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LP: cirque de la merde – favourite season

Cirque de la Merde, Band aus Innsbruck in Österreich, gesehen in Basel in der Schweiz.
Witzigerweise fiel mir der Gig erst in den Kalender, als mir der Schlagzeuger schon die Platte eingepackt hatte und hier im Briefkasten lag.  (Bericht zum Konzert in der aktuellen Provinzpostille #11)
Erstmal also netter Kontakt mit netten Menschen, die ich nicht kenne, per Mail, und dann auf ein Konzert zu gehen.

Natürlich hatte ich die Platte, da ich echt viel unterwegs war, nicht geschafft zu hören und ich konnte mich beim Konzert von ihren Songs überzeugen lassen. Und die sind echt gut! Sehr abwechslungsreich in den Tempi und tortzdem kurz & knackig.
Guter Sound. DIY!
Erster Track “spuck” ist so ein richtig schöner Hardcore-Track, mit geradezu klassischem Mitgröhl-Refrain “spuck!spuck!spuck!” Cool. Ein guter Opener.
“frog is boiled” is bemerkenswerk englisch mit einem super Ende!
Es folgt “arlecchina” mit einer New-Wave-Gitarre als Vorspiel, ich mag diesen Effekt eigentlich nicht so gerne, wenn er so stark eingesetzt wird, was Cirque de la Merde aber im weiteren Verlauf draus machen ist schon sehr geil. Sie arbeiten total gegen Hörgewohnheiten. Es folgt ein geradeaus Ufta-Part.

Zusammengehalten wird das nach vorne preschende Spiel der Band durch den Drummer Michi.

Der erste Song auf Seite B ist “menschenbild der scheiße”, auch ein sehr cooler Track. So wie ich es mag, leichte Melancholie weht durch die Gitarre. Die Reibeisenstimme der Sängerin pusht und rotzt.
“creeping jenny” ist der Song, den ich aufgenommen habe:

Innerhalb von Sekunden “zerstören” Cirque de la Merde ihr eigenes Songwriting und prügeln den Song in himmlische Sphären! Sie bleiben schon im Hardcore-Fahrwasser und erfinden da nichts neu, doch wie sie ein “post-” vor Hardcore und Punk setzen ist schon echt verdammt gut.
Mäandernd zwischen europäischem, englischem und amerikanischen Hardcore. Gesungen in deutsch, englisch und russisch (? – die kyrillischen Buchstaben lassen mich so vermuten, ich habe keine Ahnung)

Die 10 knackigen Tracks wurden rausgebracht von Keep it a Secret, Kink Records, No World Records.

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MC: black humour – …issues 15 statements of pure anger and fun

Ist doch ganz schön in Dingen und Kisten und sonstwo rumzukramen und entdeckt dann plötzlich ein verloren gelaubtes Tape. Ein Tape, welches man sich unter einer ganzen Auswahl an Leuten ergeiert hat. Zugeschickt wurde es auch noch. Mit dem Auftrag: schreib was drüber.
Das ist jetzt ein paar Monate her.
Ich freue mich trotzdem, hätte es ja lieber gerne verschwiegen, dass meine Kumpels Chris und “der Riedinger” (auch Mitschreiberling hier beim Keks) bloß nix davon erfahren!

Black Humour ist ein mega-aufwendiges Corona-Projekt aus Stuttgart mit Philipp Riedinger (Neat Mentals, Ex-Derby Dolls, Ex-Nakam, Ex-The Smalltown Rockets etc.) und Chris (Helmut Cool, Warsaw, Bastard Royalty, Accion Mutante und Planet Watson) und diversen Gastsänger*innen. Sprich, die beiden machen die Musik, der Riedinger die Klampfe und Chirs an den Drums.
Als erstes muß ich, ohne das ihr auch nur einen Ton gehört habt, Chris das Kompliment machen, dass er richtig gut Schlagzeug spielen kann. Ich kannte ihn lange “nur” als Vokalisten und Gitarristen bei Helmut Cool.
Boah ey, Erklärbär ist diesen Release zu beschreiben. Ist schon wichtig, auch all die Gastsänger zu erwähnen, denn manche Songs scheinen maßgeschneidert zu den jeweiligen Sängern zu passen!

Der Song “weekendpunk” feat. Dave Collide ist ein amerikanisches Stück (Fun)Punk. Dave Collide spielt übrigens bei Bike Age, einer Stuttgarter #attitudepoppunk-Band.
Wenn ihr den beigelegten Zettel aufmerksam lest, dann werden euch die Synapsen glühen, so viele schöne Menschen aus diversen Bands werden euch über den Weg laufen, dass ihr nicht nur hier 40 Minuten Musik von Black Humour anhören könnt, sondern auch noch all die angehängenden Bands, zwinker.

Mir scheint, als hätten sie einigen der Beteiligten die Songs auf den Leib geschneidert / geschrieben, bzw. die jeweiligen Bands konnten, wenn sie denn wollten, die doch auch ganz anspruchvollen Songs getrost in ihre eigenen Sets übernehmen.
Laut Aussagen der Projektmacher wird das aber nicht passieren. Das Projekt selbst auch eine einmalige Sache.
Was heißt: wenn weg, dann weg! Und es lohnt sich, ehrlich!
Wer auf eine colle Mischung melodischen (Hardcore)Punkrocks steht, gleichzeitig gute Songwritung und einen tollen Sound im Tapedeck haben will: zugreifen!

Erschienen via Kink Records, dort gibt es auch noch ein paar wenige!

Schwarzes Cover – übrigens ist das Artwork ziemlich cool! – Pappschuber mit einem Beipackzettel. Schwarzes Tape, jedes einzeln bemalt.

 

Dieser Review, so ähnlich, schon beim Vinyl-Keks erschienen.

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review: Grey Walls – Asche LP

Durch eine kleine Gruppe bei Facebook, die ich unlängst eröffnete,  meldete sich Jan bei mir, der früher Schlagzeug gespielt hat bei Burn/It/Out. Eine Hardcore-Punkband aus Landau, in der auch Oli mitspielte, der nun die Gitarre zupft bei den famosen Atmen, weiter.
Jan trommelt also nun schon eine Weile bei Grey Walls, die Band hat wohl schon eine 7inch herausgebracht.
Ich hab mir nicht groß sagen lassen, was für Musik Grey Walls machen, wir haben einfach Platten getauscht, nun gibts den überfälligen Review dazu! Vollkommen überrascht fliegen mir ab der ersten Sekunde also die Trommelfelle aus den Ohren, der Alarm den die Gräulichkeit ist immens! Erscheckt zucke ich den Tonarm zurück, zögere, lege nochmal auf und etwas weniger erschreckt höre ich die erste Seite durch.
Das Inlay ist grau, die Platte ist grau meliertes Vinyl, das Cover ist grau mit schwarz, die Musik gräulich Grau.

Mich erinnert die Musik total an die erste LP von Rorschach “remain sedate”. Oder Born Against. Nur echt in düster. Obwohl ich mir immer wünschte, dass morgens, statt eines Weckers, der Plattenspieler den Tonarm auf die ersten Töne der Scheibe legt und mich ein Gewitter von sägenden Gitarren und kreifendem Gesang in den trostlosen Job jagd.
Hat beides, glücklicherweise, nicht geklappt!
Ähnlich gehts mir jetzt mit Grey Walls, die zwischen Doom, Blackmetal und Screamo sehr abwechslungsreich spielen. Im 4. Song “Dunkelheit” eine ganz überraschend wunderbare wie außergewöhnliche Mischung aus einem keifenden WahWah und dem keifenden Gesang eine Symbiose ohne gleichen eingeht; um in “Töterkult” ein Riff aus der grauen Untiefe zu ziehen, was den Titel nicht besser untermalen könnte. Im Grunde machen die Herren in ihrer Düsternis also alles richtig. Gegen Ende wird das Riff komplett zerlegt um dann in “Zersetzung”noch viel tiefer hinab in den Keller zu steigen und eine dunkle Disharmonie aus Growls und Keifen alle grauen Wolken draussen am Himmel erstarren zu lassen.
Und je länger den Song anhöre, geht er mir wirklich überhaupt nicht in die Ohren, bewundere ich doch den Mut dieses graue Rauschen, diese Attacke auf Platte zu Bannen.
Der Sound der Band ist echt gut für eine Eigenproduktion, ungeschliffen, außergewöhnlich. Und wenn man glaubt, dass man nach Song 4 oder 5 alle gehört hat, das Songwriting kennt und weiß, was im Verlauf weiter passieren wird, täuscht sich. Insgesamt elf Lieder brechen über einen herein wie ein unfassbares Unwetter. Wenn es mal in den Mauern etwas ruhiger wird, dann schmettern und brettern sie wieder auf und davon.
Ihre Scheibe gibt es im erwähnten Grau, in Rot und auch als Tape. Am besten über ihre Seite, dort sind Band und / oder Labels erreichbar.
Erschienen bereits Ende 2020.