buch: der lärm der nacht (peter hartinger)

Ein Fotobuch mit Bands aus der Subkultur der 80er Jahre. NRW.

Was fasziniert einen eigentlich an so einem Fotobuch? Ich meine, klar, ich hab es mir gekauft und nun blätter ich darin, doch wieviele Male werde ich das noch tun?
Wenn man so darüber nachdenkt, braucht man es nicht zu kaufen!

Es dreht sich hier speziell um Fotografien von Peter Hartinger und Armin Wonner. Dazu gab es auch eine Ausstellung.
500 Bücher (ich habe Nummer 414) sind erschienen. „auf den Bühnen der Innenstädte in Zeiten des Post-Punk“.
Was ich bemerksenwert und cool finde ist, dass erklärt wird, wie man in dieser Zeit überhaupt Fotos gemacht hat. Beispielsweise legte man sich Aliasse zu.
Armin Wonner war Käptn Nivea und Hartinger war Jan Cux. Es dreht sich ums Fanzinemachen und die Kamera. Welches Equipment nutzt man?
Ohne Blitz geschossen auf einem 400 Iso-Film; entweder mit einer Minox 35PL, einer Konika Autoreflex T4 oder einer Yashica FR1.
Die beiden Fotografen haben diese Fotos gemeinsam in einem Archiv gesammelt.

Es gibt natürlich die „üblichen Verdächtigen“ Die Ärzte, Die Toten Hosen, aber auch nicht nur Punkbands, sondern auch The Pogues, The Fall, Einstürzende Neubauten, Laibach.
Vermutlich alles in Läden geschossen, die es heute nicht mehr gibt. Juz Düsseldorf, Zack Düsseldorf, Venlo OOC, Uni Duisburg, uvm.
Das Spannende, was es in diesen schwarz/weiß-Aufnahmen zu entdecken gibt, sind wohl all die Dinge, die die Musiker in den Händen hielten. Was hatte das Publikum für Klamotten an.
Man sieht schon sehr deutlich, dass man noch sehr weit entfernt ist von dem Reichtum der heutigen Zeit. Dem Hochglanz.
Trotzdem erahnt man, wie bunt das wohl war. Die Shirts, die Locations.
Begleittexte, mal Interview (mit Christoph Blümer, der Konzerte im Zentrum Altenberg organisiert), meist aus einem Zine-Beitrag komplettieren die Fotografien.

Zu bestellen gibt es das hier: Peter Hartinger

7inch: zona 84 /w torpedo mayer Split

Torpedo Mayer aus dem Rheinland und Zona 84 aus Argentinien teilen sich diese 7inch bei Pauli Punker Records.
Die beiden Bands haben sich kennen + liebengelernt und sind nun verheiratet auf Tour unterwegs.

Zona 84 habe ich doch schon das ein um andere Mal wahrgenommen.
Kein unbeschriebenes Blatt. Machen melodischen Party-Punk. Ihr Seite heißt „rosario“. Ihre Songs „los enganados“ (die Betrogenen) und „una oppotunidad“ (eine Gelegenheit) sind auch in einem recht gediegenem Tempo. Letzterer erinnert mich tatsächlich an etwas italienisches wie Adriano Celentano oder so. Ein wenig schlageresk.

Man hört das Torpedo Mayer ausm Norden der Republik kommen. Und ihre Seite betiteln sie mit „rheinland“
77er Punkrock, gediegenes Tempo, witzige Texte auch. Gonokkoken sind übrigens der medizinische Fachterminus für Tripper.

Die 7inch kommt im schweren Pappcover. Kein Textblatt.
Erschienen via Pauli Punker und auch dort zu haben!

video: berlin 2.0 – erlösung

Mal vorneweg ein gutes Stück Musik von Berlin 2.0
Toller Text und die absolute Reduktion auf das Wesentliche mit den Instrumenten ist echt ansprechend.
Weswegen ich das Video poste:
ich hab tatsächlich Schwierigkeiten mit diesem ganzen KI-Kram. Wie geht es euch damit? Findet ihr das gut, dass viele Bands jetzt darauf zurückgreifen, um Inhalte der Texte zu verdeutlichen oder zu überhöhen?

Freue mich auf jeden Fall auf das neue Album, zu gegebener Zeit gibt es auch ein paar Worte dann dazu. Erscheint Anfang August via Kidnap Music.

CeDe Salatschüssel #9: IQ Zero / Margot Erkner / SAFI / drauf

IQ Zero – Toss A Coin

Die aktuellste CD, rein vom Release her, sind IQ zero und heißt „toss a coin“ und mit der beginne ich auch.
Die Band hat also eine Münze geworfen und beschlossen uns dieses Album mit elf Songs zu schenken.
Im Inlay sieht man als erstes „für Stephan“ und darunter ein Foto einer (der) Band, die komplett am Rad dreht. Schön gestellt.
Dazu Autogramme. Nett.
Wenn die CD raus ist, sind lustige Fotos der Bandmitglieder, die offensichtlich sehr viel Spaß hatten komplett over the Top zu sein.
Die Mucke hört sich nach Green Day an. Durchdachter Punkrock von IQ Zero.
Die Bandmitglieder kennen sich seit Schultagen und waren 10 Tage im Killstar Studio in München.
„farewell“ fast schon ein balladesker Beginn, dann eigentlich ein guter Song wird. Das Piano spielt da gut rein.
Bei „wanna know“ geht es schon in fast poppige Gefilde, was so gar nicht mein Ding ist.
Pop-Punk, biscchen Emo, Punkrock.
Der Bass schwer und dengelt ordentlich, dafür ist der Rest so brav eingespielt und gemischt, dass ich echt die Wildheit der Fotos komplett vermisse.
„simpatico“ tatsächlich Pogo-Punk.
Es wimmelt so vor Singalongs, sicherlich live ne Wucht.

DRAUF – sternzeichen zigarette

Band kommt aus Vechta. Cover spricht mich gar nicht an, ich rauche nicht mehr und Tattoos auf der Innenseite der Lippe finde ich einfach dumm.
Also schnell die CD rein und bloß nicht weiter drüber nachdenken.
„sternzeichen zigarette“ ist allerdings auch gar nicht der vermutete Bandname, sondern es ist das Tattoo. Abgefahren. Drauf. Finde den Titel da schon irgendwie geiler. Lässt sich im Netz auch leichter finden! Egal, scheint ne junge Band zu sein, die ihren ersten Release raushaut.

Seit 2017 sind sie ordentlich unterwegs und haben sich, laut Vita, in die Herzen der Deutschpunks gespielt.
Das trifft es ganz gut. Soweit ich das über den ersten Song „das ist deutschland“ sagen kann. Und es ist bisher der beste Release, den mir Rockzone zugesandt hat. Kein Rock dabei, wirklich punkig das Ding. 
klar, es ist nicht alles Gold, was da funkelt, der Nächste „es ist nicht alles gold, was glänzt“ beginnt sofort mit einem Ohohohoh-Chor, den Alarmsignal oder Die Toten Hosen nicht besser spielen könnten und ich krieg Falten im Gesicht.
Jaja, Felix, maul nicht immer an allen CD-Releases rum. Aber halt in einem Song 8 Mal (oder mehr) den selben Refrain mit diesem Chor – warum macht man das? Meinen Bands, die das machen, dass der Zuhörer noch zwei Runden braucht um mitzugröhlen, oder weil er es nicht kapiert hat, was der Inhalt ist, hehe.

Die Themen sind gut, auch ab und an schon mal im Deutschpunk in Gebrauch waren.
Textlich finde ich das allerdings schon ganz gut.

„das ist deutschland
in der mitte rechter rand“
das ist deutschland

„ich kann es nicht mehr sehen
mit brandstiftern und tätern teilt ihr euch das bett
wie die fahne im wind
christlich sozial und so adrett“
auf dem rechten auge blind

Die Aussagen sind also treffend und die Musik läuft schon auch sehr gut rein!
Bisher also, wie gesagt, von Rockzone der geilste Release drauf „sternzeichen zigarette“ – gibts auch auf Vinyl (dann wäre dieser Review auch schneller fertig gewesen 😉 ) im SHop von Rockzone Records

margot erkner

Entschuldigt, dass ist wirklich ewig hier hängengeblieben, obwohl mich die Nachricht und dann die CD-Verpackung doch sehr angesprochen hat.
Tolle Pappschachtel! Und einem Zettel mit Infos und einem Foto. Ist ne Promo, Platte sieht ein wenig anders aus.
September 22 aufgenommen und 10 Songs sind drauf.
Gut abgehangene Rockmusik. Ist nice, läuft ganz gut durch.
Mehr habe ich gar nicht zu sagen.

Tomate Platten, Flight 13.

SAFI

Mehrfach gelesen habe ich über SAFI, dass es DAS Album des Jahres sei – und bin nicht drauf angesprungen.
Dann flatterte die CD doch hier rein.
Es ist düsterer Pop. Ein echt fettes Promoschreiben über zwei Seiten liegt bei und es sind so wohlfeile Worte, die den Sound und alles an SAFI so gut beschreiben, dass ich für einige Momente, in denen ich die Musik einfach laufen lasse, sprachlos bin und keine Ahnung habe, was ich jetzt machen soll.
Zwischen Wall of Sound und minimalistischen Songstrukturen hin + her wabert SAFI, spricht ihre Texte darüber. Also irgendwie mehr Spoken Word mit musikalischer Begleitung? Nein, da wird schon noch gesungen, es gibt Sprachexperimente. Avantgarde oder doch sehr klare, klar verständliche Aussagen?
Ein anderes Magazin schrieb „SAFI ist ein einziger, kritischer Moment, der sich in die Zukunft frisst und anfühlt wie eine Operation am offenen Herzen“. Was sehr lyrisch beschreibt, was die Band lyrisch bringt. Spannend auch die kleinen Noise-Eskapaden. Was beim ersten (rein)Hören noch echt ansprechend war, verliert sich diesmal tatsächlich.
Unglaublich viele featuring Artists wie Denis Lyxzen, Käthe Rummelsnuff, Sebastian Madsen.
Fazit: von Moses Schneider live aufgenommen, was ich tatsächlich, bei dem, was sie da musikalisch machen, für extrem professionell halte. Live sicherlich eine Wucht. Der Sound will mehr, die Musik will mehr, sehr fordernd und speziell. Irgendweas las ich auch von Punk… aber nein, dass ist sehr große Popmusik. Ganz sicher!
Tatsächlich ein Album des Jahres.
Ja, isses. Mir persönlich ist es sehr spannend und exzentrisch, schmiegt sich doch an. Ein wenig suche ich allerdings noch den Zugang.
Wie geht es euch damit?

Rookie Records. Als CD und als Doppel LP.

fanzine: rauditum #11 + 12

Ein Zufall will es, dass ich die #11 vom Rauditum in den Händen halte und durch diese fantastische Ausgabe durchgehe. Ich stelle schnell fest, dass es diesmal so viel um Punkrock geht – was eher ungewohnt ist – sondern sogar so viel Punkrock, dass das auch ein Buch hätte werden können. Stattdessen werden es mehrere Teile!
Es startet mit der Band The Orobians aus Italien. Einer jamaican Ska-Band, die es seit 1997 gibt. Direkt anschließend ein, wie es für Ugly, dem Macher des Hefts, üblich ist, ein riesen Bericht über Poly Styrene (in den Link habe ich nicht vorher reingehört). Sie war Sängerin der X-Ray Spex gewesen und er widmet sich zuerst der Herkunft des Namens „Styrene“, dann ihrem Werdegang. Was eine voluminöse Huldigung über 10 Seiten.
Ich habe diesmal nicht so viel von den Gedankenfragmenten gelesen, bin nämlich direkt auf die Erwähnung des Ortes Velbert gestoßen. Ich komme ursprünglich aus der Gegend zwischen Düsseldorf und Köln, bin da also schon mal irgendwann durch. Wie auch immer, ein wenig musste ich mich reinlesen, geht es um die Band Hostages of Ayatollah, die dort Anfang der 1980er Jahre gegründet wurde.
Ugly gibt der Band und ihrer Geschichte unglaublich viel Platz. Sie erzählen, wie sie zur Besetzung kamen, zum Bandnamen und zu ihren ersten Auftritten. Jacho spielte dort auch mit. Und nachdem der lange Bericht, bzw. der erste Teil davon, zuende ging kommt ein Interview mit ihm. Jacho ist Jonny Bottrop und war lange bei Terrorgruppe.
Die Bands sind und waren alle nicht mein DIng, was die Geschichte aber nicht uninteressant macht.

Part III „früher war alles anders“ – cool – stimmt auch alles. Scheiß Schlangen vor Telefonzellen. Und dann keine 20 Pfennig mehr am Start und wieder Schnorren und angepöbelt werden. Hehe.
Dazu gibt es noch von den Neckarions ein Interview, was mal endlich eine mir persönlich bekannte Band ist, die es ins Heft geschafft hat! Cool

Ich lege das Heft erstmal aus der Hand, streune so durch meinen Südflügel und stoße auf ein Heft namens Rauditum. Da steht #12 drauf. Ich denke so „ne, oder?“ Und das Heft so „doch doch, ganz sicher!“
Ich schlag das Heft auf und merke, ich hab hier ne neue Ausgabe und die sollte ich mal lesen.
Es geht nun also weiter, und zwar gleich mit drei Geschichten. Einmal bekommen die The Orobians Platz, ihr neues Album zu präsentieren. Dazu Teil 2 von den Hostages of Ayatollah und dem Interview von Jonny Bottrop, welches hier dann auch zuende ist. Wahnsinn die Arbeit, die dahintersteckt. Zitate aus Fanzines der 80er Jahre zu der Band, Lyrics, Flyer, und und und!

Und dann liegt da auch noch die CD der Platte bei. Super. Jetzt brauche ich nur noch einen CD-Player, hihi. Freue mich darüber sehr.
Dann gibt es allerdings noch etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe und es interessiert lese. Ronja wird nicht explizit erwähnt, dennoch ist sie an #punktoo und auch dem Plastic Bomb beteiligt. Und ich finde den Denkanstoß, den Ugly hier gibt absolut richtig. Lest es aber bitte selbst!

Ugly, weitermachen!

MC: affenmesserkampf – förde runs red

In Anlehnung an“river runs red“ von Life of Agony hier also die deutsche Antwort…. 31 Jahre später
Affenmesserkampf präsentieren „förde runs red“.

Ich schweife kurz in die Vergangenheit. Nachdem ich „doch“ und „clowns in wut“ gehört hatte, war mir die Band, die Hardcore aus Freude am Frust macht, ans Herz gewachsen.
Dennoch, sie blieben jetzt nicht für immer auf dem Plattenteller, habe das ein wenig aus den Ohren verloren. Früher irgendwie mehr Post und auch mehr Punk im Hardcore, vor allem durch den trockenen Gitarrensound, kommt nach 7 Jahren nun also „förde runs red“ zum Verzehr.

Auf jeden Fall ist das Artwork wieder ein Hingucker, unterschiedlicher könnten sie über die Jahre ja gar nicht gewesen sein, diesmal mit Camouflage; die offensichtlich einen Kacki-Streifen in der Mitte liegen hat.
In den Texten findet eine vor sich selbst nicht Halt machende Kritik statt. Gleich im zweiten Songs „im alten weißen van“ bekommen wir in unter eineinhalb Minuten die alte weiße Band (affenmesserkampf) von einer Frau am Mikro erklärt bekommen, wie man sich am besten nicht verhält.
Erinnert mich schnell an Adam Angst, irgendwie.
Affenmesserkampf ist nun mehr Hardcore durch die fetten Distortiongitarren.
Insgesamt geht es mir nach 5, 7 Songs so, dass ich das Gefühl nicht loswerde, dass die Lieder musikalisch auf die Texte ausgerichtet sind. Weshalb dann die Musik nicht so richtig hängenbleibt. Da sind Kaput Krauts ne Runde phantasievoller?
Ey, ist kein Verriß: ist ein gutes Album. Solide, halt.
Remineszenzen und Augenzwinkern in allen Titeln „leb so, dass es niemand wissen will“ „euer ernst ist nicht euer ernst“ „volkaustausch jetzt!“ und mehr!
Vinyl (in schmutzigem Rot) ist bei Gunner Records und das Tape bei Black Cat Tapes raus.
Die Band aus Kiel hat 16 neue Lieder am Start, saugute Texte und soliden Hardcorepunk.

LP: pisse – dubai

Pisse – Dubai, schon ne Weile digital raus.
Endlich auf Vinyl. Yeah. Notwendig: unbedingt?

Die letzte Platte kam 2020 raus, ich hatte tatsächlich das Vergnügen eines der letzten Konzerte vor dem Lockdown mit pADDELNoHNEkANU vor ihnen zu spielen und sie live zu sehen.
Soweit ich weiß, ging es dann so ein klein wenig steil mit Pisse, sodass sie sogar eine USA-Tour buchen, doch leider nicht antreten konnten.
Die Band macht ja soweit alles falsch, was man im Biz falsch machen kann: nach halbwegs gestellten Interviews und dem hinterfragen „wozu braucht man das?“ – haben Pisse eine steile Karriere bei TikTok hingelegt und sind inzwischen bei der Gema. Ich denke, bei der Beliebheit und den Clickzahlen dürfte das eine gute Idee sein.
Heißt aber auch: man muss zusammen bleiben, sonst wird die Gema ein finanzielles Faß ohne Boden, die *rschgeigen.

Okay, ja, zugegeben, ein Review ist das noch nicht, ich glänze mit Halbwissen. Keine Sorge, mir bringt das rein gar nichts, die Buchstaben hier reinzuhacken und auf Clicks zu hoffen. Die Kids wollen nur TikTok Videos. Aber ich bleibe diesem OldschoolMedium wie auch dem Print verbunden. Dort lauern die wahren Freunde!

Das Tape „groupo pisse y las hermanas martinez“ und die schöne 7inch „lambada“ lagen zwischen den beiden Alben. Wieso ich diese seltsame Single mit den beiden Coversongs nicht dazuzähle…? Sie ist blöd.

Nun also „dubai“. Geht echt gut ab. Sie machen mehr mit Synthie, bringen lange Instrumentalteile in kurzen Songs unter, dazu dann ein repetitiver Text. Ganz so hart ironisch sind sie nicht mehr, haben es aber auch nicht liegen lassen. „kanonenfutter auf dem schlachtfeld der herzen“
Endzeitmusik für Menschen die bspw das Gefühl kennen sich in der U-Bahn beobachtet zu fühlen „glotzkowsky“; zappelige 10 Songs in unter 20 Minuten. Apropos zappelige Parts. Pisse hatte augenscheinlich nicht nur Bock auf mehr Synthie sondern auch auf so Küchengeklappergeräuschpercussion.
Die Band könnte wohl in dem, was sie und wie sie es macht gefühlt 100te neuer Tracks schreiben und veröffentlichen. Ich finde das schon bemerkenswert gut, dass sie bei Minimalspielzeit bleiben und auch live exakt das rüberbringen.

Seite A
erster Song „stein“ – gut, check.
zweiter „glotzkowsky“ – gut, check
dritter „herzberg 100“ – gut, check
vierter „tempel I“ –             –        geschrieben und gespielt von Rainer Hoffmann (wer ist das?) was soll das. Dieses Georgel? Haben vrmtl genausoviele nicht verstanden, wie ich. Sonntags, Kirche? Wenn es ein Scherz ist, dann ist es ein recht langer Scherz (ist das längste Lied auf der Platte) – aber lange Scherze, hehe, hört euch mal die B-Seite von Briefbombe an!
fünfter „tempel II“ – zurück in der Spur, gut, check

Seite B
erster Song „soldaten der liebe“ – gut, check
zweiter „möbelhaus“ – gut check
dritter „theater“ – gut, check
vierter „zwangsneurose“ – gut, check
fünfter „männerpissoir“ – gut, check

Platte zuende. Gibts quasi überall. Solltet aber beim Label apokaplexy zugreifen! Da gibts noch andern Egg-Punk, Synthie-Kram!

10inch: veitstanz – die zeit ist reif

Es durfte mal wieder ein Release aus dem Hause Frei zum Abriss Kollektiv her.
Veitstanz sind eine Band aus Haldensleben bei Magdeburg gewesen, und sie spielen metallischen Hardcore. Deutsche, recht punkige Texte. Rumgerüpel! Das Demo „die Zeit ist reif“ kam schon bei dem Label raus.

deutsche bürger deutsches geld
wählen den tod auf dieser welt
deutsche bullen deutsches geld
schützen den tod auf dieser welt
deutsche politiker deutsches geld
fördern den tod auf dieser welt
deutsches land scheiß geld
steht für tod auf dieser welt
„sie sind wieder da“

Das hört sich doch mal schwer nach einer Deutschland-Depression anno 1990 an? Ich fühle mich direkt zurückversetzt in die Zeit, in der unglaublich viele Menschen Deutschlandfähnchen schwangen, Helmut Kohl irgendwas von Einheit faselte und sich die (in der DDR nie bekämpften) Rechtsradikalen aus Ost & West auch vereinten – und heute dort ihre Strukturen haben und uns ordentlich auf die Eier gehen. Im Grunde könnte man diesen Text nun also wieder so verfassen. 
Ich finde ihn ein wenig plakativ, aber gut.

Weswegen ich neugierig wurde ist, dass da auch noch ein schöner Siebduck auf einem extra Einleger dabei ist.
Als dann endlich dieses endlose Intro / Instrumental durch ist (irre, wirklich, unfassbar lang) und die Platte losgeht: antifaschistischer, rotziger, deutscher Hardcorepunk, gegen alles!
Bildmaterial aus dem Bandarvchiv. Erschienen 1989.

Ich habe #25von30 auf Lathé.
Reinhören hier:

MC: zuckerbrot und peitsche – wunderschön hässlich

Zuckerbrot und Peitsche, was ja schon mal ein sehr cooler Bandname ist, wenn auch sehr lang.
Und es gibt unendlich viele Seiten, die erklären, was es mit dieser Redewendung auf sich hat. Es gibt ein Festival (Elektronik…) gleichen Namens, diverse Lieder gleichen Namens und eine Folge von „ein fall für zwei“. Wenn man also „band“ in die Suchanfrage miteinfließen lässt: Ergebnis, yeah!

Die Band gibt es wohl schon eine ganze Weile und zwar mit Unterbrechung 2011 – 17 und wieder ab 2023.
Und dieses Tape beinhaltet 17 Songs von ihnen, aufgenommen 2013 und live in der Chemiefabrik Dresden im April 2024 aufgenommen.
Susä, Goofy, André, Matze; die alten Aufnahmen mit Assi am Bass.
Soviel aus dem Inlay.

Es ist, ja, Deutschpunk. Irgendwie „aus der Zeit gefallen“. Zackiger Deutschpunk, der die End80er, Anfang der 90er nicht überquert hat. Da kam Punkrock noch mehr aus der NDW und erst später zu diesem ätzenden Metalgitarren-Deutschpunk wurde.
Ich mag das gerne. Die Songs sind gut eingespielt, abwechslungsreich und gut gemischt.

Bei längerer Laufzeit fällt mir auf, dass die Sängerin Susä dieses gepitschte hochgehen mit der Stimme echt witzig ist. Ab und an ballert sie die Lyrics so raus, dass es sich fast schon nach amerikanischem Hardcore anhört. Das ist nicht unrythmisch, aber es muss in die Zeile passen!
Es gibt auch einige englische Lyrics. „bitte verletz mich“ ist jetzt mal spontan mein Anspieltipp.
Bei „erwartungshaltung“ geht es um Beziehung und es ist megagut, wie wütend sie den Text vorträgt. Nicht nur die Message ist schnell klar, sondern auch, wie sie sich dabei fühlt! Geht mir echt rein.
Die Gitarren haben einen echt fetten Sound! Gut!

Erschienen via Black Cat Tapes.

 

LP: tu la llevas – s/t

My Ruin ist ja inzwischen schon auch recht breit aufgestellt, was die musikalischen Erzeugnisse anbelangt.
Da gibt es Metal, Hardcore, NewWave, PopPunk, irre.
In diesem Fall hat Rosi mir mit dem ok nein Album, noch tù la llevas mitgeschickt. Sieben Songs Emo / Alternative drauf.
Ein Trio, was wohl in Deutschland lebt (Hamburg), und aus Griechenland, Spanien und Italien kommt; soweit ich das oberflächlich recherchiert habe. 
Sie singen auch auf Spanisch.
Die ersten beiden Songs „terremoto“ und „los jazmines“ sind etwas fordernder als der dritte „jonas“. Der Vierte ist nur ein Skit, aien instrumentales Zwischenstück namens „schellingstrasse 75“ – ich gehe mal davon aus, dass es der Ort der Freiheit ist: der Proberaum.
Der Sound ist insgesamt etwas schmutziger, klirrender, was die Gitarren anbelangt. Fast schon ein weng übersteuert wirkend, wobei fast keine Verzerrung auf den Saiten stattfindet.
Sehr entspannte Musik in meinen Ohren. Und das längste Stück auf dieser Scheibe mit sechs Minuten.
Letztes Stück „rivas va hacia madrid“ gefällt mir wieder richtig gut, was tù la llevas formen die Atmosphäre in ihren Songs in ihrer Einfachheit. Das ist das spannende an der Band.
knapp über 25 Minuten Musik in einem sehr schlichten Artwork. Die Farbwahl finde ich aber wiederum echt gut!
Ihr Bandname, so schreiben sie, „Tú La Llevas is spanish for „you got it“ and our answer to Yo La Tengo“ (wobei das dann wiederum in etwa dasselbe bedeutet)

Ich würd ja nun gern selbst was über „file under ____“ schreiben, aber ich kenne keine vergleichbaren Bands.
Zitat vom crossedXletters blog: „…Standstill, Catarata, It’s Not Not, Schedule, Heroes Del Corazon (haha), Madee oder Maple (auch haha, die haben doch alle gar keine bis wenig spanischsprachige Songs) erinnern? ..:“