LP: modern hell – s/t

Modern Hell kommen aus den Tiefen des Murgtals und machen überraschend offenen und mitreißenden Emo-Hardcore.
Kann man das so nennen?
Auf jeden Fall ist es komplett DIY produziert. Geil.

Das selbstbetitelte Debutalbum ist wirklich überraschend gut.
Vier der zwei Kerle kenne ich schon eine ganze Weile. Damals waren Pip und Markus bei Kasino Koschmidder, wo sie noch so typisch dünnen Emo-Punk-Sound gemacht haben, wie Bands auf Lala Schallplatten (Krawehl und Willy Fog, etc. in den 2010ern halt klangen)
Pip spielt auch noch bei Finding Harbours, einer Emoband aus Karlsruhe.

Wie auch immer: der Sound von Modern Hell ist viel fetter und sie haben ein wahrlich abwechslungsreiches Songwriting. Melodic Hardcore meets Emo meets Punk.
Es ist nicht einfach Melodic Hardcore, sondern echt zwischen den Stühlen steht. Einfache Punkriffs treffen auf vertracktere Hardcore-Attitüde. Geshoutete Parts, die trotzdem gesungen sind und nicht so weinerlich, poppiges Gejammer sind, wie so oft bei Vertretern dieses „modernen“ Styles.
Pflichtlektüre. Auf wunderschönem Vinyl
Erschienen bei iwishicouldstay.

LP: jodie faster – saint lundi

Kurz würde ich was über die Jodie Faster schreiben. Geiler, abgehackter Shit. 17 Songs auf ihrer neuen LP – vielleicht 25 Minuten?
Klar, es sind auch „10 years, that where seven“ drauf, die auf einer der letzten Split 7inches waren. Für den geneigten Fan wie mir, ist auch Füllmaterial drauf.
Schöne Titel gibt es zuhauf, denn Jodie Faster sind keinesfalls ironiefrei in ihrem Geschrammel.
„no gods, no masters, no algorythm“ oder „no future (should look like this)“ gerne würde ich auf jeden einzelnen Titel eingehen, doch wohin mit den ganzen Buchstaben? Die andern Bands wollen auch noch welche!

Der Titel und Titeltrack „saint lundi“ erzählt davon, dass es mal einen Feiertag in der Working Class gab, den Montag, an dem man einfach mal zuhause blieb. Ohne Ankündigung und zum Saufen in der Kneipe zur Trockenen Kehle trafen.
8 days a week und dann in die Kirche, da hat man dann schon mal Bock, auszuschlafen und Müßiggang zu betreiben. Manchmal weitete sich das auch auf Dienstag und den Mittwoch aus. Irgendwann wurde wohl Punk draus: arbeitslos und Spaß dabei.
Nein, die Gewerkschaften und das moderne Leben machten diesen  schönen Feiertag kaputt und wir vergaßen ihn.

Wie auch immer: ich finde das total geile an Jodie Faster sind diese furztrockenen Gitarren, die superpräzisen Drums und der treibende Bass. Manchmal wünsche ich mir beim Gesang etwas Abwechslung aber hej, Gesamtbild absolut top!
Eigentlich ist es so schnell, dass ich nach 17 Songs denke, huch, geht’s auch 10 BPM langsamer?
Geile Scheibe, geile Band, super Attitüde, super Liveband

Vinyl erschienen via DON’T TRUST THE HYPE records (France), DRINKING BEERS IN BANDANAS records (Hungary), LA AGONIA DE VIVIR (Spain)
LONER CULT records (Belgium), NO TIME records (USA), PASIDARYK PATS records (Lithuania), SPASTIC FANTASTIC records (Germany), TNS records (UK)
Tape via:  Dispear records (France), Deaf PunX records (France), No Time records (USA)

LP: Kombi-lation – 30 Jahre Kombi Nünchritz

30 Jahre gibt es in Nünchritz, was grob zwischen Leipzig und Dresden in der Nähe von Riesa liegt, feiert mit einem wahrlich umfassenden und fetten drei LP starken Sampler sein Jubiläum. Das ist schon stark!

In einer Pizza-Box finden sich, wenn ich mich nicht verzählt habe, 45 (!!!) Bands mit je einem Song. Alles Bands, die mal dort geprobt und gefeiert haben oder dort gespielt. Der Jugendclub Kombi, so heißt der Verein tatsächlich, macht also seit 30 Jahren Krach, Lärm und Jugendarbeit.
Den Anfang machen Wasted mit „break you“. Einige werden sicher so einige Bands wie die „Bottles“ kennen, die sich da auf dem Sampler wiederfinden. Sie haben nicht nur im Kombi gespielt!
Von 90er / 2000er Hardcore und Punkbands wie Durango95 oder Just Went Black über Kaltfront oder Sick Times, Oi Polloi und SS20 (italienische Hardcoreband).
Wie auch immer, ich nehme mal exemplarisch die erste Seite.
Fireaamd spielen mit „reward“ knüppeln ordentlich einen weg, wie Ratos de Porao in ihren besten Zeiten. Während die Kirchendiebe einen recht uninspirierten Indie-Sound machen. Farmers Boulevard machen wohl Straight Edge HC aus Leipzig.
Über manche Bands steht etwas mehr im wirklich cool gemachten Booklet in A4. Manche schreiben nur einen Satz. Meist kommen schon die Bands selbst zu Wort, was ich echt cool finde.
Auf 6 Seiten gibt es also Mucke, Im Booklet auch Worte der Macher und einen Zeitungsartikel, auch zerrissene Tageszeitungsseiten im Pizzakarton!
45 Songs beschreibe ich jetzt nicht im einzelnen, besorgt euch das Ding doch einfach selbst.
Alles, so sieht es aus, handmade in Nünchritz. Erschienen bei SM-Musik. Mehr Punk und DIY geht nicht.

Ich hab echt lang gesucht, um euch hier einen Link zu präsentieren, wo ihr das gute Stück für echt gutes Geld erstehen könnt.
Plastic Bomb Mailorder

 

7inch: age of rats – lebenslänglich scheisstag

Die Band Age of Rats schickte mir ihre „lebenslänglich(en) scheißtag(e)“ zu. Ich wartete ein wenig, bis ich mal wieder einen Scheißtag hatte, kommt eigentlich nicht vor, ne, hab die 7inch dann einfach mal aufgelegt und dachte „hey, scheiß drauf“.

Bergi, Bommi, Cristian, Jan und Sami haben zusammen vier Songs aufgenommen und auf dieser schlicht gehaltenen 7inch veröffenlicht haben.
„lebenslänglich“ „triumph auf totem land“ „scheißtag“ und „diebe“ sind die sehr klaren Titel; mit einem schönen Mini-Zine als Booklet mit den Texten.
Volle Kanne Ufta-Deutschpunk brettert aus den Boxen und ich war so ganz kurz davor die 90erJahre Keule auszupacken und das Ding wegzufeuern, da stellte ich dann doch irgendwie fest, dass es supermelodisch ist, was die Band da wie ein Orkan durch die Rille fegt.
Kein so „wir sind superhart“ wie Frontalangriff oder so.
Age of Rats ist einfach superschnell und haben auch noch supergeile Texte!

neulich habe ich allen den krieg erklärt
die entscheidung war gleich getroffen
leider wieder voll vergessen
ich war total besoffen
lebenslänglich

die evolution hat sich selbst ins knie geschossen
den eigenen untergang in menschenform gegossen
dass sich über alles erhebende tier
denkt und formt und tötet in seinem revier
triumph auf totem land

Es sind Misanthropen am Werk, die diese Zeilen zurecht verfasst haben, denn sie stimmen einfach. Oft hat man das Gefühl, den Eindruck, dass es zu viele Leute gibt, die Entscheidungen treffen, die wir selbst im besoffensten Zustand nicht treffen würden. Beziehungsweise nur deswegen treffen, weil wir eben das dümmste Herdentier sind, dass dieser Planet jemals gesehen hat.
Vier Songs voller Wut und einem Tempo, dass wirklich keine Sekunde nachlässt, kein schlecht gespielter und gebrüllter Stumpfpunk, alles hat ne gute Kante und ne ordentliche Melodie!

Gibts bei der Band. (bandcamp) erschienen im Eigenvertrieb.
Age of Rats – Lebenslänglich Scheißtag

LP: KŸHL – nach strich und faden

KŸHL beginnen ganz ruhig und sanft; doch nach dem „…“ geschriebenen Titel des Intro drehen sie mit „phrasenpflaster“ ordentlich auf.
Dabei aber immer in ihrem geordneten Chaos bleiben, welches sie wohl sehr lieben.
Sie machen das sehr bewusst ohne Verzerrung. Die Lautheit der Band kommt doch oft sehr deutlich vom Schlagzeuger, der sehr gekonnt immer lauter wird. Bzw. auch die Vocals, das Geschrei, wir immer lauter. Ich finde, dass man das nicht oft so hört. Meist werden viele Melodien verwischt durch zu viel Zerre oder dem Hall.

KŸHL Gitarre und Bass bleiben in ihrer Range.
Die Band ist ein Skramz/Screamo Kollektiv aus mehreren Städten, wie ich dem Insta-Profil entnehme. Hamburg, Görlitz und Dresden. Wobei letztere Städte wohl noch am nähesten beeinander liegen.
Sie spielen sich schon ganz ordentlich durch Europa. Wenn ich mich nicht täusche hatte ich sie schon ein paar Mal im Ohr, aber noch nie auf dem Plattenteller liegen.
Platte ist von 2023, habe sie trotzdem geschickt bekommen um hier diese Rezi zu schreiben. Vielen Dank dafür!
„nach strich und faden“ ist ein schöner, lärmiger, nicht zu Math-coriger Screamo Release von Zilp Zalp Records, Friendly Otter Records, Skate Pizza Records, Shove Records, Zegema Beach, Trace in Mace, Times as a Color, Dingleberry Records und Broken Sounds (letzteres hab ich dann von discogs)…. irgendwie sind noch ein paar vermerkt aber nicht als Labellogo.
Die Striche und Fäden auf dem Cover sind die Lichtstreifen, die Autoscheinwerfer in einer Langzeitbelichtung hinterlassen. Wirkt wie ein Foto, ist aber, denke ich, nachgezeichnet. Cool.

Schade ist, das keine Texte dabei sind. In dem Geschrei kann ich jetzt ihre politische und queere Einstellung (Beschreibung von Insta) nicht so richtig nachvollziehen. Und ich empfinde das als wichtig, die Message, wie sie geschrieben und gemeint ist, auch lesen und verstehen zu können!
Insgesamt ist der Sound ausgewogen und jedes Instrument (auch die Vocals) sind quasi gleichberechtigt.

LP: schwindel – tod dem diktator

Schwindel-ig ist mir nicht, aber Schwindel können sehr gut Kreise drehen, wenn sie losgelassen werden.
Bevor ich die neue Platte überhaupt aufgelegt habe ist mir der Titel „Tod dem Diktator“ ins Gehirn gefräst.
Im Promoschreiben steht dazu auch noch als Fortsatz „Pest der Tyrannei“. Joah. Ich seh mich da schon auf ner Demo mit dem Schlachtruf.

Das Cover finde ich auch echt ansprechend. Artwork ist von Tobias Göbel von dem ich schon einige Artwork gesehen habe (Octo, In Gaffa,…)

Der erste Track ist gleich ein starker Beginn, die Band nimmt sich wohl selbst nicht zu ernst und titelt „schwindel muss vernichtet werden“.
Sie nennen es Punk, ist es auch, ein bisschen tieferer Rachut-like-Gesang.
Allerdings bringt das Trio Schwindel etwas mehr Noise auf die Hälse und Felle ihrer Instrumente. Was im Sound nicht so spürbar ist, der ist druckvoll!

„zufallsprinzip“ ist ein sehr noisiger Punktrack. Die Lyrics sind bemerkenswerter Weise komplett zerhackt. Sie wollen nicht enden oder enden in der Mitte der nächsten Zeile. Und nach eineinhalb Minuten ist der Krach auch durch. Cool.

Irgendwas zwischen Indie und Post-Hardcore. Punk eben, hehe.
Ich empfinde Schwindel als eingängiger als die Vorgängerband Grow Grow, die ich schon ganz gerne gehört habe. Das zweite Album von Schwindel gefällt mir echt gut!
Man versteht die Lyrics schon ganz gut. Einfacher ist manchmal mitlesen und kann dann besser dem Rest, dem Gesamtbild lauschen. Leider muss man das Lyricsheet im Uhrzeigersinn mitdrehen.
Naja, wenn das mal alles ist, worüber ich rumheule.
Schwindel heulen nicht, sie machen zeimlich klare Kante und finden deutliche Worte. Was auf dem ersten Album sich noch mehr um Geschichten und Ereignisse drehte, hat nun die aktuelle Lage textlich im Würgegriff.

Anspieltipp ist da „reclaim spazierengehen“.

Nimm mich auf den Arm – Sag mir, was ich hören will
Zeig mir die flache Welt – Ich geb dir mein Taschengeld
Du denkst lieber quer – Deine Antwort klingt bequem
Höchstwahrscheinlich löst sie – das komplexeste Problem

Vielen Dank, Schwindel, für dieses schön krachige Album. Weitab vom Puls der Zeit, der meist mit irgendwelchen Synthie-Post-Punk-Quengeleien um die Ecke kommt, aber nicht mit geradeaus gespieltem Punk.

Dan am Bass, Karl an den Drums und Martin Gitarre und Gesang.
Die Band ist ganz gut aufgehoben auf dem Label Flight13, wobei mir dieser Release schon etwas besser gefällt, als vergleichbare Schalko mit ihrer letzten LP „3 mal pommes, bitte“.

Zehn Songs sind auf dem 180gramm Vinyl zu finden.

MC: autobot – zurück an der spitze

Autobot alias André Lux hat ein neues Tape raus.

In meiner zeitlichen Wahrnehmung ist das noch gar nicht so lange her, da hatte ich das Split-Tape von Autbot und Ferdinand Führer hier im Deck.

Als die „neue“, giftgrüne Kassette im Deck liegt geht der Gute-Laune-Punkrock los.
Aber Autobot ist gar nicht gutgelaunt, er ist witzig!
Witzig, weil er über die Zahnbürste von Hartmut Engler singt, die er in einem Proberaum (seinem) in Bietigheim (Nähe von Stuttgart) gefunden hat. Und die hat im Millionen eingebracht.
Autobot ist nicht bei Spottifei, nein, ihn gibt es auf Kassette.

Zweiter Song ist „mein lehrer ist ein nazischwein“ und spätestens hier wird dann klar: Autobot ist nicht gutgelaunt, er ist witzig; oder sagen wir ironisch.
Ganz großes Kino!
In Bezug auf die Gutelaune im Punkrock schreibt er dann also einen dritten Song und besingt ebenjene Laune von Ingo. Ingo singt bei den Donots. Kennt ihr? Ich mach da seit jeher einen Bogen drum. „ich wär so gern ingo von den donots“
Autobot ist witzig. Er schreibt ein melancholisches Stück über jemanden, der immer lacht. Und immer freundlich ist und immer seine Haltung parat hat – wie so ein…. Autobot?
Vorletzter Song ist ein schnelles, wildes Stück über „der handwerker ist da“und zum Abschluß gibt es „jeremy“ auf die Ohren.
Und nur um das nochmal deutlich zu sagen: Autobot ist nicht lustig, er ist witzig.
Super Tape! Famoses Artwork auch.
André spielt Gitarre, singt, Pauke, Congo, Melodika, Klavier, Munharmonika und hat die Musik und Texte von Autobot geschrieben.

Erschienen bei Lovelieder Records. Aber wo es das Tape zu haben gibt…. vrmtl einfach bei Insta mal melden! Oder via André selbst bei Etsy/Egonforever. Kostet 6€.

LP: kochkraft durch KMA – hardcore never dies das

Nun denn. Kochkraft durch KMA. Da hätt ich mir auch gleich Team Scheisse holen können, die verstehe ich so gar nicht mehr.

Die Band war ja auf dem letztjährigen Artcanrobert Sommerfest und hat eine hochprofessionelle Show abgeliefert, die mich, nachdem ich sehr auffallend darum gebeten wurde, nicht zu filmen oder fotografieren, nur 10 Minuten anschaute. Dafür den immens großen FlightCase für ihr Merch bestaunte; und allein ihre bandeigene Tourfotografin überall rumspringen durfte, um zu dokumentieren. Aber ich mag mich ja überzeugen lassen.
Mal schauen, ob das gelingt und das KMA mich durchdringt.

Das neue Album heißt „hardcore never dies das“ und die ersten Songs sind absolut kreativ und sprudeln nur so vor Ideen und Energie. Das macht schon echt Bock. Total energiegeladene Band, die Bock auf Party hat, das zeigt und aber auch Inhalt präsentiert. Zwischen Dada-Lyrics und Sozialkritisch. Politisch auch.
Flinta*-Personen und allem, was gerade das Herz und Hirn der Generation zwischen 15 & 25 bewegt.
Dazu noch ein to-tal klasse Video zu „bon jovi“, in dem die Sängerin Lana vom Publikum die komplette Zeit getragen wird wie nach dem Stagediven.

Der erwähnte „Lederjackenmann“ erinnert mich, klar, an den „Lederhosentyp“ von Hansaplast.
Zu einem späteren Zeitpunkt kommt dann „wer soll ich heute für dich sein“. Ein Banger. Wirklich lyrisch einwandfrei und hohes Hitpotential. Zusammen mit ___ und doch: ich vermisse den finalen Twist, in dem ich gesagt bekomme, dass das ironisch gemeint ist.
In diesem Moment war ich irgendwie irritiert und raus.
Dann fällt mir auf, dass dieser Song mit Luise Funface von TCHICK ist und klar, dann ist absolut klar, dass das ironisch gemeint ist, dass es hier um ein falsches Frauenbild geht, das wir bitte zu korrigieren haben. Das ist mir aber ein wenig dünn. Wie soll das der Hardcore-diesdas-Typ verstehen, wenn das im Radio läuft. Bzw. man ja mit der Art Elektropunk, bzw Neue Neue Deutsche Welle, ja eigentlich ALLE Leute erreichen möchte, damit die Message auch ankommt. Dann sollte man das doch auch so formulieren; zumindest so, dass da ein fader Beigeschmack bleibt.
Versteht mich nicht falsch. Ich persönlich verstehe die Message.

Die zweite Seite der LP ist etwas mehr Rave, mehr Elektro, da ich auch nicht so der Tänzer bin, gute Kopf-nicker.
Kochkraft durch KMA funktiniert als Komplettpaket: Titel, Songtitel, Artwork, Songwriting, alles super!
Zwischen Selbstreflektion und dem Aufmerksam machen auf Zustände. Erfreutes Erstaunen begleitet mich über die gesamte Lauflänge. Als alten Blogger und Fanziner könnte man mir auch nachsagen, dass ich erschrecktes Erstaunen vor zu viel Neuem zeige.
Es ist mir aber auch schon in den 90ern, als das das erste Mal aufkam, zu viel Elektronik.
Sie zielen auf Feiernde Zuhörer*innen ab, die einen gewissen Kritikbogen in ihrem Leben haben, was ich super finde, da treffen sie sicher auch ins Schwarze.

Mit sehr großer Freude aufgenommen, die richtige Attitüde, die sie auch genau richtig präsentieren. Mit Grand Hotel Van Cleef haben sie sicher auch das richtige Label gefunden und werden einen schönen Festivalsommer spielen.
Hier als limitierten Japan (…) Import zu haben.

LP: troops of the sun – night songs

Troops of the Sun haben jede Menge neuer Songs, elf an der Zahl, weswegen sie auch auf ein Doppel-Album gepackt werden mußten.
Um genau zu sein: Gatefoldcover, drei Seiten bespielt, die vierte frei für eure Schnitzereien mit Zirkel.

Getragenheit ist der heimliche Vorname der Band. Ganz klar zu verorten in den Sounds des Post-Punk des letzten Jahrhunderts. DIY wird groß geschrieben, denn die Band hat alles selbst aufgenommen und produziert.
Ordentlich düster, viel Melodie und eine große Ode an die englischen Post-Punk und Ne Wave Bands der End-70er / 80er Jahre.
Es geht nicht nur um Befindlichkeiten in den Texten sondern auch politische Aussagen kommen ganz klar zur Sprache!
„raining“ – power needs always disorder.
Verzweiflung am Menschen, über den Menschen.

Troops of the Sun experimentieren mit ihren Mitteln, das sind zwei Gitarren, Bass und Drums, holen soviel raus wie möglich, bzw klingen manchmal auch frisch und rough zugleich.
„the clock“ ist da eventuell ein gutes Beispiel.

Die Ode an DIE Band Joy Division ist „silenced teenager“, dem ich im Kohi in Karlsruhe schon lauschen durfte.

Es geht darum, dass jedes Wort von dir fühlt sich an wie ein Gedanke von mir; und dieses Erkennen des Nicht-Allein-Seins. Da spricht wohl der eine Textdichter den andern an!

Aufgenommen an vier Tagen im Werner Wiese Studio.
Die Band sind Bass Eddie, Gitarre Marcel, Drums Uli und Gitarre + Vocals ist Maul (EA80), der hier als 87etf4 (glaube ich).
Die orangene Version habe ich mir beim Majorlabel bestellt. Habe aber auch die schwarze Variante in der Distrokiste, falls Bedarf, kommt auf eins meiner Konzerte, hehe.

 

7inch: ÿdeg – elme

Mich erinnert ÿdeg an so Anfang der 2000er Hardcore-Bands. Keine Ahnung, ob das der, im Promoschreiben, benannte „revolution-summer-schule“ ist. Schule mag ich eh nicht.
Die 7inch ist mit „elme“ betitelt.
ÿdeg sind ein Post-Hardcore-Punk-Trio, welches in Berlin ansäßig ist und haben sechs kurze und dennoch extrem abwechslungsreiche und intensive Tracks da in die beiden Rillen gepresst.

Nach dem ersten Hören ist es schwer, einen Hit herauszupellen, aber mir gefällt sehr gut, dass jeder Song anders ist!
Sehr gut einspielte, spielfreudige Gitarren, die Backsection Bass und Drums halten das zusammen.
Die Lyrics sind trotz der Kürze der Songs dennoch recht ausufernd. Meist sind es Geschichten, die erzählt werden und in ihnen werden Fragen gestellt. Da das Trio ist aus „zwei failed democracies“ des Ostens, nämlich Sachsen und Ungarn, und alle Lyrics sind in ungarisch gesungen, aber in englischer Übersetzung auf dem Textsheet.
Eine der Fragen ist, wie es sein kann, dass eine Bevölkerung, die in Ungarn rückläufig ist, immer noch mehr Idioten hervortreten.
Der Bassist, der auch singt, schreibt aus seiner persönlichen Sicht. Zweifelt, wütend, zwischenmenschlich. Es gibt Dinge, die man nicht schützen kann, aber Dinge, die man loslassen kann. Am Ende wird man sich helfen können.
ÿdeg erinnern mich an die famosen Deadverse, sind zwar etwas noisiger in Spiel und Sound, aber dennoch haben ÿdeg einen irre guten Drive.
Gute 7inch. Hinterlässt mich nachdenklich.
Dreht gleich nochmal eine Runde!

Erschienen ist die 7inch bei It’s Eleven Records.