Ich find die Songs alle großartig. Ab und an mal ein wenig Hall auf dem Gesang. Die Melodien nie quälend oder quiekend, das ist richtig gut gespielt. Ich will schon fast sagen “glatt”. Dabei ist der Sound aber zu bissig, keine Sorge!
Auf Seite zwei find ich “sprung” wirklich megagut. Die Songs bleiben ja ohnehin in ihrer 2-Minuten-Taktung. Die Solimelodien kurz & knackig. Nichts, was das Lied unnötig verlängert.

ich bin so high, ich brauch eine leiter
um mich selbst zu erreichen

Um mal ein oder zwei Vergleiche in die Runde zu werfen, finde ich, dass Kuballa Ähnlichkeit haben, klar, auch EA80. Mit “aua”, “dunkle töne” und “foto” sind auch drei Songs der oben erwähnten 7inch neu aufgenommen und eingerillt.
Wer hier behauptet, dass sei Punk der 80er-Jahre, liegt falsch. Das Rad erfindet heute keiner mehr neu, aber —–>
Schaut mal bei Facebook & youtube rein, ihre Musik gibt es quasi nur dort (oder bei mir aufm Sampler #9 zwei Songs) und dazu herrlich verschrobene, eigenwillige Videoclips und Tourstories. 06.05. in der Alten Hackerei (und ich kann nicht da sein, weil ich aufm Hellfest in Stuttgart bin…)

Erschienen bei Sounds of Subtarrania, dem Label für irre Verpackungen. Diesmal: nach oben aufklappbares Taschen-Cover, Texte auf die Hülle gedruckt, schwarzes Vinyl in Packpapierhülle.

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MC: innocent bliss – 2023

Mir durch, so sagte man früher “funk & fernsehen” bekannt, das Internet bekannt.
Im Grunde ist diese Feststellung schon schlimm, denn das Internet ist größer als dieser Planet. Angefüllt, überhäuft mit Scheiße.

Schön, wenn man trotzdem irgendeinen fucking coolen Shit da rausziehen kann.
Die Band Innocent Bliss aus Berlin machen straighten Hardcore im Sinne der 80er/90er Jahre. Innocent Bliss sind matze, judith, bolle, arndt & jobst.
Nach vorne. Mal auf nur einem Akkord reitend “dissolution”.
Zwei Gitarren, Gesang, Bass und Drums sind die klassische Besetzung einer treibenden Hardcoreband. Was sie spielen ist alles nicht neu. Mir fallen Spermbirds, Sick of it all oder auch jede Menge weiterer Hardcorebands als Vergleich ein. Neuerdings fand ich ja Bent Blue megagut, ganz kommen da Innocent Bliss nicht ran, sind aber ne echt klasse Band, die hoffentlich mal auf Tour hier in den Süden kommt!
Textlich sozialkritisch bis politisch, es geht um die Menschen, die sich klein fühlen, am System kranken. Genau die, sie sollen zusammen was auf die Beine stellen, denn zusammen kann man mehr erreichen!

trapped in your world
of black and white
afraid to lose
what you think is right

fuck your norms
fuck your ideology
(fuck your norms)

Die Band selbst macht aber auch kein großes Aufheben darum, in welchen Bands sie schon gespielt haben und woher ihr Sound stammt. Sie sind auf jeden Fall schon einigen bekannt und keine totale Newcomer-Band, soviel kann ich sagen 😉 Nicht so, wie in den 90er, wo unter jeder Band die man nicht kannte stand “ex- xxx und ex-yyy”. Ich kann es mir zusammenreimen. Hab das Tape aber nicht zum reviewen bekommen, sondern bestellt. Ich hab die #37 von 60.

Dem Tape im recycling-Karton liegt ein acht-seitiges Booklet bei, die Titel vorne drauf, die Texte innen. Coverartwork ist von Martin Müller. Alles selbstgetackert und geklebt, sehr schönes Stück!
Ein paar wenige gibts noch bei der Band:

 

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10inch: auspuff – we are auspuff

wat’n name. Auspuff.
Die gänzlich unbekannte Band Auspuff bringt eine 10inch in Eigenregie raus (ich nehme an, die Band hat mit CICI Records ihr eigenes Label gegründet)
Die Band wurde in 2020 gegründet und besteht aus zwei Menschen: Lisa & Raul. Sie spiel(t)en wohl auch schon mit / bei: Einkauf Aktuell, Leopard und Die Spritzen.
Das Scheibchen läuft auf 45rpm und gibt mir, ich lege Seite zwei zuerst auf, ein Gefühl von Beastie Boys auf ihrer Cooky Puss EP, wo sie erste Schritte im Hiphop machten. Das ist schön rough, mit einem Sprachsample unterlegt, es geht um New York. Überhaupt haben die beiden sich hart in NY verguckt, ein Aufkleber liegt bei “I (auspuff) NY”. Dafür kein Textblatt. Na gut, die Texte sind recht gut zu verstehen und repetitiv, da braucht man das jetzt nicht unbedingt.
Die Aufmachung dieser tollen Platte, macht das Fehlende wett.
Man ist bei der Herstellung wohl kreuz und quer mit farbgetunkten Reofen über die 100 Cover gerollt und hat hinterher den Schriftzug mit Glitzerverlauf drübergesprayt. Voll gut! Und das ganze dann noch in eine 10inch-Hülle! Die sind bei mir jedenfalls ziemlich rar!

Die zweite Seite bollert dann ordentlich mit “ich hab kein Gehirn mehr” (… am Ende wollen sie auch keines mehr) und “du bist nicht gut genug” (eine Ode an das Diktat des Drucks der Gesellschaft), sodaß ich bei Seite eins meine helle Freude am ersten Deutschpunkkracher “we are auspuff” habe!
Das hat ordentlich Noise und Druck!
Und sie legen mit Anspieltipp “kittchen fantasy” einen superironischen Klopper hinterher. Ich vergleich das mal mit Feine Nase. Hört da mal rein!
Zum Abschluss gibts noch mal so was wie “du bist nicht gut genug” mit “sink tank” klingt bei mir die äußerst noisige Platte an dieser Stelle aus.
Ich find die echt Bombe! Superabwechslungreich, auf jeder Party kann man, ja nach Stimmung, einen andern Track in die Plylist schmeißen und macht nix falsch.

Gibt es, meines Wissens nach, nur bei der Band, sprich direkt bei Bandcamp oder Mail.

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LP: moloch – nur motten nennen es licht

Ich glaub beim geneigten Hörer & Leser der ProvinzPostille darf ich bei Moloch von vorne anfangen.
Es gibt ja so einige Bands im düsteren Musiksegment, nennen wir es bspw. mal Wave oder auch Blackmetal, die sich diesen Namen auch gegeben haben. Ich kann, mal wieder, nur sagen: ihr verpasst was, wenn ihr da nicht reinhört!
Entdeckt habe ich sie bei Elfenart, bei dem Label sind sie auch mit ihrer neuen Platte “nur Motten nennen es Licht”.
Emotionaler Düsterpunk, der zwischen Melancholie und Selbstzweifeln funktioniert. Was ich jetzt aber nicht sophisticated anhören soll. Im Gegenteil. 
Die Band besagt es so:

Schlechtere Zeiten sind schlechtere Zeiten und beschönigen lässt sich daran einfach gar nichts. Die Fassaden der Leichtigkeit, sie bröckeln. Dahinter nur das Nichts. Ein Auge noch, ein Zahn. Und weg. Robustes, tiefes Schwarz. All-konsumierendes Dunkel. Was für ein Moloch!

Moloch spielen Midtempo Punkrock, auch mal etwas flotter “warten auf schlechtere Zeiten” oder “kälte” und quäken irgendwie Melodien aus ihren Gitarren. Das klingt ziemlich gewollt und ist, meiner Meinung nach, die größte Veränderung im Sound. Klar, man sammelt seit knapp 10 Jahren Erfahrung mit dem Aufnehmen in Eigenregie, dies ist nun die druckvollste Mischung. Und “quäken” ist keinesfalls ein negatives Attribut, nein, ein Hinweis darauf, dass das eigenwillig und anders klingt.
Textlich sind Moloch sehr besonders, kritisch, persönlich, auch direkt. “Y” ist ein klares Statement gegen die Bundeswehr “….füg dich ein in Camouflage”.
“Käfighaltung” ist schon so eine Nummer die die Tendenz nach unten zu ziehen hat, wenn ihr wisst, was ich meine. Melancholisch. Wobei es schon etwas sehr besonderes ist über die Ängste, seine eigenen, wie auch die der andern, so direkt zu singen.
Ab und an klingen bei Moloch ein wenig die Duesenjaeger durch, oder auch die angepisste Wut von Es War Mord. Gesanglich ein bisschen Oiro oder die wunderbaren (verblichenen) Grizou. Oder bei Wände an die tollen Kuballa! Ich hoffe, ich habe nun genug Reizwörter fallen lassen, die ihr aufsaugt und durchhört.
Kann an dieser Stelle allerdings nur nochmal sagen: Moloch sind da schon sehr sehr eigenständig.
12 Songs auf der LP, so Richtung 35 Min Spielzeit. Das Cover bösartig, zynisch und fröhlich zugleich. Anbei ein Booklet mit allen Lyrics.

verdammt coole Band. Platte erscheint eben über Elfenart und über das Bandeigene Label Random Events in a dying Universe.

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MC: lena stoehrfaktor – die essenz EP

Lena Stoehrfaktor hat ein neues Tape raus mit sechs neuen Track, die es in sich haben.
Saucooler Rap. Ja, Rap! Kein bräsiger Hiphop, keine Fritzelditzel Hihats aus der Retorte. Toughe Beats, gutes Kopfnickertempo, klare Ansagen.

ich teil aus und du kassierst

In Runde eins steht die Boxerin Lena im Ring und fightet mit den “real” Hiphoppern, die ihr Muskeln wohl nur zuhause aufpumpen und dan im luftleeren Raum ein wenig mit den Armen wackeln.
Lena ist the real Shit, this shit is dope!
Okay, eine Runde zurück. Lena hat bereits einiges raus, zwei tolle LP’s produziert mit “Gott im Himmel, Leichen im Keller” (2016) und “Blei” (2018).
Ich habe die beiden und wollte schon eeeewig eine Review hier schreiben: ihr müsst euch Lena reinziehen – und habs verdrängt. Jetzt aber die Chance mit ihrem neuen Taperelease, ganz “klassisch” kann man sagen. Es ist aber kein Mixtape, es sind gemixte Songs drauf, ja!
Sie klopft nicht immer so dicke Rhymes und haut mit dem Boxhandschuh auf die Buchstabensuppe der laschen Hiphopper. Doch sie hat schon einige Jahre eine Crew, mit der sie konsequent Musik macht. Asi-Es und Sinok sind die beiden Aliase, die ich immer wieder auf den Scheiben entdecke.
Aber Lena Stoehrfaktor ist eine ziemlich leidenschaftliche Musikerin und hat auch noch die Mainvocals im Rattenkabinett.

Zurück zum Tape!
Ein Video hat sie in ihrer Hood gedreht zum titelgebenden Track “Essenz”

Wo es mir aber in den Fingern juckt, zwei Takte loszuwerden ist bei “Sonnenallee”. Lena Stoehrfaktor verarbeitet ein wenig die Jugend ihres Hiphops. Wer war ihre Gang damals “Conexion Studio” in der Sonnenallee in Berlin. Unterwegs über die Dörfer, keine Gage dafür Spaß, Ärger mit Nazis und Bullen; dieser Track ist top gereimt und die trockenen Beats ziehen gleich mit. Erinnert mich an die 90er Jahre. Als Rap irgendwie viel tighter war als heute.

Es sind einige Videoaufnahmen von 2006 mit drin, ja da ist viel Zeit vergangen von damals bis heute. Einige sind drangeblieben, einige dem Burnout erlegen.
Im Interview haben Lena Stoehrfaktor und ich ein paar Gedanken dazu ausgetauscht.
Mit den sechs Tracks ihrer neuen EP “Essenz” geht es mit den Themen “Rap und nicht Pop”, Identitätsfrage, Kapitalismuskritik und überhaupt, der Frage nach dem Sinn, warum man etwas macht – warum Lena rappt – immer sehr klar und ohne Schnörkel um das Wesentliche.
Man kann schnell vergessen, in welchem Jahrzehnt Rap gerade (fest)steckt, wenn man ihren Tracks lauscht. Ein Favorit? Nope. Das ganze Ding ist Bombe!


Zum Abschluss ein Video aus 2016 mit dem Rattenkabinett, die übrigens im Herbst gemeinsam ein neues Album rausbringen. Ein wenig umbesetzt an den Instrumenten, mit Lena Stoehrfaktor am Mic.
Platten und / oder Tapes bekommt ihr bei Tanz auf Ruinen oder Black Mosquito oder direkt die zweite Auflage der MC bei Bandcamp!

(diese Review erscheint auch noch so ähnlich beim Vinyl-Keks.)

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Fanzine: Anker #1

Die Nummer 1 des Anker-Fanzines ist hier als Tausch eingetroffen. Ich habe Chris’ Tun schon eine Weile bei Instagram beobachtet und als seine Ausgabe angekündigt wurde, habe ich zugegriffen.
Irgendwann und irgendwie waren wir schon mal in Kontakt gewesen. Nach einer längeren Suche in Kisten könnte es das “Berliner Mauern” Stencil Zine gewesen sein?
Der Grund für ihn, dieses sehr persönliche Heft zu machen – okay, nennen wir es Egozine – war diesen im Grunde einen Bericht über seine Erlebnisse “in order of appearance” zu erzählen.
Zuerst gibt es als Einstieg eine Erklärung, dass er wohl schon fast eine Obsession hat mit der Metapher “Anker” zu spielen. Er möchte sich da einen sehr persönlichen blick auf die Welt bewahren.
Auf den ersten Blick, mit den kleinen Fotos und Fotomontagen, den kleinen Einwürfen, merke ich eben schnell, dass man das Heft nicht einfach durchblättern kann. Ich finde das ja gut, wenn das so einen Tagebuch-Charakter hat. Mache ich ja selbst genauso.
Viel dreht sich um Erholung, Entspannung, raus aus der Arbeit, Zeit für Familie und auch endlich mal wieder Urlaub machen. Das hört sich, wenn ich das so schreibe, nach einem Luxusproblem an; ist es aber nicht.
Chris hat einen Sehnsuchtsort in Portugal und sie schaffen es auch, mit der ganzen Familie, diesen zu besuchen. Er liefert dabei nicht einfach nur einen Urlaubsbericht ab, sondern zieht uns mit in die Welt der Casa Do Burro, die weniger durch Corona gebeutelt wurde, als durch Naturkatastrophen.
Das liest sich alles richtig flüssig und macht Spaß. Auch die Herangehensweise, Dialoge wieder zu geben!

Zum Abschluss gibt es einen riesen Stapel Fanzine Reviews. Da hatte sich einiges bei Chris angesammelt, ein paar Ausgaben sind tatsächlich schon durch Neuere ersetzt worden.
Einfach bei Insta ne DM und ihr bekommt sicher auch noch eins dieser Zines.
Was ich nämlich hier bemerkenswert finde, da ich in letzter Zeit sehr viele qualitativ hochwertige Magazine bekommen habe (Boys Club Only, Black Cat Fanzine, Ostsaarzorn, etc.) ist dieses ein Copy & Print Zine. Yeah.

Angesprochene Musik im Heft ist bspw: